Vorwort

 

Hallo liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Marcus Rebok, ich bin Journalist und schreibe nebenbei immer mal wieder Geschichten für Kinder und junggebliebene Erwachsene.

Wir haben in unserer Familie 2 tolle Jungs die meine Geschichten immer zuerst anhören und beurteilen dürfen. Die Geschichten werden nur veröffentlicht wenn Oscar und Victor sie für gut befinden.

Ich kam auf die Idee mit Gisela, weil wir drei Hunde haben, und diese oft mit Zecken zu tun haben. Die Überlegung ging dahin einem offensichtlich sinnlosen Tier eine sympathische und sinnvolle Rolle zu geben. Und nun will ich nicht zu viel verraten. Euch viel Spaß beim lesen.

 

Dieses Buch ist für meine kleine Familie die ich sehr liebe.

 

 

 

 

 

1.Kapitel: Gisela eröffnet sich eine neue Welt

 

 

 

Auf einer großen Blumenwiese lebte eine Zeckenfamilie. Die kleinste von Ihnen hieß Gisela, wie die UrUrUrgroßmutter einst auch. Gisela und ihre Geschwister hingen den ganzen langen Tag auf Gräsern herum und warteten auf Futter. Futter war für Zecken das Blut von andern Tieren oder Menschen. Gisela wollte aber anders sein und hatte es satt, immer auf einen bellenden Fellhaufen oder ein haariges Bein zu springen und hinein zu beißen und zu zwicken und dann das Blut auszusaugen, bis sie satt war.

Erstens wurde Gisela immer schlecht von Blut, und zweitens wollte sie niemanden aussaugen oder gar jemandem Schmerzen zufügen. Ihre Geschwister Zoran, Zilli, Zwick und Zwack lachten sie immer aus und machten sich lustig über Gisela, weil sie anders war. Gisela suchte nach einem Weg aus ihrem Schlamassel, musste aber immer irgendwann etwas Blut trinken, um nicht zu verhungern.

Eines Tages traf sie auf ein kleines Mädchen, das mit ihrem alten Hund spazieren ging. Der Hund hieß Herbert, und das Mädchen Lola. Lola lebte mit Herbert und ihrer Familie auf einem Bauernhof in der Nähe der großen Blumenwiese. Als Gisela die beiden kommen sah, bekam sie einen solchen Hunger, dass sie nicht anders konnte. Sie sprang Herbert ins dichte Fell und hielt sich fest. Sie krabbelte ins noch dichtere Unterfell von Herbert und hielt sich dort die gesamte Gassi-Runde fest.

Irgendwann kamen sie auf den Hof auf dem die beiden, Herbert, der Hund, und Lola, das Mädchen, wohnten. Herbert legte sich auf seinen weichen Hundeplatz im Hof, und Lola rannte in die Scheune, um dort mit ihren älteren Geschwistern im Heu zu spielen. Doch weil Gisela plötzlich von Heißhunger überkommen wurde, musste sie, einfach zubeißen.

Sie hatte zwar ein schlechtes Gewissen, aber Herbert merkte kaum etwas und kratze sich nur kurz und schlief ein. Gisela trank aber nur wenige Tropfen von Herberts Blut und hörte dann wieder auf zu trinken, da ihr ja immer schlecht davon wurde. Als sie sich das Zeckenmaul abwischte, musste sie plötzlich fürchterlich rülpsen. Von diesem Rülpser wurde Herbert der Hund wach.

Hunde hören bekanntermaßen viel besser als Menschen. Daher war es zwar kein Wunder, dass Herbert das hörte, aber für eine Zecke war das schon sehr laut gewesen. „Ach Mist“, dachte Gisela. „Warum passiert immer mir so etwas? Muss wohl daran liegen, dass ich Blut zwar brauche, aber nicht gut vertrage!“ Herbert stutze. „Wer spricht denn da in meinem Fell? Hallo....ist da wer?“, fragte Herbert ganz leise und für Menschen unhörbar. „Uups, das ist jetzt aber doch nicht wahr? Der kann mich hören“ dachte Gisela laut vor sich hin. „Das gab es ja noch nie!“ Herbert stutzte und kratzte sich noch mal. „Hilfe, hör doch auf, du doofer Köter!“ schrie Gisela, als sie fast von einer Kralle des Hundes erwischt wurde.

