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Gewidmet

der großen Zahl von Querdenkern, Vernetzern und Gestaltern menschenwürdiger Gesellschaft,

die tatkräftig die Hoffnung eines

ANNO HOMINI in die Welt tragen

Josef Hülkenberg

Empörung allein schafft kein Gemeinwohl

Reflexionen und Impulse abseits betreuten Denkens

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© 2012 Josef Hülkenberg

Umschlaggestaltung, Illustration: Josef Hülkenberg

Titelfoto: Logo der INITIATIVE ZUKUNFT

Verlag: tredition GmbH

978-3-7439-2743-8 (Paperback)

978-3-7439-2744-5 (Hardcover)

978-3-7439-2745-2 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

Inhaltsverzeichnis

Große Politik

Menschen brauchen Visionen

Ideen und Visionen

Empörung formt sich

Wahlnachlese SH/NRW

Verantwortbare Stimmabgabe?

Sparzwang

Kompetent?

Spekulanten wollen kein Gemeinwohl

Klassengesellschaft am Ende?

Sozialpartnerschaft

Horror oeconomicus

Konsequent unethisch

Unethische Strukturen

Kapitalismus ist Herrschaftsordnung

Piraterie am Roten Meer

Selbstverfügung – vom Leben in den Regionen

Globale Welt?

Auf der Suche nach dem Nicht-Sichtbaren

Nein zur großen Stadt

Weil Leer nicht leer ist

Dübbelt Verstand gefragt

Politischer Wille

Wer bitte ist DIE STADT?

+* Positives multiplizieren

Entwicklung braucht Ethik

Kodex reicht nicht

Ethik braucht Entwicklung

Einstehen, Impulse setzen!

Quantensprünge des Geistes?

Wenn Meinungen die Ethik verdrängen

Vom Meinungsstreit zur sozialethischen Debatte

Sozialethische Vereinbarungen benötigt

Soziale Marktwirtschaft

Jenseits der Sozialromantik

Auf der Suche nach humaner Gesellschaft

Die Souveränität fördern

Moderne Demokratie im Abendland?

Neues Spiel mit neuen Regeln

Damit Werte zu Politik werden können

Das Volk als Souverän

Werthaft Handeln

Demokratie in der Krise

Damit Werte zu Politik werden

Paradigmenwechsel in der Demokratie

Das Gemeinwohl mehren

Werteplurale Demokratie

Sachgemäße Entscheidungsebenen in Wertstufen

Gesellschafts-Spiel Politik

Das Spiel bestimmen

Der „alte Adam"

Erfolgs-Maßstab

Zeit für den Aufbruch

Pfeifen, nicht nur Lippen spitzen

Unterwegs für eine stille Revolution

Törichte Weisheiten und eine weise Torheit

Unnütz – dennoch sinnvoll

Willkommen, die Fremdes bringen und die Altes bewahren

Bürger 3.0 ?

Bunte Vögel

Neues Denken einüben

Möglichkeitsdenker

Working poor in Europa

Meta noin

Anhang

Manifest des Regionalen Aufbruch e.V.

Deutschland nach dem Kollaps

Von der Empörung zur Staatsverantwortung

Zum Autor

Literatur zur Vertiefung

Große Politik

Viele große Männer

und wenige große Frauen

aus großen Unternehmen,

großen Organisationen

und großen Parteien

beraten sich auf großen Konferenzen

um für große Probleme

große Lösungen zu erfinden.

Mit großen Worten

und großen Gesten

werden große Erklärungen unterzeichnet,

deren Umsetzung sich als großer Flop erweist.

Die großen Irrtümer dieser großen Politik

sind eine große Gefahr

für die große Zahl derer,

die ihren großen Buckel hinhalten:

die „kleinen“ Leute.

Menschen brauchen Visionen

Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen“, maulte Helmut Schmidt als Bundeskanzler. Ihn prägte die Erfahrung der Vision eines 1000jährigen Reiches. „Ohne Visionen verwildert das Volk“ wusste schon das Alte Testament (Spr. 29,18), warnte aber auch vor den schrecklichen Konsequenzen falscher Visionen.

