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Peter Kaiser und Corinna Onnen-Isemann

Psychologie für den Alltag

Peter Kaiser und Corinna Onnen-Isemann


Psychologie für den Alltag


Wie man Probleme wirklich bewältigen kann




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EINLEITUNG

Jeder Mensch – ob jung oder alt, ob Frau oder Mann – möchte in den verschiedenen Bereichen und Situationen des Lebens erfolgreich sein, sich möglichst gut fühlen und gesund bleiben. Jeder möchte mit Schwierigkeiten zurechtkommen, sich schützen und sein Gesicht wahren.

Zu den meisten Fragen der Gestaltung und Bewältigung des Alltags hat die Psychologie in ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte Erkenntnisse und Strategien entwickelt. Diese Ressourcen werden nach unseren Erfahrungen aber im Alltag in Beruf und Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder in der Freizeit immer noch viel zu wenig genutzt. Zwar sind die Medien voll von psychologischen Tipps, doch oft können Sie als Leser nicht erkennen, wie fundiert und seriös die Informationen sind und in welchen Zusammenhängen Sie diese sehen müssen. So erreichen Sie viele psychologische Anregungen, mit denen Sie häufig jedoch nicht genügend anfangen können, um für Ihre Lebenspraxis zu profitieren.

Um psychologische Erkenntnisse gewinnbringend umsetzen zu können, ist zunächst ein umfassenderes Verständnis der fraglichen Lebenszusammenhänge und der beteiligten psychischen und sozialen Mechanismen erforderlich. Erst wenn wir ausreichend verstanden haben, worum es geht und wo geeignete Ansatzpunkte für das weitere Vorgehen liegen, können wir fundiertere Entscheidungen treffen und souverän handeln. Sicher haben Sie längst erkannt, dass wissen und können nicht dasselbe sind. Allzu oft sind uns Emotionen im Weg, die uns hindern, so zu handeln, wie wir eigentlich möchten: Wir trauen uns nicht, wir sind zu nervös, wollen anderen nichts zumuten oder haben andere Gründe, warum wir nicht das tun, was wir wollen. Manches entgeht uns, weil wir wichtige Aspekte nicht (rechtzeitig) bemerken oder „vergessen“ haben. Manchmal verhalten sich Menschen anders, als es für sie vorteilhaft wäre, weil sie „nicht anders können“, ihnen nichts Besseres einfällt oder sie zu wenig wissen, worauf es überhaupt ankommt. So kommt es vor, dass wir uns selber zum Rätsel werden oder mit uns selbst unzufrieden sind.

Um wirklich weiterzukommen, also so zu werden, wie wir sein möchten , reicht es nicht aus, einen Ratgeber zu kaufen. Wir benötigen zusätzlich Wissen und Anleitung, wie die Inhalte darin in konkreten Fällen umzusetzen sind und wie psychische Prozesse ablaufen und zu beeinflussen sind. Erst dann lassen sich individuelle Strategien entwickeln, um die eigenen Vorhaben umzusetzen. Da das Erreichen von Zielen in den wenigsten Fällen nur von einem Menschen selbst abhängt, ist immer zu klären, welche Ressourcen er benötigt, welche Hindernisse im Weg stehen und in welche übergeordneten sozialen und gesellschaftlichen Systemkontexte er eingebunden ist. Hier treffen soziologische und psychologische Perspektiven aufeinander.

Auf der Basis unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Psychotherapie mit unterschiedlichen Patientengruppen sowie der Beratung von Paaren und Familien, von Fach- und Führungskräften, in Forschung, Lehre und Weiterbildung haben wir ein Kompendium zusammengestellt, von dem wir glauben, dass es Sie auf dem Weg zur besseren Gestaltung und Bewältigung des Alltagslebens unterstützen kann. Unser Buch lässt sich auf sehr unterschiedliche Weise nutzen. Sie können


Bei der Anwendung psychologischen Wissens und der hier beschriebenen professionellen Strategien gegenüber anderen Menschen sind bestimmte Grundhaltungen wie Verantwortungs- und Taktgefühl ebenso wichtig wie Wertschätzung der jeweiligen persönlichen Individualität Ihres Gegenübers. Verwechseln Sie dies aber nicht mit Kritiklosigkeit (siehe dazu Kapitel F und G).

Wir haben unser Buch in acht Abschnitte gegliedert, die durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis ergänzt werden.

Kapitel A stellt wesentliche grundlegende psychische Funktionen wie Wahrnehmung, Handeln/Denken/Problemlösen, Lernen und Gedächtnis, Motive und Motivation, Persönlichkeit, das Selbst, Lebenskonzepte/Modellvorstellungen, Emotionen, Kompetenzen und Kommunikation dar. Sie sind die Basis für das Verständnis psychosozialer Phänomene. Die Funktionen werden erklärt und anhand praktischer Beispiele veranschaulicht.

