India Desjardins

Schriftzug_Amelie.tif

Band 1–4

Aus dem Französischen übertragen
von Maren Illinger

KOSMOS

Umschlagillustration: Carolin Liepins, München

Innenillustration: Josée Tellier, Montreal

Umschlaggestaltung von init.büro für gestaltung, Bielefeld

Titel der französischen Originalausgaben:

1: Le journal d'Aurélie Laflamme, Extraterrestre … ou presque!

© 2006 Les Éditions des Intouchables, Montreal, Quebec, Kanada

2: Le journal d'Aurélie Laflamme, Sur le point de craquer!

© 2006 Les Éditions des Intouchables, Montreal, Quebec, Kanada

3: Le journal d'Aurélie Laflamme, Un été chez ma grand-mère!

© 2007 Les Éditions des Intouchables, Montreal, Quebec, Kanada

4: Le journal d'Aurélie Laflamme, Le monde à l‘envers

© 2007 Les Éditions des Intouchables, Montreal, Quebec, Kanada

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
weitere Informationen zu unseren Büchern,
Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und
Aktivitäten findest du unter kosmos.de

Bd. 1: „Beste Freundinnen“, © 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Bd. 2: „Heimlich verliebt“, © 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Bd. 3: „Sommerliebe“, © 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Bd. 4: „Die Welt steht Kopf“, © 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50040-8

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

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Für Sybil, ohne die ich mich oft ganz schön einsam im Universum gefühlt hätte …
Du wirst immer da sein.

September
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Dienstag, 13. September

Ich bin ganz allein im Universum. Niemand versteht mich – außer vielleicht meine beste Freundin Kat. Aber seit wir uns wegen einer blöden Kleinigkeit verkracht haben, reden wir nicht mehr miteinander.

Natürlich gibt es noch meine Mutter (sie ist unten in der Küche und macht Spaghetti Bolognese und es riecht superlecker). Aber mit ihr kann man einfach nicht über alles reden, und manchmal geht sie mir ganz schön auf die Nerven. Wie gerade jetzt.

Heute ist mir in der Schule im Matheunterricht ein frecher Spruch rausgerutscht. Eigentlich keine große Sache. Echt nicht! Aber meine Mathelehrerin hat sich bei unserem Direktor beschwert, und der hat sich bei meiner Mutter beschwert, und jetzt kriege ich Fernsehverbot. Ich persönlich finde ja, dass man mit vierzehn zu alt für so einen Quatsch ist. Es müsste ein Gesetz geben, dass Eltern ihre Kinder ab, sagen wir mal, elf Jahren nicht mehr mit solchen unnötigen Verboten belästigen dürfen. Denn so was ist doch Mist!

Jetzt verpasse ich heute Abend die neue Folge meiner Lieblingsserie One Tree Hill. Und die Wiederholung, die diese Woche läuft, auch. Ich darf sie noch nicht mal aufnehmen! Meine Mutter meinte, zur Not könne ich sie mir ja nächstes Jahr auf DVD anschauen. Nächstes Jahr! … das ist ja noch ewig hin! Gut, auf DVD hat man die Originalstimmen der Schauspieler. Was mir aber nichts bringt, denn mein Englisch ist nicht gerade berauschend. So etwa klingt es, wenn ich The Anthem von Good Charlotte singe: »You-hu! Nowa, nowa, just like you … nananananana, this is the anthem. Wasa wasa wa You-hu … Dewon nana you!« Völliger Blödsinn natürlich.

Aber echt mal, das Fernsehverbot ist doch total übertrieben! Nur weil ich mir einen winzigen Scherz mit unserer Mathelehrerin erlaubt habe, die seit Beginn des Jahres wirklich zum Kotzen ist. Immer mies drauf! Die ganze Zeit! Kaum sind wir im Klassenzimmer, da schreit sie uns schon an, dass wir niemals irgendwas kapieren werden, wenn wir uns nicht an ihre Ar-beits-me-tho-de halten.

Ihre Arbeitsmethode:

Madame Gagnon, unsere Mathelehrerin, unterrichtet ihr Fach, indem sie uns vorschreibt, welches Wort wir mit welcher Farbe unterstreichen sollen. Zum Beispiel: »Das Volumen eines Körpers ist die Größe des Raums – ›Größe des Raums‹ doppelt grün unterstreichen – die dieser Körper einnimmt. Absatz, zwei Zentimeter frei lassen.«

Heute hat sie geschrien: »IHR MÜSST EUCH AN DIE AR-BEITS-ME-THO-DE HALTEN, SONST IST DER DAMPFER FÜR DIE MITTLERE REIFE ABGEFAHREN!«

Darauf ich: »Dann nehmen wir halt den Zug.«

Ein paar Leute haben zaghaft gelacht. Sie hat drohend gefragt: »Findet ihr das etwa komisch?« Woraufhin sich großes, oder vielmehr RIESIGES Unbehagen ausbreitete (»RIESIGES« doppelt rot unterstreichen!). Und dann hat sie mich zum Direktor geschickt.

Das war mir wirklich wahnsinnig peinlich. Denn immer, wenn ich zu Monsieur Beaulieu (dem Direktor) ins Büro muss, weil ich was angestellt habe, bringe ich keinen Satz zu Ende, ohne zu heulen.

Ungefähr so:

Monsieur Beaulieu: »Warum bist du hier?«

Ich: »Weil ich was gesagt habe, das i-hi-hich …« (Der Rest des Satzes ist unverständlich, aufgrund von Schluchzern, verschluckten Wörtern, Schniefen usw.)

Wie gesagt, superpeinlich!

Ich bin also zu Monsieur Beaulieu ins Büro gegangen. Trotz meines Schluchzens hat er es geschafft, meinen Witz zu verstehen. (Ich hatte sogar den Eindruck, dass er schmunzeln musste. Keine Ahnung, ob das an meinem Geheule lag oder an meinem Witz.) Er hat meine Mutter angerufen, und die hat daraufhin beschlossen, dass ich heute nicht One Tree Hill gucken darf. Total gemein!

Wenn sie mir zur Strafe das Abendessen gestrichen hätte, wäre ich zwar halb verhungert, aber das wäre trotzdem weniger märtyrerhaft gewesen. Ja, genau das ist es: Ich bin eine Märtyrerin!!! Gut, das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben. Aber auf jeden Fall kann meine Mutter knallhart sein. Sie hat zum Beispiel einen Putzfimmel, und hat mich sogar schon mal gezwungen, Seife zu essen! Na ja, eigentlich war es ein Versehen: Sie hat die Schokosoßenflasche mit der Spülmittelflasche verwechselt (keine Ahnung, wie sie das geschafft hat). Hinterher haben wir uns kaputtgelacht. Aus Rache habe ich sie gezwungen, selbst einen Löffel zu probieren. Sie hat so getan, als wäre es total lecker.

17:19

Meine Mutter ruft mich zum Essen.

