Ludwig Huna

 

Die Stiere von Rom

 

1. Band um die Familie Borgia

 

Impressum

Covergestaltung: Gunter Pirntke


Digitalisierung: Gunter Pirntke


2017 andersseitig.de


ISBN:

9783961186082 (ePub)

9783961186099 (mobi)



andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de


info@new-ebooks.de


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Inhalt1

Impressum

Karneval

Fra Giuliano

Wanderschaft

Palast der Vanozza Canale

Lukrezia und Giulia

Die Elenden

Der Steinmetz

Philosophischer Dialog

Päpstliche Audienz

Zwei Kardinäle und ein Mönch

Begegnungen

Geistesblitze

Gastmahl bei Vanozza

Meuchelmord

Mördersuche

Serafino

Cesare als Richter

Beratung beim Papst

Daniela

Trauer

Das Konsistorium

Am Hof Lukrezias

Papstsohn und Bettelmönch

Zwiesprache

Gelehrtendialog und die Papsttochter

Abgesang

Der Entschluss

Schlussakkord 

Karneval

 

 

Trastevere rast im lachenden Taumel dahin. Der Karneval wirbelt in Glutfarben durch die engen Gassen des Tiberviertels. Die Luft ist von Freude, Sinnenlust, Blütenduft und Weinseligkeit geschwängert. Über der Tiberinsel fliegen feurige Garben in den Nachthimmel, der seine Sternenlampions auf dem dunklen Baldachingrund über der unheiligen Stadt Petri leuchten lässt.

O dieser Karneval im Jahre des Herrn 1497!

 

Warm weht der Wind durch die Gassen. Er streut den Blütenregen unzähliger Rosen über Mädchen und Frauen, die in verschlungen Reigen dahinbrausen, als suchten sie, Thyrsus schwingende Thyiaden, das Tempelfest ihres leuchtenden Gottes mitten im heiligen Rom wieder heimisch zu machen. Arme schlingen sich umeinander, Lippen schwellen Küssen entgegen, der Atem dampft von Sinnlichkeit, bunte Steine klirren an dem Halse der braunen Schönen von Trastevere, die ihr alltägliches Elend unter dem Jauchzen der Karnevalsnacht begraben oder es mit dem Flitter flüchtiger Liebe vergolden.

Die Steinklumpen von Trastevere sind zu Palästen geworden. Von Fenster zu Fenster schlingen sich Rosengirlanden, aus denen der schwüle Geist in den Schweißgeruch der Gassen niederströmt und sich dort zu einem sinnverwühlenden Duft verdichtet, dem noch Orangen, Myrten, Zwiebeln, Feigen und Fische zu betäubender Kraft verhelfen.

 

Ohrenzerreißende Musik lärmt in die Massen hinein, die ihre Gluten vor die Altäre von Venus und Bacchus werfen. Ein Veilchenregen aus den Händen schöner Nymphen geht über drohende Hellebarden nieder, so lange, bis die zur Erhaltung der Ordnung berufenen päpstlichen Söldner lachend mittanzten.

 

Mohren, Türken, Russen, Dichter, Ritter, Gärtner, Juden, Zigeuner, Schiffer, Arlecchini, Schmetterlinge, Hexen, Vögel, Ausgeburten einer lachenden Fantasie! Wie das mit gespieltem Ernst durcheinanderwirbelt, schreit, tobt, gleißt und flimmert, vom flatternden Schein unzähliger Fackeln beleuchtet!

 

Zwölf schmucke Edelleute, mit goldgestickten Wämsern, dem fliegenden Rock um den hermesschönen Leib, den blauseidenen Mantel um die Schulter geworfen, die griechischen violendunklen Samthüte auf dem Haupt, reiten auf türkischen Pferden, deren Mähnen mit abgestimmten Silberglöckchen behängt sind, mit zwölf schönen Frauen durch die Gassen, als Priesterinnen der Flora gekleidet, in rosigen Schleiergewändern, mit Blumengewinden bedeckt. In fantastischen Formen schlängeln sich ganze Gehänge von Veilchen, Rosen, Myrten, Malven und Lilien über Haar und Schultern herab.

 

Karossen halten vor verschmutzten, verrosteten Toren, über die rote Rosen ihre trügerischen Schleier hängen. Hinter den Toren spielen Judenmädchen auf der Laute. Aus den Karossen steigen Männergestalten, grünen Jagdsamt um die schlanken Leiber gespannt – sie verschwinden hinter den Toren, versinken in den Umarmungen der dunklen Esthergestalten.

 

Im finstersten Gewinkel, das den Hang bis zur aurelianischen Mauer emporklettert, liegt eine Taverne „Zur Eidechse“. Dort schlägt Lautenklang durchs dicht verhangene Fenster auf die Gasse.

 

Zwischen den Häusern streichen zwei Blumenmasken dahin, weiche, geschwellte Frauenglieder. Um die eine hüllen sich die samtdunklen Blumenblätter des Veilchens, um die andere die Purpurflammen der Sommerrose. Tiefschwarze Larven lassen nur Kinn und Stirn hervorleuchten, beide edel geformt, im warmen Ton des Südens gefärbt. Und unter der Veilchen- und Rosenhaube, die anmutig auf den Köpfchen sitzen, strömt goldenes Wellenhaar in die Nacht.

 

Das Veilchen bebt vor Angst. Die Rose scheint trotzig und furchtlos. Sie schlingt ihre von Glut überdeckten Arme um den Veilchenhals und spricht heiß: „Vergiss ja nicht, dass du heut Nacht nur den Namen Viola trägst und ich den Namen Rose. Da ist die Schenke. Du sollst deine Wunder sehen. Ich selbst lag einmal – es sind jetzt drei Jahre her – als ich noch nicht das Glück hatte, den Kuss des Allerheiligsten Vaters zu schlürfen, hinter diesen Fenstern und trank Küsse – Küsse – ach, nur einmal im Jahr darf ein Menschenkind solche Küsse trinken.“

 

„Ich will sie nicht trinken“, weigert sich das zitternde Veilchen.

 

„Dann hast du den Karneval Roms gesehen, aber nicht genossen, Viola. Soll das süße Blumenherz leer ausgehen, meine allerschönste Viola? Da ist die Schenke. Wir wollen in das Fenster sehen, der Vorhang hat eine kleine Spalte, du wirst glühende Wunder zu sehen bekommen.“

 

Und das Veilchen fühlte sich von warmen Armen zu den roten Fenstern hingezogen. Und dort blinzelte es richtig hinein. Fuhr aber gleich entsetzt zurück.

 

Hinter der Maske der roten Rose aber glühten heiße Augen in das schamlose Treiben der Schenke. Dort tat die nackte Sünde groß.

Das Veilchen lief, lief – und lief so schreckvoll und bang und fast besinnungslos durch die Nacht, dass es in zwei herrliche Männerarme lief, die plötzlich mitten in der Gasse ihre herrische Gewalt aufgerichtet hatten.

