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Emery Montgomery

Allison

Submiss

Emery Montgomery ist das Pseudonym einer deutschen Schriftstellerin. Ebenfalls bei tredition erschienen sind Band 1 Ashley und Band 2 Alina. Band 4, Aria erscheint im Februar 2018 ebenfalls bei tredition.

Weitere Bände der Reihe sind in Planung.

Emery Montgomery

Submiss

Allison

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Für alle, die an mich geglaubt haben

Impressum:

Autorin: Emery Montgomery

Verlag: Tredition GmbH Hamburg, Self-Publishing

Umschlaggestaltung: Emery Montgomery

Copyright © 2017 by Emery Montgomery, SR

ISBN:

978-3-7345-9855-5 (Paperback)

978-3-7345-9856-2 (Hardcover)

978-3-7345-9857-9 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1

Halb drei früh! Spinnt mein Bruder eigentlich? Was zur Hölle kann so wichtig sein, dass er mich zu nachtschlafender Zeit an meinem ersten Urlaubstag irgendwo in die Pampa bestellt? Keine Ahnung wo ich hier bin, aber endlich sagt mir das Navigationsgerät, dass ich mein Ziel erreicht habe. Ich fahre durch ein pompöses Einfahrtstor aus schwarzem Stahl, das mindestens zwei Meter hoch ist und folge dem Weg bis zu einem herrschaftlichen Haus. Und dann sehe ich meinen Bruder. Michael steht in der Eingangstüre dieses alten Herrenhauses und winkt mich ungeduldig auf sich zu. Also schnappe ich mir schnell meine Arzttasche und laufe auf ihn zu.

„Gott sei dank Allison! Du hast ja ewig gebraucht!“

„Jetzt spinne aber mal nicht rum. Du hast mich vor einer Stunde angerufen und die Fahrt hierher hat alleine 45 Minuten gedauert. Wo genau sind wir hier überhaupt?“

„Das erkläre ich dir später.“ ist das Einzige, was mein Bruderherz zu mir sagt, ehe er mich am Ellenbogen fast und neben sich her schleift.

„Hey, du tust mir weh!“ quieke ich empört.

„Sorry, aber Jared braucht dringend deine Hilfe?“

Keine Ahnung wer Jared ist, aber ich lasse mich einfach mal weiter hinter Michael her schleifen. An Loslassen scheint er eh gerade nicht zu denken. Er führt mich in das Kellergeschoss des Hauses und in einen großen Raum. Ich bleibe stock steif und quasi wie angewurzelt stehen. Heilige scheiße! Das ist eine Folterkammer für BDSM. Mit offenem Mund starre ich durch den Raum und bin zu keiner Regung fähig.

„Allison, beweg dich!“

Ich merke wie Michael an mir zieht und erst vor einem Bett macht er halt. Ich verrenke mir gerade den Hals um mich weiter umschauen zu können und erschrecke mich zu Tode als ein Fremder mich anspricht.

„Du kannst dich später in Ruhe umschauen. Jetzt musst du Jared helfen!“

Ich wende mich der Stimme zu und schaue in smaragdgrüne Augen. Und was für Augen! Die sind der Wahnsinn und halten mich gleich gefangen. Ich sollte mich schleunigst zusammen reißen. Also mal kurz räuspern und auffällig umschauen. Erst jetzt fällt mir auf, dass noch mehr Männer anwesend sind und sie tragen alle Masken. Ich schaue Michael fragend an.

„Das ist Vorschrift. Meine Stimme hättest du eh erkannt, also konnte ich mir die Maske sparen. Und Jackson hat Recht. Wenn du mit Starren aufhören könntest würdest du feststellen, dass vor dir jemand liegt der deine Hilfe braucht!“

Ich schaue auf das Bett und entdecke dann den verletzten Mann. Ich gehe auf die Seite des Bettes und nehme die Mullbinden vom Bauch des Mannes. Er hat zahlreiche Schnittwunden die genäht werden müssen. Ich schaue meinen Zwillingsbruder an.

„Warum fahrt ihr nicht in ein Krankenhaus?“ will ich von ihm wissen.

„Weil der sture Esel vor dir da nicht hin will!“

Ich schaue den Mann in dem Bett an und er nickt.

„Das würde zu viele Fragen aufwerfen. Und keine Sorge, wir machen hier nichts illegales!“

Ich zucke betreten zusammen. Erwischt könnte man sagen. Ich denke mein Gesichtsausdruck war zu verräterisch. Ich krame in meiner Tasche die nötigen Utensilien zusammen, ziehe mir Handschuhe an und beginne den Mann zu verarzten, als zu den 6 bereits um das Bett herum stehenden Männern ein weiterer das Zimmer betritt. Er hat eine Frau auf dem Arm, die ihre Beine um seine Hüfte geschlungen hat und sie flirten heftig. Von der anderen Bettseite vernehme ich ein gebieterisches „Shawn!“. Der Mann mit der Frau auf dem Arm bleibt abrupt stehen und lässt sie herunter. Die Frau dreht sich herum und meine Augen weiten sich vor Erstaunen. Ich kenne diese Frau. Sie ist die Autorin mehrerer Bestseller und schlagartig wird mir eines klar. Ihre Geschichten sind keine Fiktion. Die Frau, ihr Name ist Ashley, kommt auf das Bett zu und lächelt mich freundlich an. Ich kann nicht anders, ich muss mich vergewissern.

„Keine Fiktion. Deine Bücher sind autobiografisch!“ stelle ich fest und sie nickt. Ich schlucke schwer. Die Frau hat eine Menge durchgemacht, doch sie scheint glücklich. Sie ist zu dem Mann gegangen, der dieses herrische „Shawn!“ von sich gegeben hat und sie schmiegt sich in seine Arme. Also hat sie wirklich zwei Männer denke ich mir noch als Michael sich erneut zu Wort meldet.

„Allison, denke später darüber nach und mache weiter!“

Ich hatte gar nicht gemerkt das ich inne gehalten hatte und wende mich nun schnell wieder meinem Patienten zu. Tapfer ist er, das muss ich ihm lassen. Er verzieht keine Miene und lässt seine Behandlung klaglos über sich ergehen. Doch mir geistern diese grünen Augen noch im Kopf herum. Ich schüttele den Kopf in der Hoffnung die Gedanken an diese Augen abschütteln zu können. Ich nähe die Wunden des Mannes weiter als fünf weitere Männer das Zimmer betreten. Ich wende mich ihnen zu und mir klappt die Kinnlade herunter. Ich erkenne sie alle, auch wenn sie Masken tragen. Sie alle haben mit meinem Bruder zusammen Jura studiert und im Anschluss an das Studium eine Kanzlei zusammen eröffnet, die heute zu den erfolgreichsten der Gegend gehört. Einer von ihnen, es ist Preston, grinst breit und nimmt die Maske ab.

