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Inhalt

Nr. 361

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Nr. 362

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 363

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 364

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 365

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 366

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Nr. 367

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 368

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Nr. 369

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 370

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 371

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 372

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 373

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 374

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 375

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 376

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 377

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 378

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 379

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 380

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

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Roy Palmer

Die Schlacht
um Gran Cayman

1.

Letzte Schwaden schwarzen, fetten Rauches trieben, vom Nordostwind bewegt und von den rötlichgrauen Schleiern der Abenddämmerung begleitet, von der Küste Honduras’ landeinwärts. Die Siedlung El Triunfo war ein einziger schwelender Trümmerhaufen. Der Tod hatte gewütet und seine Opfer gefordert. Zwischen den letzten Resten der Hütten, der ehemaligen spanischen Mission und der Kommandantur lagen die Leichen von Engländern und Franzosen.

Der Überfall des spanischen Geschwaders von zwanzig schwer armierten Kriegs-Galeonen war auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen. Zweihundert Siedler waren tot – fast die Hälfte aller Einwohner. Die anderen waren in den Dschungel geflohen, der sich wie eine riesige Barriere hinter El Triunfo erhob.

Einige dieser Männer waren jetzt bei der Black Queen. Tollkühn und verwegen hatte sie die letzten drei Galeonen angegriffen, die zur Bewachung in der Hafenbucht zurückgeblieben waren. Die „Bizarria“ war gesunken, ihre letzten überlebenden Besatzungsmitglieder hatten sich nur noch durch einen Sprung ins Wasser retten können. Die beiden anderen Schiffe – die „Buena Estrella“ und die „Vascongadas“ – befanden sich nach einem erfolgreichen Entermanöver in der Gewalt der Piraten.

Im verblassenden Licht des Tages beobachtete ein Mann vom Ufergestrüpp im Westen der Hafenbucht aus die Vorgänge an Bord der nun wieder vor Anker liegenden Schiffe. Sein Name war Rodrigo Alba Villas, und er war der Kapitän der „Bizarria“ gewesen.

Sein Gesicht, von einer Säbelwunde verunstaltet und zu einer Grimasse des Hasses verzerrt, spiegelte alle Ohnmacht und Schmach wider, die er erlitten hatte. Die Niederlage, der Verlust des Schiffes, das unehrenhafte Von-Bord-Fliehen, das Schreien der Sterbenden auf der „Vascongadas“ und der „Buena Estrella“ – er vermochte kaum noch an sich zu halten. Am liebsten wäre er aus dem Dickicht hervorgebrochen und hätte sich brüllend ins Wasser gestürzt.

Um was zu tun? Um die große schwarze Hure zu töten, die die „Buena Estrella“ gekapert hatte? Lachend hätte sie ihn mit ein paar gut gezielten Musketenschüssen töten lassen, während er das Schiff schwimmend zu erreichen versuchte.

Alba Villas hatte Mühe, seine durchgehenden Nerven unter Kontrolle zu kriegen. Er zwang sich zu nüchternen Überlegungen. Eine hitzige Aktion war mit Selbstmord gleichzusetzen. Wollte er überhaupt etwas erreichen, mußte er darauf warten, daß die Piraten die Boote abfierten und an Land gingen.

Und sie würden übersetzen – noch an diesem Abend. Er konnte sich leicht ausrechnen, daß ihr Erscheinen in El Triunfo kein purer Zufall war. Irgend etwas hatte sie hergeführt – vielleicht eine Ladung, die es abzuholen galt, oder aber ein geplanter Überfall. Warum sie die drei Kriegs-Galeonen angegriffen hatten?

Alba Villas umklammerte eine Mangrovenwurzel, als wolle er sie zerquetschen. Diese Frage brauchte er sich nicht zu stellen. Piraten wie diese, blutrünstige und grausame Galgenstricke, verbissen sich in jede Beute, die ihren Kurs kreuzte. Die gekaperten Schiffe waren allein wegen ihrer Armierung und der an Bord befindlichen Munition ein immenser Schatz.

Nur ganz wenige Überlebende hatte es auf der „Bizarria“, der „Buena Estrella“ und der „Vascongadas“ gegeben. Schwimmend hatten sie sich wie Alba Villas an Land gerettet, doch er wußte, daß er mit ihnen nicht mehr rechnen konnte. In ihrer Panik waren sie in den Dschungel geflohen und somit den Siedlern gefolgt, Abtrünnige, Fahnenflüchtige, Meuterer, denen die Gelegenheit nur recht war, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.

Er, Rodrigo Alba Villas, konnte es ihnen nicht einmal übelnehmen. An Bord spanischer Kriegsschiffe war bei weitem nicht alles eitel Wohlgefallen und Sonnenschein. Oft kam es zu Insubordination und Meuterei. Viele Seeleute und auch Seesoldaten beugten sich der Borddisziplin nur aus Angst vor den barbarischen Strafen. Im übrigen waren nicht alle Männer mit der Vergeltungsaktion in El Triunfo einverstanden gewesen. Don Alonso de Lopéz y Marqués hatte das ihm in Cartagena befohlene Exempel, das in Honduras zu statuieren war, strikt vollzogen. Doch einige der Kapitäne hatten gewisse Skrupel empfunden, vor allem, was das Erschießen der Siedler „auf der Flucht“ betraf.

Auch Alba Villas gehörte zu diesen Kapitänen. Jetzt aber überzeugte er sich davon, daß keine Maßnahme brutal genug war, wenn es galt, mit Piratengesindel aufzuräumen. Sein Herz schlug für Spanien, alles in ihm schrie nach Rache.

Möglich sogar, daß die Piraten an Bord der Schiffe Verbündete der Bewohner von El Triunfo waren, die ihnen zu Hilfe geeilt waren. Und die Männer von der Galeone, die Alba Villas so verdächtig bekannt erschien? Sie hatten die „Vascongadas“ vereinnahmt. Ihr Gebrüll, ihr Grölen und Lachen drangen mit dem Wind herüber, und er glaubte, einzelne Stimmen wiederzuerkennen.

Plötzlich durchzuckte ihn die Erkenntnis: Das waren Spanier! Und das Schiff mußte die „Aguila“ sein, jene Kriegs-Galeone, die vor Wochen Cartagena mit dem Auftrag, El Triunfo auszukundschaften, verlassen hatte und spurlos verschwunden war.

Das Geschwader war trotzdem ausgelaufen und hatte den Überfall durchgeführt, doch Don Alonso und seine Kapitäne ahnten, was mit der „Aguila“ geschehen war: Es hatte eine Meuterei an Bord gegeben.

