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Impressum

 

Lesbisches Treiben

erotische Erzählungen von

Sara Martinelli

 

Cover-Foto: sazonov/istock.com

Cover-Design: Thomas Bedel

 

© 2017 by Roter Mund Verlag eine Marke der ProCon Lang GmbH - All rights reserved

https://rotermundverlag.de/de

ISBN: 978-3-946346-67-8

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.


Inhalt

 

Titel

Impressum

Inhalt

Melanie

Heiko

Silke

Jasmin

Melanie

 

Melanie betrachtet die Frau des Abgeordneten im Spiegel. Mit ihrer blassen Haut, den weißblonden Haaren und dem viel zu oft gesenkten Blick wirkt sie ein wenig wie ein Schwan, der sich für ein hässliches Entlein hält. Dabei braucht sie sich im Grunde genommen nur anzusehen – so, wie Melanie es gerade tut: Die feinen Gesichtszüge, die sie seit ihrer ersten Begegnung in den Bann ziehen. Ihre blauen Augen, die plötzlich imstande sind zu strahlen, und Ihren zierlichen Körper, an dem der Stoff des pfirsichfarbenen Kleides geschmeidig hinabfällt.

Silke hat keine Ahnung, wie schön sie ist, weil es ihr nie jemand sagt. Schon allein das ist für Melanie Grund genug, diesen Mann nicht zu mögen.

Es ist warm in der Umkleidekabine, dennoch zittert sie ein wenig. Das Knistern in der Luft ist so stark geworden, dass sie es kaum noch aushält. Sie steht dicht hinter ihr, müsste nur den Kopf neigen, um ihre Schulter zu küssen. Aber sie will nichts überstürzen.

Zentimeter für Zentimeter zieht sie den Reißverschluss des Kleides nach unten. Der Anblick ihres Höschens aus weißer Spitze beschert Melanie Gänsehaut. Behutsam streift sie die Träger von den Schultern, worauf der seidene Stoff gleitet zu Boden.

Tief Luft holend betrachtet sie Silkes nackten, nur noch mit dem schmalen Streifen Spitze bedeckten Körper. Sie ist überaus schlank, aber dennoch weiblich geformt, mit weichen wohlproportionierten Rundungen – in Melanies Augen nahezu perfekt.

Vorsichtig legt sie die Hände an ihre Hüften und beginnt, die Linien ihrer Taille entlangzufahren. Silke zuckt leicht, als sie über ihren Bauch streicht, und als sie am Ansatz ihrer Brüste ankommt und sie von innen nach außen nachzeichnet, hält sie die Luft an.

Melanie umfasst nun ihre Brüste, drückt sie leicht. Streicht mit den Daumen über die kleinen rosafarbenen Nippel, die sich unmittelbar zusammenziehen. Melanie kann ihre Halsschlagader pulsieren sehen. Als Silke den Kopf nach hinten neigt, treffen sich ihre Münder. Endlich, endlich kann sie die Frau des Abgeordneten küssen. Und so hauchzart, wie ihre Lippen sich berühren, fühlt es sich tatsächlich so an, als wäre es ihr erstes Mal. Spielerisch stupst Melanie sie an und öffnet ihren Mund. Und als sich ihre Zungen berühren, überkommt sie eine Woge der Leidenschaft. Silkes Zurückhaltung war gestern. Der Abgeordnete, der jeden Moment hereinplatzen könnte, scheint vergessen - sie küsst sie so fordernd, dass Melanie einen Moment lang meint, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Ein Tag zuvor:

»Wow, siehst du heiß aus!«, wird Melanie von ihrer Mitbewohnerin Jasmin begrüßt, als sie die Oakland-Bar betritt.

»Hey«, erwidert sie und schnappt sich einen Barhocker. »Bist du bald fertig?« Sie sind verabredet, wollen später noch in diesen angesagten Club in der Münchener Innenstadt zum Tanzen.

»Wenn ich dich so ansehe, sollte ich mich vorher vielleicht noch umziehen gehen.«

Melanie erwidert nicht mehr als ein müdes Augenverdrehen. Ja, ihre hautengen Röhrenjeans, die locker hineingesteckte Satinbluse und Pumps mit Bleistiftabsätzen bringen ihre Figur besser zur Geltung als alles andere – Jasmin aber, die hier regelmäßig als Barkeeperin jobbt, macht in puncto Styling so schnell keiner was nach – auch heute Abend nicht. Gerade eben beispielsweise, versucht ein Kerl in Anzug und Krawatte auf der anderen Seite der Bar, ihr schöne Augen zu machen. Im Grunde keine große Sache, denn so ziemlich jeder fliegt auf ihre selbstbewusste Mitbewohnerin, die aussieht wie eines dieser Models auf den Werbeplakaten für Strandmode. Zusammen mit dem hautengen Minirock und dem weißen, tief ausgeschnittenen Paillettentop eine Formel, der kein Mann so leicht widersteht.

Dieser Mann scheint ihr sogar neben seiner eigenen Ehefrau völlig unverhohlen Avancen zu machen. Wie abstoßend! Denn dass die zierliche Blondine mit der Hochsteckfrisur an seiner Seite mit ihm verheiratet ist, ist offensichtlich. Nicht zuletzt die Ringe an ihren Fingern verraten das.

Sie kann es sich nicht erklären, aber etwas an dieser zwar herausgeputzten, aber dennoch unscheinbar wirkenden Frau zieht sie in ihren Bann. Sie ist nicht größer als 1,60 Meter und für Melanies Geschmack viel zu stark geschminkt. Auch die Frisur und das dunkelgrüne Kostüm machen sie älter, als sie tatsächlich ist – vielleicht Anfang dreißig, keinesfalls mehr!

Melanie ertappt sich selbst dabei, ständig in ihre Richtung zu starren, als der Blick des Mannes sie plötzlich trifft. Du liebe Güte, nun zwinkert er ihr auch noch zu und lächelt breit. Denkt er etwa, sie sei an ihm interessiert? Obwohl sie ihn von nun an vehement ignoriert, spürt sie, wie er sie siegessicher mustert.

Seine Frau registriert die Blicke übrigens ebenfalls, zeigt aber keine Reaktion. Ihre Gesichtszüge sind freundlich, und dennoch scheinen sie eingefroren. Nur in dem Moment, als ihre Blicke ein paar Sekunden aneinander haften bleiben, und sie schüchtern zurücklächelt, lässt sich etwas Leben darin erkennen.

Melanie wartet den passenden Moment ab: Als er zur Toilette verschwindet, wechselt sie den Stuhl und gesellt sich zu der Blondine. »Hi, ich bin Melanie.«

Sie scheint überrascht, aber erfreut. Ihr die Hand reichend stellt sie sich ebenso vor: »Ich … heiße Silke.«

»Ich habe Sie hier noch nie gesehen.«

»Oh, ähm, das liegt daran, dass … Maximilian, mein Mann … er mag eigentlich keine Bars. Wir sind nur etwas zu früh. Er hält einen Vortrag heute Abend, gegenüber im Kongresshaus.«

Melanie zieht, wenn auch eigentlich ironisch gemeint, erstaunt ihre Brauen hoch. »Dann muss er ja ein ganz toller Hecht sein.« Spott schwingt in ihrer Stimme, aber Silke überhört es entweder, oder merkt es gar nicht erst.