Kapitel B spannt einen Bogen über den Verlauf des menschlichen Lebens von der frühesten Entwicklung bis hin zum Alter. In diesem Abschnitt werden die grundlegenden Bedürfnisse ebenso erklärt wie Fakten über das körperliche Altern oder die geistige Leistungsfähigkeit. Besonderen Stellenwert haben dabei die Strukturen und Prozesse, die für das Wohlbefinden und die Lebensqualität wichtig sind.

In Kapitel C geht es um zwischenmenschliche Beziehungen im sozialen Leben. Sowohl Familie als auch Funktionsweisen verschiedener Familienkonstellationen kommen hier zur Sprache, ebenso die (zum Teil unbewussten) Partnerwahlmechanismen oder die Gestaltung von Freundschaften oder nachbarschaftlichen Beziehungen.

Kapitel D widmet sich verschiedenen Aspekten des Arbeitslebens. Dabei geht es um das systemische Verständnis betrieblicher Strukturen und Prozesse, verschiedene Leistungs- oder Führungskonstellationen bis hin zu den Themen Mobbing am Arbeitsplatz und Work-Life-Balance. Damit Sie Ihr eigenes Arbeitsfeld besser verstehen lernen, führen wir in das psychologische Verfahren der Systemischen Mehrebenenanalyse ein.

Einen großen Bereich nimmt das Kapitel E ein, das sich mit Gesundheit und Krankheit beschäftigt. Gesundheit wird hier als Kompetenz und Entwicklungsaufgabe begriffen, die viel mehr umfasst als die Abwesenheit von Krankheit. Wir zeigen Ihnen Möglichkeiten auf, wie Gesundheit gefördert und Krankheit durch Vorsorge vermieden werden kann. Auch das breite Spektrum psychischer Störungen behandeln wir ausführlich.

Praktische Anleitungen zur Verbesserung der Lebensqualität finden Sie in Kapitel F . Hier stellen wir verschiedene Methoden für die Lebensplanung, das Zeitmanagement, die Sensibilisierung für die eigenen Gefühle (Focusing), eine bessere Entspannung und das Selbstmanagement dar. Zudem besprechen wir ausführlich die Erfolgsfaktoren, die bei der Alltagsgestaltung eine Rolle spielen, zum Beispiel Feinfühligkeit, Wertschätzung oder Konfliktmanagement.

Im letzten Kapitel G stellen wir Möglichkeiten professioneller psychologischer Hilfe vor. Wir gehen nicht nur auf verschiedene Methoden und Strategien ein, sondern geben auch Hinweise dazu, wie Sie geeignete Fachleute und Einrichtungen finden.

Lassen Sie sich nun anregen zu einem Spaziergang durch die verschiedenen Bereiche der menschlichen Psyche und des Zusammenlebens. Menschenkenntnis ist keine Hexerei, sondern lässt sich weitestgehend erlernen. Je besser Sie sich selbst und andere verstehen lernen, desto besser werden Ihr „Durch-blick“ und Ihre Chancen, Ihre Lebensqualität und Ihr Wohlbefinden zu optimieren!

A GRUNDLAGEN

1 Wahrnehmung

Wahrnehmen heißt, Informationen aus der Umwelt über die Sinnesorgane aufzunehmen und zu verarbeiten. Darüber orientieren wir uns und können so Gefahren vermeiden und dafür sorgen, dass unsere Bedürfnisse befriedigt beziehungsweise nicht verletzt werden. Dabei sind bewusste, so genannte explizite Wahrnehmungen zu unterscheiden, die geistig verarbeitet werden, und implizite Wahrnehmungen, die nicht bis ins Bewusstsein vordringen, aber dennoch das Verhalten steuern und im Gedächtnis gespeichert werden. Die leise und eingängige Musik im Supermarkt zum Beispiel soll unser Einkaufsverhalten positiv beeinflussen und wird von uns meistens nicht direkt wahrgenommen – sie steuert aber unser Verhalten. Im Gegensatz dazu richtet sich unsere Wahrnehmung auf die Musik aus, wenn wir zu Hause bewusst eine CD anhören.


Charakteristika menschlicher Wahrnehmung

Wahrnehmung unterliegt bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die im Alltag wichtig sind. Sie ist nicht passive Aufnahme von Reizen oder Informationen, sondern immer aktive Verarbeitung dieser. Ein Beispiel dafür: Sie grüßen einen Nachbarn, der antwortet nicht. Daraufhin sind Sie verstimmt, weil Sie erwarten, dass die Höflichkeitsregel, einen Gruß zu erwidern, eingehalten wird. Später erfahren Sie, dass Ihr Nachbar kurzsichtig und schwerhörig ist. Nun haben Sie eine andere Erklärung und sehen sein Verhalten in einem anderen Licht. Es stellt sich also die Frage, was und wie wir eigentlich wahrnehmen. Psychologische Forschungen auf diesem Gebiet haben ergeben, dass sich Wahrnehmung nicht nur an Realitäten, sondern auch an unseren psychischen Strukturen und Grundbedürfnissen orientiert.

