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Treffpunkt im Unendlichen

Fredric Kroll - Ein Leben für Klaus Mann

herausgegeben von
Detlef Grumbach

Männerschwarm Verlag
Hamburg 2015

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet die Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte
bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.

Treffpunkt im Unendlichen

Fredric Kroll – Ein Leben für Klaus Mann
hrsg. von Detlef Grumbach

© Männerschwarm Verlag GmbH
Hamburg 2015

© der Texte von Klaus Mann: Erbengemeinschaft Klaus Mann,
vertreten durch Frido Mann.

Übersetzungen: Joachim Bartholomae («The Chaplain» & «Windy Night,
Rainy Morrow») und Fredric Kroll («The Last Day»).

Umschlaggestaltung: Carsten Kudlik, Bremen,
unter Verwendung eines Gemäldes von Rinaldo Hopf

1. Auflage 2015

ISBN der Printausgabe: 978-3-86300-191-9
ISBN der Ebook-Ausgabe: 978-3-86300-193-3

Männerschwarm Verlag GmbH – Steindamm 105 – 20099 Hamburg

http://www.maennerschwarm.de

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Verlagstext

Klaus Mann war fast vergessen, als Fredric Kroll Anfang der 1970er Jahre die Herausgeberschaft der «Klaus-Mann-Schriftenreihe» übernahm. Zu Beginn ahnte wohl niemand, dass diese fulminante Mischung aus Biografie und Werkanalyse, Zeitzeugenbefragungen und zeitgeschichtlichen Betrachtungenauf über 3.000 Seiten anwachsen und mehr als 30 Jahre in Anspruch nehmen würde.

Die vorliegende «Archäologie» der „Klaus-Mann-Schriftenreihe“ blickt zurück auf die Entstehung. Sie zieht Bilanz und versucht, sich der Persönlichkeit ihres einzigartigen Herausgebers anzunähern. WegbegleiterInnen würdigen diese beispiellose Arbeit; FreundInnen und «Nachfolger» berichten von Begegnungen mit Fredric Kroll.

Last not least enthält der Band drei Erstveröffentlichungen aus dem Nachlass Klaus Manns: «Der Kaplan» (1945), «Windy Night, Rainy Morrow» (1946) und «The Last Day» (1949).

Fredric Kroll wurde im Februar 1945 in New York geboren. Der Komponist und Germanist studierte an der Universität in Rochester (N.Y.) und an der Yale University in New Haven (Connecticut). 1969 kam er in die Bundesrepublik Deutschland, 1973 promovierte er über «Klaus Mann und die Synthese von Moral und Schönheit». Seit 1976 ist er der Herausgeber der «Klaus-Mann-Schriftenreihe» und auf unterschiedlichste Weise an zahlreichen Editionen der Werke von Klaus Mann beteiligt. Außerdem trat mit etlichen Kompositionen in Erscheinung. Seine Oper «The Scarlett Letter» wurde im Mai 2014 in Hamburg uraufgeführt.

Inhalt

Detlef Grumbach: «… eigentlich eine Hommage an Tschaikowsky»

Stefan Blahak: «Mein Leitbild: Klaus Mann»

Klaus Täubert: Treffen in Espelkamp

Detlef Grumbach: «Bauchschmerzen mit Klaus Mann»

Uwe Naumann: «Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluss»

Irmela von der Lühe: In Erika Manns Spuren …?

Veit Johannes Schmidinger: … in die Habsburger Straße

Dirk Heißerer: Der «Zierbengel».

Klaus Mann: The Chaplain

Christopher Lazare & Klaus Mann: Windy Night, Rainy Morrow

Klaus Mann: The Last Day

Stefan M. Weber: «Unvergessen»

Inge Jens: Dankbarkeit für die unschätzbare Hilfe

Anatol Regnier: «Es geht um den human case»

Henry George Richter-Hallgarten: Mit einer literarischen Welt bekannt gemacht …

Joachim Bartholomae: «Fiddle with your rosaries»

Christian Klein: Mindestens eine Biografie

Fabian Dobler: Relikt aus der Vergangenheit oder Weg in die Zukunft?