So war es. Die lauteste Stimme von allen gehörte Jaime Cerrana, auch das hörte Alba Villas heraus. Schon immer war dieser Cerrana ein notorischer Querulant und Nörgler gewesen, ein Rebell und Aufwiegler. Kein Kapitän hatte ihn gern in seiner Mannschaft gehabt.

Denkbar war, daß Cerrana die Meuterei auf der „Aguila“ angeführt hatte. Er schien sich jetzt als der Kapitän aufzuspielen. Und er hatte sich mit einer wilden Meute von Piraten verbündet, die ausschließlich aus dunkelhäutigen Kerlen zu bestehen schien.

Das wirst du noch bereuen, Cerrana, dachte Rodrigo Alba Villas. Er fragte sich, was aus dem Kapitän und den Offizieren der „Aguila“ geworden sein mochte. Er konnte es sich denken. Seine Lippen waren zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammengepreßt, als er beobachtete, was weiter geschah.

Beiboote wurden von den Piratenseglern abgefiert; Männer enterten an den Jakobsleitern ab und nahmen auf den Duchten Platz. Im Dunkelwerden sah Alba Villas nun auch wieder die Frau. Mit geschmeidigen, katzenhaften Bewegungen enterte sie in die eine Jolle ab, gefolgt von einem riesigen Schwarzen.

Es gab einige Unruhe, als ein dicker Mann in einem Bootsmannsstuhl abgefiert wurde. Er zappelte und jammerte, und die Kerle grölten vor Begeisterung. Die Jolle schwankte unter dem Gewicht des Dicken, legte ab und wurde mit kräftigen Riemenschlägen zum Ufer der Bucht gepullt.

Alba Villas schenkte weder dem Dicken noch dem schnauzbärtigen, wieselartigen Franzosen Beachtung, die zur Bootscrew gehörten. Seine volle Aufmerksamkeit galt der Black Queen. Er ließ sie nicht mehr aus den Augen. Ihr Boot schien fast genau auf sein Versteck zuzuhalten und würde nur wenige Fuß entfernt landen.

Der Spanier griff nach dem Heft des Messers. Nur diese Waffe war ihm geblieben, aber er würde sie zu benutzen verstehen. Mein Empfang gilt dir, schwarze Teufelin, dachte er. Ich töte dich!

Natürlich war der Kanonendonner, der zuletzt von El Triunfo herübergedrungen war, an der Mündung des Rio Leán nicht ungehört geblieben. Hier lag – gut versteckt hinter Mangroven und einem undurchdringlich wirkenden Vorhang aus Spanischem Moos – die „Le Vengeur III.“ vor Anker.

Für Jean Ribault, Siri-Töng und die Crew bestand kein Grund mehr, noch länger in Honduras zu verweilen. Die Black Queen hatte El Triunfo vor ihnen erreicht, aber eine Auseinandersetzung würde nicht stattfinden. Sie war durch das verfrühte Auftauchen der spanischen Galeonen vereitelt worden. Anders ausgedrückt: Ribault und die Rote Korsarin hatten keine Chance mehr, ihrer Feindin eine Niederlage zu bereiten. Wahrscheinlich hatte sie sich mit ihren Schiffen, der „Caribian Queen“ und der „Aguila“, inzwischen längst abgesetzt.

„Sie hat nicht gewagt, den Kampf gegen die Spanier aufzunehmen“, sagte Ribault in diesem Moment. „So verrückt ist sie nicht. Bestimmt hat sie sich mit ihren Leuten noch rechtzeitig genug aus der Siedlung zurückgezogen.“

„Und was hat der Kanonendonner von eben zu bedeuten?“ fragte Siri-Tong. „Waren es nicht doch die Geschütze der ‚Caribian Queen‘, die da abgefeuert wurden?“

„Das läßt sich nicht heraushören“, sagte Barba.

„Aber irgendwer hat die Spanier angegriffen“, sagte Jenkins, der Rudergänger. „Die Siedler können es nicht gewesen sein. Sie haben keine größeren Schiffe. Und es waren Galeonen, ausschließlich dicke Kaliber, die geschossen haben.“

„Das Rätselraten hat keinen Sinn“, meinte Carlos Rivero. „Und wir müssen ja doch die Nacht abwarten, um von den Spaniern ungesehen auslaufen zu können. Ich schlage vor, daß einige der Siedler und ich aufbrechen und die Lage erkunden. Wir erfahren bestimmt, was da geschehen ist.“

Eine Gruppe von mehr als zwanzig Siedlern befand sich an Bord der „Le Vengeur III.“ – Ribault und die anderen hatten sie vor einem spanischen Verfolgertrupp gerettet. Ebenso hatten sich Doc Delon und Marty, das schielende Kerlchen, beide aus El Triunfo, ihnen angeschlossen. Sie gehörten zu den wenigen, die nicht mit einer Umsiedlung aller Bewohner einverstanden gewesen waren, wie die Black Queen es Willem Tomdijk, dem Bürgermeister, vorgeschlagen hatte.

Doc Delon war es inzwischen mühelos gelungen, auch die kleine Gruppe von Engländern und Franzosen, die am Ufer des Flusses um ein Haar von den Spaniern erschossen worden wäre, von seinen Ansichten zu überzeugen. Die Queen spielte falsch. Sie brauchte Gefolgsleute, die dann später als Kanonenfutter verheizt werden sollten. Es empfahl sich, sich nicht von ihrem Busen und ihrem Hüftschwung blenden zu lassen.

„Es könnte auch sein, daß ihr auf der Strecke bleibt“, gab Jenkins zu bedenken. „Vergeßt das nicht. Es befinden sich immer noch Patrouillen der Spanier im Busch.“

„Wir kennen uns hier besser aus als die Dons“, sagte Marty. „Wir benutzen Schleichpfade und bedienen uns aller erdenklichen Tricks. Uns erwischt so leicht keiner, jedenfalls nicht im Dunkeln.“

„Na gut“, sagte Ribault. „Das ist richtig, wir haben es ja selbst erlebt. Aber ich begleite dich, Carlos.“

„Dann gehe auch ich mit“, sagte die Rote Korsarin.

Carlos Rivero schüttelte den Kopf. „Nein. Ihr müßt an Bord der ‚Vengeur‘ bleiben. Wenn die Spanier von der Seeseite auftauchen, seid ihr hier unentbehrlich. Versteht mich nicht falsch. Ich will nicht kommandieren, dies ist nur meine Empfehlung.“

Siri-Tong lächelte grimmig. „Wir legen deine Worte auch nicht falsch aus, ganz bestimmt nicht, Carlos. Aber wie willst du dich verteidigen, wenn ihr doch in eine Falle lauft?“

„Mit Waffen“, erwiderte der Spanier. „Wir nehmen Musketen, Tromblons, Pistolen und Säbel mit – und genügend Munition.“

Doc Delon mischte sich ein. „Ich finde Carlos’ Vorschlag auch gut. Die ‚Vengeur‘ braucht in dieser Situation ihre gesamte Schiffsführung und darf außerdem auf keinen Fall unterbemannt bleiben. Marty und ich schließen uns freiwillig Carlos an. Richtig, Marty?“

„Richtig“, antwortete das Kerlchen.

