Ein Vorwort

Erinnert ihr euch noch an den ersten Band Eine Woche voller Samstage?

Da kam das Sams zu Herrn Taschenbier. Der hatte eine sonderbare Woche hinter sich.

Das Sams kann ein Lied davon singen:

»Am Sonntag fing die Woche an mit schönstem Sonnenschein.

Am Sonntag Sonne: Ja, das fand Herr Taschenbier ganz fein.

 

Am Montag, da beschloss Herr Mon, den Freund mal zu besuchen.

Herr Taschenbier war ganz erfreut und kaufte einen Kuchen.

 

Am Dienstag ging Herr Taschenbier um acht schon ins Büro.

So kam er viel zu früh zum Dienst, das macht er immer so.

 

Am Mittwoch sagt sich Taschenbier: Zwei Tage sind vorbei,

die Wochenmitte ist erreicht, jetzt kommen noch mal drei.

 

Am Donnerstag, da donnert es. Herr Taschenbier, der zittert

und traut sich kaum zum Haus hinaus, wie immer, wenn’s gewittert.

 

Am Freitag, da verlor der Chef den Schlüssel zum Büro.

Drum gab er Taschenbier mal frei. Herr Taschenbier war froh.«

Und dann kam der Samstag und mit ihm das Sams. Es hatte blaue Punkte im Gesicht, mit denen sich Herr Taschenbier Wünsche erfüllen konnte, und beschloss, eine Woche lang bei ihm zu bleiben. Es nannte ihn »Papa« und fiel Herrn Taschenbier erst ziemlich auf die Nerven, weil es so frech war. Noch viel frecher war das Sams allerdings zu Frau Rotkohl, Herrn Taschenbiers Vermieterin. Sie musste sich fast jeden Tag über den kleinen »Robinson« ärgern. So hatte sich das Sams nämlich bei ihr vorgestellt.

Mit dem letzten blauen Wunschpunkt aus dem Sams-Gesicht wünschte sich Herr Taschenbier eine Wunschmaschine. Aber die funktionierte nicht und steht jetzt oben auf dem Dachboden.

Das Sams musste gehen, weil eine Woche vorbei war, und länger dürfen Samse bei ihren Menschen nicht bleiben. Nun wartet Herr Taschenbier sehnsüchtig darauf, dass wieder so eine sonderbare Woche kommt und mit ihr das Sams.

 

Hier seht ihr die Hauptpersonen der Geschichte:

 

Das Sams

Herrn Taschenbier

Herrn Mon, den besten Freund von Taschenbier

Frau Rotkohl, seine Vermieterin

– und die Wunschmaschine:

Und nun wünsche ich viel Freude beim Lesen!

Donner am Donnerstag

Am Sonntag schien die Sonne.

Am Montag, im Büro, war Herr Taschenbier so unruhig, dass es sogar seinem Chef auffiel.

»Was ist los mit Ihnen, Taschenbier?«, fragte er. »Alle fünf Minuten sehen Sie nach der Uhr. So geht das jetzt jeden Montag!«

»Aber erst seit drei Wochen«, berichtigte Herr Taschenbier. »Wissen Sie, ich bin nämlich verabredet.«

»Sie sind seit drei Wochen jeden Montag verabredet, oder sind Sie seit drei Wochen für diesen Montag verabredet? Ich verstehe das nicht ganz«, sagte der Chef.

»Das kann man auch nicht verstehen«, sagte Herr Taschenbier und schrieb einfach weiter.