Fredric Kroll – Bibliografie

Über die Autorinnen und Autoren

Detlef Grumbach

«… eigentlich eine
Hommage an Tschaikowsky»

Fredric Kroll und sein
Engagement für Klaus Mann

Kilchberg und Zürich, April 1970: Ein 25 Jahre junger Amerikaner sichtet den Nachlass Klaus Manns. Er liest unter anderem das Fragment von Klaus Manns letztem Romanprojekt: «The Last Day». Der junge Mann ist erschüttert.

«Der letzte Krieg war ein Irrtum», so wirbt ein amerikanischer Oberst in dem Text drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schon wieder für einen neuen Krieg. «Unser Feind ist nicht der Faschismus, der Faschismus ist in Ordnung – er respektiert die heilige Grundlage der abendländischen Zivilisation: das Privateigentum. Unser Feind ist der Kommunismus.» Julian, einer der beiden Protagonisten und das Alter Ego des Autors, hat auf Seiten der Amerikaner gegen das nationalsozialistische Deutschland gekämpft. Zurück im New York der McCarthy-Ära schreibt er an einem politischen Manifest: «Sie reden von Freiheit, von Demokratie – sie missbrauchen diese großen Worte als Köder, um die Massen anzulocken und sie zu verwirren. Die Demokratie, wie der Oberst und seine Freunde sie auffassen, hat nur einen Zweck, eine einzige raison d’être: die Privilegien, die Reichtümer und die Macht der herrschenden Klasse zu verewigen und zu vermehren. Das, was sie Freiheit nennen …» Dieser niederschmetternden Skizze der politischen Situation in den USA steht eine ebenso niederschmetternde Skizze der Lage in Ost-Berlin gegenüber. Klaus Mann hat Angst vor einem neuen Krieg. Der Krieg in Korea, die Kuba-Krise und der Krieg in Vietnam werden diese Angst bestätigen, lassen sie gut 20 Jahre später hoch aktuell erscheinen.

Fredric Kroll, so der Name des jungen Mannes, war 1969 aus seiner amerikanischen Heimat nach Deutschland gekommen. Sein Grund: der Vietnam-Krieg. Eigentlich war er der Musik zugetan – die Mutter war Sopranistin, der Vater Komponist. Das Studium der Musik blieb ihm verwehrt, er hat sich für die Germanistik entschieden – und dann drohten irgendwann die Einberufung in die Armee und der Krieg. Der einzige vernünftige Weg, der ihm einfiel, dieser persönlichen und politischen Katastrophe zu entgehen, war der Plan einer Promotion. Zunächst hatte er eine Arbeit über Thomas Mann in Erwägung gezogen, doch das Ausmaß der Sekundärliteratur schreckte ihn ab. Da besann er sich auf seine Klaus-Mann-Lektüre.

Als Schüler schon hatte er die amerikanische Ausgabe von «Symphonie Pathétique», gelesen: «In Klaus Manns Darstellung seiner Hauptfigur erkannte ich vieles von mir wieder», schreibt er Jahre später im Vorwort der «Klaus-Mann-Schriftenreihe»: «Menschenscheu, den Glauben an einen persönlichen Gott, der einem einen Auftrag erteilt, Schwermut, Zweifel am eigenen Wert als Komponist (hier hatte ich damals schon stärkste Ambitionen) und Mensch» (KMS 1, S. 15).

Den «Wendepunkt» hat er 1963 gelesen. Wie Klaus Mann dort über den Selbstmord seines Freundes Ricki Hallgarten schreibt, hat Kroll fasziniert und sein Interesse für den Selbstmörder Klaus Mann geweckt. Dieser Autor, so empfand er, war es wert, «ausgegraben zu werden», sein Werk war «praktisch unbekanntes Terrain»1. So war er auf der Flucht vor einer Einberufung zum US-Militär nach Kilchberg gekommen.