„Unser Doc ist ganz schön hartnäckig, was?“ sagte einer der Siedler und lachte.

„Ja“, erwiderte Jean Ribault. „Aber ich glaube, er hat recht.“

„Trotzdem ist das, was Carlos vorhat, riskant“, sagte die Rote Korsarin. „Und irgendwie gefällt mir die ganze Situation nicht.“

„Keine Sorge“, sagte Doc Delon. „Ich bin zwar nur ein verkrachter Wundarzt und hoffnungsloser Säufer, aber wenn man mir zu Leibe rückt, weiß ich mich meiner Haut zu wehren, Madam. Man reiche mir eine Pistole, ich kann damit umgehen.“

Sie händigte ihm eine Miqueletschloßpistole aus. „Ich zweifle nicht an Ihren Fähigkeiten, Doc. Aber nachdem Sie Jean Ribault und Carlos Rivero geholfen haben, fühle ich mich für Ihr Leben verantwortlich.“ Sie drehte sich zu den Siedlern um. „Das gilt auch für euch. Die Spanier haben in El Triunfo ein Massaker angerichtet. Es darf keine weiteren Todesopfer geben.“

Die Blicke der Männer waren auf sie gerichtet, keiner verbarg die Bewunderung, die er für diese Frau empfand. Es wurde noch eine Weile diskutiert, dann fällte Jean Ribault die Entscheidung: Carlos, der Arzt, Marty und zehn Freiwillige sollten mit ausreichender Bewaffnung an Land gehen und die Umgebung abforschen. Gab es Schwierigkeiten, würde Carlos mit der Muskete einen Signalschuß in die Luft abgeben. Auf dieses Zeichen hin sollte von der „Le Vengeur III.“ sofort ein Trupp von zehn Männern als Nachhut zur Unterstützung des Kommandos aufbrechen.

Die Patrouille begab sich an Land und war kurze Zeit darauf im verfilzten, Feuchtigkeit und giftige Dünste verströmenden Dickicht verschwunden. Wieder begann eine Zeit des Wartens und der Ungewißheit an Bord des Schiffes.

Ribault und die Rote Korsarin verließen das Achterdeck keinen Augenblick, und auch die Crew blieb auf den Beinen. Verstärkt durch die Siedler, die an Bord geblieben waren, brauchte sich keiner von ihnen wegen der Gefechtsbereitschaft zu sorgen.

Wurden sie angegriffen, konnten gleichzeitig die Geschütze und die Handfeuerwaffen bedient werden, und die „Le Vengeur III.“ würde sich in eine feuerspeiende Festung verwandeln. So gesehen, war allen Männern die Anwesenheit der Siedler nur recht. Was später mit ihnen geschehen sollte, wußte noch keiner.

„Jean“, sagte Siri-Tong, „uns sind mal wieder die Hände gebunden, und wir können nichts unternehmen. Eine ganz verdammte Lage ist das. Die Sache hier hat schlecht begonnen und könnte einen üblen Ausgang nehmen.“

„So pessimistisch bist du noch nie gewesen.“

„Ich habe schlicht und einfach das untrügliche Gefühl, daß die Queen bei dem Überfall der Spanier die lachende Dritte ist.“

„Und wir haben keine Aussicht, ihr das Handwerk zu legen, meinst du?“

Sie blickte ihn an. „Genau das. Wir müssen unverrichteter Dinge wieder davonsegeln. Das wurmt mich. Warum sind wir überhaupt hiergewesen?“

„Weil wir jede Bewegung der Queen verfolgen müssen“, erwiderte Ribault. „Sie hat jetzt zwei Schiffe und schart Männer um sich, die zu allem entschlossen sind und für sie durch die Hölle gehen. Dieser Narr Willem, der Bürgermeister, ist einer von ihnen. Aber je mehr wir über die Machenschaften der Queen und Caligulas wissen, desto besser können wir unsere Strategie entwerfen. Bald kommt der Tag, an dem wir sie endgültig vernichten.“

„Das klingt mir alles zu nebelhaft“, sagte Siri-Tong unwirsch.

Er schnitt eine Grimasse. „Ich bin natürlich kein Hellseher, das weißt du. Aber wir müssen uns den Gegebenheiten fügen, was bleibt uns anderes übrig?“

Schon kurze Zeit später gab es eine Überraschung. Raschelnde und knackende Laute im Unterholz verkündeten, daß sich jemand dem Fluß näherte. Die Männer duckten sich hinter das Schanzkleid und hielten ihre Musketen feuerbereit. Kein Wort wurde gesprochen oder auch nur geflüstert, es herrschte Totenstille. Von der „Le Vengeur III.“ war nicht einmal der Bugspriet zu sehen, sie lag sicher in ihrem Versteck und war für Außenstehende unsichtbar.

„He!“ zischte eine Stimme am Ufer. „Jean, Siri-Tong!“

„Wer da?“ fragte Ribault.

„Rivero. Die Parole lautet Arwenack.“

Die Männer an Bord atmeten auf.

„Ihr habt uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, sagte Jenkins und erhob sich neben dem Geschütz, an dem er gekauert hatte. „Was ist los? Warum seid ihr so schnell zurückgekehrt?“

„Wir bringen jemanden mit“, entgegnete Carlos Rivero und zerrte einen zitternden, Unverständliches vor sich hinstammelnden Mann aus dem Gebüsch zu sich heran. „Er heißt Hinkle.“

„Ach du liebe Güte!“ stieß Ribault hervor. „Der Schwerhörige! Was sollen wir denn mit dem anfangen?“

„Er hat uns einiges zu berichten“, erwiderte der Spanier grimmig. Dann schickte er sich an, mit dem verstörten Hinkle, mit Doc Delon, Marty und dem zehnköpfigen Kommando an Bord zurückzukehren.

2.

Jaime Cerrana und eine Handvoll seiner Kerle hatten mit dem Boot der „Aguila“ an Land übersetzen wollen. Die Queen hatte sie zurück an Bord der Galeone geschickt. Es war taktisch nicht klug, die Spanier mitzunehmen. Wenn versprengte Siedler aus dem Busch auftauchten und auch nur ein einziges spanisches Wort vernahmen, konnte das zu unerwünschten Zwischenfällen führen. Ein solches Mißverständnis vermochte keiner rechtzeitig genug zu klären, deshalb mußte von vornherein verhindert werden, daß es böses Blut gab.