Ich habe einen Bärenhunger. Eigentlich bin ich jetzt doch ganz froh, dass sie mir nicht das Abendessen gestrichen hat …

20:34

Meine Mutter konnte sich an die Geschichte mit der Schokosoßen-Spülmittelflaschen-Verwechslung nicht erinnern. Na, toll! Das ist eine meiner prägendsten Kindheitserinnerungen, und sie erinnert sich nicht mehr daran! Spülmittel zu essen – das vergisst man doch nicht einfach so! Aber dann dachte ich mir, wenn sie so ein schlechtes Gedächtnis hat, erinnert sie sich vielleicht auch nicht an das Fernsehverbot. Also habe ich einfach mal rechtzeitig zu One Tree Hill den Fernseher eingeschaltet, aber sie konnte sich sehr wohl erinnern (Grrr!). Die Erinnerungslücken meiner Mutter funktionieren leider nicht gerade zu meinem Vorteil.

21:00

Ich bin in meinem Zimmer und überlege, was ich tun soll. Ich habe ein paar dringende unerfüllte Wünsche und suche schon seit ein paar Minuten den Himmel nach einer Sternschnuppe ab. Ich entdecke aber keine und habe nicht wirklich Lust, bis morgen früh hier zu hocken. Nach meinen Kenntnissen im Bereich Wunscherfüllung kann ich jetzt nur noch warten, dass mir eine Wimper ausfällt. Aber da ich jetzt schon eine Ewigkeit blinzele, ohne dass was passiert, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als … Gott?!

Lieber Gott,

– oder wie auch immer dein richtiger Name lautet. Wir haben dich in der Schule durchgenommen, aber auch andere Religionen, und ich möchte dich nicht beleidigen, falls du nicht der Religion angehörst, die ich dir zuschreibe –

ich melde mich nicht gerade oft bei dir … das liegt daran, dass ich nicht wirklich eine praktizierende Christin bin. Aber heute Abend brauche ich dringend einen Spezialisten im Wünscheerfüllen, und du bist der Einzige, der mir einfällt. Wie läuft das? Muss man sich erst vorstellen, wenn man zu dir betet? Ich stelle mir das ziemlich kompliziert vor, jede Menge Anfragen zu bekommen, ohne zu wissen, von wem. Da weißt du wahrscheinlich gar nicht, wo du deine »Wunder« vollbringen sollst. Kannst du denn überhaupt noch Wunder bewirken? Hast du mehr zu bieten als zum Beispiel Wasser in Wein zu verwandeln? Ich meine, heutzutage gibt es Zauberer, die echt beeindruckende Sachen draufhaben. O.k., es ist ja bekannt, dass das Tricks sind und keine »Wunder«. Aber was dich angeht, ist das nicht so eindeutig, schließlich wurden deine Tricks nie enthüllt. Übrigens finde ich, wenn ich das mal so sagen darf, dass du ein bisschen an Glaubwürdigkeit verloren hast, seit man weiß, dass nicht du das Universum erschaffen hast, sondern der Urknall. Ähm … bist du jetzt beleidigt? Ich will es mir nicht mit dir verscherzen, weil ich wirklich einige Anliegen habe. Tja, du siehst schon, ich liege öfter mal daneben. Wahrscheinlich, weil ich zu viel rede … aber zurück zum Thema.

Also, falls ich mich vorstellen soll: Ich heiße Amélie Laflamme. (Ich bin übrigens nicht getauft, aber ich hoffe, ich darf mich trotzdem an dich wenden?)

  1. Bitte mach, dass heute Abend in der One-Tree-Hill-Folge nicht so wahnsinnig viel passiert, damit ich nicht den Anschluss verpasse. (Na gut, die Erfüllung dieser Bitte ist quasi eine freiwillige Zusatzaufgabe, die stelle ich nur zum Aufwärmen.)
  2. Könnte ich mich bitte wieder mit meiner Freundin Katryne vertragen? Wir haben uns neulich gestritten, und das tut mir wirklich leid, dabei ging es nur um eine Kleinigkeit. Sie fehlt mir so!
  3. Wenn meine Mutter mehr verdienen und dafür weniger arbeiten könnte, wäre das echt cool!
  4. Ach ja, und wenn du dafür sorgen könntest, dass Schokokekse gesund sind und schlank machen, wäre das super! Dann würde mir meine Mutter nicht nur drei Kekse pro Mahlzeit erlauben und ich müsste den Rest nicht heimlich essen.
  5. Und außerdem, wenn das geht, sag bitte meinem Vater, dass er mir fehlt und dass ich ihn lieb habe …

21:12

Meine Mutter ist zu mir ins Zimmer gekommen und hat mich beim Weinen erwischt. Sie meinte, sie hätte nicht gedacht, dass mir One Tree Hill so wichtig sei. Dann hat sie mir verraten, dass sie die Folge für mich aufgenommen hat und mir die DVD gezeigt! Ich habe gar nicht deswegen geweint, aber ich wollte nicht mit ihr über meinen Vater reden, weil sie dann nur traurig geworden wäre. Sie spricht nicht gerne über ihn.

Außerdem hat sie mir gestanden, dass sie meinen Witz von heute Morgen ziemlich lustig fand! Das hat sie auch Monsieur Beaulieu gesagt, dem es anscheinend genauso ging. Er will meine Mutter trotzdem treffen. Aber sie hat mir versprochen, mich zu verteidigen. Sie meinte: »Es ist ja nicht so, als hättest du was verbrochen!«

Ich habe mir erst die DVD geschnappt und dann meine Mutter ganz fest in den Arm genommen. Dabei war allerdings die DVD-Hülle im Weg, weshalb sich meine Mutter mit einem »Autsch!« schnell wieder aus meiner Umarmung befreit hat.

Bevor sie aus meinem Zimmer gegangen ist, hat sie noch gesagt, sie könne sich dunkel an die Geschichte mit dem Spülmittel erinnern!

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Donnerstag, 15. September

Ich gehe auf eine Mädchenschule. Wenn ich auf eine gemischte Schule ginge, hätte ich vielleicht mehr Freunde, weil ich dann auch mit Jungs befreundet sein könnte. Aber so – keine Chance!

Warum ich auf eine Mädchenschule gehe:

In der sechsten Klasse hatte ich eine Freundin namens Rosalie. Wir waren sozusagen »beste Freundinnen«. Aber dann passierte etwas, das unsere Freundschaft ziemlich schnell beendete, nur konnte ich das ja nicht ahnen, also hielt ich sie für meine beste Freundin.

Folgendes ist jedenfalls passiert: Ich hing immer mit Rosalie rum. Dann kam sie mit einem Typen zusammen, der schon vierzehn war: William Dorion. (Ich bin jetzt vierzehn und elfjährige Jungs interessieren mich absolut nicht! Also andersrum betrachtet, aus der Perspektive von William Dorion … echt komisch!)

Rosalie war superstolz, mit einem Vierzehnjährigen zusammen zu sein (der übrigens sitzen geblieben und erst in der achten Klasse war, nicht wie ich jetzt in der neunten). Sie hat überall damit angegeben. Eines Tages hat sie mir William dann vorgestellt. Und der hat sich in mich verknallt!!! Keine Ahnung warum – ich habe echt nichts getan, damit es dazu kam! Ich fand ihn sogar ziemlich blöd. (Aber zugegeben, ich war schon ziemlich geschmeichelt, dass ein Vierzehnjähriger auf mich stand.) Er hat mich einfach angebaggert, VOR ROSALIE!