„War klar das du uns sofort erkennen würdest!“ stellt er fest. Und Recht hat er. Ich bin oft in der Kanzlei und kenne diese Männer seit Jahren, doch mit dem hier hatte ich im Leben nicht gerechnet. Ich schaue meinen Bruder an und ziehe die Augenbraue in die Höhe. Das kann nicht deren Ernst sein.

„Echt jetzt?“ entfährt es mir und Michael nickt nur.

„Das erklärt einiges!“ ergänze ich, da Michael einfach nichts dazu sagt. Irgendwann wird er sich mal dazu äußern.

„Was meinst du?“ höre ich ihn fragen.

„Kann ich offen reden?“

Doch anstatt das Michael mir antwortet höre ich meinen Patienten sprechen.

„Nichts was du sagst oder hörst wird dieses Gebäude verlassen und wir haben hier keine Geheimnisse voreinander!“

Ich nicke ihm zu und wende mich dann wieder an meinen Bruder.

„Dein Verhalten gegenüber einigen Frauen. Es kam nicht oft vor und du hast versucht es gut zu verstecken und dennoch konnte ich es sehen. Ich habe mich schon gefragt was dein Problem ist. Es war für mich nicht nachvollziehbar warum du dich wie ein Schrank vor ihnen aufgebaut hast. Deine Körpersprache war eindeutig. Ich dach te du hättest dich einfach nicht unter Kontrolle!“

Michael grinst schief ehe er spricht.

„Was hätte ich dir denn sagen sollen Allison? Du bist zwar meine Schwester, aber ich weiß das du es auch schon mal ausprobiert hast und es hat dir nicht gefallen. Ich hatte nicht erwartet das du es verstehen würdest!“

Jetzt reiße ich vor Schock geweitet die Augen auf und wende mich Preston zu. Ich funkele ihn wütend an, als ich meinen Bruder reden höre.

„Nimm es ihm nicht krumm und außer mir hat er es niemandem gesagt!“

Aber Michaels Worte beruhigen mich gerade überhaupt nicht, denn wenn er das weiß was weiß er dann noch? Ich ignoriere meinen Bruder und spreche zu Preston.

„Was hast du ihm noch gesagt?“ zische ich.

„Alles!“ sagt er leise und ich traue meinen Ohren kaum. Ich will gerade zu einer ordentlichen Standpauke ansetzten als Michael dazwischen geht.

„Allison las es. Das hier ist nicht der richtige Ort dafür!“

„Es gibt für nichts weder den richtigen Ort noch die richtige Zeit!“ keife ich. Und erst da fällt mir ein das wir ja nicht alleine sind. Scheiße, was müssen die alle denken? Ich werde knallrot und nähe einfach weiter, dabei bemerke ich nicht das Preston zu mir gekom men ist und nun hinter mir steht als er zu sprechen anfängt.

„Das hier ist unter anderem Grund warum wir damals nicht weiter machen konnten Alli. Und es gibt eine, na ja, sagen wir mal Firmeninterne Regel!“

Ich wende mich ihm zu.

„Was soll das heißen?“

„Wir trennen berufliches und privates. Das heißt, dass du für uns alle tabu bist!“

Er scheint noch mehr sagen zu wollen, doch ich schneide ihm das Wort ab.

„Ich will es nicht wissen!“

Und das ist mein Ernst. Preston und ich waren nie ein Paar, aber wir hatten, na ja, sagen wir mal wir waren eine Art Interessengemeinschaft und hatten unseren Spaß zusammen. Und nun melden sich diese grünen Augen wieder zu Wort. Wie war noch mal sein Name? Ach ja, den kenne ich noch gar nicht, glaube ich zumindest.

„Wart ihr mal zusammen?“ höre ich ihn fragen.

Preston antwortet für uns.

„Nein. Aber wir haben viel Zeit zusammen verbracht!“

Seine Internation lässt keine Fragen offen und ich spüre wie ich erneut rot werde. Ich will hier einfach nur raus. Ganz schnell. Also konzentriere ich mich auf meinen Patienten und schweige einfach weiter. Doch dieser Jackson scheint neugierig zu sein, denn er fragt nach.

„Hat sie bei dir festgestellt das BSM nicht ihre Welt ist?“

„Nein Jackson, und sie hat nur Bondage ausprobiert!“

Äh hallo, geht es noch. Muss Preston hier so frei aus dem Nähkästchen plaudern.

„Halt die Klappe!“ sage ich leise, aber bestimmt. Ich sehe Preston aus dem Augenwinkel heraus nicken. Gut, denn die Leute hier geht eindeutig nichts an was mein Sexualleben betrifft. Doch dieser Jackson will mehr wissen und wendet sich nun direkt an mich.

„Was war so schlecht daran?“

Äh, das ist ein Scherz. Das kann nur ein Scherz sein. Ich habe keine Ahnung ob ich ihm antworten soll und leider fällt mir auch erst auf das ich ihm unentwegt in die Augen starre und mich nicht mehr rege als Michael sich vornehm räuspert. Ertappt zucke ich zusammen. Doch ich antworte diesem Jackson tatsächlich.

„Es war nicht mein Ding zusammen geschnürt zu werden. Und es war total unangenehm. Einige Körperteile waren eindeutig nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt!“

Unbewusst streiche ich mir über die Brüste und sehe diesen Jackson grinsen, ehe er wieder zu mir spricht. Und ich nehme fluchs die Hände in den Schoß.

„Wäre auch nicht meins. Fesseln ja, aber diese Bondagenummer hat eher was lachhaftes. Sieht auch merkwürdig aus wenn die Damen dann wie kleine Pakete zurecht geschnürt vor einem liegen!“

Ich grinse nur und fahre mit der Behandlung fort. Und meine Gedanken wandern zurück in die Zeit mit Preston. Preston ist heute 42 Jahre, ca.180 cm groß und durchtrainiert. Das war er früher nicht. Da war er eher hager, aber die blonden Haare und die braunen Augen sind noch immer die des Preston von vor sehr vielen Jahren. Und ja, wir hatten sehr viel Spaß zusammen. Grins.

Wow, diese Frau ist der Hammer. Ungefähr 175 cm groß, schlank und muskulös, lange blonde Locken und große blaue Augen. Ob ich mit meiner Fragerei zu weit gegangen bin? Ich hoffe nicht, ich würde sie gerne näher kennen lernen. Michael hätte uns seine Schwester nicht so lange vorenthalten sollen. Ups, sie scheint mit ihrer Behandlung fertig zu sein und ich stehe ihr voll ihm Weg herum als sie zu mir spricht.

„Ähm, Jackson, richtig? Dürfte ich mal vorbei?“ fragt sie mich und ich trete zur Seite, während ich die Herren allesamt grinsen sehe. Na toll, aufgefallen würde ich sagen.

„Komm mit mir, ich zeige dir wo du heute Nacht schläfst!“

Ashley hat mich am Arm genommen und führt mich aus dem Zimmer heraus.

„Ähm, ich fahre jetzt nach Hause!“ lasse ich sie wissen, doch sie schüttelt nur lachend den Kopf.

