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Prolog

Vor langer Zeit und weit, weit weg — im Regenwald am Amazonas — saßen zwei ältere Bären auf einer Hängebrücke beim Abendessen. Sie blickten auf das malerische Tal zu ihren Füßen, wo der wild fließende Amazonas wieder einmal über seine Ufer getreten war. Von allen Seiten flossen weitere Wassermassen in den aufgewühlten Fluss, der schließlich auf einen eindrucksvollen Wasserfall zuströmte.

»Unsere letzte Regenzeit hier«, sagte Pastuzo und seufzte. Er nahm einen Schluck aus seiner Teetasse, ohne den Blick von der spektakulären Landschaft abzuwenden.

Lucy nickte und reichte ihrem Bruder ein Marmeladenbrot. »Denk nur, Pastuzo! Nächsten Monat um diese Zeit werden wir in London sein!«

»Wo in den Flüssen Marmelade fließt und die Straßen mit Brot gepflastert sind«, ergänzte Pastuzo.

Lucy sah ihn verwundert an. »Hast du das Buch über London wirklich gelesen?«, fragte sie.

»Na ja, ich hab’s überflogen«, antwortete er lässig.

»Oh, Pastuzo«, sagte Lucy leicht vorwurfsvoll mit einem Zungenschnalzen.

»Vom Lesen werde ich immer so müde«, meinte Pastuzo etwas verlegen. »Aber eine Stadt, die so etwas zu bieten hat …«, er hob den Rest seines Marmeladenbrots hoch, »… ist ganz nach meinem Geschmack.«

Lucy öffnete den Mund, um etwas dazu zu sagen, doch da hatte sie unten im Fluss etwas entdeckt und zeigte darauf. »Sieh nur, Pastuzo!«

Pastuzo griff nach dem Fernglas, das neben ihm lag, und hielt es sich vor die Augen. Er konnte kaum glauben, was er da sah. »Das ist ja … ein Bärenjunges!«, rief er.

Und tatsächlich — unterhalb der Hängebrücke kämpfte ein kleiner Bär in dem reißenden Fluss um sein Leben. Voller Verzweiflung klammerte er sich an ein Stück Treibholz. Doch der Fluss trieb ihn immer weiter auf eine schroffe Felsgruppe zu …

Pastuzo ließ das Fernglas sinken und wollte etwas zu seiner Schwester sagen, doch sie war nicht mehr da. Sie hangelte sich bereits an einer Kletterpflanze nach unten, auf die tosenden Wassermassen zu!

»Lucy!«, rief Pastuzo erschrocken.

»Lass mich weiter runter!«, rief Lucy zurück.

Pastuzo spürte, dass es sinnlos gewesen wäre, jetzt mit ihr zu streiten. »Gut, aber sei bloß vorsichtig!«

Mit wild klopfendem Herzen machte er die Kletterpflanze ab und ließ Lucy tiefer zu dem reißenden Fluss hinuntergleiten. Das Bärenjunge im Wasser hielt sich inzwischen an einem Ast fest, der aber bald schon seinen Tatzen entglitt, sodass der Kopf des Kleinen für kurze Zeit unter der Wasseroberfläche verschwand. Lucy war noch etliche Meter über ihm, als der Kleine wieder auftauchte und sich erneut an den Ast klammern konnte.

»Tiefer, Pastuzo! Tiefer!«, schrie Lucy zu ihrem Bruder hoch.

Da hob der Kleine den Kopf und sah Lucy über sich, die ihm nun eine Tatze entgegenstreckte. Er wollte sie ergreifen, rutschte aber mit der anderen Tatze ab und versank erneut in den Fluten.

Kaum kam sein kleiner Kopf wieder zum Vorschein, griff Lucy beherzt zu und zog den Kleinen zu sich. Doch da verlor Pastuzo auf der Hängebrücke das Gleichgewicht. Der Hut fiel ihm mitsamt seiner Marmeladenbrot-Notfallration vom Kopf … Pastuzo schloss die Augen und schlug wild um sich, sodass er sich zum Glück im allerletzten Moment noch an der Brücke festhalten konnte, bevor er in den reißenden Fluss gestürzt wäre.

Vorsichtig öffnete er ein Auge und blickte bangen Herzens nach unten. Zu seiner großen Erleichterung sah er dann aber, dass Lucy sich noch immer an der Kletterpflanze festhielt. Sie hatte seinen Hut … und noch etwas anderes.