Grenzenlos war der Haß der Siedler von El Triunfo auf die Spanier. Es würde ohnehin einige Zeit dauern, bis die Queen und Caligula sie davon überzeugt hatten, daß von den Männern der „Aguila“ keine Gefahr drohte.

Die Black Queen verließ ihr Boot, das sich soeben auf den Sand des Ufers geschoben hatte. Caligula, Willem Tomdijk, Emile Boussac und sechs Piraten der „Caribian Queen“ folgten ihr. Ihr Weg führte von diesem etwas abgelegenen Landeplatz zum Zentrum der Siedlung. Die Queen war fest davon überzeugt, ihre Gefolgschaft doch noch vergrößern zu können. Sie wollte in El Triunfo und Umgebung nach Überlebenden forschen.

Plötzlich war eine Bewegung im Dickicht – nur zwei Yards von der Black Queen entfernt. Eine Gestalt löste sich aus dem Dunkel und flog mit einem gewaltigen Satz auf die Queen zu. Die Klinge eines hoch erhobenen Messers blinkte im Mondlicht auf. Caligula stieß noch einen Warnlaut aus, aber es schien zu spät zu sein – die Queen konnte nicht mehr ausweichen.

Willem gab ein entsetztes Keuchen von sich, Emile warf sich zu Boden. Die Piraten griffen zu den Waffen. Aber Rodrigo Alba Villas war bei der Queen und warf sie zu Boden. Zweimal stach er mit dem Messer zu, aber sie drehte sich wie eine Schlange unter ihm weg und entging den tödlichen Stößen. Dann riß sie ihr Knie hoch, kriegte etwas Luft und rollte sich zur Seite.

Er folgte ihr, stieß eine Verwünschung aus und versuchte, sie durch hackende Messerhiebe zu treffen. Ihr Fuß schnellte vor, traf seine Schulter und warf ihn zurück. Blitzschnell war sie auf den Beinen, zückte ihren Säbel und führte drei wilde Streiche. Sie trafen den Spanier voll. Mit einem gurgelnden Laut sank er auf den Strand.

Willem stöhnte, schlug beide Hände vor die Augen und mußte sich abwenden. Emile war kaum besser zumute. Caligula trat neben die Queen, gefolgt von den Kerlen, und wollte, ebenfalls mit seinem Säbel zustechen. Aber sie legte ihm die Hand auf den Unterarm.

„Das ist nicht mehr nötig“, sagte sie. „Was ich tue, das tue ich gründlich.“

Sie beugte sich über den sterbenden Mann. Er wollte die Faust gegen sie erheben, doch die Kraft wich aus seinem Körper. Er konnte kaum noch die Lippen bewegen.

„Schwarze Teufelin“, murmelte er. „Ich verfluche dich. Fahr zur Hölle.“

„Leider kann ich deinen Wunsch nicht erfüllen“, sagte sie kalt. „Wer bist du? Der Kapitän der ‚Bizarria‘?“

„Ja. Rodrigo – Alba Villas.“

„Ich wünsche dir eine angenehme Reise ins Fegefeuer.“

„Meine Landsleute – werden dich hetzen – bis ans Ende der Welt“, flüsterte er. „Was du getan hast – bleibt nicht ungesühnt.“

„Ich warte auf sie“, sagte die Queen. „Jedem Hundesohn von einem Don, der meinen Kurs kreuzt, ergeht es so wie dir und deinen Leuten.“ Sie stand über ihm und stemmte, nachdem sie den Säbel wieder weggesteckt hatte, die Fäuste in die Seiten. Ihr gemeines, hartes Lachen war das letzte, was Rodrigo Alba Villas vernahm.

Willem Tomdijk hatte sich erhoben. Der Schock ließ nach, er konnte wieder klar denken und erlangte seine Fassung wieder. Allerdings verkannte er die Lage.

„Herr Kapitän!“ stieß er entrüstet hervor. „Glauben Sie nicht, daß Sie so mit uns reden können! Sie vergessen, daß Sie und Ihre Landsleute es gewesen sind, die El Triunfo hinterhältig angegriffen haben! Hiermit verhafte ich Sie und erkläre Sie zu meinem Gefangenen! Ich bin der Bürgermeister und habe die. Vollmacht …“

Der Rest blieb ihm im wahrsten Sinne des Wortes im Hals stecken. Er war etwas näher an den Spanier herangetreten, um ihn besser erkennen zu können. Jetzt sah er die toten Augen, die blicklos in den Abendhimmel gerichtet waren. Er verschluckte sich und begann zu husten.

„Wie furchtbar das alles ist“, sagte Emile Boussac.

„Nimm es nicht so schwer, Willem“, sagte die Queen mit einem spöttischen Seitenblick auf den Dicken. „Er hat deine Worte nicht mehr gehört. Mal sehen, vielleicht finden wir ja noch jemanden, der ein wenig aufmerksamer ist und dir gegenüber mehr Respekt zeigt.“

Die Kerle lachten, dann packten sie den Toten an den Armen und Beinen und schleppten ihn ins Dickicht. Die Black Queen schritt weiter, erreichte die zerstörte Siedlung und blieb zwischen der ehemaligen spanischen Mission und der Kommandantur stehen. Aus schmalen, mißtrauischen Augen hielt sie nach allen Seiten Ausschau, während Caligula und die Kerle damit begannen, die Trümmer nach Überlebenden abzusuchen.

Willem sank auf die Knie und schlug verzweifelt die Hände zusammen.

„Du lieber Gott“, begann er zu jammern. „Das darf nicht wahr sein! Mein schönes Heim! Meine schöne Brauerei! Alles kaputt! Oh, was habe ich nur verbrochen, daß ich so bestraft werde?“

„Fängst du schon wieder an?“ sagte die Queen verächtlich. „Langsam wird mir das zu bunt. Reiß dich zusammen, Mann. Das Jammern nutzt dir nichts.“

Willem hörte überhaupt nicht hin, ebensowenig vernahm er die höhnischen Äußerungen der Piraten. Er war viel zu sehr mit sich, seinem Kummer und seinem unendlichen Selbstmitleid beschäftigt. Auf den Knien rutschte er zwischen den letzten Steinen der Mission herum und rang die Hände.

Emile Boussac klagte theatralisch und mit südländischem Temperament. „Dieses Elend! Was soll aus mir werden? Alle meine Pläne sind zunichte! Ich werde nie mehr lachen, nie mehr glücklich sein! Meine Schenke, meine Räume, mein Wein – alles dahin! Mon Dieu, was für eine Tragödie!“

„Queen“, sagte Caligula. „Soll ich den beiden das Maul stopfen?“

„Laß es sein“, erwiderte sie. „Sie beruhigen sich von selbst. Wegen des Bieres und des Weines tut es mir ja auch leid, was geschehen ist.“

„Und wegen des Schatzes, der im Keller der Mission lag, nicht wahr?“ sagte er leise und lachte.