Als es endlich fünf Uhr schlug, zog er hastig seine Jacke an, stürzte aus dem Büro, rannte nach Hause, stürmte durch die Haustür und rief schon im Treppenhaus: »Frau Rotkohl, Frau Rotkohl!«

Frau Rotkohl, die Vermieterin, streckte den Kopf aus der Wohnungstür. »Was ist los?«, fragte sie. »Sie haben übrigens vergessen, Ihre Schuhe abzutreten!«

Herr Taschenbier trat ein paar Schritte zurück auf die Fußmatte und fragte von dort: »Ist Herr Mon schon gekommen?«

»Herr Mon? Kommt der denn schon wieder?«, rief Frau Rotkohl. »Das geht jetzt schon seit drei Wochen so: Jeden Montag kommt dieser Mon. Wenn das so weitergeht, lasse ich mir bald Miete von diesem Herrn bezahlen; er wohnt ja schon fast hier!«

»Keine Sorge! Wenn alles gut geht, wird er heute zum letzten Mal kommen müssen«, tröstete Herr Taschenbier sie.

»Wenn alles gut geht?«, wiederholte Frau Rotkohl. »Wollen Sie denn, dass er heute zum letzten Mal kommt?«

»Ja, natürlich!«

»Wieso laden Sie ihn dann ständig ein, wenn Sie ihn nicht leiden können?«

»Aber ich kann ihn doch gut leiden!«

»Sie haben doch eben gesagt, Sie wünschten, er käme zum letzten Mal«, sagte Frau Rotkohl. »Und trotzdem können Sie ihn gut leiden? Soll er nun kommen oder nicht? Das versteh ich nicht ganz.«

»Das kann man auch nicht verstehen«, sagte Herr Taschenbier nun schon zum zweiten Mal an diesem Nachmittag. »Aber ich will versuchen, es zu erklären: Ich wünsche mir nur, dass diesmal endlich alles gut geht. Dass nicht alles schiefgeht wie in den vergangenen drei Wochen!«

»Schiefgeht?«, fragte Frau Rotkohl neugierig. »Davon habe ich ja gar nichts gemerkt! Was ist denn alles schiefgegangen?«

»Alles«, sagte er ärgerlich. »Aber auch alles!«

»Alles?«, fragte sie. »Ja, erzählen Sie doch mal!«

»Die erste Woche hatte ganz richtig angefangen«, begann Herr Taschenbier. »Am Sonntag schien nämlich die Sonne. Aber schon am Sonntagabend gab es die ganz große Panne!«

»Eine Panne? Wie denn? Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort einzeln aus dem Hals ziehen!«

»Herr Mon wollte besonders pünktlich sein …«

»Und dann?«, drängte sie.

»Und kam schon am Sonntagabend«, vollendete er den Satz mit einem tiefen Seufzer.

»Und dann?«, fragte Frau Rotkohl gespannt.

»Und dann? Nichts und dann! Das war schließlich schlimm genug«, rief Herr Taschenbier. »Am Sonntag Herr Mon, damit war die ganze Woche verdorben.«

Frau Rotkohl schüttelte missbilligend den Kopf. »Ihnen kann man aber auch gar nichts recht machen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Kommt Herr Mon nicht ganz pünktlich, sind Sie in höchster Aufregung. Kommt er zu früh, verdirbt er Ihnen gar die ganze Woche! – Und was passierte in der Woche danach? Ist er da wieder zu früh gekommen?«

»Die zweite Woche hatte so schön angefangen!«, schwärmte Herr Taschenbier. »Am Sonntag schien die Sonne, und Herr Mon kam pünktlich am Montag. Aber am Dienstag – stellen Sie sich vor: Am Dienstag war ein Feiertag, und ich hatte frei. Was sagen Sie dazu?!«

»Was soll ich dazu sagen? Schön, dass Sie mal nicht arbeiten mussten.«

»Schön nennen Sie das?«, rief Herr Taschenbier und schüttelte sich schaudernd. »Nein: abscheulich, geradezu entsetzlich!«

»Sonst freuen Sie sich über jeden freien Tag«, sagte Frau Rotkohl verständnislos.

»Aber nur am Freitag. Am Dienstag Dienst und am Freitag frei, so wäre es korrekt gewesen.«

»Ich verstehe überhaupt nichts«, stellte Frau Rotkohl fest.

»Ich sagte es ja schon: Das kann man auch nicht verstehen«, wiederholte Herr Taschenbier.

