Details

Ein Leben in drei Deutschlands


Ein Leben in drei Deutschlands

Deutsch-deutsche Geschichte in persönlichen Erlebnissen und Geschichten
1. Auflage

von: Claus Göbel

CHF 7.00

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 25.09.2017
ISBN/EAN: 9783956558429
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 242

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Schon wieder ein Buch über die DDR und die Wende? Was soll das? Es ist doch schon alles gesagt!
Warum also noch dieses Buch?
Claus Göbel, 1938 in einem sächsischen Dorf geboren und aufgewachsen, ist ein Kind dreier Deutschlands. Er hat sieben Jahre im Nationalsozialismus des Deutschen Reiches, 40 Jahre in der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik und 27 Jahre in der kapitalistischen Bundesrepublik Deutschland gelebt. Als Zeitzeuge dieser unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen erzählt er lustige und weniger lustige Geschichten und Anekdoten über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, die nahezu alle einen politischen Hintergrund aufweisen; gewissermaßen deutsch-deutsche Geschichte in Geschichten.
Den jungen Lesern, welche diese Zeiten selbst nicht erlebt haben, bringt er die vergangenen 80 Jahre aus einem ganz persönlichen Blickwinkel näher und trägt damit zu einem tieferen Verständnis der gesellschaftlichen Zusammenhänge in den drei Deutschlands bei.
Ältere Zeitgenossen hingegen werden sich durch seine Geschichten verstanden fühlen oder ganz andere Erfahrungen gesammelt haben. Wie auch immer: Wenn die Lektüre dieses Buches ältere Leser zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den erzählten Geschichten und zum Nachdenken über ihr eigenes Leben in diesen Zeiten anregen kann, wäre das wichtigste Ziel dieses Buches erreicht.
Mein erstes Deutschland: Das Deutsche Reich (DR)
Die Gnade der späten Geburt
Das Dorf Cotta
„Wenn die Madonna reden könnte“
Der 13. Februar 1945
Mein zweites Deutschland: Die Deutsche Demokratische Republik (DDR)
Nachkriegszeit
Aufbruchstimmung nach dem Krieg
Die Ziege Gretel
Aberglaube, Bräuche, Sagen
Hunger
Das Leben im Dorf Cotta
Grundschule
Abitur in Pirna
Erweiterte Oberschule
Leben im Internat
Frühe Kontakte zur Staatssicherheit
Arbeiterkind – ja oder nein?
Studium in Dresden
Vorpraktikum
Studium
Lustiges aus dem Studium
Professor für Ingenieurgeologie
Professor für Mathematik
Akademischer Architekt
Wir lesen heute nicht!
Professor für Statik
Professor für Vermessungskunde
Berufswahl oder am Rande des kritischen Weges
Austauschpraktikum 1960
Bulgarien-Reise 1961
Fahrt nach Sofia
Über das Rila- und Pirin-Gebirge
13. August 1961
Bulgarische Gastfreundschaft
Unsere Heimreise
Praxis–Geschichten
Küstenkanal
Peene-Werft Wolgast
Bauleiter auf Rügen
Meine erste Kreuzfahrt
Einsatz einer Ramm-Jungfer
Zurück nach Dresden
Hochschul-Geschichten
Vom Ich zum Wir
Ein Aspirant aus Vietnam
Die SED und ich
Abteilungskommandeur der Zivilverteidigung (ZV)
Hochschulreformen in der DDR
Robert-Berndt-Institut
Eine Nische in der DDR
Sieben Jahre danach ...
Ein Vortrag in Stuttgart
Ein Auto–Märchen
Lehrbücher Grundbaustatik
Lehrbuch „Grundbaustatik in Lehrprogrammen und Beispielen“
Buchmanuskript „Grundbaustatische Berechnungen“
Auslandsreisekader
Geotextiltagung in Wien
Doch noch Auslandsreisekader?
Marxistisch-Leninistische Abendschule
Bulgarien-Reise 1989
Lustiges aus dem Hochschulleben
Alkoholmissbrauch
Sexuelle Belästigung
Forschungsberatung
Wachdienst
Winter-Vorhersage
Berliner Außenring
Ernteeinsatz
Leiden eines EAW
Wetterleuchten der Revolution
Die friedliche Revolution 1989
Wende oder Revolution?
Oktober 1989 – Beginn der Revolution
November 1989 – Die Berliner Mauer fällt
Begrüßungsgeld
Dezember 1989 – Helmut Kohl in Dresden
Erste Reise nach Westdeutschland
Wir sind ein Volk!
Reise-Geschichten in der DDR
Reiseland Ungarn
Schwarzmeer-Reise 1983
Mein drittes Deutschland: Die Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Die Erneuerung der sächsischen Hochschulen
Leiter einer Fachkommission
Das Ende der Hochschule für Verkehrswesen Dresden (HfV)
Gründung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW)
Geschichten aus der HTW
Arbeitszeit
Streitkultur
Prüfungs-Kleidung
Nachvollziehbar
Reise nach Vancouver
Wieder im Schloss Gaußig
Mindestlebensalter