Die Grundbedürfnisse sind in den Strukturen des Gehirns verankert: Wir streben danach, Lust zu erfahren sowie Unlust oder auch Schmerz zu vermeiden, nach Selbstwertbestätigung oder Geborgenheit und persönlichen Bindungen. Und auch die Wünsche nach Orientierung und Kontrolle gelten als Grundbedürfnisse. Aus diesen Bedürfnissen ergeben sich in jeder Lebenssituation bestimmte Ziele, die wir verfolgen. Kurz gesagt: Wir streben bestimmte Zustände an und versuchen, andere zu vermeiden (Motivation; siehe unten). Daran richtet sich auch unsere Wahrnehmung aus.


Wahrnehmungsfilter (Selektion von Informationen)

Die Informationsflut, der wir ausgesetzt sind, ist so groß, dass wir mit den begrenzten Möglichkeiten unseres Gehirns niemals alle Umweltreize zugleich verarbeiten können. In der Regel sind Situationen zu komplex, um auf alles achten zu können. Wir sind also gezwungen, auszuwählen: Man kann nicht gleichzeitig nach vorne und nach hinten schauen, nicht auf alle Situationsaspekte gleichermaßen achten, sondern muss die richtige Auswahl der Aspekte treffen, auf die geachtet werden soll. Hinzu kommt, dass diejenigen Informationen, auf die es ankommt, oft nicht so leicht zugänglich sind und erst zusammengesucht werden müssen. Dies können wir aber nur, wenn wir wissen, was gerade wichtig ist, der Wahrnehmungsfilter muss richtig eingestellt sein. Menschen nehmen in der Regel nur wahr, was sie kennen und was ihre Aufmerksamkeit erregt. Wenn wir zum Beispiel durch eine fremde Stadt gehen, bemerken wir die Hauptsehenswürdigkeiten oft gar nicht, wenn uns niemand darauf hinweist. Oft wählt unser Gehirn für uns aus und orientiert sich dabei an bereits vertrauten Reizen. Meist bemerken wir diesen Auswahlvorgang gar nicht, wir lassen uns ablenken. Wir achten dann nicht auf die unbekannten Sehenswürdigkeiten, sondern auf den Bratwurstduft, der uns in die Nase steigt. Unsere Wahrnehmung ist also immer gefiltert (selektiv; Goldstein, 2002).


Perspektiven der Wahrnehmung

Wahrnehmung geht immer von einer bestimmten Perspektive aus: Sie stehen entweder vor oder hinter einer anderen Person, ganz in der Nähe oder weiter weg. Aus der Nähe nehmen Sie andere Aspekte wahr als aus der Ferne, wo Sie zum Beispiel nur eine Gestalt oder Bewegungen erkennen können. Aus der Nähe nehmen Sie im Gegensatz dazu zum Beispiel Gerüche oder Details der Kleidung oder der Haut auf.

Stets kommt es auf die Situation an, in der wir jemandem begegnen. Wer gestresst ist, kann nur noch begrenzt Informationen aufnehmen und verarbeiten. Doch wer Kontakt sucht, zum Beispiel im Urlaub oder in einer Disco, hält aktiv Ausschau nach Menschen, die ihn interessieren könnten. Dabei werden bestimmte Merkmale beachtet, die uns wichtig sind (Alter, Geschlecht, Attraktivität etc.). Zugleich hängt von der Situation ab, was wir wahrnehmen (Goldstein, 2002): Ein Fußballfeld stellt sich außerhalb der Spielzeit völlig anders dar als zum Beispiel während der WM. Oder: Dieselbe Person gibt und verhält sich anders, wenn sie Ihre Nähe sucht oder Sie meiden möchte. Wenn wir müde oder krank sind, bekommen wir weniger mit, weil wir stärker mit uns selbst beschäftigt sind. Wer mit Spannung auf etwas sehr Ersehntes wartet, dem kann die Zeit lang werden. Eine glückliche Zeit geht hingegen meist viel zu schnell vorüber. Wir nehmen das Vergehen der Zeit unterschiedlich wahr. Andere Personen nehmen wir als vertrauenswürdig wahr, wenn sie bestimmte Merkmale wie seriöse Kleidung und gutes Auftreten zeigen. Dabei fallen wir leicht auf Täuschung und Betrug herein (Argyle, 1979). Doch nicht nur von anderen Menschen lassen wir uns täuschen, sondern auch durch Mechanismen innerhalb unserer eigenen Psyche.


