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DANK GEHT AN

"Moritz, der mir mit Herz und Rat jederzeit zur Seite stand,

meine Eltern, deren liebevolle Unterstützung grenzenlos ist,

meine Uni für die schöne Studienzeit und meine Kommilitonen, ohne die die Studienzeit nicht so schön hätte sein können.

KAPITEL 1

EINLEITUNG

Hab immer ein Gesetz dabei und keine Panik!

Jura interessiert Dich? Gut, aber wenn Du frischgebackener Abiturient1 sein solltest, bezweifle ich, dass Du weißt, was mit dem Studium der Rechtswissenschaften auf Dich zukommt. Vielleicht hast Du Dich ja auch schon anderweitig informiert, in Broschüren geblättert? Nicht schlecht. Aber hier erfährst Du die Wahrheit über das Studienfach. Ich will Dich auf den kommenden Seiten auf das Studium der Rechtswissenschaften vorbereiten und Dir Einblicke gewähren, die sonst keiner bekommt, der das Fach nicht selbst studiert hat.

Manchmal habe ich mir gedacht: »Mann, wenn ich das vorher gewusst hätte, …!« Hab ich aber nicht. Dir kann ich es jetzt sagen, dann kannst Du vielleicht ein paar Fettnäpfchen und Studentenfallen umgehen. Alle verrate ich Dir aber nicht, wo bleibt denn sonst der Spaß für Dich? Dieser Studienführer erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. An einigen Stellen bin ich womöglich nicht ganz politisch korrekt. Sarkasmus ist bei Juristen der Renner!

Aber abgesehen von dem Spaß, uns Juristen ein wenig durch den Kakao zu ziehen, will ich Dir Tipps geben zum Fach selbst, zur Uni, zur Finanzierung des Studiums, zu Praktika und Nebenjobs und wie Du Dich auf dem Wohnungsmarkt zurechtfindest und Dir die ersten Schritte im Studentenleben erleichtern. Du erfährst hier, was das Studium der Rechtswissenschaften überhaupt umfasst und was Du dafür mitbringen musst. Ebenso soll Dir ein kleiner Ausblick darauf gegeben werden, welche Kommilitonen und Kollegen Dich erwarten und wie das Studentenleben sich gestalten wird.

Eines ist klar, so platt es auch klingt: ohne Fleiß kein Preis. Wer ein Jurastudium beginnt, der sollte wissen, dass er viel zu lernen hat. Stumpfes Auswendiglernen gehört genauso dazu wie das Verstehen und Anwenden des Gelernten. Aber das ist schließlich in den meisten Studiengängen so – also nur Mut! Gerade der Anfang an der Uni kann für Abiturienten schwierig sein: Das geregelte Schulleben weicht einem absolut frei zu gestaltenden Studentenleben. Es verlangt Selbstdisziplin, in einem Studium erfolgreich zu sein, vor allem, da beim Jurastudium selten Anwesenheitspflicht besteht. Spaß machen soll es schließlich auch und wahrscheinlich wirst Du nie wieder so flexibel in Deinem Leben sein wie während des Studiums – wenn Du es richtig anstellst. Du kannst diesen Ratgeber sofort von vorne bis hinten durchlesen, Du kannst ihn aber ebenso gut stellenweise lesen und dabei immer nur die Kapitel durchgehen, die in Deiner Situation für Dich wichtig sind.

Solltest Du schon etwas weiter im Studium fortgeschritten sein oder gar das erste Examen bereits hinter Dich gebracht haben, mach Dir die Tipps zu Weiterbildungen und Referendariat zunutze und schwelge mit mir in Erinnerungen an unsere Anfänge als frische »Erstis« an der Uni. Vielleicht erkennst Du Dich ja wieder.

Wie auch immer Du dazu gekommen bist, diesen Studienführer aufzuschlagen, er soll Dir mit Insiderwissen, Ehrlichkeit und Tipps helfen, für Dich richtige Entscheidungen zu treffen. Das hier ist keine Werbung für Jura! Ich selbst habe das Fach studiert und kenne damit die Vor-, aber auch die Nachteile, die es bietet, und möchte ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.

