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EIN GERICHT FÜR DIEBE

 

(EIN THRON FÜR SCHWESTERN -- BUCH 2)

 

 

 

 

MORGAN RICE

 

 

 

Morgan Rice

 

 

Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fantasy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONE gehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

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Entscheiden Sie sich für Morgan Rice

 

 

“Wenn Sie glauben, dass es keinen Grund gibt, nach dem Ende der SORCERER’s SERIEN weiterzuleben, dann liegen sie falsch. In AUFSTIEG DES DRACHEN bietet Morgan Rice etwas, was eine weitere brilliante Reihe zu werden verspricht, sie zieht uns in eine Fantasie voll von Trolls und Drachen, mit Mut, Ehre, Werten, Magie und Glauben an das Schicksal. Morgan hat es wieder einmal geschafft eine starke Reihe an Charakteren zu erstellen, die uns auf jeder Seite begeistern … Empfohlen für die dauerhafte Bücherei von allen Lesern, die gut geschriebene Fantasy lieben.”

--Bücher und Filme Bewertung

Roberto Mattos

 

 “Eine aktionsgeladene Fantasy die sicher die Fans von Morgen Rices vorherigen Novellen erfreuen wird, zusammen mit den Fans von Büchern wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini … Fans von junger Erwachsener Fiktion werden dieses neueste Werk von Rice verehren und noch mehr haben wollen.”

--The Wanderer, Ein Literatur Journal (in Bezug auf Rise of the Dragons)

 

 

“Eine inspirierte Fantasie, die die Elemente von Mystery und Intrigien in seine Hauptgeschichte bringt. A Quest of Heroes geht vor allem um Mut und darüber einen Sinn im Leben zu erkennen, der zu Wachstum, Reife und Exzellenz führt … Für diejenigen die gehaltreiche Fantasie Abenteuer suchen, die Protagonisten, Mittel und Aktionen bieten ein kräftiges Set an Zusammentreffen, die sich gut auf Thors Evolution von einem verträumten Kind in einen jungen Erwachsenen konzentriert, mit unmöglichen Überlebenschancen …Nur der Anfang von dem, was verspricht eine epische, junge Erwachsenereihe zu werden.”

--Midwest Book Review (D. Donovan, E-Book Bewerter)

 

 

“THE SORCERERS RING hat alle Zutaten für einen sofortigen Erfolg: Handlung, Gegenanschläge, Mystery, tapfere Ritter und blühende Beziehungen reichlich versehen mit gebrochenen Herzen, Enttäuschung und Betrug. Das unterhält Sie für Stunden und befriedigt alle Altersstufen. Empfohlen für die Bücherei von allen Fantasy Lesern.”

--Bücher und Film Bewertungen, Robert Mattos

 

 “In diesem aktionsgeladenen ersten Buch in der epischen Fantasie Sorcerers Ring Reihe (im Moment 14 Bücher), stellt Rice seinen Lesern die 14-jährige Thorgrin “Thor” Mc Leod vor, dessen Traum es ist, die Silver Legion, der Elite Ritter beizutreten, die dem König dienen … Rice’s Schrifstil ist solide und die Voraussetzung faszinierend.”

--Publishers Weekly

Bücher von Morgan Rice

 

EIN THRON FÜR SCHWESTERN

EIN THRON FÜR SCHWESTERN (Buch 1)

EIN GERICHT FÜR DIEBE (Buch 2)

EIN LIED FÜR WAISEN (Buch 3)

 

DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Buch 1)

 

FÜR RUHM UND KRONE

SLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2)

RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (Buch 4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (Buch 6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7)

SIEGER, BESIEGTER, SOHN (Buch 8)

 

VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2)

DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4)

EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6)

 

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Buch 1)

MARSCH DER KÖNIGE (Buch 2)

FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3)

KAMPF DER EHRE (Buch 4)

SCHWUR DES RUHMS (Buch 5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6)

RITUS DER SCHWERTER (Buch 7)

GEWÄHR DER WAFFEN (Buch 8)

HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9)

MEER DER SCHILDE (Buch 10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11)

LAND DES FEUERS (Buch 12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Buch 13)

DER EID DER BRÜDER (Buch 14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15)

DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17)

 

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1)

ARENA ZWEI (Buch 2)

ARENA DREI (Buch 3)

 

GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1)

 

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Buch 1)

VERGÖTTERT (Buch 2)

VERRATEN (Buch 3)

BESTIMMT (Buch 4)

BEGEHRT (Buch 5)

VERMÄHLT (Buch 6)

GELOBT (Buch 7)

GEFUNDEN (Buch 8)

ERWECKT (Buch 9)

ERSEHNT (Buch 10)

BERUFEN (Buch 11)

BESESSEN (Buch 12)

 

Wussten Sie, dass ich mehrere Reihen geschrieben habe? Wenn Sie noch nicht alle meine Reihen gelesen haben, klicken Sie auf das Bild darunter, um eine Reihe herunterzuladen!

 

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Copyright © 2017 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie im US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Veröffentlichung in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen werden oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem ohne die vorherige Genehmigung des Autors gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Genuss lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch für eine andere Person freigeben möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger eine zusätzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht für Ihre Verwendung erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dieses Buch ist reine Fiktion. Namen, Charaktere, Geschäfte, Organisationen, Orte, Ereignisse und Ereignisse sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen ist völlig zufällig.

 

INHALT

 

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

 

 

 

 

 

KAPITEL EINS

 

Sie machten ein Spektakel aus Sophias Bestrafung, genau, wie Sophia es sich gedacht hatte.

Sie schleppten sie zurück ins Haus der Herrenlosen, zogen sie nur an ihrer Kapuze und schoben sie mit stolpernden Schritten durch die Straßen von Ashton.