»Lucy? Lucy!«, schrie Pastuzo.

Lucy lächelte zu ihm hoch. »Ich fürchte, wir werden doch nicht nach London fahren!«, rief sie.

Pastuzo runzelte die Stirn. »Und warum nicht?«

Lucy sah auf das triefende Fellbündel in ihren Armen. Liebevoll betrachtete sie das Köpfchen des kleinen Bären, das zum Teil unter Pastuzos Hut verschwand. »Wir müssen dieses kleine Kerlchen hier aufziehen«, erklärte sie resolut.

Pastuzo betrachtete das kleine Wesen. »Und wie ist er?«

»Noch ziemlich klein …«, antwortete Lucy. Das Bärenjunge nieste, und nun rutschte ihm der Hut komplett über das Gesicht. »Und etwas verschnupft im Moment«, ergänzte sie lachend.

Als sie den Hut ein Stück anhob, sah sie, dass der Kleine eines von Pastuzos Notfall-Marmeladenbroten entdeckt hatte und gerade mit Hochgenuss verspeiste.

»Und er mag Marmelade«, fügte Lucy noch hinzu.

»Das ist ein gutes Zeichen.« Pastuzo grinste zufrieden.

»Oh ja, Pastuzo«, sagte Lucy. »Wenn wir uns gut um dieses kleine Kerlchen kümmern, wird er es mal weit bringen, das spüre ich.«

Einige Bärenjahre später …

Ein Bär schreibt einen Brief

Paddington saß in seiner Dachkammer im Haus der Familie Brown in Windsors Garden Nummer 32 und dachte an sein früheres Leben im fernen Peru zurück. Er blickte über die Dächer der Stadt London — von seinem Fenster aus hatte er einen phänomenalen Ausblick.

»Hier würde es dir auch gefallen, Tante Lucy«, sagte er laut. »Es wäre so schön, wenn du dein Heim für pensionierte Bären verlassen könntest, um mich hier zu besuchen.« Doch er wusste, dass das nicht möglich war, und seufzte. »Da bleibt mir nichts anderes übrig, als dir zu schreiben, um dir das Neueste zu erzählen«, sagte er.

Gesagt, getan. Paddington nahm ein Blatt Papier und einen Stift und schrieb einen Brief an seine Tante.

Liebe Tante Lucy,

ich habe mich bestens bei den Browns eingelebt, aber trotzdem vermisse ich Dich ganz schrecklich. Mrs Birds Marmelade schmeckt ausgezeichnet, aber eben doch nicht genau wie Deine.

Jetzt im Sommer ist hier mächtig viel los. Mrs Brown geht ganz oft im Serpentine Lake im Hyde Park schwimmen. Sie trainiert so eifrig, weil sie durch den Ärmelkanal bis nach Frankreich schwimmen will. Ich persönlich weiß nicht, was das soll, denn es gibt ja eine Fähre, doch sie sagt, das sei nicht dasselbe. Außerdem hat sie gerade eine Abenteuergeschichte illustriert, und das hat sie vielleicht dazu inspiriert.

Judy wollte diesen Sommer mit ihrem Freund Tony eine Zeitung gründen, doch er hat sie »sitzen lassen«. Sie aber behauptet, sie hätte ihn »sitzen lassen«. Jedenfalls weint sie viel und hat sogar mal gesagt, sie wolle Nonne werden! Diesen Gedanken hat sie aber zum Glück wieder fallen lassen, und jetzt macht sie ihren »Portobello Express« eben allein.

Jonathan wird ab diesen Herbst auch auf Judys Gymnasium gehen. Er hat in den Sommerferien eine ganz tolle Modelleisenbahn gebaut, aber darauf darf man ihn nicht ansprechen, weil es »nicht cool« ist. Er sagt, falls jemand fragt, er nenne sich jetzt »J-Dog«, stehe auf »Kung Fu und Aliens« und »ganz bestimmt nicht auf Dampflokomotiven«. Mir ist das etwas zu kompliziert, und ich habe beschlossen, fürs Erste nicht mehr nachzufragen.

