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Toni Suhr

Princess

Punk

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© 2018 Toni Suhr

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback:978-3-7469-0685-0
Hardcover:978-3-7469-0686-7
e-Book:978-3-7469-0687-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

ebenfalls erhältlich:

Emnin 1&2

Appworld

Für Gruni und Mütze.

Dem einen für den Netto,

dem andren für das Getto.

Die Nacht senkte sich über die entvölkerten Ruinen Europas. In den Wüsten der ehemaligen USA und Kanadas stritten die letzten verbliebenen Menschen um das Wenige, was ihre nicht ganz so hoffnungslosen Zeitgenossen anbauten. In Russland flogen die Vögel über die noch leereren Weiten des einst riesigen Reiches. In Australien und China freute sich eine zwar dezimierte, aber immerhin noch verhältnismäßig starke Bevölkerung an der wirtschaftlichen Erholung ihrer Länder. Afrika konnte zum ersten Mal seit Jahrhunderten am Aufbau eines eigenen Staats- und Verwaltungswesens arbeiten, ohne das westliche Werte selbige zu verhindern trachteten. In Südamerika konnten die Menschen noch am wenigsten Veränderungen spüren. Nun war die oft belächelte „Kolonie“, im Vorgarten der USA, die bevölkerungsreichste Liegenschaft der Welt, mit einer Ausnahme.

Mehr als sechs Jahre nach dem „Ende“, richtete sich die Menschheit in der neuen Zeit ein. Männer gingen ihrer Tätigkeit in neuen oder wieder instandgesetzten Fabriken und Büros nach. Frauen machten das, was sie während des Großteils der Menschheitsgeschichte auch schon getan hatten: Sie bekamen Kinder. Und diese Halbwüchsigen begannen schon bald zu vergessen, warum Opa, Oma und eine ganze Menge an Onkeln und Tanten ihnen sagten: „Freut euch so lange wie ihr könnt! Mal sehen wie lange es diesmal dauert, bis die Arschlöcher es wieder wissen wollen.“

Die Kinder und jungen Erwachsenen verstanden die Alten mit der Zeit immer weniger. Die Geschichten und Erzählungen wurden so surreal wie die Vorstellung, dass die Menschheit einst Öl und andere wertvolle Sachen einfach so verbrannt hatte, ohne das gute Zeug mit ein wenig mehr Sinn einzusetzen. Beim Wasser und so ziemlich jeder Art von Nahrung, sah es für die heranwachsende Generation ähnlich aus. Wer Glück hatte, konnte in einem Landstrich mit einiger Rest-Zivilisation sein Dasein fristen. Doch dazu gehörte nur ein Bruchteil der Menschheit.

Ja, es sah düster aus für den Homo-Sapiens.

Keine Ressourcen mehr, die man hätte großzügig ausbeuten können. Keine Gesellschaftsstruktur mehr, die ihren Namen verdient hätte. Keine noch so kleine Freude im täglichen Kampf ums Überleben.

Die Generation die nach dem „Ende“ kam, war mehr oder minder auf sich allein gestellt. Eltern oder andere Bezugspunkte fanden sich nur selten. Sollte eines dieser erbarmungswürdigen Geschöpfe einmal doch das Glück gehabt haben, in einer halbwegs „intakten“ Familie aufzuwachsen, so stellte sich bald heraus, dass damit noch lange kein „besseres“ Leben einherging. Viele Familien bestanden aus Drogenjunkies, Vergewaltigern, Prostituierten, Wahnsinnigen, psychisch und physisch nur noch minimal belastbaren älteren Wesen.

Kurzum es war ein Glück für einen Heranwachsenden in dieser „neuen“ Zeit, wenn er, sie, oder auch gerne mal es, so weit wie möglich von diesem Topf aus blanker Verzweiflung wegkamen.

Wirklich deftige Probleme gab es überall auf der Welt. Besonders in Regionen die einst als „zivilisiert“ gegolten hatten und mit der neuen Lage, nicht ansatzweise so gut klarkamen.

Nach dem „Ende“ hatten sich viele Staaten, die zum Teil Jahrhunderte bestand gehabt hatten, einfach in Luft aufgelöst. Andere konnten ihren Vorteil aus den Ereignissen ziehen und sich endlich selber aus dem Dreck manövrieren. China, Australien, Mali, Chile, Brasilien und Kolumbien, hießen die neuen Hauptakteure auf dem internationalen Parkett.

Ein Staat allerdings, blieb wie er war.

Ein Staat allerdings, hatte Glück gehabt.

Ein Staat allerdings, zeigte Kontinuität und Zuverlässigkeit. Ein Staat allerdings, behauptete sich gegen alle Widrigkeiten. Ein Staat allerdings, überstand das „Ende“ durch die Hilfe eines Flüchtlings.

Ein Staat allerdings, hatte ein Problem in dieser neuen Welt. Ein Staat allerdings, war England.

Der Dritte Weltkrieg begann im Grunde mit dem Ende des Ersten. Um dem Leser einen besseren Überblick über die Ereignisse im Vorfeld unserer Geschichte zu geben, soll hier der Ablauf kurz dargestellt werden. Sollten Sie kein Interesse haben, der langwierigen und komplizierten Vorgeschichte des „Endes“ zu folgen und möchten lieber gleich Prinzessin Punk kennenlernen, dann überspringen Sie ruhig das nächste Kapitel.

Für alle nicht- Ignoranten und zur Oberflächlichkeit neigenden Leser; viel Spaß mit dem Untergang der Welt, wie Sie sie kennen. Der Einfachheit halber, verlegen wir uns auf jene geschichtlichen Ereignisse, die letzten Endes zu der Welt geführt haben, in der sich unsere Handlung erstrecken wird:

1919- In Versailles treffen sich die siegreichen Alliierten, um über das Schicksal der Kriegsverlierer zu verhandeln. Im Café „Inverast“ in Paris ersinnen Abgesandte Lenins und Wilsons eine geheime Strategie, um es nie wieder zu einem Krieg kommen zu lassen.

1929- In Ägypten finden Archäologen der Universität Cambridge im Tal der Könige einen seltsamen Metallklumpen.

1930- Die Universität Leningrad veranstaltet eine Exkursion nach Ägypten. Studenten des seit einem Jahr grabenden Teams aus Cambridge und ihre russischen Kommilitonen feiern eine rauschende Party im Tal. Dabei lassen die englischen Studenten auch ein oder zwei Worte über ihren seltsamen Fund aus dem letzten Jahr fallen. Die russische Studentin Natalija Orlov erhebt gegenüber den Engländern Zweifel an deren Behauptung: „Das Zeug lässt sich nicht ansatzweise bewegen!“

1933- Nach der Machtübernahme der Nazis im deutschen Reich versucht ein gemeinsames Team aus jüdischen, russischen, englischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern das vier Jahre zuvor gefundene Metall in Sicherheit zu bringen.

1941- Mit dem Einsatz einer als „Geheim“ eingestuften Technik, zerfällt das unbekannte Metall in vier gleich große Kugeln. Mit enormem Risiko und Aufwand schaffen die vier Teams die Teilstücke aus Ägypten fort.