 

Und die zwei Arme gehörten einem Manne mit keckem Mund, der vor lauter Beutefreude ausrief: „Veilchen, Veilchen, wie überströmt mich dein Duft! Lass mich an deinen schönen Lippen riechen, mein Veilchen!“

Da glaubte das Veilchen vergehen zu müssen. Denn es kannte diese Stimme, diese wohlgebauten, festen Glieder, dieses ganze jubelnde Menschenglück. Es gehörte das alles dem päpstlichen Kammerdiener Pedro de Caldes, genannt Perotto, er war sicherlich ein prächtiger, weibersüchtiger, ungezügelter Junge, und man wusste, dass er auch zur Passionszeit seine Karnevalsnacht im dunkelsten Viertel von Rom hatte. Aber dass ein Unstern ihn gerade jetzt hierher führen musste, mitten in den Fluchtweg des Veilchens hinein!

 

Noch ehe das verflogene Veilchen den Namen Perotto ausdenken konnte, brannte schon der wilde Kuss auf den Lippen, die schreien wollten. Dieser Kammerdiener küsste so rasch und so sicher, dass das Tor der Herzensangst verschlossen bleiben musste.

 

„Hilfe!“, Endlich sprang der Schrei mitten in die Küsse hinein.

 

Da flog die schöne, lose Rose lachend heran. „Da bin ich! Ich will dir helfen, Viola! Will dir küssen helfen!“

 

Und das kaum mehr lebende Veilchen sah, wie sich die schlimme Freundin Rose an die Schultern eines Mannes geworfen hatte, der sabinische Hirtenkleider trug. Und es hörte |wie der Rosenmund in ausgelassener Lust überströmte: „Küss mich, Sabiner! Küss mich! Ach, Veilchen, wir wollen küssen … küssen!“

 

Und plötzlich spürte das Veilchen, dass es beide Füße verloren hatte, dass es auf kräftigen Armen durch die blau-schwarze Nacht getragen wurde, und, dass der Wind sein Haar zur flatternden goldenen Fahne machte, und sah, wie über der Mauer ein Mandelbaum mit seinem Wipfel rosenrot in die Nacht hing und eine Pinie sich zum sternbesäten, erbarmungslosen Himmel streckte. Und es spürte, wie die Kammerdienerhände ihre Last niederließen, tief, tief, bis ihr Veilchentum ins Gras versank, sodass das Gras über dem zarten Leib zusammenschlug wie über einem richtigen Veilchen.

 

Da flatterte die Angst aus der gewürgten Kehle.

 

Aber der Karneval lachte über die Angst hin. Starke spartanische Arme spannten den Blumenleib mitleidlos an die Erde, wo gewöhnlich Veilchen blühen und verblühen.

 

Und es zerbrachen dem Veilchen Sinne und Herz. Mitten im Zerreißen der letzten Gedanken schrillten noch die erstickten Jubel der wonnetrinkenden Rose an sein Ohr.

 

Alles löste sich in Gleichmut und Empfindungslosigkeit auf. Ein graues, unbeschreibliches Flutensbrausen ging in dem Blumeninnern hin und her.

Weit öffnete der Himmel seine Sternenaugen.

Fern tost das entfesselte Rom.

Die Sternenaugen schauen noch immer herab.

 

Und nun öffnen sich auch die Augen des Veilchens. Über ihnen glutet es. Das Antlitz der Rose beugt sich über sie. Ganz heiß weht der sündige Atem.

Da bricht ein weher Schrei die Nachtstille des einsamen Gartens. Das Veilchen drückt den Kopf in die seidenrauschenden Rosenblätter der Freundin hinein. „Gebrochen – gebrochen –“., wimmert es herzzerreißend.

Aber das goldhaarige Röslein hat ein starkes Blumenherz. „Ja, ja – ich weiß, es war der wilde Perotto. Aber er wird sich hüten zu plaudern. Er hat dich vielleicht gar nicht erkannt.“

 

„Er hat die Larve heruntergerissen –“., schluchzt es aus dem Veilchensamt heraus.

„Ach, wie kann man so schreien, wenn der schönste Junge Roms einem in den Armen liegt. Über mich wehte ein heißer Wüstensturm hin, als ich mich in den Armen des wilden Sabiners wand. Ich kenne ihn, es ist ein Fechtmeister aus Arenula, sehnig wie der Hirsch im Herbst. Ach du – was du für entsetzte Augen machst, kleines Kind, du. Es ist doch alles wie früher –“.

 

„Wie früher … “ Tonlos brechen die Worte von den Lippen. Dann krampften sich die ermatteten Hände zur Faust. „Du – du – hast mich verlockt – o Maria, süße Madonna, du – und du – Fluch über dich, Verführerin!“

 

Da küssen sich die schmeichlerischen Lippen in den süßen Mund und Tränen perlen über glühende Wangen. Und die Rosenlippen betauen die lieben, blauen Sterne mit schmeichelnden Küssen. Und die Rosenfinger ordnen dem Veilchen das zerwühlte Gold um den Scheitel, und die Rosenarme heben die gebrochene Frauenschlankheit mit ungeahnter Kraft empor und betten die Glieder an dem heftig wogenden Busen. „Es wird ein süßes Geheimnis bleiben, Veilchen, denn die Sterne schweigen, die Winde, die Nacht, der Kammerdiener, alles schweigt. Ich küsse mein Kind, meine süße Lauretta, ich küsse den lieben, guten Papstpapa, den schönen Amor in der Dalmatika, der Karneval des Lebens beginnt, Totenasche deckt den Rosenkranz der wilden Liebe – komm, komm, die Sterne verblinken – draußen bei der Porta Settimana wartet die Karosse. In ein paar Minuten sind wir im Borgo. Aber vorher werfen wir uns, um den Himmel zu versöhnen, in der Kirche Santa Maria vor den Altar hin und bitten Jesus um Vergebung der Sünden.“

 

Aber mit dem Veilchen war nichts anzufangen. Seiner Sinne beraubt, musste es von der wilden Rose durch den Schwärm der Gassen getragen werden.

Bei der Porta Settimana stand eine weiß blinkende Karosse im Lichtschein der Fackeln, die in der Form von flatternden Kreuzen von den Tortürmen loderten.

 

Ein reich betresster Diener öffnete den Karossenschlag.

„Avanti!“, befahl die frische, vom Tau der Sünde merkwürdig erquickte Rose.

Ein paar Lumpen umstanden den Platz, wo sich der Wagen in Bewegung setzte.

„Wer das sein mag?“, klügelte einer von ihnen.

 

Ein Strolch machte ein pfiffiges Gesicht. „Die Karosse kenne ich. Sie hat das Wappen der Farnese.“

 

 

Fra Giuliano

 

Die Sterne verblassten. Der dunkle Palastkoloss des Borgo hob sich wie ein dämonischer Schatten aus der langsam bleichenden Nacht.

Vergebens hatte Gott paradiesische Wonnen in das weite Saccotal zu Füßen des einsamen Mönchs gelegt, der auf einer Höhe hinter Genazzano, dem sabinischen Bergnest, stand. Vergebens grünte die Rebe ringsum, die sich bis zu den Olivenwäldern des Talgrundes hinab zog, die schon in Abendschatten versanken. Und auch der schimmernde Stadtzauber der Volskerberge, die alle Gipfel krönenden Baronalkastelle der Conti und Colonna, die Klostereinsamkeiten und die Türme der Sabina rührten das bedrückte Herz des jungen Fra Giuliano nicht, der seine Gedanken um die „Dirne Rom“ in den verglühenden Maitag vertrauerte.