Kate, hilf mir! Sendete Sophia, wissend, dass ihre Schwester ihre beste Chance war, hier rauszukommen.

Niemand half ihr, nicht einmal die, an denen sie vorbeikamen. Sie wussten, dass sie kein reiches Mädchen war, das entführt wurde, sondern nur eine der Leibeigenen, die zurückgebracht wurde, um sich der Gerechtigkeit zu stellen. Sogar mit Kapuze und mit dem reichen Kleid ihrer Verkleidung, schien es, dass die Menschen nur so viel sehen konnten. Sie konnte ihre Gedanken sehen und viele dachten, dass sie das verdiene, sodass es sich anfühlte, als wenn man sie angespuckte, während man sie zog.

Die maskierten Nonnen ließen die Glocken läuten, als ihre Entführer sie zurückbrachten. Es hätte auch eine Feier sein können, aber Sophia wusste, warum sie das taten: eine Versammlung. Sie riefen Kindern aus ihren Betten, damit sie sahen, was mit denen passierte, die dumm genug waren, wegzulaufen.

Sophia konnte sie jetzt sehen, sie hatten sich am Türrahmen und an den Fenstern des Waisenhauses versammelt. Da waren die Älteren, die sie kannte und die Jüngeren, die gerade erst in das gekommen waren, was man hier Obhut nannte. Alle würden zusehen, was mit ihr passierte und wahrscheinlich würde einige danach Albträume haben. Die maskierten Nonnen wollten, dass die Kinder sich daran erinnerten, was sie waren und dass sie lernten, dass es nichts Besseres für sie gab.

 “Helft mir!” rief sie ihnen zu, aber das half nichts.

Sie konnte ihre Gedanken sehen. Einige hatten zu viel Angst sich zu bewegen, andere blinzelten noch und verstanden nicht, was passierte. Ein paar dachten sogar, dass sie das verdient hatte, dass sie bestraft werden musste, weil sie die Regeln missachtet hatte.

Die Nonnen zogen Sophia das Kleid aus. Sophia versuchte sich zu wehren, aber eine der Nonnen schlug sie dafür, während die anderen sie festhielten.

“Glaubst du, du darfst solchen Putz tragen? So ein schamloses Ding wie du, verdient keine reiche Kleidung. Du verdienst kaum das Leben, dass die Göttin dir gegeben hat.”

Sie zogen sie bis auf ihre Unterwäsche aus und ignorierten dabei Sophias Scham. Sie rissen an ihren Zöpfen und hinterließen ihr Haar wild. Sie erlaubten ihr nicht, zu viel Kontrolle über ihr Aussehen zu haben. Wann immer sie auch nur den geringsten Widerstand gab, schlugen sie sie mit den Händen und hinterließen sie taumelnd. Trotzdem schoben sie sie weiter vorwärts.

Schwester O’Venn war eine der Eifrigsten dabei. Sie drängte Sophia nach vorne und sprach die ganze Zeit in einer Lautstärke, damit die zuschauenden Bewohner des Waisenhauses es auch ja mitbekamen.

“Dachtest du, du würdest länger da draußen bleiben?”, forderte sie. “Die maskierte Göttin fordert, dass ihre Schulden gezahlt werden! Glaubst du, dass ein schamloses Ding wie du, dass vermeiden könnte, indem sie sich an einen reichen Mann verschenkt?”

War das geraten oder wussten sie irgendwie, was Sophia getan hatte? Wenn ja, woher?

“Schaut sie euch an”, rief Schwester O’Venn den zusehenden Kindern zu. “Schaut euch an, was mit den Ausreissern und Undankbaren passiert. Die maskierte Göttin gibt euch eine Unterkunft und bittet im Gegenzug dazu nur um Arbeit! Sie gibt euch die Chance auf ein Leben voll von Bedeutung. Lehnt das ab und das ist der Preis dafür!”

Sophia konnte die Angst der Waisen um sich herum fühlen, so viele Gedanken, die zusammen eine Welle bildeten. Ein paar zogen in Betracht ihr zu helfen, aber es gab keine echte Chance dafür. Die meisten waren einfach nur froh, dass sie es nicht selbst waren.

Sophia kämpfte, während sie zum Hof gezogen wurde, aber das half nichts. Vielleicht hätte Kate sich freigekämpft, aber Sophia war keine Kämpferin. Sie war immer die Klügere gewesen, nur das sie dieses Mal nicht so clever gewesen war. Sie war erwischt worden und jetzt …

…. Jetzt wartete ein Pfahl auf sie in der Mitte des Hofs, seine Absicht war offensichtlich.

Es gab Spott von den Kindern dort, während die Nonnen Sophia zu dem Pfahl schubsten und das tat mehr weh, als der Rest. Sie wusste, warum sie das taten, denn wenn sie oben gewesen wäre, hätte sie dasselbe getan, wenn auch nur, um sicherzugehen, dass sie nicht für eine Bestrafung ausgewählt wurde. Trotzdem fühlte Sophia Tränen in ihren Augen, während sie sich umblickte und die Wut in manchen Gesichtern sah.

Sie würde eine Warnung für sie sein. Für den Rest ihres Lebens würden sie an sie denken, jedes Mal wenn sie daran dachten, wegzulaufen.

Sophia nutzte ihre Kräfte, während sie an den Pfahl gebunden, ihr Gesicht dagegen gepresst und sie mit Seilen aus rohem Hanf festgehalten wurde.

Kate, Hilfe! Sie haben mich erwischt!

Es kam aber keine Antwort, und so banden die Nonnen Sophia fest, wie ein Opfer für die dunkleren Dinge, die die Menschen vor der Maskengöttin verehrt hatten. Sie schrie nach Hilfe mit allen mentalen Bemühungen, die sie sammeln konnte, aber das machte keinen Unterschied mehr.