Lebensorientierung über den Tag hinaus, Perspektiven für ein lebensförderndes Miteinander, sinnvolle und werthafte Gründe für ein gesellschaftliches Engagement – solche Visionen braucht jede Gesellschaft zur humanen Entwicklung.

Visionen brauchen Menschen

Doch Visionen wirken nicht aus sich selbst heraus. Nötig sind Menschen, die die Perspektiven entfalten, sie auf den konkreten Lebensvollzug anwenden und so das gesellschaftliche Miteinander prägen.

So handelnde Menschen leben überall im Land, sie sind der Sauerteig der Gesellschaft. Und doch bilden sie ein Paradox: sie machen zwar die Folgen politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen erträglich, gestalten sie aber nicht. Noch ist das Engagement von über 23 Millionen Bundesbürgern mehr ein Schutzfilter gegen politische „Reformen“ als eine politisch-soziale Gestaltungskraft.

Ideen und Visionen

Auch wenn zwei dumme Ideen zusammenstoßen, kann daraus etwas entstehen, was Hand und Fuß hat. Jede Hebamme kann das bestätigen.

„So ein Blödsinn, was die da oben wieder machen."

Belassen wir es nicht beim Schimpfen, so werden Ideen geboren, Phantasien besserer Lösungen. Leider nur selten werden diese Phantasien weiter verfolgt.

Es hat ja doch keinen Zweck.

Die machen ja doch, was sie wollen.

Dagegen kommt man ja doch nicht an.

Die Wenigen, die ihre unkonventionellen Ideen in größerer Runde oder gar öffentlich einbringen, werden vorschnell und massiv an die Konventionen erinnert.

Das deckt sich nicht mit unserem Programm.

Nun bleib mal reell und trau den Experten.

Hast Du das auch genügend durchdacht?

Effizient sieben Bundesbedenkenträger vieles aus, was Unruhe in den „geplanten Lauf der Dinge" bringt.

Kreative Ideen zur gesellschaftlichen Entwicklung finden so nur ein unzureichendes Wachstumsfeld.

Empörung formt sich

Wahlnachlese SH/NRW

Die Wähler waren gerufen, in Schleswig-Holstein und NRW. Knapp die Hälfte folgte dem Ruf und bestimmte seine politische Präferenz.

Die schwarz-gelbe Politik capital-demokratischer Union und finanz-dokrinärer Partei wurde als gegen die Bürgerinteressen gerichtet abgestraft.

Rot/Grün fand Zustimmung als vermeintlicher Hoffnungsträger sozialer Gerechtigkeit in ökologischer Nachhaltigkeit.

Wie hätten sich die Wähler verhalten, wüssten sie um die bestimmenden hintergründigen Machtinteressen jenseits der demokratischen Einflussnahme? Wenn ihnen transparent würde, wer unser Leben auf ökonomische Verwertung zu reduzieren sucht? Wer systematisch Kommunen, Länder und Staaten enteignet; wer dieses Monopoly politisch gedeckt, staatlich gestützt und gesetzlich geschützt gegen die Völker spielt?

Verantwortbare Stimmabgabe?

„Ein Urnengang ist ein Begräbnis.“, kalauerte mein Neffe doppelsinnig. Mir fielen die vielen Urnengänge ein, zu denen ich im Laufe meines Lebens gerufen war. Nicht zum Friedhof und doch mehrfach vorzeitig und unplanmäßig.

Die ersten Stimmzetteleinwürfe in die Urne verband ich noch mit der Hoffnung auf politische Einflussnahme – das war einmal. „Wenn demokratische Wahlen etwas bewirken würden, wären sie längst abgeschafft.“, soll Horst Seehofer einmal gesagt haben.

Ohne die verständliche Resignation der wachsenden Zahl der Nichtwähler zu teilen, sind mir deren Gründe doch sehr verständlich.

Die vollmundigen Wahlversprechen überstehen nicht einmal die Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen. In den Ritualen späteren Koalitionsgerangels erfolgt ihre Beisetzung. Urnengänge sind Begräbnisse, wusste mein Neffe.

Kann denn Otto Normalwähler der Verantwortung seiner Stimmabgabe gerecht werden? Wie kann er sich über die Werbebroschüren und Wahlversprechen hinaus an der Qualität vorgeschlagener Kandidaten orientieren? Wie soll er diese Qualität erkennen?