„Das würden die Männer nicht zu lassen. Es gab schon eine kleine Unruhe weil Michael dich alleine her fahren ließ. Außerdem musst du dann Morgen nicht wieder den ganzen Weg her fahren um noch mal nach Jared zu sehen!“

„Ich bin schon groß!“ lasse ich Ashley gespielt ernst wissen als Michael zu uns aufgeschlossen hat.

„Ashley hat Recht. Du bleibst über Nacht und ich würde gerne noch mit dir reden!“

Ashley lässt uns alleine weiter gehen und ich schaue Michael verstohlen von der Seite an. Ich hatte nicht gedacht wie exzessiv sein Lebenswandel ist.

„Lass das Alli!“ mahnt er mich und ich strecke ihm nur die Zunge heraus.

„Ich werde dir alles erzählen und erklären, aber jetzt ist es an der Zeit zu schlafen!“

Michael führt mich in eines der Gästezimmer und lässt mich alleine. Auf dem Bett liegt ein Schlafanzug und auch einige Kosmetikartikel entdecke ich im angrenzenden Bad. Doch als ich im Bett liege kann ich nur schwerlich Ruhe finden und es dauert gefühlt ewig bis ich endlich einschlafe.

2

Keine Ahnung wie spät es ist, aber ich kann einfach nicht weiter schlafen. Also verlasse ich mein Zimmer und streune durch das Haus, auf der Suche nach der Küche und nach reichlich Irrwegen habe ich sie dann endlich gefunden. Ich nehme mir ein Glas Milch und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Und ich hätte das Licht einschalten sollen, denn das hätte mir das nun folgende Aufspringen und Schreien erspart. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich nicht alleine bin und als ich nun Jacksons Stimme höre gibt es kurzfristig kein Halten mehr. Mein Herz rast wie wild und droht aus meinem Körper ausreißen zu wollen. Ich versuche mich zu erinnern was er zu mir gesagt hat.

„Kannst du auch nicht schlafen?“

Ja genau, das hat er mich gefragt.

„Nein!“ ist jedoch zuerst alles was ich sage und nach meiner kurzen Panikattacke muss Jackson laut lachen.

„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken Alli!“ gluckst er und hält sich den Bauch. Na toll.

„Warum hockst du hier im Dunkeln?“

„Licht war nicht nötig und ich hatte nicht mit Gesellschaft gerech net!“

„Puh, da war ich froh endlich die Küche gefunden zu haben und dann das. Ich hole mal was zum aufwischen!“

Und ich mache das Licht an. War klar das ich die gesamte Milch verschüttet habe, oder? Also mache ich mich ans Aufwischen und bin erstaunt als Jackson mir dabei hilft. Na höflich scheint er ja zu sein. Aber ich meide es tunlichst ihm in die Auge zu schauen. Nicht das ich ihn wieder endlos lange anstarre. Das wäre dann noch peinlicher als meine Panikattacke von gerade eben.

„Michael hätte dir eine kleine Führung zu Teil lassen werden sollen!“ stellt Jackson lächelnd fest, als wir uns gemeinsam wieder an den Tisch setzen.

„Wäre nicht schlecht gewesen. Das Haus ist riesig!“

„Ja, da hast du recht. Was hast du nun vor?“

„Keine Ahnung. Ich hoffe ich kann gleich wieder einschlafen!“

„Findest du wieder zurück zu deinem Zimmer?“ Einfach mal schief grinsen. Ich bezweifle das stark und Jackson versteht.

„Ich bringe dich hin. Folge mir!“

Ich folge Jackson und bin erstaunt wie schnell wir an meinem Zimmer angekommen sind. Mein Gesicht spricht Bände.

„Eigentlich ganz einfach!“ scherzt Jackson, ehe er sich von mir ab wendet.

„Danke!“ sage ich nur, aber am liebsten würde ich ihn aufhalten. Alleine in einer fremden Umgebung konnte ich noch nie gut schlafen. Jackson hat gemerkt, das ich mich nicht bewegt habe und hält inne.

„Alles in Ordnung Alli?“

„Ja!“ sage ich leise und wende mich der Türe zu, aber meine Hand ruht einfach auf dem Griff, ohne die Türe jedoch zu öffnen. Ich sehe wie sich eine Hand auf meine legt und den Griff nach unten drückt und ich spüre Jacksons Körper viel zu nah an meinem als er mit mir spricht.

„Schwierigkeiten in fremder Umgebung schlafen zu können?“ höre ich ihn fragen und ich nicke nur. Dann zieht er die Türe wieder zu und nimmt meine Hand. Ich folge ihm, aber ich habe da noch eine Frage.

„Ähm, wo gehen wir hin?“

„Du hast die Wahl. Entweder zu Preston oder zu deinem Bruder!“

Ich halte abrupt inne.

„Das ist ein Scherz, oder?“

„Nein. Ich würde dich mit zu mir nehmen, aber ich denke das würde deinem Bruder gar nicht gefallen. Also, wo soll es hin gehen?“

„Nach Hause!“ ist alles was mir gerade einfällt und Jackson lacht leise.

„Beides keine gute Wahl?“ fragt er mich.

Ich schüttele den Kopf, aber ich habe auch keine Ahnung was besser wäre. Jackson zieht mich einfach weiter mit sich und in einem Wohnzimmer macht er halt.

„Hier können wir zusammen bleiben. Jeder artig auf einer Couch. Dann kann dein Bruder auch nicht schimpfen!“

Ich sehe Jackson schelmisch grinsen, ehe er zu einem der Sofas geht und sich darauf fallen lässt. Er schaut mich abwartend an. Ja, ich hatte vergessen mich zu bewegen als meine Augen sich auf Jacksons Hintern geheftet hatten. Jetzt husche ich flux zu dem noch freien Sofa. Ich kuschele mich in eine Flauschdecke und schließe die Augen.

„Warum tust du das Jackson? Ich meine es könnte dir doch egal sein was mit mir ist?“

„Wir sind keine Unmenschen. Und ich liebe dieses Sofa!“

Ich sehe ihn schief grinsen ehe er die Augen schließt.

„Schlaf gut Alli!“

„Du auch Jackson!“

Als ich mühsam die Augen öffne sind wir nicht mehr alleine im Wohnzimmer. Dieser Shawn und Preston sind auch da. Letzterer grinst mich gerade unverschämt breit an.

„Hat sich nichts verändert, was Alli!“ höre ich ihn sagen und ich werfe nur mit einem Kissen nach ihm, was er mit einem „Sag ich doch!“ quittiert. Ich ziehe mir einfach die Decke über den Kopf und versuche wieder einzuschlafen. Wie spät ist es eigentlich? Doch jemand hebt meinen Kopf an und lässt ihn auf seinem Schoß wieder herunter.

