my_cover_image

Als Christo 1995 den Reichstag in Berlin verhüllte, erinnerte ich mich daran, Jahre zuvor den Münchner Justizpalast ähnlich verhüllt gesehen zu haben, als man die Fassade renovierte. Auf einmal sah ich einen tiefen Bezug zwischen dem Kunstwerk und dem Handwerk: Hinter diesen Stoffbahnen liegen Gebäude, in denen Alltägliches geschieht, das sich aber nicht in der Oberfläche erschöpft. Orte, an denen Demokratie und Recht sich jeden Tag bewähren müssen, enthüllen ihre Geheimnisse nicht einmal im Inneren: Der Berliner Justizpalast an der Littenstraße sieht aus wie eines der Gemälde von Escher, in denen der Betrachter sich immer verirrt, wenn er versucht, den angedeuteten Perspektiven zu folgen. Dieses Buch versucht, einen Einblick hinter die Fassaden zu geben.

images

Benno Heussen

Interessante Zeiten

Interessante Zeiten

Reportagen aus der Innenwelt des Rechts

Professor Dr. Benno Heussen

Rechtsanwalt

logo

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek | Die Deutsche
Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über www.dnb.de abrufbar.

epub-ISBN 978-3-415-05131-7
Print-ISBN 978-3-415-04958-1

Umschlag: Justizpalast München 1986

© 2013 Richard Boorberg Verlag

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Lektorat: Rechtsanwältin Stefanie Assmann, Stuttgart
Herstellung/Gestaltung: Auszubildende Nathalie Mader, Stuttgart

E-Book-Umsetzung: Datamatics Global Services

Richard Boorberg Verlag GmbH & Co KG | Scharrstraße 2 | 70563 Stuttgart
Stuttgart | München | Hannover | Berlin | Weimar | Dresden
www.boorberg.de

Meinen Freunden, Kollegen und Mitarbeitern gewidmet

»Ich wünsche euch interessante Zeiten.«
Chinesischer Fluch

»Über die wirklich wichtigen Dinge wird nie gesprochen.«
Japanisches Sprichwort

»Es gibt kein Geheimnis, das die Zeit nicht enthüllt.«
Jean Racine (1669)

Inhaltsverzeichnis

Berlin·Freiburg·München 1965 – 1972

Studenten und Proletarier

Die Welt als Vorstellung – Die 68er

Lehrjahre

München 1973 – 1991

Anfänger

Anwaltskammern

Grays Inn Chambers

Wirtschaftsrecht – die ersten Ideen

American Graffiti

Krisenmanagement und Insolvenzen

Die ersten Bücher

M & A – Projekte, Start-ups und Fondsprobleme

Japanische Skizzen

Synthesizer in Bombay

Die Erfindung des Computerrechts

Rudern – steuern – segeln: Das Management

Der Fall der Mauer

Berlin 1992 – 1997

Im Fusionsfieber

Anwalt in Berlin

Law exchange

Der Deutsche Anwaltverein – Anwalt der Anwälte

München 1997 – 2002

Heuking Kühn Lüer Heussen Wojtek

Forschung und Lehre

Fünf Richter

Konfliktmanagement

Berlin 2002 – 2012

PriceWaterhouseCoopersVeltins

Sinkflug

Skizzen aus Asien

Schräge Fälle

Auf der Suche nach der Gerechtigkeit

Nachwort

Quellennachweis

Namensverzeichnis

images

1965 – 1972
Berlin·Freiburg·München

Studenten und Proletarier
Die Welt als Vorstellung – Die 68er
Lehrjahre

 


images

Ludwig-Maximilians-Universität München, Lichthof

 

Studenten und Proletarier

»Vor allem: Junge Leute sind erotisch, wenn sie nicht doof sind.«
Karl Heinz Bohrer

Die Grenzen der Bourgeoisie

Irgendwann Mitte der Sechziger tauchte in den Kiosken eine Postkarte auf. Sie zeigt einen ängstlichen kleinen Jungen mit dicker Wollmütze – gelegentlich neben einer sackartigen Matrone –, der in die Sonne blinzelt und sich fragt, was er im Leben tun solle. Solche Fragen wurden bei Familienfeiern von alten Tanten gestellt und endeten immer mit der Empfehlung, Referatsleiter beim Wasserwirtschaftsamt zu werden. Hier aber lautete die Antwort: »Lebe wild und gefährlich, Arthur!«. Dieser Volltreffer soll entweder von Arthur Schnitzler, Arthur Rimbaud oder Oscar Wilde stammen (auch Arthur Schopenhauer hätte gepasst), alle längst verstorben und doch so viel lebendiger, als wir die Menschen empfanden, die uns umgaben! Auch wir – das waren die liberal gesinnten Söhne aus bürgerlichen Familien, die Jura studierten – wollten solche Fragen nicht mehr hören und auf keine Antworten mehr warten. Zählten auch die Töchter dazu? Mitte der Sechziger gab es wenige Jurastudentinnen, und es gab nicht eine, die politisch interessiert gewesen wäre. Aber wie das wilde Leben im Detail aussehen sollte – das wusste niemand. Wenn sich jemand überhaupt Gedanken machte, meinte er, man solle das Ganze einfach ins Rollen bringen und dann werde man schon sehen.

Berlin 1965

Berlin ist für die meisten Leute ein Schock, wenn sie die Stadt zum ersten Mal betreten: die breiten Boulevards, riesige Entfernungen und ein Sprachgewirr auf den Straßen, das man keinem Land zuordnen kann. 1965 kam ich für mein erstes Studienjahr hierher, und zwar nicht vom Lande, wie die meisten anderen Studenten, sondern aus Düsseldorf, dem Schreibtisch des Ruhrgebiets, einer eleganten Stadt, deren Königsallee dem Kurfürstendamm in nichts nachstand – bis auf seine Länge: Nach zwei Kilometern stieß man in Düsseldorf auf den großen Triton mit seinen Nymphen, und da war die Straße zu Ende. Der Ku’damm hingegen lief noch vier Kilometer weiter bis in den Grunewald und solche Magistrale – immer wieder brutal durchtrennt von der Mauer – gab es eine Menge: Sie waren so breit, weil die Aristokratie sich seit 1700 in ihrer Mitte Reitwege – vor allem in Richtung Potsdam – anlegen ließ.

Der Krieg hatte die Stadt, aus der meine Eltern vertrieben worden waren, wirklich plattgemacht, und kaum hatte sie sich ein bisschen erholt, zerschnitt die Mauer ihren Körper erneut. Überall gab es noch riesige Trümmergrundstücke, und über den Ku’damm liefen Leute, denen man auf der Königsallee verschämt einen Groschen gegeben hätte. Als ich in Düsseldorf bei Selbach den ersten Anzug gekauft hatte, dessen Hosenboden mir nicht in der Kniekehle saß, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Solche Gefühle waren den Berlinern fremd. Sie waren in den Augen der Westdeutschen mindestens falsch angezogen – von ihren anderen Eigenschaften mal ganz abgesehen.