Deshalb richtet sich dieser Studienführer einerseits an diejenigen, die noch nicht entschieden haben, ob sie Jura wirklich studieren wollen. Er soll aber auch jenen, die »das schon immer machen wollten«, einen kleinen Einblick geben, ob das Studium tatsächlich das ist, was sie sich darunter vorstellen. Für bereits eingeschriebene Jurastudenten sei dieses Buch ein Wegweiser auf dem weiteren Pfad durch das Studium bis in den ersten Job.


1Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die zusätzliche Nennung der weiblichen Form verzichtet. Es sind aber stets beide Geschlechter gemeint.

KAPITEL 4

DIE WAHL DER RICHTIGEN HOCHSCHULE

Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual. Aber welche Wahl hast Du überhaupt? Wie entscheidet man sich denn für die vermeintlich richtige Uni?

Die Kriterien für die Entscheidung

Nachdem man sich für einen Studiengang entschieden hat, ist der nächste Schritt die Wahl der richtigen Universität. Dabei kannst Du Dich zwischen dem Klassiker Universität und dem neueren Modell Law School entscheiden. Bei einer Law School ist die Auswahl mit zwei Möglichkeiten in Deutschland eher begrenzt. Universitäten, die Jurastudiengänge anbieten, gibt es hier hingegen wie Sand am Meer. Für diejenigen, die in einer Großstadt wie Hamburg oder Berlin wohnen, bietet die Heimat schon eine gewisse Auswahl an. Berlin zum Beispiel hat drei Universitäten (wenn man es nicht so genau nimmt und das direkt vor Berlin liegende Potsdam mit dazuzählt), die Rechtswissenschaften als Studienfach anbieten. Hamburg bietet sogar vier Möglichkeiten. Für wen ein Umzug in eine andere Stadt nicht ausgeschlossen, sondern womöglich ein willkommenes Abenteuer darstellt, der sollte sich vorher gründlich über den Studienverlauf informieren. Besonders wichtig sind bei Deiner Entscheidung nach Hochschule diese drei Kriterien:

ØWelche Schwerpunkte bietet die Uni an?

ØMit welchen Partnerunis arbeitet die Uni zusammen, wohin kann ich ins Ausland gehen?

ØWie ist das Examen in dem entsprechenden Bundesland aufgebaut?

Es heißt zwar »Staats«-Examen, doch variieren Aufbau und Ablauf in vielen Fällen von Bundesland zu Bundesland. Hier liefern die Webseiten der jeweiligen Universitäten einen guten Überblick über das exakte Angebot an den Juristischen Fakultäten.

Was ist Dir wichtig? Prioritäten setzen

Du solltest Dir vor Deiner Bewerbung an den Unis darüber im Klaren sein, was Du eigentlich willst. Sind Dir etwa Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse besonders wichtig, so schau Dich nach Angeboten wie den deutsch-französischen oder deutsch-englischen Studiengängen um. Natürlich kann man auch innerhalb eines komplett deutschen Studiengangs Auslandssemester mit dem Erasmus-Programm absolvieren, dazu findest Du umfangreiche Infos in Kapitel 11 Ich bin dann mal weg – mit Erasmus ins Ausland.

4.1 JURA AN DER UNIVERSITÄT

Die klassische Institution für ein Jurastudium ist eine Universität, die sich oft mit ihren Fakultäten über die ganze Stadt erstreckt. Sie beherbergt Mensen und Bibliotheken, Studienbüros, Cafeterien, Sporthallen, Computerräume und vieles mehr.

Am Anfang des ersten Semesters ist alles so aufregend: Du musst in das Hauptgebäude, mit den anderen Studienanfängern in einer Schlange warten, um Deinen Studentenausweis zu beantragen oder abzuholen. Du bekommst Begrüßungspakete und Infozettel. Hunderte stehen dann wie Du in den fremden Hallen und sind gespannt, was noch so alles passieren wird.