Prof. Dr. Claus Göbel ist weder Schriftsteller noch Historiker, sondern Bauingenieur und Hochschullehrer. Nach dem Studium und einer zweijährigen Praxis als Bauleiter begann er eine wissenschaftliche Laufbahn und arbeitete fast 40 Jahre seines Lebens an Dresdner Hochschulen. Als Hochschulmann veröffentlichte er in dieser Zeit mehrere Fachbücher.
Jetzt, im Ruhestand, widmete er sich vorrangig autobiografischen Themen, woraus unter anderem dieses Buch entstand. Claus Göbel ist ein überzeugter Europäer, unerschütterlicher Optimist und ein humorvoller Mensch, was den Inhalt und den Stil dieses Buches vom Anfang bis zum Ende prägt.
Eine private Reise nach Bulgarien war zu jener Zeit ein großes Abenteuer. Wir mussten uns zunächst in Dresden eine sogenannte Reiseanlage ausstellen lassen und dann in den Konsulaten der Länder Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Bulgarien in Berlin die jeweiligen Visa einholen. Dafür brauchten wir mehrere Tage. Devisen für Jugoslawien und Bulgarien gab es damals nicht, weshalb unsere bulgarischen Freunde, die wir im Austauschpraktikum im Jahr zuvor kennengelernt hatten, rieten, billige Armbanduhren mitzubringen, die sie für uns in Sofia verkaufen und zu Geld machen wollten. Wir kauften jeder sechs Armbanduhren, die, an den Unterarmen befestigt, mitgenommen und in Sofia innerhalb weniger Tage verkauft werden konnten. Auch wollten wir mit dem Zug von Dresden nach Sofia nicht durchfahren, sondern nur nachts reisen und uns am Tag die Städte Prag, Budapest und Belgrad ansehen. Dietmar hatte in Prag und Budapest einen Bekannten, der uns betreut hat. In Belgrad allerdings kannten wir niemanden.
Unser Reisegepäck bestand aus einem mittelgroßen Koffer und einem damals üblichen Campingbeutel. Das war ein länglicher runder Beutel, der nur mit einem Gurt getragen wurde. Früh in Belgrad angekommen, wurden die Koffer in der Gepäckaufbewahrung des Hauptbahnhofs abgegeben, weil wir tagsüber die Stadt besichtigen wollten. Das war ausgesprochen frech, wussten wir doch nicht, wie wir sie wieder auslösen können, da wir nicht einen Dinar besaßen. Uns wird schon etwas einfallen, dachten wir – und es fiel uns tatsächlich etwas ein.
Wer am Nachmittag den glorreichen Einfall hatte, das DDR-Konsulat in Belgrad aufzusuchen, um dort die notwendigen Dinar für die Auslösung der Koffer aufzutreiben, weiß ich nicht mehr. Wir fanden das Konsulat der DDR, das übrigens unweit des Konsulats der BRD lag, und drückten mutig auf die Klingel der Eingangstür. Die Dame, die uns öffnete, sah uns entgeistert an, was verständlich war, war doch unsere äußere Erscheinung am 4. Tag unserer Reise wenig ansehnlich. Wir stellen uns als in Not geratene Studenten der DDR vor und sagten ihr, dass unseres Wissens das DDR-Konsulat in solchen Fällen helfen kann. „Warten Sie hier im Vorraum, ich versuche, mit dem Konsul zu sprechen“, sagte die Dame zu uns. Nach einigen Minuten kam sie zurück und teilte uns mit, dass der Herr Konsul noch eine Verpflichtung hat und uns danach empfangen wird.
Nach kurzer Wartezeit wurden wir hereingebeten und standen nun dem Herrn Konsul gegenüber, dessen Namen ich vergessen habe. „Was kann ich für Sie tun, meine Herren“, fragte er uns ganz locker. Und nachdem wir unsere Situation geschildert hatten, wollte er unser Visum für Jugoslawien sehen. „Sie besitzen nur ein Transit-Visum, meine Herren, was bedeutet, dass Sie in Jugoslawien nicht unterbrechen und aussteigen durften. Es gibt zwar einen Hilfsfonds für in Not geratene DDR-Bürger in Jugoslawien, aber der ist für Sie nicht wirksam, da Sie eigentlich gar nicht hier sein dürften“, klärte er uns auf. Obwohl das eine klare Ablehnung war, spürten wir, dass wir ihm sympathisch waren und er uns helfen wollte. „Damit Sie nicht etwa auf den Gedanken kommen, im westdeutschen Konsulat betteln zu gehen (Was wir sicher getan hätten!), biete ich Ihnen folgende Lösung an: Ich schieße Ihnen etwas Geld vor, das Sie später in der DDR zurückzahlen müssen. Und weil ich Sie in diesem Zustand nicht aus dem Haus lassen kann, bitte ich Sie in den Keller, wo Sie sich gründlich duschen und rasieren können. Dann kommen Sie zu mir zurück und bekommen so viele Dinar, die ausreichen, ein Brot zu kaufen und die Koffer auszulösen. Mit dem nächsten Zug fahren Sie dann nach Sofia. Mehr kann ich nicht für Sie tun, glückliche Weiterreise“, sagte er und entließ uns zunächst.
Nachdem wir uns hergerichtet, das Geld bekommen und uns bei diesem beeindruckenden Mann artig bedankt hatten, verließen wir frohgemut das Konsulat. Wir kauften etwas zu essen, gingen zum Hauptbahnhof, holten unsere Koffer ab und fuhren mit dem Nachtzug nach Sofia, wo wir am Morgen von unseren bulgarischen Freunden vom Hauptbahnhof abgeholt und danach im Internat der Universität Sofia untergebracht wurden.
Einige Monate später ging mir vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR doch tatsächlich eine Aufforderung zu, 18 DDR-Mark in die Kasse des Ministeriums einzuzahlen. Da sage noch jemand, in der DDR herrschte keine Ordnung!

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