 

Verworrener Lärm machte den Mönch aufhorchen. In Genazzano, das sich auf lang gestrecktem Tafelfelsen zur Klosterkirche Santa Maria del Buon Consiglio hinaufbaute, ging es hoch her. Die Pilger aus der lateinischen Campagna waren versammelt, um morgen das Maienfest vor dem Gnadenbildnis der Maria zu begehen.

 

Der Lärm drang jetzt gedämpft an Fra Giulianos Ohr. Kein süßer Marienzauber besänftigte die Trauer in seinem Gemüt.

 

 

Kein Trost floss aus der episch erhabnen Landschaft in die Tiefe seines Harms. Sein heiliger Wille war gebrochen, sein Blut war asketisch erschöpft, heldenmütig schleppte er sich tagtäglich nach einer ruhelosen Nacht in einen unerbittlich strengen Morgen hinein, der ihm keine Erlösung verhieß.

 

Fra Giuliano schärfte sein Auge. Unter nahen Kastanien ereilte ein scharlachrotes Kopftuch auf, wie es die Frauen von Sora trugen. Er erspähte die schnellen, schlüpfenden Bewegungen eines Weibes, das sich kichernd unter dem Schutzdach der tief hängenden Kastanie in den Armen eines – Augustiners wand. Wie ein Peitschenhieb traf der Anblick den erzürnten Bruder, der vom Steinblock unter den Oliven aufgesprungen war. Er schob sich durch das Geranke vorwärts und verscheuchte das Weib, während sich der Augustiner wie ein die Schläge erwartender Hund zusammenduckte.

 

„Fra Gasparo!“, Der bleiche junge Mönch richtete sich mit der Gebärde eines aufflammenden Cherubs vor dem Sünder auf.

 

„Na, na – schert Euch um Eure Seele“, fauchte der Mitbruder. „Die Kasteiung zermürbt den Leib, er fällt auseinander. Ich bin nicht der einzige Tausendsassa des Klosters. Ihr seid ja mit Frommheit vollgesogen wie ein alter Schwamm, seit Ihr Savonarola predigen gehört habt. Wenn in Rom der Höllenspektakel mit Weib und Wein los ist, der Heilige Vater mit seinen Kindern den Reigen anführt, dann wird uns armen Mönchen der Herrgott die Sünde nicht höher anrechnen. Und solange die Bauern Weiber haben, ist es nicht nötig, dass die Pfaffen heiraten, meint der Prior, der auch sein wildes Paternoster lieber betet als den Rosenkranz. Dominus tecum!“, Mit einer grinsenden Fratze schlug er sich durch das Buschwerk.

 

Fra Giuliano war todblass geworden. Er schritt den Steinpfad zur Olivenhöhe zurück. Dort stand er nun, an den Steinschaft einer Mariensäule gelehnt, die von weißer Waldrebe umsponnen war, während sein Fuß mitleidlos die wilden Nelken zwischen den Steintrümmern zertrat.

 

Dort drüben im hochheiligen Rom saß der sündenbedeckte Papst, der Baalspriester, der meineidige Wucherer, der verliebte Stier, der Schrecken Alexander Borgia. Vor seiner Eitelkeit lagen Kardinäle, Prälaten, Beamte, Künstler, Gelehrte und ein Volk von Lakaien im Staube. Sie wurde dick gemästet durch schamlose Epigramme, die der Welt die Frommheit und Tugend Alexanders VI. kündeten und deren eines in den wahnwitzigen Triumph ausbrach:

Rom hat einen Cäsar groß gemacht, nun hebt Alexander Kühn es zum Gipfel empor; jener ein Mensch, dieser ein Gott. Und Alexander sagte zur Gottähnlichkeit amen. In seinen Händen faulte geraubtes Geld, an seinen Händen klebte das vergossene Blut missliebiger Barone, durch seine Hände ging der Judaslohn eines Sultans, auf seinen Händen trug er die Kinder seiner Liebe durchs Leben, mit seinen Händen streichelte er den Nacken seiner Favoritin, vor der er den Schnee seines sechsundsechzigjährigen Hauptes in eine Maienwiese wandelte. Und um ihn herum loderten, durch die unheilige Fackel genährt, die Liebesfeuer seiner Kardinäle und Nepoten, die sich seine Günstlingswirtschaft wahllos, nur seinen Launen folgend, großgezogen hatte.

Gott öffnete die Feuerschleusen nicht. Gott schützte Rom und den Papst.

 

Sünder auf Petri Stuhl, der du Gott auf dem Lager der Wollust anbetest! Alexander Borgia, der du den Menschen die Sünde zum Gesetz gabst! Befleckt sind die Ehen, vergiftet die Familien, Unehrbarkeit ist der Wahlspruch des römischen Mädchens, Schändlichkeit das Wappen des Priesters. Bei goldenen Kirchenlichtern schwelgen die Kardinäle mit buhlerischen Frauen, und die Baalspfaffen singen Bacchus ein Evoe. Rom, einst Königin der Welt, wo sind deine Helden hin? Nicht konnte dich Spartakus und Capua, nicht Hannibal und die völkerverschlingenden Germanen vernichten, aber was Schlachten nicht vollbringen konnten, das taten deine eigenen Frevel! Deine Kaiser stürzten dich in den Staub. Und der Päpste Herrlichkeit hätte dich wieder zur weltbeherrschenden Roma machen können, aber sie hörten den Himmelsruf nicht und machten glänzendes Weltgift zum Inhalt ihrer Würde.

 

Eine sanfte Luft wehte vom Monte Cavo herüber. Über dem Saccotal lagerten perlgraue Dünste, und auf den Hängen der Volskerberge hüllten sich die Kastelle und Felsennester der Latiner in geisterhafte Dämmerung. Von den Bergkirchen der Sabina löste sich nach und nach das Angelusläuten los, dessen Töne windverweht über Rebenhügel herüber zitterten.

 

Steinige Fußsteige führten aus dem Berggebiet nach Genazzano hinab. Dort sah Fra Giuliano die stämmigen Hirten niedersteigen zum Madonnenfest, in ihre zottigen Ziegenfelle gehüllt, und noch konnte er auch die wohlgeformten Köpfe der Bäuerinnen unterscheiden, die olivendunklen Gesichter, die edel geschnittenen Züge, die bronzefarbenen Nacken, auf denen das Silbergehänge und die Korallen schimmerten.

 

Die Dämmerung nahm das Tal in ihre dunklen Arme. Die glosenden Lichter der Pilger vor der Kirche gaben jetzt dem einfachen Bau eine geheimnisvolle Größe.

Den Mönch fröstelte. Der Bruder fühlte, wie der trügerische Zephir die böse Luft der Pontinischen Sümpfe mit sich trug. Er schritt bergab in die Schattentiefe von Genazzano, an dem Colonnakoloß vorüber. Mord, Fehde und Verrat hatten die Reihen des stolzen Geschlechts gelichtet, und auch die zwei Brüder Fabrizio und Prospero, die jetzt die Zügel in den Händen hielten, waren Kampfhähne, die dem Papst viel Arbeit gaben.

