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Über den Autor

Ein Handwerker, der Geschichten erzählt? Der Autor Hans Weitzel ist ein wahres Geschichtenbuch. Jahrgang 1958 hat er die klassische Handwerkslaufbahn eingeschlagen: Mit 14 in die Lehre gegangen und abgeschlossen 1976 mit dem Gesellenbrief. Und bereits mit 23 Jahren Meisterprüfung als Zentralheizungsbauer und Lüftungsbauer und der Schritt in die Selbständigkeit.

Parallel zum harten Geschäft sich im Landkreis Marburg-Biedenkopf zu behaupten, hat er die zweite Meisterprüfung als Gas- und Wasserinstallateur abgelegt.

Wer mit so viel Energie und Ehrgeiz seinen Beruf ausfüllt, seine Kunden gewinnt und pflegt, der ist selbstverständlich jederzeit erreichbar, wenn Not am Mann ist. Ich lernte ihn im Freundeskreis vor rund 20 Jahren in einer solchen Situation kennen: Da sollte eine halb verfallene Scheune besichtigt werden und Hans hob – mal eben – das ganze Scheunentor aus den Angeln und stellte es beiseite. So kreativ ist er auch in der Lösung von fachlichen Problemen, denn er findet oftmals keine Lehrbuchfälle vor. Er muss bestehende Schäden beheben und trifft dabei manchmal auf Dinge, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Sie sind der Stoff dieses Buches.

Lebendig, lustig und überraschend sind seine Geschichten, die er seitdem gesammelt hat. Kurzweilig geschrieben machen sie Lust auf mehr.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Dr. phil. Stephanie Nickel

Danke sage ich:

Anna, der besten Ehefrau von allen, für ihre Geduld während meiner geistigen Abwesenheit beim Schreiben.

Danke sage ich für Hinweise und Kritik:

Dr. phil. Stephanie Nickel

Dr. Karl-Heinz Muth

Danke sage ich Für das Lektorat:

Dem Lektor, der hier nicht genannt werden möchte

Und natürlich allen,

die mir im Lauf von 44 Jahren, ohne es zu ahnen, den Stoff für dieses Buch geliefert haben.

Über dieses Buch

Seit 44 Jahren arbeite ich als Heizungsbauer und Gas- und Wasserinstallateur. Immerhin 34 Jahre davon selbstständig, als Ein-Mann-Betrieb.

Selbstständig machte ich mich aus einer Notsituation heraus, nachdem ich, was längst überfällig war, kündigte. Damals ging ich, völlig unbedarft, ohne Vorbereitung oder Buseness-Plan, auf die Gemeinde und meldete ein Gewerbe an. Das kostete 30,- DM. Damit fing ich an, mich in einem mir völlig neuen Leben einzurichten. Auf die Stolperfallen des neuen Alltags war ich nicht vorbereitet, und ich glaubte viel zu sehr an das „Gute im Menschen“.

Nach einigen Jahren selbstständiger Tätigkeit bemerkte ich, dass es mein Leben nicht ausfüllt, nur einen Neubau nach dem anderen zu ergattern und dumpf vor mich hin zu schleppen, zu dübeln und zu löten. Deutlich interessanter sind Fehlersuche und Reparatur, vor allem in ungewöhnlichen Fällen. Das wurde mit der Zeit dann auch zu einem wesentlichen Tätigkeitsgebiet für mich.

Aus den nicht alltäglichen Erlebnissen entstand dieses Buch, das den (manchmal eben nicht normalen) Alltag im Handwerk zeigt.

Alles hier Geschriebene habe ich selbst erlebt, es entspricht zu 100% der Wahrheit. Lediglich bei Namen und Orten habe ich aus Diskretionsgründen etwas Phantasie eingesetzt.

Die technischen Passagen des Buches sind kurz, allgemein verständlich geschrieben und ggf. erläutert. Dieses Buch ist, das hoffe ich, interessant und amüsant für jedermann, auch für den Monteur oder den Chef eines Handwerksbetriebes, der sich heute mit ganz anderen Schwierigkeiten auseinandersetzen muss, als noch vor fast einem halben Jahrhundert. Die Technik wie auch die Kunden haben sich doch sehr verändert in dieser Zeit.

Sicherlich finden einige Leser(innen) genau ihre Meinung oder ihr Vorurteil bestätigt. Es ist jedoch nicht meine Absicht, Vorurteile zu bedienen. Schon gar nicht für nur eine bestimmte Klientel.