Abwehrmechanismen

Unbequeme Informationen, die nicht mit dem eigenen Selbstbild vereinbar sind oder das Selbstwertgefühl bedrohen, versucht das Gehirn „auszusortieren“. So bleibt es uns erspart zu bemerken, dass wir vielleicht gar nicht so perfekt sind, wie wir uns gerne darstellen, oder dass das Leben nicht so ungefährlich ist, wie wir es gerne hätten. Die Risiken des Sonnenbadens zum Beispiel werden einfach ausgeblendet, wenn wir an den Strand gehen, und kaum einer denkt an Unfallgefahren, wenn er eine Reise antritt. Wir verdrängen oder „vergessen“ bisweilen solche Bedrohungen, um unsere Stimmung zu schützen. Manche Risiken oder Verstöße verharmlosen oder verleugnen wir sogar, weil wir sonst anders handeln müssten. Verstöße gegen Verkehrsregeln oder Steuergesetze werden gerne als „Kavaliersdelikte“ oder gar als sportliche Herausforderung umdefiniert, um auf diese Weise ihre Strafwürdigkeit zu vertuschen. Geraten wir mit jemandem in Streit, ist selbstverständlich der andere schuld, wir schieben ihm auch die Verantwortung und Motive zu, die wir eigentlich selbst haben. In der Psychologie heißt dies „Projektion“ (Thomä/Kächele, 2006).

Besonders kompliziert wird es, wenn die an einer Situation Beteiligten ihre „Altlasten“ einbringen. Werden alte Kränkungen oder Ängste aus früheren Lebensabschnitten in einer aktuellen Situation aktiviert, vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart leicht auf verwirrende Weise. Empirische Forschungen haben zum Beispiel ergeben, dass Untergebene gegenüber Vorgesetzten oft ihre Autoritätsprobleme aus der Schulzeit abarbeiten und ihre Arbeitskraft blockieren, indem sie sich „bockig“ stellen. Solche Übertragungen können die Zusammenarbeit erheblich erschweren. In Familie und Partnerschaft reißen aktuelle Begebenheiten leicht alte Wunden auf, was Auseinandersetzungen schnell eine völlig andere Richtung gibt. Daher ist es sehr interessant, eigene und fremde Übertragungen möglichst schnell und präzise zu erkennen. Nur so können Situationen wieder auf ihren aktuellen Gehalt reduziert und Eskalationen verhindert werden (Thomä/Kächele, 2006). Wie dies zu machen ist, wird uns noch ausführlich beschäftigen (siehe Kapitel A10).


Ist Wahrnehmung gleich Wahrheit?

Wie wir sehen, nimmt Wahrnehmung also weniger die Wahrheit auf, sondern konstruiert ein Bild, das wir für wahr nehmen. In der Psychologie unterscheiden wir daher zwischen objektiv feststellbaren Realitäten in unserer Umwelt und deren subjektiver Verarbeitung, die wir als individuelle Lebenswelt bezeichnen (Kaiser, 1982). Wie nützlich und zuträglich unser Bild ist, das wir uns von einer Realität machen, muss immer wieder überprüft und gegebenenfalls ausgehandelt werden. Im Zusammenleben mit anderen Menschen oder innerhalb von sozialen Systemen (zum Beispiel in der Familie oder im Betrieb) ist ein Abgleich der verschiedenen Wahrnehmungen und Sichtweisen wichtig, weil dieselbe Situation von jedem Beteiligten unterschiedlich gesehen und gewichtet wird. Da sich viele Menschen ganz selbstverständlich mit ihrer Sichtweise der Welt und der Dinge identifizieren und diese als Bestandteil ihres Selbstbildes empfinden, kommt es schnell zu Konflikten, wenn sich Wahrnehmungen unterscheiden. Wie man dann konstruktiv reden und zu gemeinsamen Realitätsdefinitionen kommen kann, wird uns noch ausführlich beschäftigen.

Schauen wir uns aber erst einmal die einzelnen Wahrnehmungskanäle genauer an. Man unterscheidet nach den durch Umweltreize aktivierten Sinnesorganen folgende Wahrnehmungen (Oerter/Montada, 2002):