„Schwesterherz, wird Zeit aufzustehen!“ höre ich Michael sagen, doch ich bevorzuge es ihn noch eine Weile zu ignorieren. Ist gerade so schön kuschelig. Als er dann auch noch anfängt meinen Rücken zu kraulen ist es um mich geschehen. So ein Bruder ist was feines, ganz eindeutig. Ich schlafe wieder ein und werde erst wieder wach als mir jemand die Decke mopst. Und dann hüpft Preston auf mich drauf und kitzelt mich durch. Erst als ich um Gnade winsele lässt er von mir ab und ich liege noch immer schnaubend unter ihm. Ich öffne die Augen und schaue mich um. Wir sind alleine. Na nu, so viele Bewohner und keiner ist da.

„Wo sind denn alle?“ nuschele ich.

„Beim Mittagessen!“

Oh Shit, ich habe den halben Tag verschlafen.

„Kannst du mich zu meinem Zimmer bringen. Ich muss dringend duschen ehe ich denen unter die Augen trete.“

Und dann höre ich von hinter mir ein „Der Out – Off – Bett – Lock“ ist hier üblich.“

Jackson, na prima. Ich habe ein riesen Vogelnest auf dem Kopf und versuche verzweifelt es zu bändigen, als Preston meinen Kopf zwischen seine Hände nimmt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt.

„Du bist niedlich wenn du dich genierst Alli!“

„Dusche!“ quengele ich nur und Preston sieht über meine Schulter hinweg zu Jackson.

„Bringst du sie hin? Ich muss zu Jared runter!“

„Klar!“ kommt es von Jackson und ich ergebe mich in mein Schicksal. Ist eh zu spät würde ich sagen. Also tapse ich neben Jackson her und bin froh als ich endlich im Bad verschwinden kann. Und ich staune nicht schlecht als ich wieder in meinem Zimmer bin. Jemand hat mir was zu essen auf einem Tablett hin gestellt. Sehr zuvorkommend denke ich noch als ich erneut heftig erschrecke. Jackson ist entweder noch immer oder schon wieder hier.

„Ich bin dein Navi. Wenn du gegessen hast bringe ich dich zu Jared!“

Ich drehe mich zu ihm.

„Was wäre gewesen wenn ich nackt hier rein gekommen wäre?“ frage ich ihn.

„Dann hätte ich den Anblick ausgiebig genossen!“ sagt er leise und schaut mich von oben bis unten an. Ich drehe mich schnell herum und fange zu essen an. Herrlich, schmeckt verdammt lecker. Am Ende bin ich völlig voll gefuttert und lasse mich genüsslich rücklings auf das Bett fallen. Und jetzt wünschte ich ich hätte es nicht getan, denn Jackson ist urplötzlich auf mir und sieht mir in die Augen.

„Ich würde das lassen Alli, es sei denn du willst mehr!“

Ich komme nicht mehr dazu ihm zu antworten als ich Michaels Stimme höre.

„Was geht denn hier vor?“ fragt er ziemlich angesäuert und Jackson rollt sich sofort von mir herunter und steht auf. Im Rausgehen höre ich ihn zu Michael sagen: „Ich bin der Falsche für den Betreuerjob. Lass sie nicht in meine Nähe oder mit mir alleine!“

Ich schaue Jackson verwirrt hinterher. Was soll das denn heißen? Also mal fragend die Augenbraue heben und Michael anschauen.

„Er findet dich ein wenig zu anziehend Alli! Und jetzt gehen wir zu Jared!“

„Wir sollten reden Bruderherz!“

„Ja, später!“

Ich gebe mich damit zufrieden und lasse mich zu Jared bringen. Der hat das Kellergeschoss verlassen und ist in einem Zimmer am Ende des Ganges untergebracht. Als wir eintreten lächelt er uns zu.

„Ah, meine Leibärztin!“ höre ich ihn flaxen, ehe ich die Decke zur Seite lege und sein Shirt hoch ziehe.

„Was ist passiert?“ will ich nun aber endlich wissen.

„Einer wollte die Regeln nicht akzeptieren. Er wollte nicht verstehen, dass die Party für ihn vorbei war!“

„Endet das immer so?“

„Nein. Das ist das erste Mal.“

„Verstehe!“

„Bist du sicher Allison?“

„Ich kenne euren Verein aus den Büchern von Ashley. Ich denke er wollte den Kodex nicht akzeptieren und konnte so kein Teil von eurer Gesellschaft werden!“ Jared nickt, als Michael zu sprechen ansetzt.

„Ich wollte es dir sagen Alli. Unzählige Male habe ich es versucht, aber ich habe es nie geschafft. Ich wollte nicht das sich etwas zwischen uns ändert!“

Ich schaue meinen Bruder an. Er ist noch immer derselbe Mensch, wenn auch mit nicht ganz handelsüblichen Vorlieben oder einem extravagantem Hobby wenn man so will.

„Was soll sich ändern? Du bist mein Bruder und machst das hier schon seit Jahren. Ich werde allerdings Probleme haben wieder in eure Kanzlei zu kommen, denn ich werde das Kopfkino einfach nicht los. Dümmliches Grinsen müsst ihr in Kauf nehmen.“

„Damit können wir leben!“

Preston! War ja klar. Und sein Grinsen ist unverschämt breit. Doch er hat noch mehr zu sagen.

„Lust es mal aus zu probieren?“

Das ist jetzt nicht Prestons Ernst! Ich verschlucke mich fast an mei ner eigenen Spuke als mein Bruder sich einmischt.

„Du kennst die Regel. Meine Schwester ist tabu!“

Ich sehe wie Preston eine Schnute zieht. Niedlich, wie ein quengelnder Fünfjähriger.

„Alli, komm mal zurück in die Gegenwart!“

Ups, mein Bruder hat recht. Ich hatte Preston einfach angestarrt und an früher gedacht. Also schaue ich weiter nach meinem Patienten, aber auch der hat noch was zu sagen.

„Männer, die Dame ist alt genug um für sich selbst zu entscheiden und ich denke sie interessiert sich nicht sonderlich für eure Regeln!“ Ich grinse Jared an. Ja, er hat Recht. Gerade sind die mir egal. Ich erinnere mich an viele schöne Momente mit Preston und ja, ich habe ihn vermisst. Natürlich würde ich das niemals offen zugeben, aber ein wenig träumen darf man ja. Und auch dieser Jackson ist ziemlich interessant. Natürlich nicht offiziell, ihr versteht mich schon. Na ja, nicht meine Welt. Ich schüttele den Kopf um diese Gedanken schnell wieder los zu werden und beende meine Behandlung.

„Allison, heute Abend ist hier eine Party und wir würden uns freuen wenn du uns Gesellschaft leisten würdest. Dein Bruder hat gesagt, das du gerade Urlaub hast und ich hoffe du hast Zeit?“

Warum habe ich gerade dann Urlaub wenn ich es vorziehen würde wieder im Krankenhaus Überstunden in der Notaufnahme schieben zu dürfen? Ärztin zu sein ist nicht immer ein Zuckerschlecken, doch ich liebe meinen Job. Und ich habe die besten Kollegen von Welt. Nur hat Michael mir jegliche Grundlage für meine übliche Ausrede genommen.