Herbert stutze noch mal „Hallo...wer spricht da, melde dich oder ich...ich...ähhh ja, also ich krieg dich schon irgendwie, wer du auch bist.“ Gisela bekam es mit der Angst zu tun und überlegte kurz: „Er weiß, dass ich da bin, er kann mich hören und versteht zeckisch*, aber er kann mich nicht so einfach finden und schon gar nicht los werden, warum also nicht mal mit ihm sprechen?“ (*Zeckisch ist die Sprache der Zecken) Gisela nahm all ihren Mut zusammen und schrie aus Leibeskräften: „Halloooo da oben, Hey Hund, ich bin‘s, Gisela!“

Herbert zuckte zusammen und erschrak fürchterlich, als er die Stimme erneut und so laut hörte. „Gi...Gi...Gisela? Gisela wer? Gisela was? Gisela wo?“ Gisela musste grinsen und dachte sich: „der Hund hat irgendwie ängstlich gezuckt und weiß jetzt gar nicht, was er machen soll.“ „Also“, schrie Gisela wieder, „ich heiße Gisela und bin eine Zecke, ich habe mir erlaubt, etwas Blut von dir zu trinken, aber ich vertrage Blut nicht so gut, daher musste ich rülpsen. Gisela. Ende.“

Herbert war so überrascht, dass er erst mal nachdenken musste. „Hmmm, hallo kleiner Blutsauger, ich bin Herbert, der Hund, und eigentlich finde ich es gar nicht gut, dass du gerade mein Blut aus mir raussaugst. Könntest du dir nicht jemand anders als Konserve suchen?“ Gisela war irgendwie angetan von der tiefen und männlich sympathischen Stimme von Herbert, dem Hund, und dass er eben auch nicht wie jeder andere Hund gleich aggressiv reagiert hatte.

„Hallo Herbert, schöner Name für einen Hund“, sagte Gisela, „es tut mir sehr Leid, dass ich etwas von dir getrunken habe, aber ab und zu kann ich nicht anders, ich würde sonst vor Hunger sterben. Und alle anderen Zecken haben gesagt, wir können gar nichts anderes essen, nur Blut.“ „Aha“, sagte Herbert, „das ist ja ganz schön verzeckt...ähh verzwickt. Aber weißt du was, was hältst du davon, wenn wir gemeinsam etwas suchen, was dir schmeckt und mir nicht schadet? So etwas wie Mohrrüben, Salami, oder was ich auch ganz besonders gerne fresse, ist Leberwurst. Wir haben ja viel Zeit, ich bin schon alt und muss nicht mehr viel für mein Herrchen, den Bauern dieses Hofes, arbeiten, und du bist noch jung und musst ja auch nicht jeden Tag essen, oder?“

Herbert wusste aus Erfahrung, dass Zecken, die sich einmal so richtig vollgefressen hatten, viele Monate ohne Nahrung auskommen konnten. „Ja also, wenn du willst? Ich bin dabei, meine Familie lacht mich nur aus, weil ich Blut nicht so gut vertrage und immer rülpsen muss. Ich habe mich an dir zwar nicht vollgefressen, aber es sollte schon einige Tage oder vielleicht eine Woche vorhalten, bis ich wieder etwas brauche, bis dahin können wir ja einige Dinge probieren, wenn du möchtest“.

Gisela freute sich sehr über Herbert, der ihr helfen wollte, und Herbert war unglaublich stolz auf sich, dass er noch so gut hören konnte. Nachdem er alt war und nicht mehr wirklich gebraucht wurde, freute er sich über diese willkommene Abwechslung seines Alltags. Gisela blieb also bei Herbert.

Am Abend bekam Herbert sein Futter, es bestand aus Kartoffeln mit anderen Dingen, die seine Menschen nicht mehr essen konnten oder wollten. In diesem Fall war es, wie so oft, eine Ecke eines Leberwurstbrotes, die Lola bewusst übrig gelassen hatte, da sie wusste, dass Herbert das so gerne mochte, dazu kam noch etwas Gemüse und Fleisch. Herbert schlabberte sein Futter mit Genuss und leckte sich aber diesmal nicht seine Lefzen, um für Gisela noch eine Kostprobe von einigen Nahrungsmitteln übrig zu lassen.