  1. Sehen: Mit den Augen erkennen wir Farben, Helligkeit und Kontraste, Formen, Gestalten und Linien sowie Bewegungen. Auf diese Weise können wir auch räumliche Zusammenhänge wahrnehmen. Wir erkennen andere Menschen am Gesicht und an ihren Bewegungen. Wir verständigen uns mit anderen visuell über
    • Verhalten
    • Blicke
    • Bewegungen
    • Mimik
    • Gesten
    • Hautverfärbungen
    • Kleidung
  2. Hören: Mit dem Gehör nehmen wir Schallwellen auf, auch wenn wir dies nicht wollen, denn das Gehör ist – im Gegensatz zu den Augen – nicht zu verschließen. Das Gehör ist relevant zum Beispiel
    • bei der Verständigung im Gespräch,
    • um akustische Signale und Hinweisreize zu erkennen (Wecker, Herannahen eines Zuges),
    • um Töne, Melodien und Rhythmen zu unterscheiden (Sprache, Musik),
    • wenn wir unter Lärm leiden, wodurch die Gesundheit beeinträchtigt werden kann oder wichtige Informationen nicht mehr von unwichtigen zu unterscheiden sind.
  3. Tasten: Mit dem Tastsinn der Haut registrieren wir über so genannte Rezeptoren
    • Unterschiede zwischen hart und weich, rau und glatt, heiß und kalt (mittels der Temperaturrezeptoren)
    • Bewegungen, Geschwindigkeit, Druck/Stöße, Zug, Luftzug (mittels des Trigeminus-Nervs, der im Gesicht verläuft)
    • Vibrationen
    • Berührungen (zum Beispiel bei der Säuglingspflege oder anderem Körperkontakt)
    • Druck beziehungsweise Widerstand von Materialien, was uns zum Beispiel vor Quetschungen schützt oder beim Umgang mit Geräten wichtig ist.
  4. Schmecken: Mit den Geschmacksknospen der Zunge können wir in gewissem Umfang
    • die Qualität der Nahrung prüfen,
    • uns vor Vergiftungen schützen oder
    • genießen.
  5. Riechen mit der Nasenschleimhaut: Geruchsempfindungen sind eng mit Gefühlen verbunden. So zum Beispiel
    • Gefühle von Anziehung oder Attraktivität, Brutpflege, Erotik, die über körpereigene Duftstoffe (Pheromone) gesteuert werden, sowie Appetit auf Nahrungsmittel ebenso wie
    • Ekel, zum Beispiel vor Fäulnis, der vor Gefahren für die Gesundheit warnen soll.
  6. Wahrnehmung der eigenen Köperbewegung und -haltung sowie der Stellung der Glieder (kinästhetische Wahrnehmung) über Rezeptoren in einzelnen Köperteilen.
  7. Zeitwahrnehmung: Die Zeitwahrnehmung erfolgt durch kognitiven Bezug von Informationen aufeinander. Wahrgenommen werden können auf diese Weise
    • zeitliche Abfolgen von Ereignissen (sequentielle Wahrnehmung),
    • Zeitintervalle zwischen Ereignissen und
    • Zeitspannen, das heißt die Dauer von Zuständen und Geschehnissen.

Zu ergänzen ist noch ein Spezialfall der Wahrnehmung, nämlich die Selbst- und die Fremdwahrnehmung.


Selbst- und Fremdwahrnehmung

Alles, was Sie bereits über die Stör- und Täuschungsanfälligkeit der menschlichen Wahrnehmung gelesen haben, trifft ganz besonders auf die Wahrnehmung der eigenen Person zu. Dies hat mehrere Gründe: Erstens können wir wegen der Konstruktion des Gehirns wichtige Bereiche unseres Selbst gar nicht bewusst wahrnehmen. Hierzu gehören genetische und frühkindliche Prägungen, beispielsweise bestimmter Persönlichkeitseigenschaften, des Bindungsstils und neuropsychischer Schemata. Wer sich aufgrund bestimmter Hirnstrukturen leichter erregen und irritieren lässt, nimmt auch anders wahr. Diese Faktoren bestimmen unser Selbst und unser Leben. Da wir nicht wissen, wie es dazu kommt, und wir kein anderes Selbst zum Vergleich ausprobieren können, ist es kaum vorstellbar, dass „man“ auch anders sein kann (LeDoux, 2003).

Zweitens ist das Bild, das wir uns von der eigenen Person machen, geprägt von unseren Grundbedürfnissen und Zielen sowie von Sollvorstellungen, die sozialen/familialen Idealbildern entsprechen. Welche Erfahrungen wir real mit uns machen und wie wir diese bewerten, ergibt ein Realbild, das wir mit dem Idealbild vergleichen. Dabei ist das Realbild unseren bisherigen Feststellungen entsprechend nicht besonders verlässlich, weil wir dazu neigen, uns selbst sehr selektiv und tendenziös zu betrachten. Das Idealbild aber hängt von sozialen Klischees ab, die uns unsere Umgebung nahe bringt und die ebenfalls selektiv und tendenziös sind. So stehen sich bei dem Vergleich von Real- und Idealbild zwei Bilder gegenüber, die beide nicht sehr tragfähig sind (Schütz, 2003). So könnte sich zum Beispiel eine Mutter mit zwei kleinen Kindern durch Erziehung und Alltagsgestaltung völlig überfordert fühlen. Sie lässt die Kleinen deshalb häufig fernsehen, damit sie selbst ein bisschen zur Ruhe kommt. Das Idealbild einer Mutter sieht aber anders aus: Gefühle der Überforderung und Kapitulationen bei der Erziehung passen da nicht hinein; die überforderte Mutter aus unserem Beispiel wird sich deshalb im Freundeskreis möglicherweise vehement gegen zu viel Fernsehen für Kinder aussprechen. Das Idealbild unterscheidet sich oft stark vom Realbild.