Die Nonnen nahmen sich Zeit. Offensichtlich ging es dabei sowohl um Theater als auch um Schmerz.

Oder vielleicht wollten sie einfach nicht, dass Sophia einem der folgenden Schläge nachgeben könnten, um ihre Schmerzen zu verringern.

Sobald Sophia festgebunden war, führten die Nonnen einige der jüngeren Kinder herein, ließen sie sie anschauen, als wenn sie irgendeine Art wildes Biest wäre, das in einer Tierschau gefangen war.

“Wir müssen dankbar sein”, sagte Schwester O’Venn. “Wir müssen bescheiden sein. Wir müssen der maskierten Göttin zurückzahlen, was wir ihr für ihre Geschenke schulden. Scheiter und es gibt einen Preis. Dieses Mädchen ist weggelaufen. Dieses Mädchen war arrogant genug, sich über den Willen der Göttin zu stellen. Dieses Mädchen war schamlos und stolz.”

Sie sagte es wie ein Richter, der eine Strafe verhängt, noch ehe sie sich näher zu Sophia bewegte. Es begann jetzt zu regnen und Sophia konnte die Kühle davon in der Dunkelheit spüren.

 “Büße”, sagte sie. “Büße für deine Sünden und zahle der Göttin den Preis für deine Vergebung!”

Sie würde so oder so leiden, aber sie musste sich entscheiden.

Sophia konnte dasselbe Gefühl in den Gedanken der anderen sehen. Sie würden ihr wehtun, ganz egal was sie sagte. Es machte keinen Sinn zu versuchen zu lügen und um Vergebung zu betteln, denn die Wahrheit war, dass sogar die sanftesten Schwestern sie verletzen wollten. Sie wollten es als Beispiel für andere tun, weil sie ehrlich glaubten, dass es gut für ihre Seele wäre oder einfach, weil sie gerne zusahen, wie Menschen verletzt wurden. Schwester O’Venn war eine der Letzteren.

“Es tut mir leid”, sagte Sophia. Sie konnte die anderen sehen, die ihre Worte aufsaugten. Es tut mir leid, dass ich nicht doppelt so schnell laufen kann! Ihr solltet alle laufen”, rief sie den Kindern dort zu. “Sie können nicht alle von euch aufhalten. Sie können euch nicht alle fangen!”

Schwester O’Venn schlug ihren Kopf gegen das Holz des Bestrafungspfahls, dann schob sie einen langen Dübel zwischen Sophias Zähne, so rau, dass es ein Wunder war, dass sie sich nicht daran verschluckte.

“Damit du dir nicht auf die Zunge beißt, wenn du schreist”, sagte sie mit einer vorgetäuschten Süße, die nichts mit den Dingen zu tun hatte, die Sophia in ihrem Kopf sehen konnte. Sophia konnte Kates Drang sich zu rächen verstehen, ihr Wunsch, alles um sie herum zu verbrennen. Sie hätte Schwester O’Venn ohne zwei Mal nachzudenken in Brand gesetzt.

Die maskierte Schwester brachte eine Peitsche und probierte sie dort aus, wo Sophia es sehen konnte. Sie sah teuflisch aus, mit mehreren Lederstreifen alle mit Knoten am Ende. Es war die Art von Ding, die verletzten konnte, noch schlimmer als einer der Gürtel oder Ruten, die in der Vergangenheit genutzt worden waren, um Sophia zu schlagen. Sie versuchte sich von ihren Stricken zu befreien, aber schaffte es nicht. Das Beste was sie tun konnte war, darauf zu hoffen herausfordernd da zu stehen, während sie bestraft wurde.

Als Schwester O’Venn sie das erste Mal schlug, biss Sophia fast durch den Holzdübel durch. Schmerz explodierte in ihrem Rücken und sie konnte spüren, wie er sich unter den Schlägen öffnete.

Bitte Kate, sandte sie, bitte!

Wieder war da das Gefühl, dass die Worte ohne Verbindung dahinflossen, ohne Antwort. Hatte ihre Schwester sie gehört? Es war unmöglich zu wissen, wenn es keine Antwort gab. Sophia konnte nur hier stehen und hoffen und nach ihr rufen.

Sophia versuchte zuerst nicht zu schreien, wenn auch nur, um Schwester O’Venn das zu verweigern, was sie wirklich wollte, aber dann konnte sie es nicht mehr zurückhalten, als der Schmerz sich wie Feuer auf ihrem Rücken ausbreitete.

Sophia schrie bei jedem Schlag, bis sie sich fühlte, als wenn nichts mehr in ihr wäre.

Als sie endlich den Holzdübel aus ihrem Mund nahmen, schmeckte Sophia Blut darauf.

“Bereust du es jetzt, du teuflisches Mädchen?”, fragte die maskierte Schwester fordernd.

Sophia hätte sie umgebracht, wenn es auch nur die kleinste Möglichkeit dafür gegeben hätte, sie wäre tausend Mal weggerannt, wenn sie dachte, dass es eine Chance gäbe, dass sie dort wegkam. Trotzdem brachte sie ihren schluchzenden Körper dazu, zu nicken und hoffte, dass sie dabei zerknirscht genug aussah.

 “Bitte”, bat sie. “Es tut mir leid. Ich hätte nicht laufen sollen.”

Schwester O’Venn lehnte sich nah genug heran, um sie auszulachen. Sophia konnte die Wut dort sehen und den Hunger nach mehr.