Seit jeher irritiert der Berliner die wortkargen Norddeutschen mit seiner Direktheit, die Süddeutschen, weil er Verbindlichkeit für Schwäche hält, und den Rest der Welt aus allen erdenklichen Gründen; denn »das Berlinische ist ein Jargon aus dem verdorbenen Plattdeutsch und allem Kehricht und Abwurf der höheren Gesellschaftssprache auf eine so widerwärtige Weise komponiert, dass es nur im ersten Moment Lächeln erregt, auf die Dauer aber das Ohr beleidigt«1. »Semmel jibts nich«, hört man noch heute von den heftig angemalten Mädels in den Bäckereien, auch wenn die »Semmeln« zu Hunderten da herumliegen, aber sie greifen nur in den Haufen (Fingernägel im Glitzerlook!), wenn man »Schrippe« zu sagen weiß. Aus »Westdeutschland«, wie die Bundesrepublik hieß, zogen im Wesentlichen nur Flüchtlingshorden junger Leute hierher: Wehrdienstverweigerer (echte und falsche), Leute, die die großzügige Sozialpolitik des Senats für sich nutzen wollten, andere, die sich für billige Mieten interessierten.

Der Kalte Krieg bestimmte die politische Szene, auch wenn die wenigsten sich darüber im Klaren waren, dass die Polizeigewalt in der Stadt von der Zustimmung der drei westlichen Besatzungsmächte abhing. 1965 war die Mauer gerade vier Jahre alt und durchzog wie ein frischer chirurgischer Schnitt – schlecht vernäht – die ganze Stadt. Von Norden nach Süden allerdings konnte man ganze Stadtteile durchqueren, ohne die Mauer zu bemerken. In den folgenden Jahrzehnten gewöhnten sich viele im Westen lebende Menschen an ihre Stadtviertel so, als gehörten sie nicht zusammen. Wer in Dahlem wohnte, hatte in Spandau, Moabit oder Wedding nichts zu suchen. In manchen Hinterhöfen sah es dort nicht anders aus, als Zille es gezeichnet hat. Allein in Wedding lebten noch 1960 mittendrin vierhundert Kühe und anderes Kleinvieh und die meisten Wohnungen hatten ein Außenklo auf der »halben Treppe«. Der Smog hing über der Stadt. Im Winter 1965 lieferte ich in Dreck und Schnee für das Sozialamt Weihnachtspakete in die entlegensten Winkel. Das waren Kellerwohnungen im dritten oder vierten Hinterhof oder Verschläge unterm Dach. Überall husteten die Kinder wie die Teufel: Pseudokrupp! Ich fühlte mich wie in einer Theaterkulisse, gemalt von Orson Welles.

Die Freie Universität, 1948 von den Amerikanern initiiert und finanziert, lag nahe dem US-Hauptquartier im eleganten Dahlem weit weg von der Mauer. Sie verfügte über neue Gebäude und ein modernes Konzept. Ihre Bibliothek wurde gerühmt. Die Beck’sche Leitsatzkartei, der erste systematische Versuch einer juristischen Datenbank in Papierform, war z. B. sorgfältig auf Karteikarten gezogen – ein ziemlicher Aufwand. Aber das war sozusagen Hardware, an der Software fehlte es: In den Köpfen der Professoren war von modernen Ideen noch wenig angekommen. Denn auch die Freie Universität war – wie alle deutschen Universitäten in dieser Zeit – ein hermetisch abgeschlossener Kasten, in dem die Studenten behandelt wurden wie Dreck. Es gab einen Schalter, an dem man seine Studiengebühren bezahlen durfte und ein Studienbuch bekam, in dem irgendwelche Stempel landen sollten, aber was man da nun »hören« sollte, wurde nicht erklärt. Die Professoren hatten keine Sprechstunden (sofern sie Assistenten hatten, sah man die auch nicht), und so musste man sich die nötigen Informationen irgendwo in der Kantine zusammenraffen, wo der Blinde versuchte, dem Tauben die Welt zu erklären. Ich hatte beim Abitur einen Notendurchschnitt von 1,2, und später hat irgendjemand mal behauptet, dass ich damit auch ein Stipendium hätte beantragen können. Aber wo? Und bei wem?

Immerhin begriff ich so viel, dass man in Vorlesungen gehen sollte. Bei dem uralten (damals 65!) Professor Ulrich von Lübtow (Mittelalterliche Rechtsgeschichte) erschienen nur wenige Figuren, und um das in seiner eigenen Vorlesung zu verhindern, tauchte Arwed Blomeyer immer mit einem Schwarm seiner Assistenten auf. Sie kannten den ganzen Stoff natürlich längst auswendig, saßen aber gehorsam in der ersten Reihe, um bei den richtigen Stellen als Claqeure zu wirken. Einige wollten wissen, dass der stets in englisches Tuch gewandete ältere Herr (vermutlich 55) sich heimlich gepudert haben soll, um auf die vereinzelt anwesenden Damen etwas jünger zu wirken. Das wollte auch der unterhaltsame junge (und gelegentlich betrunkene) Professor Blei, versuchte es aber mit anderen Mitteln: Für seine kabarettreifen Einlagen erntete er oft stürmischen Beifall, aber gerade das machte es nicht einfach, dahinter die Umrisse des Strafrechtssystems zu erkennen. Die gefährliche Körperverletzung demonstrierte er am Beispiel der mit dem nackten Hintern auf die Herdplatte gesetzten Ehefrau, um damit zu erläutern, dass auch ein sonst nützlicher Gegenstand zu einer gefährlichen Waffe werden kann. Überhaupt machten ihm sexuell konnotierte Straftaten besondere Freude. An meine erste Klausur schrieb er den unvergessenen Kommentar: »Verfasser hat die Probleme des Falles nicht einmal erahnt!«. Heute müsste er sich wegen einer solchen Bemerkung vor der Ethikkommission rechtfertigen.

Auch der nette alte (63!) Ernst Heinitz (auch Strafrecht), der 1933 nach Italien geflüchtet war und dort überlebt hatte, prägte sich uns ein – seine Hinweise auf Lombroso und dessen Theorie von der Lebensführungsschuld sind heute in der Diskussion um die Willensfreiheit wieder aktuell. Überhaupt bleiben Strafrechtsprofessoren länger in der Erinnerung ihrer Studenten, weil sie sich mit Problemen beschäftigen, die täglich in der Zeitung stehen, und wenn sie dann noch als Onkel von Udo Jürgens bekannt waren wie Paul Bockelmann, wurden sie – jedenfalls in den Zeiten vor 1968 – ebenfalls wie Stars verehrt! Ich nahm all das als unabänderlich hin.