Im August 1969 hatte er an die Erben Klaus Manns geschrieben – ein schlechtes Timing, denn Erika Mann war gerade gestorben. Niemand fühlte sich richtig zuständig und Martin Gregor-Dellin, der Herausgeber der Werke Klaus Manns in der Nymphenburger Verlagshandlung, vertröstete ihn. Es dauerte bis ins Frühjahr 1970, bis Kroll einen Brief von Anita Naef, der ehemaligen Sekretärin Erika Manns bekam. Anita Naef schrieb dem ungeduldig wartenden Doktorand, sie könne ihm «einiges zeigen». Genauer hat sie sich nicht ausgedrückt. «Ich komme also Anfang April 1970 nach Kilchberg, und Anita Naef war erst einmal sehr vorsichtig. Sie hat damit angefangen, mir ein paar veröffentlichte Übersetzungen von ‹Symphonie Pathetique› zu zeigen, um meine Reaktion auszutesten. Sie gewann zum Glück den Eindruck, dass ich seriös sei und brachte mir nach und nach Sachen aus dem Nachlass. Die durfte ich dann mit ins Hotelzimmer nehmen.» Er saß dann in dem «wohl schlechtesten Hotelzimmer in ganz Zürich» und konnte unter anderem den Bauplan und die wenigen ausgearbeiteten Szenen von «The Last Day» lesen: «Das dauerte etwa dreieinhalb Stunden, und während dieser gesamten Zeit habe ich geheult wie ein Schlosshund: zum einen wegen Klaus Manns Verzweiflung und zum anderen, weil es zur damaligen politischen Situation passte. Denn es war auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges, und Klaus Manns radikale Enttäuschung über Amerika, so wie sie ausgedrückt wird von der Hauptfigur Julian in New York, das war genau meine eigene.» Ein drittes Mal hatte Klaus Mann ihn gepackt!

Bei Klaus Mann sind, wie bei kaum einem anderen Schriftsteller, Leben, politisches Engagement und Literatur miteinander verschmolzen. Diese enge Verbindung begann bereits, als er seine Leidenschaft für Frankreich entdeckte, nach Paris kam, dort viele Freunde gewann und sich fragen musste, warum Franzosen und Deutsche sich als Erbfeinde gegenüberstanden. Sie setzte sich fort, als er zu einem der Motoren der antifaschistischen Volksfront zur Verteidigung der Kultur wurde und später, in amerikanischer Uniform, nach Europa zurückkam. Seine Hoffnung, dass nach dem Sieg über Nazi-Deutschland eine gerechtere und friedlichere Welt aufgebaut würde, wurde zerschlagen. Nachdem die USA dann ohne jede militärische Notwenigkeit die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwarfen, nachdem aus der Koalition gegen Hitler zwei unversöhnlich sich gegenüberstehende Blöcke gewachsen waren und die Gefahr eines neuen Kriegs mit Händen zu greifen war, konnte er nur noch verzweifeln. Sein Vermächtnis, der postum veröffentlichte Essay «Die Heimsuchung des europäischen Geistes», das Fragment «The Last Day», aber auch sein Freitod zeugen davon.

Die Rezeption Klaus Manns in der jungen Bundesrepublik, die sich auf der Seite des Westens und der USA positioniert hatte und zum Bollwerk gegenüber der sozialistischen Staatengemeinschaft ausgebaut wurde, stand unter einem schlechten Stern. Dieses Schicksal teilte er mit den meisten der Intellektuellen, die nach der Machtübertragung an Hitler ins Exil gegangen waren. Klaus Mann war es, der den Vater im Mai 1945 vor einer baldigen Rückkehr gewarnt hat. Zahlreiche Exilanten zögerten, überhaupt nach Deutschland zurückzukehren, andere fanden in der DDR ein Zuhause. Klaus Mann besuchte nach dem Krieg mehrfach Berlin und auch München, doch blieb er nach seinem Ausscheiden aus der US-Armee ein Heimatloser und starb im Mai 1949 in Cannes. Trotz dieses Unverhältnisses zu seinem Heimatland erschien der «Wendepunkt» im Fischer-Verlag erstmals 1952. Es folgten mehrere Auflagen, sogar eine Ausgabe im Bertelsmann Lesering (1960) und in der Fischer Bücherei (1963), wenige weitere Titel erschienen zunächst bei Fischer und später in der Nymphenburger Verlagshandlung. Einen deutlichen Rückschlag erlitt die Klaus-Mann-Rezeption allerdings, als die 1965 erschienene Ausgabe von «Mephisto» 1966 auf Betreiben Gustaf Gründgens’ verboten wurde. In der DDR fanden die Autorinnen und Autoren des Exils im Aufbau-Verlag eine «Heimat», dort wurden sie als Repräsentanten des anderen Deutschlands geachtet, wurden ihre Bücher gedruckt. Auch einige von Klaus Mann. In der Bundesrepublik dauerte es noch bis zum Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre, bis die Autoren des Exils wieder gelesen und einem breiteren Publikum bekannt wurden. «Praktisch unbekanntes Terrain» – gute Voraussetzungen für Pionierarbeiten und Entdeckungen aller Art. Fredric Kroll hat sie genutzt.