Mein Moralgefühl war damals offenbar noch nicht sehr ausgeprägt. Anstatt mich meiner besten Freundin gegenüber solidarisch zu verhalten, entschloss ich mich, mit William zu gehen. Rosalie war natürlich total sauer. Um es kurz zu machen: Ich war eine Woche mit William zusammen. Ich habe damals noch mit Barbies gespielt (ja, ich weiß, mit elf ist man eigentlich zu alt für Barbies, aber ich konnte nicht anders – meine Bluehair-Barbie habe ich einfach geliebt, die fand ich so rebellisch), und William machte sich über mich lustig (irgendwie zu Recht). Übrigens wäre es echt praktisch, wenn auf der Barbie-Verpackung das Alter angegeben wäre, in dem man offiziell aufhören muss, mit Barbies zu spielen, um nicht als »kindisch« zu gelten. Dabei fand ich es mit elf viel besser, mit Barbies zu spielen als mit sechs. Ich dachte mir richtig spannende Geschichten aus, und im Hintergrund ließ ich Musik laufen. Das war echt, wie selbst einen Film zu drehen! Schade, dass ich vom Rest der elfjährigen Bevölkerung total verkannt wurde.

Um auf William zurückzukommen: Nachdem unsere Beziehung ganze sechs Tage währte, wollte er mit mir knutschen. Mit Zunge! Das Problem war, dass William ZIEMLICH Mundgeruch hatte! Ich hatte zwar noch nie geknutscht, aber ich wusste ganz genau, worum es dabei ging, nämlich darum, die Zungen zu verknoten. Wegen Williams Mundgeruch stellte ich mir einen Zungenkuss mit ihm (und seiner Spucke) ziemlich eklig vor. Also erwiderte ich, ich hätte nichts dagegen, aber er solle sich die Zähne putzen. Unser damaliges Gespräch:

Er: »Komm, wir knutschen!«

Ich: »Ich weiß nicht …«

Er: »Komm schon!!! Ich sag’s auch nicht weiter!«

Ich: »Na gut … o.k. Aber ich will, dass du dir die Zähne putzt.«

Er: »Häh?!?!!!! Wo ist denn da der Zusammenhang?!!?!!!« (Satzzeichen so, wie im echten Leben gefühlt.)

Ich wollte ihn nicht beleidigen und sagte ihm also nicht, dass er Mundgeruch hatte. Daraufhin machte er den Abgang. Einige Tage später zeigten in der Pause ein paar Leute auf mich, tuschelten und lachten. Rosalie war bei ihnen. Ich fragte sie, was los sei, und sie sagten, zwischen Zungenküssen und Zähneputzen gebe es ja wohl absolut keinen Zusammenhang!

Ich antwortete:

»Natürlich gibt es da einen Zusammenhang, wenn der andere nämlich Mundgeruch hat!«

Ehrlich gesagt, das hätte ich gerne geantwortet, aber in dem Moment bin ich nicht darauf gekommen. Diese Antwort ist mir erst Stunden später eingefallen. Warum ist das bloß so? Wenn mich jemand ärgert, finde ich nie sofort die passende schlagfertige Antwort! Warum muss die Antwort fünf Stunden später kommen, kurz vorm Einschlafen? Ich kann mich ja schlecht am nächsten Tag hinstellen und den schlagfertigen Satz sagen, den mein Gehirn verspätet produziert hat. Das wäre dann megaseltsam und die Leute würden mich angucken, als wollten sie sagen: »Und wo ist da jetzt der Zusammenhang?« Seit diesem Vorfall war Rosalie jedenfalls nicht mehr meine beste Freundin. Ich bereute es wahnsinnig, dass ich mich mit William eingelassen hatte. Die ganze Schule lachte über mich wegen der Zähneputzen-Zungenkuss-Affäre, bei der niemand einen Zusammenhang zu erkennen schien. (Es wundert mich wirklich, dass niemandem aufgefallen ist, wie sehr William aus dem Mund stinkt!) Die ganze Episode hat nicht sehr lange gedauert. Aber mir hat’s gereicht!

Also habe ich mich, als der Schulwechsel anstand, für eine private Mädchenschule entschieden.

Meine Gründe:

  1. Jungs gehen mir total auf die Nerven.
  2. Wenn ich nur von Mädchen umgeben bin, gibt es keine Probleme mit Jungs.
  3. Auf der Privatschule muss man eine Schuluniform tragen, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet (ich habe zwar nicht gerade viele Klamotten, aber mir morgens was zum Anziehen auszusuchen ist trotz meiner beschränkten Klamottenauswahl ein ewig langes und schwieriges Unterfangen). Außerdem hatte ich keine Lust auf blöde Kommentare über mein Outfit. Die hatten mir schon in der Grundschule den Schlaf geraubt.

Die Gründe, die ich meiner Mutter nannte:

  1. Der Unterricht an einer Privatschule wäre besser.
  2. Mein Vater hätte gewollt, dass meine Mutter mir mit seinem Geld eine gute Schulbildung finanziert (na ja, das stimmt zwar, aber mit dem Argument wollte ich vor allem den wunden Punkt meiner Mutter treffen. Was echt nicht ganz fair war … aber ich brauchte dringend ein neues Leben!).

Mittlerweile bin ich seit drei Jahren auf der Privatschule und ich bereue meine Wahl nicht. Außerdem habe ich dort Katryne kennengelernt, die meine wirklich beste Freundin geworden ist (auch wenn aktuell leider Funkstille zwischen uns herrscht, und zwar seit fünf Tagen, vier Stunden und zehn Sekunden).

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Donnerstag, 22. September

Der blanke Horror!!! Meine Mutter hat sich heute mit unserem Direktor getroffen. Er hat gesagt, er finde mich »speziell«. Meine Mutter hat seine Worte wiederholt, bevor sie erklärte, sie finde unseren Direktor – und wir reden hier von Monsieur Beaulieu! – sehr »charmant«. Sie hat »charmant« auf eine ganz besondere Weise ausgesprochen. Mit einer winzigen Bedenkzeit, in der ihre Augen einen kleinen Hüpfer zur Seite machten, dann wieder auf ihren Platz wanderten, sie das passende Wort fand und es ein bisschen sanfter aussprach als den Rest des Satzes. Noch dazu mit einem kleinen Lächeln im Mundwinkel! Oh Gott! Wenn meine Mutter sich in Monsieur Beaulieu verknallt hat, bin ich er-le-digt!

Aber noch mal zurück zu dem »Blablabla … speziell«. Was geht Sie das denn an, Herr Direktor-den-meine-Mutter-»charmant«-findet!

Oh Mann! Wenn ich mich nicht mit Kat zerstritten hätte, würde ich sie sofort anrufen. Wir würden die Situation ganz in Ruhe analysieren und ich würde nicht den Kopf verlieren vor lauter Panik, unser Direktor könnte der neue Freund meiner Mutter werden und demnächst bei uns einziehen!