Fremdbeurteilungen der eigenen Person sind in vielem zuverlässiger, weil unsere Mitmenschen uns durchaus mit anderen vergleichen und beobachten können, wie wir uns in gewissen Situationen unter bestimmten Bedingungen verhalten. Menschen, die in regem sozialen Austausch mit anderen stehen und viele Rückmeldungen erhalten, lernen sich daher selbst besser kennen und können sich meist differenzierter wahrnehmen (zum Beispiel Schauspieler, Politiker). Selbstwahrnehmung ist auf Feedback aus wohlwollender Fremdwahrnehmung angewiesen. Auf Idealbilder und typische Rollenbilder werden wir später noch genauer eingehen (siehe Kapitel A6).

Zusammenfassung


Wahrnehmung ist aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt und spiegelt die objektive Realität nicht unbedingt korrekt wider. Sie ist immer beeinflusst von unbewussten neuropsychischen Voreinstellungen, subjektiven Bewertungen und Umgebungsbedingungen. Wahrnehmungsfilter und der jeweilige Blickwinkel (Perspektive) beeinflussen das Handeln wie auch die Wahrnehmung weiterer Situationen. Wahrnehmung ist niemals objektiv.

Ob Wahrnehmungen zutreffend, nützlich und konstruktiv sind, muss im Dialog mit anderen Menschen und unter Einsatz von Prüfverfahren immer wieder geklärt werden. Der Augenschein kann leicht trügen.

2 Handeln, Denken und Problemlösen

Handeln unterscheidet sich von Verhalten durch seine Sinnhaftigkeit und Zielgerichtetheit. Wenn Handeln auf andere Menschen bezogen ist, spricht man von sozialem Handeln, da es am Verhalten anderer ausgerichtet und dadurch sinnhaft wird. Soziologisch betrachtet handeln Menschen immer sinnhaft. Der Sinn einer Handlung ergibt sich durch die Absicht oder das Ziel, das der Handlung zugrunde liegt. Soziales Handeln kann auch an abstrakten und allgemein verbindlichen Regeln (Normen, Gesetzen) ausgerichtet werden – in diesem Fall spricht man von Gesellschaftshandeln.

Anders verhält es sich mit dem Denken. Es kann, muss aber nicht unbedingt im Dienste des Handelns stehen. Denken heißt zu überlegen, mit welchen Mitteln sich ein Ziel erreichen oder ein Problem lösen lässt. Wenn wir den Weg zum Ziel schon kennen, müssen wir uns vielleicht nur mit Einzelheiten beschäftigen, damit alles gut organisiert ist. Dann spricht man von reproduktivem Denken, weil dabei auf vorhandenes Wissen zurückgegriffen werden kann (Funke, 2006). Bei schwierigeren Aufgaben, deren Lösung wir noch nicht kennen, müssen wir hingegen produktiv nachdenken, um Mittel und Wege für die Zielerreichung zu finden. Die psychologische Forschung befasst sich schon sehr lange mit dem menschlichen Denken und hat eine Menge Ergebnisse vorzuweisen. So wissen wir heute recht gut darüber Bescheid, wie effektives kreatives Denken funktioniert und was dabei beachtet werden muss (Dörner, 1989).


Erfolgsbedingungen beim Denken und Problemlösen

Um beim Denken und Problemlösen erfolgreich zu sein, ist die richtige Abfolge geeigneter Schritte wichtig (Goldfried/D’Zurilla, 1969). Der erste Schritt besteht darin, die Ausgangssituation zu analysieren. Wer nicht weiß, von welchen Voraussetzungen er auszugehen hat und wo er steht, kann nicht sinnvoll planen. Zunächst ist also eine möglichst genaue Bestandsaufnahme der Situation oder des Problems vonnöten. Geht es zum Beispiel um eine Führungsentscheidung in einem Betrieb, heißt dies, sich folgende Fragen zu stellen:


Zu einer Bestandsaufnahme gehört darüber hinaus, künftige Entwicklungen abzuschätzen. Viele Ereignisse und Konstellationen kündigen sich lange vorher an und lassen sich mit den dann zu erwartenden verfügbaren Ressourcen in Verbindung bringen. Wenn sich eine Führungskraft über die Verhältnisse und Erkenntnisse in den betreffenden Bereichen gut informiert, kann sie – ohne in Spekulationen zu verfallen – meist recht verlässliche Zukunftsprognosen abgeben. Dabei handelt es sich zwar um Wahrscheinlichkeitsannahmen, jedoch sind diese oftmals recht zuverlässig. So ist zum Beispiel ohne größere Probleme vorherzusagen, wann (wenn überhaupt) bestimmte Mitarbeiter wahrscheinlich Kinder haben werden oder spätestens in Rente gehen oder wie hoch die Lebensdauer bestimmter Arbeitsgeräte ist. Viele dieser Entwicklungen liegen in der Struktur der Arbeitswelt begründet. Sie sind unabwendbar oder zumindest nicht individuell beeinflussbar – hierzu gehört zum Beispiel das Renteneintrittsalter. In der Psychologie wie auch in der Soziologie wird in diesem Zusammenhang vom Mehrebenencharakter von Realitäten gesprochen.