Aber nur wenige Monate nach dem Mord an Benno Ohnesorg wurde in Hamburg bei der feierlichen Rektoratsübergabe vom 9. November2 1967 endlich ausgesprochen, was alle schon wussten: »Unter den Talaren – der Muff von 1000 Jahren«). Die Wortführer, Detlev Albers und später auch Knut Nevermann, der Asta-Vorsitzende (Sohn des Bürgermeisters), wurden später selbst Professoren, woran man sehen kann, dass kluge Leute früher als andere merken, was Sache ist. Aber es gab auch andere, die der alten Universität nachtrauerten: »Wäre ich 1966 berufen worden, hätte ich wenigstens noch ein Jahr lang erleben können, was ein Ordinarius war. Schade.3«

Für mich war das entscheidende Problem: Ich sah in der juristischen Ausbildung keinerlei Struktur. Es gab keine Studienberatung (oder sie war nie besetzt), einen Assistenten oder gar Professor anzusprechen musste als Anmaßung erscheinen, und als ich mich in eine »Übung für Anfänger« einschrieb, wurde ich belehrt, dass man dafür kein Anfänger mehr sein dürfe, sondern erstmal einen »Schein« machen müsse. Was das war, erklärten einem andere Studenten, aber sonst niemand. Wenn diese Ausbildung irgendwo »wissenschaftlich« war, dann womöglich irgendwo in den höheren Semestern, und was hätten auch die ersten Semester mit so einem Anspruch anfangen sollen? Wir hätten pädagogisch aufgebaute Lehrangebote erhalten müssen, wie sie heute üblich sind, und also hat es seine Zeit gedauert, bis man erkennen konnte, dass es gar kein System gab, an dem man sich hätte orientieren können.

Erst sehr viel später habe ich begriffen, dass die Universität kein Prüfungsrecht hatte und daher an den inhaltlichen Erfolgen ihrer Studenten gar kein Interesse entwickeln konnte. Das Prüfungsrecht aber hatte sie im 19. Jahrhundert verloren, weil der Staat keine Juristen einstellen wollte, deren Qualifikation mit Rechtskenntnissen wenig zu tun hatte. Friedrich Carl von Savigny (1779–1861) war stolz genug, den ehrenvollen Ruf von Landshut nach Berlin davon abhängig zu machen, dass er geltendes Recht (wie etwa das moderne Allgemeine Preußische Landrecht) nicht unterrichten musste. Mit Studenten, die die gültigen Gesetze nicht beherrschen, konnte der preußische Staat aber wenig anfangen. Das Jurastudium verbrachte man mit Saufen oder Dichten (oder wie Heinrich Heine: mit beidem), und wenn man ausgenüchtert zum Examen erschien, reichte das meistens. Und als es nicht mehr reichte, sprangen die Repetitoren in die entstandene Lücke – trotz erheblicher Verbesserung der Ausbildung tun sie das bis heute.

Nachmittags fuhr ich mit Horst Dengler (später General Counsel Europe bei Procter & Gamble), der im gleichen Studentenheim wohnte, von der Uni nach Hause, beide mit dem dicken roten Schönfelder unterm Arm, und gelegentlich landeten wir am Stuttgarter Platz in der Elefantenbar (»Striptease: Tag und Nacht geöffnet«). Nachmittags gab’s da Sonderpreise, und manchmal mussten wir gar nichts zahlen, wenn wir nebenbei die Mietrechtsprobleme der anwesenden Damen lösten.

Sie hatten kein Geld, und wir erzählten, dass wir auch keins hätten. Allein mit der Abfindung aus der Bundeswehr hätte es hinten und vorne nicht für fünf Jahre gereicht: Mein Großvater war ein ziemlich armer Weber aus Wuppertal (seine Werkstatt lag nahe bei den Engelsschen Tuchfabriken), mein Vater gelernter Schreiner, der sich über die Abendschule zum Architekten fortgebildet hatte und nun Innenarchitektur an der Werk-Kunstschule in Düsseldorf unterrichtete. Vermögen gab es also nicht und staatliche Förderung bekamen wir auch nicht (weil so ein Oberregierungsrat auch bei vier Kindern für das »Honnefer Modell« zu viel verdiente!). Damals gab es noch Studiengebühren und keinerlei sonstige Beihilfen: Die Aufnahmegebühr betrug 30 DM, die Semestergebühr 35,50 DM und die Vorlesungsgebühren 137,50 DM. Wer als wissenschaftliche Hilfskraft z. B. 1,20 DM pro Stunde verdiente, musste allein dafür pro Semester 169 Stunden arbeiten. Wer sich fragt, wie Rudi Dutschke und Bernd Rabehl ihr Studium finanziert haben, findet die Lösung in den Gesetzen über staatliche Stipendien für Flüchtlingen aus der Ostzone: Sie bekamen pro Monat 400 DM und mussten keine Gebühren bezahlen.4

Über eine Alternative zum Geldverdienen neben dem Studium habe ich (leider) nicht einmal eine Stunde lang nachgedacht. Keiner meiner Lehrer und schon gar kein Studentenbetreuer (solche Leute gab es nicht) hat mir geraten, mich bei der Studienstiftung oder notfalls (treu katholische Eltern!) bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zu bewerben. Ich wäre wahrscheinlich sogar genommen worden. In Berlin wäre ich nie zur Bundeswehr eingezogen worden, das war die Insel der seligen Kriegsmüden. Meinen größten Traum – in Amerika zu studieren – habe ich nicht einmal geträumt, sondern wachen Sinnes sofort verworfen, sobald er mich im Sonnenlicht einmal anzublinzeln wagte. Ich wäre so wahnsinnig gerne ausgewandert aus dieser bleiernen Zeit. Stattdessen habe ich mich brav angepasst, sogar meinen Wehrsold gespart, und meine Mutter lobte mich für meine Disziplin, die für ein »hübsches Sümmchen auf dem Konto« (am Ende waren es 1800 DM) sorgte. Für sie als Tochter eines Kaufmanns gab es nichts Wichtigeres im Leben.

Die netten Mädels in der Elefantenbar dachten nicht ans Sparen, kannten aber andere Auswege: Bolle (Milch- und Lebensmittelhändler, bekannt seit Zille) sucht LKW-Fahrer für die Nachtschicht! Ich bekam in der Nachtschicht 2,03 DM pro Stunde in die Lohntüte – doppelt so viel wie eine wissenschaftliche Hilfskraft und außerdem »Deputat«: Milch, Käse, Sahne usw. Es gab bessere Jobs in der Stadt, z. B. im Flamingo, einer eleganten Nachtbar am Zoo, wo Studenten allabendlich hinter der Bühne in einer durchsichtigen Badewanne eine dicke Schaumschicht erzeugen mussten. Die schoben sie dann, als Negersklaven verkleidet, auf die Bühne, damit die Tänzerinnen schaumgeborene Venus spielen konnten. Stundenlohn: 3,50 DM und Sekt. Diese Jobs wurden aber nur unter Physikern weitervererbt, die wussten, wie man Schaum schlägt.

Unsereins musste anders ran. Die Tour zu den Lebensmittelmärkten startete um 22 Uhr in Moabit, führte dann durch Schöneberg und morgens um sechs über Charlottenburg wieder zurück. Ich fuhr den alten Büssing-NAG mit Hänger, ein Gerät aus den späten Dreißigerjahren (früher auch mal mit Holzgas betrieben), während der Cheffahrer an seinen Underberg-Pullen süffelte, die im grauen Hausmeisterkittel neben den Schlüsseln für die Milchgeschäfte klingelten. Auch die Krankenhäuser wurden nachts beliefert, und einige »Etablissements« brauchten ebenfalls Milch und Sahne, wie der Salon Kitty in der Giesebrecht Straße. Da hatte Jopi Heesters Anfang der Dreißigerjahre genächtigt – wie er später erzählt hat, ohne zu merken, was um ihn herum geschah. Die Abhörleitungen des Reichssicherheitshauptamtes waren immer noch installiert, und vermutlich hörten jetzt am anderen Ende Leute von der Staatssicherheit zu, wenn die Berliner Baureferenten beflügelt von Mariacron (Tröster der Krankenschwestern) den Damen unter die Wäsche gingen.