Später wird Fred Kroll sagen, dass er in Kilchberg einmal in seinem Leben der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ein Zufall, aber einer mit gravierenden Folgen. Kaum jemand dort verfügte über die Sprachkenntnisse, um sich das zum großen Teil auf Englisch abgefasste Material anzueignen, Kroll hatte nach dem geglückten Entree freie Bahn und für einen entscheidenden Zeitraum beinahe ein Monopol.

Seine Dissertation über «Moral und Schönheit im Frühwerk von Klaus Mann» legte er 1973 in Rochester vor, aber auch danach bestimmte Klaus Mann sein Leben. Als Herausgeber und wichtigster Autor der «Klaus-Mann-Schriftenreihe» (1976–2006) wurde er zum Motor der Wiederentdeckung Klaus Manns. «Vier Jahrzehnte haben die Autoren recherchiert, umfangreiche Korrespondenzen und persönliche Gespräche geführt», heißt es auf dem Buchumschlag 2006: «Auf diese Weise konnten sie die autobiografischen Zeugnisse Klaus Manns und die vorhandenen, bruchstückhaften Faktensammlungen um zahlreiche substanzielle Daten, Namen, Milieu- und Hintergrundinformationen bereichern. Die sechsbändige ‹Klaus-Mann-Schriftenreihe› zeichnet den Lebensweg des Autors nach, spürt das Wechselspiel persönlicher und zeithistorischer Umstände auf und leistet vor diesem Hintergrund eine umfassende Analyse des Gesamtwerks. Sie präsentiert ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte im Fokus einer einzigartigen Persönlichkeit.» Das ist nicht übertrieben. Bei alldem darf aber nie vergessen werden, dass von Kindesbeinen an die Musik die eigentliche Passion Fredric Krolls war, dass er mit Leib und Seele Komponist ist. Am Anfang seiner Beschäftigung mit Klaus Mann stand die Musik. Sein Interesse an Tschaikowsky hatte ihn als Fünfzehnjährigen dazu gebracht, «Symphonie Pathétique» zu lesen. Und im Januar 2004, mitten in der heißen Phase der Vollendung der Schriftenreihe, der Fertigstellung des noch ausstehenden Teilbands 4/II, schrieb er einem Freund über seine kompositorischen Arbeiten, erklärte er, «dass ich ungefähr im Stil von Tschaikowsky und Puccini komponiere» und schloss mit der Pointe: «Die ganze Beschäftigung mit Klaus Mann ist eigentlich eine heimliche Hommage an Tschaikowsky – ich glaube nicht, dass Klaus Mann etwas dagegen gehabt hätte.»

Nun also eine Hommage an Fredric Kroll. Am 7. Februar 2015 wird er 70 Jahre alt. Ein Anlass für eine Festschrift, wenn er im akademischen Bereich Fuß gefasst hätte, auf eine Professur berufen worden wäre und eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen, wenn er in der Ausbildung und im Werdegang eines Heeres von Doktoranden und wissenschaftlichen Mitarbeitern seine Spuren hinterlassen hätte. Für diese wäre es dann eine Pflichtübung gewesen, eine Verbeugung, auch um selbst im Gespräch zu bleiben. So etwas liegt den Autorinnen und Autoren dieses Buchs hier nicht, es passt auch nicht zu Fredric Kroll, diesem Querkopf, der dem akademischen Betrieb fremd geblieben ist. Uns schwebt eine Art «Archäologie» der «Klaus-Mann-Schriftenreihe» vor: eine Würdigung und Bilanz dieser Arbeit und ihrer Folgen, die Erinnerungen an Mitstreiter und an Begegnungen, aber auch Ausgrabungen in Sachen Klaus Mann.