Ich kann auch nicht behaupten, dass mir bei meiner Arbeit immer alles auf Anhieb gelungen ist. Aber ich kann sagen, dass ich es dann korrigiert habe so, dass jeder Kunde letztendlich zufrieden ist. Das ist mir immer wichtig gewesen. Wenn ich diesen Anspruch an mich nicht hätte, wäre dieses Buch sicher nicht entstanden.

Hans Weitzel

Hans Weitzel

Sachen gibts, die gibts gar nicht!

Erlebnisse aus 44-jähriger Tätigkeit im Heizungsbauerund Installateurhandwerk

© 2017 Hans Weitzel

Umschlag, Illustration: Hans Weitzel

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN
Paperback978-3-7439-5815-9
Hardcover978-3-7439-5816-6
e-Book978-3-7439-5817-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Die Geburt dieses Buches zur Geisterstunde

Wie komme ich dazu, ein Buch zu schreiben

Es ist Freitag, der 20. Januar 2017. Ich drehe mich im Bett und kann nicht einschlafen. In Kürze wird es auch schon Samstag, der 21. sein.

Sehr oft habe ich im Leben gesagt: Das ist so verrückt, das sollte man mal aufschreiben. Genau jetzt ist die Zeit dafür gekommen. Die Kirchturmuhr schlägt Mitternacht, und ich stehe jetzt auf und schreibe erstmal bis 04:30 Uhr an diesem Buch. Gut, dass heute Samstag ist.

Was lässt mir keine Ruhe? Ich war heute morgen in Marbach und habe ein Vorrangumschaltventil gewechselt. Wie das eben so geht. Wasser läuft mir die Hände runter, in die Ärmel, bis zu den Ellenbogen. Ich hasse das. Kleine aber wichtige Teile fallen in den Behälter, in dem ich das Wasser auffange, das raus läuft, und es gibt viele kleine und größere Teile mit Gewinden, die nicht sofort greifen wollen. Eben eine elende Fummelei. Es ist aber grundsätzlich Routine und 90% meiner grauen Zellen befinden sich im Leerlauf.

So kommt es, dass sich während der Arbeit, mit dem Kunden, einem gut betuchten Herrn mittleren Alters, nebenbei ein Gespräch entwickelt, über „Gott und die Welt“ Der Herr ist ein freundlicher und umgänglicher Mensch. Auch wenn es vor ein paar Wochen mal nötig war, ihm und seinem Haus- und Hofarchitekten den Kopf gerade zu rücken, was die Nichtverhandelbarkeit meiner Preise angeht. Wir sind ja nicht auf einem orientalischen Bazar!

Das Gespräch läuft so von dem Gasgerät zur Einrohrheizung, über den Einbau von Brennwertheizungen (es müssen alle gleichzeitig erneuert werden, die an den gleichen Kamin angeschlossen sind), das Handwerk, alte Handwerksberufe bis hin zu Problemen im Heizungsbau wegen der mäßigen Qualifikation des Nachwuchses. An einem Beispiel, einem vertauschten Heizkörperanschluss stelle ich fest, dass schon dieses kleine Problem heute nicht mehr behoben werden kann, weil es einfach keine Fachleute gibt. Der Kunde widerspricht mir energisch. Einen Lügner will ich mich jedoch nicht nennen lassen.

Erstmal frage ich mich, ab wann kann man denn sagen, dass ein Problem nicht behoben werden kann? Wenn der Monteur nach drei Stunden aufgibt, nach drei Tagen oder der fünfte Monteur nach 30 Jahren einen Fehler noch nicht gefunden hat? All diese Zeiträume habe ich erlebt. Damit bin ich schon beim ersten Kapitel:

Nach 25 Jahren heizt der Heizkörper endlich

In Wehrda, irgendwann in den Achtzigern

Ich habe das Rennen um den Auftrag gewonnen. Ich darf einen (damals) hochmodernen Niedertemperaturheizkessel einbauen. In einem kleinen Reihenhaus. Das alte Ding aus Bad Laasphe muss die Treppe hinauf, der neue Weiß-Heizkessel die Treppe hinunter. Ich war noch jünger und habe das alles allein erledigt. Dann verrohrt, verkabelt und isoliert. Ich schreibe die Rechnung, freue mich und will gelobt werden. Statt dessen höre ich ein „Jaaaa, aaaaber:“ „Seitdem der neue Heizkessel eingebaut ist, wird der Heizkörper im Kellergeschoss nicht mehr warm, Herr Weitzel!“

Lieber Lektor: Ich schreibe in diesem Buch alle Namen durchgängig fett. Denn du wirst noch lesen, das ich auch völlig andere Worte als Namen verwende. Diese sind dann leichter als Namen zu erkennen.