Die Mauer prägte unsere ganze Route. Manche Straßen waren in der Mitte geteilt, so dass der große LKW mit seinem Hänger sich fast über die Bürgersteige quälen musste, um zu den Milchgeschäften zu kommen. An großen Krankenhäusern verlegte man teilweise die Einfahrten, und es dauerte noch Jahre, bis alle Versorgungsleitungen, die früher direkt von Ost nach West geführt hatten, umgeleitet worden waren. Die Wiedervereinigung musste all diese Schnitte rückgängig machen.

Es war harte Arbeit (alles ohne hydraulische Ladeklappe!), aber wir lebten aus dem Vollen: In den Pausen bezahlten wir Bier und Buletten mit Joghurt und Sahne aus dem Deputat, zum Beispiel im Froben-Eck, wo sich im Winter die Nutten aufwärmten, denn schon damals war Berlin 24 Stunden offen. (Dort ehrenvolle Ausrufe der Damen in ihren Leopardenstiefeln: »Na – ihr Bolle-Athleten – Sahne jefällig?«, wobei der Busen mit beiden Händen bedeutungsvoll gehoben wurde).

Der Cheffahrer musste mir viel (allzu viel) erklären: Diesel vorglühen, Zwischengas beim Raufschalten usw., und jedes Mal, wenn wir an die Mauer stießen und ich Probleme mit dem Zurücksetzen hatte, sprang er auf den Bock und zeigte mir, was ich wieder mal falsch gemacht hatte. Je mehr Underberg er drin hatte, umso schneller ging das. Der Dritte im Bunde war ein illiterater und zahnloser Hilfsarbeiter, der zwei Milchkisten mit einer Hand heben konnte und dir den Kautabak auf die Stiefel spuckte. Aber weil man dem bei jeder Kiste Joghurt erklären musste, wo sie hin soll, schleppten auch die Fahrer die schweren Kolli treppauf treppab – bis der Chef sich ab der Hälfte der Schicht darauf beschränkte, wichtig mit dem Schlüssel zu fuchteln.

Freitags klingelte das Geld in der Lohntüte (EDV war noch nicht erfunden), und das trugen wir am Ende der Schicht in die Turmquelle. Da ging es früh um sechs heiß her: An die 60 Fahrer tranken nach der Nachtschicht zwischen fünf und neun Uhr Bier und Bärenfang, dann heim (Mutti das Geld abgeben) und dem Wochenende entgegenschlafen.

Von Vorlesungen habe ich nicht viel mitbekommen, hatte aber auch nicht den Eindruck, allzu viel zu versäumen. Morgens nach der Schicht fuhr ich ins Studentenheim, um mich zu waschen. Milch stinkt nach ein paar Tagen sauer in den Klamotten, und also machten die Leute an der U-Bahn Turmstraße, in die ich um 6 Uhr stieg, einen großen Bogen um mich.

Dann fuhr ich zur Uni. Von 16 bis 21.30 Uhr schlafen. Das war Stress. Außerhalb der Semesterferien ging es auch nur ein paar Tage, dann brach ich ab. Es war nur ein einziges Jahr, aber es gab meinem Leben eine vollkommen andere Wendung. Schichtarbeit im Pütt war irgendwas Ähnliches, und hier begegnete ich jeden Tag oder besser gesagt jede Nacht den Proleten, die man mir bis dahin nicht einmal bei der Bundeswehr gezeigt hatte; denn ich lernte Leute kennen, die nur den Gehorsam kannten und im besten Fall darauf fluchen durften.

Diese Erfahrungen haben mir später viel geholfen, als es politisch unruhig wurde. Vorerst war es noch still in Berlin. Rechtsanwalt Horst Mahler (29) beriet im Wirtschaftsrecht, und sein Kollege Otto Schily (33), seit zwei Jahren zugelassen, hatte abends nichts Aufregendes zu tun, als im Exil mit Oswald Wiener, dem Inhaber und früheren Mathematikgenie, über die Verbesserung Mitteleuropas zu plaudern. Darüber hatte Wiener ein Buch geschrieben. Tochter Sarah (3) sprang in der Küche umher.

Freiburg 1966

Ich wusste schon im zweiten Semester, dass ich zum Repetitor musste, und ein Schulfreund erzählte mir, in Freiburg säßen die besten. Das war zwar Unfug, aber Freiburg ein schöner Ort, an dem unter anderem Erik Wolf unterrichtete. Er war ein beeindruckender Kopf und wir haben seine Erläuterungen der rechtlichen Inhalte in Platons Frühdialogen genossen. Keiner wusste, dass er seit 1933 Mitglied der NSDAP gewesen, 1934 unter Heidegger Dekan geworden war und sich erst 1936 als Mitglied der Bekennenden Kirche von den Nazis distanziert hatte. Horst Ehmke war gerade nach Bonn gegangen, statt seiner wurde nun Joseph H. Kaiser (1921–1998) bewundert, der Verbindungen zu Nicolaus Sombart5 (1923–2008) hielt und gute Kontakte nach Straßburg hatte. Er predigte den Deutschen die Vorzüge der planification, eine Idee, die er von den Franzosen übernommen hatte: Da steckte schon ein Stück Systemtheorie drin, eine Methode, die aber nur innerhalb der Eliten funktionieren kann, die in den Ecoles Normales Superieure trainiert werden. Eine weitere Verbindung bestand zum »Konkreten Ordnungsdenken« von Carl Schmitt, nach dessen Tod (1985) er Testamentsvollstrecker wurde. Edle Jünglinge umgaben ihn – vermutlich das Stefan-George-Modell. Das war der Beginn meiner Beschäftigung mit Carl Schmitt. Seine These, dass Politik der Kampf um die Macht ist und Verfassungen im Ausnahmezustand zerbrechen können, erschien mir völlig selbstverständlich und alles, was dagegen gesagt wurde, weit entfernt von der Realität. Böckenförde hat ihn genau so verstanden und es auf eine moderne Formel gebracht: Der Rechtsstaat lebt von Voraussetzungen, die er selbst (mit rechtsstaatlichen Mitteln) nicht garantieren kann. Der einfachste Beweis ist die Bundesrepublik: So, wie sie entstand, geschah das auf Befehl der Besatzungsmächte und auch die Wiedervereinigung Deutschlands wäre ohne die völkerrechtliche Zustimmung der Sieger des Zweiten Weltkriegs – also einen Akt von außen – nicht möglich gewesen. Genau solche Einflüsse können sie aber auch wieder zerstören. Carl Schmitts bemerkenswerte Persönlichkeit zeigt uns eine erstaunliche Spaltung zwischen der Fähigkeit, die Anstrengungen des Begriffs auszuhalten, und der Unfähigkeit, moralisch richtig zu urteilen.6 Das hat seine Wirkung sehr eingeschränkt.