»Schildern Sie mir mal die dritte Woche«, schlug Frau Rotkohl vor. »Vielleicht verstehe ich es dann.«

»Die dritte Woche war die schlimmste«, sagte Herr Taschenbier. »Am Sonntag gab es ein Gewitter, es hat den halben Nachmittag gedonnert.«

»Ja, scheußlich, ich erinnere mich«, bestätigte Frau Rotkohl.

»Aber nicht nur das: Am Donnerstag schien auch noch die Sonne!«, sagte Herr Taschenbier anklagend.

Frau Rotkohl war verblüfft. »Die Sonne? Wieso?«, fragte sie. »Hatten Sie was dagegen?«

»Und ob ich was dagegen hatte!«, sagte Herr Taschenbier aufgebracht. »Am Sonntag Donner, das ist schon schlimm genug. Aber am Donnerstag auch noch Sonne, das ist eine doppelte Gemeinheit, eine Unverschämtheit!«

»Jetzt verstehe ich noch weniger als vorher. Falls das überhaupt möglich ist, denn vorher habe ich schon nichts verstanden«, sagte Frau Rotkohl. »Über Regen regen Sie sich auf …«

»Über Donner!«, verbesserte Herr Taschenbier.

»Sonnenschein scheinen Sie nicht zu mögen – was wollen Sie überhaupt für ein Wetter? Viel bleibt ja wirklich nicht mehr übrig.«

»Ich sehe schon: Sie verstehen mich auch nicht«, sagte Herr Taschenbier, drehte sich um, ging in sein Zimmer und ließ Frau Rotkohl ratlos im Flur zurück.

Er hatte seine Zimmertür noch nicht ganz geschlossen, da klingelte es stürmisch an der Haustür.

Herr Taschenbier stürzte aus seinem Zimmer und rannte so schnell an Frau Rotkohl vorbei, dass sie es gar nicht schaffte, sich über das lang anhaltende Klingeln zu beschweren.

»Das ist Herr Mon! Das ist für mich!«, schrie er und riss die Haustür auf.

Draußen stand wirklich Herr Mon.

»Hallo, Taschenbier, alter Junge! Du bekommst gleich etwas zu tragen«, rief er laut und fröhlich und drückte Herrn Taschenbier einen riesigen Koffer in die eine und einen Vogelkäfig in die andere Hand. »Na, wie geht’s? Gut, wie man sieht!«

Herr Taschenbier schaute verblüfft den Koffer in seiner Hand, den Vogelkäfig und schließlich Herrn Mon an. Was sollte er antworten? Herr Mon hatte seine Frage ja gleich selbst beantwortet. So sagte er nur: »Hallo, Mon! Wirklich nett, dass du gekommen bist!«

»Ja, das ist nett«, bestätigte Herr Mon. »Kannst du auch den Hamsterkäfig nehmen, damit ich Klärchen und das Meerschwein aus dem Auto holen kann? Ja, das geht gut«, beantwortete er seine Frage schon wieder selbst und klemmte Herrn Taschenbier einen Hamsterkäfig unter den Arm.

»Wer ist denn Klärchen?«, fragte Herr Taschenbier.

»Eine neue weiße Maus, du wirst sie gleich kennenlernen«, versprach Herr Mon. »Und pass auf, dass Herr Kules dem Hamster Andi nichts tut!«

»Herr Kules?«, rief Herr Taschenbier verzweifelt.

»Der Papagei! Hast du den nicht schon vorletzten Montag kennengelernt? Ach nein, das war ja Moppel. Der hier sollte eigentlich Herkules heißen, aber er spricht seinen Namen immer so komisch aus. Sag doch mal Guten Tag!«

»Guten Tag«, sagte Herr Taschenbier artig.

»Doch nicht du, ich meine Herrn Kules«, sagte Herr Mon, und wirklich schrie der Papagei gleich dreimal hintereinander »Gutentaaag, Herr Kules!« aus dem Käfig.