Meine Mutter: »… und er findet, du könntest dich stärker am Unterricht beteiligen.«

Ich: »Was?«

Ich hatte ihre letzten Worte nicht mehr gehört, weil ich so mit der Vorstellung beschäftigt war, wie mein Leben aussehen würde, wenn meine Mutter und Monsieur Beaulieu heirateten.

Meine Mutter: »Denis … Monsieur Beaulieu meint, du könntest viel bessere Noten haben, wenn du dich nur ein bisschen mehr anstrengen würdest.«

Ich: »Was? Das hat er gesagt?«

Meine Mutter: »Mach dir keine Sorgen, das Schuljahr hat gerade erst angefangen. Du hast noch genug Zeit, um aufzuholen!«

Ich habe mir diese Schule zwar ausgesucht, aber ich hätte nicht erwartet, dass der Direktor mich »speziell« findet und ich mich im Unterricht mehr anstrengen muss. Mir ging es nur darum, mich nie wieder mit meiner besten Freundin zu verkrachen. Und jetzt ist es trotzdem passiert!

20:30

Ich finde mein Leben maximal stressig.

21:00

Ich muss einen Plan machen, wie ich die Schule wechseln kann.

21:02

Vor allem, wenn meine Mutter auf unseren Direktor steht!

21:36

Plan A: Ich sage meiner Mutter, dass Monsieur Beaulieu eine schlimme Hautkrankheit hat und unter seinen Klamotten wie ein Leprakranker aussieht.

21:37

Igitt!!!!!!!!!!!!!! Jetzt habe ich Gänsehaut, weil ich mir vorgestellt habe, wie Monsieur Beaulieu … Bääääääääääh! Mir ist schlecht!

22:00

Ich kann nicht einschlafen. Keinen Plan, wie ich meine Mutter daran hindern kann, was mit unserem Direktor anzufangen.

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Freitag, 23. September

Kat ist mir in der Schule über den Weg gelaufen und wir haben nicht miteinander geredet. Also habe ich beschlossen, die Mittagspause auf dem Klo zu verbringen, damit niemand mitbekommt, wie ich allein in der Schulkantine esse.

Kat ist zwar nicht die Einzige, mit der ich mich gut verstehe, aber die Einzige, mit der ich zusammen mittagessen kann.

Offiziell gibt es keine Sitzordnung, aber am Anfang des Schuljahres schnappt sich jede Clique einen Tisch und der gehört ihr dann für den Rest des Jahres. So ist es seit der siebten Klasse.

Und da ich seit der siebten Klasse mit Kat zusammen esse, kann ich mich jetzt nicht einfach so bei einer anderen Clique an den Tisch setzen. Die würden mich anstarren wie eine Außerirdische (die ich vermutlich auch bin, angesichts meiner Anpassungsschwierigkeiten auf diesem Planeten …).

Meine Freundschaft mit Katryne begann bei der Aufnahmeprüfung für die Schule. Kat hatte einen Pferdeschwanz, der von einer Seite zur anderen hüpfte, wenn sie lief. Dieses Phänomen findet man echt nur bei Kat. Wenn sich beispielsweise Nadine aus meinem Französischkurs einen Pferdeschwanz macht, bewegt sich kein einziges Haar. Vielleicht ist das eine Frage der Haltung – oder des Haarsprays!

Während der Prüfung habe ich bei einer Frage gezögert. Kat (die ich zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte) hat es gemerkt und mir ihren Radiergummi zugesteckt. Darauf standen ganz klein jede Menge wichtiger Notizen. Darunter auch die Regel zur Bildung des Partizip Perfekt mit »haben«, die mir immer Probleme macht und die ich brauchte, um die Frage zu beantworten.

Nach der Prüfung habe ich mich bei Kat für ihre Hilfe bedankt. Sie meinte, ein paar Gedächtnisstützen auf dem Radiergummi seien ein super Trick, weil die Lehrer sowieso alle kurzsichtig seien. Sie besteht noch heute darauf, dass das kein Betrug ist. Darüber kann man sicherlich streiten. Ich fand den Trick jedenfalls genial und habe ihn immer wieder verwendet (obwohl er mir nie wieder bei einer Prüfung geholfen hat und meine Mutter viel Geld für neue Radiergummis ausgeben muss und sich fragt, warum ich sie immer »verliere«).

Von dem Moment an waren Kat und ich beste Freundinnen und wir haben uns geschworen, es zu bleiben – 4 ever and ever!

Kat ist echt klasse! Sie hat vor nichts Angst! Neulich Abend haben wir auf den Bus gewartet, um vom Jugendzentrum nach Hause zu fahren. Plötzlich ist hinter uns ein gruseliger Typ aufgetaucht und hat mich angerempelt. Ich war wie erstarrt. Meine Beine sind ganz weich geworden (das passiert mir immer, wenn ich nervös werde). Aber Kat hat ihn angeschrien: »WAS WILLST DU?« Die Leute haben sich nach uns umgedreht, der Typ ist abgehauen und Kat hat mich in den Arm genommen und gefragt, ob alles in Ordnung sei. An dem Abend war ich schwer beeindruckt, wie cool sie bleibt!

Kat sagt, es sei nicht wichtig, wie beliebt man in der Schule ist. Was wirklich zählt, sei, die beste Freundin der Welt zu haben!

Leider haben wir uns gestritten – und das nur wegen eines blöden Ausrutschers!

Samstag, 10. September

der Tag, an dem ich mich mit Kat verkracht habe

16:10

Als Erstes muss ich vielleicht erklären, dass Kat ein paar Regeln aufgestellt hat, die unseren Umgang mit Jungs betreffen.

Kats Regeln:

  1. Niemals, wirklich niemals erzählen, dass Kat mal Britney Spears und N’Sync gut fand.
  2. Nicht zugeben, dass ich mit Barbies gespielt habe, bis ich elf war, obwohl ich in diesem Punkt zur Selbstironie fähig bin (was denn? Dazu stehe ich!).
  3. Nicht ausplaudern, dass wir immer noch gerne Arielle, die Meerjungfrau gucken. Stattdessen betonen, wie sehr wir auf Horrorfilme stehen (obwohl wir davon Albträume kriegen!).
  4. Auf keinen Fall zugeben, dass wir schon Knutschen geübt haben, und zwar mit unserem Arm. (Natürlich mit unserem eigenen Arm, nicht mit dem Arm der anderen. Das wäre echt eklig gewesen, und extrem peinlich, wenn Kats kleine Schwester Julianne genau in dem Moment ins Zimmer geplatzt wäre.)
  5. Nichts mit einem Typen anfangen, zu dem die andere nicht ihr Okay gegeben hat oder der unsere Freundschaft kaputtmachen könnte.