Das raue Berliner Klima war nach wenigen Wochen in der süddeutschen Idylle vergessen. Aber die Eskalation des Vietnamkriegs wurde auch dort diskutiert – die USA hatten fast 400.000 Soldaten dort stehen und wurden am Anfang vorsichtig mit Slogans wie Make Love Not War kritisiert7. Ich näherte mich diesem Thema – wie immer – von der theoretischen Seite her. Das Max-Planck-Institut für Internationales Strafrecht in Freiburg hatte Spezialliteratur zu Cesare Lombroso, nach der ich suchte – und was finde ich dort? Ganze Bibliotheken über sexuelle Aberrationen: Neben dem drögen Dreher (Strafprozessordnung) stand Sacher-Masochs »Venus im Pelz« als wissenschaftliche Literatur im Regal. Das war eine unerwartete Entdeckung. Von Sigmund Freud und seinen Schülern, deren Werke vollständig vorhanden waren, erfuhr ich, dass wir alle polymorph pervers sind, wenn wir aus den Kinderschuhen nicht herauskommen. Es hat Jahre gebraucht, bis ich schrittweise den Zusammenhang zwischen diesen Ozeanen des Wissens und den alltäglichen Ereignissen herstellen konnte, die bei der Begegnung zwischen Menschen auf einen warten. Woody Allen dürfte es gewesen sein, der die Brücke zwischen der so ungeheuer dämonisierten Sexualität und dem trivialen Alltag geschlagen hat.8 Endlich gab es in diesem Zusammenhang auch etwas zu lachen!

In den Semesterferien wurde ich wieder LKW-Fahrer, diesmal aber im Fernverkehr. Bei Dietsche fuhr ich einen uralten Möbeltransporter zwischen Freiburg und Hamburg herum. Auch Conrad Ahlers habe ich von Hamburg nach Bonn umgezogen, als er 1966 nach der Bildung der Großen Koalition Stellvertretender Leiter des Bundespresseamtes wurde (Es gibt nichts Traurigeres als ausgeräumte Kinderzimmer!).

Mein Cheffahrer war ein ehemaliger Fremdenlegionär. Er hatte sich, ganz ähnlich wie Günter Grass, von der Schulbank weg zur Waffen-SS gemeldet und war nach der Kapitulation zu den Franzosen übergelaufen, die ihn vor die Wahl stellten: Gefangenschaft oder Fremdenlegion. In Dien-Bien-Phu – der Wiege des Vietnamkrieges – wäre er 1954 im Grabenkrieg an einer Bambuslanze fast gestorben. Ihm konnte man nichts vormachen! Sein Lebenstraum war es, sich selbst einmal einen der zentnerschweren 4 m langen Eichenschränke aus Vollholz (mit Intarsien und Löwenfüßen!) zu kaufen – bewundernswerte Zeugnisse der Handwerkskunst –, ich wohnte während dieser Zeit auf Apfelsinenkisten und habe sie nicht vermisst. Häufig holten wir sie aus Löhne ab, dem Zentrum der westfälischen Wüste. Diesen Ort kannte ich aus der Höhe eines Kleiderschrankes der Kaserne schon – jedenfalls dem Namen nach: Wenn die Unteroffiziere besoffen waren, traten sie nachts die Türen ein, brüllten »Löhne, alles umsteigen!!« – und dann mussten die Rekruten auf die Schränke springen und so lange warten, bis der Umsteigebefehl kam. Dieser Witz stammte aus der Kaiserzeit, als Löhne der größte Militärbahnhof des Reichs war, und stand immer noch unter Denkmalschutz – gegen alle Regeln der inneren Führung. In unseren langen Stunden auf der Autobahn erklärte ich meinem Chef anhand dieses Beispiels aus lauter Langeweile die Grundrechte in besonderen Gewaltverhältnissen (wie man das damals noch nannte) und – wenn wir wieder mal die Schichtzeiten überschritten hatten und zu lange auf Achse waren – die Grundzüge des Arbeitsrechts. Er unterrichtete mich über die politischen Ansichten der Arbeiterklasse. Diese Klasse gab es damals noch. Nach Revolution war ihr aber erkennbar nicht zu Mute.

München 1967

Das Leben in Freiburg war so angenehm, dass ich das Gefühl hatte: Da wirst du mal hängen bleiben, wenn du jetzt nicht wegkommst. So ist es vielen Juristen gegangen – Freiburg hat, bezogen auf die Bevölkerungszahl, heute die meisten Anwälte in Deutschland9. Also überlegte ich, wohin ich jetzt gehen sollte. Damals, als niemand einem Studenten etwas praktisch Verwertbares beigebracht hat, geisterten noch mittelalterliche Thesen in der Gegend umher, man müsse mehrere berühmte Professoren und Universitäten kennen gelernt haben (die fahrenden Scholaren etc.). Ich hatte in Freiburg von Peter Lerche gehört, der in München lehrte. Ein Freund, der ihn an seinem ersten Lehrstuhl in Berlin gehört hatte, sprach begeistert von seinen Vorlesungen und Büchern und daran erinnerte ich mich. Auch Eugen Roth klang mir im Ohr: »Vom Ernst des Lebens halb verschont/ist der schon, der in München wohnt.«10.

Am Anfang war davon leider nichts zu bemerken. Mein erstes Zimmer teilte ich mir mit meinem Freund Georg Kilian, den ich schon in Berlin kennen gelernt hatte. Gemeinsam konnten wir uns das nach Blut und Rauch stinkende Hinterzimmer einer Metzgerei gerade noch leisten. Nachts wurde es ab drei Uhr durch die riesigen Maschinen von Francis-Druck erschüttert, die im Nachbargebäude um diese Zeit anfingen, die Zeitungen zu drucken. Auch die nächsten drei möblierten Zimmer waren furchtbar: in der Agnesstraße ein trüber Hinterhof über einer Kneipe, in der Amalienstraße eine Abstellkammer bei einer Kriegerwitwe: Da durfte man die Küche nicht benutzen, wohl aber den Kühlschrank, der so schlimm stank, dass ich gern darauf verzichtet habe. In allen Fällen natürlich: »keinen Damenbesuch«, denn manche tolerantere Witwe bekam damals immer noch eine Strafe wegen Zuhälterei übergebraten, wenn die Nachbarn sie verpfiffen. Für mich kein Problem, denn Damen waren nicht da. Ich habe nie verstanden, warum sich bis heute niemand dafür interessiert, unter welch erbärmlichen Bedingungen viele Studenten wohnen müssen.