1942- Die Stücke erreichen die ihnen bestimmten Ziele: Cambridge(England), Wladiwostok(UdSSR), Jerusalem(Palästina) und Groom Lake(USA).

1945- Auf der Konferenz von Potsdam einigen sich die USA mit der UdSSR auf einen gegenseitigen Ausgleich, in Bezug auf die Nachkriegsordnung in Europa. Turman erwähnt Stalin gegenüber, dass er da eventuell eine Bombe von der durchschlagenden Sorte auf Japan abwerfen lassen würde.

1946- In Berlin verhandeln hohe Militärs der Alliierten im Geheimen über das neue Gleichgewicht der Mächte. Am Rande der Tagung finden sich zwei Menschen. Natalija Orlov und Christian Reed sind voneinander überwältigt. Keine drei Stunden später landen sie in einer Suite des „Adlon“- Hotels in Berlin. Was sie nicht wissen; beide sind von ihren Staatschefs mit einem geheimen Sonderbefehl ins bald geteilte Deutschland geschickt worden. Orlov soll Informationen über ein Rüstungsprogramm der USA namens „Inverast“ beschaffen. Reed ist vom Präsidenten dazu aufgefordert worden, ein Projekt der Sowjets zu erhellen, dass nur als „Tsarevni“ in Berichten auftaucht.

1950- Kairo ist der letzte Aufenthaltsort Orlovs und Reeds, bevor sie sich absetzen. Beide haben nach vierjähriger Beziehung mitbekommen, dass die „geheimen“ Projekte denen sie seit fast einem halben Jahrzehnt nachjagen, genau dieselben sind. Der KGB und die CIA hatten von ihren Vorläufern einfach alte Akten übernommen, in denen das Wort „Inverast“ im amerikanischen Teil stand. Auf sowjetischer Seite erlag man einem

Übersetzungsfehler und es wurde „Tsarevni“ daraus. Im Grunde nur eine Lappalie, doch mit Hilfe mehrerer bürokratischer Fehler, nehmen beide Seiten des Kalten Krieges an, dass die jeweils andere über scheinbar supergeheime Programme verfügt.

1960- Ein Offizier der StaSi legt Erich Honecker besorgniserregende Dokumente aus Westdeutschland vor. Sie besagen das „Inverast“ eine Waffe der USA sei und die DDR binnen Sekunden entvölkern könnte, da es sich um eine Art riesiger Klinge handeln soll.

Dass die Angaben mehr oder weniger vom BND aus einem Science-Fiction Roman gestreut worden waren, nahmen die SED-Funktionäre nicht zur Kenntnis.

1961- Um „Inverast“ auszuschalten, baut die DDR mit vormaliger Rücksprache beim KGB, dem ähnliche Ergebnisse vorliegen, eine Mauer um Westberlin. Dort, so die einhellige Meinung, wäre „Inverast“ am effektivsten durch die Gegenseite einsetzbar.

1969- Apollo 11 entdeckt beim Überflug des Frau-Mauro Hochlands einen Metallklumpen, der dem Stück in Groom Lake zum Verwechseln ähnlich zu sehen scheint. Die Bergung wird für Apollo 13 von der CIA angeordnet, die NASA muss sich fügen.

1971- Apollo 13 erlebt eine Panne nach der anderen und muss die geplante Bergung abbrechen.

1973- Apollo 18 birgt im Geheimen den Metallklumpen erfolgreich und befördert ihn zurück auf die Erde.

1980- In Israel versucht der Mossad an Informationen über „Inverast“ zu kommen.

1986- Im Atomkraftwerk Tschernobyl werden Tests an einem, wie man hofft, „Inverast“ neutralisierenden, Metall durchgeführt. Der Stoff reagiert allerdings völlig anders als erwartet. Der Kernreaktor wird bei dem Versuch schwer beschädigt.

1991- Bei Angriffen aus dem Gazastreifen, wird das Labor mit dem Metallstück aus Ägypten fast völlig zerstört. Da das Projekt seit 1945 als „Streng Geheim!“ eingestuft ist und es keine Überlebenden gibt, gerät das Fundstück in offenbar Vergessenheit.

2008- „Inverast“ benötigt Geld. Die CIA und das Team aus Groom Lake benutzen Lücken im Finanzsystem, um sich mit mehr als fünf Billionen Dollar zu versorgen.

2012- In der Ukraine werden von Spezialeinheiten der Russischen Föderation Untersuchungen am immer noch strahlenden Reaktor in Tschernobyl durchgeführt. Unter Block III finden sie ein seltsames Stück Metall um das die Leichen von mindestens vierzig Soldaten der Sowjetarmee liegen. Präsident Putin kennt Berichte aus seiner Zeit beim KGB, die besagen, dass es sich bei dem Metall um einen Fund aus Ägypten handelt. Er befiehlt das Artefakt in einer Bunkeranlage in Sibirien erneut zu untersuchen.

2017- Drei Tage nach seiner Amtseinführung, erhält Donald Trump einen Anruf. Die Leiterin einer ihm nicht bekannten Behörde wird im Weißen Haus vorstellig und macht ihn mit gewissen Vorgängen in Groom Lake vertraut.

2019- Als leitender Offizier wird Samantha Reed, die Enkelin der 1950 in Kairo verschwundenen Agenten, der Einrichtung in Groom Lake zugeteilt.

2020- Die CIA beginnt Nachforschungen, bezüglich des neuen GPS-Systems und dessen „Update“ durch die NSA, anzustellen.

2022-Das Vereinigte Königreich löst sich auf. Schottland, Nordirland und Wales, treten per Volksentscheid der Europäischen Union bei, England ist dies aufgrund eines Votums aus dem Jahr 2016 nicht möglich.

2030- Die vierundvierzig jährige Samantha Reed stellt eine satellitengestützte Superwaffe vor. Das Weiße Haus ist von den Ausmaßen und Konsequenzen der Anlagen erschüttert.

2031- China und Russland verlieren gegen das von der Türkei unterstützte „Islamische Reich“ in der Schlacht von Baku(Kaukasus).

2034- Das „Islamische Reich“ nimmt Moskau ein. Die Regierung flieht nach St.Petersburg. Ende November wird die Stadt von einer ehemals russischen Atombombe vernichtet. Die USA und Europa erklären der Türkei daraufhin den Krieg.

2035- Nach der Schlacht von Istanbul, befinden sich die Armeen des Westens auf dem Rückzug. Gegen die moderneren Waffen der Türkei und ihrer Verbündeten, haben sie keine Chance. Die CIA und die Reste des FSB beraten über den Einsatz von „Inverast“ ohne zu wissen, was Selbiges genau ist.

2036- Nach geheimen Verhandlungen, wird beschlossen „Inverast“ abzufeuern. Die Satelliten des GPS-Netzwerkes melden allerdings kurzzeitig einen Ausfall der Zielpeilung über England.

2037- Mehr als acht Milliarden Menschen sterben beim Einsatz von „Inverast“. Darunter auch sämtliche Staatsoberhäupter, Regierungschefs und beinah jeder, der sich am dritten März nicht in speziell gesicherten Einrichtungen, einigen U-Bahnschächten, oder in England aufgehalten hat.