 

Je näher der Mönch dem Kirchplatz kam, desto lichter wurde das Gewühl der Landleute, die im Freien nächtigen wollten.

Dicht gedrängt lagerten auf der Kirchentreppe die Pilger, behängt mit Heiligenamuletten, und vertrieben sich die Zeit mit Scherzen und Schauernachrichten aus Rom. Ab und zu setzte eine Liebesnovelle, die sich das Volk über die Favoritin des Papstes Giulia Farnese zusammengedichtet hatte, die lüsternen Sabinerjungen in lebhafteste Bewegung.

 

Der Bruder schritt jetzt in die Kirche. Bei der Gnadenkapelle wogte die Menge vor dem eisernen Gitter auf und ab. Dahinter strahlte in glorienhaftem Lichterglanz die wundertätige Madonna, von einer dicken Stickluft umnebelt.

 

Ein Mitbruder, der eben aus einem Beichtstuhl trat, bat Fra Giuliano, statt seiner zu amtieren, denn der Gestank in der Kirche habe ihn halb ohnmächtig gemacht. Vom Altar scholl das eintönige Gemurmel der Gebete an Giulianos Ohr, und nur mit Mühe konnte er die Sammlung zur Spende des Bußsakraments finden.

 

Plötzlich drängte sich ein Mädchen an den Beichtstuhl heran und warf sich mit kreidebleichem Gesicht in die dunkle Verschalung nieder. Die Leute hatten der Verstörten mit halb ärgerlichen Mienen Platz gemacht. Und eine bucklige Matrone wandte sich an eine Ölverkäuferin: „Gevatterin, es ist die Daniela Narni aus Aquila in den Abruzzen, ich kenne sie, die Tochter des Bildschnitzers Narni. Wie kommt sie her?“, Und sie breitete ihre Verwunderung aus wie ein Tuchhändler seine Waren.

Als der Mönch einen flüchtigen Blick auf das leidverzerrte Gesicht der jungen Sünderin geworfen, fuhr sein Oberleib mit Entsetzen zurück. Seine Augen weiteten sich, und seine Lippen bebten: „Schwester – Schwester –“.

 

Nach fünf Jahren der Trennung sah er sie wieder, die Schwester. Hier, wo sich Gottes Ohr vor der schweren Zwiesprache der Herzen auftat, suchte sie den vergessenen, halb toten Bruder wieder auf.

Er presste das Gesicht an das Beichtgitter.

 

Daniela Narni hatte den dunklen, gemeißelten Kopf starr erhoben. Aber schon im nächsten Augenblick rüttelte ein Schluchzen ihren Leib zusammen, sodass das dicht geflochtene Haar auf den Fensterrahmen fiel und das Antlitz unter dem Gewoge dieser schwarzen Flut versank. Und in das Holz fiel ihr wimmerndes Geflüster: „Bruder – Bruder – ich hab es nicht länger – ausgehalten – ich weiß – du hast mich verstoßen –“.

„Du stehst vor dem Angesicht Gottes, Daniela. Beginne, wie es die Kirche vorschreibt. Ich armer, sündiger Mensch beichte –“.

„Ich kann nicht – meine – meine –“. Und sie drückte das Haupt in die Hände – „meine Ehre – geraubt –“.

 

Fra Giuliano fuhr zurück. „Also ist es gekommen, wie ich es prophezeite. Was ist geschehen?“

Daniela hörte hinter sich das Getuschel der Bäuerinnen, die sie mit plumper Neugierde betrachteten und beschnüffelten.

 

Endlich trieb sie das wilde Wort hervor: „Gewalt!“

 

„Gewalt?“, Der Bruder schreckte zusammen. „Wie ist es geschehen? Wo?“

„Bei Sulmona – in den Bergen der Majella.“

„Wie kamst du dorthin?“

„Ich war bei meiner Freundin Theresa zu Gast. Ihre Eltern haben ein Landhaus nahe der Stadt zu verwalten. Wir gingen – eines Tages – zu den Hirtenhütten von Lama – o Gott – denke ich dran, zerreißt es mir das Herz.“ Sie vergrub wieder ihr Gesicht zwischen den Händen.

„Weiter!“, mahnte der Bruder ungeduldig.

„Im Eichwald hörten wir Jagdlärm – wir wussten, der Kardinal Piccolomini jagte in der Gegend – wir stießen auf – drei junge Herren –“.

 

„Das gefiel deinen lüsternen Blicken!“, höhnte der Beichtiger.

„Nein!“, wehrte sich der Trotz der Schwester. „Angst war mein ganzes Gefühl. Der vornehmste der drei Männer – o Gott – schön wie ein – ach, Bruder, Bruder. Sie führten uns tief in den Wald. – Bei einem Jagdhaus standen zwei Knechte.

– Man trennte mich von der Freundin – ich spürte einen scharfen, kräuterähnlichen Geruch – das Antlitz des schönen Jünglings beugte sich über mich – ach, Giuliano – ich wollte schreien – über meinen Augen schaukelte eine Kette mit dem Bilde des Erzengels Michael – unter den tierischen Tatzen – brach – meine Ehre in Stücke –“. Unter Schluchzen fiel ihr Haupt ins schwere Holz.

 

Durch die weite Bogenhalle der Kirche schwang sich plötzlich ein disharmonischer Gesang rauer Männerstimmen, der das Lob der Jungfrau kündete. Der paradiesische Reinheitsgedanke war das Gold dieses Liedes, und die Anbetung der Menschheit versank in lang gedehnten Litaneien, die wunderbare Gleichnisse zu Hilfe nahmen, um die jungfräuliche Hoheit Mariens zu offenbaren. Das Lied wühlte sich in die Seele Danielas ein.

 

Eine heisere Stimme klang an ihr Ohr. „Du bist unglücklich, Daniela, aber vielleicht nicht schlecht. Doch wehe dir, wenn du heimlich entschuldigst, was du jetzt offen verdammst.“

 

Daniela verlangte die Absolution. Fra Giuliano gab sie ihr mit gelassener Seele. Er hörte kaum mehr die armseligen Bekenntnisse, die so leicht wogen vor dem Richterstuhl Gottes gegenüber der Schuld, welche an ihr begangen wurde. Aber dann gewann der überstrenge Geist der Kirchenmoral wieder die Oberhand über die Gefühlsregung des Augustiners. Eine Entsündigung war nur durch ein Geloben und ein Verloben an den Himmel möglich. So wie sich der Herr hingab für die Sünde der Menschheit, so musste sich auch der Mensch für den anderen hingeben, wenn dieser schuldig geworden.

 

„Du wanderst mit mir nach Rom, Daniela. Ich werde vom Prior die Erlaubnis erhalten, dich zu begleiten.“

 

„Nach Rom?“, Bang quälte es sich aus der kaum befreiten Brust.

 

„Du wirfst dich an dem Grabe der heiligen Monika nieder, der Mutter unseres Ordensgründers. Dort soll der Vorsatz, den ich für dich fasse, durch göttliche Weihe zu deinem eigenen werden. Der Mutter Monika Tränen und Gebet riefen Augustinus zum Sendling des Herrn. Wie sie seine Sünden durch ihre Gebete tilgte, so musst du des Verführers Sünde durch dein Gebet tilgen, und vielleicht – ich wage es zu hoffen – zieht auf unerforschlichen Wegen dann die Reue in sein Herz, und deine Gebetskräfte waren es, die ihm den Rosenpfad zum Himmel wiesen. Sag, Daniela, willst du den Weg gehen?“

 

„Wohin führt er?“, fragte sie herzbedrängt.