Mr Brown hat auch viel zu tun. Bei der Versicherung, bei der er arbeitet, gab es größere Veränderungen. Mr Brown hatte so sehr gehofft, befördert und Leiter der Abteilung Risikoanalyse zu werden, doch ein sehr viel jüngerer Mann hat diesen Job bekommen. Seither ist Mr Brown etwas komisch. Er hat seine Ernährung umgestellt, färbt sich die Haare in einer komischen Farbe und trägt Lycrakleidung, wenn er zu seinem Yogakurs namens Chakrabatik geht. Er sagt, es gehe darum, »den Geist zu öffnen«, dann würden »die Beine folgen«. Ich habe aber eher den Eindruck, dass seine Beine keine große Lust haben, ihm überallhin zu folgen, nach allem, was er ihnen schon abverlangt hat.

Trotz dieser merkwürdigen Vorkommnisse bietet London wirklich alles, was Du erhofft hast, Tante Lucy, und noch mehr. Alle sind so nett zu mir — ich habe schon viele gute Freunde gefunden hier in Windsor Gardens. Ich wünschte nur, ich könnte sie Dir alle einmal vorstellen.

Ich hoffe, dass es Dir gut geht und Du das Leben im Heim für pensionierte Bären in Lima genießt. Ich muss jetzt schließen, weil ich eine SEHR WICHTIGE MISSION habe. Leider ist sie STRENG GEHEIM, deshalb kann ich es Dir nicht erzählen — noch nicht!

Liebe Grüße

Paddington

Ein typischer Morgen

Alles, was Paddington seiner Tante Lucy geschrieben hatte, stimmte: Er fühlte sich in Windsor Gardens Nummer 32 richtig zu Hause. Die Browns waren eine entzückende Familie und sehr gastfreundlich und herzlich. Am meisten liebte Paddington sein Zimmer oben auf dem Dachboden. Er tat nichts lieber, als an dem kleinen runden Fenster zu sitzen und auf die Stadt zu blicken, die ihm inzwischen richtig ans Herz gewachsen war.

»Ah, London«, seufzte er eines Morgens, als er in den frühen Herbst hinausblickte. »Ein weiterer schöner Tag liegt vor uns«, sagte er, sprang von der Fensterbank und ging ins Badezimmer, um sich fertig zu machen.

Er putzte sich wie jeden Morgen die Zähne und gurgelte mit Mundwasser. Als er sich daran erinnerte, was er das erste Mal im Badezimmer der Browns angestellt hatte, musste er schmunzeln. Damals hatte er eine ganze Flasche Mundwasser leer getrunken und es geschafft, das Badezimmer unter Wasser zu setzen! Solchen Unsinn machte er natürlich nicht mehr, oh nein. Inzwischen wusste er, wie man sich zu benehmen hatte, dachte er und griff nach Mrs Birds Handstaubsauger, um sich die Achselhöhlen zu säubern.

Nach seiner morgendlichen Reinigungsaktion rannte Paddington zur Treppe und hüpfte aufs Geländer. Er rutschte ins Erdgeschoss, wo ihm Mrs Bird, die Haushälterin der Familie Brown, ein leckeres Frühstück in Form von frischen Marmeladenbroten bereitet hatte.

»Besten Dank, Mrs Bird!«, rief er und lüftete seinen Hut. »Sie wissen wahrlich, wie man ein köstliches Bärenfrühstück zubereitet!«

»Aber gern, mein Kleiner!«, sagte Mrs Bird erfreut.

Sie wischte ein paar Krümel von ihrer Schürze und sah wohlwollend, mit welchem Hochgenuss er aß.

Da kamen Judy und Jonathan, die beiden Kinder der Browns, in die Küche und setzten sich zu Paddington. Sie hatten sich für ihren ersten Tag im neuen Schuljahr anders gekleidet als in den Ferien, und Judy sah zum ersten Mal seit Tagen aufgeregt und glücklich aus.

»Weißt du was, Paddington?«, sagte sie. »Heute kommt der Jahrmarkt in die Stadt! Ich gehe gleich heute Abend hin und werde in meiner neuen Zeitung darüber berichten.«

»Wer will denn so was lesen?«, brummte Jonathan.

Judy zog eine Schnute. »Jeder!«, sagte sie spitz. »Der Jahrmarkt reist mit einem alten Dampfzug durch die Lande. Ich dachte, gerade dir würde das gefallen.«

»Ja, schon, aber erzähl’s ja niemandem, okay?«, sagte Jonathan. »Ist nicht cool.«

Judy wollte etwas darauf sagen, doch da kam ihre Mutter in die Küche — gerade noch rechtzeitig, um einen Streit zu verhindern.