Ich habe eine einzige Regel gebrochen. Im Jugendzentrum hat Kat zum Spiel Dance Dance Revolution getanzt (Kat ist einfach die Beste, wenn es darum geht, Tanzschritte nachzumachen, die ein Bildschirm vorgibt). Selbstverständlich hat sie aufgepasst, bloß keinen Song von Britney Spears zu nehmen, obwohl sich mehrere unter der Auswahl befinden und sie dank des Spiels Britney Spears Dance Beat auf ihrer Playstation 2 eine Expertin darin geworden ist.

Ein supercooler Typ ist zu uns rübergekommen und hat zu Kat gesagt: »Wow! Du bist echt die Beste!«

Darauf ich: »Und das nur dank BRITNEY SPEARS!«

Ups. Das ist mir einfach so rausgerutscht! Ich war total stolz auf Kat. Die Worte sind mir sozusagen aus dem Mund gesprudelt, weil ich bis oben hin mit Stolz angefüllt war.

Die Leute, die Kat bis dahin angefeuert hatten, sind plötzlich verstummt. Als hätte ich gesagt, dass … keine Ahnung, als hätte ich ihnen den Krieg erklärt oder so. Ich weiß nicht, wer heute noch Britney Spears cool findet, aber fest steht, dass sich an diesem Tag keiner ihrer Fans im Jugendzentrum aufhielt.

Jedenfalls, der Typ, der Kat das Kompliment gemacht hat, war ein Mitarbeiter des Zentrums und viel älter als wir. Also kam er als Freund eh nicht infrage und vielleicht hatte ich aus diesem Grund die »Regeln« völlig vergessen. Aber Kat hat mir einen vernichtenden Blick zugeworfen, und seitdem redet sie nicht mehr mit mir. Ich habe mich eine Million Mal entschuldigt, aber sie schmollt immer noch. Kat ist meine beste Freundin, aber ich muss schon sagen, sie ist ganz schön nachtragend. Außerdem ist sie verdammt stolz. Wahrscheinlich findet sie meinen Ausrutscher jetzt, nachdem sie Zeit zum Nachdenken hatte, gar nicht mehr so schlimm. Sie will es nur nicht zugeben.

Zurück zu Freitag, dem 23. September

15:43

Als ich von der Schule nach Hause komme, blättere ich in der Miss (einer Zeitschrift für Mädchen) und beschließe, den Test zu machen »Seid ihr Freundinnen fürs Leben?«

MissMagazin

Test: Seid ihr Freundinnen fürs Leben?

Es ist nicht immer leicht, beste Freundinnen zu sein! Aber gerade schwierige Zeiten schweißen euch nur noch fester zusammen. Mit diesem Test findest du heraus, ob eure Freundschaft von Dauer sein wird!

1. Deine beste Freundin ist zu einer extrem angesagten Party eingeladen. Du nicht. Was macht sie?

a) Sie versucht, dich ebenfalls auf die Gästeliste setzen zu lassen.

b) Sie geht ohne dich hin.

c) Sie sagt, dass sie nicht hingeht, und du erfährst zwei Monate später, dass sie doch da war.

Natürlich stimmt die erste Antwort. Kat würde nie ohne mich auf eine Party gehen.

2. Du bist traurig und vertraust dich deiner Freundin an. Wie reagiert sie?

a) Sie hört dir zu und tröstet dich.

b) Sie sagt, dass das vorübergehen wird und wechselt das Thema.

c) Sie gesteht dir, dass sie dich in letzter Zeit ziemlich weinerlich findet.

Immer wenn es einer von uns schlecht geht, futtern Kat und ich Maoam. Hinterher lachen wir uns kaputt und versuchen wie die Wahnsinnigen, das klebrige Zeug wieder von den Zähnen zu bekommen. Ich liebe Maoam!

3. Deine beste Freundin steht auf einen Typen aus deiner Schule, den auch du verehrst. Wie reagiert ihr?

a) Keine Schwärmerei kann eure Freundschaft zerstören.

b) Eure Beziehung ist etwas angespannt, aber ihr schafft es, euch zu einigen.

c) Ihr werft eine Münze. Möge die Bessere gewinnen!

Kat und ich haben einen sehr unterschiedlichen Geschmack, was Jungs angeht. Einerseits ist das von Vorteil. Ich sage »einerseits«, weil es in Anbetracht unserer Regel, dass jeder Typ von der anderen genehmigt werden muss, auch ein Nachteil sein kann, wenn die andere ihn hässlich oder bescheuert findet. Aber im Moment ist das für mich sowieso kein Thema, weil mir Jungs nur auf die Nerven gehen. Ich verstehe echt nicht, was man an ihnen finden soll. Sie stinken! (Na gut, sie stinken nicht wirklich, außer vielleicht William Dorion, aber ich habe einfach was Besseres zu tun, als ihnen hinterherzulaufen!) Und noch was: Irgendjemand müsste den Leuten bei der Miss mal sagen, dass kein Mensch mehr das Wort »verehren« benutzt … das ist echt out!

4. Welche Dinge unternehmt ihr gemeinsam?

a) Ihr macht so gut wie ALLES zusammen.

b) Nach der Schule macht ihr oft gemeinsam eure Hausaufgaben.

c) Ihr trefft euch hauptsächlich in der Schule.

Die Antworten treffen alle zu, also schon wieder »a«. Aber … im Augenblick trifft genau genommen gar nichts davon zu. Seit unserem Streit sehen wir uns eigentlich überhaupt nicht mehr. Ich würde sie wirklich gerne anrufen!

5. Wenn eine von euch der anderen ein Geheimnis anvertraut, was passiert?

a) Da wird man jede Menge Archäologen brauchen, um dieses Geheimnis in einer Million Jahre ans Licht zu bringen!

b) Du kannst ihr vertrauen, aber du verrätst ihr trotzdem nichts – man kann ja nie wissen.

c) Am nächsten Tag weiß es die ganze Schule!

Ganz sicher »a«! Ich finde übrigens, dass diese Tests nicht besonders raffiniert sind. Man merkt ziemlich schnell, dass man immer eine bestimmte Antwort wählen muss, um das erwünschte Ergebnis zu bekommen. Da ich scharfsinnig meine Schlussfolgerungen ziehe, war mir sofort klar, dass mich die »a«-Antworten an mein gewünschtes Ziel führen werden – nämlich zu lesen, dass Kat und ich die besten Freundinnen der Welt sind, 4 ever and ever!

Ergebnis:

ÜBERWIEGEND »A«

FREUNDINNEN FÜRS LEBEN!

Deine beste Freundin und du seid unzertrennlich! Ihr habt vieles gemeinsam. Sie weiß, wie sie dich zum Lachen bringt und ihr habt viel Spaß miteinander. Wenn ihr euch etwas anvertraut, ist das Geheimnis nicht nur gut aufgehoben, ihr urteilt auch nicht über die andere. Diese Freundschaft ist sehr wertvoll, gebt gut auf sie acht!

