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Martin Selle
Susanne Knauss

Die unglaubliche

REISE INS ICH

Von den weltweit einzigen Autoren für modern unterhaltsam-bildende Kinder- & Jugendliteratur®

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Dieses Buch bietet im Anhang vielfältiges Sachwissen.

Weiters aus der Serie erschienen:

7. Auflage 2017

Alle Rechte vorbehalten.

www.martinselle.com

Illustrationen: Anke Eißmann

Lektorat: Susanne Pavlovic

Verlag und Druck:

ISBN HC: 978-3-7439-7706-8

Liebe Kinder, Eltern, Großeltern!

Werte Lehrerinnen und Lehrer!

Liebe Freunde des Lesens!

Forscherlust und Wissensdrang schlummern in jedem von uns. Wir wollen die Welt um uns herum verstehen und Unbekanntes erkunden.

Um auf diese Entdeckerfreude unserer Kinder einzugehen und um spannenden Lesespaß zu bieten, schreiben wir unter dem Motto

Lesen - Forschen - Wissen

Zeitreisend die Welt entdecken

diese interaktive Buchreihe. Wir haben diese Serie nach den modernen Buchwünschen der jungen Leser von heute entwickelt - sorgfältig und gemeinsam mit angesehenen Pädagogen, bildungsinteressierten Eltern und wissbegierigen Kindern. Die Bücher fördern die Lesekompetenz unserer Kinder und vermitteln Wissen lebendig, denn:

Wissen ist Vorsprung.

Kreativer Rätselspaß, verblüffende Experimente, spannende Fakten und ein kleines englisches Bilderwörterbuch vertiefen das Thema im Unterricht wie Zuhause auf spielerische Art und Weise.

Spannende Stunden an fremden Orten, in vergangenen Zeiten und unbekannten Welten wünschen herzlichst

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INHALT

Vor 103 Jahren

Die Wächter

Etwas Seltsames

Die Entdeckung

Leporello

Unheimliche Laute

Ehrensache

Mehr als seltsam

Frieda

Das schwarze Nichts

Bluto

Ein großes Problem

Achtung

Festhalten!

Noch 42 Minuten

Wie dumpfe Paukenschläge

Trommelfeuer

Eine geniale Idee

Gefährlich!

Unfassbar

Kursänderung

Angriff der Fresszellen

Unsichtbare Gefahr

Chancenlos

Zu spät

Null Sekunden

Mister L

Wissen für schlaue Köpfe

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Vor 103 Jahren

In einer dunklen Nacht schlugen die Wellen gegen das Flussufer. Der Junge und das Mädchen schlichen in die Kajüte dieses geheimnisvollen Hausbootes, Leporello genannt, hinunter. Sie stellten das Buch an seinen Platz zurück - als ob nichts geschehen wäre.

Wieder oben an Deck stolperte das Mädchen plötzlich und stürzte hinab, zurück in die Kajüte. “Hilfe!”, schrie das Mädchen. Und sofort drang die Stimme aus einem der Bücher: ..n O.t, ..n w..t, W.it f..t …

“Es geschieht wieder!”, rief das Mädchen. Aber der Bruder streckte seinen Arm in die Kajüte und zog seine jüngere Schwester heraus.

“Lauf! Lauf!”, kreischte sie.

“Nein”, sagte der Junge. “Wir müssen das Boot verschließen. Jetzt und für immer.”

Sie versperrten die Kajüte mit einem schweren Eisenschloss. Den Schlüssel warfen sie weit in den Fluss hinaus.

“Jemand könnte die Kajüte eines Tages wieder öffnen”, sagte die Schwester besorgt.

“Das darfst du nicht einmal denken”, antwortete der Bruder. “Und wenn, dann … dann helfe ihnen Gott!”

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Die Wächter

103 Jahre später

Ist uns allen klar, wie gefährlich das ist?

Es geht um dein Leben, Vater.

Ja. Deshalb habe ich diese beiden auserwählt.

Und wenn sie aufgeben wie die Kinder vor 103 Jahren?

Dann sterbe ich heute. Wir haben gewusst, dass es so kommen kann.

Also Prüfung 1, Tapferkeit, beginnen?

Beginnen. Es ist unsere ewige Aufgabe, das Wissen in den Büchern zu erhalten. Wir brauchen junge Hilfe.

Sie kommen.

Schnell! Aber noch dürfen sie uns nicht sehen!

ProtoKoll

zur Bewahrung des Wissens der Menschheit

Top Secret-Eintrag

Leporello 2014-2-11/1

Name: Tom und Lena, 9 und 8 Jahre alt

Teilsichtbarkeit für die Erwählten: hergestellt

Kontaktaufnahme: begonnen

Rückkehr: unwahrscheinlich

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Etwas Seltsames

Lena schaute auf die Uhr: 12:03 Uhr. Um diese Zeit bemerkte sie zum ersten Mal etwas Seltsames.

“Tom! Hörst du das?”

Ich sah meine achtjährige Schwester an und seufzte: “Was denn?”

“Dieses Geräusch … Hört sich gruselig an. Da! Da ist es wieder!”

Lena und ich gingen von der Schule nach Hause, den Uferweg der Donau entlang. Wir erreichten gerade den wild wuchernden Auwald. Wie jeden Tag. Doch heute war irgendetwas anders als sonst.