Ich fahre also noch mal hin: Die Kesseltemperatur ist o.k., also der Außentemperatur angemessen, die Pumpe läuft. Das Rohrsystem hat einen Verteiler mit drei Abgängen, es gibt für jede Etage einen Einrohrkreis. An den Heizkreis für den Keller ist nur ein Heizkörper angeschlossen. Es ist ein Plattenheizkörper, zweilagig, so etwa 600 mm x 2000 mm. Ich fühle den lange ab und versuche, den kritischen Blicken und Kommentaren stand zu halten: „Herr Weitzel, Handauflegen hilft sicher nicht.“

Heutzutage würde ich eine Wärmebild-Kamera befragen. Das sieht dann für den Kunden gleich viel professioneller aus. Ich komme hier aber auch ohne Wärmebildkamera zu dem Schluss, dass Vorlauf und Rücklauf vertauscht sind. Es ist gut mit den Händen zu erfühlen: Das warme Wasser strömt unten ein, und, weil es leichter ist als das kalte Wasser im Heizkörper, steigt das warme Wasser in den ersten zwei Sicken (Rippen im Blech) zielstrebig nach oben. Aber bevor es sich dort verteilen kann, verschwindet es wieder im Vorlauf-Rohr, Richtung Heizkessel. Also nur die ersten 10 cm der Heizplatte von insgesamt 200 cm werden warm.

Ich frage mal nach, denn auf dem alten Heizkessel lag eine Sammlung von Heizkörperventilen und Ventilteilen. Langsam kommt der Kunde damit heraus: „Jaaaa, so richtig warm wurde der ja noch nie. Jaaa, da war die andere Firma auch schon ein paarmal da. Die wechselte das Ventil mehrmals. Aber das hat nichts bewirkt.“

Aber nun soll ich es gewesen sein (Seitdem der neue Heizkessel…). Einen Versuch war es wert!

Ich stelle erst mal klar: „Mit dem neuen Heizkessel hat das nichts zu tun.“ Und biete an: „Ich kann das reparieren, aber ich schreibe dafür noch eine Rechnung. Mit Garantie oder Nachbesserung hat der Fehler nichts zu tun.“

Ich tauschte dann die Leitungen am Verteiler. Der Kommentar war danach: „So warm war es in dem Zimmer ja noch nie.“ Beide Rechnungen wurden zeitnah bezahlt.

Dieser banale Fehler bestand offensichtlich wirklich so lange wie der erste Heizkessel. Vielleicht 25 Jahre oder länger, trotz mehrerer Reparaturversuche einer mir nicht bekannten Firma.

Kaltwasser-Warmwasser-Brücken

Wie kommt das Mischwasser zustande

In einer Druckerei in Marburg.

Ich war noch angestellt. Mag sein, ich hatte gerade ausgelernt. Die Firma, in der ich diente, hatte in der Druckerei schon dieses oder jenes gearbeitet. Es wurde beklagt: „An den Zapfstellen kommt nur lauwarmes Wasser.“ Die weisen Altgesellen wussten es auch nicht. Ich war der Depp der Stunde: „Fahr DU mal dahin und mach was dran!“

Ich hatte das auch noch nicht so erlebt. Der Speicher hatte etwa 60° C. An den Zapfstellen kam wirklich nur lauwarmes Wasser. Egal, da musste ich durch. Ich ließ mir nichts anmerken, schwitzte nur innerlich und lief tapfer durch die Hallen und schaute mir alles an.

In einem Raum, in dem irgendwelche Druckutensilien gereinigt wurden, blieb ich etwas länger. Da war eine Wandschwenkbatterie ohne Auslauf, ein Druckschlauch anstelle des Auslaufes und am anderen Ende eine Geschirrbrause mit Absteller. Die Batterie war geöffnet, am Schlauchende wurde reguliert. War diese Konstruktion ein Eigenbau des Druckers? Das weiß ich bis heute nicht. Aber so langsam wurde mir klar, was hier passiert. Da könnte doch kaltes Wasser in …

Unter lautem Protest des anwesenden Druckers: „Die Mischwassertemperatur ist mühsam einreguliert!“, drehte ich die Armatur zu und lief nochmal durch die Hallen.