Die Anmeldung

An einer Uni meldet man sich eigentlich nicht an, sondern man immatrikuliert sich. Die Immatrikulation ist also das Einschreiben an einer Uni. Wer immatrikuliert ist, bekommt eine Kennziffer, das ist die Matrikelnummer, die man sein ganzes Studium behält, sofern man die Uni oder den Studiengang nicht wechselt.

Der erste Schritt vor der Einschreibung ist eine umfassende Recherche. Jede Uni hat eine Homepage, auf der wichtige Termine und Fristen zu finden sind. Normalerweise funktioniert die Anmeldung überall ähnlich und ich will Dir hier zeigen, was Du beachten musst. Erkundige Dich trotzdem rechtzeitig, ob Deine Wunschuniversität besondere Anforderungen an die Bewerbung stellt.

Termine

Viele Universitäten erlauben nur einen Studienbeginn zum Wintersemester. An wenigen Hochschulen kann man sich auch zum Sommersemester für Rechtswissenschaften einschreiben, genannt seien hier als Beispiele die Universität Münster und die Universität Göttingen.

Die Semester teilen sich in Wintersemester und Sommersemester. Ein Semester umfasst sechs Monate.

ØWintersemester: 1. Oktober bis 31. März

Bewerbung bis etwa 15. Juli

ØSommersemester: 1. April bis 30. September

Bewerbung bis etwa 15. Januar

ØSemesterferien: die etwa zehn bis zwölf Wochen vor Semesterende

Normalerweise musst Du Dich mit einer beglaubigten Kopie Deines Abiturzeugnisses, einem Krankenversicherungsnachweis und entsprechenden Formularen, die Du auf der Homepage der Universität findest, bewerben. Nach etwa sechs Wochen geben die Unis dann per Post Bescheid, ob Du angenommen wurdest oder nicht. Wurdest Du erst einmal nicht angenommen, landet Dein Name automatisch auf der Nachrückerliste. Im Nachrückverfahren kommt die Zusage recht knapp, kurz vor Studienbeginn – in manchen Fällen sogar erst nachdem das Semester schon begonnen hat.

Checkliste für die Bewerbung

ØBeglaubigte Kopie des Abiturzeugnisses

ØKrankenversicherungsnachweis (Familienversicherung reicht aus)

ØAusgefüllte Formulare, die auf der Uni-Homepage zum Download bereitstehen

Die Zulassungsbeschränkung

Eine Bewerbung ist natürlich immer nur dann nötig, wenn das Fach überhaupt zulassungsbeschränkt ist. Wo keine Zulassungsbeschränkung besteht, kannst Du Dich direkt – meist sogar einfach online – immatrikulieren und losstudieren.16

Der NC bei Jura mit Staatsexamen variiert sehr stark von Stadt zu Stadt und dort sogar von Universität zu Universität und verändert sich mit jedem Semester. »NC« steht für »Numerus clausus«, zu Deutsch etwa »geschlossene Anzahl«, was so viel wie Zulassungsbeschränkung bedeutet. Er ist der Wert, der beschreibt, welche die Abiturdurchschnittsnote des zuletzt zugelassenen Bewerbers war. Der NC ist also abhängig von der Anzahl der Bewerbungen. Da er hierdurch immer erst im Nachhinein errechnet werden kann, ist es unmöglich zu sagen, wie der NC für das kommende Semester aussieht. Der vom letzten Jahr lässt aber Schlüsse über den kommenden zu.

An der Uni Düsseldorf zum Beispiel lag der NC bei 1,3 für das Wintersemester 2014/15, an der Uni Leipzig hingegen bei 2,8.17

Zusatzinfo: Du kannst Dich an jeder Universität nur für jeweils ein Fach bewerben.

