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Frank Duvernell

NOW.NEXT.FUTURE.
USING CLEANROOM TECHNOLOGY

Impressum:

Frank Duvernell: NOW.NEXT.FUTURE. - USING CLEANROOM TECHNOLOGY

Verlag: tradition GmbH, Hamburg

eISBN: 978-3-7439-6142-5

Now.Next.Future - Using Cleanroom Technology

Vorwort

Mut zur Veränderung

Frank Duvernell

Geleitwort

Neu denken!

Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig

Essay

Industrie 4.0 – Schub für die Reinraumbranche

Prof. Gernod Dittel

Kapitel 1 – Herausforderungen

Schöne, saubere Welt

„Das Internet der Dinge entsteht im Reinraum“

Kapitel 2 – Zugangskontrolle

100 Prozent Sicherheit gibt es nicht

„Der Schutz von Menschen, Produkten und Prozessen ist eine zentrale Herausforderung für den heutigen Reinraum“

Kapitel 3 - Material/Bekleidung

Nicht nur Schwarz-weiß

„Reinraumbekleidung ist der Filter zwischen Mensch und Prozess“

Kapitel 4 - Technologie

Der Mensch muss draußen bleiben

„Reinräume müssen flexibler werden“

Kapitel 5 - Personal

Top-Arbeitgeber mit vielen Optionen

„Ohne qualifizierte Leute gibt es keine Reinraumbranche“

Kapitel 6 - Innovation

Kunststoff kommt

„In der vernetzten Produktion von morgen sind Daten Gold“

Kapitel 7 - Epilog

Und täglich grüßt die Zukunft

„Die Zukunft in der Reinraumtechnik hat längst begonnen“

Interviews: Fragen zur Zukunft! Drei Trendsetter antworten!

Quellen/Literaturhinweise

Vorwort

Mut zur Veränderung

Ein kluges Wort zum Anfang: „Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen“, sagte einst der chinesische Philosoph Konfuzius. Die Reinraumbranche sollte sich diese 2.000 Jahre alte Weisheit zu Herzen nehmen.

Unter dem Stichwort Industrie 4.0 findet gegenwärtig eine Revolution statt, die ihren Ausgangspunkt in der digitalen Vernetzung hat. Die Entwicklungen verlaufen so rasant und tiefgreifend, dass praktisch jedes Unternehmen gefordert ist, sich mit derartigen Technologien auseinanderzusetzen. Unserer Branche kommt in Bezug auf dieses Thema eine Schlüsselrolle zu. Weltweit nutzen immer mehr Hightech-Branchen Reinraumtechnologie, um die hohe Qualität der Produktion zu sichern. Und es kommen immer mehr Produkte hinzu, die unter reinen Bedingungen gefertigt werden. Das reicht von LED, Sensoren und Mikrochips über Komponenten für die Raumfahrt, elektronische Sicherheitssysteme im Auto, Lebensmittel bis hin zu Hautcremes und medizinischen Implantaten.

Der anhaltende Trend zur Miniaturisierung in der Industrie einerseits und der zunehmende Anspruch der Verbraucher andererseits an hochwertige Konsumgüter bescheren uns kontinuierliche Wachstumsraten. Mit besten Aussichten für die nächsten Jahre. Von jetzt 3,2 Milliarden US-Dollar wird der Wert des globalen Marktes für Reinraum-Technologie bis 2020 auf 4,3 Milliarden US-Dollar steigen.

Aber, die Innovationsdynamik unserer Anwender fordert auch die Unternehmen der Reinraumbranche heraus. Sie ist, so meine ich, in weiten Teilen auf diese Entwicklungssprünge nicht ausreichend vorbereitet und übersieht gleichzeitig die Potenziale für qualitatives, nachhaltiges Wachstum und steigende Wertschöpfung.