Tatsächlich. Nach einer Weile brachte die Zirkulationspumpe die Situation langsam wieder unter Kontrolle und es kam, am Anfang der Leitung in Speichernähe beginnend, Halle für Halle wieder heißes Wasser aus den dafür vorgesehenen Hähnen. Der Rest war einfach. Ich schraubte zwei Rückschlagventile hinter die Wandschwenkbatterie und alles war gut.

Erklärung: Durch die dauerhaft geöffnete Armatur mit blockiertem Auslauf läuft das kalte Wasser rüber in die Warmwasserleitung. Dort zapft man dann lauwarmes Mischwasser.

Das Problem ist steigerungsfähig

Ein Bürgerhaus im Landkreis Biedenkopf, ca. 1985.

Der alte Warmwasserspeicher war durchgerostet, und ich hatte das „Vergnügen“ erobert…

Viele Zentner Stahl mussten am Stück und am Flaschenzug durch einen hierfür vorgesehenen Lichtschacht raus und rein. Alles war gut, bis zu dem schon mal gehörten „Jaaaa, aaaaber:“

Der Bauingenieur der Gemeinde sagte: „Herr Weitzel, seit Sie den neuen Speicher eingebaut haben läuft warmes Wasser in den WCs.“

Aha, also ein bekanntes Problem. Ich hatte immerhin schon eine Meisterprüfung bestanden und war nicht mehr ganz unerfahren. Das Problem war dann der Zutritt zum ganzen Gebäude. Der Bauingenieur der Gemeinde sagte: „Herr Weitzel, an dem Speicher im Heizraum haben sie Leitungen verwechselt und falsch an den Wasserspeicher angeschlossen.“

Tatsächlich kam, wenn man nur lange genug die Druckspüler rauschen ließ, warmes Wasser in den WCs. Aber so ganz unrecht hatte der Bauingenieur nicht. Der alte Speicher war ja durchgerostet und abgesperrt. Deshalb gab es vermutlich einige Wochen oder Monate gar kein Warmwasser in dem Bürgerhaus. Also auch nicht in den WCs.

Schließlich durfte ich mir doch alles ansehen. Ich durchsuchte jeden Winkel des Bürgerhauses. Bei meinen weiteren Recherchen stieß ich auf drei riesige, mehr als mannshohe Miele-Waschmaschinen, sowie Trockner und eine Bügelmaschine. Eine großartige Errungenschaft der Gemeinde. Das Bürgerhaus war wohl nicht lange nach dem Weltkrieg gebaut. Es war die Zeit, in denen private Waschmaschinen noch selten und teuer waren. Für wenig Geld konnte das ganze Dorf hier waschen und bügeln lassen. Vor allem für große Teile wie Bettwäsche wurde der Service bis in die Achtziger noch gern in Anspruch genommen.

Aber die Waschmaschinenanschlüsse: Jeweils drei Ventile, für Kalt- und Warmwasser und an der Verbindung zum Schlauchanschluss. Alles unter Putz, mit weißen Fliesen, wunderschön und nicht ran zu kommen an die Leitung. Hier waren drei Kalt-Warm-Brücken mit großem Querschnitt (DN20) hinter den Fliesen eingebaut.

Einfältig und gutgläubig wie ich damals war, erklärte ich der Waschfrau, dass sie nach dem Waschen mindestens die Warmwasserventile einfach zudrehen müsse. Wegen dem bekannten Problem mit den WCs. Ich fuhr ins Rathaus und erklärte das Problem dem Bauingenieur. Mit dem Zudrehen nach dem Waschen sollte es kein Problem mehr geben. Ich wartete aufs Geld. Nach ein paar Tagen kam die Meldung vom Ingenieur, dass immer noch (richtig: wieder) Warmwasser in den WCs lief. Hatte ich was übersehen?

Nein, das Zudrehen der Ventile wurde von der Waschfrau nicht eingesehen. Jetzt war aber Schluss mit den Faxen. Ich drehte das Warmwasser zu, schraubte die Griffe von den Oberteilen runter und fuhr ins Rathaus. Dort legte ich dem Ingenieur die Teile auf den Schreibtisch und erklärte die Sache noch einmal. Die Rechnung wurde bezahlt und, irgendwer schraubte die Griffe irgendwann wieder drauf und die WCs wurden wieder mit Warmwasser gespült.