Der Studienverlauf

Das Jurastudium – mit dem Abschluss erstes Staatsexamen – teilt sich einerseits in das Pflichtfachstudium und andererseits in das Schwerpunktbereichsstudium. Wie sich die einzelnen Semester von anderen unterscheiden, wird von Uni zu Uni anders genannt, meist wird die Aufteilung in etwa so gegliedert sein: Den Anfang bildet das Grundstudium vom ersten bis dritten, manchmal auch vierten Fachsemester, gefolgt vom Hauptstudium, vom vierten bis siebten Fachsemester und schließlich die Zeit der Examensvorbereitung, für die man ein Jahr einplanen sollte, im achten und neunten Fachsemester. Von Grund- und Hauptstudium wirst Du aber kaum einen Professor reden hören, wichtiger sind die Begriffe Zwischenprüfung und Scheine, wie Dir oben bereits dargestellt wurde.

Das Pflichtfachstudium vermittelt die Grundlagen der Rechtsgebiete Bürgerliches Recht, Strafrecht und Öffentliches Recht samt der schon erwähnten rechtswissenschaftlichen Methoden, also dem Lösen eines Klausurfalls anhand des Gutachtenstils. Nebenher wird aufgezeigt, wie sehr Recht schon immer relevant war, seit es Menschen gibt, und Geschichte und Gesellschaft geprägt hat.

An dieser Stelle will ich die Pflichtfächer aufzählen, die Dich in etwa erwarten. Vielleicht hast Du ja von dem einen oder anderen schon gehört, die fettgedruckten könnten Dir schon geläufig sein, etwa aus den Medien.

Zu den Pflichtfächern zählen …

… der Allgemeine Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), das Recht der Schuldverhältnisse, das Sachenrecht, Grundzüge des Erbrechts und des Familienrechts, Grundzüge des Handels- und Gesellschaftsrechts, Grundzüge des Arbeitsrechts, der Allgemeine Teil und der Besondere Teil des Strafgesetzbuches (StGB), das Staatsrecht, das Allgemeine Verwaltungsrecht, das Besondere Verwaltungsrecht, insbesondere das Allgemeine Polizei- und Ordnungsrecht, das Versammlungsrecht, das Bauordnungs- und Bauplanungsrecht, das Kommunalrecht, europarechtliche Bezüge, insbesondere die Menschenrechte, die Europäische Union, die Durchsetzung des Gemeinschaftsrechts einschließlich des gerichtlichen Rechtsschutzes, das Zivilprozessrecht, das Strafverfahrensrecht, das Verwaltungsprozessrecht, das Verfassungsprozessrecht und das Gerichtsverfassungsrecht.18

Wie in Kapitel 2 Das Studienfach Rechtswissenschaften aufgelistet, kommen zum Pflichtfachstudium hinzu: Fremdsprachenkenntnisse, Schlüsselqualifikationen und etwa drei Monate juristische Praktika während der vorlesungsfreien Zeit. Diese vorlesungsfreie Zeit sind die Semesterferien. Aber lass Dich von der Bezeichnung »Ferien« nicht allzu sehr täuschen – es gibt immer Praktika zu absolvieren und Hausarbeiten zu schreiben, um in den Urlaub fahren zu können, ist gutes Zeitmanagement gefordert.

Doch bis es für Dich so weit ist, Dich mit Deinem Studium zu beschäftigen, ist es nötig, überhaupt in das Unileben hineinzufinden. Ich finde es nicht nur wichtig, in die Materie einzusteigen, sondern fast noch wichtiger, das soziale Umfeld kennen und mögen zu lernen, damit es kein Fehlstart wird. Nur wer sich an einer Hochschule aufgenommen und wohl fühlt, will schließlich viel Zeit dort verbringen, um zu lernen.