 

„In die Einsamkeit und Gottversunkenheit. Wir werden den Ort zu finden wissen, wo deine Unreinheit geläutert und vertrieben wird.“

 

„Du willst mich – zur – Heiligen machen?" Es war, als spürte sie schon die Fangarme der lebendigen Verwesung um sich.

 

Der Bruder nickte. „Hast du den heißen, inbrünstigen Willen, Daniela?“

 

Die Weihe des Orts, die Nähe der Madonna, die das Schuldbewusstsein aufstachelnden Kirchengesänge, der Weihrauch, der Anblick der Riesenmenge von Betern, die Angst vor des Himmels Zorn, wenn jetzt ihr geflüstertes Nein ihre ganze Buße zur Heuchelei gestaltete, lähmten der Unglücklichen die Sinne, und den Ruf nach Weltfreude in ihrer Brust übertönend, nickte sie dem Bruder ein herzzerreißendes Ja zu.

 

„Wann gehen wir nach Rom?“, fragte sie im Ton einer Abgestorbenen.

 

„Erwarte mich in drei Tagen vor dem Klostertor, wenn die Morgenandacht vorüber ist.“

 

Wie ein geschlagenes Tier schleppte sich Daniela aus der grabesdunklen Beichtzelle in den Lichterglanz der Kirche, wo ihre verhärmte Gestalt unter der Masse in nichts versank. Dann drängte sie ins Freie.

 

 

Wanderschaft

 

 

Ein betäubender Lärm erfüllte die Luft. Er bohrte sich schmerzhaft m das Hirn der armen Daniela, die sich durch die Menge drängte. Unter dem schwelenden Schein der Fackeln und Öllampen tanzten die Schatten und Lichter auf dem Platz hin und her, begleitet von einem Spektakel, wie ihn nur die Ausgelassenheit und übertriebene Tollheit des Südens gebiert Das Gekreisch der Weiber, die Händel der Männer, die litaneiähnlich abgehaspelten Gesänge der Prozessionen, das marktschreierische Gekrähe verschiedener Ausrufer und Verkäufer die unzähligen Kinder, die mitten in die Prozessionen hinein ihre Salti mortali schlugen, die auf hölzernen Obelisken thronenden Heiligenstatuen mit den verrenkten Gliedmaßen, vor denen eine andächtige Menge Gläubige kniete, das alles verdichtete sich zu einer grotesken Harlekinade, die in Farbe und Ton auf das grellste gestimmt war und auf das gereizte Gemüt der schönen Daniela, wie Peitschenhiebe wirkte.

 

Bald stand sie an der Stadtmauer und wankte mit zerrissenen Gedanken weiter über Steingeriesel und raschelndes Laubwerk, bis der Lärm aus dem Städtchen immer dunkler wurde und der Lichterschein zu dämmernden Nebeln verblasste.

 

Der Wind rauschte um sie. Danielas Kleid verfing sich im Vorwärtsirren im stachligen Brombeergebüsch, und die Angst gaukelte ihr Schreckgestalten vor, die nach ihr griffen. Hinter dem Monte Cavo lag noch ein blasser Abendstreifen von geschmolzenem Silber. Dort drüben dunstete schwerflüssig das Tyrrhenische Meer. Über seiner tückischen Fläche brauten die erstickenden Nebel des werdenden Sirocco.

 

Aus den silberschimmernden Olivenwäldern zu Füßen Genazzanos waren sie beim Morgenglockenklang niedergestiegen in das Tal des Sacco und in die glutatmende Campagna. Hinter ihnen lag bald das rotgelbe Gestein der Sabinerberge, da und dort rissen die zerklüfteten Grate den Morgenschleier der Dünste entzwei.

 

Daniela Narni schleppte sich sterbensmatt an dem Arme des noch schwächeren Bruders vorwärts. Sie hatten die kleine Siedlung und Schenke Colonna, wo die Wiege des alten Geschlechtes stand, erreicht und sanken nun wie müdes Getier ins sonnenverbrannte Gras.

 

Rings um die Lagernden dehnte sich die erdrückende Schwermut der römischen Ebene aus, und es war Fra Giuliano, als wehte der Gräberhauch der Heidenzeit aus der Richtung von Rom herüber und mischte sich mit der Stickluft, die von den Dämpfen des nahen Meeres genährt wurde. Sein Blick, durch die Hitze matt und stumpf geworden, erquickte sich nicht an den malerischen Bildern der schilfgedeckten Hirtenhütten und einsamen Brunnen, der dunklen Zypressenobelisken, die mit ihrer starren Schlankheit aus dem Gold des wilden Ginsters hervorstießen. Er sah auch nicht die in Veilchentönen duftig schimmernden Höhen von Palestrina mit den Kastellen der Colonna und hatte kein Gefühl für die Vorzeitschauer, die aus dem Eichenhain Tuskulums niederwehten, und hörte auch nicht die schläfrigen Klänge der Cornamusa, die wie hinter dichten Vorhängen gedämpft dahinzogen.

 

Auch seine Schwester lag zu Tode erschöpft neben ihm.

Fra Giuliano sah, dass sie, während er im Brevier gelesen hatte, eingeschlafen war. Mit düstrer Wehmut betrachtete er die schönen, aber durch die Müdigkeit arg mitgenommenen Züge.

Plötzlich fuhr sie empor.

 

„Was hast du da?“, Der Bruder sah einen seltsam geformten Stein an ihrer Brustagraffe, die das Busentuch bisher verborgen hatte.

 

„Es ist ein Andenken unseres Bruders Serafino“, sagte Daniela.

 

Der Name verfinsterte im Nu die Stirn des Mönches. „Serafino? Ich dachte, der ist auch fort von Aquila.“

 

„Er ist es“, nickte die Schwester.

 

„Er hat sich wohl auch mit dem Vater zerschlagen?“

 

„Der Vater, nüchtern und rau, Serafino immer wie im Traum wandelnd und nicht zur Arbeit zu bringen. Das vertrug sich nicht auf die Dauer. So ging der Bruder. Wir hörten lange nichts von ihm. Da kam ein Brief aus Mailand an mich. Serafino schrieb, der Kardinal Ascanio, der Bruder des Herzogs von Mailand, habe ihn in seine Dienste genommen. Das unerwartete Glück erregte des Vaters Grimm, da er dem Jungen immer nur Verkommenheit prophezeit hatte und sich nun ins Unrecht gesetzt sah. Nun soll der Bruder auch in Rom sein. Auch erhielt ich vorkurzem diese Goldspange von ihm zugeschickt, als ein Zeichen, wie er mir sagen ließ, dass es ihm gut gehe. Dem Briefe waren Verse beigeschlossen, die die Hochzeit des Hephaistos mit Aphrodite besangen. Du weißt ja, Giuliano, er war immer ein verträumter Schwärmer.“

 

„Sein Schwärmen war ziellos, sein Charakter haltlos“, sagte der Mönch. „Bald hob er die Augen zu Gott, bald zu den Göttern, denen er spielerisch seinen Weihrauch in kindischen Liedern opferte. Wir vertrugen uns nie. Er war der Gesündeste, der Schönste von uns und voll Eitelkeit hinter den Mädchen her.“

 

„Er war damals so jung –“.