Letztendlich muss der Fehler Jahrzehnte bestanden haben. Niemand hat den finden wollen oder können.

Es wäre besser für die Wäsche, etwas Warmwasser beizumischen, sagte die Waschfrau. Das dürfte die ja gerne, wenn sie wenigsten nach dem Waschen wieder zudrehen würde. Später hörte ich mal, man bräuchte wenigstens keine WC-Bürsten. Das warme Wasser reinigte gründlich.

Auch Rohrbelüfter und Rückschlagventile sind im ganzen Dorf bis heute nicht bekannt.

Ich höre in Gedanken schon die Einwände. Aber manche Dörfer haben mit dem DVGW einfach nichts am Hut, so kommt es mir vor.

Warmwasser-Kaltwasser-Brücken fand ich noch einige, in den vielen Jahren im Beruf, aber ich will hier nicht langweilen. Nur so viel: Manches Mal setzte ich, wo es möglich war, KFR-Oberteile ein. Auch wenn es nicht so schön aussieht.

DVGW: Deutscher Verein für Gas und Wasser

KFR-Oberteile: Das sind Ventiloberteile mit integriertem Rückschlagventil.

Rückschlagventil: Lässt das Wasser nur in einer Richtung fließen. In die andere Richtung sperrt es den Durchfluss.

Studentenburgen

Ein sehr interessantes Thema sind „Studentenburgen“. Warum sage ich Burg dazu: Alle schotten sich ab. Wenn ich klingele, stürzen alle zur Tür, die gerade auf Besuch ihrer Eltern warten. Also keiner. Und dunkel wie in einer alten Burg ist es auch meistens darin. Aus diesem Grund arbeite ich nur mit Schlüsseln ausgestattet in solchen Studentenburgen. Und auch, weil die Räume mit Haustechnik sowieso abgeschlossen sind. Wenn ich dann drin bin, die Hütte ist voll mit Typen, frage ich: „Die Firma Weitzel, ich komme wegen dem defekten WC. Welches WC ist denn defekt?“ Keiner weiß was. Die Zimmertüren gehen wieder zu. Jeder denkt nur L.m.a.A.

Zweimal die Glühbirne geklaut

Studentenburg 1 – 2007, 2.OG

Ich soll heute eine Dusche erneuern. Hier wurde eine Duschkabine mit einem Holzbrett von 80 cm auf 95 cm verlängert. Schimmel und Gestank spotten jeder Beschreibung. Also alles raus und neu. Erster Tag: Kein Fenster, alles dunkel in der Bude. Die Birne fehlt. Also hole ich eine hunderter Birne aus dem Auto. Man(n) ist ja vorbereitet. Dann Dusche raus hauen, ausfegen, Feierabend.

Zweiter Tag: Hurra, wieder ran an den Mist. Dann aber nix mehr hurra, es bleibt dunkel. DIE BIRNE IST GEKLAUT. Das passierte mir zweimal hintereinander an der Baustelle. Mein Glaube an das Gute im Menschen war nur noch rudimentär vorhanden. Danach nahm ich die Birne abends mit dem Werkzeug mit ins Auto.

Eine schäbige Glühbirne, für weniger als 1 €, wie arm kann man sein, um die dem Zimmernachbarn klauen zu müssen? Oder wie läuft das in dem Haus? Hat jeder Bewohner seine eigene Glühbirne fürs WC? Oder nehmen die eine Taschenlampe mit aufs Klo? Und warum werden die Funzeln im Treppenhaus nicht auch regelmäßig geklaut? Aber ich muss ja nicht alles verstehen!

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Ein Brett tut es auch.

Die Frauendusche

In Studentenburg 1, 1.OG

„In der zweiten Etage läuft kein Warmwasser. Fahr mal dahin.“ Ich erwartete alles, aber nicht dass eine von drei Sicherungen für den Durchlauferhitzer fehlt. Nicht durchgebrannt, sondern fehlt. Es fehlt auch die Porzellan-Schraubkappe. Ich drehe eine Runde durch die Stadt, hole was ich brauche, es läuft wieder. Zwei Tage später das gleiche Spiel.