Ein guter Start in den Mikrokosmos Uni

Stell Dir vor, Du hast Dich schon für eine Uni entschieden, die entweder den von Dir bevorzugten Schwerpunkt anbietet oder deren Angebot Dich insgesamt am meisten überzeugt. Du hast

Dich beworben, wurdest angenommen, hast Dich immatrikuliert und schaust eines Morgens in den Briefkasten: Da liegt eine Einladung mit den feierlichen Worten »Herzlich willkommen« zu den Einführungsveranstaltungen Deiner Uni, auch Orientierungswoche (oder kurz: O-Woche) genannt. Und Du fragst Dich, ob Du da wirklich hingehen musst? Ich empfehle, das einfach zu machen. Zu Beginn gilt schließlich für jeden: Alles ist neu, alles ist fremd. Aber genau dafür gibt es diese Kennenlernwoche, die so gut wie jede Universität veranstaltet. Die Teilnahme an diesen Einführungsveranstaltungen ist freiwillig, nicht notwendig und wird Dir womöglich sogar etwas affig vorkommen. Trotzdem schadet es nicht, zu den Veranstaltungen zu gehen, um andere Anfänger schon möglichst früh kennenzulernen. Das gilt nicht nur für Zugezogene, sondern auch für diejenigen, die in ihrer Heimatstadt zur Universität gehen.

Unis, die wissen, wie sie den Studenten Freude machen, treffen sich sogar zum Pub-Crawl, andere machen Schifffahrten – das ist Glückssache. In den meisten Fällen werden keine peinlichen Kennenlernspiele gespielt, sondern eher praktische Informationen vermittelt. Es gibt Rundgänge auf dem Campus, zur Bibliothek, zur Mensa, zum Studentencafé oder in der Gegend rund um die Uni. Hierbei kannst Du schon erste Kontakte knüpfen.


Tipps für einen guten Start ins Unileben:


Ø
Besuche die Einführungsveranstaltungen. Hier kannst Du Dich orientieren und erste Kontakte knüpfen.

ØVerbringe (vor allem am Anfang) möglichst viel Zeit auf dem Universitätsgelände. So bekommst Du schnell den Rhythmus des Unilebens mit und triffst viele Kommilitonen.

ØBesuche alle für Dein Semester angebotenen Kurse. Dir wird umso schneller klar werden, wie die Fächer aufeinander aufbauen und ineinander verwoben sind.

So viel erst einmal zu den Universitäten für das Staatsexamensstudium, das bislang in Deutschland der Regelfall ist. Möglicherweise hast Du aber schon von einem anderen Lehrsystem gehört, das in den USA und Kanada praktiziert wird: die Law School. Was Du vielleicht noch nicht weißt, ist, wo eigentlich der Unterschied zum Universitätsstudium liegt und dass es diese Institution auch in Deutschland gibt. Im Folgenden bekommst Du einen kleinen Überblick.

4.2 JURA AN DER LAW SCHOOL

Vorweg: Deutsche Law Schools unterscheiden sich durchaus von amerikanischen Law Schools. Das geht schon bei der Studiendauer los und hängt damit zusammen, dass der Abschluss für den Volljuristen hier natürlich wiederum das Staatsexamen ist. Da der Abschluss also der gleiche wie an Universitäten ist, kann auch das Studium nicht völlig anders sein und ist an bestimmte Grundvoraussetzungen gebunden. Trotzdem gibt es Ähnlichkeiten mit den amerikanischen Schools, da sich hieran zum Beispiel bezüglich Effektivität des Studiums orientiert wurde. Vor allem aber flossen Gedanken der Bologna-Reform mit in den Aufbau der deutschen Law Schools ein.

Es gibt zwei Law Schools in Deutschland, die Bucerius Law School (BLS) in Hamburg und die European Business School (EBS) in Wiesbaden. Dies sind private Schulen, das heißt, dass sie nicht staatlich finanziert sind, sondern Du das Geld selbst aufbringen musst. Vorteilhaft sind das im Gegensatz zur Uni eher verschulte System und die damit einhergehende strikte Vorbereitung auf das Examen. Anwesenheitspflicht ist hier kein Fremdwort, an den Unis hingegen wird sie Dir nicht begegnen.