 

„Ich auch!“, trotzte der Mönch. „Ist Jugend ein Freibrief für Stolz und Überhebung? Du und Serafino, ihr passtet zueinander. Glaub nur ja nicht, dass Serafino jetzt sein Glück gefunden. Es bricht alles wie Glas zusammen, wenn es Gott unter seinen Prüfstein nimmt. Den Stein gab dir Serafino?“, Er tastete nach der Agraffe. „Es ist ein heidnischer Gott.“

 

„Der junge Mellini in Aquila meint, es sei Hermes.“

 

Die schlanken Finger Fra Giulianos rissen die Spange herab. „Und das trägt dein heiliger Sinn auch nur einen Augenblick am Leibe? Das Gold den Raben!“, Blindwütend schleuderte er den Schmuck ins Gras, dessen braune Wellen ihn sofort verschlangen.

 

Daniela war bleich geworden. „Das Andenken – des Bruders –“.

„Eines Gottesverächters!“, Fra Giuliano nestelte von seinem Rosenkranz eine aus Elfenbein geschnitzte Märtyrerkrone mit der heiligen Lanze los und heftete ihr das fein gemeißelte Kunstwerk an die Brust. „Wenn du mich geäfft und deine Reue nur flüchtig, wie eine Phosphorflamme war, bleibt dein Wankelmut in deinem himmlischen Schuldbuch für immer.“

 

An einem rohen Holztisch im Mauerschatten der Schenke saßen Campagnuolen. Fra Giuliano setzte sich mit der Schwester in die Nähe und holte eine halbe Pinta Frascater herbei. Der schwärzlich purpurne Wein ölte ein wenig die trockne Kehle.

 

An einem Tisch unterhielten sich überlaut zwei Männer, die Kaufleute aus dem nahen Frascati zu sein schienen. Ihre Maultiere mit den Ballen standen angebunden an einer Olive.

 

„Meine Tochter Pia heiratet einen Kammerdiener des Kardinals Riario“, sagte der ältere der beiden Männer, während er seine Geldtasche durchblätterte.

 

„Hochachtung! Ihr werdet ganz Frascati zu Neidern haben. Kommt sie da in den schönen Palast, den jetzt der Kardinal auf dem Campo di Fiore erbaut? Ei, da sieht ja Euer zukünftiger Schwiegersohn allen Unzufriedenen, deren Nasen dem Papst zu schief sitzen, geradezu auf die Armen-Sünder-Glatze, wenn sie gehenkt werden.“

 

„Ja, das Vergnügen hat er“, prahlte ganz ernst der Kaufmann. „Aber er genießt auch von seinem Fenster aus alle Festzüge auf der Navona, die Cesare Borgia den Römern zu seinen eigenen Ehren veranstaltet.“

 

„Ist Cesare wieder in Rom?“, fragte der Jüngere etwas bedenklich.

 

„Die ganze päpstliche Sippschaft ist beisammen. Auch die Lukrezia mit ihrem Gemahl, dem Herzog von Pesaro. Und der Bruder des Cesare, der Herzog von Grandia, der jetzt auch Herzog von Benevent werden soll. So schreibt mir mein Kammerdiener.“

„Ihr wollt sagen – Schwiegersohn –“.

 

„Das ist nur so ein abgekürztes Verfahren“, schmunzelte der Kaufmann und machte ein behagliches Froschmaul. „Man lernt es beim päpstlichen Hof, wo gewisse Leute ohne Prozessführung das Zeitliche, nicht aber den Papst segnen.“

 

Der junge Zuhörer machte Angstaugen. „Und so was traut Ihr Euch, öffentlich zu sagen?“

 

„Ganz Rom sagt es. Und außerdem hängen die Anklagen gegen den Papst, mit großen Lettern auf Pergament oder Hadern aufgeschrieben, an dem Halse des Pasquino.“

 

„Wer ist das?“, forschte die Neugierde des anderen.

 

„Ach du lieber heiliger Antonius, er kennt die Steinfigur, den Herrn Pasquino, nicht! Ohne Nase, Arm und Beine! Aber einen Hals hat er. Und um den hängen die Römer ihren Witz und Spott in Form von Epigrammen.“

„Was Ihr sagt!“

 

„Da ist eines der giftigen Törtchen.“ Der Kaufmann zog schadenfroh ein Blatt Papier hervor und las dem neugierigen Gevatter vor: Alexander verkauft die Schlüssel und die Altäre Christi – er kann es tun, er hat sie doch selber gekauft.

 

Neugierige traten herzu und lachten.

„Und das lässt sich der Papst gefallen?“, mischte sich ein Bauer drein.

 

„Man gurgelt nur den ab, den man hat. Freilich kommt es vor, dass man den Tiber steigen lässt, indem man zu den Kleinigkeiten, die auf seinem Grund ruhen, noch eine menschliche Kleinigkeit dazu wirft.“ Er biss kräftig in die Pizza, ein kuchenähnliches Maisbrot.

 

„Und in diese Kurie heiratet Eure Tochter hinein?“, fragte ganz entsetzt der jüngere Frascater. „Da bin ich doch lieber Tomatenhändler als Kammerdiener beim Kardinal Riario. Die fallen ja auch beim Papst in Ungnade, die Kardinäle. Denkt nur an den Ascanio Sforza.“

 

„Ihr meint den Mailänder. Man erzählt, er wechselt die Herrn wie der Geistliche bei der Messe die Altarseite. Und seine Geliebten. Gegenwärtig hat er sein nicht mehr junges Herz an die Gräfin Mirandola verloren, die –“. er wisperte es ganz still – „der Herzog von Gandia, der Papstsohn, verunehrt haben soll.“ Dann fuhr er laut fort: „Und ebenso oft wechselt er seine Künstler, Dichter und Gelehrten. Eben hat er einen neuen Dichter an seinen Hof gezerrt, der ganz Rom mit seinen heidnischen Versen in Atem hält. Habt ihr, Leute, nichts von dem Dichter Serafino d'Aquila gehört?“

 

Die Geschwister am Nebentisch fuhren in die Höhe. Angst und Stolz spiegelten sich in den Zügen Danielas. Fra Giuliano aber bebte vor Scham und Zorn. „Komm, Daniela, wir brechen auf. Serafino! Am kastalischen Brunnen stillt er seinen Durst und verspottet wohl den Quell Marias.“

 

„Bruder – verzeih dem Bruder!“, bat Daniela innig.

 

„Erleben muss ich zuvor die Wandlung in ihm. Komm! Nach Rom!“

 

Sie schritten zwischen Mariendisteln und verdorrten Kräutern in dem braunen vulkanischen Staub des Weges dahin, der sich nach dem alten Gräberfeld Roms hinzog.