Eine Kiste hatten sie ja retten können. Aber davon wußten weder Willem noch Emile etwas. Es war ihnen entgangen, wie die Piraten die Kiste mitgenommen und später an Bord der „Caribian Queen“ gehievt hatten.

Die Piraten hatten ihren ersten Rundgang abgeschlossen und kehrten zu ihrer Anführerin zurück.

„Keine Überlebenden“, meldete einer von ihnen nüchtern.

„Trotzdem richten wir einen Sammelplatz ein“, sagte sie unbeirrt und schritt ein Stück weiter.

Zwischen den Trümmerbergen zeichnete sich immerhin noch der Innenhof des ehemaligen Bürgermeister-Wohnsitzes ab. Hier verharrte sie und ließ ihren Blick erneut herumwandern. Dann deutete sie auf eine der reglosen Gestalten am Boden.

„Wer ist denn das?“ sagte sie. „Den kennen wir doch.“

Caligula beugte sich über den Toten.

„Morrison“, sagte er.

„Und hier drüben liegt Clark!“ stieß Emile Boussac aus. Er konnte ein trockenes Schluchzen nicht unterdrücken.

„O Morrison, o Clark!“ sagte Willem mit Grabesstimme. „Auch eure armen Seelen hat also Gevatter Tod geholt. Und die anderen? Ich mag gar nicht an sie denken. Es ist unsere Pflicht, sie zu bestatten.“

„Ich glaube, daraus wird nichts“, sagte die Black Queen, aber auch diese Worte nahm Willem Tomdijk nicht wahr.

„Ich frage mich, was aus Buisson geworden ist“, sagte Boussac. „Er war mit uns in der ‚Mouche Espagnole‘, und er war auch der erste, der Alarm gab.“

„Er ist tot“, sagte eine Stimme aus dem Dunkeln.

Die Queen, Caligula, Emile und die Piraten fuhren herum und hoben die Waffen. Nur Willem hockte nach wie vor mit abwesendem Blick da.

„Wer da?“ sagte die Queen mit scharfer Stimme. „Gib dich zu erkennen.“

Ein Mann trat in den Innenhof der Mission, und sie sahen, daß er einer der französischen Siedler war. Am Vortag hatte er sich an der Suche nach den „spanischen Spionen“, Jean Ribault und Carlos Rivero, beteiligt, später aber hatten ihn die Queen und Caligula aus den Augen verloren. Der Mann hieß Leroy.

„Buisson und die Männer, die sich ihm angeschlossen hatten, liegen im Dschungel“, sagte er. „Ich habe sie gesehen. Die Spanier haben sie überfallen und getötet. Ich bin den ganzen Tag über ziellos durch den Busch gelaufen und habe mich vor den Hunden versteckt. Ich habe keine Waffe mehr und hätte mich nicht gegen sie verteidigen können.“

Emile eilte zu ihm und drückte ihm einen Säbel in die Hand. „Da, jetzt hast du wieder eine. Wo sind die anderen? Hast du keinen Kameraden getroffen, der noch am Leben ist?“

„Nein. Aber ich bin sicher, daß noch eine ganze Reihe im Urwald umherstreift. Keiner weiß, wie er sich verhalten soll. Was ist hier vorgefallen?“

„Die Spanier sind abgerückt und haben nur drei Galeonen zurückgelassen“, erklärte die Black Queen. „Wir haben diese Schiffe angegriffen und geentert. Die Besatzungen sind tot. Wir konnten den Überfall nicht verhindern, aber wir haben wenigstens noch etwas für euch tun können. Die Spanier hatten den Auftrag, jeden zu erschießen, der nach El Triunfo zurückkehrt, verstehst du?“

„Ja. Hiermit bitte ich dich, mich in deine Mannschaft aufzunehmen.“

„Deinen Wunsch erfülle ich gern“, sagte sie lächelnd. Der verlangende Blick, mit dem er sie musterte, entging ihr natürlich nicht. Ihre provozierenden weiblichen Reize taten wieder einmal ihre Wirkung.

Sie drehte sich zu Caligula um. „Caligula, laß die Fackeln und die Laternen anzünden. Die Männer, die sich noch im Busch befinden, werden das Zeichen richtig deuten. Hier ist unsere Sammelstelle, hier wird jeder Mann, der zu uns stößt, registriert und den einzelnen Schiffen zugewiesen.“

Caligula gab einem der Kerle einen Wink, und dieser sorgte mit einem Feuerstein, den er gegen ein Stück Feuerstahl schlug, für den Funken, der die erste Fackel entfachte. Rötlichgelb flackerte der Schein auf. Auch die übrigen mitgebrachten Pechfackeln wurden angezündet, dann wurden auch die Öllampen aufgehängt.

Der Innenhof der Mission war in Licht getaucht. Im Zentrum stand die Queen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und brauchte jetzt nur zu warten. Sie hatte die ganze Nacht über Zeit und auch noch den folgenden Tag, wenn es erforderlich war. Und sie würde mit komplett bemannten Galeonen El Triunfo verlassen, daran hegte sie nicht den geringsten Zweifel. Früher oder später tauchten die Flüchtlinge einzeln und gruppenweise aus dem Dschungel auf.

Und die Kerle fressen mir aus der Hand, dachte sie. Wenn ich es ihnen befehle, lassen sie sich für mich die Arme, die Beine und den Kopf abschlagen.

Hinkle wäre am liebsten in den Planken der „Le Vengeur III.“ versunken. Er wünschte sich, eine winzige Bordmaus zu sein, die sich in einem Loch verkriechen konnte. Er fürchtete sich vor Carlos Rivero, aber größer noch war seine Angst vor Jean Ribault.

Aber Siri-Tong war es, die den Mann davon überzeugte, daß er nichts mehr zu befürchten hatte.

Sie trat dicht vor ihn hin und sagte: „Ganz ruhig bleiben, Hinkle. Carlos und unser Landtrupp haben dich im Urwald gefunden, aber wir wollen dir nichts antun. Du siehst doch auch, daß Doc Delon, Marty und einige deiner Kameraden aus El Triunfo bei uns sind. Ist das nicht Beweis genug, daß wir keine feindlichen Absichten hegen?“

„Ich weiß nicht. Ich begreife überhaupt nichts mehr.“ Hinkles Blick huschte hin und her. Diese Frau imponierte ihm, sie war von exotischer Schönheit. Aber Rivero und Ribault hatten ihn schließlich dazu gezwungen, von der Pinasse ins Wasser der Hafenbucht zu springen. Und Ribault hatte ihn im Dschungel niedergeschlagen. Noch jetzt spürte Hinkle die Schmerzen, sie schienen von neuem zu erwachen.