Ich lauschte. Lena war zwar immer neugierig, aber so aufgeregt hatte ich sie noch selten erlebt.

“Lena, du …”

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“Hör genau hin, Tom. Scheint aus der Bucht zu kommen.”

“Oder aus deiner blühenden Fantasie”, murmelte ich. “Komm, Mama wartet mit dem Essen.”

Lena wollte schon zum Flussarm laufen, da bemerkte sie zum zweiten Mal etwas Seltsames. “Tom, da ist es wieder. Klingt wie … wie Wehklagen.”

Wir standen an der Wegstelle, wo der Waldbach in die Donau floss. Im Sommer kommen wir oft zum Baden hierher in diese sandige Bucht.

In meiner Fantasie war die Sandbank ein weißer Meeresstrand und die Donau ein blauer Ozean.

Aber heute war etwas anders als sonst.

“Ich höre nur den Wind in den Weiden rauschen”, sagte ich. “Komm endlich. Mama wird sauer, wenn das Essen kalt wird.” Ich wollte weitergehen, aber …

“Warte!” Lena ging langsam ein paar Schritte auf die Bucht zu. “Hör nur …”

Ich horchte genauer hin, damit Lena zufrieden war. “Nun mach scho- ” Ich verstummte.

Tatsächlich. Ein Murmeln und Klagen!

“Unser Flussarm!” Lena zeigte zur Bucht im wuchernden Uferwald. “Die Laute kommen von dort!”

Wieder Murmeln und Klagen.

Lena irrte sich nicht.

Wild wachsende Sträucher der Haselnuss, knorrige Weiden und dichtes Gestrüpp aus Lianen wuchsen rund um den Donauarm. Ein richtiger Urwald. Die Weiden wucherten meterweit über die Uferfelsen ins Wasser hinaus. Fast die ganze Bucht versteckte sich in diesem Auwald.

“Wir sehen nach, was das ist”, sagte Lena. “Komm.”

“Nein”, widersprach ich. “Wir gehen jetzt heim und … Lena?”

Eben stand Lena doch noch vor mir.

“Lena? … Lena, wo bist du?”

Die Entdeckung

“Lena!”

Keine Antwort.

“Leeenaaa!”

Nichts.

Ich ärgerte mich. Es ist immer das Gleiche mit Lena. Kaum sieht oder hört sie etwas, das sie nicht kennt, muss sie alles darüber herausfinden. Ständig sucht sie Abenteuer, steckt ihre neugierige Nase überall rein - so ist Lena.

Mich hingegen interessieren vorwiegend Tatsachen und bewiesene Fakten, die in Büchern stehen. “Lena! Wenn du jetzt nicht gleich …”

“Tom! Schnell, komm her!” Lena kam aufgeregt aus dem Uferwald gerannt. “Mach schon! Das musst du sehen! Heute Morgen war es noch nicht da!”

“Wovon redest du?”

Lena packte mich am Arm und zog mich ein paar Meter hinter sich her. Dann lief sie wieder alleine voraus und verschwand im Dickicht des Auwaldes.

“Wehe, wenn das wieder einer deiner Scherze ist!”

Ich schwang mir die Schultasche auf den Rücken und folgte Lena zur Bucht. Dort drängte ich mich durch das Gestrüpp aus Lianen und kämpfte mich zwischen den Weiden weiter Richtung Ufer.

Die Donau roch kühl und frisch. Das Sonnenlicht fiel in goldenen Strahlen durch das Blätterdach. Der Wasserspiegel glitzerte. Bäume und Sträucher warfen Schatten in die Bucht.

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“Hierher!”, rief Lena. Sie lief schon die Böschung hinunter zum Ufer. Auf den bemoosten Granitsteinen blieb sie stehen.

“Was ist los?”

“Schau dir das an, Tom!” Lena zeigte auf einen schmalen Hängesteg.

Das war der seltsamste Steg, den ich je gesehen hatte.

Leporello

Der Steg sah aus wie eine schmale Hängebrücke. Aber das war bei Weitem nicht das Merkwürdigste an ihm.

“Was die hier wohl bedeuten?”, fragte Lena.

“Keine Ahnung”, erwiderte ich. “Aber aus Spaß hat das bestimmt niemand gemacht.”

In die hölzernen Trittsprossen der Stegbrücke waren Symbole und Zeichen eingekerbt: eine Piratenflagge, eine Pyramide, ein Tyrannosaurus Rex, ein Ritterhelm, eine Schlange, ein Planet, eine Trompete und viele Dinge mehr.

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Der Brückensteg führte rund fünf Meter weit vom Ufer weg in die Bucht hinaus.

Mir blieb der Mund offen stehen, als ich sah, wo der Steg endete. “Ich glaube, das ist ein …” Weiter kam ich nicht.

“Wir sehen uns das Boot an, dann wissen wir genau Bescheid”, unterbrach mich Lena.

“Es ist verboten, fremdes Eigentum einfach zu betreten.”

“Hast du etwa Angst?”

“Ich und Angst? Pah! Wir wissen einfach nur nicht, wem das Hausboot gehört und was uns dort drüben erwartet.”

Zu spät.

Die Neugier hatte Lena gepackt. Vorsichtig stieg sie von den Ufersteinen auf den Hängesteg hinaus. “Los, Tom! Die Stimmen kamen eindeutig von dort drüben.”