Ich habe auf meine Freundschaft nicht achtgegeben. Ich habe ein Geheimnis verraten! Ich glaube, ich habe es verraten, weil ich es gar nicht so schlimm finde, dass Kat mal Britney-Spears-Fan war! Aber ich habe Kat nicht respektiert, die nicht wollte, dass es irgendjemand erfährt …

ÜBERWIEGEND »B«

EINE GUTE FREUNDIN

Ihr seid sehr gute Freundinnen, aber ihr könntet einander ein bisschen mehr Vertrauen entgegenbringen. Wenn ihr mehr wagt, wird sich eure Beziehung vertiefen und festigen. Freundschaft ist eine Sache, in die man Arbeit und Aufmerksamkeit investieren muss. Ihr habt noch viel Zeit, um euch gegenseitig eure Wertschätzung zu beweisen!

Nein, dieses Ergebnis hat mit Kat und mir nichts zu tun. Bis auf den Teil, dass man in Freundschaft Arbeit und Aufmerksamkeit investieren muss. Vielleicht sollte ich dieses Argument mal vorbringen?

ÜBERWIEGEND »C«

EINE GEFÄHRLICHE FREUNDIN

Bist du wirklich sicher, dass du bei diesem Test an deine Freundin gedacht hast? Wenn ein Mädchen sagt, sie sei deine Freundin, dich aber zurückweist, deine Geheimnisse ausplaudert oder hinter deinem Rücken über dich herzieht, kannst du sie nicht als eine solche betrachten. Eine wirkliche Freundin ist vertrauenswürdig und möchte, dass es dir gut geht.

Na gut, ich habe ein Mini-Geheimnis verraten. Aber ich habe es nicht wirklich verraten, es ist von ganz allein aus meinem Mund gesprudelt, weil ich so stolz auf Kat war! Ich bin keine schreckliche Freundin! Ich habe nur einen klitzekleinen Fehler gemacht!

Ich würde Kat gerne anrufen und ihr meine Antworten zum Test vorlesen. UND IHR EIN FÜR ALLE MAL SAGEN, DASS DIESE BRITNEY-SPEARS-GESCHICHTE ABSOLUT UNWICHTIG IST! WENIGSTENS HABE ICH NICHT VERRATEN, DASS SIE AM GANZEN KÖRPER AKNE HAT! (Was übrigens überhaupt nicht stimmt, das habe ich mir gerade ausgedacht.)

16:32 Uhr

Ich reiße die Seite mit dem Test aus der Zeitschrift und stecke sie in meine Schultasche. Wer weiß, wozu man den noch mal brauchen kann.

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Samstag, 24. September

Heute ist nichts passiert. Aber auch wirklich gar nichts! Meine Mutter und ich sind zu meiner Großmutter Laflamme gefahren und die hat Pfannkuchen für mich gemacht. Besser gesagt, meine Mutter ist zu meiner Großmutter gefahren, und ich musste mitkommen.

Glücklicherweise sind die Pfannkuchen meiner Großmutter die besten im ganzen Universum! Allerdings bin ich noch nie an die Grenzen unserer Galaxie gereist, um das zu überprüfen. Ich muss zugeben, dass mein Urteil ausschließlich auf den übrigen Pfannkuchen dieser Erde beruht. Ehrlich gesagt, nur auf den Pfannkuchen, die ich in meinem Leben gegessen habe. Und so viele verschiedene Pfannkuchen waren das auch nicht. Nur die Pfannkuchen meiner Mutter und die, die man fertig im Supermarkt kaufen kann.

Also beruht meine Überzeugung nur auf meinem persönlichen Geschmack und meinem Gefühl. Aber ich glaube, dass mich mein Gefühl nicht täuscht, wenn ich sage, dass es die besten Pfannkuchen im ganzen Universum sind! Unmöglich, den Genuss noch zu übertreffen, den mir die traumhaft-köstlichen Pfannkuchen meiner Großmutter bereiten!!!

Die Pfannkuchen meiner Großmutter Laflamme:

Sie sind sehr dick und rundum knusprig. Innen drin sind sie weich und lecker und wenn man reinbeißt, könnte man meinen, um einen herum explodiert ein Feuerwerk! Ich habe meine Großmutter schon gefragt, was sie alles in den Teig tut, und sie hat geantwortet: »Mehl, Wasser, ein Ei, etwas »Backpulfer« und Vanillezucker, und ich backe sie mit Margarine.« Eigentlich völlig unwichtig, aber meine Großmutter sagt »Pulfer« und nicht »Pulver«. Nichts ist einfacher als »Pulver« zu sagen, aber meine Großmutter kann es nicht. Ich weiß nicht warum. Aber jedes Mal, wenn sie »Pulfer« sagt, frustriert mich das total.

Mittags

Meine Pfannkuchen-Euphorie wäre beinahe durch die Frage meiner Großmutter verdorben worden, die sie mir jedes Mal stellt, wenn wir uns sehen. »Amélie, hast du nicht deinen kleinen Schatz mitgebracht?« (Mit einer Großmutterstimme klingt diese Frage noch schrecklicher).

Also erstens, warum sagt sie immer »kleiner Schatz«? Meint sie etwa, dass ich eine lange Bohnenstange bin (was stimmt), die es nicht schafft, einen Freund zu finden, der größer ist als sie (völliger Blödsinn!)? Oder ist sie der Ansicht, dass ein Teenager wie ich keine GROSSE ernsthafte Liebesgeschichte erleben kann, sondern nur eine kleine ohne Bedeutung?

Meine Großeltern Charbonneau, die Eltern meiner Mutter, haben keinen Kontakt zu meiner Großmutter Laflamme. Trotzdem stellen sie mir auch immer diese Frage. Ich habe meine Mutter gebeten, ihnen mitzuteilen, dass sie mich nicht immer darauf ansprechen sollen. Wenn ich jemals einen Schatz haben sollte (groß oder klein), sind sie bestimmt nicht diejenigen, denen ich davon erzähle. Aber meine Mutter hat gesagt, ich soll mich nicht so anstellen. Null Solidarität!

14:17

Ich sterbe vor Langeweile! Im Fernsehen lief nur ein Film, den ich schon kannte, aber selbst der war noch interessanter als das Gespräch zwischen meiner Mutter und meiner Großmutter. Also habe ich den Ton lauter gestellt, um statt ihres Dialogs den im Film hören zu können. Aber meine Mutter hat verlangt, ich solle den Fernseher leiser stellen. Sie hat gesagt, ich zitiere:

»Mach den Ton leiser! Man kann ja sein eigenes Wort nicht mehr verstehen!«

Genau das war ja auch mein Ziel.

Aber das habe ich nicht gesagt.

Also musste ich mir anstelle des Films ihr Gespräch anhören:

Großmutter: »Womit machst du denn jetzt deine Tartes, seitdem man weiß, dass man kein Bratfett nehmen soll?«

Meine Mutter: »Ich habe nicht wirklich die Zeit, um Tartes zu backen.«

Großmutter: »Sie sagen, man soll stattdessen Butter nehmen …«

Meine Mutter: »Ach ja?«

Großmutter: »Mit Butter wird das natürlich viel teurer als mit Bratfett.«

Meine Mutter: »Du kannst deine Tartes ruhig weiter mit Bratfett machen, ich glaube nicht, dass das was ausmacht.«

Großmutter: »Du hast recht, wenn ich trotz Bratfett so alt geworden bin, kann ich es wohl auch weiterhin nehmen.«

Ich weiß echt nicht, warum meine Mutter mich zwingt, mit zu meiner Großmutter zu kommen.