Was also ging hier vor, was wurde gespielt? Wer war ein Freund, wer ein Feind? Was war richtig, was falsch? Hinkle taumelte etwas. Um ihn herum, auf dem Hauptdeck der „Le Vengeur III.“ schien sich alles zu drehen. Die Männer murmelten, Hinkle verstand nichts von dem, was sie sagten. Und er sah auch nicht sonderlich gut. Er mußte die Augen zusammenkneifen, um alle Gesichter klar erkennen zu können.

Unwillkürlich schrak er wieder zusammen. Der wilde Kerl mit dem dichten schwarzen Bartgestrüpp jagte ihm einen neuen Schrecken ein. Wer war das? Und der, dem das rechte Auge fehlte? Und der mit den gewaltigen Narben auf dem nackten Rücken? Waren das nicht Piraten, Schnapphähne, Küstenwölfe und Schlagetots?

Er richtete seinen Blick lieber wieder auf Siri-Tong. Ganz deutlich sah er sie vor sich, sie stand ja auch dicht genug vor ihm. Auch ihre Stimme klang silberhell in seinen Ohren.

„Ich weiß, was du denkst, Hinkle“, sagte sie. „Wer wir sind. Nun, wir sind Korsaren, und wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Black Queen zu vernichten. Sie ist unsere erklärte Feindin – eine Gefahr für die ganze Karibik. Gegen El Triunfo und seine Bewohner haben wir aber nichts. Die ganze Geschichte mit Jean und Carlos beruht auf einem Mißverständnis.“

„Auf welchem denn, Madam?“ fragte Hinkle.

„Das habe ich dir schon zehnmal erklärt, Mann“, sagte Marty. „Sie sind keine Spione, aber Morrison und den anderen wollte das nicht in den Kopf.“

„Wann fällt bei dir endlich der Silberling, Hinkle?“ fragte Doc Delon mit fast verzweifelter Miene.

Siri-Tong setzte Hinkle sehr geduldig auseinander, wie sich alles entwickelt hatte, von Ribaults und Riveros Marsch durch den Dschungel begonnen bis hin zum Überfall der Spanier und dem kurzen Kampf am Fluß, bei dem Ribault, Rivero, Siri-Tong und die anderen die Gruppe von Siedlern vor dem sicheren Tod bewahrt hatten.

Doc Delon, Marty und die Siedler bestätigten das alles – und nun, endlich, atmete Hinkle auf. Er befand sich nicht mehr in Gefahr. Er war unter Freunden. Vergessen war die unglückliche Episode von der Flucht der beiden „Spione“, bei der Hinkle gleich zweimal großes Pech gehabt hatte, vergessen auch die Schrecken des Tages. Die Kämpfe waren vorbei, er brauchte nicht mehr um sein Leben zu bangen.

Mit schüchternem Grinsen nahm er eine Muck entgegen. Barba hatte sie mit Rum gefüllt und sagte: „Da, trink. Das muntert dich auf, mein Freund.“

Hinkle stürzte den Rum die Kehle hinunter. Doc Delon bekam ebenfalls Durst und nahm die nächste Muck entgegen. Reihum gingen die Flaschen, und die Männer und die Rote Korsarin stießen wie Verschwörer miteinander an.

Hinkle setzte sich auf den Rand der Kuhlgräting und begann zu berichten.

3.

Tatsächlich hatte dieser schwerhörige, kurzsichtige Hinkle einiges zu erzählen, wie Carlos Rivero schon angedeutet hatte. Hinkle war fast eine Schlüsselfigur bei den Geschehnissen in El Triunfo, denn er hatte alles von Anfang an aus nächster Nähe miterlebt.

So vernahmen die Zuhörer an Bord der „Le Vengeur III.“, wie er mit der Morrison-Patrouille, zu der er gehört hatte, zum erstenmal der Black Queen begegnet war. Zu spät hatte Hinkle Georges Buisson erkannt, und deshalb hatte es Tote gegeben, Axton und Longtree. Sie hatten ihr Leben auf dem feuchten Urwaldboden ausgehaucht.

In der Gruppe der Queen hatte es einen Verletzten gegeben – Doc Delon hatte ihn später auf Morrisons Befehl hin behandelt. Er hätte sich weigern können, hatte es dann aber doch nicht getan und sich nur darauf beschränkt, die Siedler vor der Black Queen zu warnen.

Willem Tomdijk, der Bürgermeister, hätte die Black Queen und Caligula wegen Axtons und Longtrees Tod zur Rechenschaft ziehen müssen. Es wäre seine Pflicht gewesen, die Bürgerversammlung zusammentreten und Gericht abhalten zu lassen, doch er hatte es nicht getan. Er hatte sich beschwatzen lassen, sowohl von der Queen als auch von Caligula und Buisson, die an dem großen Trinkgelage in der Mission teilgenommen hatten.

Die Einzelheiten über die nächtliche Orgie hatte bereits Marty zum besten gegeben, alle anderen Details hatte Doc Delon hinzugefügt. Hinkle übersprang also diese Phase der Geschehnisse und fuhr mit dem Bericht über das böse Erwachen in El Triunfo und den Angriff der Spanier fort.

Hinkle hatte Morrison und Clark neben sich sterben sehen. Er war in panischem Entsetzen in den Busch geflohen und hatte sich – wegen seiner schlechten Augen – völlig verirrt. Durch einen puren Zufall hatte er einen Kieker gefunden. Es war ihm gelungen, in der Abenddämmerung auf eine Anhöhe zu klettern und einen Baum zu ersteigen. Von dort aus hatte er durch das Spektiv den letzten Kampf beobachtet, der in der Hafenbucht von El Triunfo stattgefunden hatte.

„Mit so einem Fernrohr kann ich wie jeder normale Mensch sehen“, erklärte er.

„Eines Tages wird es Augengläser für Sehbehinderte geben“, sagte Doc Delon. „Aber jetzt weiter, Hinkle. Was ist in der Bucht geschehen?“

„Zwei Schiffe haben die drei Galeonen der Spanier angegriffen, die nach dem Auslaufen des Verbandes zurückgeblieben sind.“

„Also ist das Geschwader bereits nach Cartagena zurückgekehrt“, sagte die Rote Korsarin. „Wenn wir im richtigen Moment einen Ausguck am Seeufer postiert hätten, hätten wir die siebzehn Schiffe sehen können.“ Daß es sich um einen Verband von zwanzig Galeonen gehandelt hatte, war durch die Berichte von Ribault, Rivero, Doc Delon und Marty inzwischen bekannt.

