Schwarz-Weiß-Fotografie

Technik – Bildgestaltung – Praxiswissen

Anselm F. Wunderer

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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ISBN 978-3-8266-9441-7

1. Auflage 2014

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Lektorat: Katja Völpel

Sprachkorrektorat: Petra Heubach-Erdmann

Covergestaltung: Christian Kalkert, www.kalkert.de

electronic publication: III-satz, Husby, www.drei-satz.de

Bildnachweis: Anselm F. Wunderer

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Die Insel in der bunten Welt genießen

Auch wenn es dank der Bearbeitung so aussieht, es ist kein Expeditionsfoto vom Ende des 19. Jahrhunderts. Ausgangsmaterial: Kodachrome-64-Farbdia.

Die Fotografie hat in den letzten Jahren, gleich ob sie künstlerisch, ambitioniert oder mit dem Smartphone betrieben wird, einen bisher noch nie da gewesenen Beliebtheitsgrad erreicht. Mit dem allgemeinen Interesse für Fotografie stieg zugleich das Interesse an historischen Bildern, aber auch an künstlerischen Werken der Gegenwart. Hatten vor nicht allzu langer Zeit bei Auktionen lediglich gemalte Bilder Höchstwerte erzielt, so steigen mittlerweile auch die Preise von Unikaten bekannter Fotografen ins nahezu Unermessliche. Kaum ein Tag vergeht, an dem in den Großstädten nicht gleich mehrere, interessante Fotoausstellungen eröffnet werden. Das größte Interesse gilt zweifelsohne historischen Aufnahmen und die sind üblicherweise schwarz-weiß. Allein durch die mit den Ausstellungen verbundene Öffentlichkeitsarbeit gelangt die Bedeutung der schwarz-weißen Fototechnik wieder zunehmend ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Abb. A.1: Die Ausstellung: »Die Welt in Heftformat«, NATIONAL GEOGRAPHIC 1888–1950 in der Wiener Galerie Westlicht, war ein großer Publikumsmagnet.

In unserer Welt, einer Welt voller bunter Bilder, nimmt die Schwarz-Weiß-Fotografie dennoch die Position einer mehr oder weniger kleinen Insel ein. Und das ist auch gut so. In diesem Sinne möchte ich Sie zum Abschluss zu einer kleinen Reise in schwarz-weiße Ansichten einladen. Um beim Thema Insel zu bleiben, starte ich diese monochrome Bildertour auf einer Insel, die allerdings gar nicht so klein ist, der britischen Insel.

Alle folgenden Aufnahmen wurden farbig fotografiert bzw. digitalisiert und mit der Nik-Software Silver Efex Pro 2 zusammen mit Adobe Photoshop CS6 bearbeitet. Dreimal konnte ich nicht widerstehen und habe den Bildern eine kleine Prise Farbe gelassen.

Wenn man direkt an der Themse entlanggeht und die vielen hölzernen Pflöcke, Reste einstiger Ankerpunkte und Hütten sieht, dann bildet das gegenüberliegende Ufer mit den vielen modernen Bauten einen starken Themenkontrast. Schwarz-Weiß-Ansichten, die uns, wie schon früher erwähnt, einen Streich spielen, und uns glauben lassen, dass sie besonders alt sind, vermitteln nur allzu leicht einen falschen Eindruck. Genaues Hinsehen ist gefragt.

Abb. A.2: London von der Themse gesehen. Ausgangsmaterial Farbdatei. Brennweite 21 mm, 200 ISO, Blende 11, 1/50 Sekunde.

Als Londons Tower Bridge entstand, fotografierte man noch ausschließlich schwarz-weiß. Farbige Aufnahmen lagen noch im Reich der Träume. Ganz anders die asymmetrische und unregelmäßige City Hall, deren eigenwillige Form in der kontrastreichen Schwarz-Weiß-Ansicht besonders deutlich zum Ausdruck kommt.

Abb. A.3: Architektur einst und jetzt. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 13 mm, 200 ISO, Blende 11, 1/125 Sekunde.