Wir dürfen Technologietrends wie das Internet der Dinge, Smart Technology, Virtual und Augmented Reality, 3D-Druck, Wearables, Robotik oder Big Data nicht nur fasziniert zur Kenntnis nehmen, sondern sollten sie in unsere Arbeit integrieren. Mit- und Vorausdenken ist hier gefragt. Was wir brauchen, ist eine Kultur, in der ständige Veränderung als Normalzustand begriffen wird. Wir brauchen Mut und die Risikobereitschaft, uns von altbewährten Strukturen und Denkweisen zu lösen.

Hier und jetzt gilt es, unsere Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen an die Herausforderungen der Zukunft anzupassen. Oder anders ausgedrückt: Wir sind gefordert, Veränderungen selbst vorantreiben, um nicht von ihnen getrieben zu werden.

Diese Entwicklung bietet enorme Marktchancen für alle Beteiligten. Doch das Erkennen reicht nicht aus - die radikale Umsetzung muss unser Ziel sein.

Immer wieder gern wird in diesen Zusammenhängen der amerikanische Futurologe Hermann Kahn zitiert: „Aus der Vergangenheit kann jeder lernen. Heute kommt es darauf an, aus der Zukunft zu lernen.“ Das sollte unser Motto werden.

Ihr Frank Duvernell

Geleitwort

Neu denken!

Leipzig steht für eine kluge Ansiedlungspolitik und hohe Innovationsbereitschaft. Als Wirtschaftsstandort ist die Stadt attraktiver denn je. Internationale Unternehmen prägen den dynamischen Standort ebenso wie oftmals junge mittelständische Betriebe. Umfragen und Studien attestieren unserer Region immer wieder große Potenziale und ein hohes Maß an Zukunftsfähigkeit. Dafür sind neben Leuchttürmen wie Porsche, BMW oder DHL maßgeblich moderne mittelständische Unternehmen verantwortlich. Sie halten Leipzig auf Innovationskurs: So genannte Hidden Champions wie die Profi-Con GmbH, welche marktführend in einer Branche agiert, die immer noch zu Wenigen geläufig ist. Dabei

beherrscht die Reinraum-Technologie – vereinfacht gesagt die Fertigung unter möglichst sauberen Bedingungen - schon heute fast alle Wirtschafts- und Lebensbereiche. Sie führt zu gesünderen Lebensmitteln, keimfreien Operationssälen, fehlerlosen Mikrochips. Selbstfahrende Autos oder künftige Marsreisen sind ohne sie nicht denkbar. Kurzum: Keine Industrie 4.0 ohne modernste Reinraum-Technologie!

Der Autor Frank Duvernell entführt Sie in diese spannenden Zukunftswelten und plädiert gleichzeitig übergreifend für eine neue, mutige Innovationskultur in der gesamten Gesellschaft. Bei allen technologischen Sprüngen, so sein Tenor, darf die Entwicklung des Menschen nicht vernachlässigt werden. Bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie bei Führungskräften gilt es hier und jetzt, Aufgeschlossenheit für Neues zu fördern und die kommenden Innovationswellen schon heute vorauszudenken und vorzubereiten. Denn die Zukunft ist näher, als wir glauben. Dafür steht der Leipziger Unternehmer Frank Duvernell, dafür steht die Stadt Leipzig mit ihrer Wirtschafts- und Mittelstandspolitik. Passt also!

Ihr Burkhard Jung

Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Essay

Industrie 4.0 – Schub für die Reinraumbranche

Von Prof. Dr. Gernod Dittel

Schon mit der Wahl des Begriffs gelang ein großer Wurf. Er signalisiert, dass es sich nicht nur um etwas ganz Neues, sondern um etwas Umwälzendes handelt. Steht doch die Zahl 4 für die vierte industrielle Revolution.

Die erste industrielle Revolution nahm vor knapp 300 Jahren mit der Erfindung der Dampfmaschine ihren Anfang. Ab den 1870er Jahren mündete sie dann mit der Hochindustrialisierung und der dank elektrischer Energie möglichen Massenproduktion von Gütern in Revolution Nr. 2. Bis zur dritten industriellen Revolution, der digitalen Revolution, sollte es dann rund 100 Jahre dauern: Ab 1970 entwickelten sich Elektronik und IT so stark, dass sie zu bis dahin ungeahntem Automatisierungspotenzial in der Industrie führten. Rechenleistungen, für die bis dahin Großcomputer notwendig waren, ließen sich mit immer kleineren und günstigeren Geräten erreichen.