“Glaubst du ich sehe nicht, wenn ein Mädchen lügt?”, fragte sie. “Ich hätte es wissen müssen, von dem Moment an, an dem du hierhergekommen bist, dass du ein verhextes Ding bist, wenn man bedenkt, von wo du kommst. Ich werde dich aber ordentlich reuig machen. Ich werde die Bosheit aus dir herausschlagen, wenn ich muss!“

Sie drehte sich zu den anderen dort und Sophia hasste die Tatsache, dass sie immer noch einfach nur zusahen, stumm wie Statuen, ängstlich bis zur Unbeweglichkeit. Warum halfen sie ihr nicht? Warum schreckten sie nicht wenigstens vor Entsetzen zurück und rannten aus dem Haus der Herrenlosen davon, um so weit wie möglich von den Dingen wegzukommen, die sie hier taten? Sie standen alle einfach da, während Schwester O’Venn vor ihnen auf und ab ging, die blutige Peitsche in ihrer Hand.

 “Ihr kommt als Nichts zu uns, als Beweis einer weiteren Sünde oder als Abschaum der Welt”, rief die maskierte Nonne. “Ihr geht hier geformt in Jungen und Mädchen, die bereit sind, der Welt zu dienen, wie es von euch erwartet wird. Diese hier wollte vor ihrer Leibeigenschaft davonlaufen. Sie hat hier jahrelang Sicherheit und Anweisungen bekommen und sie hat versucht, vor den Kosten dafür davonzulaufen!”

Denn der Preis, bestimmte den Rest des Lebens der Waisen, die sie als Leibeigene verbringen mussten, bei jemandem der sich ihre Arbeit leisten konnte. Sie konnten theoretisch auch die Kosten zurückzahlen, aber wie viele hatten das getan und wie haben sie in den Jahren gelitten, die sie dazu gebraucht haben?

 “Diese hier hätte schon vor Tagen ihre Leibeigenschaft beginnen sollen”, sagte die maskierte Nonne und zeigte auf sie. “Nun, morgen wird sie das. Sie wird als der undankbare Schuft verkauft, der sie ist und es wird keine leichte Zeit für sie werden. Es wird keinen netten Mann geben, der nach einer gekauften Frau sucht oder Reiche, die nach einer Bediensteten suchen.

Das war es, was für ein feines Leben galt, ein einfaches Leben an diesem Ort. Sophia hasste die Tatsache fast genauso sehr, wie sie die Menschen dort hasste. Sie hasste den Gedanken daran, was mit ihr passieren würde. Sie war kurz davor gewesen, die Frau eines Prinzen zu werden und jetzt …

 “Die Einzigen, die solch ein gottloses Ding wie das hier haben wollen”, sagte Schwester O’Venn, “sind grausame Männer mit noch grausameren Zielen. Dieses Mädchen hat sich das Selbst eingebrockt und jetzt wird sie hingehen, wo sie hingehen muss.”

“Wo schicken Sie mich hin!” widersprach Sophia, denn sie konnte aus den Gedanken der maskierten Nonne sehen, dass sie zu den schlimmsten Menschen geschickt wurde, an die sie je gedacht hatte. Es war eine Qual das zu sehen. Sie sah sich erneut um, sah sich jede maskierte Nonne an, versuchte durch den Schleier zusehen, um die Frauen darunter zu erreichen.

“Ich gehe nur zu solchen Menschen, weil Sie das wollen. Sie wählen die Leibeigenschaft für uns. Sie verkaufen uns, als wenn wir Nichts wären!”

 “Ihr seid nichts”, erwiderte Schwester O’Venn und schob den Dübel wieder in Sophias Mund.

Sophia starrte sie an, versuchte ein wenig Menschlichkeit irgendwo da drin zu finden. Aber sie konnte nichts finden, nur Grausamkeit, versteckt als notwendige Strenge und das Böse, das als Pflicht vorgeschoben wurde, ohne einen wirklichen Glauben dahinter. Schwester O’Venn mochte es einfach den Schwachen wehzutun.

Und sie tat Sophia weh und Sophia konnte nichts anderes tun, als zu schreien.

Sie warf sich selbst gegen das Seil, versuchte sich freizureißen oder zumindest irgendeinen Raum zu finden, in dem sie der Peitsche entkommen konnte, die ihr die Busse austreiben sollte. Sie konnte nichts tun, außer Schreien, und still ins Holz zu beißen, während ihre Kraft ihre Schreie in die Stadt hinaus schickte, hoffend, dass ihre Schwester sie irgendwo in Ashton hören würde.

Es gab keine Antwort außer das beständige Pfeifen des geflochtenen Leders in der Luft und die Schläge davon gegen ihren blutigen Rücken. Die maskierte Nonne schlug sie jetzt mit einer scheinbar unbestimmten Kraft, lange über den Punkt hinaus, wo Sophias Beine sie tragen konnten und über den Punkt hinaus, wo sie keine Kraft mehr hatte zu schreien.

Irgendwann danach musste sie ohnmächtig geworden sein, aber das war auch egal. An dem Punkt waren Sophias Albträume Dinge der Gewalt, die den alten Traum eines brennenden Hauses und von Männern zurückbrachte, vor denen sie weglaufen musste. Als sie wieder zu sich kam, waren sie fertig und die anderen längst gegangen.

Immer noch angebunden weinte Sophia, während der Regen ihr Blut von den Schlägen wegwischte. Es wäre einfach zu glauben, dass es nicht noch schlimmer werden könnte, außer wenn es das würde.

Es könnte so viel schlimmer werden.

Und morgen würde es das.

 

 

 

 

KAPITEL ZWEI

 

Kate stand über Ashton und sah zu, wie es verbrannte. Sie hatte gedacht, dass sie froh wäre, zuzusehen, wie es verschwand, aber das war nicht nur das Haus der Herrenlosen oder die Plätze, wo die Hafenarbeiter ihre Lastkähne aufbewahrten.

Das war alles.

Holz und Stroh fingen Feuer und Kate konnte die Angst der Menschen innerhalb des Umkreises der Häuser spüren. Kannnonen krachten über den Schreien der Sterbenden und Kate sah, wie Schwaden von Gebäuden einfach wie Papier zusammenfielen. Blitze waren zu hören, während Pfeile die Luft füllten, so dick, dass es schwer war, den Himmel dahinter zu sehen. Sie fielen und Kate ging durch den Regen davon mit einer merkwürdigen, abgeklärten Ruhe, die nur davon kommen konnte, dass sie träumte.