»Guten Tag, Herr Kules«, sagte Herr Taschenbier noch einmal und hob den Vogelkäfig ein bisschen höher, damit der Papagei sehen konnte, wie er ihm zunickte. Dabei rutschte ihm der Hamsterkäfig unter dem Arm weg.

»Vorsicht, der Käfig rutscht. Achtung, Andi, festhalten!«, schrie Herr Mon, machte zwei hastige Schritte, fing knapp über dem Boden den stürzenden Käfig auf und drückte ihn gleich Frau Rotkohl in die Hand, die soeben in der Haustür erschienen war, um nach dem Rechten zu sehen.

»Hallo, hallo«, sagte er. »Schön, dass Sie sich auch mal sehen lassen. Können Sie ganz kurz den Käfig halten? Ja, das können Sie. Klärchen soll nämlich nicht länger warten.«

Und schon rannte er zurück zum Auto.

Frau Rotkohl hielt den Käfig weit von sich, starrte entgeistert erst auf den Hamster Andi, der in einem Hamsterrad Runden drehte, dann auf Herrn Taschenbier, der mit dem großen Koffer und dem Vogelkäfig neben ihr stand. Sie holte gerade tief Luft, um so richtig loszuschimpfen, da kam Herr Mon schon mit einem großen Pappkarton vom Auto zurück, nahm ihr den Käfig aus den Händen und rief fröhlich: »Na, wollen wir hineingehen? Ja, das wollen wir. Auf geht’s!«

Und noch ehe Frau Rotkohl einen Ton herausgebracht hatte, war er mit Käfig und Karton im Treppenhaus verschwunden. Herr Taschenbier folgte ihm ächzend mit dem schweren Koffer und dem Vogelkäfig.

Frau Rotkohl hatte sich inzwischen von ihrem Schrecken erholt und rief den beiden nach: »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie können nicht einfach Ihren Käfig auf mir abstellen, ich bin doch nicht Ihr Hamsterhalter!«

Dann merkte sie aber, dass ihr Schimpfen diesmal zu spät kam, und ging kopfschüttelnd zurück ins Haus.

»Deine Vermieterin mag wohl keine Hamster? Ja, das stimmt«, bemerkte Herr Mon, als sie die Tür von Herrn Taschenbiers Zimmer hinter sich geschlossen hatten. »Dann müsste sie sich eigentlich mit Herrn Kules gut verstehen, der kann Hamster auch nicht leiden. Ob ich ihr den Vogel mal vorstellen soll? Ja, ich glaube, das wäre nett.«

»Nein, das wäre nicht nett«, widersprach Herr Taschenbier. »Sie mag nämlich keine Tiere im Haus.«

»Ja, wo sollen sie denn sonst sein?«, fragte Herr Mon erstaunt. »Alle meine Tiere wohnen in meiner Wohnung. Sie sind gewissermaßen wohnungsgewohnt.«

»Vielleicht solltest du auch nicht immer alle deine Tiere mitbringen, wenn du mich besuchst«, sagte Herr Taschenbier vorsichtig.

»Wieso alle?«, fragte Herr Mon. »Ich habe doch nur Andi, Fofo, Herrn Kules und Klärchen bei mir. Nero, Nikolaus, Moppel, Ossi, Tucker und Luu habe ich daheim gelassen, die kommen nächsten Montag wieder dran. Aber wenn du nicht willst, dass wir dich besuchen …«

»Aber natürlich will ich das, natürlich«, versicherte Herr Taschenbier hastig. »Ich bitte sogar darum.«

»Sehr nett«, sagte Herr Mon versöhnt, setzte sich aufatmend auf Herrn Taschenbiers Bett, klappte den Karton auf, zog eine weiße Maus heraus und betrachtete sie stolz. »Ist Klärchen nicht hübsch? Ja, das ist sie wirklich«, sagte er. »Nur ein bisschen zerzaust von der Fahrt. Wo ist denn der Kamm? Ich glaube, im Koffer. Ja, da muss er sein.« Er öffnete den großen Koffer.