 

Da schälte sich aus dem geheimnisvollen graubraunen Vorhang im Westen wie ein Luftgebilde das heilige Rom hervor, ungegliedert, unplastisch, flächenbreit, noch festgehalten im Schoß brauender Dünste. Fra Giuliano blieb stehen. Seine Hand zeigte auf das langsam werdende Bild. Das Rom des heiligen Petrus, die Märtyrerstätte der Heiligen, die auserwählte Gnadenstadt der Christenheit griff mit dem ersten Zauber ihrer von mystischer Weihe umsponnenen Schönheit an sein Herz.

 

Je mehr sie sich der Stadt näherten, desto stärker wurde der Zuzug der Landleute, die in ihren Ziegenfellen den Eindruck von Faunen machten. Links von den Wanderern gruben sich die schattenhaften Kolosse der alten Aquädukte und die Grabmäler der Via Appia aus den Gespinsten des werdenden Abends hervor.

 

Das Wegnetz verdichtete sich. Die zerfallenen Hütten verschwanden, nur da und dort bohrte sich eine Tuffgrube in den Boden, in der ein Schafhirte mit seiner Herde hauste. Dann aber tauchten die ersten Backsteinhäuser auf, rauchgeschwärzte, unförmige Mauern mit scheibenlosen Fenstern. Und die ersten Kirchen außerhalb der aurelianischen Mauer gruben sich aus dem Dunst, darunter die Basilika San Lorenzo.

 

Jetzt mündeten die Wege in die Landstraße, die gegen die Porta Maggiore strich. Die zweirädrigen, hoch beladenen Karren arbeiteten sich schwer durch die braunschwarze Erde.

 

Die Sonne verblutete, als die Pilger das Turmgezacke der Kirchen, die dunklen Piniengruppen auf den Stadthügeln und die weit ins Land blickende Klosterpalme von San Bonaventura auf den Trümmern der Cäsarenpaläste erblickten.

 

Der Mönch schleppte die Schwester die langen Gartenmauern entlang, an denen der Efeu herabwucherte. In das Gestein zauberte das Abendgold Töne vom sattesten Umbra bis zum leuchtendsten Orange. Aus einem Park, der einen Kardinalspalast umgrünte, klang wie im Traum silberhell das Geplätscher eines Brunnens. Hinter den Säulen der Toreinfahrt lümmelten Diener in amarantroten Röcken. Fünf Karossen und drei Sänften standen davor, die wohl Besuch gebracht hatten. Aus den Fenstern klang es wie Frauenlachen und Lautenschlag. Und nun wies der Bruder auf die schimmernde Fassade der herrlichsten Basilika Roms, die ihren Portikus in die wilde Einöde des Esquilin vorstreckte: Santa Maria Maggiore.

 

Und sie schritten hinein in das weite, von zweiundvierzig Säulen getragene Kirchenschiff. Die feinen Weihrauchschleier einer abendlichen Andacht hüllten es in silberflimmernde Nebel, die langsam zur edel ornamentierten, weißgulden kassettierten Decke schwebten.

Die letzten Andächtigen hatten sich verloren, die Lichter verlöschten, und nur die wenigen Abendkerzen, die das Kircheninnere zur Not erhellten, verbreiteten ihren dämmersanften Schimmer um die Erhabenheit des Florentiner Kunstwerkes. Giuliano hörte nicht das leise Gemurmel der betenden Schwester neben sich, sah nicht das mystische Glimmern, das sich um die Strahlenspitzen des Tabernakels wob, sondern fühlte nur die süße Geborgenheit an dem Herzen Gottes. Was er erflehte, war nichts Geringeres, als ein zweiter Savonarola zu werden für dieses Rom.

 

Daniela war in einen traumlosen Schlaf verfallen. Während sich auf den Lippen des Bruders Psalmworte formten, lag die Schwester auf den Altarstufen todmüde hingestreckt. Plötzlich durchzuckte es ihren Leib, und sie erwachte. Das Dämmerlicht der Kirche brachte sie zu sich.

 

„Du bist eingeschlafen", klang es vorwurfsvoll an ihr Ohr.

„Die Müdigkeit – die Glieder brennen – die Augen –“. Wie eine magnetische Schlaftrunkenheit kam es aufs Neue über sie.

 

Der Bruder trug sie förmlich vom Altar weg, in die dunkelnde Säulenhalle und hinaus vor das Tor. Auf den Stufen ließ er die Schlaftrunkene nieder.

Rom war in Nacht versunken. Welch eine Nacht!

 

Über den sieben Hügeln lag grünsilberig der Mondscheindämmer. Feine Dünste legten sich wie ein Heiligenschein um das Kapitol und wandelten die Mauern des Senatorenpalastes, die aufragenden Türme der Kirchen und Adelsburgen, die Kuppeln, Forumtrümmer und den Mauerring des Kolosseums zu geisterhaft verschwommenen Gebilden um, die wunderbaren Märchen anzugehören schienen. In den Lüften lag der berauschende Duft stiller Gärten, den der maiwarme Meerwind in Wellen über die Dächer der Tiefe trug. Aus dem dämmernden Licht hob sich ganz nahe San Pietro in Vincoli mit seiner schön gegliederten Architektonik hervor, und wie ein dunkler Koloss lagerte dicht daneben der prächtige Palast des jetzt verbannten Kardinals Giuliano della Rovere.

 

Und über Trümmern, Zinnen, Dächern und Mauern wölbte sich die Kuppel des Pantheons ins flimmernde Licht. Dort, wo die alten Götter einst auf marmornen Opferaltären den Friedensdank der Römer empfingen, wollte Fra Giuliano die Kriegsfackel seiner Beredsamkeit entzünden.

 

Nun lösten sich die Glockenklänge von Rom los, die zehnte Stunde verkündigend. Schwer fielen die dumpf gestimmten Töne wie über Grabhügeln ins Rieseln der Mondnacht.

 

 

Palast der Vanozza Canale

 

Im Palast der Vanozza Canale auf dem Platz Branca rührte es sich wie in einem Ameisenhaufen vor dem Raubzug. Aber in den reich ornamentierten, mit Teppichen geschmückten Gemächern lag ein träger Friede, den nur das angekündigte Nahen des Papstes Alexander ins Wanken brachte.

 

In einem Zimmer, dessen Riesenfenster geöffnet waren, saß seine alternde Favoritin Vanozza Canale auf dem Diwan und rieb sich ihr faltenreiches Antlitz mit Eselsmilch, in der gestoßene und gebrannte Korallen schwammen, um der verwelkten Potipharschönheit einen Schimmer von Jugendlichkeit zu verleihen. Vorsichtig griffen ihre fettigen Finger in die etruskische Vase und bespritzten die umbrisch braune Haut. In dem dunklen Haar glitzerte das unwillkommene Silber der Überreife. Das einst leidenschaftlich tobende Liebesblut floss gebändigt durch die Adern. Wenn man drei Gatten mehr oder weniger eherechtlich sein eigen genannt und überdies einen Statthalter Christi ans Herz und ins Bett gezogen, hat man kein Anrecht mehr auf ein unruhiges Herzklopfen.