Wir verlassen die geografische, nicht aber die schwarz-weiße Insel. Als das Wiener Konzerthaus im Jahr 1913 eröffnet wurde, konnten nur Maler die Farbenpracht des großen Saals festhalten.

Abb. A.4: Der große Saal des Wiener Konzerthauses. Das sepiagetonte Bild mit dem verlaufenden Rand könnte auch aus dem Eröffnungsjahr 1913 stammen. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 8 mm, 100 ISO, Blende 8, 1 Sekunde.

Ich habe mich daher zu einer fotografischen Zeitreise entschlossen und die Weitwinkelaufnahmen einem digitalen »Alterungsprozess« unterzogen. So sind es nicht die Farben, die in den Vordergrund treten, sondern vielmehr die architektonischen Elemente, auf die der Blick fällt.

Schnitt, ein kleiner Abstecher zu den Naturwundern und landschaftlichen Besonderheiten der USA. Jenem Land, wo unter anderen der bereits an früherer Stelle erwähnte Fotograf Ansel Adams die Ära der künstlerischen Schwarz-Weiß-Fotografie einleitete. Klarer und präziser als in jeder noch so schönen Farbaufnahme möglich zeigt sich die von Wind und Wetter modellierte Steinskulptur. Das gilt auch für die Darstellung der Wüste in der trockensten Ecke der Staaten.

Abb. A.5: Die bekannte »Steinschnecke« vom Canyon de Chelly (Arizona) zeigt ihre Formgebung in der Schwarz-Weiß-Darstellung besonders deutlich. Ausgangsmaterial: Kodachrome-64-Farbdia.

Doch für eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen muss man nicht unbedingt den Kontinent verlassen. Auch die Formationen der Alpen zeigen so viele Strukturen und markante Formen, dass sich das Umwandeln in Schwarz-Weiß tausendfach lohnt. Natürlich sind die Felsen der Alpen nur eine der vielen Landschaftsformen, die es allein in Mitteleuropa gibt und die darauf warten, mit Weitwinkel- wie mit Teleobjektiven erfasst und später bearbeitet zu werden.

Abb. A.6: Formenreich, die Majova-Wüste im Grenzgebiet von Nevada und Kalifornien. Ausgangsmaterial: Kodachrome-64-Farbdia.

Abb. A.7: Herbst in Südtirol. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 178 mm, 200 ISO, Blende 7, 1/60 Sekunde.

Doch die Naturfotografie beschränkt sich nicht nur auf weite Landschaften, auch im Kleinen, im Detail hoffen unzählige Motive auf ihre Entdeckung. Pilze, ganz besonders die Tintlinge, halten sich bekanntlich nicht sehr lange. Mit der Kamera können wir sie festhalten und die etwas »antike« Ansicht lässt uns sogar glauben, dass sich der Pilz schon vor sehr, sehr langer Zeit als Model angeboten hat.

Abb. A.8: »Alte« Ansicht eines Pilzes. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 95 mm, 100 ISO, Blende 14, 2 Sekunden.

Die kleine Echse, die über das poröse Gestein verwitterter Sanddünen lief, war einfach zu bunt für ein reines Schwarz-Weiß-Bild. Allein, dass sie mir die Aufnahme erlaubte und ruhig hielt, war ein netter Zug von ihr und so bedankte ich mich, indem ich den rötlich-gelben Untergrund schwarz-weiß färbte und sie damit in ihrer ganzen Pracht so richtig zur Geltung kommt.

Abb. A.9: Die Echse aus dem Zion-Nationalpark – Utah/Arizona – durfte die Farbe behalten. Ausgangsmaterial: Kodachrome-64-Farbdia.

Da ich auf den vorangegangenen Seiten schon so viele Tiere gezeigt habe, denke ich, es vertreten zu können, dass außer der Echse nun nur Huftiere vertreten sind. Genau genommen fällt das Bild mit dem Pferd eher ins Kapitel Landschaft, Natur, Himmel, Stimmung, in dem das Ross nur noch Beiwerk ist.