Großer Vorteil der Law Schools: Schon vor dem ersten Examen gibt es die Möglichkeit, den LL.B.-Abschluss, also den Titel Bachelor of Laws, zu erhalten. Natürlich kann man, wie oben erwähnt, damit nicht Volljurist werden, doch hat man damit vor dem Mammut-Examen immerhin einen Abschluss als Absicherung in der Tasche. Er dient als erster Schritt im Lebenslauf, der es Dir ermöglicht, internationale Wege einzuschlagen. Da dieser Abschluss im System der Law School integriert ist, gibt es keine Probleme mit einer möglichen Nichtanerkennung Deiner bisherigen Studienleistungen. Der Abschluss kommt schließlich von derselben Uni. Ein Hochschulwechsel nach dem Bachelor hingegen dürfte genauso schwierig sein wie von jeder anderen Universität.

Die zwei deutschen Law Schools sollen Dir im Folgenden kurz vorgestellt werden.

ØDie Bucerius Law School

Allgemeines: Die Bucerius Law School in Hamburg war die erste private Hochschule für Jura in Deutschland und wurde im Jahr 2000 gegründet. Jedes Jahr nimmt sie 116 Studierende auf. Sie wirbt mit ihrer geringen Abbruchquote und damit, dass jeder Kandidat, der zum Examen schließlich antritt, es auch absolviere. Sie bietet ähnlich den staatlichen Universitäten acht Schwerpunktbereiche an. Viele davon haben mit Wirtschaft zu tun. Auch sollen die Studenten dort mit Firmen und damit wirtschaftlichen Bereichen in Berührung kommen.

Kosten: Die Studiengebühren betragen insgesamt 51.600 Euro. Das Jahr ist nicht in zwei, sondern in drei Abschnitte geteilt. Pro Trimester zahlt man 4.300 Euro. Wessen Eltern das nicht zahlen und wer nicht durch Lotto oder andere Zufälle über die finanziellen Möglichkeiten verfügt, kann die Studiengebühren nach Berufseintritt berappen, vorher also die Möglichkeit der Kreditfinanzierung in Anspruch nehmen.

Kontakt: Die Homepage der Law School findest Du unter www.law-school.de. Hier sind alle Kontaktmöglichkeiten aufgeführt.

Bewerbung: Wer sich hier bewirbt, durchläuft ein etwas aufwendigeres Aufnahmeverfahren als an normalen Universitäten. Persönliche Gespräche sowie schriftliche Tests gehören mit zum Verfahren. Ausführliche Informationen zu diesem etwas anderen System des Studiums der Rechtswissenschaften findest Du hier: www.law-school.de/jurastudium, Bewerbungsschluss ist jeweils Mitte Mai.

ØDie European Business School

Allgemeines: Auch bei der EBS ist das System verschulter als an der Universität. Es werden in kleineren Lerngruppen zwischen 35 bis 70 Studierende in einer Vorlesung unterrichtet, in den AGs lernen etwa 15 Studierende zusammen. Das Studienjahr teilt sich auch hier in Trimester. Auch ein Auslandsaufenthalt ist innerhalb der fünf Studienjahre vorgesehen. Mit dem Erreichen des Schwerpunkts erhält man schon vor dem Staatsexamen den Bachelor of Laws, mit dem man natürlich nicht Volljurist ist, aber eben einen ersten Abschluss in der Tasche hat, dem man einen Master hinterherschieben kann.

Die EBS versteht ihren Studiengang als Kombination zwischen BWL und Jura. Die Schwerpunkte sind mit Gesellschafts- und Restrukturierungsrecht, Bank- und Kapitalmarktrecht und Öffentlichem Wirtschaftsrecht sehr im wirtschaftlichen Bereich angesiedelt. Jedes Jahr gibt es etwa 80 Anfänger. Den Freiversuch machen diese nach dem vierten Jahr.

Die Schule wirbt mit der besonders hohen Quote der Prädikatsexamina und gibt an, dass im Jahr 2016 45,66 Prozent ihrer Absolventen die Note Vollbefriedigend oder besser erzielten.