Der ständige Geldmangel war enervierend. Mit Nachtschicht und Fernfahren war’s vorbei, weil ich nun beim Repetitor wirklich systematisch lernen musste. Der Taxi-Führerschein war die Lösung. Ich konnte fahren, wann ich Zeit hatte, und lernte dabei auch gleich was fürs Leben, denn als Taxifahrer bekommt man besonders »zur Nachtzeit« (wie das in der Sprache der Juristen heißt) innerhalb weniger Stunden in unkonventioneller Form tiefe Einblicke in die menschliche Natur. Es ist verblüffend, dass auch heute noch von vielen Wissenschaftlern über die Frage debattiert wird, ob es irgendetwas wie die condition humaine gebe. Nach einem Jahr am Steuer eines Taxis (und nicht im Fond!) werden Sie sich mit niemandem mehr darüber streiten. Also fuhr ich nicht ungern mit meinem schwarzen Opel Kapitän (Baujahr 1958 mit Lenkradschaltung), einem riesigen Sofa auf Rädern, durch die nächtliche Stadt. Mein Chef hatte nur zwei Autos und musste sehr scharf kalkulieren, um durchzukommen, denn diese Kiste war ein großer Benzinfresser. Meine kleine zwei 2CV-Ente, mit der ich nach der Schicht in die Universität fuhr, ernährte sich dagegen sehr bescheiden.

Auch in München gab es fragwürdige Juristen, die im Dritten Reich Karriere gemacht hatten. Dazu gehörte vor allem Karl Larenz. Niemand sprach darüber, dass Larenz in Kiel den Lehrstuhl eines weggejagten jüdischen Wissenschaftlers eingenommen und danach einige Veröffentlichungen geschrieben hatte, die die Diktatur verherrlichten. Der groß gewachsene und stets elegant gekleidete Mann lief mit seinen Assistenten wohlwollend grüßend durch die Gänge – niemand hätte gewagt, ihn außerhalb seiner Sprechstunde (die fast nie stattfand) auch nur anzusprechen.

Der zweite Problemfall, der sich erst in den Achtzigerjahren seiner ganzen Tiefe zeigte, war Theodor Maunz. Peter Lerche war wie Roman Herzog einer seiner wichtigen Schüler. Lerche hatte in seiner Habilitation schon mit 32 Jahren mit dem Begriff des »Übermaßverbots« einen der wichtigsten Grundsteine der Verfassung definiert. Bald lernte ich ihn in einem seiner Seminare persönlich kennen. Selten habe ich einen Wissenschaftler gehört, dessen klares Denken und präzise Sprache einen so unmittelbaren Eindruck machen konnten. Er war 1928 in Leitmeritz an der Elbe geboren – damals tschechisch, später deutsch –, sein ganzer Stil war von österreichischer Gelassenheit und Intelligenz geprägt, die aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu stammen schien. Seine Vorlesungen bedeuteten tatsächlich eine wesentliche Zäsur für mich: Bisher stellten Autorität und Gehorsam einen Teil der Lebenserfahrung dar, jetzt lernte ich bei ihm, wie man sie mithilfe der Verfassung in ihre Grenzen weisen kann. Das hat mich gegen alle immer wieder auftauchenden Schwierigkeiten am Studium festhalten lassen! Ich freute mich später, auch bei ihm promovieren zu können.

Seltsam, dass Maunz ihn schätzte, denn Lerches Denken war von Liberalität und unbedingter Rechtsstaatlichkeit bestimmt, Begriffen, die Maunz nach 1945 zwar aussprechen, aber nicht beherzigen lernte. Maunz wurde uns als früherer bayerischer Kultusminister vorgestellt. Keiner ahnte, dass er in den Dreißigerjahren Mitglied der Thule-Gesellschaft, der NSDAP und der SA gewesen war, und neben Heidegger in Freiburg regimetreue »Wissenschaft« betrieben hatte. Nach 1945 hatte er eine christliche Fassade hochgezogen, hinter der er die NPD beriet und unter Pseudonym rechtslastige Artikel schrieb. Maunz machte sich nach 1949 sofort daran, das neue Grundgesetz zu kommentieren. Das war eine strategische Tat, die gewiss auch den Zweck hatte, zu verhindern, dass ihm ein anderer liberaler Rechtslehrer zuvorkam. Bis heute trägt das führende Standardwerk zu unserer Verfassung seinen Namen und verbindet ihn mit seinem Mitherausgeber Roman Herzog, dem späteren Bundespräsidenten.

In früheren Auflagen finden sich darin grob verfassungswidrige Ansichten, so etwa die Behauptung, Verwaltungsanordnungen unterlägen nicht dem Rechtsstaatsprinzip.11 Hätte man damals vor den Zeiten der Revolution über die Vergangenheit so manches Hochschullehrers offen diskutieren können, hätte man ihm solche Sätze wohl nicht durchgehen lassen. Aber auch hier wurde geschwiegen.

Dieses Schweigen führte auch dazu, dass andere wie Werner Flume nicht gerühmt wurden, die wegen ihrer kritischen Haltung von der Hochschule vertrieben worden waren. Ohne die Studentenrevolte hätte Bernd Rüthers zwanzig Jahre später sein Buch »Entartetes Recht – Rechtslehren und Kronjuristen im Dritten Reich« ebenso wenig schreiben können wie Ingo Müller über die »furchtbaren Juristen«. Die 68er Generation hat die Diskussion aber nur angestoßen, kaum einer der fragwürdigen Professoren hat bemerkenswerte Nachteile erfahren. Zu ihnen gehört auch Ernst Forsthoff, der 1933 das Buch »Der totale Staat« schrieb, in dem er die Naziherrschaft bejubelte, um nach dem totalen Krieg dann mit dem Grundlagenwerk »Der Staat der Industriegesellschaft« hervorzutreten. Ich habe ihn ohne jede Kenntnis der Zusammenhänge ziemlich unkritisch gelesen.

Dabei hätte man sehr wohl zwischen jenen (wie zum Beispiel Erik Wolf) und anderen unterscheiden können, die in einer relativ kurzen Phase zwischen 1933 und 1937 den Nazis positiv gegenüberstanden, sich aber noch vor dem Ausbruch des Krieges und der Judenmorde von diesen Ideen distanzierten und anderen, die bis weit in die Nachkriegszeit hinein und im nachträglichen Wissen um alle Geschehnisse keine Korrekturen an ihren früheren Gedanken anbringen wollten. Das hätte man fairerweise auch von Carl Schmitt, Maunz und anderen verlangen können.

Juristen lernen auf der Universität nämlich als Erstes, dass es gegen jedes Argument auch ein Gegenargument gibt. Was hätte ich zum Beispiel an der Stelle von Erik Wolf getan, wenn ich der Meinung gewesen wäre, wirklich etwas zu können und auf einmal wird ein Lehrstuhl frei, den ich dem Führer verdanke, dann schreibe ich lobende Aufsätze über das neue System und 1936, drei Jahre später merke ich, was für ein Humbug das alles ist – ungefähr zur gleichen Zeit, in der die ganze Welt den Nazis bei der Olympiade in Berlin zu Füßen liegt. Also wäre ich auch ins Loch gekrochen, hätte griechische Rechtsgeschichte unterrichtet und meinen Kopf in den Sand gesteckt.

Dann kommt der Krieg, und ich erfahre: Die Juden sind nicht nur vertrieben, sondern auch ermordet worden! Ob ich aus einer solchen Haltung vielleicht in den Widerstand gefunden hätte? Man weiß es nicht! Dann kommen 30 Jahre später junge Leute, die mir erzählen, was ich hätte richtig machen müssen, und werfen mir vor, ich würde sie kaputtmachen und jetzt müssten sie mich kaputtmachen. Ich hätte ziemlich sicher die Welt auch nicht verstanden.