Leidenschaft, die Einheit von persönlichem, politischem und wissenschaftlichem Engagement sind es, die Fredric Kroll getrieben haben. Die politische Situation in der Bundesrepublik, die Wiederentdeckung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und des antifaschistischen Exils waren es, die ihn Mitstreiter und Freunde finden ließen. Als erster ist hier Klaus Blahak zu nennen. Der 1946 in Enger gebürtige Verleger und Finanzier der «Klaus-Mann-Schriftenreihe» hatte sich auf Grund «natürlicher Neugier» (KMS 1, S. 8) mit Klaus Mann beschäftigt und 1968 den Autor als Gegenstand seiner Abiturprüfung in Deutsch vorgeschlagen. Das wurde ihm als «zu morbid» (ebd.) abgelehnt. «Gerechtigkeit ist walten zu lassen» (KMS 1, S. 7) schreibt er deshalb im Vorwort des Verlegers im ersten Band zu seinen Motiven, das Projekt zu begleiten, wenn nicht sogar initiiert zu haben. Denn er hatte sogar noch Kontakt zu Erika Mann, er hatte bereits vor Kroll damit begonnen, Zeitzeugen und Freunde von Klaus Mann zu befragen. Blahak hat jedoch die Vollendung der Schriftenreihe nicht mehr erlebt, er starb im Jahr 1990. Dritter im Bunde war Klaus Täubert: Er wurde 1940 in Breslau geboren, kam über sein Interesse an der Exilliteratur zu Klaus Mann und hat über beide Themen zahlreiche Publikationen vorgelegt und ist Koautor fast aller Bände. Und schließlich Rudolf Cyperrek, Jahrgang 1919, also der Senior im Team: Der Freund des Verlegers hatte 1971 den Roman «Die Bucht» in der Edition Klaus Blahak veröffentlicht und Auftragsarbeiten zur Geschichte verschiedener Firmen, aber auch des Hessischen Staatstheaters verfasst. Er hat dem Projekt als Lektor gedient und war Koautor des Bands 4/I, er starb 1993. Fred Kroll hat die «Klaus-Mann-Schriftenreihe» 2006 vollendet und mit dem Teilband 4/II die letzte Lücke gefüllt. Damit hat er maßgebliche Grundlagen geschaffen für alles weitere, was über diesen «human case» (Golo Mann) geschrieben worden ist.

Den Anfängen der «Klaus-Mann-Schriftenreihe» gehen in diesem Buch Stefan Blahak und Klaus Täubert auf die Spur, der Herausgeber wendet sich den Schwierigkeiten ihrer Vollendung dreißig Jahre später zu. Uwe Naumann, Irmela von der Lühe und Veit Johannes Schmidinger blicken aus der Perspektive ihrer Beschäftigung mit Klaus und auch Erika Mann auf die unschätzbare Ergiebigkeit der Kroll’schen Arbeit und auf seine ungewöhnliche Persönlichkeit. Dirk Heißerer gräbt im Umfeld Klaus Manns und schenkt Fredric Kroll ein hübsches Detail aus dem Umfeld seines Idols. Stefan M. Weber berichtet, wie er sich als unbekannter Verehrer Klaus Manns im sechsten Band der Schriftenreihe wiederfand. Inge Jens, Anatol Regnier, Henry-Georg Richter-Hallgarten und Joachim Bartholomae gratulieren vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Begegnungen mit Fredric Kroll, Christian Klein und Frank Dobler resümieren, was der Biograf und Komponist Fredric Kroll geschaffen hat.

Unterbrechen und ergänzen wollen wir unsere «Archäologie» um die Erstveröffentlichung einiger Arbeiten von Klaus Mann: Wir drucken in deutscher Übersetzung das Drehbuch der Filmszene «The Chaplain» (1945), das Klaus Mann für den Film «Paisà» von Roberto Rossellini geschrieben hat, das aber in der Form nicht realisiert wurde; das Fragment des Romans «Windy Night, Rainy Morrow» (etwa 1946), mit dem Klaus Mann gemeinsam mit seinem Freund Christopher Lazare einen Verlag gesucht hat; und schließlich stellen wir in ausführlichen Zitaten (nach einer von Fred Kroll verfassten deutschen «Lesefassung») das Fragment des Romans «The Last Day» (1949) vor.