Nein, kein Traum. Das war mehr als das.

Was immer auch die Macht von Siobhans Quelle war, sie lief jetzt durch Kate und sie sah überall Tote um sich herum. Pferde rannten durch die Straßen, Reiter, die mit Säbeln und Schwertern nach unten schnitten. Schreie kamen von überall um ihr herum, bis sie die Stadt zu füllen schienen, genauso wie das Feuer. Sogar der Fluss schien jetzt in Flammen zu stehen, obwohl als Kate hinsah, sah sie, dass es die Lastkähne waren, die die weite Weite davon fühlten. Feuer sprang von einem zum anderen über, während Männer versuchten sich freizukämpfen. Kate war auf einem Lastkahn gewesen und sie konnte sich vorstellen, wie beängstigend diese Flammen sein mussten.

Menschen rannten durch die Straßen und es war einfach den Unterschied zwischen den panikerfüllten Bewohnern der Stadt und den Personen in den ockerfarbenen Uniformen zu erkennen, die ihnen mit Messern folgten, und nach ihnen hackten, während sie liefen. Kate hatte noch nie die Plünderung einer Stadt gesehen, aber das hier war schrecklich. Es war Gewalt um ihretwillen, ohne aufzuhören.

Hinter der Stadt gab es jetzt Schlangen von Flüchtlingen, die mit so viel Besitz wie sie nur tragen konnten, in langen Reihen in den Rest des Landes flohen. Würden sie Zuflucht in den Wahlbezirken finden oder weiter gehen in Städte wie Treford oder Barriston?

Dann sah Kate die Reiter sich auf sie stürzen und sie wusste, dass sie nicht so weit kommen würden. Hintern ihnen war Feuer und sie konnten nirgendwo hinlaufen. Wie war es wohl so gefangen zu sein?

Sie wusste es, nicht wahr?

Dann änderte sich die Szene und jetzt wusste Kate, dass sie nichts sah, was vielleicht einmal so sein würde, sondern etwas, was so gewesen war. Sie kannte diesen Traum, denn es war einer, den sie viel zu oft hatte. Sie war in einem alten Haus, einem großen Haus und da war Gefahr im Verzug.

Etwas war aber dieses Mal anders. Dort waren Menschen und Kate schaute von so weit unten hoch, dass sie wusste, sie musste winzig sein. Ein Mann war da, der besorgt aber stark aussah, in einem edlen Samtmantel, den er sich schnell angezogen hatte und eine gelockte schwarze Perücke, die in der Eile abgelegt worden war, um mit der Situation umgehen zu können und die jetzt sein graues Haar darunter zeigte. Die Frau bei ihm war schön aber zerzaust, als wenn sie sonst Stunden brauchte, um sich mit der Hilfe von Bediensteten anzuziehen und jetzt hatte sie es innerhalb von Minuten geschafft. Sie hatte eine freundliche Ausstrahlung und Kate streckte die Arme nach ihr aus und verstand nicht, warum die Frau sie nicht hochhob, wenn sie das doch normalerweise tat.

 “Wir haben keine Zeit”, sagte der Mann. “Und wenn wir alle versuchen uns zu befreien, dann werden sie uns einfach folgen. Wir müssen getrennt gehen.”

“Aber die Kinder –“, begann die Frau. Kate wusste, ohne das man es ihr sagte, dass dies ihre Mutter war.

“Sie werden sicherer sein, wenn sie nicht bei uns sind”, sagte ihr Vater. Er drehte sich zu einer Bediensteten um und Kate erkannte ihr Kindermädchen. “Bring sie raus, Anora. Bring sie irgendwohin, wo sie sicher sind, wo niemand sie kennt. Wir werden sie finden, wenn dieser Wahnsinn vorbei ist.”

Dann sah Kate Sophia, die viel zu jung aussah, aber schon bereit zum Widersprechen schien. Kate kannte den Blick nur zu gut.

“Nein”, sagte ihre Mutter. “Ihr müsste gehen, ihr beide. Es ist keine Zeit. Rennt meine Schätze.” Irgendwo war ein Krachen im Haus zu hören. “Lauft.”

Kate rannte, ihre Hand hielt Sophias fest. Es gab ein Krachen, aber sie schaute nicht zurück. Sie rannte einfach weiter, rannte Korridore entlang und machte nur Pause um sich zu verstecken, wenn schattige Figuren vorbeikamen. Sie rannten, bis sie eine offene Fensterreihe fanden, wo sie aus dem Haus und in die Dunkelheit kletterten…

Kate blinzelte, als sie wieder zu sich kam. Das Sonnenlicht über ihr schien zu hell, der Glanz davon blendete. Sie versuchte nach dem Traum zu greifen, als sie wach wurde, versuchte zu sehen, was als Nächstes passiert war, aber er verschwand schneller, als sie daran festhalten konnte. Kate stöhnte, weil sie wusste, dass der letzte Teil kein Traum gewesen war. Es war ihre Erinnerung gewesen und es war eine Erinnerung, die Kate mehr als all die anderen sehen wollte.

Dennoch hatte sie die Gesichter ihrer Eltern jetzt in ihren Gedanken. Sie hielt sie dort, zwang sich, sie nicht zu vergessen. Sie setzte sich langsam auf, ihr Kopf schwamm von den Nachwirkungen, die sie gesehen hatte.

“Du solltest es langsam angehen”, sagte Siobhan. “Das Brunnenwasser kann Nachwirkungen haben.”