„Ähm, ich denke ich bin da ziemlich deplatziert!“

Kläglicher Versuch, ich weiß.

„Warum? Die Mädels hier im Haus haben bestimmt was passendes zum Anziehen für dich und es ist eine handelsübliche Party. Keiner sagt, dass du mit in eines der Spielzimmer musst!“

„Davon gibt es mehrere?“ keuche ich geschockt und die Herren lachen. Also ja. Na prima. Aber Jared hat was von Mädels gesagt und gestern Abend war nur eine da. Also mal kurz nach der anderen fragen.

„Wer ist die andere Frau?“

„Sie heißt Alina und war gestern Abend beruflich unterwegs. Sie ist Journalistin!“ lässt Jared mich wissen und ich nicke.

„Aber nur wenn ich nicht alleine dar stehe!“

„Du bleibst an meiner Seite!“ stellt Preston klar und ich nicke erneut. An seiner Seite kann nicht viel schief gehen. Mein Bruder verzieht das Gesicht, er scheint gar nicht damit einverstanden zu sein, dass Preston mich in seine Obhut nimmt, aber das ist mir ehrlich gesagt gerade egal. Ich schwelge mal wieder in Erinnerungen von mir und Preston.

„Wir passen schon auf sie auf Michael!“ stellt Jared fest, doch Michael macht sich scheinbar keine Sorgen darum, was Preston mit mir anstellen könnte.

„Jackson ist mein Problem!“ höre ich meinen Bruder sagen, ehe er das Zimmer verlässt. Ich sehe wie Jared und Preston meinem Bruder verwirrt hinterher starren, ehe sie mich fragend ansehen.

„Schaut mich nicht so an. Ich habe geglotzt wie eine besoffene Seekuh als Jackson auf einmal auf mir war und ich habe ihn nicht dazu ermuntert.“

„Verstehe!“ ist alles was Jared sagt. Preston ist ungewöhnlich schweigsam. Ich schaue ihn an, aber er schüttelt nur mit dem Kopf. „Preston, würdest du den Mädels sagen gehen das unser Gast was zum anziehen braucht. Ich würde gerne alleine mit Allison sprechen!“

Preston zieht ohne ein weiteres Wort davon und ich schaue Jared nun abwartend an. Mal sehen was er von mir möchte.

„Wie sind Preston und du damals auseinander gegangen?“

„Ähm, wir waren nie zusammen. Irgendwann sagte er nur wir können so nicht weiter machen und ich habe es akzeptiert!“

„Er mag dich noch immer Allison und das mit Jackson könnte zum Problem werden!“

„Moment, was soll das mit Jackson überhaupt? Ich meine ich kenne den Typen nicht einmal wirklich. Klar, er war nett zu mir, aber mehr auch nicht!“

„Sie haben beide Interesse an dir Allison, dessen sei dir gewiss. Ich hoffe das führt nicht zu einem Konflikt!“

„Ich kann auch einfach gehen.“

„Quatsch, wir wollen dich gerne hier haben. Die Herren werden ihre Hormone schon unter Kontrolle halten und du wärst auch die falsche Baustelle für sie. Ich denke du weißt was ich meine!“

Oh ja, ich weiß es genau und BDSM ist so gar nicht meine Welt, auch wenn Preston auch ganz anders sein kann oder konnte. Keine Ahnung wie es heute so um ihn bestellt ist. Also nicke ich nur. Und da kommt Ashley zur Türe herein und strahlt uns an.

„Alina erwartet uns in ihrem Zimmer. Folge mir Allison!“

Ich stehe auf und tapse hinter ihr her, noch immer gefangen in meinen Erinnerungen an Preston. Ashley sieht mich ein paar Mal von der Seite an, lässt mich aber meinen Erinnerungen nachhängen. Erst als wir bei Alina ankommen wendet sie sich an mich.

„Wir sind keine gehirnlosen Marionetten. Ich möchte, dass du das weißt. Viele denken SUB haben keinen eigenen Willen. Das stimmt aber so gar nicht!“

„Ich habe deine Bücher gelesen und ich bin mir sicher, dass die Männer euch respektieren und auf Händen tragen. Mach dir darum keinen Kopf!“

„Und worüber denkst du dann gerade nach?“ fragt sie mich als wir eintreten.

„Preston!“ ist alles was ich sage als Alina auf mich zu kommt.

„Hallo, freut mich dich kennen zu lernen. Was hat Preston angestellt?“

Alina schaut zwischen Ashley und mir hin und her, aber eine Weile antwortet keiner von uns. Ashley erbarmt sich dann.

„Allison und Preston haben eine gemeinsame Vergangenheit!“

„Oh!“ ist alles was Alina sagt, ehe sie mich zum Bett führt.

„Such dir aus was du magst!“

Ich schaue mir die Sachen an, doch so wirklich bei der Sache bin ich nicht. Ich hatte ich jahrelang erfolgreich verdrängt, dass ich damals mehr von Preston wollte und er mir mit seiner Zurückweisung das Herz gebrochen hat, so brechen die alten Wunden gerade wieder auf. Beide Frauen sagen nichts, sondern lassen mich einfach gewähren, bis Jackson mich in das Hier und Jetzt zurück holt.

„Das hier wäre mein Vorschlag! Und ich wollte dir vorhin nicht zu nahe treten!“

Er deutet auf eine Kombination aus einer schwarzen Lackröhre und einer roten Corsage.

„Das bist du nicht!“ antworte ich ihm und er nickt mir zu. Ich sehe wie die Frauen uns neugierig beäugen.

„Ich lasse euch dann mal wieder alleine!“

Jackson hat die Blicke von Alina und Ash auch bemerkt.

Ich schaue Jackson hinterher als ich die Stimme von Alina höre.

„Scheinbar hast du nicht nur Prestons Aufmerksamkeit auf dich gezogen!“ stellt sie fest ehe sie fort fährt „Und jetzt raus aus den Klamotten und rein in die hier!“

Sie hält mir genau die Sachen hin, die Jackson vorgeschlagen hat und ich zögere. Ist vielleicht nicht so gut genau das zu tragen, was ihm gefallen würde.

„Denk nicht darüber nach Allison. Alina und ich halten dich heute Abend schon auf Trab und die Männer auf Abstand!“

Ashley strahlt mich an und ich kann nicht anders als sie gern zu haben. Sie ist so herzlich und offen.

„Kann mir irgendwer sein Halsband geben?“ frage ich dann und sehe die beiden Frauen grinsen.

„Angst verloren zu gehen?“

„Ja Alina, und wie!“

„Lust auf eine lesbische Abenteuerreise?“ höre ich da eine Frau trällern, die das Zimmer betritt und mir fallen Teile der Bücher wieder ein. Das muss dieser weibliche DOM sein. Ich grinse breit als die Frau auf mich zu kommt und mir die Hand entgegen streckt.

