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Titelseite

Mit besonderem Dank an Janet Bingham

Inhalt

Das verschollene Dinosaurier-Ei

Hühnermama und Entenküken

Im Land der Dinosaurier

Der Baby-Dinosaurier

Das falsche Nest

Dem T-Rex auf der Spur

In Deckung!

Ein aufregender Ritt

Wieder zu Hause

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Hühnermama und Entenküken

REGEN. Der Zeiger rückte auf das magische Wort auf dem Ziffernblatt. Ella wischte ein letztes Mal mit dem Staubtuch über das Barometer.

„Das Barometer zeigt, dass es später noch regnen wird“, sagte sie und versuchte, ihre Aufregung zu verbergen. „Wenn es regnet, wird uns der magische Regenschirm in ein neues Abenteuer wirbeln“, dachte sie.

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Ihr Bruder Paul zwinkerte ihr zu. „Dieses hier sagt auch REGEN an.“

Ihre Freunde Nina und Ben sagten nichts, aber Ella sah, wie sie sich verschwörerisch angrinsten, während sie die anderen beiden Barometer polierten, die an der Wand hingen.

Ellas und Pauls Großvater sammelte Wetteranzeigegeräte. Die vier Barometer im Wohnzimmer waren nur ein Teil seiner riesigen Sammlung. Er sammelte außerdem Regenschirme. An den Wänden in der Eingangshalle hingen zusammengerollte Regenschirme in allen Farben und mit den verschiedensten Mustern.

Aber nur ein einziger Regenschirm hatte ein magisches Geheimnis.

„Die Barometer haben recht“, sagte Opa, der eine Glaskugel reinigte. „Regen wurde für nachher vorausgesagt. Schade, dass eure Sommerferien so nass und verregnet sind.“ Er blickte aus dem Fenster. „Aber im Moment scheint die Sonne. Geht doch raus und spielt im Garten.“

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„Wir gehen gleich nach draußen, Opa“, sagte Ella. „Aber vorher helfen wir dir noch mit deinen Instrumenten. Sie sind alle so interessant.“

Nina pustete sich ihre blonden Ponyfransen aus den Augen und deutete auf die Kugel in Großvaters Händen. „Können Sie uns erklären, wie der Sonnenscheinschreiber funktioniert?“

Einem Gespräch über Meteorologie konnte Ellas Opa nie widerstehen. Er war zwar Rentner, aber früher war er ein bekannter Wetterexperte im Fernsehen gewesen. „Nun …“, begann er.

In diesem Augenblick klingelte es an der Haustür. Cirrus, Opas braun-weißer Cockerspaniel, sprang auf und sauste in die Eingangshalle. Die anderen folgten ihm und Opa öffnete die Tür.

Sarah, die Postbotin mit den funkelnden Augen, stand auf der Treppe. „Hallo, Mr Higgins“, sagte sie. „Ich habe heute leider keine Briefe für Sie. Aber eine Einladung für die jungen Leute hier.“ Sie lächelte Ella und die anderen Kinder an. „Habt ihr Lust, euch auf dem Kirschhof etwas ganz Besonderes anzusehen?“

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Ella nickte. Der Kirschhof lag am Ende der Straße, in der Opas Häuschen stand. Paul und sie sahen jedes Mal über die Mauer, wenn sie an dem Bauernhof vorbeikamen.

„Ist es ein Tier?“, fragte Paul neugierig. „Sie haben dort einen riesigen Eber im Schweinestall.“

Sarah lachte. „Die Schweine sind es nicht. Kommt mit und seht es euch an.“

Die Kinder zogen sich schnell ihre Schuhe an. „Cirrus bleibt bei mir“, sagte Opa. „Sonst jagt er vielleicht die Hoftiere.“

Paul grinste Ella an, während sie Sarah den Gartenweg entlang zur Straße folgten. „Opa weiß nicht, dass Cirrus die Tiere niemals jagen würde“, sagte er. „Opa hat ja leider nicht miterlebt, wie Cirrus bei unserem Schafabenteuer mit den Bauernhoftieren geplaudert hat.“

„Schsch, Paul“, warnte Ella. „Sarah darf dich nicht hören. Die Erwachsenen sollen doch nichts vom magischen Regenschirm erfahren.“

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„Schon gut“, wisperte Ben. „Sarah hört nicht zu.“

Ella blickte zu der Postbotin. Sie ging in ihrer adretten Uniform vor ihnen her und war schon zu weit weg, um sie zu hören. Sie rannten, um sie einzuholen.