»Warum gehen wir nicht alle zusammen hin?«, schlug Mrs Brown vor.

»Gute Idee«, sagte Mr Brown, der hinter seiner Frau hereingekommen war, und griff nach einer Scheibe Toast.

Mrs Brown lächelte ihren Mann zärtlich an. »Euer Vater ist ein Ass im Kokosnuss-Werfen«, erklärte sie ihren Kindern. »Wurfkönig Brown wurde er früher genannt.«

Judy verdrehte die Augen.

»Ooh, diese Zeiten sind vorbei«, sagte Henry Brown und schüttelte den Kopf. »Dieses Wurfspiel ist etwas für junge Leute.« Übermütig tat er so, als wolle er einen Ball werfen, doch mitten im Schwungholen zuckte er zusammen und griff sich an die Schulter.

Paddington hatte ihn interessiert beobachtet. »Nun, ich finde, Sie sind noch sehr fit für einen Mann Ihres Alters, Mr Brown«, sagte er.

»Danke, Paddington«, sagte Mr Brown geschmeichelt, doch dann stutzte er. »Moment mal …« Er kniff die Augen zusammen. »Für wie alt hältst du mich?«

Paddington wurde unsicher. Bären sind nicht gut darin, das Alter von Menschen zu schätzen. »Ähm … ungefähr achtzig?«

»Achtzig!?« Mr Brown schnappte nach Luft.

»Mindestens!«, betonte Paddington mit neuer Zuversicht. Er schob seinen Stuhl zurück und wollte die Küche verlassen, aber natürlich erst, nachdem er sich noch ein Notfall-Marmeladenbrot unter den Hut geschoben hatte.

Mrs Bird, die am Herd stand, drehte sich um. »Moment noch, mein Kleiner. Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich auch hinter den Ohren waschen musst?« Sie bemühte sich um einen strengen Tonfall.

Paddington krauste die Stirn. »Aber das hab ich doch gemacht, Mrs Bird. Ich …«

Mrs Bird beugte sich vor und griff hinter Paddingtons rechtes Ohr. »Ich weiß nicht …«, sagte sie dann. »Ich fürchte, du hast ein paar Stellen ausgelassen. Was sehe ich da?« Als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie ein glänzendes Fünfzig-Cent-Stück in der Hand.

Paddington riss die Augen auf. »Du meine Güte! Wie ist das dorthin gekommen?«

Mrs Bird reichte ihm die Münze. »Bewahre sie lieber an einem sicheren Ort auf, mein Kleiner«, sagte sie lächelnd.

»Mach ich«, versprach Paddington und steckte die Münze in die Tasche seines Dufflecoats. »Dann wünsch ich euch allen einen schönen Tag! Ich muss los. Ich habe eine SEHR WICHTIGE MISSION vor mir.«

Die ganze Familie winkte ihm nach, und Mr Brown murmelte fassungslos vor sich hin: »Achtzig … Ich glaube, ich spinne!«

Paddington verbrachte die Morgenstunden immer auf die gleiche, angenehme Weise. Er kannte jeden in der Nachbarschaft und konnte die Uhr danach stellen, wen er auf dem Weg zu Mr Grubers Antiquitätengeschäft wann traf.

Er stellte sich an die Straßenecke und wartete auf Mademoiselle Dupont, die immer um Punkt halb neun vorbeiradelte. Und wenn sie sich näherte, rief er laut: »Bonjour, Mademoiselle!«

»Bonjour, Paddington!«, rief die bezaubernde Französin und bremste kurz ab, damit Paddington wie jeden Morgen auf ihren Gepäckträger aufspringen konnte.

Während sie weiterradelten, hielt Paddington nach Dr. Jafri Ausschau. Der Doktor war ein zerstreuter älterer Herr, der jeden Morgen zur gleichen Zeit sein Haus verließ — und regelmäßig seinen Schlüssel vergaß. Ein Glück, dass es Paddington gab, der ihn daran erinnerte, damit sich der Doktor nicht ausschloss.