Als Herbert wieder auf seinem Platz lag, konnte Gisela unbemerkt von den Menschen von allen Nahrungsresten in Herberts Lefzen probieren. Sie leckte Bratensoße von einem Haar, sie probierte ein wenig Kartoffeln und auch von dem Leberwurstbrot gab es noch einen kleinen Rest. „Hey Gisela“, rief Herbert, „was ist los, hat’s geschmeckt, war etwas für dich dabei? Ich fand es heute richtig lecker.“ „Hey Herbert, ich habe einiges probiert.“ Dann musste sie unheimlich rülpsen. „Entschuldigung, aber ich glaube, hier war noch nichts für mich dabei. Irgendwie habe ich einen flauen Magen.“ Gisela wurde nach einer winzigen Menge Milch, die es zu trinken gegeben hatte, dann auch richtig übel. Sie hatte Bauchschmerzen und musste andauernd aufstoßen. Da sie aber nur ganz kleine Mengen gekostet hatte, war es auch nach kurzer Zeit wieder besser, und sie konnte endlich wieder mit Herbert sprechen.

„Puh Herbert, das war eine harte Erfahrung, meine Güte, war mir übel. Also das war wirklich kein Zeckenessen.“ Herbert machte sich ein wenig Sorgen um seine neue kleine Freundin.

„Hallo Gisela“, rief Herbert wieder, „wir gehen gleich nochmal eine Runde mit Lola, ja? Sie muss dreimal am Tag von mir ausgeführt werden damit sie sich bewegt, ich nutze die Zeit immer dafür um mal meine Geschäfte zu verrichten, also Pippi und Häufchen zu machen.“ Nach dem Essen ging Lola noch eine kleine Runde mit Herbert, der Gisela in seinem Fell bei sich trug.

Gisela verstand sich inzwischen sehr gut mit Herbert, sie erzählten sich gegenseitig Geschichten aus ihrer Jugend und hatten schon in den ersten Stunden einen Draht zueinander gefunden, sie mochten sich irgendwie. Allerdings waren sie natürlich ein sehr ungewöhnliches Gespann. Ein alter Hund, der seine Rente auf dem Hof genießen durfte, und eine kleine und noch junge Zeckendame, die bisher nur den Wald und die Wiese kannte.

Herbert fand Wald und Wiese ganz großartig, und für Gisela waren Herberts Geschichten vom Bauernhof, den vielen Tieren, den Kindern und dem Bauern unglaublich spannend. Nach der Runde, die diesmal nicht über Giselas Wiese führte, unterhielten sie sich noch bis tief in die Nacht, bis beide müde einschliefen. Am nächsten Morgen weckte Lola Herbert ganz liebevoll und knuddelte ihn richtig. Gisela bekam fürchterliche Angst, da Lolas Hände für Gisela riesig waren und sie beinahe aus dem Fell gefallen wäre. „Herbert, Achtung, ich falle hier gleich raus, mach doch was, ich kann mich nicht noch länger vor den Händen schützen...Hiiiilllfffeeee!“ „Oh, mein Gott“, dachte Herbert, „Gisela.....die Zeckendame ist ja auf mir....Na ja, mal aufstehen.“ Herbert stand auf und trottete zu seinem Napf wodurch er Gisela aus der Gefahrenzone brachte. „Puhh....Herbert, das war in letzter Sekunde, Danke“. „Nichts zu danken, halte dich einfach besser fest, und dann sorgen wir gemeinsam dafür, dass du da bleibst, ja?“

Gisela beruhigte sich wieder und probierte gleich mal von dem Hundefrühstück, das aus Gemüse und Haferflocken bestand. „Also das war auch nichts für mich....“, sprach Gisela, nachdem sie schon wieder rülpsen musste. „Hmmm was magst du denn besonders gerne?“, fragte Herbert. „Also, ich kenne ja außer Blut bisher nur die Dinge, die ich von dir gelernt habe, Leberwurstbrot, Kartoffeln, Gemüse, Haferflocken und Bratensoße“, sagte Gisela.