„Es fällt aber nicht weiter ins Gewicht, daß wir sie nicht gesehen haben“, sagte Ribault. „Wichtig ist, daß die Dons uns nicht entdeckt haben.“ Er nickte Hinkle aufmunternd zu. „Nur weiter. Um welche Schiffe handelte es sich bei den Angreifern? Etwa um die ‚Caribian Queen‘ und die ‚Aguila‘?“ Er beschrieb die Galeonen.

Hinkle wurde ziemlich aufgeregt. „Ja, ja, das sind sie. Die Queen hat eine spanische Galeone versenkt und die beiden anderen gekapert. Ich wollte ’runter und zurück nach El Triunfo, habe mich aber wieder verlaufen. Dann bin ich eurem Kommando in die Hände gefallen und Rivero hat mich gepackt. Ich, äh, dachte: Das ist das Ende.“

„Du hast dich geirrt, Hinkle“, sagte Doc Delon. „Aber du wolltest gern zur Queen, oder?“

„Sie hat uns doch geholfen, nicht wahr?“

„Aus purem Eigennutz“, erwiderte der Arzt. „Aber vielleicht wirst du das nie begreifen. Ich glaube, du bist ein typischer Sturkopf.“

Der Bericht des Schwerhörigen war für Jean Ribault und Siri-Tong alles andere als ermutigend. Die Black Queen verfügte jetzt also über vier Schiffe – und sicher auch bald über eine stattliche Gefolgschaft, da sie mit Sicherheit die überlebenden Siedler einsammeln und an Bord nehmen würde.

Marty hatte eben noch ein paar Worte mit Hinkle gewechselt und fragte jetzt überrascht: „Wie war das? Unser Bürgermeister ist an Bord der ‚Caribian Queen‘?“

„Ich glaube, ihn erkannt zu haben. Und Emile Boussac, so scheint mir, ist auch mit dabei.“

„Dieser Willem“, sagte Doc Delon. „Er ist ein hoffnungsloser Narr. Die Queen hat ihn total verblendet. Wahrscheinlich hat er sich in sie verliebt. Sie wird ihn später, wenn sie ihn nicht mehr braucht, totschlagen und den Haien als Futter vorwerfen.“

„Das befürchte ich auch“, sagte Marty. „Und Boussac? Er hätte auf unserer Seite stehen können. Aber er wollte seine verdammte Kneipe retten und hat sich deswegen mit der Queen arrangiert. Und was hat er davon? Die ‚Mouche Espagnole‘ liegt in Schutt und Asche.“

„Wir können das Erstarken der Queen also nicht mehr verhindern“, sagte Jean Ribault. „Siri-Tong, dein Pessimismus war nicht unbegründet. Aber wir haben noch einen Pluspunkt.“

„Welchen denn?“ fragte sie. „Daß wir eher in See gehen als sie?“

„Genau das meine ich. Wir verlassen die Golfküste von Honduras unverzüglich und haben einen zeitlichen Vorsprung, den wir zu unserem Nutzen verwenden. Vergiß nicht, daß wir das Ziel der Queen kennen.“

„Tortuga und Hispaniola“, sagte die Rote Korsarin. „Falls sie dort landet und sich mit ihrer neuen Meute ausbreitet, verlagern sich die Machtverhältnisse in der Karibik tatsächlich.“

„Es ist jedem von uns klar, was das bedeutet, Madam“, sagte Jenkins. „Wir sollten die letzte Chance, der Queen doch noch das Handwerk zu legen, nicht verspielen.“

„Also gut“, sagte Jean Ribault. „Wir gehen in See und segeln nach Osten. Wir legen soviel Entfernung wie möglich zwischen uns und die Queen. Was geschieht, wenn sie uns mit ihrem Verband entdeckt, brauche ich wohl nicht näher zu erklären.“

„Gegen vier Galeonen haben wir keine Chance“, sagte Barba. „Besser ist, an der Kimm zu verduften. Aber was wird aus den Männern von El Triunfo?“ Er wies auf die Siedler, die mit offensichtlich gemischten Gefühlen verfolgten, wie sich die Männer der „Le Vengeur III.“ auf ihre Manöverposten begaben.

„Was mit euch geschieht, hängt von eurer Entscheidung ab“, sagte Ribault zu den Siedlern. „Ihr habt zwei Möglichkeiten: Entweder bleibt ihr hier und schlagt euch meinetwegen auf die Seite der Queen. Oder aber ihr segelt mit uns, und wir setzen euch irgendwo ab.“

„Wer will hierbleiben?“ fragte Doc Delon. „Hand hoch! Es ist sehr fair von Ribault, daß er keinem von uns Steine in den Weg legt! Los, Handzeichen!“

Kein Arm wurde gehoben. Marty räusperte sich und sagte: „Kurs Osten, nicht wahr? Nun, ich kenne eine Insel, auf der ich immer schon gern ein paar Monate verbracht hätte. Dort gibt es Wild, Fisch und Früchte in rauhen Mengen – und ein paar freundliche Eingeborene, die uns nichts zuleide tun.“

„Wo liegt denn dieses Paradies?“ fragte der Arzt.

„Querab der Laguna de Caratasca.“

„Das ist viel zu weit entfernt“, protestierte Doc Delon. „Wir können Ribault und Siri-Tong nicht zumuten, uns bis dorthin zu bringen. Ihr eigentlicher Kurs führt nach Tortuga und Hispaniola, wenn ich richtig verstanden habe. Das bedeutet also, daß sie sich nur um Meilen von der Küste entfernen und dann Kurs Nordosten wählen.“

Barba brachte eine Karte, Ribault rollte sie auseinander.

„Richtig, Doc“, sagte er. „Aber wir können vielleicht das eine mit dem anderen verbinden, ohne viel Zeit zu verlieren. Marty, zeig mir die genaue Position dieser Insel.“

Die Insel hieß Cayos Cajones und lag fünfzig Meilen nordöstlich der Laguna de Caratasca und der Küste von Honduras. Ribault, Siri-Tong, Barba, Jenkins, Doc Delon und Marty begaben sich in die Kapitänskammer und zeichneten im Schein einer Öllampe den Kurs ein.

„Die Sache läßt sich verwirklichen“, sagte Ribault. „Die Frage ist nur noch, ob auch Hinkle und die anderen auf Cajones an Land gesetzt werden möchten.“

Doc Delon und Marty brauchten weder Redekunst noch Überzeugungskraft anzuwenden, die Siedler waren sich bereits einig. Jeder Platz war ihnen als vorübergehender Aufenthaltsort willkommen, die Hauptsache war, daß sie dort vor Spaniern sicher waren. Die Insel, von der Marty gesprochen hatte, war außerdem vom Hörensagen bekannt. Es schien dort wirklich die idealen Voraussetzungen für ein angenehmes Leben zu geben.

„Vielleicht bleiben wir sogar für immer dort, wer weiß“, sagte Marty und verdrehte auf beängstigende Weise die Augen.