2038- Die Reste der CIA bringen den Grund für das Massaker ans Tageslicht. Jeder Mensch der am Tag X nicht unter ausreichendem Schutz gestanden hatte, also der Großteil der Bevölkerung, war vom GPS-System angepeilt worden. Durch die Vernetzung der Kommunikation, war es „Inverast“ möglich, seine Nanoraketen auf den Weg zu schicken. Jedes, dieser nur wenige Femtometer großen Geschosse, war auf ein Ziel am Boden abgefeuert worden. Da ein datentechnischer Blackout, England für die Zeit des Abschusses zum „Blinden Fleck“ gemacht hatte, blieb das Land verschont. Später stellte sich heraus, dass der Praktikant einer Internetfirma, die gesamte Telekommunikation Englands mit einem Virus für zwei Jahre lahmgelegt hatte. Sein Name war: Tim Reed.

Leipzig, 23. August 2038

Das alte Messegelände liegt ruhig da. Allerdings muss man von den Schreien der Verzweifelten absehen die hierher geschleift werden. Es ist wie alle Einrichtungen nach dem „Ende“ in bemitleidenswertem Zustand. Zwei Sicherheitskräfte schleppen einen Leichensack in Richtung Halle 5. Der Sack zappelt und flucht lautstark, aber das tun alle derart verpackten Individuen. Unter dem teilweise eingefallenen Glasdach des einstigen Atriums, stauen sich die Menschen. Vor jedem Zugang zu den Hallen erwartet die Sicherheitskräfte eine Kontrollstelle. Der vor dem Eingang zu Nummer fünf, ist mit einem gelangweilt aussehenden, schwarz uniformierten Wachmann besetzt. Er redet nicht mit jedem, dieser Wachmann. Nur, wenn er muss. In diesem besonderen Fall, muss er nicht. Er weiß, warum die beiden Muskelberge den Leichensack auf seinen Posten zu schleppen. Es ist deutlich zu hören, dass der Inhalt des grauen Plastikgefäßes in seine Abteilung gehört.

Warum habe ich nur diesen Job angenommen?

Denkt sich der Wachmann. Doch beinahe augenblicklich wird ihm klar wieso. In Halle 1 wird man nicht geschleift, man wird geleitet. Dort treffen sich die „wichtigen“ Leute und entscheiden über das Schicksal der noch verbliebenen Menschen. Halle 2 ist den Fachkräften aus der Zeit vor dem „Ende“ zugedacht. Dort erhalten diese ihre neuen und aufregenden Möglichkeiten mitgeteilt. In Nummer drei heißt die Verwaltung die zugereisten Gäste aus der ganzen Welt willkommen. Als Leichenhalle fungiert das mit Halle 4 bezeichnete Areal.

Und Halle 5? Tja, die ist für jene gedacht, die sich als noch unnützer erweisen, als die Toten in Halle 4, aus denen man wenigstens noch Brennstoff gewinnen kann. Halle 5 ist für jene da, die auch vor hundert Jahren schon in derartige Einrichtungen auf und um deutschen Boden gesteckt wurden. Keine Juden, selbstverständlich, denn nach den aktuellen Daten aus den Newsfeeds, gibt es von denen noch etwa dreizehn, auf der ganzen Welt. Ja, was Religion betrifft, war das „Ende“ wirklich ein Ende. Weder Christen, Buddhisten, Moslems, Shintoisten, Juden noch jede andere Art von Religion scheint in diese Zeit zu passen.

Der Wachmann am Posten vor Halle 5 zuckt bei einem besonders widerlichen Fluch des Leichensacks vor seinem Terminal die linke Augenbraue. Angewidert versteht sich.

Jeden Tag hat er die glorreiche Aufgabe, jene Individuen zu erfassen und einem Sachbearbeiter zuzuteilen, die sich jeder Vernunft resistent gegenüber zeigen. Er selbst ist mit seinem Los zufrieden. Vor einem Jahr war er noch in Halle 2 zugegen und hoffte auf einen auskömmlichen Beruf. Als er hörte, dass man als Wachmann hier in Leipzigs einstigem Schaufenster, das dreifache erhielt das ein „normaler“ Arbeiter bekam, viel ihm die Entscheidung nicht schwer. Seine Auswahl war auch so nicht rosig gewesen. Vor dem „Ende“ war er Datendistributor bei Vodafone. Heute nutzte er seine Fähigkeiten, um Daten ganz anderer Art zu verwalten.

Der Leichensack tritt einem der Sicherheitsleute gegen das Schienbein.

Mit einem schnellen, beinahe unmotiviert zu nennenden Tritt, beruhigt sich der Sack wieder.

Auf dem grauen Plastik ist ein Barcode erkennbar. Der Wachmann nimmt mit genervter Miene einen flachen Handscanner und beugt sich über die Kante seines Terminals. Ein leises Pling ertönt und der Großteil seiner Arbeit ist getan. Auf dem holographischen Bildschirm vor ihm, erkennt der schwarz gekleidete Mann, als er sich zurückbeugt die Auflistung der Daten des Sacks.

Er stutzt. Die meisten Felder des Onlineformulars sind leer. Nicht nur die meisten, bis auf eins; alle! Als den einzigen Datensatz, den der Wachmann verbuchen darf, steht in einem kleinen Feld am rechten unteren Bildschirmrand: Gefahrenstufe: 10+

Er blinzelt, die beiden gelangweilten Wachen an. Erlaubten sie sich einen Scherz? Wollten sie ihm den Tag so richtig vermiesen? Offene Fragen. Wenig Spielraum.

Doch in diesen neuen Zeiten wird man mit einem geradezu olympischen Gedanken in die Arbeitswelt entlassen. Dem Gedanken, dass jeder und alles, egal wer, was, welches oder ob überhaupt, ist, einer Erfassung bedarf. Zu wenige Menschen haben überlebt, als das man sich diese Schlamperei, genannt Freizeit, noch leisten könnte. Es war die Aufgabe des Wachmanns, die notwendige Registrierungsstation in Halle 5 für den Inhalt des Leichensacks zu finden.

Im lokalen Netz suchte er schon eifrig nach den passenden Einstellungen. Die beiden Sicherheitsleute warteten stoisch. Sie kannten keine Eile.

Da! Genau das richtige! Der Wachmann freut sich sehr. Aber natürlich zeigt sich keine Regung auf seinem Gesicht. Warum auch? Dafür wird er nicht bezahlt.

Im Innern von Halle 5 beginnt die automatisierte Maschinerie mit ihrem Auftrag vom Posten vor ihrem Eingang.

Die Sicherheitsleute treten noch einmal kräftig auf den Sack ein, sicher ist sicher. Danach hieven die beiden Muskelprotze das graue Plastikpaket gemeinsam hoch.

Der Wachmann klebt einen neuen Barcode auf das Objekt des Abstoßes und winkt dem nächsten Paar in der Schlange vor seinem Arbeitsplatz.

Schon halb drei, denkt er, wird Zeit für die Mittagspause.