Jetzt also Revolution Nr. 4, offiziell ausgerufen von der deutschen Bundesregierung, die ihrer High-Tech-Strategie vor rund fünf Jahren den Namen Industrie 4.0 gab (die Null am Ende ist dabei an die bei Software übliche Nummerierung angelehnt). Das Internet ermöglicht das Zusammenwachsen von realer und virtueller Welt zu einem „Internet der Dinge“. Dessen Anwendungsmöglichkeiten scheinen unbegrenzt: Für den Alltag werden Szenarien entworfen, in denen Kühlschränke selbstständig Milch und Butter bestellen, im medizinischen Bereich denkt man an unter die Haut gepflanzte Sensoren, die sämtliche Vitaldaten automatisch überwachen und die Medikamentenzufuhr steuern.

Auch die Arbeit in Reinräumen wird sich durch die technischen Möglichkeiten der Industrie 4.0 drastisch ändern. Aus der Mensch-Maschine-Kommunikation wird die Maschine-Maschine-Kommunikation, Steuerungen lassen sich immer feiner justieren und besser überwachen.

Evolution statt Revolution

So schön diese technologische Zukunft auch werden mag, sie ist weder alleinseligmachend, noch entwickelt sie sich automatisch. Der entscheidende Faktor ist und bleibt der Mensch. Und der ist, das zeigt die Geschichte, eher auf Evolution als auf Revolution angelegt.

Schon der Begriff „Vierte industrielle Revolution“, mit dem ja so gerne gearbeitet wird, muss hinterfragt werden. Ist das, was hier passiert, tatsächlich eine Revolution oder sind die neuen technischen Möglichkeiten nicht eine logische Konsequenz dessen, was sich seit vielen Jahren entwickelt? Erinnert sei hier an die Smart-Grid-Technologie, die seit Jahren für die intelligente Steuerung von Energieversorgungsanlagen steht. Was wir jetzt erleben, ist zunächst einmal die Fortsetzung einer schon lange begonnenen Strategie – wenn auch mit immer besseren technischen Mitteln. Doch die Basis, auf der wir arbeiten, ist und bleibt die gleiche. Das Grundprinzip des Autos als ein Gegenstand mit Motor, Rädern und Lenkrad, der uns von A nach B bringt, gilt unverändert. Was sich ständig wandelt, sind die technischen Mittel und die Leistungsfähigkeit.

So steigert das, was jetzt Industrie 4.0 genannt wird, die Leistungsfähigkeit aller technologieorientierten Branchen – und damit auch die der Reinraumindustrie. Die immer weiter fortschreitende Vernetzung und Digitalisierung bietet einen hervorragenden Nährboden für Innovationen. Doch die kommen nicht von alleine, sondern müssen aktiv angestoßen werden. Damit Deutschland seinen Rang in der Riege der technologisch führenden Länder behalten kann, bedarf es vieler Anstrengungen von Seiten der Unternehmer und des Staates.

Unternehmen müssen handeln

Der Staat und auch die EU tun gut daran, neue Entwicklungen mit Fördermitteln anzustoßen. Doch wird dabei aktuell der Mittelstand, also die tragende Säule unserer Wirtschaft, vernachlässigt. Analog zu den systemrelevanten Banken, die in der Finanzkrise mit Milliarden gestützt wurden, gibt es jetzt den Begriff der systemrelevanten Unternehmen. Das sind Großunternehmen und auch große Forschungseinrichtungen, an die die meisten Fördermittel fließen. Kleine und mittelständische Unternehmen schauen allzu oft in die Röhre. Die Bedingungen unterscheiden sich auch von Land zu Land: Wie kann es sein, dass EU-Fördermittel für ein und dasselbe Projekt in Deutschland abgelehnt und in Italien bewilligt werden? Jeder, der im Dschungel der Förderrichtlinien unterwegs ist, wird ähnliche Beispiele kennen. Hier steht die deutsche Regierung in der Pflicht, mehr für heimische Unternehmen und vor allem für kleine und mittlere Unternehmen zu tun.