Systemisches Denken auf mehreren Ebenen

Täglich ist es in der Zeitung zu lesen: Das Ozonloch wächst, die Zahl der Rentner steigt, das Beitragsaufkommen der Sozialversicherung sinkt. Entwicklungen wie diese sind zwar nicht unmittelbar wahrzunehmen, wohl aber recht plausibel erklärbar. Die Folgen davon spüren wir ganz persönlich. Als Einzelne sind wir gegen solche Prozesse jedoch machtlos, weil sie auf einer Makroebene und in Systemkontexten ablaufen, die uns nicht zugänglich sind und die wir als Individuum nicht direkt beeinflussen können.

Ein System besteht aus eng aufeinander bezogenen Elementen. Die Einzelteile können aus einer übergeordneten Sicht als zweck- oder sinngebundene Einheiten angesehen werden, die sich gegenüber der Umgebung abgrenzen. Zusammengehalten werden Systeme durch Strukturen, das sind gewissermaßen die Muster der einzelnen Elemente sowie ihre Beziehungen und Abhängigkeiten zueinander. Diese Strukturen, wie sie zum Beispiel im Staat und in Ökosystemen, in Familien und auf dem Arbeitsmarkt vorherrschen, sind für das Individuum nicht leicht zu durchschauen. Systeme sind Gebilde, die eigenen Regeln folgen und eine besondere Dynamik haben. Zudem stehen sie in oft schwer erkennbaren Wechselbeziehungen, wie es zum Beispiel bei Staat und Ökosystem der Fall ist.

Auch Entwicklungen beispielsweise im Betrieb oder in der Gemeinde (Mesoebene, mittlere Ebene zwischen individueller [Mikro-]Ebene und Makroebene) können wir kaum direkt beeinflussen. Wir können uns aber bewusst machen oder in Erfahrung bringen, welche Auswirkungen die damit verbundenen Erscheinungen für uns haben und wie wir uns gegebenenfalls durch vorausschauendes Denken vor Nachteilen schützen können. Wer es geschickt anstellt, hat unter Umständen auch Chancen, die eigene Wirkung zu erhöhen, indem er sich zum Beispiel in Parteien, Verbänden oder Initiativen engagiert. So kann er sich an geeigneter Stelle Gehör verschaffen und Einfluss nehmen. Es ist auch möglich, sich an Abgeordnete oder Gerichte zu wenden, die weiter reichenden Einfluss haben (Kaiser, 1993).

Auf jeden Fall muss zuerst einmal der richtige Ansatzpunkt ausfindig gemacht werden, um sich Einfluss auf höherer Ebene zu verschaffen. Wo besteht überhaupt ein Zugang zum betreffenden System? Ein solches Denken, das Systeme durchschaut und entsprechende Schlussfolgerungen ermöglicht, nennt man „systemisches Denken. Im modernen Leben wird diese Art zu denken immer wichtiger. Eine Analyse von Systemzusammenhängen verschiedener Ebenen nennt man „Systemische Mehrebenenanalyse“ (Kaiser, 1993). Damit lassen sich Arbeitshypothesen über eine Situation entwickeln, aus denen sich Wahrscheinlichkeitsannahmen über weitere Entwicklungen ableiten lassen. Wenn Sie genauer hinschauen, erkennen Sie, dass das Leben mithilfe solcher Wahrscheinlichkeitsannahmen im großen Ganzen viel überschaubarer ist, als wir oft meinen. Zudem schadet es ja nicht, über alternative Szenarien zu verfügen, falls sich die Dinge anders entwickeln. Es lohnt sich, wenn Sie künftig für alle wichtigen Bereiche von Zeit zu Zeit eine Bestandsaufnahme machen und ermitteln, wohin Entwicklungen führen, wenn Sie nicht gezielt eingreifen. Je differenzierter und umfassender Ihre Analyse ausfällt, desto besser ist die Grundlage für weitere Entscheidungen. Dabei können Sie folgendermaßen vorgehen (Kaiser, 2007; vgl. Kapitel C):