 

Ihre vom Leben etwas abgeschliffene Schönheit galt den Römern nichts mehr. Für sie war sie nur mehr die Mutter der Papstkinder und so nebenbei auch die Gattin des Carlo Canale, der gnadenweise die Stelle eines päpstlichen Skriptors innehatte und es als eine Ehre empfand, den Hohenpriester der Christenheit als Nutznießer bei diesem Ehegeschäft ansprechen zu können. Herr Carlo Canale war so klug gewesen, die Liebesfreiheit seiner Gattin gegenüber dem unersättlichen Papst im Ehevertrag ein für allemal zu garantieren. Er selbst begnügte sich mit den Abfallprodukten der Liebe seiner Frau. In den letzten Jahren, da die Kinder Alexanders schon blütenschöne Menschen geworden waren, besuchte der Papst die Vanozza nur mehr als die Mutter seiner Kinder. Dieses Elternglück erstreckte sich auf drei Söhne und eine Tochter: Don Juan, Herzog von Gandia, Cesare, Kardinal von Valencia, Jofré, Fürst von Squillace und Lukrezia, die wunderschöne, ach so schöne Lukrezia ...

 

Vanozza konnte sich für ihr Alter nicht über Zurücksetzung seitens ihres Liebhabers beklagen, der noch mit Sechsundsechzig Jahren Gefühle in seinen Gliedern prickeln ließ, um die ihn mancher vollreife Herkules der Liebe beneiden konnte. Er hatte ihr ein Haus auf dem Platz Pizzo di Merlo geschenkt, eine große Vigne, einen Weingarten samt Landhaus bei San Pietro in Vincoli verehrt und ihr endlich den Palast auf der Branca verschrieben. Die Vanozza hatte in diesem Viertel gar vornehme Gesellschaft, denn hier erhoben sich die ernsten Paläste der großen Geschlechter Andreozzi, Cenci, Capodiferro und vieler andrer. Die gutmütige Frau ließ sich aber trotz dieser adeligen Atmosphäre ringsum nicht abhalten, eine einfache Bürgersfrau zu bleiben, die lieber solide Kaufmannsgeschäfte zu betreiben wünschte, als in den Büchern des großen Anstandes zu blättern. Darum ließ sie auch auf dem Campo di Fiore durch eine Verwandte ein Gasthaus führen, die Osteria del Leone. Sie hätte ihrer Sinnesart nach ebenso gut zur Zeit des Catilina wie in unseren Tagen leben können, ohne dass die Besonderheiten jedes Zeitalters ihr irgendwelche Zeichen aufgeprägt hätten. Ihre leidenschaftlichen Wünsche hatte der erste Kirchenfürst befriedigt, sie war Mutter bildschöner Kinder, ohne dass diese Mutterschaft sie besonders seelisch erregt hätte, sie gefiel sich in guten Werken, war fromm mit dem gehörigen Zusatz von Frömmelei, im Übrigen gesund und gedanken- und gliederträg, sodass sie alle Anwartschaft auf ein beschwerdeloses Hochalter hatte.

 

Eine scharlachrote, mit Goldbrokat gezierte Sänfte näherte sich dem Palast. Ein Dutzend päpstlicher Soldaten begleiteten den dicht verhüllten Tragsessel.

 

Die Vanozza besah sich im Spiegel. Das Haar lag geordnet auf dem scharf geschnittenen Gemmenkopf, die Jaspisnadeln hielten die widerspenstigen Flechten zusammen, das Koschenillepulver hatte ein sanftes Rot auf die Wangen gezaubert, und das Florentiner Gehänge um den Fetthals glänzte blank wie die Sonne am ersten Schöpfungstag.

 

Da stand der Anbeter all dieser aufgefrischten Schönheiten auf der Schwelle. Zwei Pagen in zinnoberroten Gewändern hielten an der Flügeltür des Korridors feierliche Wache. Mit einem Wink verabschiedete der Papst die Knaben und schloss die Tür. Dann nahm er die rote hermelingefütterte Cappa ab, öffnete leicht den scharlachnen Schulterkragen und küsste seine Geliebte mit Zartgefühl auf die kupferbraune Stirn.

 

„Du hast mir ein Mahl bereitet?“, fragte Alexander leckermäulig, während er die schlüpfrigen „Fazetien“ des Poggio, sein weltliches Brevier, auf den Sockel einer Flora legte.

„Artischocken mit Ingwer, Muskat und Safran, dann Pfauengehirn und korsischen Wein. Seid Ihr es zufrieden?“

 

Die Vanozza ließ die Kerzen anzünden. Die goldgestickten Korduanledertapeten flimmerten stellenweise wie zusammengedrängte Riesensterngruppen, und über ihnen leuchtete ein Fries, griechische Jünglinge mit Bullen kämpfend, alle Körper hell getönt, sich abhebend vom dunkelgrünen Wiesengrund, als wollten sie ihre Lebendigkeit und Gliederschönheit dem Beschauer lüstern aufdrängen.

 

Der Tisch wurde durch zwei Dienerinnen angerichtet. Auf silbernen Tellern schwamm die Artischocke in Öl, auf elfenbeinernen muschelähnlichen Gebilden lagen die Lieblingsgewürze des Papstes. Dickbauchige Gläser füllten sich mit dem Blut korsischer Weinberge.

 

Alexander neigte sich mit der Behaglichkeit eines Feinschmeckers über die dampfende Speise. „Man bekommt bei dir nichts Halbes vorgesetzt.“

 

„Es freut mich, dass Euch Euer Alter nicht ungalant gemacht hat“, sagte die Vanozza lächelnd.

 

Mit vornehmer Zurückhaltung gab sich der allerheiligste Vater dem Genuss der Speisen hin, ohne ein Wort zu sprechen. Als er die Hälfte seines Korsen geleert hatte, sagte er unvermittelt: „Ich bemerke, dass Lukrezia von Tag zu Tag schöner, ihr Gemahl, Giovanni Sforza, von Tag zu Tag unliebenswürdiger wird.“

 

„Das Schönerwerden scheint ein Gottesgeschenk Eurer Kinder zu sein. Ich sage: Eurer.“ Sie stellte sich unmutig.

 

Aber Alexander sagte mit dem größten Freimut: „Es ist wahr. Unlängst sah ich den hübschen siebzehnjährigen Bengel, den mir die Oliviera Ruspetti geboren. Er ist stramm und starksehnig geworden und hat bereits das Doppelkinn der Borgia. Er geht jetzt auf die Hochschule von Padua und trägt meinen Segen in der Tasche. Seinem Naturell nach dürfte er schwerlich in Padua seine Stunden vor Petrarcas Retiro verseufzen, sondern lieber seine Rapierhiebe in der Kondottierenschule austeilen. Doch davon verstehst du nichts.“ Er kostete wieder mit gewohnter Vorsicht von dem ölfetten Pfauengehirn.

 

„Von der Schönheit der Lukrezia verstehe ich allerdings mehr“, sagte die Vanozza etwas unmutig. Es fehlte noch, dass der Papst das Mahl mit der Aufzählung der Schönheiten seiner fremden Kinder würzte! „Lukrezia hat sich erst einmal bei mir sehen lassen“, lenkte sie rasch ab. „Sie ist schön geworden, es ist wahr. Aber was soll ihr Gemahl mit ihrer Schönheit anfangen, wenn sie ihm diese lieblos verschließt?“