„Ich bin Selena und wenn du nicht abgeschreckt bist kannst du mein Halsband tragen!“

„Gerne!“ sage ich nur und verlassen mit den Klamotten und dem Halsband bepackt das Zimmer.

Fertig angezogen stehe ich nun vorm Spiegel und lege gerade Selenas Halsband an als Preston erscheint.

„So so, gehst wohl auf Nummer sicher!“ scherzt er, als sein Blick auf das Halsband fällt.

„Ich dachte es wäre eine gute Idee!“

„Falsch ist sie grundsätzlich nicht, aber mir wäre es lieber du würdest mein Halsband tragen!“ haucht er mir entgegen und mich überkommt eine Gänsehaut. Und er kommt mir viel zu nahe. Ich schaue ihm einfach in die Augen als ich Jacksons Stimme höre.

„Lass es lieber, Michaels Ansage war eindeutig!“

Ich trete einen Schritt zurück und schaue Jackson fragend an.

„Wenn wir dir zu nahe kommen sind wir Hackfleisch!“ sagt er grinsend.

„Ich glaube du hast das eher als Herausforderung verstanden!“ stelle ich fest als Selena zur Türe herein trällert.

„Vergesst es Männer, alles meines!“ scherzt sie, während sie mich von hinten umschlingt.

„Gewöhne dich schon mal an meine Nähe und hat dir jemand erklärt was es heißt wenn ich meinen Anspruch auf dich gelten mache, falls ein anderer DOM auf dem Radar erscheint Alli?“

„Nein, aber ich habe Ashleys Bücher gelesen, ich denke ich weiß was kommt!“ schaffe ich gerade noch zu sagen, als Preston mich rücklings vor die nächste Wand donnert und mir die Luft abdrückt.

Und dabei grinst er auch noch fies. Mir fallen vor Schreck fast die Augen aus dem Kopf.

„Das sollten wir noch ein paar Mal machen wenn sie heute Abend nicht auffallen will!“ höre ich Jackson sagen und Preston lässt grinsend von mir ab.

„Versuch das nächste Mal ein anderes Gesicht zu machen!“ lässt er mich wissen als wir das Zimmer verlassen. Ich trotte ziemlich perplex neben Selena her. Wir treffen die Anderen im Wohnzimmer und Michael schaut mich besorgt an.

„Alles O.K. Schwesterherz?“

„Sie hat gerade ihre erste Erfahrung in Sachen Dominanz gemacht!“ sagt Preston ihm und ich sehe den skeptischen Blick meines Bruders. Also lege ich nach.

„Ich habe wohl ein selten dämliches Gesicht gemacht, als ich rücklings vor die Wand gedonnert worden bin!“ lasse ich ihn wissen und mein Bruder grinst unverschämt breit.

„Da wäre ich gerne dabei gewesen!“

„Das bezweifle ich!“ quieke ich, während ich erneut vor die Wand gedonnert werde und in Jacksons Augen starre. Der sagt nur ziemlich süffisant: „Erledigt!“ und grinst dann meinen Bruder an. Der kommt auf mich zu.

„Vielleicht sollte ich das mit dir machen, in der Hoffnung deine Augäpfel bleiben dann in deinem Kopf!“ neckt er mich und ich pikse ihm in die Seiten, nur um dann um Gnade zu winseln als er mich durchkitzelt.

„Geschwisterliebe ist echt niedlich!“ höre ich Selena trällern. Und dann machen wir uns auf den Weg und ich erst einmal große Augen. Das ist alles neu für mich und ich kann mich gar nicht satt sehen an den ganzen neuen Eindrücken. Und ich bin doch so verdammt neugierig. Also will ich auch alles sehen und über all mal hin. Ich halte den ein oder anderen ganz schön auf Trab. Aber keiner schimpft oder meckert deswegen. Sie lassen mich alles ausgiebig inspizieren ehe wir dann den Weg auf die Tanzfläche finden. Und hier will ich bis auf weiteres auch nicht mehr weg. Es gibt nichts besseres als Tanzen um den Kopf frei zu kriegen. Also wird sich jetzt eine ausgiebige Runde frei getanzt, wie ich es so gerne nenne.

3

Und der Abend ist richtig nett. Mit Ashley und Alina kann man prima feiern und es kam noch keine Situation in der Selena oder einer der Männer die, na ja, sagen wir mal Fronten klären mussten. So sind meine Augäpfel auch fein in meinem Kopf geblieben. Jetzt gerade brauche ich aber mal eine Pause. Also mache ich mich auf den Weg auf die Empore und lasse mich auf einen Stuhl fallen und ziehe diese High – Heels aus, ehe ich beginne meine Füße zu massieren. Ist ewig her das ich es so lange auf hohem Schuhwerk aushalten musste und gerade fühlt es sich so an als ob ich nie wieder einen Meter schmerzfrei laufen werde. Als ich mit meiner Fußmassage fertig bin beschließe ich die Schuhe noch eine Weile aus zu lassen und lehne mich nach vorne. Ich lege die Unterarme auf die Brüstung vor mir und bette den Kopf auf meinen Händen, während ich das Treiben weiter unten beobachte. Und ja, ich blicke, wie schon die gesamte Zeit zuvor auch, immer wieder verstohlen zu Preston als mich jemand anspricht.

„Was auch immer einmal zwischen euch war scheint noch immer da zu sein!“

„Jackson, anschleichen ist gemein!“

Klar, ich bin zusammen gezuckt wie eine Fünfjährige Nachts alleine im Wald, wenn die Äste knacken und die Tiere heulen.

„Du weichst mir aus Alli!“ höre ich ihn sagen, als ich sehe wie er sich zwei Stühle links von mir ebenfalls hinsetzt und den Rücken gegen die seitliche Brüstung lehnt. Ich schaue skeptisch auf den freien Platz zwischen uns und Jackson grinst nur, ehe er die Füße auf den noch freien Platz legt. Jackson sieht mich abwartend an, aber ich habe ehrlich gesagt nicht vor ausgerechnet mit ihm über Preston zu sprechen. Also setzt er erneut an.

„Ehrlich Alli, ihr beide starrt euch den gesamten Abend über immer wieder an, verstohlene Blicke, die für alle anderen ziemlich offensichtlich sind und jetzt erzähl mir nicht das er dir egal ist!“

„Das würde ich auch nicht behaupten Jackson, aber ich möchte auch nicht darüber sprechen und es wäre schön wenn du diese Entscheidung respektieren würdest!“

Ich ziehe die Beine vor meinen Oberkörper und beobachte weiter die feiernde Menge unter uns und Jackson gibt die Fragerei in Sachen Preston auch auf, was jetzt nicht heißt das er schweigen würde. Ganz im Gegenteil.

„Sag mal Alli, was hast du eigentlich für eine Vorstellung von deiner Zukunft?“

Ich drehe ihm den Kopf zu und schaue ihn erst einfach nur an.

Ehrlich gesagt geht ihn das nichts an. Er ist ein Fremder, aber aus irgend einem unerklärlichen Grund antworte ich ihm dann doch. Na ja, natürlich erst als ich es geschafft meinen Blick von seinen Augen zu lösen.

