BT_Bd_01_Cover_200_150.jpg
19269.jpg

Inhalt

Eine tolle Nachricht

Auf zum Martinshof

Eine aufregende Nacht

Das „Baby“ ist da!

Das „Baby“ erhält einen Namen

Das Wettreiten

Ärger mit Freddy

Felix ist krank

Felix auf der Koppel

Freddy will reiten lernen

Felix ist weg!

Wieder dieser Freddy!

„Eene meene lahme Schnecke …“

19269.jpg

Eine tolle Nachricht

Es war der erste Tag der Osterferien. Ein langer, strenger Winter hatte einem milden Frühling Platz gemacht, Narzissen und Krokusse blühten, und die Forsythien hatten dicke, gelbe Knospen. Endlich Frühling und zwei Wochen keine Schule! Hurra!

Wie alle Kinder auf der Welt war auch Bibi Blocksberg, die kleine Hexe aus Neustadt, der Meinung, dass das Schönste an der Schule immer noch die Ferien sind! An diesem ersten Ferientag war Bibi ganz gemütlich und kuschelig bis gegen Mittag im Bett geblieben, hatte gelesen und ein bisschen Musik gehört. Zwölf Uhr war schon vorüber, als ihre Mutter lächelnd Bibis Zimmer betrat.

„Na, alte Schlafmaus? Komm, aufstehen! Hast du keinen Hunger? Das Mittagessen steht schon auf dem Tisch!“

Mit einem Satz war Bibi aus den Federn, denn durch die offene Zimmertür duftete es verlockend. Schnell ins Bad, Katzenwäsche machen, in die Kleider schlüpfen und am Esstisch Platz nehmen – Bibi schaffte es in Rekordgeschwindigkeit!

Zur Feier des ersten Ferientages hatte Barbara Blocksberg das Lieblingsessen der Familie gekocht: Spaghetti mit Tomatensauce. Heißhungrig machte sich Bibi darüber her, doch bereits nach der dritten Portion musste sie aufgeben.

„Puh!“, stöhnte Bibi und rieb sich zufrieden den Bauch. „Bin ich satt! Wenn ich mir vorstelle, dass ich jetzt auf Sabrina reiten müsste …!“

Bernhard Blocksberg, Bibis Vater, lachte. „Du und deine Sabrina! Die Reiterferien auf dem Martinshof im letzten Sommer gehen dir wohl gar nicht mehr aus dem Kopf, was?“

„Nö!“ Bibi schüttelte ihre blonde Mähne. „So was Tolles kann man doch nicht einfach so vergessen! Erst heute früh habe ich mir wieder die Bilder vom letzten Jahr angesehen. Mensch, wenn ich an das Turnier von Falkenstein denke …“

„Moment mal!“, unterbrach sie Barbara Blocksberg. „Es hat an der Tür geklingelt!“

Bibi sprang auf. „Ich gehe schon!“ Sie sauste zur Tür und öffnete. Draußen stand der freundliche Briefträger aus ihrem Bezirk.

„Ein Eilbrief für das gnädige Fräulein!“, sagte er lächelnd und überreichte Bibi einen hellblauen Briefumschlag.

„Für mich?“ Sie drehte den Brief um und las den Absender: Tina Martin, Martinshof bei Schloss Falkenstein. Nervös und mit zittrigen Fingern öffnete sie den Umschlag. Hastig überflog sie die wenigen Zeilen, dann stieß sie ein lautes „Wow!“ aus und sauste in die Küche. Ihre Mutter, die gerade den Tisch abräumte, ließ vor Schreck fast die Teller fallen.

„Mami! Papi!“

Bibi wedelte mit dem Brief in der Luft herum und hopste aufgeregt auf der Stelle. „Ich bekomme ein Baby!“

„Ach so, ein Baby.“ Bernhard Blocksberg stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Ich dachte schon, ein Einbrecher hätte an der Tür geklingelt“, er schmunzelte über seinen Witz, „und gefragt, ob jemand zu Hause … Was?“ Er riss die Augen auf und sprang aus seinem Sessel hoch. „Was bekommst du? Ein Baby?“

1-018.tif

„Nein, Papi! Ich natürlich nicht! Wir bekommen ein Baby.“

Barbara Blocksberg stellte das Geschirr zurück auf den Tisch und zog einen Stuhl zu sich heran. „Ich muss mich erst mal hinsetzen“, sagte sie und atmete tief durch. „Mir ist ganz schlecht!“

Bernhard Blocksberg sprang auf und legte besorgt den Arm um seine Frau. „Aber Barbaramäuschen, davon hast du mir ja gar nichts gesagt! Bibi bekommt ein Geschwisterchen? Ja, so eine Überraschung! Komm, ich helfe dir. Ganz ruhig sitzen bleiben in deinem Zustand. Die Übelkeit wird gleich vorbei sein, glaub mir.“

Jetzt war es Bibi, die fassungslos die Augen verdrehte. Was hatte sie jetzt wieder angerichtet? Wortlos reichte sie ihrem Vater den soeben erhaltenen Brief. Er las ihn seiner Frau laut vor:

 

„Liebe Bibi, ich weiß es schon lange,

wollte es dir aber nicht verraten, um dich

zu überraschen: Sabrina bekommt ein

Fohlen. In den nächsten Tagen muss es

so weit sein. Kannst du kommen?

