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Originalcopyright © 2018 Südpol Verlag

Corinna Böckmann und Andrea Poßberg GbR, Grevenbroich

Autor: Nicolas Gorny

Illustrationen: Pascal Nöldner

E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim

ISBN: 978-3-943086-69-0

Alle Rechte vorbehalten.

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Inhalt

Heldenanprobe

Die neue Nachbarin

Der Plan

Verdeckte Ermittlung

Die Schaltzentrale des Bösen

Die Handy-Hypnose

Der Katzinator 3000

Der Schurkin auf den Fersen

Entscheidung über den Wolken

Festung der Heldenhaftigkeit

Heldenanprobe

»Ich sehe total behämmert aus«, jammert Helge.

Er steht vor dem Spiegel in seinem Kinder­zimmer und betrachtet die Heldenausrüstung, die Mops für ihn besorgt hat.

Obwohl Heldenausrüstung eine viel zu groß­artige Bezeichnung für das Teil ist, das sich Helge da gerade übergestreift hat. Er steckt nämlich in einem Erdbeerkostüm.

Das mag vielleicht der passende Aufzug sein, wenn man vor dem Supermarkt an einem Obststand arbeitet. Aber es ist ganz sicher nicht die richtige Aufmachung, um an der Seite eines Superhelden auf Verbrecherjagd zu gehen.

»Das Kostüm war im Angebot«, erklärt Mops. »Aber ich finde, die Farbe steht dir ausgezeichnet.«

»Du bist ein Hund, du kannst doch nicht mal Farben sehen«, entgegnet Helge gereizt.

»Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass Hunde sehr wohl Farben sehen können«, sagt Mops ein wenig beleidigt. »Und außerdem bin ich alles andere als ein gewöhnlicher Hund.«

Das stimmt. Denn abgesehen von der Tatsache, dass Mops sprechen kann, verfügt er über ganz und gar außergewöhnliche Superkräfte. Er ist schneller als jedes Paar Raketenrollschuhe, stärker als zehn isländische Muskelmänner und so unverwundbar wie eine Bananenschale aus Stahl. Kurzum: Er ist der berühmte Supermops –Beschützer der Schwachen und Schrecken aller Schurken.

Aber natürlich hat Mops diese Superkräfte nicht einfach so bekommen. Die fallen ja schließlich nicht vom Himmel. Nein, Mops verdankt seine speziellen Fähigkeiten einem Gammelwürstchen. Beziehungsweise einem Bissen davon.

»Probier doch mal das andere Kostüm«, schlägt Mops vor, nachdem sich Helge aus dem Erdbeer-Albtraum befreit hat.

Mit das andere Kostüm meint Mops einen extra­­großen spanischen Strohhut, einen grünen Schulterumhang sowie einen falschen Schnurr­bart.

»Die Frau in dem Kostümladen hat gesagt, das hier sei zurzeit eines der beliebtesten Modelle.« Mops tänzelt wie ein Modeberater um Helge herum und versucht ihn dabei in die neue Ver­kleidung zu zwängen.

Doch Helge ist mittlerweile gründlich die Lust vergangen. »Lass mich in Ruhe.«

»Versuch es doch wenigstens mal.«

»Nein, weil ich damit aussehen würde, als wollte ich in einem Werbespot1 für mexikanische Maiskolbensoße mitspielen.«

Missmutig lässt Mops den Strohhut zu Boden sinken. »Wie du willst. Dann eben nicht.«

»Komm«, sagt Helge schließlich. »Frau Borsten­feld hat uns einen ganzen Batzen an Mathe-Hausaufgaben aufgegeben. Voll fieses Zeug. Und wenn ich nicht bald damit anfange, sitze ich morgen Früh noch daran.«

»Beschwer dich beim nächsten Einsatz aber nicht darüber, dass dir was richtig Heldenhaftes zum Anziehen fehlt«, brummelt Mops, während er die Auswahl an Kostümen zurück in die Tüte stopft. »Ich werde den ganzen Kram morgen wieder zurückbringen. «

Helge stöhnt. »Ach, nun spiel nicht gleich wieder die beleidigte Leberwurst.«

Bei dem Wort Leberwurst zucken Mops’ Ohren interessiert. Er hebt witternd die platte Nase und leckt sich das Maul. »Sagtest du Leberwurst?«

»Ich sagte beleidigte Leberwurst«, korrigiert Helge.

»Von mir aus kann die Leberwurst ruhig beleidigt sein. Hauptsache, es ist Leberwurst«, sagt Mops munter.

Jetzt muss Helge lachen. Superkräfte hin oder her, sein Mops ist und bleibt der verfressenste Hund aller Zeiten.

»Gut, überredet«, gluckst er. »Ich schmier uns ein paar Leberwurstbrote.«

»Entschuldigung angenommen.« Mops grinst und ein Funkeln tanzt über sein strahlendes Heldengebiss.

Gemeinsam machen sich die beiden Freunde auf den Weg in die Küche. Doch auf halbem Weg hält Mops plötzlich inne. Er verharrt vollkommen reglos und flüstert unheilvoll: »Gefahr, Gefahr!«