  1. Meine Großmutter wohnt am anderen Ende der Welt! (Eine Stunde mit dem Auto)
  2. Wenn wir von ihr nach Hause kommen, rieche ich komisch. (Das stimmt wirklich, ich weiß zwar nicht warum, aber es ist so. Eine Mischung aus Zigaretten und … jetzt hab ich’s, Bratfett!)
  3. Wegen des Geruchs muss ich zum zweiten Mal heute duschen. Total nervig! Ich rieche zwar gerne gut, aber ich hasse es, mir zweimal am Tag die Haare waschen zu müssen!
  4. Die Gespräche meiner Mutter und meiner Großmutter gehen mir extrem auf den Wecker!

19:21

Im Auto verkünde ich meiner Mutter, dass ich in Zukunft nicht mehr mit zu meiner Großmutter kommen will. Meine Mutter erwidert, ich sei sehr gefühllos. Schließlich sei ich die einzige Person, die meine Großmutter an ihren Sohn erinnern könne. Also an meinen Vater.

19:45

Darauf entgegne ich nichts. Dieses Argument hat mir die Sprache verschlagen.

20:00

Während der Fahrt betrachte ich die Sterne am Himmel. Und frage mich, wo in dieser Unendlichkeit mein Vater wohl sein mag.

21. Januar

(und die darauffolgenden Tage), fünf Jahre zuvor

Ich weiß noch, an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ich meinen Vater nie wieder sehen würde, war es superkalt. Die Art Kälte, die einem bis in die Knochen kriecht. Es ging alles sehr schnell. Morgens verließ mein Vater das Haus und alles schien in Ordnung zu sein, und abends war er nicht mehr da. Tot. Lungenembolie. Er hatte nicht geraucht und war kerngesund gewesen. Die Ärzte wissen nicht, was der Grund war. Es ist einfach … passiert.

Es tat so weh. Unglaublich weh. Ich erinnere mich nicht mal mehr, ob ich mich an diesem Tag von ihm verabschiedet hatte. Ich erinnere mich nicht, ob ich ihm oft genug »Ich hab dich lieb« gesagt hatte. Ich erinnere mich an gar nichts. Außer daran, dass mein Herz in tausend Stücke zerbrochen ist.

Damals konnte ich nicht wirklich verstehen, was passiert war. Ich war noch nie mit dem Tod in Berührung gekommen und wusste nicht, was das bedeutete. Mein Großvater Laflamme war gestorben, bevor ich auf die Welt kam. Ich hatte also immer gewusst, dass es ihn einmal gegeben hatte, und ich hätte ihn gerne gekannt, aber ich habe ihn nicht verloren.

Ich fragte meine Mutter, wo mein Vater jetzt sei. Darauf sagte meine Mutter – und damit ist sie vermutlich die einzige Mutter der Welt, die ihrer neunjährigen Tochter so etwas sagt –, sie wisse es nicht. Sie fügte hinzu, es gebe verschiedene Vorstellungen, aber keine einzige könne wirklich bewiesen werden.

Niemand könne sagen, was der Tod eigentlich sei und sie selbst wisse nicht, woran sie glauben solle: An ein Leben nach dem Tod? An Wiedergeburt? Blödsinn!

Als meine Mutter das sagte, kamen ihr die Tränen und ich bekam Nasenbluten. Nachdem sie mir den Kopf in den Nacken gelegt hatte (was keine gute Idee war, denn, wie ich in der siebten Klasse gelernt habe, muss man den Kopf gerade halten, aber meine Mutter hat anscheinend nicht den gleichen Erste-Hilfe-Kurs gemacht wie ich), erzählte sie mir vom Himmel. Dabei erklärte sie mir allerdings im selben Atemzug, dass mein Vater und sie nicht an den Himmel glaubten.

Danach kamen die Beerdigung, die Beileidskarten, das Testament usw.

Und danach wurde meine Mutter quasi zum Zombie.

Ihre Mutter, Großmutter Charbonneau, hat eine Weile bei uns gewohnt. An alles, was in dieser Zeit passiert ist, erinnere ich mich nur noch verschwommen.

Am Anfang war ich sehr traurig, aber mit der Zeit habe ich mich damit abgefunden. Und verstanden, dass mein Vater nie mehr zurückkommen wird. Niemals. Meine Mutter hat das nicht verstanden oder nicht verstehen wollen. Es ist immer schwierig gewesen, mit ihr über meinen Vater zu reden. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht ihr besser. Aber dann wird sie bei der kleinsten Bemerkung über ihn ganz rot am Hals und Tränen schießen ihr in die Augen. Wenn ihr Hals rot wird, muss ich sofort etwas sagen, damit sie nicht in Tränen ausbricht. Ich habe da so meine Tricks. Meistens versuche ich, sie zum Lachen zu bringen. Und dann wechseln wir zu meiner Erleichterung das Thema.

Am schwierigsten finde ich, dass ich, wenn ich an meinen Vater denke, nicht weiß, wo er ist. Es ist, als wäre er einfach so verschwunden – puff!

Zurück zu Samstag, dem 24. September

20:03

Ich sehe mir immer noch die Sterne an und stelle mir vor, mein Vater wäre nicht gestorben, sondern ein Außerirdischer, der auf seinen Planeten zurückgekehrt ist (echt cool!!!).

20:04

Was denn? Das ist auch nicht seltsamer als die Leute, die glauben, dass Elvis nicht tot ist, sondern auf einer einsamen Insel lebt!

20:22

Das Schweigen meiner Mutter beunruhigt mich. Als ich die Röte an ihrem Hals bemerke, stelle ich ihr schnell meine Theorie vor, dass mein Vater ein Außerirdischer ist und auf einem anderen Planeten lebt. Meine Mutter starrt mich an und erstickt dann fast vor Lachen. Darüber bin ich echt froh! Das ist das erste Mal, dass sie in Zusammenhang mit diesem, ähm, tragischen Ereignis gelacht hat.

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Dienstag, 27. September

Ich liebe unsere Biostunden! Nicht, weil ich den Stoff so spannend finde, sondern weil ich Schwester Rose so mag, meine Lehrerin. Für eine Nonne ist sie echt ziemlich cool. Sie hat graue Haare, die zu einem Knoten hochgesteckt sind, eine kleine runde Brille und abgefahrene Klamotten. Unter ihrem weißen Laborkittel trägt sie einen tief ausgeschnittenen Pullover, jede Menge Ketten, einen Rock und High Heels. Keine andere Nonne zieht sich so an! Ich finde sie rebellisch.

Gerade spricht sie über die Anatomie des menschlichen Körpers. Ein paar Mädchen kichern, weil sie peinliche Wörter sagt. Uuuaaaaaaaah!!! Die will ich auf keinen Fall wiederholen!

Schwester Rose ist echt die lustigste Lehrerin der Welt!