So auch an diesem Tag. Dr. Jafri trat gerade aus der Haustür, die hinter ihm zuzufallen drohte, als Paddington vorbeifuhr und ganz laut »Ihre Schlüssel, Dr. Jafri!«, rief.

»Schlüssel?« Stirnrunzelnd klopfte der Doktor an seine Jackentasche und merkte, dass er sie schon wieder vergessen hatte. »Schlüssel!«, rief er dann triumphierend und drehte sich blitzschnell um, bevor die Tür ins Schloss gefallen wäre. »Was täte ich nur ohne dich, Paddington?«, rief er kopfschüttelnd.

»Gern geschehen!«, rief Paddington fröhlich zurück und zog seinen Hut, während Mademoiselle Dupont weiter in die Pedale trat.

Als Nächstes kamen sie an den Schwestern Peters vorbei — zwei temperamentvollen Jamaikanerinnen, die regelmäßig jeden Morgen ihre Orangenbäumchen gossen. Und wie immer um diese Zeit waren sie damit beschäftigt, die Bäumchen zu gießen, zu stutzen und an den heranreifenden Früchten zu schnuppern.

»Guten Morgen, Miss Peters! Hallo, Miss Peters!«, rief Paddington.

Die eine Miss Peters pflückte eine Orange und warf sie Paddington zu. »Schon reif?«, fragte sie.

Paddington schnupperte an der Frucht. »Noch nicht — am Donnerstag!«, rief er und warf die Orange zurück.

Die Schwestern bedankten sich und winkten ihm lange nach.

Kurz darauf trennten sich die Wege von Paddington und Mademoiselle Dupont. Sie radelte nach Knightsbridge weiter, während Paddington zu Mr Grubers Antiquitätengeschäft in der Portobello Road gehen wollte.

»Besten Dank, Mademoiselle!«, rief er und zog seinen Hut, nachdem er vom Gepäckträger ihres Fahrrads gehüpft war.

»Gern geschehen, Monsieur!«, rief sie. »Au revoir

Paddington kam am Colonel vorbei, der sich gerade wie jeden Morgen am Zeitungskiosk seine Zeitung gekauft hatte. Paddington, wie immer guter Dinge, rief fröhlich: »Was für ein herrlicher Tag, Colonel!«

Der Colonel war ein sauertöpfischer, ungepflegter Mann mit einem gewaltigen Oberlippenbart, der nie viel zu sagen hatte. »Herrlich?«, wiederholte er. »Ach ja, Bär? Wie aufregend.«

Paddington lüftete seinen Hut und ging zum Kiosk weiter, um eine Tageszeitung zu kaufen.

»Hallo, Miss Kitts!«, begrüßte er die Kioskbesitzerin. »Was für ein schöner Tag. Haben Sie schon Pläne für heute?«

Noch bevor Miss Kitts darauf antworten konnte, streckte der farbenprächtige Papagei auf ihrer Schulter den Kopf vor und krächzte: »Nach Liebe suchen! Nach Liebe suchen!«

»Oiih, Feathers, du frecher Kerl!« Miss Kitts lachte und tat so, als wollte sie dem vorlauten Vogel eins auf den Schnabel geben. »Er ist ein Albtraum, dieser Papagei! Hör nicht hin!«, sagte sie zu Paddington. »Hier, deine Zeitung. Und wie sieht’s bei dir aus? Hast du schon Pläne?«

»Oh ja, das habe ich«, antwortete Paddington. »Ich bin in einer SEHR WICHTIGEN MISSION unterwegs.«

»Klingt aufregend!«, sagte Miss Kitts.

In diesem Moment kam Paddingtons Freund Fred Barnes, der Müllmann, mit seinem Müllwagen angefahren. Er war für das Leeren der städtischen Abfalleimer zuständig.

»Was höre ich da von einer Mission?«, fragte er.

»Ich bin auf einer«, sagte Paddington geheimnisvoll. »Und sie hat etwas mit Mr Gruber zu tun.«

»Wie spannend!«, sagte Fred. »Komm, spring auf! Ich fahre dich hin. Ich muss für meine Prüfung die kürzesten Strecken kennen.«

»Was für eine Prüfung?«, fragte Paddington.

»Ich möchte mich zum Taxifahrer weiterbilden!«, erklärte Fred. Er drückte Paddington einen Stadtplan von London in die Hand. »Du kannst mich unterwegs abfragen.«