Durch einen schimmeligen Glasgang über ausgetretene Holzplanken, erreichen die beiden Sicherheitsleute Halle 5. Einst betrat man durch die großen Glastüren Autosalons, Buchmessen und Freizeitvergnügen mannigfaltiger Art. Heute blickt man auf eine graue Wand, genau da, wo früher die Halle in ihre luftige Innerei überging. Die graue Wand ist nicht eben oder glatt. Sie ist einfach Wand. Mit Fugen und kleinen Kratzern. Allem was eine gute Trockenbauwand eben ausmacht. Einziges störendes, ganz und gar „unwandiges“ Detail: Eine Stahlplatte mit hässlichem Bügelgriff. Sie verdirbt der Wand ihr geliebtes Wand-Sein und stellt eine andere Art von Fähigkeit zur Schau. Sie lässt sich dem Benutzer des Bügels zu ausklappen. Für die Wand eine undenkbare Handlung geradezu minderwertig. Die Stahlklappe ist nicht sonderlich groß. Kein Vergleich zu der hohen Glorie der Wand mit ihren ehrfurchtgebietenden Metern. Nein, die Klappe ist nicht schön. Doch im Gegensatz zur Wand erfüllt sie ihren Zweck ohne jede Art von Selbstreflexion. Sie ist bereit.

Die beiden Wachmänner halten den Leichensack vor die Stahlklappe. Der neue Barcode den der Wachmann ihm aufgeklebt hat, wird eingelesen. Der Computer, der sich übrigens für weitaus besser als die Wand und die Klappe hielt, sah ohne Probleme, was getan werden muss, und tat es.

„Bitte einlegen!“ Tönt die künstliche Stimme aus keiner erkennbaren Anlage, Richtung oder Plattform.

Die Sicherheitsleute schieben den grauen Plastiksack in den geöffneten Rachen der stählernen Vorrichtung.

„Öffnung schließen!“, befiehlt der Computer mit seiner amorphen Stimme.

Gemeinsam drücken die beiden Männer die Lade nach oben und ein kurzes Rutschen und danach ein kleiner Aufprall geben zu erkennen: Fertig! Feierabend für heute!

Das gilt für die Sicherheitsleute. Mit Sicherheit aber nicht für den Leichensack. Der steckt nun in einer quadratischen Plastikkiste hinter der Wand. Die Kiste wird in Bewegung gesetzt. Im Sack regt sich etwas. Scheinbar erwacht der Inhalt aus der analog-offensiven Narkose. Scheinbar wird sich der Inhalt seiner Lage bewusst. Scheinbar merkt der Inhalt das etwas so ganz und gar nicht stimmt. Scheinbar fällt die Kiste mit dem Leichensack eine lange Rutsche hinab. Scheinbar schreit der Inhalt des Sacks. Scheinbar wird es mit jedem Sekundenbruchteil wärmer. Scheinbar begreift der Inhalt, dass es wärmer wird.

Es ist dunkel vor den Augen des Inhalts. Aber das ist es schon, seit er gefangen wurde. Gefangen in den Ruinen von Leipzig. Der Inhalt hatte nicht aufgepasst. Pech gehabt eben.

Die Kiste mit dem Sack hält an.

Es ist warm. Geradezu angenehm warm. Die Ohren des Inhalts vernehmen eine künstliche Stimme: „Bitte Stillhalten!“ Der Inhalt pfeift auf die Forderung und versucht mit allen Extremitäten den grauen Plastiksack der ihn umgibt zu beschädigen. Da! Der Plastikstoff gibt nach, er schält sich förmlich von der Oberfläche des Inhalts.

Es wird wärmer, ist aber in der Kiste immer noch schwarz. Der Inhalt tritt, er schreit, er flucht. Doch der Behälter ist stoisch. Er lässt sich von so einem nicht beeindrucken, da hat er schon ganz andere Inhalte verfrachtet.

Der Computer gibt das Signal, dass nun wieder ein Platz frei ist.

Der Inhalt bekommt einen Schock, als der Boden der Kiste die er mit dem Leichensack als Umgebung getauscht hat, verschwindet.

Der Inhalt fällt.

Er kommt auf schwarzen Bodenfliesen auf.

Warum kann er wieder Sehen? In regelmäßigen Abständen

sind kleine Löcher in den Fliesen zu erkennen.

Kleine Löcher in denen kleine Flämmchen glimmen. Kleine Flämmchen die gerade genug Licht spenden, damit der Inhalt sehen kann, was sich um ihn herum befindet.

Über sich erkennt er die Stahlkiste, die kurz sein zu Hause war.

Der Boden schiebt sich wieder vor die Unterseite.

Es riecht nach Gas.

Die Flämmchen flackern.

Der Inhalt wundert sich.

Die Flämmchen werden erwachsen.

Der Inhalt windet sich.

Die Flämmchen gehen wieder an ihre Arbeit.

Der Inhalt schreit für sich.

Die Flämmchen werden nach vollrichtetem Werk wieder zu ihren harmlosen Kindergestalten.

Der Inhalt hat aufgehört zu sein.

Eine kleine Klappe am unteren Rand des Raums öffnet sich und lässt einen grauschwarzen Plastikkasten in die Kammer fahren. Einmal der Länge, einmal der Breite nach, fährt der kleine Kasten den Raum ab. Danach ist vom Inhalt des Sacks nichts mehr übrig.

Das kleine Kerlchen tuckert zufrieden zurück in den Eingang aus dem er gekommen ist. Der Computer registriert, dass die Kammer bereit für einen weiteren Einsatz ist. Die staubigen Reste des Inhalts, werden vom fleißigen Plastikkästchen, in ein Rohrsystem gegeben. Dort wird der Inhalt, also das was diesen Namen noch halbwegs verdient, über eine weite Strecke geleitet. Am Ende der Reise, mündet das Häufchen Asche in der Saale. Der Fluss ist seit dem „Ende“ grauer als in den schlimmsten Zeiten der Industrialisierung.

Nanu? Da wundern Sie sich nun bestimmt, oder? Wo ist denn nun die Prinzessin? Wo ist der Held, der diesen Mördern die moralisch richtige Keule über ihre verbrecherischen Schädel zieht? Wo nur, wo? Warum wird hier niemand gerettet?

Die Antwort ist ganz einfach: Die Geschichte beginnt noch nicht.

Ha, verarscht!

Nein, keine Sorge, ich mach doch nur Spaß. An genau diesem 23. August im Jahre 2038, beginnt nämlich unsere richtige Geschichte. Jedoch kommt für den armen Teufel in dem Leichensack jede Hilfe zu spät. Sein Dasein vor dem offiziellen Ableben, ist das weitaus interessantere Thema. Bevor er, ja es handelt sich um einen Ihn, in Messehalle 5 nach guter deutscher Bürokratiemanier entsorgt wurde, hieß der Kerl: Peter Kroll.

Peter Kroll klingt nun nicht unbedingt nach einem tollen Revolutionär oder gar Helden, finden Sie nicht? Doch sein Werdegang ist das eigentlich Interessante an ihm.