«Windy Night, Rainy Morrow» haben wir deshalb ausgewählt, weil der Text bei aller Skizzenhaftigkeit zeigt, in welcher Weise Klaus Mann, gemeinsam mit seinem Freund Christopher Lazare, sich wieder dem Thema Homosexualität zuwenden wollte. In seinem Romandebüt «Der fromme Tanz» (1926) schreibt er in aller Selbstverständlichkeit über das Lebensgefühl seines Helden Andreas. Diese Selbstverständlichkeit ist ihm in dem Maß verloren gegangen, wie ihm gesellschaftliche Reaktionen und Ausgrenzungen entgegenschlugen – bis hin zum Homosexuellenhass innerhalb der Linken, auf den er 1934 mit seinem Essay «Die Linke und ‹das Laster›» (später publiziert unter dem Titel «Homosexualität und Faschismus») reagiert hat. Über die Wahl Tschaikowskys zum Protagonisten seines im Tagebuch als »autobiographisches Buch» («Tagebücher 1934-1935», Neuausgabe 1995, S. 117) bezeichneten Roman schreibt Klaus Mann im «Wendepunkt»: «Wie hätte ich nicht alles von ihm wissen sollen? Die besondere Form der Liebe, die sein Schicksal war […]. Man huldigt nicht diesem Eros, ohne zum Fremden zu werden in unserer Gesellschaft, wie sie nun einmal ist; man verschreibt sich nicht dieser Liebe, ohne eine tödliche Wunde davonzutragen» («Der Wendepunkt», Neuausgabe 2006, S. 457 f.). Nach dem Krieg setzt er in den USA ein Publikum voraus, «das über ein ausreichendes Maß an Neugier, wenn nicht gar Toleranz verfügt, um eine unverblümte Darstellung dieser Lebensweise zu ertragen», will er mit Lazare zusammen den zerstörerischen Einfluss der Gesellschaft auf das Leben eines Schwulen darstellen und «für Toleranz werben und Einblicke in ein Problem vermitteln» (s. S. 157).

Die beiden übrigen Texte werfen interessante Schlaglichter darauf, wie die Verzweiflung Klaus Manns über die politische Situation nach dem Krieg wuchs. Der von Erika Mann übersetzte und im Erinnerungsband «Klaus Mann zum Gedächtnis» 1950 publizierte Essay «Die Heimsuchung des europäischen Geistes» gilt als das Vermächtnis Klaus Manns. Hier legt er dar, wie wenig Chancen er sieht, dass aus Faschismus und Krieg die richtigen Lehren gezogen werden und fragt nach der Rolle und den Einflussmöglichkeiten der Intellektuellen. Er sieht «schwarz, schwarz, schwarz» (Reprint 2003, S. 199). Die Filmszene «The Chaplain» erzählt von einem Versuch, dieser Entwicklung noch einmal entgegenzutreten. Ein amerikanischer Militärkaplan in Italien predigt seinen Soldaten Weihnachten 1944, der Logik des Kriegs entgegenzuwirken, nicht nur für den sicheren militärischem Sieg zu kämpfen, sondern auch den eigenen Hass zu besiegen und so einem echten Frieden eine Chance zu geben. Er scheitert. «The Last Day» darf man schließlich als einen Versuch Klaus Manns lesen, sein Vermächtnis in eine literarische Form zu gießen. Das Fragment handelt von zwei Intellektuellen in Ost und West, die gleichermaßen für Ausgleich und Verständigung werben und damit untergehen. Die Einführungen zu den Texten basieren auf den Darstellungen in der «Klaus-Mann-Schriftenreihe».

Im Zentrum dieses Buchs stehen Fredric Kroll und die «Klaus-Mann-Schriftenreihe». Indem wir zeigen, warum Klaus Mann in solchem Ausmaß das Leben Krolls und seiner Mitstreiter bestimmen konnte, öffnen wir den Blick auf die Rezeption dieses Autors und seine zeitgeschichtliche Bedeutung nach dem Krieg, zeigen wir seine sich in ihren Nuancen zwar ändernde, aber doch ungebrochene Aktualität.

Für die Genehmigung, die Texte Klaus Manns erstmals drucken zu dürfen, danken wir der Erbengemeinschaft Klaus Mann, vertreten durch Prof. Dr. Frido Mann. Der Monacensia in der Münchner Stadtbibliothek, hier Frau Dr. Elisabeth Tworek und Herrn Frank Schmitter, danken wir, dass sie geholfen hat, die Manuskripte zugänglich zu machen. Last not least danken wir Rinaldo Hopf dafür, dass er sein Klaus-Mann-Portrait für die Covergestaltung zur Verfügung gestellt hat.

1Nicht näher gekennzeichnete Zitate von Fredric Kroll stammen aus einem 2006 für den Rundfunk geführten Gespräch mit dem Autor.