„Und? Gar nichts dabei?“, fragte Herbert. „Nein, aber wenn du mich fragst, sollte es farblich und von der Konsistenz vielleicht ein wenig an Blut erinnern, das fände ich lecker, da bekomme ich gleich Appetit.“ „Na gut.. dann suchen wir mal gezielt nach solchen Sachen,“ antwortete Herbert. Er lief in den Obstgarten des Hofes und sah sich um. „Also wir haben hier rote Äpfel, rote Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, rote Weintrauben und vieles andere, such dir was aus!“ Gisela war sich nicht sicher, aber die Farben im Obstgarten waren überwältigend für sie, und bei den vielen Rottönen kam auch ihr Appetit wieder.

Sie probierten sich durch alle blassroten, hellroten, roten, satt roten und dunkelroten Obstsorten, bis Gisela erschöpft vor Herbert ins Gras fiel und bettelte: „Heute...mpffff....bitte nichts mehr probieren...mpffff.......ich schaffe nichts mehr.....mppfffff.“ Herbert wollte unbedingt wissen: „Na, wie sind die roten Früchte? War was dabei? Hat es womöglich sogar gut geschmeckt? Sag schon!“ Herbert war richtig ungeduldig. „Tja also, die roten Früchte waren schon besser, aber ich glaube, auf Dauer geht das nicht gut mit diesen Früchten.“

Herbert war etwas enttäuscht, und nachdem Gisela wieder in sein Fell gesprungen war, trotteten beide auf den Hof zurück. Lola wartete schon und wollte mit Herbert spielen. „Hey Herbert, komm mal zu mir, du süßer Mausemann“, rief sie ihm zu, und ganz automatisch begann sein Schwanz zu wackeln und Herbert freute sich sehr, sein kleines Frauchen zu sehen. Er lief zu ihr, um sich seine Streicheleinheiten abzuholen, war aber diesmal etwas vorsichtiger und versuchte Gisela, die bereits einen Stammplatz in seinem Fell hatte, so gut es ging vor den liebevollen, aber riesigen Händen von Lola zu schützen.

Sie saß unter seinem linken Ohr, damit sie gut zu verstehen war und nicht immer so schreien musste. Herbert stellte sich so zu Lola, dass sie seine rechte Seite streicheln konnte und Gisela nichts passierte. „Herbert, altes Haus, wir wollen morgen mal Onkel Ralph besuchen, du weißt schon, der Bruder von Mama, der mit dem großen Traktor und den vielen Feldern, auf denen wir immer so toll rumrennen dürfen“, erzählte Lola ganz aufgeregt. „Ich muss jetzt noch packen, und morgen in aller Frühe geht‘s los.“ Herbert wedelte wild mit seinem Schwanz, er erinnerte sich genau an die letzten Besuche bei Onkel Ralph, es war Spaß pur. Sein Hof war zwar mindestens 3 Stunden Autofahrt entfernt, aber für Lola und ihn war das immer wie in einem Vergnügungspark.

Es gab dort nichts, was es nicht gab. Angefangen von mehreren großen Traktoren, einer Scheune voller Heu, in dem man herumspringen durfte, einem Schwimmteich mit zahmen Gänsen und lustigen Enten, Schweinen, Ziegen und Pferden, bis hin zu Onkel Ralph selbst, der einfach ein ganz, ganz lieber und lustiger Zeitgenosse war und für Kinder und Tiere immer Zeit hatte. Onkel Ralph hatte nie geheiratet und auch keine Kinder, seine Bekanntschaften wechselten oft, aber er hatte einfach noch nicht die richtige Frau gefunden.

Lola rannte ins Haus, um Koffer zu packen, Herbert erklärte Gisela die ganze Sache und versuchte, sie auf die erste Autofahrt ihres Lebens vorzubereiten. Danach schliefen alle sehr, sehr müde ein. Am nächsten Morgen wurde das Auto beladen, und los ging es. Lola durfte heute ausnahmsweise vorne sitzen, da ihr Papa leider nicht mitfahren konnte. Das war ein großer Spaß für Lola, sie konnte unter den Scheibenwischern durchsehen, das war fast wie Kino. Herbert saß im Kofferraum, er liebte Autofahren. Er konnte viele Stunden einfach entgegen der Fahrtrichtung sitzen und hinaussehen. Er ließ die Landschaften an sich vorbeigleiten und döste vor sich hin. Das war diesmal nur nicht so einfach, schließlich hatte er ja einen Gast in seinem Fell sitzen. Gisela wusste überhaupt nicht, was ein Auto war, geschweige denn was es machte oder wie es funktionierte.