Peter wurde 2004 in Erfurt geboren. Er wuchs in einem für damalige Verhältnisse guten Elternhaus auf und hatte bis zu seinem neunzehnten Lebensjahr nie wirklich Probleme mit sich und der Welt. Peter war glücklich. Dann begann jedoch die Schule. 2010 begann Peter wie mehr oder minder alle um ihn herum, mit der akademischen Ausbildung an einer Grundschule. Lesen, Schreiben, Rechnen, Malen. Alles was laut damaliger Meinung einen unvollkommenen Peter, zu einem „wertvollen“ Mitglied der Gesellschaft machen sollte. Seine Eltern verstanden sich als „fürsorglich“. Er selbst fand sie „über nervig“. Die Medien der Zeit titelten solche Erwachsenen „Helikoptereltern“, weil sie ständig um ihre Brut kreisten. Vielleicht liegen die Tatsachen irgendwo dazwischen.

Jedenfalls entwickelte sich Peter zu einem halbwegs guten Schüler. 2022 konnte er sogar ein Abitur vorweisen. Nicht wirklich das Tollste, aber immerhin. Weitere drei Jahre verbrachte er an der Universität von Leipzig. Dort fühlte er sich auch einigermaßen wohl, doch etwas fehlte.

Was fehlt einem einundzwanzigjährigen, der gerade seine Bachelorarbeit fertiggestellt hat? Genau, eine Frau!

Also begann Peter mit der Jagd nach dem weiblichen Geschlecht. Doch das zeigte sich wenig beeindruckt, von der hochgebildeten Jungfrau die er war. Daher versauerte Peter immer öfters in den so genannten „Szene“-Lokalen Leipzigs. Bis auf gelegentliche Besuche im Puff, blieb ihm nur der Handbetrieb. Das sollte sich im Großen und Ganzen auch nicht ändern, zumindest bis zum Jahr 2026. In jenem verheißungsvollem Jahr nämlich, betrat eine fremde Schönheit das Büro in dem Peter als „Trainee“, unbezahlt arbeitete. Die Frau hatte blutrote Haare, graue Augen, einen Mund der das viele Lächeln geübt zu haben schien und...

Peter sah das alles natürlich nicht. Er war von der Oberweite und dem Hintern der ausländischen Frau zum Dauerständer verurteilt. Bei der Weihnachtsfeier 2026 ergatterte er unerwartet die Chance seines Lebens.

Die Engländerin stellte sich dem schüchternen Peter als Blanche vor. Was ein typisch englischer Name sein sollte, wie sie meinte. Peter waren Namen und so ziemlich alles egal. In der kleinen Ecke des Büros, wo sie sich mit ihrem sechsten Whiskey neben ihm niederließ, hatte er von Weitem auf ihre gut sichtbaren Reizwerbebanner gestarrt. Sein Glück war das der Abteilungsleiter Marketing, ein fetter Glatzkopf mit drei zu alimentierenden Exfrauen, Blanche an die Wäsche gegangen war. Nach einer saftigen Ohrfeige und einem noch saftigeren Tritt in die Eier, hatte die fremde Schönheit eigentlich gehen wollen. Doch es wäre schade um den guten Whiskey gewesen. Daher schlüpfte sie neben Peter in die Ecke und begann ein halbgelalltes Gespräch das wechselnd auf Deutsch und Englisch geführt wurde.

Eins kam zum anderen und ehe Peter es sich versah, lag er auf einer schnarchenden Engländerin, die ihn nach seinen akrobatischen Übungen ausgelacht hatte. Als nicht mehr Jungfrau genehmigte Peter sich auf dem Balkon im Hotel, das Blanche bewohnte, eine Zigarette. Als er die Kippe über die Brüstung schnipste, griff eine zarte Hand von Hinten um seine Taille.

Den Rest der Nacht übte Peter sich noch reichlich im Horizontalturnen.

Mitte 2027 endete der befristete Job für beide. Peter ergatterte eine Stelle als Aushilfslehrer und Blanche bekam ein weiteres Praktikum, von einer beleidigt wirkenden Arbeitsamtsberaterin, zugewiesen. Als frisch verliebtes Paar taten sie alle Dinge die frisch Verliebte eben so tun:

Vögeln bis der Arzt kommt, sinnlose Sportarten auf die keiner von beiden wirklich Lust hatte, vögeln, Phantastereien über eine glückliche Zukunft, vögeln, peinliche Besuche bei Peters Eltern, eine Woche Pause dank „Roter Armee“, Filme zusammen ansehen die beide nicht mochten, vögeln, auf Partys alle mit der „Rosa Brille“ nerven, vögeln, in Urlaub fahren und sich ordentlich verkrachen, Versöhnungsvögeln, genervt von Arbeit kommen und einen richtig beschissenen Tag haben, vögeln, gemeinsam eine Küche aussuchen, die zu teuer war, vögeln, sich über das Wetter und Politik streiten, vögeln, sich wundern, warum die Rote Armee so lange nicht mehr einmarschiert war, vögeln, miese Jobs kündigen und noch miesere bekommen, vögeln, Witze über dicke Bäuche machen, vögeln, bemerken das Blanche nicht Fett, sondern schwanger ist, vögeln, Peter behutsam davon in Kenntnis setzen, vögeln, vergessen Peter davon zu erzählen, das Frau ein großes Geheimnis hat.

Als man Blanche die Schwangerschaft immer deutlicher ansah, erkannte auch Peter, dass es wahr sein musste. Daher bemühte er sich Blanches Nestbautrieb, so gut es ging zu unterstützen. Sie zogen einen Monat vor der Geburt in eine größere Wohnung in Leipzig und Peter bemühte sich um einen mit Mindestlohn bezahlten Job, der wenigstens ein halbes Jahr laufen würde. Doch der Arbeitsmarkt hatte für den mittlerweile fünfundzwanzigjährigen Peter nichts außer Ad-Hoc Angebote. Jobs, die keine größeren Sprünge erlauben würden.

Blanche machte das beste aus der Situation. Sie versuchte so lange wie möglich ihrem Peter unter sie Arme zu greifen und für die gemeinsame Zukunft vorzusorgen. Da sich Anfang 2028 diese „Zukunft“ immer düsterer gestaltete, was die Welt im Allgemeinen betraf, wurde aus dem Traum von der kleinen Familie schnell ein Alptraum.

Als Peter gefeuert wurde, weil er Klopapier geklaut hatte, setzten bei Blanche die Wehen ein und die Geburt begann.

Nach einer sündhaft teuren Fahrt im Krankenwagen wurden die werdenden Eltern auf der Entbindungsstation im Universitätsklinikum Leipzig abgesetzt. Von Blanches Schreien völlig aufgelöst, versuchte der arbeits- und mittellose Peter die Einlieferungsformulare auszufüllen. Als er auf dem Touchscreen am Empfang der Notaufnahme das Feld, „Krankenkasse“, mit,

„keine“, betitelte, ertönte ein Signal am Schalter. Der Mann dahinter zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf, bevor er an sein Headset tippte und etwas hineinmurmelte.