In unserer ersten Stunde hat sie gesagt: »Guten Tag, ich heiße Rrrrose – hütet euch vor meinen Dornen

Immer wenn sie einen Witz macht, lacht sie ein bisschen und legt dabei ihre Hand vor den Mund. Total süß! »Herzlich willkommen im Biolabor, dem schönsten Raum des Hauses! Schaut euch mal um, es gibt sechs Fenster! Nicht eins! Nicht zwei! Nicht drei! Nicht vier! Nicht fünf! Sechs! Habe ich ›sechs‹ gesagt? Ja, ich habe ›sechs‹ gesagt!«

Schwester Rose sagt immer »das Haus« wenn sie von der Schule spricht. Ich vermute, weil sie hier wohnt.

Dann hat sie uns das Skelett vorgestellt, das auf ihrem Schreibtisch thront und Oskar heißt. »Oskörper«, hat sie gesagt und wieder gelacht und die Hand vor den Mund gelegt. Sie fand ihr Wortspiel megalustig. Ich persönlich finde Schwester Rose selbst viel lustiger als ihre Witze.

9:22

Während sie redet, denke ich über meine menschliche Existenz nach. Wenn ich mich so anders fühle als der Rest und auch die Biostunden komisch finde, dann liegt das vielleicht daran, dass ich einfach nichts mit der »irdischen« Anatomie zu tun habe.

Was, wenn meine Mein-Vater-ist-ein-Außerirdischer-Theorie doch nicht so verrückt ist?

9:23

Nee! Das ist Quatsch!

9:24

Wenn mein Vater ein Außerirdischer ist, dann bin ich, Amélie Laflamme, vielleicht auch eine Außerirdische, und eines Tages kommt er und holt mich (total unwahrscheinlich).

9:25

»Die Galle ist gelb! Richtig schön gelb!«, verkündet Schwester Rose, während ich über meine Theorie nachsinne.

Vielleicht bin ich eine Außerirdische, die auf einer intergalaktischen Reise nach einer Raumschiffpanne auf der Erde vergessen wurde!

9:26

Ich hoffe, die Außerirdischen sehen so gut aus wie Max aus der Serie Roswell.

9:27

Oh wow! Es wäre echt cool, wenn mein Vater mich abholt und ich auf seinem Planeten einen Typen wie Max treffe!

9:28

Wie war noch mal der Name des Schauspielers? Ach ja, Jason Behr?

9:29

Zumindest ist es nicht Brendan Fehr … Ist doch komisch, dass in einer Serie zwei Schauspieler spielen, deren Namen ganz ähnlich klingen und dabei so ungewöhnlich sind. Hmm … das ist mir vorher nie aufgefallen, aber ich finde das ziemlich verdächtig.

Wenn ich nur mit Kat darüber reden könne!

9:30

»Schluss für heute. Ab mit euch!«, sagt Schwester Rose, als es zur Pause läutet. »Du bleibst hier, Ariane!«, fügt sie hinzu und sieht mich an.

Ich: »Ich?«

SR: »Ja.«

Ich: »Ich heiße Amélie.«

SR: »Ach so? Entschuldige …« (Sie schaut auf ihrer Namensliste nach, vielleicht hat sie Angst, ich wolle sie veräppeln.) »Das Schuljahr hat ja gerade erst angefangen. Bis Weihnachten kenne ich alle eure Namen auswendig!«

Sie rückt Oskar auf ihrem Schreibtisch zurecht und sieht mich nicht an. Ich trete von einem Fuß auf den anderen und warte, dass sie sagt, was sie sagen will.

Ich: »Ähh … Schwester Rose, was wollten Sie mit mir besprechen?«

SR: »Ach ja! Mein Unterricht interessiert dich wohl nicht?«

Ich: »Doch, schon …«

SR: »Du hörst aber nicht zu.«

Ich »Das liegt daran, dass … ich nachgedacht habe.«

SR: »Worüber?«

Ich »Über … verschiedene Sachen …«

SR: »Sachen, die mit Biologie zu tun haben?«

Ich: »Hmm … schwer zu sagen.«

SR: »Was man versteht, erklärt man leicht!« (Dabei hebt sie den Zeigefinger und freut sich offensichtlich, ihr Sprichwort zitieren zu können.)

Ich: »Glauben Sie an Außerirdische?«

SR: »Solange etwas nicht wissenschaftlich bewiesen wurde, kann man nicht behaupten, dass es existiert.«

Ich: »Komisch, dass gerade Sie das sagen …«

SR: »Ach ja, warum?«

Ich: »Na ja, Sie sind eine Nonne … sind Sie nicht, äh, sozusagen … mit Gott verheiratet?«

SR: »Ja …«

Ich: »Und welches wissenschaftliche Experiment beweist seine Existenz?«

Schwester Rose dreht sich überrascht zu mir um und betrachtet mich über den Rand ihrer Brille.

SR: »Ariane …«

Ich: »Amélie.«

SR: »Das ist in der Tat eine Dichotomie.«

Ich: »Eine Dicho… was?«

SR: »Ein Widerspruch.«

Ich: »Ah …«

SR: »Es gibt einen Unterschied zwischen Glaube und Wissenschaft. Das ist eine Debatte, die seit Menschengedenken geführt wird. Aber warum fragst du mich nach Außerirdischen?«

Ich könnte alles Mögliche antworten, zum Beispiel: »Ich glaube, ich bin auf dem Planeten Erde nicht zu Hause«, oder: »Ich würde gerne von einem Raumschiff abgeholt werden, das wäre echt cool!«, oder auch: »Wenn Elvis auf einer einsamen Insel lebt, dann lebt mein Vater auf einem anderen Stern.« Aber ich ziehe es vor, gar nichts zu sagen. Außerdem habe ich nur noch wenige Minuten, um zu meinem nächsten Kurs zu kommen (Mathe), der am anderen Ende des Gebäudes stattfindet.

SR: »Wusstest du, dass es große Wissenschaftler gibt, die große Gläubige geworden sind?«

Ich: »Nein …«

SR: »Je mehr du über das menschliche Wesen erfährst, desto mehr Fragen stellst du dir. Die Wissenschaftler, denen das so geht – dazu gehöre auch ich – glauben nicht, dass all das ›Zufall‹ ist,« (sie macht sogar Gänsefüßchen mit den Fingern) »wie es die Evolutionstheorie Darwins besagt. Sogar der Technik fällt es schwer, die Natur nachzubilden. Du wirst sehen, wenn du im Unterricht aufpasst, wirst du großartige Sachen entdecken!«

9:46

Schwester Rose hat geredet und geredet und geredet! Mindestens drei Millionen Jahre lang! So lange, dass ich zu spät zu Mathe gekommen bin. Als ich den Klassenraum betrat, hat Madame Gagnon mich böse angesehen und ich habe »Mädchenprobleme« als Entschuldigung vorgeschoben, was natürlich immer funktioniert. Ich habe gesehen, dass Kat mich durchschaut hat, weil sie in sich hineingrinste.

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Mittwoch, 28. September

Ich schreibe einen Brief an Kat:

Liebe Kat,