Sind die zur Volksvertretung Vorgeschlagenen wirklich wählbar als Bürgerinteressen vertretende Kandidaten? Oder sind sie doch nur kandidierende Früchtchen, aus strategischem Kalkül von den Parteiobristen ins Feld geschickt?

Wenn Kandidat 1 auch kompetent im Themenfeld A wirkt, wie verhält er sich in dem ihm fremden Themenfeld C? Was macht er dann mit dem ihm vom Wähler ausgestellten Blanko-Scheck – Stimmübertragung auf die Fraktionsführung?

Wer hilft dem ge- und überforderten Wähler zur verantwortbaren Stimmabgabe?

Sparzwang

Der Finanzwissenschaftler Bernd Senf: „Geld ist das Blut des Wirtschaftskreislaufs“, Hartz, Rürup, Herzog, Eichel etc.: „Wir müssen radikal sparen, weil kein Geld da ist!"

Was wären das für Ärzte, die ihren Patienten Muskeltraining verschrieben, die Leukämie aber verschwiegen? Doch unsere Politiker gleichen jenen, die dem Patienten einen Aderlass verordnen zur Eigenblut-Behandlung seiner Anämie.

Kompetent?

Zu einem TRIMULA-Turnier entsandt, packen Parlamentarier ihre klassischen Mühlebretter aus, mischen die MAU-MAU - Karten und dünken sich Weltpolitiker, weil dieses Spiel in moderner Fassung auch UNO heißt.

Trimula – Mühlespiel auf 3 Ebenen

Spekulanten wollen kein Gemeinwohl

Der Verkauf dem Gemeinwohl dienender Infrastrukturen (Stadtwerke, Verkehrsbetriebe, Entsorgungsunternehmen etc.) an Privatinvestoren kann nicht im Interesse der Bürger liegen.

Von der Sache her sind Spekulanten nicht am Gemeinwohl interessiert, sondern an der größtmöglichen Rendite ihrer Investition.

Welcher sinnvoll sein Haus verwaltende Mensch (also ein Ökonom) würde sein eigenes Haus verkaufen, um gegen hohe Miete das Recht zu erwerben, darin wohnen zu bleiben?

Politiker, die im Interesse der Investoren solche Entwicklungen fördern, unterlaufen das Gemeinwohl und sollten von den Bürgern zur Rechenschaft gezogen werden. Politiker, die solche Zusammenhänge nicht erkennen, sollten wegen Dummheit von ihrem Mandat befreit werden.

Es ist an der Zeit, Gemeinwohl sichernde Infrastrukturen als Bürgereigentum vor den Politikern zu schützen. Sie, die dieses Eigentum treuhänderisch zu verwalten hätten, verschleudern es als Tafelsilber. Genossenschaftliche Vereinigungen, denen das Eigentum grundrechtlich verankert wird, bieten besseren Schutz vor derartigem Ausverkauf.

Klassengesellschaft am Ende?

Wie schön klang es noch vor Jahren. Endlich sei die Proletarisierung überwunden, die Sozialpartnerschaft habe in Deutschland zum Ende der Klassengesellschaft geführt.

Heute wird es besser erkennbar: die als „Wohlstandsgesellschaft" deklarierte Konsumkultur hat uns die Sinne verkleistert. Die Sozialpartnerschaft erweist sich heute als „Konzept friedlicher Koexistenz" der Freien-Markt-Kapitalisten im ideologischen Wettbewerb mit den Staatsmonopol-Kapitalisten sozialistischer Gesellschaften.

Der ökonomische Zusammenbruch der sozialistischen Staaten ließ dem imperialen Streben des Kapitals nunmehr freien Raum. Die vorgebliche Sozialpartnerschaft war nun nicht mehr nötig, weil Renditen hemmend.

Zuvor vereinbarte sozialpolitische Errungenschaften werden nun per „Reformpolitik" über Bord geworfen.

Sozialpartnerschaft

Die Idee der Sozialpartnerschaft, tragend und erfolgreich in der Nachkriegs- und Aufbauphase erweist sich heute als nicht mehr haltbar.