Blanche schrie bereits in ihrem Rollstuhl das halbe Krankenhaus zusammen, als ein gelangweilter Pflegehelfer den werdenden Eltern den Weg zur Entbindungsstation wies. Das Zimmer ähnelte einer Szene die in Horrorfilmen der 2010`er dieses Jahrhunderts entnommen zu sein schien: Weiße Fliesen von der Decke bis zum Boden, mäßig saubere Instrumente und Möbel. Der Arzt, der nach einer Stunde, zu den bis dahin alleingelassenen Eltern trat, sah aus, als ob er sich nur noch mit Hilfe von schweren Drogen wachhalten konnte. Blanche und Peter blickten einander an und beiden wurden die Konsequenzen der letzten „Gesundheitsreform“, ängstlich bewusst. Da sie sich beide geweigert hatten eine Fit-Watch, als Dauerleihgabe zu akzeptieren, hatte ihre Krankenkasse die beiden einfach gekündigt. Ohne ein solches Gerät, dass jegliche Vitalfunktionen und so einiges mehr an den Server der Kasse meldete, war es seit 2020 praktisch unmöglich eine auch nur rudimentäre Versorgung zu erhalten.

Da den sparsamen Krankenkassen jedoch das Grundgesetz mit seinem Recht auf Leben noch im Weg stand, mussten sie zumindest für Geburten eine Standardleistung erbringen. Da Blanche und Peter jedoch überhaupt keine Krankenkasse hatten, sie konnten sich die Beiträge für Schwangere nicht leisten, fiel auch dieser Standard weg.

Daher war es nicht verwunderlich, dass der Arzt sich nicht an die berserkisch schreiende Frau auf der dreckigen Liege, sondern an den Erzeuger wand:

„Na schön, also, ich bekomme dreihundert für die Erstdiagnose und neunzig für jede weitere Viertelstunde. Alle Eingriffe und sonstigen Verabreichungen werden separat berechnet. Sollten Sie sich keine der eben angebotenen Maßnahmen leisten können, wird der Betrag automatisch Ihr Konto belasten. Noch irgendwelche Fragen?“

Peter war kaum fähig sich an seinen eigenen Namen zu erinnern, geschweige denn den lustlosen Sermon des Arztes. Alles was ihn noch interessierte waren Blanche und das Baby.

„Ja“, stammelte er völlig neben sich.

Der Arzt schüttelte mit einer Geste den Kopf, die auszudrücken schien: „Was hast du dir nur dabei gedacht du Arschloch! Verdammter Penner setzt Kinder in die Welt ohne es dir vorher leisten zu können! Das rechnet man doch durch du Idiot!“

Blanche schrie erneut, sie hatte genug mit der Geburt zu tun und konnte sich, verständlicherweise nicht auch noch mit den Konsequenzen der Gesundheitspolitik auseinandersetzten.

Elf Stunden, elf Stunden und Blanche wurde immer apathischer. Peter versuchte sie bei der Stange zu halten, doch der Arzt schubste ihn jedes Mal weg. Elf Stunden, elf Stunden und Peter bekam eine Tochter. Elf Stunden,

Elf Stunden und die Liebe seines Lebens war tot.

Nun wissen wir wie Frederike in der Welt ankam. Kein sonderlich guter Start oder sind Sie anderer Meinung? Peter Kroll verlor seine Angebetete und erhielt eine Tochter. Das er selbige mit elf Jahren durch sein unfreiwilliges Ableben in Leipzig zur Waise machen würde, konnte er an jenem Tag im Krankenhaus des Jahres 2027 nun wirklich nicht ahnen. Das Frederike mal mehr als ihre Eltern auf die Reihe bekommen würde, konnte sie noch nicht einmal heute ahnen.

Doch zunächst wollen Sie sicher wissen, wie es dazu kam, das Peter und seine Tochter das „Ende“ überlebten. Immerhin trennen uns von Friederikes Geburt und dem Dritten Weltkrieg nur noch zehn Jahre. Doch da diese Geschichte weitaus spannender sein soll als eine Beschreibung wie Peter Windeln wechselt, Fläschchen mit geklautem Milchpulver an seine Tochter verfüttert oder dieser mit einem ebenfalls „dauerhaft geliehenen“ Fahrrad zeigte, wie schnell die Kleine radeln kann, verlassen wir zunächst den jungen Vater.

Stattdessen begeben wir uns ins Jahr 2037. Wer aufgepasst hat oder rechnen kann, bemerkt scharfäugiger Weise, dass es sich um das Jahr handelt, in dem Schluss war.

Selbst das „Ende“ hat einen Anfang. Genau genommen ist dieser im Paris des Jahres 1918 zu suchen. Doch wer will schon genau sein? Der erste Januar bezeichnet gemeinhin den Beginn eines neuen Jahres, also fangen auch wir dort an. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Peter und Frederike in diesem Jahr 2037 oft unterwegs waren, doch dazu später mehr.

Am ersten Januar 2037 besprachen sich viele Leute in vielen Büros auf vielen Kontinenten und in vielen Städten. Die Erfolge der Islamisten und ihrer Verbündeten in aller Herren Länder bereiteten der „aufgeklärten“ Welt so einiges Kopfzerbrechen. Mehrere wichtige Verbindungswege, seien sie kommunikativer oder wirtschaftlicher Natur, wurden durch die Erfolge der „Bösen“ außer Kraft gesetzt. Besonders in Groom Lake stellten sich viele die Frage, wie mit der veränderten Ordnung umzugehen sei. Ein Analyst brachte es Mitte Februar auf den Punkt: „Schneiden wir den Nachschub ab, schneiden wir auch die Basis des Erfolgs der Terroristen ab.“

Dass seine Vorgesetzten die „Basis“ dummerweise als Menschen identifizierten, kann man dem armen Analysten im Grunde nicht vorwerfen.

Mit dem weiteren Vorrücken der selbsternannten „Heiligen Krieger“, wuchs auch die Gefahr das ihnen „wirklich“ wichtige Einrichtungen in die Hände fallen könnten. Als die Front auf dem Balkan sich Sarajevo näherte, bemerkte man im Weißen Haus verängstigt, dass dort noch hochgeheimes Waffenmaterial in einem Labor der US-Airforce „vergessen“ worden war. Um was es sich dabei genau handelte, tja, wer weiß.

Jedenfalls war die Bedrohung real oder erschien zumindest so. Akut genug um den damaligen US-Präsidenten einen Gedanken tätigen zu lassen. Er hatte drei Tage nach seinem Amtsantritt Besuch von einem Offizier aus Groom Lake gehabt. Der wiederum legte dar, was „Inverast“ in der augenblicklichen Lage für Chancen eröffnete. Es handelte sich, wie der Offizier dem Präsidenten erklärte, um ein Programm das schon länger lief. Von den damaligen Vertretern der USA und UdSSR wurde das Vorhaben als „letzter Ausweg“ vor dem erneuten Aufflammen eines Krieges im Stile des Ersten Weltkriegs gesehen. Doch die Idee hinter „Inverast“ hatte zugleich mehrere Beschränkungen. 1918 waren sich die Vertreter der späteren Kontrahenten zwar einig, dass man lieber die Hälfte der Weltbevölkerung opfern sollte, wie das zu geschehen hätte stand allerdings auf einem anderen Blatt. So kam es, dass ein Zweiter Weltkrieg stattfand, ohne das „Inverast“ ihn hätte verhindern können. Der Kalte Krieg ließ die alten Überlegungen wieder aufflammen und das Programm erlebte in Groom Lake(USA) eine Renaissance. Da inzwischen auch die benötigte Technologie zumindest in Teilmengen vorhanden war, erschien eine Realisierung des Vorhabens in greifbarer Nähe.