  1. Entwickeln Sie eine Zukunftsvision: Meist wird vieles leichter, wenn Sie zügig zu der Frage kommen, was an die Stelle der Probleme treten soll und wie eine angenehme(re) Zukunft aussehen könnte. Wenn Sie den Blick darauf richten, hat das zudem den Vorteil, dass durch die Vorfreude wieder angenehme Gefühle möglich werden. So verringern sich auch die Konfliktrisiken. Um aus der Verstrickung in aktuelle Probleme herauszukommen, denken Sie zunächst über übergeordnete Ziele nach, die weiter in der Zukunft liegen. Versuchen Sie zu skizzieren, wie ein für Sie optimales Leben in drei bis fünf Jahren aussehen könnte. Ziel dabei ist es, Visionen optimaler Szenarien für die relevanten Lebensbereiche zu formulieren und Fernziele zu klären, die die Richtung angeben. In der Psychologie gehen wir davon aus, dass Menschen ihre grobe Zielrichtung kennen müssen, damit sie bewusst ihr Leben entsprechend gestalten können.
    Es ist also sinnvoll, nach und nach die wichtigen Ober-Ziele für das (Zusammen-)Leben in den einzelnen Lebensbereichen (Karriere, Beziehung, Hobbys usw.) zu formulieren sowie Qualitätskriterien für das Erreichen dieser festzulegen. Die Ziele sollten so klar definiert werden, dass am Ende der Grad der Zielerreichung beurteilt werden kann. Hierzu empfiehlt es sich, die einzelnen Aspekte möglichst präzise aufzuschlüsseln und nach den Prioritäten anderer Beteiligter zu fragen (Partner, Angehörige, Kollegen etc.). Dabei stellt sich meist ziemlich schnell heraus, wie breit die gemeinsame Basis für eine zufriedenstellende Zukunft ist. Gegebenenfalls wäre nach Zielen zu suchen, die allen reizvoll erscheinen. Wo keine Einigung zu finden ist und sich die Probleme nicht lösen lassen, könnte sich ein Nachdenken über einen Rückzug anschließen.
  2. Legen Sie Zielprioritäten fest: Erst wenn die langfristigen Ober-Ziele für die wichtigsten Bereiche abgestimmt und in eine Rangreihe gebracht sind, ist es sinnvoll, über mittelfristige (Zwischen-)Ziele zu sprechen. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie nachrangige Ziele formulieren, die nicht mit den Ober-Zielen zusammenpassen und daher auf Abwege führen.
  3. Sammeln Sie Vorgehensmöglichkeiten (Brainstorming): Sobald Sie die lang- und mittelfristigen Ziele für die wichtigsten Bereiche formuliert haben, ist zu klären, wie diese zu erreichen sind. Auch hier empfiehlt es sich, Schritt für Schritt zu erörtern und auszuarbeiten, welche Ressourcen und welche Schritte erforderlich sind: Widerstände bearbeiten, den Beteiligten Grenzen setzen, achtsamer vorgehen usw.
  4. Schätzen Sie die Folgen ab: Wenn Sie herausgefunden haben, wie Sie vorgehen wollen, ist zu prüfen, welche persönlichen Kosten, Risiken und Nebenwirkungen dabei zu erwarten sind. Diese können mittel- und längerfristig recht unterschiedlich ausfallen (zum Beispiel könnte häufiges Reisen negativ für das Familienleben, zugleich aber positiv für die Karriere sein).
  5. Wie ist es um die Ressourcen bestellt? Im nächsten Schritt ist zu klären, welche Ressourcen zur Verfügung stehen, welche zu beschaffen wären und welche ausbaufähig sind.
  6. Kümmern Sie sich um fehlende Ressourcen: Fehlen Kenntnisse oder Kompetenzen, können Sie auf eine Reihe international erprobter Verfahren und Programme zurückgreifen (siehe Kapitel F2). Stimmen die Unterstützung, materielle oder zeitliche Voraussetzungen nicht, ist es wichtig, rechtzeitig zu klären, woher die fehlenden Ressourcen kommen werden.
  7. Prozessfeedback und die Bewältigung von Problemen: Je differenzierter der Prozess der Zielentwicklung von allen verfolgt wird, umso leichter können sie auch kleinste Erfolge würdigen sowie Abweichungen erkennen und korrigieren. Sind die Beteiligten unsicher, kommt es leichter zu Widerständen und Konflikten, die mit geeigneten Methoden zu bearbeiten sind (siehe Kapitel F7).

Zusammenfassung


Denken und Problemlösen sind Bestandteile sozialen Handelns. Reproduktives Denken bezieht sich auf eine bekannte Wissensbasis, produktives Denken ist die kreativere Variante. Dabei sind einige Verfahrensschritte zu beachten, die helfen, das Denken zu strukturieren. Nachdem die Ausgangssituation analysiert wurde, erfolgt stets die Abschätzung zukünftiger und wahrscheinlicher Entwicklungen sowie der Risiken und Nebenwirkungen eigenen (Nicht-)Handelns. Gesellschaftliche Realitäten haben immer mehrere Ebenen, die im Rahmen von „systemischem Denken“ zu berücksichtigen sind. Wer erfolgreich Probleme lösen will, braucht Zukunftsvisionen, Zielprioritäten, muss sich mit möglichen Alternativen auseinandersetzen und die Folgen seiner Entscheidung abschätzen.