Der wichtigste Part kommt allerdings den Unternehmern selbst zu. Der alte Satz: „Unternehmer ist, wer etwas unternimmt“ gilt leider nicht mehr so wie früher.

Viele Unternehmer ruhen sich auf dem aus, was sie haben und scheuen das Risiko neuer Wege. Damit können sie zwar eine gewisse Zeitlang Erfolg haben, doch langfristig ruinieren sie ihre eigenen Geschäfte damit.

Hinzu kommt, dass in vielen Unternehmen Manager das Sagen haben, die weit entfernt von der eigentlichen technischen Aufgabenstellung ihres Unternehmens sind. Entscheidungen am grünen Tisch mögen zwar oft eine betriebswirtschaftlich nachvollziehbare Basis haben, ihnen fehlen aber meist die Visionen, ohne die kein Unternehmen gedeihen kann. Das gilt auch für die Veränderungen, die die neuen technischen Möglichkeiten mit sich bringen. Vielen Unternehmen fehlen hierzu noch die Konzepte für die Umsetzung.

Mitarbeiter mitnehmen

Den wichtigsten Part spielen dann die Mitarbeiter. Sind sie entsprechend aus- und weitergebildet? Sind sie motiviert? Die Ergebnisse, die das Gallup Institut Jahr für Jahr veröffentlicht, machen wenig Mut: 68 Prozent der Beschäftigten in Deutschland machen demnach Dienst nach Vorschrift, 16 Prozent haben bereits innerlich gekündigt. Nur 16 Prozent sind mit vollem Engagement bei der Sache. Andere Zahlen gehen davon aus, dass lediglich fünf Prozent der Mitarbeiter den Laden wirklich schmeißen, bei 70 Prozent würde man es gar nicht merken, wären sie plötzlich nicht mehr da. Ernüchternde Zahlen, die jeden Chef zum Umdenken bringen sollten. Gerade in Zeiten, in denen neue Technologien neue Arbeitsweisen erfordern, müssen die Mitarbeiter auf Kurs gehalten werden. Gerade jüngeren Leuten mangelt es häufig an Intuition, wenn es um wegweisende Entscheidungen geht. Woran liegt das? An der Ausbildung und der Erziehung. Fakt ist, dass junge Leute heute viel weniger Möglichkeiten zum Probieren haben. Eingebettet in ein Korsett aus organisierten Freizeitbeschäftigungen (Stichwort: Helikoptereltern), reglementierten Unterrichtszeiten und schier unbegrenzten Ablenkungsmöglichkeiten, lernen sie kaum, Verantwortung zu tragen. Zu diesem, für einen erfolgreichen Unternehmer unabdingbaren Lernen, gehört auch die Möglichkeit, Fehler zu machen.

Wem ist hier ein Vorwurf zu machen? Der Jugend sicher nicht. Eher der älteren Generation, die nicht loslassen kann. Wer möchte, dass sein Unternehmen langfristig Bestand hat, muss dem Nachwuchs eine Chance geben. Denn die jungen Leute sind mit all den technischen Dingen aufgewachsen, die für die Generation davor neu und umwälzend waren. Wer mit dem Wählscheibentelefon aufgewachsen ist, sieht das Smartphone immer noch als kleines Wunderwerk. Deshalb müssen diejenigen, die mit dem Smartphone aufwachsen, die Weichen für seine Weiterentwicklung stellen – wohin sie auch immer führen mag.

Wann immer wir über den technischen Fortschritt nachdenken – ob unter dem Namen Industrie 4.0 oder nicht – sollten wir auch sehen, was nicht ganz rund läuft.