Der nächste Akt in der Sache: „Fahr mal dahin, die Dusche ist kaputt.“ Von wegen kaputt. Der Brausekopf wurde geklaut. Auch das dann zweimal. Dann wurde nichts mehr ersetzt, sondern der Hauseigentümer hat die Mieter mal aufgemischt. Ich weiß nicht genau wie, aber irgendwie stellte sich heraus, dass so eine selbst ernannte Alice Frauenrechtlerin dort eine „Frauendusche“ etablieren wollte und dafür die Dusche sabotiert hat.

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Die original super Frauendusche

Die Sicherung oder den Brausekopf bekamen nur die Frauen im Haus von Frau Frauenrechtlerin zum Duschen ausgehändigt.

Der Leckageschutz ist im Dauereinsatz

In Studentenburg 2 – 2014

Die Wasserinstallation ist hier schon ziemlich alt und zum Erneuern fällig. Leitungsschäden gab es auch schon. Darum und weil der Gebäudeversicherer schon auf 100 ist, baute ich einen Leckageschutz ein. Und fuhr dann sehr oft dahin. Immer ca. um 22:00 Uhr. Denn frühestens um diese Zeit fällt denen auf, dass die Wasserleitung gesperrt ist.

Der Grund der Leitungsverriegelung ist einfach festzustellen. Das Gerät zeigt ja den Grund der Verriegelung an. Es kommt hier immer wieder vor, dass Leute aus dem Haus gehen und einfach einen Wasserhahn in ihrem Zimmer nicht zudrehen.

Diese Gleichgültigkeit fiel erst mit dem Einbau des Leckageschutzgerätes auf. Nicht nur ich, sondern inzwischen auch der Vermieter fahren oft dahin, um das Gerät zu entriegeln. Haben die Studenten zu Hause gelernt, den Wasserhahn über Nacht laufen zu lassen?

Aber nach zwei Jahren wird es endlich seltener. Sicher aus dem Grund, dass die Kosten für die Fahrten auch von den Verursachern eingefordert werden.

Ich finde es schlimm, was für eine geistig arme Art von Akademikern oder Ärzten da heran wächst, die mich irgendwann im Alter mal behandeln oder pflegen soll. Ich glaube, es ist besser, ich falle irgendwann bei der Arbeit tot von der Leiter.

Leckageschutz: Das Gerät überwacht die Wasserentnahme und sperrt bei Rohrbruch oder zu langem, ununterbrochenem Wasserlaufen selbsttätig ab, um das Gebäude vor einem größeren Wasserschaden zu schützen.

Es sind wieder „nur“ die Batterien leer

Studentenburg 2

In Studentenburg 2 gab es mal eine Studentin, die hatte sich einen elektronischen Thermostatkopf gekauft, um Energie und/ oder Heizkosten zu sparen. Eine lobenswerte Sache. Jedoch irgendwann ruft sie an: „Der Heizkörper lässt sich nicht abstellen. Das muss dringend repariert werden.“

Na gut. Ich war sowieso in der Nähe. Ich kam, sah den elektronischen Thermostatkopf und stellte fest dass die Batterien leer waren. Das waren nur ein paar Minuten. Ich schrieb keine Rechnung. Das war ein Fehler von mir.

Ein halbes oder dreiviertel Jahr später das gleiche Theater. Aber ich komme von Bellnhausen, mit Blaulicht. SOFORT! Es ging, wie ich dann feststellte, wieder um dieselbe Mieterin im Haus und wieder sind bloß die Batterien leer. Irgendwie dumm, so ein Weg für nichts. Jetzt schreibe ich eine Rechnung an die Tussi. Es ereilt mich der Anruf des Eigentümers: "Was hast du denn mit dem armen Mädchen gemacht? Die ist ja völlig aufgelöst!"

Ich erkläre dem Vermieter die Sache: „Ihr Thermostatkopf, ihre Rechnung!“ Der Vermieter ist dann auch der Meinung, ich hätte es richtig gemacht. Ich bekam dennoch das Geld auch hier erstmal vom Vermieter vorgelegt.

Ein Heizkörper wurde vergrößert

Zimmer 34 in Studentenburg 2

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Da hat wohl ein Heizungsbauer falsch gerechnet und dann den Heizkörper vergrößern müssen. Und das macht der dann auch noch so, dass jeder, der das sieht, erstmal lachen muss.

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Die Entlüftungsventile offen gelassen

In Studentenburg 2

Wieder mal ein Anruf: „Fahr mal dahin, die Heizkörper im Dachgeschoss werden nicht warm.“

Ich gehe erstmal in den Heizraum und gucke nach dem Wasserstand. 1,85 bar. Also genau und gerade eben voll. Ich kenne die Heizungsanlage.