Sie saß auf der Kante des Brunnes, der jetzt wieder kaputt aussah, nicht hell und frisch, wie er gewesen war, als Siobhan Wasser davon herausgeholt hatte, damit Kate es trinken konnte. Sie sah genauso aus, wie vor einer Nacht, sogar die Blumen in ihrem Haar sahen unberührt aus, als wenn sie sich die ganze Zeit nicht bewegt hätte. Sie schaute Kate mit einem Ausdruck an, der nichts darüber verriet, was sie dachte und die Mauern, die sie um ihren Kopf bewahrte, bedeuteten, dass sie komplett weiß gegenüber Kates Fähigkeit waren.

Kate versuchte aufzustehen, einfach weil die Frau sie nicht davon abhielt. Der Wald um sie herum schien zu schwanken, als sie das tat und Kate sah einen Nebel an Farben an den Rändern der Bäume, Steine und Zweige. Kate stolperte und musste ihre Hand gegen eine gebrochene Säule legen, um sich zu stabilisieren.

“Du wirst lernen müssen mir zuzuhören, wenn du mein Lehrling sein willst”, sagte Siobhan. “Du kannst nicht erwarten einfach aufstehen zu können, nach so vielen Veränderungen in deinem Körper.”

Kate biss die Zähne zusammen und wartete drauf, dass das Schwindelgefühl verschwand. Es dauert nicht lange. Ihrem Ausdruck nach zu urteilen, war sogar Siobhan überrascht, als Kate von der Stütze der Säule wegtrat.

 “Nicht schlecht”, sagte sie. “Du passt dich schneller an, als ich gedacht hätte. Wie fühlst du dich?”

Kate schüttelte ihren Kopf. “Ich weiß nicht.”

“Dann denk mal darüber nach”, bellte Siobahn ein wenig genervt zurück. “Ich will eine Schülerin, die über die Welt nachdenkt, anstatt nur darauf reagiert. Ich denke, das bist du. Willst du mir das Gegenteil beweisen?”

Kate schüttelte wieder ihren Kopf. “Ich werde … die Welt scheint anders, wenn ich sie anschaue.”

“Du beginnst sie so zu sehen, wie sie ist, mit den Strömen des Lebens”, sagte Siobhan. “Du wirst dich daran gewöhnen. Versuch mal zu gehen.”

Kate nahm einen zögernden Schritt, dann einen weiteren.

“Du kannst das besser”, sagte Siobhan. “Lauf!”

Das war ein wenig zu nah an Kates Träumen und sie fragte sich, wie viel Siobhan gesehen hatte. Sie hatte gesagt, dass sie und Kate nicht gleich waren, aber wenn sie nahe genug für die andere Frau war, die ihr etwas Beibringen wollte, dann war sie vielleicht auch nah genug, damit Siobhan in ihre Träume sehen könnte.

Es gab keine Zeit jetzt darüber nachzudenken, denn Kate war damit beschäftigt zu rennen. Sie sprintete durch die Wälder, ihre Füße flogen über das Moos und den Matsch, den gefallenen Blättern und den zerbrochenen Zweigen. Erst als sie die Bäume sah, die im Wind wehten, erkannte sie, wie schnell sie sich bewegte.

Kate sprang und plötzlich sprang sie auf die niedrigeren Zweige einer der Bäume um sie herum, so leicht, als wenn sie vom Boot auf den Hafen sprang. Kate balancierte auf dem Ast, sie schien jeden Windzug zu fühlen, ehe er sie umhauen konnte. Sie sprang wieder auf den Boden und einem Impuls folgend ging sie zu einem heruntergefallenen Ast, von dem sie nie dachte, das sie diesen hochheben könnte. Kate spürte die Rauheit der Rinde an ihrer Hand, als sie ihn anfasste und problemlos hochhob. Sie hob ihn über ihren Kopf, wie einer der starken Männer auf den Jahrmärkten, die so oft nach Ashton kamen. Sie warf ihn, und sah zu, wie der Ast in den Bäumen verschwand, um mit einem Krachen zu landen.

Kate hörte es und für einen Moment, hörte sie jedes andere Geräusch um sie herum im Wald. Sie hörte das Rascheln der Blätter, als sich kleine Dinge darunter bewegten, das Zwitschern der Vögel oben in den Zweigen. Sie hörte das Schlurfen von winzigen Füßen am Boden und kannte die Stelle, an der ein Hase erscheinen würde, ehe er zum Vorschein kam. Das reine Spektrum der Geräusche war zuerst zu viel. Kate musste ihre Hände an die Ohren legen, um das Tropfen des Wassers von den Blättern, die Bewegung der Insekten entlang der Rinde nicht mehr zu hören. Sie schränkte es auf die gleiche Weise ein, wie sie es mit ihrem Talent Gedanken zu hören gelernt hatte.

Sie drehte sich zu der Stelle, wo die Brunnenruine stand und Siobhan stand dort und lächelte mit ein wenig Stolz, wie es schien.

“Was passiert mit mir?”, fragte Kate.

“Nur das, wonach du gefragt hast”, erwiderte Siobhan. “Du wolltest Stärke, um deine Feinde zu schlagen.”

“Aber all das …”, begann Kate. Die Wahrheit war, dass sie nie geglaubt hatte, das ihr so viel passieren könnte.

“Es gibt viele Formen der Magie”, sagte Siobhan. “Du wirst deine Feinde nicht verfluchen oder ihnen aus der Ferne zusehen. Du wirst keinen Blitz herabrufen oder die Geister der unruhigen Toten beschwören. Das sind Mittel für andere.“

Kate zog eine Augenbraue hoch. „Ist irgendwas davon möglich?“

Sie sah Siobhan die Schultern zucken. “Das macht nichts. Du hast die Stärke aus dem Brunnen in dir. Du wirst schneller und stärker, deine Sinne werden schärfer. Du wirst Dinge sehen, die die meisten Menschen nicht sehen können. Kombiniert mit deinen eigenen Talenten, wirst du Respekt einflößend sein. Ich werde dir zeigen, wie man im Kampf oder aus dem Schatten zuschlägt. Das wird dich unsterblich machen.”