Als sie zum Bauernhof kamen, fütterte eine junge Frau mit langen braunen Haaren gerade die Hühner mit Körnern. „Hallo, Tanja!“, rief Sarah.

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Der Pferdeschwanz der Frau schwang hin und her, als sie sich umdrehte. „Hallo, Sarah. Wie ich sehe, hast du deine Freunde mitgebracht.“ Sie kam zum Tor gelaufen und schlüpfte hindurch. Sorgfältig schloss sie es hinter sich.

Sarah stellte sie vor. „Das ist Tanja. Sie ist auf dem Bauernhof aufgewachsen. Wir haben als Kinder zusammen gespielt.“

Tanja lächelte. „Und jetzt helfe ich meinen Eltern bei der Hofarbeit. Das macht viel Spaß!“

„Wie toll!“, sagte Paul begeistert. „Ich wäre auch gern Bauer! Sich den ganzen Tag um Tiere zu kümmern, stelle ich mir fantastisch vor!“

„Das ist es“, stimmte Tanja zu. Sie bedeutete ihnen mitzukommen. „Etwas Besonderes ist heute los. Kommt und seht es euch an.“

Sie führte sie um eine Ecke. Die Schafe auf der Weide neben dem Bauernhof beobachteten sie im Vorbeigehen und machten leise Mäh.

„Hallo, Schafe!“, rief Paul. „Irgendwie ist es seltsam, dass sie nicht mit uns sprechen können“, wisperte er Ella zu.

Hinter dem Bauernhof lag ein kleiner Teich. Fünf Entenküken schaukelten wie gelbe Flaumbälle auf dem Wasser.

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„Sie schwimmen heute zum ersten Mal“, sagte Tanja. „Sie konnten es kaum erwarten, in den Teich zu hüpfen, nachdem sie ihn entdeckt hatten.“

„Sind die niedlich“, sagte Ella entzückt. „Aber wo ist ihre Mutter?“

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„Da drüben.“ Tanja deutete zu einem Huhn, das aufgeregt am Teichufer auf und ab lief. Wenn es das Wasser aus Versehen mit der Kralle berührte, sprang es wild gackernd herum und schüttelte auf einem Bein hüpfend den Fuß.

Ella war verwirrt. Ein Huhn?

„Das verstehe ich nicht“, sagte Ben. „Sind das Hühnerküken auf dem Teich?“

„Nein“, antwortete Tanja. „Das sind Entenküken. Aber ihre echte Mutter konnte die Eier nicht ausbrüten, deshalb habe ich sie einem brütenden Huhn untergeschoben. Bis sie geschlüpft sind, hat das Huhn diese Aufgabe sehr brav übernommen. Aber natürlich denkt es jetzt, dass es seine eigenen Küken sind. Das arme Huhn hasst das Wasser und ist völlig aufgelöst, weil die Kleinen ständig wegschwimmen.“

„Wie traurig“, sagte Nina.

„Ein bisschen schon, ja“, stimmte Tanja ihr zu. „Aber es war die einzige Möglichkeit, die Küken zu retten. Das Huhn wird sich bald keine Sorgen mehr um sie machen.“

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ein Huhn die Eier von einem anderen Vogel ausbrütet“, sagte Ben.

Tanja lachte. „Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Enteneier und Hühnereier sehen sich ziemlich ähnlich. Seht mal.“ Sie teilte das lange Gras am Ufer und zeigte ihnen ein Nest. In dem Nest lagen eingekuschelt in weiße Daunenfedern sieben große helle Eier.

„Seht ihr?“, fragte Tanja. „Sie unterscheiden sich nicht sehr von den Eiern, die ihr zum Frühstück esst. Hühner kann man leicht austricksen und Enteneier ausbrüten lassen.“

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Paul seufzte. „Das arme Huhn.“

„Es wird sich bald beruhigen und dann geht es ihm wieder gut“, sagte Tanja. „So gut wie den Enteneiern hier. Da kommt ihre Mutter.“

Eine große weiße Ente watschelte aus dem Wasser, schüttelte ihr Gefieder und ließ sich mit einem zufriedenen Quaken auf ihr Nest plumpsen.

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Ein Stück entfernt krabbelten die Entenküken gerade ans Ufer. Die Hühnermutter breitete ihre Flügel um sie aus und gackerte leise.