„Ich habe das nötige Geld für eine eigene Praxis schon lange zusammen, aber irgendwie fühle ich mich im Krankenhaus wohl und mag die Menschen mit denen ich zusammen arbeite. Bis jetzt habe ich den Absprung einfach noch nicht geschafft!“

„Aber der Schichtdienst dürfte mit zunehmenden Alter nicht einfacher werden. Ich denke das ist unumstritten!“

„Du hast recht Jackson und manchmal ist es echt hart, aber ich bin seit 15 Jahren da und kann mir ein Aufhören einfach noch nicht vorstellen!“

„Du scheinst keine Freundin von Veränderungen zu sein, wenn ich an gestern Nacht denke Alli!“

„Das stimmt. Darin war ich noch nie gut und werde es wohl auch nie sein!“

„Aber mit deiner eigenen Praxis würdest du dich doch auch finanziell besser stehen!“ „Darum ist es mir nie gegangen. Dann hätte ich was ganz anderes machen sollen!“

„Ah, hier ist die Entspannungsecke also!“

Ein weiterer Mann kommt zu uns, den ich namentlich noch nicht kenne. Er streckt mir die Hand entgegen und stellt sich mit „Rick“ vor, ehe er in der Sitzreihe hinter uns auf dem Stuhl zwischen unseren Platz nimmst.

„Wieso hast du Entspannung nötig?“ höre ich Jackson fragen.

„Alina ist voll schräg drauf und echt anstrengend. Falscher Zeitpunkt im Monat für Ausgeglichenheit würde ich sagen!“

Ich sehe Jackson grinsen und auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Aber mal ehrlich, dieses zwischen Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt kennt während seiner Menstruation wohl so ziemlich jede Frau. Und wir können einfach nichts dagegen unternehmen. Rick streckt sich über mehrere Stühle aus und schaut an die Decke.

„Was hat euch Beide hierher verschlagen?“

Ich zeige einfach auf meine Schuhe und Rick nickt.

„Ich habe eh keine Ahnung wie ihr das anstellt auf den Dingern überhaupt vorwärts zu kommen. Das sind die reinsten Foltergeräte!“ „Aber sie machen den Frauen tolle Beine Rick, vergiss das nicht!“

Vielleicht sollte Jackson mal einen Abend auf diesen Schuhen verbringen denke ich mir gerade, als auch noch mein Bruder zu uns kommt.

„Ah, hier seid ihr.“ stellt er fest und schaut grinsend auf Rick, der die Augen geschlossen hat und zu schlafen scheint.

„Kontrollbesuch?“ höre ich Jackson fragen.

„Negativ. Aber Alli war noch nie ein Fan von High – Heels und es war klar, dass sie irgendwo ein Plätzchen finden würde um aus den Dingern raus zu kommen!“

Michael grinst mich frech an und ich strecke ihm die Zunge heraus. „Ihr seid echt niedlich zusammen!“ stellt Jackson fest, ehe Michael wieder geht. Zuvor hat er uns aber noch mit Getränken versorgt, sehr zuvorkommend mein Brüderchen. Und dann regt sich auch Rick wieder. Scheinbar hat er sich nur schlafend gestellt.

„Und ob das ein Kontrollbesuch war. Michael lässt voll den großen Bruder raus hängen!“

„Daran bin ich gewöhnt!“ sage ich nur und lasse meinen Blick wieder über die Menge schweifen. Ich sehe wie mein Bruder zu Preston geht und ihm etwas ins Ohr flüstert und unmittelbar darauf blickt Preston zu uns hoch und mir direkt in die Augen. Mein Bruder war wohl nicht der Einzige der wissen wollte wo ich bin. Preston hebt zum Gruß sein Glas und ich tue es ihm gleich. Blöde Situation für uns beide.

„Lasst uns wieder runter gehen!“ ist alles was Jackson dazu sagt und ich quäle mich wieder in meine Schuhe. Wie gerne hätte ich jetzt ein Paar olle Jesuslatschen! Ein Königreich für gemütliches Schuhwerk!!! Ich stakse hinter den Herren her und hoffe der Abend geht nicht mehr so lange. Meine Füße wollen eindeutig ganz schnell wieder aus diesen Schuhe raus. Meine Gedanken an meine armen, geschundenen Füße werden jäh unterbrochen als Jackson mich mal wieder rückwärts vor eine Wand donnert und in mein Ohr flüstert „Versuche deine Gesichtszüge im Zaum zu halten!“.

Gar nicht so leicht, wenn man zwischen Jackson und der Wand eingepfercht ist. Und dieses Mal hat Jackson meine Handgelenke gepackt und drückt meine Arme neben meinem Kopf ebenfalls vor die Wand. Er bemerkt wo mein Blick hingeht und lässt von meinen Handgelenken ab, aber mit dem was jetzt kommt hatte ich nicht gerechnet. Er verschränkt seine Finger mit meinen, ehe er wieder zu mir spricht.

„Ich glaube jetzt gerade wäre ich in der Lage auf die BDSM – Bestandteile zu verzichten, nur um dir nahe sein zu können!“

Ziemlich perplex habe ich keine Ahnung was ich dazu sagen soll und Jackson lässt unerwartet von mir ab.

„Geh vor!“ sagt er mir nur und ich gehe durch die Menge in die Richtung, wo Preston und die Anderen vorhin zuletzt waren. Nur komme ich gerade mal grob geschätzt die halbe Strecke weit als sich ein Typ vor mir aufbaut. Und jetzt bin ich ganz froh Jackson als Rückendeckung bei mir zu haben. Der wartet gar nicht erst ab, sondern greift von hinten um mich herum und spricht diesen Typen an, während er meinen Körper an seinen heran zieht.

„Was willst du?“ höre ich ihn diesen fremden Typen fragen.

„Sie!“

„Sie ist vergeben!“

„So, ich sehe gar kein Halsband!“

Und dann fällt es mir wieder ein. Ich hatte es auf der Empore abgenommen und mir den Nacken massiert. Ich dusselige Nuss habe vergessen es wieder anzuziehen. Jackson reagiert erstaunlich clever.

„Noch nicht!“ höre ich ihn sagen, ehe seine Hand in meinen Schritt wandert. Zuerst will ich seine Hand wegnehmen, aber dann besinne ich mich eines Besseren. Also still halten und abwarten. So stand es in den Büchern. Und so ganz fehlt sein Tun in meinem Schritt seine Wirkung nun auch wieder nicht. Insgeheim genieße ich es klein wenig.

„Sie kann frei wählen!“ sagt der Andere dann ziemlich süffisant, als Preston sich zwischen ihn und mich drängt. Er umfasst meinen Kopf und küsst mich leidenschaftlich, ehe er sich dem Fremden zuwendet. Leider sind mir die Knie weich geworden und ich habe meine Finger unbewusst in Jacksons Oberschenkel gekrallt und das fällt mir natürlich erst auf als er zu mir spricht.