Kosten: Die Gebühren für diese Law School betragen 3.700 Euro pro Trimester, insgesamt 44.400 Euro für das komplette Studium inklusive eines Bachelors of Laws und dem Staatsexamen.

Kontakt: Wenn Du Dich für das Jurastudium an der European Business School interessierst, findest Du Infos auf www.ebs.edu.

Bewerbung: Bewerber müssen sehr gute Englisch- und Deutschkenntnisse mitbringen und einen Nachweis bei der Bewerbung einreichen. Dein Abiturzeugnis mit einer sehr guten Englischleistungskursnote reicht nicht aus, es muss ein TOEFL-, IELTS- oder ähnlicher Sprachnachweis vorgelegt werden. Die Bewerbung erfolgt online.

Wo auch immer Du schließlich studierst, Du brauchst ein Dach über Deinem Kopf, ein warmes Bett und einen Schreibtisch. Nicht mehr bei Deinen Eltern zu wohnen, ist etwas Neues für Dich? Dann wirf einen Blick ins folgende Kapitel.


16Ein Beispiel hierfür ist etwa die Universität Passau zum Wintersemester 2015/16. Rechtswissenschaften ist normalerweise jedes Jahr an abwechselnden Universitäten zulassungsunbeschränkt. Eine aktuelle Übersicht der zulassungsfreien Jurastudiengänge findest Du auf www.studis-online.de/StudInfo/zulassungsfrei.php?fachnr=430 (abgerufen 08. Februar 2018).

17Eine Tabelle mit den aktuellen Numerus-clausus-Werten findest Du auf www.nc-werte.info/studiengang/rechtswissenschaft/ (abgerufen 08. Februar 2018).

18Quelle: www.uni-potsdam.de/jura/ (abgerufen 08. Februar 2018), mit dem generellen Studium an anderen Universitäten vergleichbar.

KAPITEL 2

DAS STUDIENFACH RECHTSWISSENSCHAFTEN

Ich will Dich Schritt für Schritt an das Studium heranführen. Darum beginnen wir ganz am Anfang: Mit der Motivation überhaupt das eine und nicht das andere zu studieren. Erkennst Du Dich in diesem Kapitel wieder, so steht Deinem juristischen Glück nichts mehr im Weg und Du kannst Dich in die vertiefte Lektüre dieses Buchs stürzen und anfangen, Dein Studium zu planen.

Vorab: Die richtige Einstellung

Um mit dem bekanntesten und meist bemühten Klischee über Jura gleich von vornherein aufzuräumen: Jura ist nicht trocken. Es kann sogar sehr lebendig sein, es kommt wie oft im Leben darauf an, was Du selbst daraus machst. Es ist sicherlich Typsache, ob Dir das Studienfach liegt, trotzdem wird Dir die richtige Einstellung Deine Arbeit erleichtern, das garantiere ich Dir!

Vergiss die Statistiken! Schau Dir nicht die Abbruchquoten an und kümmere Dich nicht um Leute, die behaupten, Du müsstest im Abitur einen Einser-Schnitt gehabt haben. Das ist Blödsinn. Wenn Du allerdings einen Dreier-Durchschnitt im Abitur hattest, weil Du immer zu faul warst, Deine Hausaufgaben zu machen, dann solltest Du Deine Einstellung jetzt ändern oder etwas anderes studieren. Mit durchschnittlicher Intelligenz, aber einer guten Portion Fleiß – und zwar ab dem ersten Semester – ist das Studium samt Examen für jeden zu schaffen.2

Deine Motivation, Jura zu studieren

Nicht jeder studiert Jura, weil es schon immer sein Traum war, Anwalt zu werden. Ich behaupte sogar, die meisten Juristen sind in dieses Fach irgendwie hineingestolpert. In meiner ersten Vorlesung, der Einführungsveranstaltung, saß ich neben einem Typen, der etwa Anfang zwanzig war und mir fröhlich erklärte, er sitze hier nur, um irgendwo eingeschrieben zu sein. Seine Eltern bräuchten nämlich eine Studienbescheinigung, damit sie weiterhin Kindergeld für ihn bekämen. Eigentlich warte er noch auf den Platz für Medizin im Nachrückverfahren. Heute hat dieser Jemand sein erstes juristisches Examen mit Prädikat in der Tasche, bereitet sich auf das zweite Examen vor und will Richter werden. Eine schöne Erfolgsstory, oder?