Das kleine Team, das in Groom Lake an „Inverast“ arbeitete, bekam aber erst 2010 die nötigen Vorbedingungen um ihren Plan umzusetzen. Die Verbreitung von Handys, Tablets und Laptops spielte den Wissenschaftlern in die Hände. Keine zehn Jahre später hatte so gut wie jeder Mensch auf der Erde eines der Geräte oder ein anderes Gadget das auf vernetzter Technologie beruhte.

Hier kam „Inverast“ ins Spiel. Das Satellitennetzwerk GPS und seine Nachfolger dienten als „Zielvisier“ für eine Satellitenbatterie ganz anderer Art. Geostationär auf der Tagundnachtgleiche der Erde, dem so genannten „Terminator“, reihten sich einhundert achtzig „Inverast“ Satelliten aneinander. Mithilfe der GPS Koordinaten kann man allerdings nur grob Zielen, besonders wenn es sich bei den „Zielen“ um Milliarden beweglicher Opfer handelt. Hier kamen die Errungenschaften des Silicon Valley ins Spiel. Dank sozialen Netzwerken, Foren, Online-, Kaufund Verkaufshäusern, Sex Chats, Nachrichtenseiten und allen möglichen Angeboten des Netzes, war praktisch jeder Mensch auf die ein oder andere Weise dauerhaft, täglich, immer online verfügbar.

„Inverast“ sollte die Signale als Live-Daten nutzen. Die Satelliten verfügten über eigene 3D Druckerfabriken, welche die kaum atomgroßen Geschosse zu Millionen herstellen konnten.

Als in Groom Lake der Ernst der Lage in Europa und dem Rest der Welt immer deutlicher wurde, begann der freundliche grüne Knopf an der Wand im tiefsten Raum der Bunkeranlage einen unwiderstehlichen Reiz auszustrahlen.

Am dritten März 2037, verrückter weise einen Tag und zehn Jahre nach Friederikes Geburt in Leipzig, wurde der Knopf gedrückt.

Da wir hier von mit bloßem Auge nicht sichtbaren Geschossen reden, sollten uns die Auswirkungen von „Inverast“ anhand einiger Beispiele ein besseres Bild verschaffen:

Denken Sie sich zum Vogel. Keine Sorge, Vögel stehen nicht auf der Abschussliste, das kommt daher, das sie selten ihr Frühstück auf Onlineplattformen posten.

Je nachdem aus welcher Region der Welt Sie stammen, dürfen Sie sich gerne ein beliebiges Modell wählen. Sind Sie Amerikaner der US-Version, so liegt Ihnen vielleicht das Adlersein eher, bitte nur zu. Kommen Sie aus dem arabischen Raum gefallen Ihnen womöglich Falken. Jagen Sie durch die Urwälder am Äquator, so stimmt Sie vielleicht ein Papagei glücklich. Egal welchen Vogel Sie bevorzugen mögen, lassen Sie sich nun mitnehmen. Mitnehmen auf die Reise dem Sonnenaufgang hinterher. Dem letzten Sonnenaufgang den die Menschheit bei voller Stärke sehen sollte.

Japan: Die meisten lagen noch in ihren Betten. Viele erfreuten sich allerdings auch am Nachtleben in Akhibara oder einer nächtlichen Shinto-Session. Als es dämmerte, bemerkten einige wenige etwas Seltsames. Die langen Straßenzüge Tokios, die von Ost nach West verliefen, füllten sich. Nicht mit Menschen. Mit Leichen. Am Anfang einer solchen Straße lagen von einem Augenblick auf den anderen, hunderte Leiber brennend auf den Wegen. Autos donnerten ohne ersichtlichen Grund in Leitplanken. Betten in Häusern fingen Feuer, doch ihre Insassen störte das zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr.

Australien: Am Ayers Rock machten Studenten gerade eine dieser Touren, die vor dem „Ende“ als „must-have“ gegolten hatten. Sie zelteten auf der weiten Flur um den mystischen Berg. Eine junge Inderin hatte am Vorabend das Los zugeschoben bekommen, das Frühstück zuzubereiten. Da es sich für einen Abenteuertrip gehört am Feuer zu kochen, musste besagte Inderin sehr früh aufstehen. An der ausgewiesenen Feuerstelle entfachte sie gerade verschlafen das Brennholz als vor ihren Augen die am weitesten im Osten stehenden Zelte der Gruppe Feuer fingen. Erschrocken lief die junge Frau laut schreiend auf den brennenden Haufen Nylon zu. Ihre Freunde regten sich nicht. Einen Augenblick, bevor auch die Inderin von einem der Geschosse getroffen wurde und dank der Energie des Wiedereintritts in Flammen aufging, dachte sie noch: Fuck!

Java: Es ist eine Mühsal, morgens zur Arbeit zu gehen. Genau das dachten auch die tausenden Feldarbeiter an diesem Morgen. Wie jeden Morgen, seit das Palmöl zum wichtigsten Exportartikel geworden war. Eine Ausnahme bildete ein alter Mann, der für die Erhaltung des kläglichen Restes Urwald zwischen den riesigen Plantagen kämpfte. Mit Flinte und Sonnencreme bewaffnet, hockte er auf einem Klappstuhl und wollte den Sonnenaufgang über den Feldern bewundern. Die Arbeiter vor seinem Sitzplatz dehnten sich stöhnend noch einmal, bevor das Tagwerk beginnen sollte. Der Alte wurde von einem Affen, der über ihm in den Wipfeln der Bäume am Waldrand turnte, kurz abgelenkt. Als er wieder nach Osten sah, brannten mehrere Stellen in den Palmölplantagen. Richtig so, dachte sich der Alte, bevor auch er samt seinem Stuhl Feuer fing.

Hongkong: Im Büro der HSBC Bank stand ein Team aus dreißig Bankern um einen Tisch herum. Sie hatten gerade den größten Deal ihrer Laufbahn abgeschlossen. Dass es auch der letzte sein würde, ahnten sie nicht. Der Reihe nach musste jeder der Angestellten eine winzige Schale Mai-Tai herunterkippen. Der Abschluss war aber auch traumhaft. Sie hatten es geschafft der chinesischen Regierung eine Fläche von der Größe Koreas abzuschwatzen. Da China immer noch die führende Wirtschaftsmacht der Erde war, kam das einer Lizenz zum Gelddrucken gleich. Die hungrigen Fonds und institutionellen Anleger aus dem Westen würden Milliarden von Dollars in das Papier investieren. Natürlich mit bombastischen Renditeversprechen. Das, das Land ungefähr so fruchtbar war wie die Oberfläche des Mondes, würden die Idioten erst herausbekommen, wenn sie kurz vor der Pleite standen. Auf diesen Triumpf über die Barbaren musste erstmal einer gehoben werden. Als die „beliebte“ Sekretärin mit dem Chef der Abteilung aus dem Klobereich trat, brach verstärkte Heiterkeit aus. Sie wischte sich, leicht verlegen lächelnd, die Mundwinkel ab. Einer der Banker rief, wie es denn war. Der Chef feixte ohne jede Scham zurück: „Heiß“. Danach wurde ihm noch heißer, als in seinen und den Körpern der anderen um ihn herum die „Inverast“ Geschosse einschlugen.

