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Ronald Ehlert-Klein und Hanna Falkenstein: Politik mit Ecken und Kanten. Gespräche mit Martin Bäumer

© 2017 Ronald Ehlert-Klein

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN
Paperback: 978-3-7345-7129-9
Hardcover: 978-3-7345-7130-5
e-Book: 978-3-7345-7131-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Dr. Fritz Brickwedde: Vorwort

Martin Bäumer und ich kennen uns seit über zwanzig Jahren. Er ist in vieler Hinsicht ein untypischer Politiker. Er weiß, was er will, aber er ist gleichzeitig nachdenklich, er verfolgt beharrlich seine Ziele, aber nicht polternd, sondern eher leise. Und wer vermutet, dass ein wichtiger CDU-Politiker Öko-Nebenerwerbslandwirt ist, der keinen Alkohol trinkt und nur vegetarisch isst?

In keiner Weise entspricht er dem Klischee eines Berufspolitikers, der nach dem Studium ins Parlament wechselt, ohne jemals der Wirklichkeit der Mehrheitsgesellschaft begegnet zu sein. Solide Ausbildung als Sparkassenkaufmann – natürlich bei der Sparkasse Osnabrück – und als Sparkassenbetriebswirt bei der Akademie in Hannover bildeten die Basis für seinen beruflichen und politischen Erfolg.

Wenn man Martin Bäumer googelt und dabei natürlich den Glandorfer auswählt, dann kommt nicht zuerst der Politiker, sondern der Naturland-Hof Bäumer. Das ist ebenso sympathisch wie geschäftstüchtig. Zuerst werden die Familie Bäumer, Franziska, Johanna, Kerstin, Justus, Felix und Martin sowie der Hof und seine Öko-Angebote vorgestellt. Dabei spielt Tradition eine große Rolle: Diesen Hof gibt es bereits über 200 Jahre und im Jahr 2024 kann Familie Bäumer feiern, dass er sich exakt 200 Jahre in ihrem Besitz befindet.

„Wir leben auf einem Hof, den schon unsere Vorfahren bewirtschaftet haben. Wir haben diesen Hof aber nicht geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen. Ihnen wollen wir ein Stück Land hinterlassen, auf dem auch sie künftig gesunde Lebensmittel herstellen können“, sagt Martin Bäumer über das ideelle Erbe. Ist das konservativ oder grün oder eine Mischung daraus?

Martin Bäumer steht mit beiden Beinen fest auf der Erde. Er ist kein politischer Wolkenschieber, sondern realistisch und pragmatisch, wertgebunden und moderat, ein Kind des Osnabrücker Landes. Aber Vorsicht vor Klischees: Geboren wurde er 1967 in Mineola, New York. Es hätte also auch ganz anders kommen können. Rechtzeitig beendeten seine Eltern ihre Zeit in den USA, sodass Martin seine Sozialisation im vollen Umfang in Glandorf, Landkreis Osnabrück erfahren durfte.

Aber immerhin: Eine amerikanische Staatsbürgerschaft hat man von einer Geburt in den Staaten, und so ist Martin Bäumer ein Mann mit zwei Pässen.

Seit seinem 19. Lebensjahr engagiert er sich in der Jungen Union und der CDU. Seine Karriere ist von Kontinuität geprägt: Kreisvorsitzender der Jungen Union, Gemeinderat Glandorf, Kreistag: alles ehrenamtlich und berufsbegleitend. 2003 erfolgt die Direktwahl in den Landtag, 2008 und 2013 schließlich die Bestätigung durch die Mehrheit der Wähler. Der nun hauptberufliche Politiker übernimmt zusätzlich die wichtige Aufgabe als Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Im Landtag von Niedersachsen betraut ihn die Fraktion mit dem Amt des umweltpolitischen Sprechers.

Seine Überzeugung von der Bedeutung der Nachhaltigkeit teile ich. Wer in siebter Generation mit einem Hof verbunden ist, stellt hierfür selber ein sehr ideales Beispiel dar. Von diesem Prinzip der Nachhaltigkeit her den Vorrang der erneuerbaren Energien zu betonen und die Energiewende voranzutreiben ist nur folgerichtig. Seine Auffassung, die Kernkraftwerke noch einige Jahre weiterlaufen zu lassen, teile ich nicht. Österreich hat schon vor vielen Jahren per Volksabstimmung den Ausstieg vollzogen und weltweit werden heute mehr Mittel in Erneuerbare investiert als in fossile oder nukleare Stromerzeugung.

Seine Abgrenzung von der Partei der Grünen kann ich absolut nachvollziehen. Es darf nicht die Rolle der Politik sein, ihre Auffassungen der Bevölkerung aufzuzwingen. Fleisch in öffentlichen Kantinen zu verbieten, wie die Grünen es wollten, kann nicht der richtige Weg sein. Wie es besser funktioniert, macht Martin Bäumer vor. Er hat für sich entschieden, kein Fleisch mehr zu essen. Des Weiteren betreibt er zusammen mit seiner Frau einen Naturlandhof mit strengen ökologischen Auflagen. Dabei geht es sowohl um das Tierwohl und um gesunde Lebensmittel. Er kritisiert zu recht, dass wir ausgerechnet bei unserer Ernährung der „Geiz-ist-geil”-Mentalität verfallen, statt auf Qualität, Gesundheit und Genuss zu achten. Aber auch der konventionellen Landwirtschaft gegenüber ist Martin Bäumer nicht belehrend. Er plädiert für Klasse statt Masse und die vermehrte Produktion von Obst und Gemüse.

Ebenso differenziert betrachtet Martin Bäumer seinen weiteren Schwerpunkt, die Bildungspolitik: „Es ist nicht damit geholfen, wenn der Schwache mittelstark wird und der Starke mittelschwach" – ein klassisches Bäumer-Zitat zum Thema und ein Plädoyer für Vielfalt und didaktisch-methodische Differenzierung. Er folgt der Auffassung des Bildungsforschers Hattie, dass für guten Unterricht in erster Linie die Lehrerpersönlichkeit entscheidend sei und nicht ein vermeintlich allein seligmachendes Einheitsschulsystem. Deshalb brauchen wir auch in Zukunft Schulen für unterschiedliche Begabungen, einschließlich Förderschulen, Schulen für Kinder mit sehr praktischer Orientierung und Gymnasien sowie berufsbildende Schulen als Partner im Dualen System. Die bildungspolitischen Überzeugungen von Martin Bäumer teile ich in vollem Umfang.

Ich wünsche Martin Bäumer auch in Zukunft viel Erfolg bei seinem Einsatz für die Menschen im Landkreis Osnabrück und als umweltpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Natur, Umwelt und Klimaschutz in Niedersachsen.

Dr. Fritz Brickwedde,

Präsident des Bundesverbandes

Erneuerbare Energie

Eine Politik der Nachhaltigkeit

Hanna Falkenstein und Ronald Ehlert-Klein: Du gehörst der CDU an und vertrittst eine politische Linie der Nachhaltigkeit. Diese Kombination sorgt bisweilen für Irritation.