Ich fülle nach, aber der Druck steigt nicht. ALARM! Die rote Lampe in meinem Kopf leuchtet hell. Ich gehe hoch in den

Vierten. Niemand ist da. Es ist wieder mal gut, dass ich alle Schlüssel dabei habe. Zwei Entlüftungsventile sind auf. Es sind schon Pfützen vor den Heizkörpern, von meinem Nachfüllen. Was sind das denn für Deppen. Die drehen die Entlüftungsventile auf und gehen aus dem Haus! Beinahe hätte ich einen Wasserschaden verursacht.

Entlüften? Da fällt mir was ein, was ich auch in dieser Bude erlebte: Es war irgend eine Reparatur. Das Heizungswasser musste raus und folglich wieder rein. Dann wurde entlüftet. Ich lief durchs ganze Haus klopfte, stellte mich vor und entlüftete die Heizkörper.

Irgendwo in der Mitte: Ich klopfte, ein Typ fällt aus dem Bett, schafft tatsächlich den Weg bis zur Zimmertür und öffnet in Unterhose. (nachmittags).

Ich sage meinen Spruch, darf reinkommen und entlüften. Was ich nicht wusste: Der war nur der Stecher, und der war nicht autorisiert, die Tür zu öffnen. Dann kommt die Tussi aus dem Bad. Die war offensichtlich nicht gut bedient worden. Sie stemmt die Fäuste in die Hüften, und bevor ich was sagen kann, schreit sie mich an. "RAUS HIER, ICH RUFE DIE POLIZEI, DAS IST HAUSFRIEDENSBRUCH!!!!" Ich komme gar nicht zu Wort. "RAUS, RAAUUS, RAAAAUUUS HIIIEER!!!!" Ich drehe das Luftventil noch eben schnell zu und gehe. Hoffentlich ist noch genug Luft im Heizkörper, damit er nicht warm wird.

Welch eine armseliger Haufen. Studiert 20 Jahre, erstickt dabei im eigenen Dreck, aber glaubt, ihre Rechte zu kennen. Studiert 20 Jahre? Nein, das reicht nicht immer. Siehe →

Der ewige Student

In Studentenburg 1

Im Erdgeschoss, vor einem Zimmer stehen Schuhe vor der Tür, wie im Hotel. Erwartet jemand, dass ich die putze? Ich habe andere Arbeit. Gleich nebenan ist der Heizraum.

Irgendwann kommt aus dem Zimmer ein Typ, vielleicht 60 Jahre alt und lange, krause, weiße Haare rund um die Glatze. Er beschwert sich, wegen dem Lärm, der bei meiner Arbeit zwangsläufig entsteht. Er stinkt und wirkt verwahrlost. Aber er benimmt sich, als stünde er irgendwo zwischen dem Hauseigentümer und Gott.

„Ach leck mich doch am Arsch.“, sage ich, denn ich kenne das schon. Ausgerechnet in dieser Hütte, in der es wahrscheinlich die billigsten Zimmer von ganz Marburg zu mieten gibt, halten sich alle für ganz besonders wichtig.

Einige Zeit später, das Haus steht mittlerweile unter fremder Verwaltung, erfahre ich, der Typ ist wirklich so alt, aber noch Student. Er bezahlt seit dem ersten Monat, den er dort wohnt, keine Miete und keine Nebenkosten. Hartz IV will er nicht beantragen, denn dann würde er seinen Studentenstatus verlieren.

Der bisherige Verwalter, ein Enkel der Eigentümerin, hatte schon nicht mehr genug Geld für die Räumungsklage. Der Typ wohnt nach dem Wechsel der Verwaltung aber nicht mehr lange da.

Ich arbeite nach sicher mehr wie 20 Jahren jetzt nicht mehr in dem Haus, seit es verkauft wurde. Das ist irgendwie auch schade, denn ich hätte sicher noch einigen Stoff für dieses Buch dort gefunden.

Dem Handwerker des neuen Eigentümers wird es nicht langweilig werden. Er wird ordentlich Spaß haben in der Bude. Aber einen robusten Humor muss er mitbringen.

Allerdings, wirklich Geld verdient wurde dort nicht. Das Haus lief bisher immer nur im Notbetrieb C, also immer kurz vor einem Zusammenbruch.

Sicherungen sind (k)ein Spielzeug

– 2016