Herr Taschenbier schaute ihm neugierig über die Schulter und fragte: »Was ist denn sonst noch drin im Koffer? Er ist ziemlich schwer!«

»Schwer? Ja, das ist er«, bestätigte Herr Mon geschmeichelt. »Alles Tierfutter, erstklassige Tiernahrung, nur beste Ware.« Er wühlte eine Weile im Koffer, bis er zwischen Dutzenden von Tüten und Packungen einen kleinen Kamm gefunden hatte, und fing an, Klärchens Fell glatt zu kämmen. »Ach, da fällt mir etwas ein«, sagte er. »Nächste Woche kann ich erst am Dienstag kommen. Montag muss ich mit Tucker zum Friseur!«

»Nicht am Montag?«, fragte Herr Taschenbier bestürzt. »Es muss aber unbedingt Montag sein.«

»Wieso eigentlich? Das wollte ich dich schon immer fragen. Wieso legst du so großen Wert auf Montag?«

»Dir kann ich es ja verraten«, antwortete Herr Taschenbier zögernd. »Du darfst es nur nicht weitererzählen. Du musst mich am Montag besuchen, damit am Samstag das Sams wiederkommt.«

»Das Sams? Was ist denn das?«

»Ein Sams ist eben ein Sams. Genauer kann ich dir das auch nicht erklären«, sagte Herr Taschenbier.

»So, du willst es mir also nicht erklären«, sagte Herr Mon. »Und was habe ich mit diesem Sams zu tun?«

»Viel! Wenn eine Woche so aussieht: Sonntag Sonne, am Montag Herr Mon – also du –, am Dienstag Dienst, am Mittwoch Wochenmitte, am Donnerstag Donner und am Freitag frei – dann kommt am Samstag das Sams!«

»So ist das also!«, rief Herr Mon. »Ich bin also nur ein Mittel zum Zweck. Ich erzähle immer stolz allen meinen Tierchen, mein alter Schulfreund Taschenbier kann mich so gut leiden, dass er mich jede Woche einlädt. Aber kann er mich überhaupt so gut leiden? Nein, kann er nicht! Er lädt mich nur ein, damit sein Sams wiederkommt. Ich will dir mal was sagen, Taschenbier: Das war mein letzter Besuch hier. Auf Wiedersehen!«

Damit steckte er die Maus in den Karton, klappte den Deckel zu, stand auf und suchte seine Sachen zusammen.

»Aber Mon, um Himmels willen, das ist ein Irrtum«, rief Herr Taschenbier. »Natürlich kann ich dich gut leiden, und ich lade dich gern ein. Nur, wenn du sowieso kommst, warum dann nicht an einem Montag, verstehst du? So kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen …«

»Zwei unschuldige Fliegen schlagen? Tierquäler!«, unterbrach ihn Herr Mon empört. »Komm, Herr Kules, auf geht’s, Andi! Verlassen wir dieses Zimmer? Jawoll, das tun wir. Bevor er euch auch noch mit seiner Klappe schlägt wie die armen Fliegen.«

Und er raffte Karton, Hamster- und Vogelkäfig zusammen und stolzierte aus dem Zimmer.

Herr Taschenbier starrte ihm fassungslos nach, dann griff er schnell nach dem großen Koffer und schleppte ihn keuchend hinter Herrn Mon her, der in stummer Entrüstung vorausging.

»Lieber Mon, willst du es dir nicht vielleicht doch noch einmal überlegen?«, schnaufte er. »Das alles ist doch ein Irrtum, ein ganz, ganz großes Missverständnis. Ich dummer Esel …«

»Aha, Esel sind also dumm! Hast du das gehört, Herr Kules? Ja, das haben wir«, sagte Herr Mon beleidigt und ging weiter.