Deine Tina.“

 

„Ach so ist das!“ Barbara Blocksberg atmete erleichtert auf. Auch ihr Mann war jetzt wieder beruhigt.

„Natürlich kann ich kommen!“, rief Bibi aufgeregt. „Ich darf doch, Mami, nicht? Und du kannst auch nicht nein sagen, Papi, weil wir nämlich Osterferien haben. Also, ich pack jetzt schnell meine Sachen, mache meinen Kartoffelbrei startklar und zisch los. Und wenn ich …“

„Bibi!“, unterbrach Bernhard Blocksberg den Redestrom seiner Tochter. „Bleib mal auf dem Teppich. Immer langsam mit den jungen Pferden, wie es so schön heißt.“

„Jaja“, meinte Bibi kleinlaut, „ich habe schon kapiert. Ich räume vorher noch mein Zimmer auf, packe danach meine Sachen und mache dann meinen Besen startklar. Richtig so, Papilein?“

Bibis Vater nickte zufrieden. Schließlich war er immer noch der Herr im Haus. So dachte er zumindest manchmal. Aber meistens gaben seine beiden Frauen im Haus den Ton an, die große Hexe Barbara und die kleine Hexe Bibi, die das Hexen noch lernen musste. Aber oft musste er seiner Tochter verbieten, ihre Hexkünste einzusetzen, bei Schulaufgaben zum Beispiel oder beim Geschirrspülen. Sooo einfach darf man es sich im Leben ja auch nicht machen, oder?

Bernhard Blocksberg verstand natürlich die Aufregung seiner Tochter. Schließlich wird man ja nicht so oft im Leben „Mutter“ eines Fohlens. Damit sein Töchterchen auch bestimmt nicht die Ankunft von Sabrinas kleinem Kind auf dieser Welt verpassen sollte, erlaubte er Bibi großzügig, die Reise zum Martinshof auf ihrem Hexenbesen „Kartoffelbrei“ anzutreten. Mit der Bimmelbahn vom Bahnhof Neustadt hätte es doch zu lange gedauert.

Bibi packte in Windeseile ihren giftgrünen Hexenrucksack. Aufgeregt schoss sie in ihrem Zimmer hin und her und kramte zusammen, was sie brauchte. Während ihre Mutter Unterwäsche, Socken, T-Shirts und all das zusammensuchte, was Bibi auf dem Martinshof benötigen würde, kümmerte sich Bibi um ihren privaten Krimskrams. Sie überlegte. Was würde sie alles brauchen? Fotoapparat? Klar. Sie wollte doch Bilder von Sabrinas Fohlen machen. Ihr Reitertagebuch durfte sie auch nicht vergessen. Schließlich musste sie doch alles aufschreiben, was auf dem Martinshof passierte. Das Briefpapier mit dem Pferdekopf rechts oben auf dem Blatt musste natürlich auch mit. Was fehlte noch? Der kuschelige Schlafsack. Was noch? Natürlich, die Reitkappe. Logo, die würde sie beim Reiten aufsetzen. Es gab nämlich auch für Hexen die Vorschrift: Nie ohne Helm! Und das Wichtigste nicht zu vergessen: die neuen Reitstiefel, die am Heiligabend unter dem Christbaum gelegen hatten.

Endlich war es so weit! Ihre Mutter steckte ihr noch ein Glas selbst gemachtes Schokoladenkonfekt zu. „Hier, als Mitbringsel für deine Freundin Tina. Papi hat noch schnell was anderes für dich besorgt: eine Packung Pferdeleckerli, damit deine Sabrina nach der Geburt ihres Fohlens schnell wieder zu Kräften kommt!“

„Danke, Mami! Danke, Papi!“, jubelte Bibi. „Ihr seid beide ein Schatz!“

Nun wurde es Zeit zum Abschiednehmen. Zwei stürmische Umarmungen, ein Küsschen für Mami, ein Küsschen für Papi und ab ging die Post. Das heißt natürlich, ab ging’s mit Kartoffelbrei! Die Eltern standen in der Tür und winkten ihrer Tochter lange nach. Schließlich war sie nur noch als ein kleiner Punkt über den Dächern Neustadts zu erkennen, dann war sie ganz verschwunden!

1-023.tif