Das Mädchen neben ihm hingegen erzählte eifrig, wie sehr sie schon immer Anwältin werden wollte und dass sie ein Jahr auf diesen Studienplatz gewartet habe. Nach zwei Semestern brach sie das Studium jedoch ab und wurde Erzieherin. Eine weitere Erfolgsstory, die aber in einen anderen Studienführer gehört.

Aus welchen Gründen Du Jura studierst, sagt also nicht viel darüber aus, wie erfolgreich Du im Studium schließlich sein wirst.

Die vier Motive für ein Jurastudium

Die Studienanfänger der Rechtswissenschaften lassen sich nach ihrer Motivation für den Beginn des Studiums in vier Gruppen aufteilen:

ØGruppe eins: »Ich wollte das schon immer studieren.« Du maltest Dir schon seit Deinen Kindertagen aus, wie Du hocherhoben über den Köpfen der anderen sitzt, den Hammer schwingst und »Schuldig!« rufst. Bist Du vielleicht das letzte vieler Geschwister und hattest immer das Gefühl, Dir hört keiner zu?

Zu dieser Gruppe zählen aber auch diejenigen, die bereits seit der Pubertät amerikanische Anwaltsserien lieben. Boston Legal, Suits oder The Good Wife – unzählig sind die Serien, in denen dem Zuschauer vermittelt wird, dass Anwälte schicke Siegertypen ohne Skrupel oder Ängste sind.

Die Wahrheit: Es gibt keinen Hammer in deutschen Gerichtssälen. Wenn Deine Motivation von amerikanischen Serien herrührt, wird Dich das deutsche Recht möglicherweise enttäuschen. Weniger Tom Cruise in Eine Frage der Ehre, mehr Lenßen und Partner. Aber wenn Du tatsächlich schon immer Anwalt werden wolltest, dann lies hier weiter und finde heraus, ob Du Dich auch für das deutsche Rechtswesen begeistern könntest.

ØGruppe zwei: »Meine Eltern sind Juristen. Liegt ja nahe, dass ich das auch mache.« Als Gutenachtgeschichte wurde Dir Hänsel und Gretel vorgelesen. Im Anschluss haben Deine Eltern – begeisterte Juristen – Dir erklärt, dass das, was die Kinder da machen, Sachbeschädigung des Hexenhauses und Diebstahl von Lebkuchen ist. Letztendlich auch noch Totschlag, weil sie die Hexe verbrannt haben. Allerdings kommt Notwehr ins Spiel, schließlich hat die Hexe die Kinder essen wollen. Jura wurde Dir quasi in die Wiege gelegt. Und wenn man ganz ehrlich ist, denkt doch jeder darüber nach, das zu machen, was die Eltern gemacht haben. Es liegt nahe, dass es das Richtige für mich ist, wenn es das Richtige für die Menschen war, die mich aufgezogen haben, oder?

Die Wahrheit: Du bist nicht Deine Eltern. Wenn Du sie im Beruf beobachtet hast und bewunderst, wie ihre Arbeit aussieht, prima! Dann ist ihr Job auch ein guter Job für Dich. Aber wenn Du annimmst, sie nur glücklich zu machen, indem Du das studierst, was sie studiert haben, dann frag lieber noch einmal nach. Vielleicht würden sie es ja heute anders machen. Die Lust auf Jura sollte von Dir kommen.

ØGruppe drei: »Ich warte noch auf einen Platz in meinem Wunschstudiengang.«