Seit Beginn der immer noch drückenden Massenarbeitslosigkeit in den 1970er Jahren, verstärkt seit dem Ende des kommunistischen Gegenmodells 1989, stehen die erwerbsabhängigen Arbeiter und deren Organisationen unter ständig zunehmendem Druck der arbeitgebenden Sozialpartner.

Profitverpflichtete Manager im Auftrag anonymer Stakeholder führen die „Soziale Marktwirtschaft“ als zahnlosen Papiertiger vor, demontieren bewusst den „Maschendrahtzaun vor den Gefahren des Kapitalismus“ (O. von Nell-Breuning).

Die sich der Sozialpartnerschaft verpflichteten Arbeiterorganisationen zeigen sich orientierungslos. Weder liberale noch sozialistische Konzepte lösen den Konflikt um die „menschenwürdige Bewirtschaftung des Humankapitals“.

Die Befriedung der erwerbsabhängigen Massen durch Tittitainment, kauflustfördernes Trendsetting in Mode, Technik und Billigtourismus werden flankiert durch arbeitsunabhängige, aber auch einspruchslose Einkommen via Hartz-Agenda oder bedingungslose Grundeinkommen.

Eine der reichsten Gesellschaften dieser Erde leistet sich die Schande, einen Großteil des Volkes aus dem eigenen existenzsichernden und sinnstiftenden Arbeitsvollzug auszusperren.

In der Hatz nach dem Profit Weniger nimmt sie die Neuauflage eines verwahrlosten Lumpenproletariates in Kauf, vernebelt durch neue Wortspiele wie Prekariat oder vererbte Hartz-Biographien.

Im stets lauter werdenden Ruf nach Ethik werden helfende Positionierungen erbeten. Noch ist nicht erkennbar, dass Sozialverbände und Gewerkschaften ihre eigenen Grundannahmen zur „Sozialpartnerschaft“ aufgeben und sich dem kapitalismuskritischen Zweig christlicher Soziallehre öffnen.

Erst wahr genommene Wirklichkeiten lassen sich gestalten.

Horror oeconomicus

„Schöpfung“ nennen wir, was in millionenalter Urzeit, weit vor dem Auftauchen der Menschen entstand und noch immer und immer wieder neu im Werden ist.

Schöpfung, die unsere Lebensräume prägt, uns im Übermaß mit allem versorgt, was wir zum Leben brauchen und durch Kultivierung zur Entfaltung des Lebens nutzen können.

Die Fülle der Schöpfung reicht aus, allen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, doch nach einem Wort des Mahatma Ghandi ist sie zu wenig für die Habgier auch nur eines Menschen.

Selbst wenn wir immer mehr von der Geschichte dieser Schöpfung erforschen und verstehen, wird das, was wir wissen, wohl jederzeit hinter dem Nichtwissen und Spekulativen zurückstehen.

Die relativ kurze Geschichte des Menschen in der gesamten Erdgeschichte zeigt deutliche Spuren. Pflanzen- und Tierwelt sind weiterhin deutlich als Teile des beständigen Schöpfungs- und fremden Aktionsprozesses wahrzunehmen. Der homo sapiens aber nahm und nimmt über die auch ihn tragende Schöpfung Eigentums- und Herrschaftsrechte in Anspruch.

Destruktive Charakterzüge, dem Menschen seit jeher eigen, schädigen das komplexe Balancegefüge der Natur über Gebühr: unbändiger Machtwille und Habgier.

Als Theoriemodell des homo oeconomicus wurde die frühere Todsünde salonfähig und zum Maßstab modernen Wirtschaftens.

Heute können wir die Spuren der Verwüstung sehen, die der Siegeszug des homo oeconomicus in Naturen und Kultur anrichtete. Allerdings braucht es dazu Mut. Mut, vorherrschende Ideologien in kritischer Distanz anzuschauen und Mut, die eigenen diesbezüglichen Überzeugungen in Frage zu stellen. Es braucht Bereitschaft, die Abgründe menschlichen Verhaltens anzuschauen. Was als roter Faden der Kapitalismusgeschichte erscheint, ist die Blutspur der Profitmaximierung.