„Ich würde das lassen Alli, es sei denn es soll eine Einladung sein!“ sagt er scherzhaft. Ich grabe meine Finger aus seinen Oberschenkeln aus und lausche dem, was Preston zu dem Fremden sagt.

„Das hat sie schon und wir Zwei reichen ihr voll und ganz!“

Preston zeigt auf sich und Jackson und der Fremde nickt und trollt sich. Ich sehe Preston fragend an.

„Mit mir und Jackson wollte er es dann doch nicht aufnehmen!“ stellt der grinsend fest und nimmt meine Hand und zieht mich mit sich zu den Anderen. Jackson folgt uns. Als wir bei den Anderen angekommen sind wendet Preston sich mir wieder zu.

„Gib mir das Halsband!“ fordert er einfach nur und ich hole es aus meiner Hosentasche und lasse es in seine Hand fallen. Selena sieht mich fragend an, also versuche ich mich zu erklären.

„Ich habe mir da oben eine kleine Auszeit gegönnt und mir selbst den Nacken massiert. Das Teil war ihm Weg. Als wir dann wieder runter sind habe ich nicht mehr daran gedacht!“

Ich zucke verlegen mit den Schultern als Preston Selena das Halsband reicht.

„Wir mussten einen Plan B entwickeln. Sie gehört jetzt zu Jackson und mir!“

Selena nimmt Preston das Halsband ab und nickt. Na toll. Das war dann wohl das Ende des netten Mädelsabends. Also ziehe ich eine Schnute und zucke vor Schreck zusammen, als Jackson mich wieder ziemlich ungestüm rücklings vor seinen Bauch zieht.

„Plan B gefällt mir!“ haucht er in mein Ohr und ich bekomme am ganzen Körper eine Gänsehaut. Keine Ahnung was jetzt los war oder welcher Typ jetzt was wollte, aber meinem Bruder gefällt das hier ganz und gar nicht. Der funkelt Jackson wütend an. Wenn Blicke töten könnten würde ich schon mal anfangen ein Loch zu schaufeln und ich denke eines für zwei wäre gut, denn der nächste böse Blick von meinem Bruder gilt Preston. Preston taucht in meinen Blickfeld auf und versperrt mir so die Sicht auf meinen Bruder.

„Ich denke es wird Zeit die Party zu verlassen!“ ist jedoch alles was er sagt und Jackson nimmt wortlos meine Hand und zieht mich mit sich fort. Preston folgt uns. Ich lasse das mit dem Protestieren und beschließe die Herren zu fragen was los ist, wenn wir an dem mir gerade unbekannten Ziel angekommen sind. Nur leider geht es nicht hinauf zu den Schlafzimmern, sondern ins Kellergeschoss und Jackson geht ziemlich zielstrebig auf diese Folterkammer zu. Ich versuche zu stoppen, aber Preston schiebt mich einfach weiter. Na toll, ich habe gerade die Hosen voll. Was sollen wir denn gerade hier? Ich habe echt keinen Plan was vor sich geht. Und dann endlich sind wir im Zimmer und Jackson lässt meine Hand los. Ich drehe mich auf dem Absatz herum und will aus dem Zimmer gehen, nur das ich direkt in Preston hinein renne.

„Hoppla, nicht so stürmisch und du lässt unsere Tarnung auffliegen, wenn du jetzt da wieder hoch gehst!“ lässt er mich wissen und ich verstehe keine Wort. Jackson ist so gut meinem verdatterten Gesichtsausdruck auf die Sprünge zu helfen.

„Du hast zu viel Aufmerksamkeit auf dich gezogen. Jetzt schaut es so aus als ob wir drei uns hier unten amüsieren würden. Wenn wir wieder später hoch gehen kannst du dich freier bewegen als es der Fall gewesen wäre, wenn wir das hier nicht getan hätten!“

Ähm, o.k., oder auch nicht.

„Und was machen wir jetzt hier?“

Mehr als diese dümmliche Frage fällt mir gerade echt nicht ein. Preston saust auf das Bett zu und lässt sich rücklings darauf fallen.

„Also ich wäre für ein Nickerchen!“ sagt er nur und klopft neben sich auf die Matratze ehe er weiter spricht „Kommt ihr auch?“

Jackson geht wortlos zum Bett und lässt sich auf die andere Bettseite fallen. Ich wandere durch den Raum und schaue mich um. Gestern war ja keine Zeit dafür und ich bin zum einen neugierig und zum anderen total geschockt. Ihr könnt es euch denken.

„Irgendwelche Fragen Alli?“

Preston hat sich auf die Seite gerollt und den Kopf auf seinen Arm gestützt. Ich schaue ihn über meine Schulter hinweg frech grinsend an.

„Das hättest du wohl gerne!“ sage ich nur, ehe ich mit meiner kleinen Besichtigungstour fortfahre.

„Ach komm, du platzt doch vor Neugierde Alli!“

„Vergiss es Preston!“

Ich bin inzwischen am Fesselgestell angekommen und strecke gerade die Arme nach oben auf Höhe der Schlaufen, als ich mit selbigen blitzschnell fixiert werde. Ich quieke und höre Preston lachen. Der liegt immer noch auf dem Bett und dann kann nur Jackson für diesen kleinen Scherz hier verantwortlich sein. Leider bleibt er in meinem Rücken und so sehr ich mir auch den Hals verrenke, es gelingt mir einfach nicht einen Blick auf ihn zu erhaschen.

„Wie fühlt sich das an Allison?“ höre ich ihn dann in einer sehr dunklen Tonlage in meinem Rücken fragen. Das ist nicht sein Ernst. Ich zappele fleissig an meinen Fesseln, aber niemand befreit mich und ich erschrecke mich zu Tode als Jackson urplötzlich vor mir steht und meinen Kopf an den Haaren packt und in meinen Nacken zieht.

„Ich habe dich was gefragt!“

Wieder diese Tonlage und gerade bekomme ich Angst. Und dann mischt sich Preston auch noch hier ein. Er stellt sich hinter mich und zieht meinen Körper an seinen.

„Du hast Jacksons Frage nicht beantwortet!“

Oh, diese strenge Tonlage ist neu an Preston. Und nun zittere ich, was zumindest Jackson dazu veranlasst seinen Griff zu lösen und mir zärtlich über die Wange zu streichen.

„Du hast doch die Bücher gelesen Alli, also weißt du auch was fehlt.“

Ähm, wenn Denken gerade leichter wäre würde ich bestimmt drauf kommen, aber so wie es um mich bestellt ist steht meine Angst dem Denken eindeutig im Wege. Als ich nicht antworte kommt Preston meinem Ohr mit seinem Mund eindeutig zu nahe.

„Keiner hat dich nach deinem Safeword gefragt, also kein Grund hier so zu schlottern. Ich dachte du vertraust mir!“

Na toll, anstatt zu sprechen krächze ich eher.

„Das ist lange her!“