In den Jahren vorher mussten viele Wissenschaftler, die ins Exil gegangen waren, erleben, dass sie in Deutschland keinesfalls willkommen waren. In München gehörte dazu Eric Voegelin. Vermutlich wusste man wenig von ihm, als man ihm 1958 den Ruf gab, das Geschwister-Scholl-Institut zu gründen, um so ein konservatives Gegengewicht zur Frankfurter Schule zu etablieren. Er stammte aus Köln, war in Wien ein Schüler Kelsens gewesen, emigrierte zeitgleich mit ihm nach USA, wo er früher schon studiert hatte (Südstaaten-Universität Notre-Dame), und war seit 1944 US-Staatsbürger. Ich ging im Sommersemester 1969 in seine Vorlesungen, weil ich an der politischen Wissenschaft außerhalb der juristischen Schemata interessiert war. Gelegentlich benutzte er noch österreichische Begriffe wie »wegeskamotiert«, deren Bedeutung ich nur deshalb kannte, weil ich jahrelang Griechisch und Latein gelernt hatte: Im Lateinischen hat commutare die Bedeutung, etwas verschwinden zu lassen, sodass der Taschenspielertrick im Französischen escamotage heißt, und da die Österreicher auf Nummer sicher gehen wollten, sagten sie dasselbe zweimal (wegeskamotieren), ganz ähnlich wie Herr Witzigmann (und schlimmer noch: Herr Schuhbeck) die Saucen ständig einreduzieren, statt sie nur zu reduzieren.

Diese Zusammenhänge hätte ich mir nicht rekonstruieren können, wäre mir nicht durch Zufall einige Tage zuvor der Briefwechsel zwischen Paul Ehrenfest, einem österreichischen Physiker, der sich in seinen Briefen gelegentlich als Geißel Gottes bezeichnete, und seinem ebenso genialen Kollegen Wolfgang Pauli in die Hände gefallen: »Nun also, sie haben das Spektrum nullter Ordnung wegeskamotiert und DADURCH (!) zunächst einmal gerade dort ein tödliches Minimum bekommen, wo die Deutung des EINZELNEN Moleküls gerade sein jubelndes Maximum nullter Ordnung zeigen würde.« (Die beiden Brieffreunde brachten sich später aus unterschiedlichen Gründen um.)

Voegelin – diesen Wissenschaftlern geistesverwandt – war ein kämpferischer Typ, der Karl Marx als »intellektuellen Schwindler« bezeichnete und Kollegen in Fakultätsdebatten ironisch fragte: »Darf ich etwas Wissenschaft in die Debatte träufeln?«12 Er empfahl uns: »Schauen sie über Deutschland hinaus und lesen Sie die Neue Zürcher Zeitung. Besser informiert ist auch das Außenministerium nicht.« Botho Strauß nannte das eine »gediegene Autorität und snobistischen Apart13«.

Außerdem hatte er irgendwoher die Vorstellung, er habe den Auftrag, die deutsche Universität von Grund auf zu erneuern. Über Wilhelm von Humboldt, Richard Wagner, Martin Heidegger und Martin Niemöller sprach er mit Verachtung, Nietzsche, Thomas Mann und Adorno waren ihm recht. Er hatte keine Chance, sich durchzusetzen, da die modernen politischen Strömungen gegen ihn liefen und er als Emigrant von jenen, die in Deutschland geblieben waren, auch nicht geschätzt wurde – gelegentlich trank er zu viel und ging einsam wankend durch Schwabinger Gassen.

Kein Student hätte eine Chance gehabt, auch nur zu ahnen, was in seinem Kopf vorging. Ich ging zu ihm, um mir ein Bild zu machen, wie man gleichzeitig modern und konservativ sein kann, weil mir – obwohl ich vollkommen linksliberal dachte – die Ideologien der Frankfurter Schule von Anfang an zuwider waren und ich vermutete, dass man bei Eric Voegelin jedenfalls nicht dümmer wird: Das »Gespräch des Selbstmörders mit seiner Seele«, einen Text, der knapp 3000 Jahre alt war und aus Ägypten stammte, pflegte er zu benutzen, um das Wesen der Politik zu erklären.

Sonst saß ich bei Vorlesungen immer vorn, damit ich nicht einschlief, bei Voegelin aber ausnahmsweise in der letzten Reihe, weil ich meist von der Nachtschicht als Taxifahrer kam. Vorn saßen die klugen Teilnehmer an seinen Seminaren, aber gelegentlich, wenn er einen griechischen Spezialbegriff benutzte, bat er mich um Übersetzung, denn von den zehn Leuten, die in diesem Hörsaal anwesend waren, konnte das sonst keiner. Und so erklärte ich hin und wieder, dass »nous« sowohl Geist wie Seele bedeuten könne – oder auch etwas ganz anderes.

Ein halbes Jahr später – nach seiner Emeritierung – ging Eric Voegelin wieder zurück nach USA, denn seine Resonanz in München war damals gering. Man hat ihm nichts angeboten, was ihn interessiert hätte. Ich lese ihn heute mit immer tieferem Verständnis (jüngst: Realitätsfinsternis, 2010, Nachdruck von 1971) und sehe, dass meine Ahnung mich nicht betrogen hat: Er ist einer der wenigen, die einem erklären können, wo die Schwachstellen bei Hegel, Nietzsche, Marx und anderen liegen. Auf seiner schwarzen Liste steht aber natürlich auch Freud und vielleicht auch Luhmann, und er ist an mancher Stelle selbst nicht so frei von starren Haltungen, wie er das gern gewollt hätte.

Er hatte bestimmt kein leichtes Leben, denn natürlich verhielt er sich gegenüber Kollegen, deren Nazivergangenheit offenkundig war, oder anderen, die ihm intellektuell nicht folgen wollten, schroff und abweisend.

ROTZJUR

In Berlin war die Revolution geboren worden, nach München wurde sie 1968 importiert. Allerdings hatte es hier schon 1962 die Schwabinger Krawalle gegeben. Damals reichte es aus, gegen den Widerspruch eines in seiner Nachtruhe gestörten Stadtrats weiter Gitarre zu spielen, um von der Straße geprügelt zu werden. Mein Bruder Burkhard, damals bei der Bundeswehr in der Schweren-Reiter-Kaserne stationiert, war völlig geschockt, als sich aus der unscheinbaren Szene für vier oder fünf Tage lang eine Reiterschlacht mit Polizisten entwickelte. Andreas Baader soll dabei die Initiationsriten der Politisierung durchlaufen haben. Danach war wieder Ruhe, aber es war die Ruhe vor dem Sturm.

In wenigen Monaten änderte sich die Lage. Henry Heppel & Wolfgang Ettlich, Theaterleute und Kneipenbetreiber, wanderten 1968 von Berlin nach Schwabing ein, der Stil der Kommune K1 wurde übernommen und in ihrem Gefolge fanden sich andere mit gigantischen Ideen: Das »Politische Forum Franz Gans« beantragte im Juli 1969, die Disney-Figur zum neuen Vizepräsidenten zu ernennen, denn er »ist für die bayerischen Studenten repräsentativer als Rosa Luxemburg oder Karl Marx, weil Oma Duck ihn als Knecht hält« – der Rückgriff auf Dada in den Zwanzigerjahren war unverkennbar. Die biedere Max-Emmanuel-Brauerei wurde in »Marx-Engels-Brauerei« umgetauft.