»Ich meine doch nur, dass ich mich saudoof angestellt habe und …«

»Säue sind also auch doof. Hast du es gehört, Herr Kules? Ja, das haben wir. Gleich wird er behaupten, dass Papageien unintelligent sind!«

Herr Kules schwieg zu dieser Anschuldigung und schaute mit schief gehaltenem Kopf aus dem Käfig.

Stumm verstaute Herr Mon seine Tiere auf dem Beifahrersitz, nahm Herrn Taschenbier ohne ein Wort des Dankes den Koffer ab, knallte die Tür zu und brauste los.

Bedrückt ging Herr Taschenbier zurück ins Haus. Als er an Frau Rotkohls Wohnzimmertür vorbeikam, streckte sie den Kopf heraus und sagte: »Dieser Besuch wird sicher ins Buch der Rekorde eingehen.«

Herr Taschenbier schaute sie verständnislos an.

»Wieso denn das?«, fragte er.

»Der kürzeste Besuch der Welt: Rein ins Zimmer, raus aus dem Zimmer. Ich frage mich, wieso dieser Herr Mon Sie den Koffer reinschleppen lässt, wenn er doch nicht bleiben will.«

»Das frage ich mich auch«, sagte Herr Taschenbier und war zum ersten Mal seit langer Zeit einer Meinung mit Frau Rotkohl.

Er ging in sein Zimmer, setzte sich an den Tisch und dachte angestrengt nach: Herr Mon war zwar gleich wieder gegangen, aber er war da gewesen, das zählte. Am Sonntag Sonne, am Montag Herr Mon. Zwei Bedingungen waren erfüllt. Morgen, am Dienstag, war diesmal kein Feiertag. Am Dienstag Dienst, das würde also auch stimmen. Am Mittwoch war sowieso Mitte der Woche, da brauchte er nichts dazuzutun. Am Freitag frei? Doch, das ließe sich einrichten. Er würde eben mit seinem Chef sprechen müssen. Und wenn der ihm nicht freigab, dann würde er einfach zu Hause bleiben. Das Einzige, was er nicht beeinflussen konnte, war der Donner am Donnerstag. Da musste er auf das Wetter hoffen. Es musste an diesem Donnerstag einfach donnern. Am nächsten Montag würde Herr Mon bestimmt nicht mehr kommen. Diese Woche war seine letzte Chance.

Ließ sich das Wetter wirklich nicht beeinflussen? Plötzlich kam ihm eine Idee. »Ja«, sagte er laut. »So könnte es gehen. Ich muss es jedenfalls versuchen.«

An den nächsten beiden Tagen geschah nichts Besonderes. Herr Taschenbier ging wie immer pünktlich zum Dienst und kam genauso pünktlich wieder nach Hause. Er benahm sich still und unauffällig, blieb abends in seinem Zimmer und bekam keinen Besuch. Frau Rotkohl war sehr zufrieden.

Am Donnerstag sollte sie Grund haben, weniger zufrieden zu sein. Am Nachmittag klingelte es, zwei Männer in Arbeitskleidung standen draußen, neben ihnen ein riesiges Blech.

»Sind Sie Frau Taschenbier?«, fragte der eine, als Frau Rotkohl ihren Kopf aus der Tür streckte.

»Erlauben Sie mal!«, rief sie empört. »Ich bin unverheiratet. Und wenn ich verheiratet wäre, dann bestimmt nicht mit diesem Taschenbier. Und außerdem ist der sowieso ledig, es kann also gar keine Frau Taschenbier geben.«

»Jedenfalls scheint er hier zu wohnen«, mischte sich der zweite Mann ein. »Wo ist denn sein Zimmer?«

»Gegenüber der Küche. Warum wollen Sie das wissen?«

Die beiden Männer nahmen das Blech auf, schoben sich an Frau Rotkohl vorbei und steuerten, ohne zu antworten, schnurstracks auf Herrn Taschenbiers Zimmer zu. Frau Rotkohl kam aufgeregt hinterher.

»Was will er denn damit? Hat er denn das Blech bestellt?«, fragte sie. »Davon hat er mir ja gar nichts gesagt.«