Kate hatte immer stark sein wollen, aber dennoch merkte sie, wie ihr das ein wenig Angst machte. Siobhan hatte ihr bereits gesagt, dass es einen Preis für all das geben würde und je schöner es schien, umso großer fürchtete sie, würde der Preis sein. Sie dachte wieder daran, was sie geträumt hatte und sie hoffte, dass es eine Warnung war.

“Ich habe etwas gesehen”, sagte Kate. “Ich habe es geträumt, aber es hat sich nicht wie ein Traum angefühlt.”

“Wie hat es sich angefühlt?”, fragte Siobhan.

Kate wollte gerade sagen, dass sie es nicht wusste, aber sie erwischte Siobhans Miene und überlegte es sich anders. “Es fühlte sich wie die Wahrheit an. Ich hoffe nicht. In meinen Träumen wurde Ashton dem Erdboden niedergemacht. Es hat gebrannt und die Menschen wurden geschlachtet.”

Sie erwartete halb, dass Siobhan sie auslachte, dafür, dass sie das erwähnte oder vielleicht hoffte sie darauf. Stattdessen sah Siobhan nachdenklich aus und nickte.

“Ich hätte das erwarten sollen”, sagte die Frau. “Die Dinge bewegen sich schneller als ich dachte, aber Zeit ist etwas, an der selbst ich nichts machen kann. Naja, nicht auf Dauer.”

“Wissen Sie, was passiert?”, fragte Kate.

Sie bekam ein Lächeln, das sie nicht deuten konnte. “Sagen wir mal, dass ich Handlungen erwartet habe”, antworte Siobhan. “Es gibt Dinge, die ich vorweg genommen habe und Dinge die in kurzer Zeit getan werden müssen.”

 “Und Sie werden mir nicht sagen, was los ist oder?”, fragte Kate. Sie versuchte den Frust aus ihrer Stimme zu halten, indem sie sich auf alles konzentrierte, was sie erhalten hatte. Sie war jetzt schneller und stärker, sollte es also noch was ausmachen, dass sie nichts wusste? Es machte etwas aus.

“Du lernst bereits”, antwortete Siobhan. “Ich wusste, ich habe keinen Fehler gemacht, als ich dich zum Lehrling gewählt habe.”

Indem sie sie gewählt hat? Kate war diejenigen gewesen, die den Brunnen gesucht hatte, nicht einmal, sondern zwei Mal. Sie war diejenige gewesen, die nach Macht gefragt und diejenige, die sich entschieden hatte, Siobhans Bedingungen zu akzeptieren. Sie würde nicht zulassen, dass die andere Frau sie davon überzeugte, dass es anders herum gewesen war.

“Ich bin hier hergekommen”, sagte Kate. “Ich habe mir das ausgesucht.”

Siobhan zuckte mit den Achseln. “Ja hast du. Und jetzt ist es Zeit, dass du beginnst zu lernen.”

Kate sah sich um. Das war keine Bücherei, wie die in der Stadt. Es war kein Trainingsfeld mit Fechtlehrern wie das, auf dem Wills Regiment sie erniedrigt hatte. Was konnte sie lernen, hier in der freien Wildnis?

Dennoch machte sie sich bereit, stand vor Siobhan und wartete. “Ich bin bereit. Was muss ich tun?”

Siobhan lehnte ihren Kopf auf eine Seite. “Warte.”

Sie ging zu der Stelle, wo ein kleines Feuer in einer Grube gelegt worden war. Siobhan warf eine Flamme hinein, ohne dabei den Feuerstein und Stahl zu bemühen und flüsterte dann, als Rauch aufstieg Worte, die Kate nicht verstehen konnte.

Der Rauch begann sich zu drehen und krümmen, bildete sich in Formen während Siobhan es auf eine Art dirigierte, wie vielleicht ein Dirigent Musiker dirigierte. Der Rauch verschmolz in eine Form, die kaum menschlich war, und brannte schließlich weg, um etwas zu hinterlassen, das wie ein Krieger von vor langer Zeit aussah. Er stand mit einem Schwert da, das sehr scharf aussah.

So scharf, dass Kate nicht einmal Zeit hatte zu reagieren, als er es durch ihr Herz stach.

 

 

 

 

KAPITEL DREI

 

Sie ließen Sophia über Nacht an Ort und Stelle baumeln, nur gehalten von den Seilen, die sie um den Bestrafungspfosten gebunden hatten. Die Unbeweglichkeit dabei war fast genauso schlimm wie ihr wunder Rücken, ihre Gliedmaßen brannten vom Mangel der Bewegung. Sie konnte nichts tun, um den Schmerz, den die Schläge hinterlassen hatten zu erleichtern oder gegen die Scham darüber, hier im Regen stehen gelassen worden zu sein, als eine Art Warnung für die anderen.

Sophia hasste sie, mit der Art des Hasses, für den sie Kate immer ausgeschimpft hatte, weil sie ihm zu nah war. Sie wollte zusehen, wie sie starben und der Wunsch danach, war ebenfalls eine Art Schmerz, denn es gab keine Gelegenheit, dass Sophia jemals in der Lage wäre, dies Wirklichkeit zu machen. Sie konnte sich nicht einmal selbst befreien.

Sie konnte auch nicht schlafen. Der Schmerz und die unbequeme Position waren der Grund dafür. Das nächste an das Sophia kam, war ein halb träumendes Delirium, die Vergangenheit vermischte sich mit der Gegenwart, während der Regen weiterhin von ihrem Haar auf ihr Gesicht platschte.