Weniger lustig war die Großrazzia beim linken Trikont-Verlag im September 1969. Um 4.10 Uhr wird der Lehrbeauftragte Dr. Paul Gerhard Völker von drei Kriminalbeamten aus dem Bett geholt, der Verlag von fünfundsechzig Polizisten mit Hunden umstellt und vier Wohngemeinschaften durchsucht. Man sucht staatliche Fürsorgezöglinge, die in den Kommunen leben, und nimmt das zum Anlass, auch nach anderen Dingen zu suchen, für die es keine gerichtlichen Erlaubnisse gibt.14 Rechtsanwalt Eggert »Rüb« Langmann war da ziemlich hilflos. Er und seine Frau Lo waren die Schutzgötter der Roten Zelle Jura (ROTZJUR), die sich an der Universität gebildet hatte. Mit den Roten Zellen, denen ich zurückhaltend gegenüberstand, griff man auf die Idee der »Roten Hilfe« aus den Zwanzigerjahren zurück, als es darum ging, strafrechtlich verfolgten mittellosen Arbeitern gegen die Klassenjustiz zu helfen. Aber es war nur ein Zitat. Jetzt veranstaltete man z. B. eine »Rote Knastwoche« in Jugendstrafanstalten, sprengte Senatssitzungen und machte sich sonst bemerkbar. In Langmanns Wohnung gab es hin und wieder Diskussionsrunden, in denen anhand von Marx’ Originaltexten seine juristischen Theorien abgeklopft wurden, da las man Kropotkin und andere rote Autoren, die irgendetwas über die Rechtssysteme zu sagen hatten. Auch in Filmen von Norbert Kückelmann (ebenfalls Anwalt) war er zu sehen. Ich fand das spannend. Mein Blick wurde kritischer.

Repetitoren

1968 gab es an der Universität außer den Klausurenkursen nichts, womit man sich auf das Examen hätte vorbereiten können. Nichts heißt: keine Lehrveranstaltungen, keine Bücher, keine Skripten, keine Verlage, die sich nachhaltig für Studenten interessiert hätten. Die klassischen Darstellungen – vor allem Larenz’ Zivilrechtsbücher – lasen sich süffig wie alter Portwein, aber sie waren auch ohne jede Struktur, die einem beim Lösen der Fälle hätte helfen können. Dieter Medicus’ Buch zum BGB, organisiert nach Anspruchsgrundlagen, stieß 1968 als Erstes in diese riesige Lücke und ist bis heute (2012: 23. Auflage!) ein Vorbild für gute Ausbildungsliteratur. Wir hatten davon leider nichts mehr.

C. H. Beck hatte allerdings 1960 einen Testballon gestartet: die erste Ausbildungszeitschrift, die Juristische Schulung, war auf den Markt gekommen, misstrauisch betrachtet von der Universität, aber immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung. Da standen gelegentlich Probeklausuren drin, die man verwenden konnte.

Das juristische Examen besteht (in Bayern) aus fünfstündigen Klausuren, und die Ergebnisse hängen nicht nur vom Wissen, sondern weit mehr von der Stressstabilität, der Organisationsfähigkeit und dem taktischen Gespür ab. Das lernte man beim Repetitor Rottmann, einem alten Knaben, der dem Klischee der Repetitoren in jeder Hinsicht entsprach: ein Pauker mit immer wieder denselben Sprüchen: »In sich bringen ist die stärkste Form des Ansichbringens«, um den Mundraub zu erklären (den es damals noch gab) usw. Fürs öffentliche Recht besuchte man Dr. jur. Dr. oec. Scholz, einen Kettenraucher mit gleichwohl weit tragender Stimme, der einem in einer Woche mehr beibrachte, als man bei Mang Maunz Mayer Obermayer auf 500 Seiten nachschlagen konnte. Als er zwanzig Jahre später keine Lust mehr hatte, Repetitor zu sein, machte er neben seinem Anwaltsjob gleich gegenüber der Universität ein Fischrestaurant auf und ging nahezu sofort damit pleite. Ein begnadeter Mann!

Einige Universitäten wie Freiburg oder Hannover sind heute stolz darauf, bessere Angebote als Repetitoren zu haben und vielleicht ändert sich die Situation in absehbarer Zeit. Wir hatten diese Wahl nicht. Beim Repetitor begegneten sich mehr oder weniger alle Leute, die ins Examen wollten, und so traf ich meine späteren Partner Gunther Braun, Justin von Kessel und Eberhard Gloning, die die gleichen Kurse besuchten. Keiner von uns stammt aus München. Gunthers Leute waren aus Böhmen vertrieben worden, die Familie von Kessel aus Breslau, wir waren von Berlin nach Süddeutschland geflüchtet und dann nach Düsseldorf gezogen und nur Eberhard war ein ganz normaler Schwabe aus der Gegend von Stuttgart. Aus der Sicht der Münchner hatten wir alle einen eindeutigen Migrationshintergrund, was an der Sprache zu hören war. Schmerzlich machte sich das z. B. im Bratwurstglöckl am Dom bemerkbar, wenn man mit der Dicken Rosa darum feilschte, einen Tisch zu bekommen. Michael Brucks, ein hannoverscher Freund aus Schulzeiten, der auch in München gestrandet war, hing sich zu diesem Zweck eine weißblaue Rautenkrawatte um, dazu einen Trachtenjanker und versuchte sich mit angedeuteten bayerischen Sprachfetzen »geh’ weida …« durchzuschummeln. Rosa blieb unbeeindruckt. Noch Jahre später habe ich mich geärgert, dass Karl-Heinz Rummenigge 1974 schon nach sechs Monaten beim Stammtisch zugelassen wurde – trotz der Schmähkritik von Franz Beckenbauer (»Das wird nie einer«).

Oft blieben wir nach den Kursen des Repetitors noch zusammen, um »Kottelet Rost mit Pommes frites« beim Jugoslawen zu essen, und bildeten nach und nach eine Lerngruppe mit verteilten Rollen. Gunther war Korrekturassistent bei Rottmann und gab mir spaßeshalber die schlechtesten Noten. Am Ende war’s nicht so übel, denn ich hatte den festen Eindruck, keine Ahnung zu haben, und lernte deshalb ziemlich intensiv.

Im Dezember 1969 haben wir alle das Examen mit guten Promotionsnoten bestanden und verabredeten, uns als Referendare im Klausurenkurs von Heinz Thomas wieder zu treffen, um dort für das zweite Staatsexamen zu lernen.

___________________

1    Willibald Alexis, Schriftsteller (1798–1871).

2    Der 9. November wird mir langsam unheimlich (1918, 1923, 1938, 1989).

3    Rainer Specht, Brief an Carl Schmitt vom 15. Dezember 1968, cit.n. Mehring, Carl Schmitt: Aufstieg und Fall, C.H. Beck 2009 S. 541.

4    Ulrich Enzensberger, Die Jahre der Kommune I 1967–1969, Goldmann 2006.

5