Doc Delon blickte zu Jean Ribault, der mit ihnen zusammen auf das Hauptdeck zurückgekehrt war und sich wie Siri-Tong anschickte, das Achterdeck zu entern.

„Es gäbe noch eine dritte Möglichkeit“, sagte er. „Wir könnten euch darum bitten, bei euch an Bord dieses Schiffes bleiben zu dürfen. Aber die ‚Vengeur‘ ist ja nicht unbemannt, und außerdem würden wir euch nur neue Probleme aufhalsen.“

„Das Hauptproblem ist, daß wir gegen die Queen kämpfen werden“, entgegnete Ribault. „Dabei bleibt kein Auge trocken. Es wäre nicht richtig von uns, euch da hineinzuziehen, Doc. Aber da ist noch ein anderer Punkt. Wahrscheinlich segeln wir bald zur Schlangen-Insel. Sie ist unser geheimes Versteck.“

„Ich würde es niemals verraten.“

„Das habe ich auch nicht sagen wollen“, erwiderte Ribault. „Versteh mich nicht falsch.“ Er deutete mit dem Kopf zu den Siedlern. „Aber der eine oder andere von diesen Männern könnte sich später wieder von uns trennen und das Geheimnis unvorsichtigerweise lüften. Versuche, das zu begreifen, Doc. Es steckt kein Mißtrauen dahinter. Es gehört nur zu unseren Vorsichtsmaßnahmen, keinen Uneingeweihten mit zur Schlangen-Insel zu nehmen.“

„Ich begreife das.“ Doc Delon seufzte. „Und eine richtige Seeschlacht gegen die Queen wäre wohl auch nicht gerade das, was ich mir zumuten möchte. Ich habe mich ja auch in El Triunfo aus den Beutezügen herausgehalten, die unsere Leute gegen die Spanier unternommen haben.“

Es gab nichts mehr zu sagen, alles war geklärt. Die „Le Vengeur III.“ glitt lautlos aus der Mündung des Rio Leán auf die offene See hinaus, setzte die Segel und ging hoch an den nach wie vor aus Nordosten einfallenden Wind. Mit Backbordhalsen und auf Steuerbordbug liegend lief sie nach Osten ab, unbemerkt von der Black Queen, Caligula und deren Spießgesellen, die nach wie vor in El Triunfo verweilten.

Teigig und verfallen wirkte das Gesicht von Willem Tomdijk im fahlen Licht des Mondes, die Hautfarbe erinnerte an alten, verdorbenen Talg. Willem schien den Tränen immer noch nahe zu sein. Mit Emiles Hilfe hatte er ein unzerstörtes Faß Bier unter den Trümmern hervorgezerrt, aber der Anstich war für ihn kein Anlaß zur Freude. Traurig hockte er da und ließ sich von Emile einen vollen Humpen aushändigen.

Er blickte starr auf den weißen Schaum und murmelte mit brüchiger Stimme: „O Gott, o Jesus, wie tief bin ich gesunken.“

Die Queen, Caligula und die Kerle stärkten sich mit dem Bier. Wenig später traf eine neue Gruppe von versprengten Siedlern am Sammelplatz ein: vier Männer, von denen zwei leicht verletzt waren. Bereitwillig trugen sie sich in die Liste ein, die die Queen vorbereitet hatte. Es war eine Art Musterrolle, sie wollte den Überblick nicht verlieren.

Nach Leroy waren insgesamt zwölf Männer auf dem Innenhof der Mission erschienen. Mit diesen vieren waren es jetzt also siebzehn, die die Mannschaften auf der „Caribian Queen“, der „Aguila“, der „Buena Estrella“ und der „Vascongadas“ ergänzen und verstärken würden.

Die Queen zog es allerdings vor, die neu rekrutierten Männer auf nur drei Schiffe zu verteilen. Es war besser, wenn die Männer an Bord der „Aguila“ auch weiterhin unter sich blieben, so befand sie im stillen, während sie ihr Bier austrank und sich den Humpen wieder vollzapfen ließ.

Es war immer noch nicht sicher, wie die Leute von El Triunfo nach dem Blutbad reagierten, wenn sie einen Spanier vor sich sahen. Jaime Cerrana hatte im übrigen vorläufig noch genug Männer für die „Aguila“, er hatte im Gefecht keinen einzigen seiner Kumpane verloren. Also war das Schiff nach wie vor voll seetüchtig, manövrierfähig und gefechtsklar.

Siedler mit seemännischen Fähigkeiten – davon gab es genug, denn die meisten der Engländer und Franzosen hatten sich ja als Küstenpiraten betätigt – wurden vorzugsweise auf die Beute-Galeonen „Buena Estrella“ und „Vascongadas“ geschickt. Pausenlos war das Beiboot der „Caribian Queen“ unterwegs, und auch von den beiden spanischen Galeonen waren die Jollen abgefiert worden.

Neue Männer trafen ein, diesmal waren es zwei Gruppen zu je fünf Mann. Ein paar Worte wurden gewechselt, dann trug die Queen die Namen der Männer ein. Es waren fast jedesmal die gleichen Sätze, die gesprochen wurden. Die Queen erklärte, daß sie die drei Galeonen überfallen und besiegt hätte, und bereit sei, jetzt den letzten Überlebenden von El Triunfo Beistand zu leisten. Die erschöpften Männer, die höllische Stunden im Dschungel hinter sich hatten, baten darum, in die Crew der Black Queen aufgenommen zu werden.

Willem Tomdijk hatte Einzelteile seiner Brauerei gefunden und verfiel in einen dumpfen Zustand des Brütens und der Depression. Er hob nur den Kopf, wenn wieder ehemalige Siedler den Hof betraten.

Dann murmelte er: „Marty? Nein, Marty lebt nicht mehr. Der Teufel soll ihn holen.“ Hätte er gewußt, daß sich das Kerlchen blühender Gesundheit erfreute, hätte er ihn wahrscheinlich auf noch schlimmere Weise verwünscht.

Emile Boussac hatte immer noch ein schlechtes Gewissen wegen des Messers, das er Jean Ribault zugesteckt hatte, damit dieser sich befreien konnte. Würde das noch bekannt werden? Er hoffte inständig, daß es sein Geheimnis blieb. Willem wußte es nicht, die Queen und Caligula ahnten nichts davon. Wenn Marty nicht, erschien, blieb der Fall ungeklärt und keiner sprach mehr davon.

Seufzend stocherte Emile mit dem Säbel in den morschen Trümmern herum, die nach wie vor schwelten. Welche Hoffnung gab es noch? Keine. Das Geschäft war zerstört, er würde keinen Silberling mehr verdienen, geschweige denn eine Goldmünze. Alles aus, dachte er, ich bin eben ein Pechvogel.