Madagaskar: Ölfelder zu bewachen ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Da diese Art von Liegenschaft eher nicht zum Davonlaufen neigt, bleibt sie auch meistens an ein und derselben Stelle. So auch heute. An der Ostküste hatte eine Geologie Expedition 2029 ein riesiges Ölfeld entdeckt. Die Hoffnungen der Bewohner Madagaskars, nun endlich auch mal was vom Kuchen der Weltwirtschaft abzubekommen, währten eine Woche. Danach überzogen seltsame Clans und Guerillagruppen die Insel mit Terror. Um wenigstens die neuen Reichtümer zu schützen, fragte man bei den neuen Kollegen der OPEG nach, was sicherheitstechnisch zu machen wäre. Saudi-Arabien schlug vor, die NATO um Hilfe zu bitten. Gesagt getan. Nun standen also mehrere hundert NATO Soldaten mit Panzern und Kampfhubschraubern bereit, um das Ölfeld zu beschützen. Da selbiges mittlerweile im Besitz mehrerer Investmentfonds war, lohnte es sich auch. Im Panzer neun auf dem Kasernengelände des Ölfeldes, führte ein Ingenieur aus Kanada gerade eine Routineprüfung der Zielsysteme durch. Mehrere dumpfe Laute ließen ihn aufschrecken. Als der Mann auf den Monitor der Außenkameras des Panzers blickte, erschrak er. Seine Kameraden, die am Tor zu den Quellen Wache stehen sollten, waren nur noch als brennende Häufchen auszumachen. Automatismen sind eine feine Sache, sie helfen Soldaten zu überleben. Folglich hämmerte der kanadische Techniker binnen Sekundenbruchteilen auf den „Not Start“-Knopf des Panzers. Die Luken schlossen sich. Das Gefühl der vorläufigen Sicherheit trat ein. Doch die Konstrukteure dieses Stahlkolosses hatten mit Angriffen von sehr starker Sorte gerechnet. Immerhin hatte die CIA gesagt das sie an die „Rebellen“ mehrere Ladungen HEAT-Anti-Panzerraketen ausgegeben hatte. Doch was nützt die beste Panzerung, wenn das Geschoss, das einen trifft, mit abnormaler Geschwindigkeit und Energie aus dem Orbit zu einem herunter donnerte? Dass die „Inverast“ Geschosse außerdem bequem an den meisten Atomen vorbei ihren Weg finden konnten, erübrigte die Hoffnung auf den Schutz der Panzerung des Gefährts. Wie heißt es so schön? „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Was die meisten dabei immer vergessen: sie stirbt ja trotzdem! Genauso wie der Kanadier, der samt dem Munitionslager seines Panzers in die Luft flog.

Kasachstan: Sascha Rikow war eine Zier ihrer Zunft. Das einzige was ihr bisher an ihr nicht gefallen hatte, war ihr Männername. Aber was kann man schon gegen Eltern machen die sich unbedingt kreativ zeigen wollen? Sie hatte schon auf der ISS, als es die noch gab, das Kommando innegehabt. Ihr Aufstieg an die Spitze des Kosmodroms von Baikonur, begann mit Sergey Pavlovich Korolev. Nicht das sie den Vater des sowjetischen Raumfahrtprogramms persönlich noch kennengelernt hätte, er war 1966 an den Folgen seiner Haftzeit unter Stalin gestorben, aber sein Werk hatte Sascha gründlich studiert. Da nach dem Ende des Kalten Krieges auch solche Unterlagen aus den Archiven des KGB auftauchten, die der Meister persönlich verfasst hatte, wurde sie zur Expertin für Raumfahrttechnik. Ihre Doktorarbeit befasste sich mit der Psychologie von Langzeitmissionen im All und erregte internationales Aufsehen. Selbst die Regenbogenpresse widmete dem Thema ausgiebigen Raum. Nicht weil sie irgendwas davon verstanden hätte was in der Arbeit thematisiert wurde, sondern weil die Verfasserin zum Zeitpunkt ihrer Dissertation gerade mal sechzehn war. Auch das Aussehen des jungen Genies spielte ihrer Bekanntheit in die Hände. Modellmaße in der Schwerelosigkeit, bessere Werbung hätte sich Roscosmos nicht wünschen können.

Sascha hatte nun, mit neununddreißig, ihre Aufmerksamkeit auf ein neues Ziel gerichtet. Als Leiterin des Büros für „Zukunftsprojekte“ in der russischen Raumfahrt, verfügte sie über enorme Ressourcen. Das neuste Projekt sollte die Menschheit zur Venus bringen. Sascha beobachtete seit Monaten die geheimnisvolle Schwester der Erde. So auch heute. Auf einem Touchpad notierte sie die letzten Eintragungen für die Nacht. Wie es Saschas Gewohnheit war, blickte sie kurz vor Sonnenaufgang noch einmal durch ihr Teleskop. Eine Verzerrung am oberen Rand der Linse machte sie stutzig. Normalerweise sah man vor Sonnenaufgang ein klares durchgehendes Band im Okular. Doch heute sah es aus, als ob die Atmosphäre von unzählbar vielen kleinen Linien zerhackt wurde. Sascha erinnerte sich an einen Eintrag in Korolevs Nachlass: „Weltuntergänge sind leicht vorherzusehen. Sie beginnen immer an der obersten Stelle.“

Sascha stieß das Teleskop um und rannte zum Aufzugsschacht hinter sich. Auf dem Dach des Raumfahrtzentrums von Baikonur hatte sie in dieser Nacht ihre Arbeit erledigt. Als Genie leistete sich die Frau natürlich entsprechende Macken. Eine davon war ein ausgeprägter russischer Sinn fürs Fatale. Als sie durch das Teleskop geblickt hatte und an den Meister dachte, löste sich bei ihr automatisch der Fluchtreflex aus. Im Aufzug betätigte sie den abgeschmirgelten, blassroten, untersten Taster.

Als Heldin der russischen Raumfahrt und größtem Genie seit Tolstoi, Puschkin und Dostojewski hatte sie sich eine Sonderbehandlung erlaubt. Unter der Kontrollzentrale Baikonurs befand sich seit dem Ende der Sowjetunion einer der sichersten Plätze der Erde. Zweihundert Meter tiefer und zehn Sekunden später stolperte Sascha in ihre Wohnung. Dort rannte sie in den noch tiefer gelegenen Bereich, das alte Rechenzentrum und versteckte sich unter ihrer Bettdecke.

Dass für sie reservierte „Inverast“-Geschoss, blieb hundertfünfzig Meter unter der Oberfläche der Erde stecken.

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