Abb. A.10: Das Pferd, ein kleiner Punkt, der für Aufmerksamkeit in der Landschaft sorgt. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 250 mm, 200 ISO, Blende 10, 1/160 Sekunde.

Und schon geht es wieder in die Ferne. Diesmal weit hinunter in den Süden und ich bediene mich einer als Paarhufer nicht direkt mit dem Pferd Verwandten: der Giraffe. Sie teilt das Querformat mit der tollen Wolkenstimmung gekonnt auf.

Abb. A.11: Gleich einem Monument beherrscht die Giraffe das Bild. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 300 mm, 200 ISO, Blende 13, 1/640 Sekunde.

Im Sinne der Schöpfungsgeschichte zählt ja der Mensch zu den jungen Geschöpfen und im Sinne der Forschung gilt Afrika als Wiege unserer frühesten Vorfahren. Ich denke, es macht Sinn, dass ein junger Mann aus Kenia an dieser Stelle vertreten ist.

Abb. A.12: Einst wie heute, Schwarz-Weiß-Porträts sind Klassiker. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 134 mm, 200 ISO, Blende 9, 1/80 Sekunde.

Über die Beringstraße wurde Lateinamerika einst von Asien aus besiedelt. So kann ich mit dem Bild der drei Ecuadorianer im Grunde genommen gleich zwei Kontinenten Raum bieten. Auch bei dieser Ansicht konnte ich der Verlockung einer auf alt getrimmten Bearbeitung nicht widerstehen.

Abb. A.13: Lofoten, Norwegen. Weitwinkelaufnahme, Farbdia Fuji Velvia 50.

Und damit möchte ich diese kleine Reise mit dem pompösen Maskenbild einer Europäerin beschließen.

Wie Sie sicher feststellen konnten, hat die Alternative, die Welt schwarz-weiß zu sehen, nichts mit Düsterkeit zu tun. Ganz im Gegenteil, mit den schwarzen Tiefen, einem strahlenden Weiß und den gut abgestimmten Mitteltönen wird es oft viel leichter, eine kraftvolle, positive Bildkomposition zu schaffen. Schwarz-weiße Bilder bringen vieles auf den Punkt, schaffen Klarheit. Nicht umsonst haben unsere Augen neben den Farbe sehenden Zapfen rund 120 Millionen Stäbchen, die ausschließlich auf Helldunkel reagieren. So sehen wir auch noch bei extrem schlechtem Licht, dann aber schwarz-weiß. Ich hoffe, Sie verstehen mich nicht falsch, ich möchte Ihnen die Sicht auf unsere bunte Welt weder vermiesen noch ausreden. Dazu ist sie einfach viel zu schön – allein wenn ich an einen Sonnenuntergang denke. Ich hoffe vielmehr, dass ich Ihre Überlegungen bestätigen konnte, dass Sie richtig liegen, alles – und damit meine ich wirklich alles – einmal auch anders zu betrachten und zu interpretieren. Schaffen Sie sich, wenn Sie Lust dazu haben, mit diesen Bildern eine Art Parallelwelt. Und wenn Sie’s bisher nicht waren, dann hoffe ich, dass Sie nun reif für die Insel, die schwarz-weiße Insel in der bunten Welt sind.

Abb. A.14: Klar und passend, Porträt mit (bunter) Maske. Ausgangsmaterial: Farbdatei. Brennweite 200 mm, 400 ISO, Blende 8, 1/20 Sekunde.

Ich habe mich bemüht, Technisches einfach und verständlich zu beschreiben. Die tatsächlichen und exakten technischen Vorgänge oder Darstellungen können da vielleicht das eine oder andere Mal nicht so exakt dargestellt sein, wie es der Wissenschaft entspricht. In diesen Fällen bitte ich, mir die Nachlässigkeit zu verzeihen.

Die Brennweiten-Angaben bei den Bilddaten beziehen sich – sofern nicht anders angegeben – auf das ABS-C-Format. Mit dem Faktor 1,6 multipliziert, entsprechen die Angaben dem Kleinbild- bzw. Vollformat.