Sie träumte von der Grausamkeit, die sie in Ashton gesehen hatte und nicht nur in der lebenden Hölle des Waisenhauses. Die Straßen waren schon fast so schlimm mit ihren Jägern und ihrem gefühllosen Mangel an Fürsorge denjenigen gegenüber, die auf ihr landeten. Sogar in dem Palast hatte es für jede freundliche Seele, eine weitere wie Milady d’Angelica gegeben, die es genoss in der Position, die sie hatte, gemein zu anderen zu sein. Sie dachte an eine Welt, die voll mit Kriegen und menschlicher Grausamkeit war, sie fragte sich, wie sich die Welt in so einen herzlosen Ort verwandeln konnte.

  Sophia versuchte an angenehmere Dinge zu denken, aber das war nicht so einfach. Sie begann an Sebastian zu denken, aber es tat zu sehr weh. Die Dinge schienen so perfekt zwischen ihnen gewesen zu sein und dann, als er herausgefunden hatte, wer sie war … war alles so schnell zusammengefallen, dass Sophias Herz sich wie Asche anfühlte. Er hatte nicht einmal versucht, sich seiner Mutter zu widersetzen oder mit Sophia zusammenzubleiben. Er hatte sie einfach weggeschickt.

Sophia dachte stattdessen wieder an Kate und die Gedanken an sie, brachten das Bedürfnis noch einmal nach Hilfe zu schreien. Sie schickte einen weiteren Ruf in das erste Glimmern des Morgendlichtes, aber dennoch, es kam nichts. Noch schlimmer, die Erinnerungen an ihre Schwester brachten hauptsächlich Erinnerungen an die schweren Zeiten im Waisenhaus zurück oder an andere frühere Dinge.           

Sophia dachte an das Feuer. Der Angriff. Sie war so jung gewesen, als das passierte, sodass sie sich kaum daran erinnerte. Sie konnte sich an die Gesichter ihrer Eltern erinnern, aber nicht wie sie geklungen hatten, außer den paar Anweisungen zu rennen. Sie konnte sich daran erinnern, wie sie fliehen musste, aber sie konnte nur die schwächsten Ausschnitte der Zeit davor zusammensuchen. Es gab ein hölzernes Schaukelpferd, ein großes Haus, wo es einfach gewesen war, sich darin zu verlieren, eine Nanny….

Sophia konnte nicht mehr als das aus ihrer Erinnerung hervorkramen. Das Haus der Herrenlosen hatte es fast vollständig mit einer Miasma aus Schmerz bedeckt, sodass es schwer war über die Schläge und Schleifscheiben, die erzwungene Unterwürfigkeit und die Angst, die daraus kam, hinauszudenken, und dabei zu wissen, was alles dazu führte.

Dasselbe würde jetzt Sophia erwarten: sie würde wie ein Tier verkauft werden.

Wie lange hing sie hier schon, festgehalten, egal wie sehr sie versuchte loszukommen? Lang genug, das die Sonne wieder aufgegangen war zumindest. Lange genug, dass, als die maskierten Nonnen kamen und sie losmachten, Sophias Glieder nachgaben und sie auf den Steinen des Hofes zusammenbrach. Die Nonnen machten keine Bewegung, um ihr zu helfen.

“Steh auf”, befahl eine von ihnen. “Du willst doch deine Schulden nicht in dem Aussehen abbezahlen.”

Sophia blieb trotzdem da liegen, biss ihre Zähne zusammen gegen den Schmerz, als das Gefühl wieder in ihre Beine lief. Sie bewegte sich erst, als die Nonne ausholte und sie trat.

 “Steh auf, habe ich gesagt”, keifte sie.

Sophia zwang sich aufzustehen und die maskierte Nonne nahm sie am Arm, sowie Sophia sich einen Gefangenen vorstellte, der zu seiner Enthauptung geführt wird. Sie fühlte sich nicht viel besser bei dem Gedanken daran, was jetzt auf sie zukommen würde.

Sie brachten sie in eine kleine Steinzelle, wo Eimer warteten. Sie schrubbten sie ab und irgendwie schafften es die Nonnen, selbst das noch zu einer Art Qual zu machen. Ein Teil des Wassers war so heiß, dass es Sophias Haut verbrannte, während es das Blut abwusch und sie vor Schmerzen schreien ließ, wie bei denen, die sie erlebt hatte, als Schwester O’Venn sie geschlagen hatte.

Der andere Teil des Wassers war eiskalt, auf eine Art die Sophia zittern ließ. Sogar die Seife die die Nonnen nutzen, brannte in ihren Augen, als sie ihr Haar wuschen und es in einem Knoten zusammenbanden, der nichts mit den eleganten Entwürfen des Palastes zu tun hatte. Sie nahmen ihr ihre weiße Unterwäsche weg und gaben ihr das graue Unterhemd der Waisenhauskleidung. Nachdem Sophia die feine Kleidung in den letzten Tagen getragen hatte, kratzte es ihre Haut wie beißende Insekten. Sie gaben ihr nichts zu essen. Wahrscheinlich lohnte es sich nicht, jetzt wo die Investition in sie zu Ende war.

So war der Ort hier eben. Es war wie eine Farm für Kinder, die sie gerade genug mit Fähigkeiten und Angst fütterten, um nützliche Lehrlinge oder Bedienstete aus ihnen zu machen und sie dann weiterzuverkaufen.

“Sie wissen, das das falsch ist”, sagte Sophia, als sie sie zur Tür geleiteten. “Sehen Sie nicht, was Sie tun?”

Eine weitere Nonne gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf und Sophia stolperte.

“Wir bieten der maskierten Göttin Gnade, für diejenigen, die sie brauchen. Jetzt sei ruhig. Du wirst einen schlechten Preis erzielen, wenn dein Gesicht von den ganzen Schlägen geschwollen ist.”