Stefan Blahak

«Mein Leitbild: Klaus Mann»

Der Verleger Klaus Blahak (1946 – 1990)

«Ich bin amerikanischer Germanist der Universität Rochester (N.Y.) und schreibe meine Dissertation über ‹Klaus Mann und die Synthese von Moral und Schönheit›», so stellt sich Fredric Kroll in seinem Schreiben vom 8. Mai 1970 dem gleichsam von Klaus Mann faszinierten und ein Jahr jüngeren, 1946 geborenen Klaus Blahak vor: «Ich möchte sehr gerne Meinungen mit Ihnen austauschen.»

Fredric Kroll kommt gerade aus Kilchberg aus dem Hause Mann und erzählt von seinen Erfahrungen dort, welche Texte er im Nachlass Klaus Manns gelesen, teils sogar vollständig abgeschrieben habe: «Das Wunderbarste im Nachlass für mich waren die Skizzen zum großen Selbstmord-Roman, ‹The Last Day›, die noch aus dem letzten Lebensmonat zu stammen scheinen und künstlerisch wirklich gewaltig sind.» Er listet aber auch gleich alle Werke Klaus-Manns auf, die ihm in seiner Sammlung noch fehlen und fragt, ob Blahak sie habe. Von der Existenz meines Bruders Klaus Blahaks hat Fredric Kroll durch Anita Naef erfahren, die als Sekretärin für Erika Mann gearbeitet hat und sich auch um die Betreuung des Nachlasses von Klaus Mann kümmerte. Sie hat ihm davon erzählt, dass es neben ihm noch jemanden gebe, der sich wie sonst kaum einer für die Werke Klaus Manns und seinen Nachlass interessiere, der ihm wohl auch gerade in einem Münchner Antiquariat ein Exemplar des «Frommen Tanzes» weggeschnappt habe.

Kroll drängt in seinem Brief auf ein baldiges Treffen, womit er bei Klaus Blahak offene Türen einrennt. «Von Fräulein Anita Naef hatte ich schon während meines letzten Aufenthalts in Zürich von Ihnen gehört», antwortet er eine Woche später, er habe Kroll selbst schon schreiben wollen, entschuldigt sich aber, dies wegen «Drucks in unserer Firma» nicht geschafft zu haben. Gar nicht uneitel gibt er zu erkennen, dass er «sicherlich einiges Interessante» über Klaus Mann zusammengetragen habe. «Den tiefsten Eindruck machten mir natürlich die mehrfachen Gespräche mit Erika Mann, bei der ich wirklich alles aus erster Hand erfahren konnte. Durch sie kam ich wiederum mit vielen Menschen zusammen, die zu den verschiedensten Zeiten mit Klaus Mann ein sehr enges Verhältnis hatten. Manche von ihnen habe ich persönlich besucht und mich ausgiebig mit ihnen über ihn unterhalten und stehe mit ihnen noch in regem schriftlichem Kontakt.»

Klaus Blahak interessiert sich für die Arbeit Krolls und bietet ihm die Nutzung seiner umfangreichen Bibliothek an, will ihm mit seinen Kontakten zu Antiquariaten helfen, an fehlende Bücher heran zu kommen, lädt ihn ein, sein Gast zu sein. «Ich könnte wohl frühestens Mitte Juli ‹in den Norden› fahren», hat Kroll seinen Brief an Blahak geschlossen, und dieser beendet seine Antwort: «Ich könnte immer so weiter schreiben, jedoch führte das wohl ins ‹Unendliche›. Machen Sie sich so schnell als möglich frei und wagen Sie die ‹Flucht in den Norden›! […] Vielleicht klappt es bei Ihnen schon vor Juli, denn das wäre ja immerhin noch eine ganz schön lange Zeit.»

Das Interesse an Klaus Mann oder auch an Literatur im Allgemeinen war für meinen Bruder nicht unbedingt selbstverständlich. Wir kamen aus einer mittelständischen, patriarchalen Unternehmerfamilie, in der es letztlich primär um Geld, Macht und gesellschaftliches Ansehen ging. Für schöngeistige Bücher blieb da wenig Raum. Der Vater starb nach langem Leiden, als Klaus vierzehn war, danach wurde die Mutter krank. Als Fünfzehnjähriger kam er zu einer Tante in die Nähe von Wiesbaden. All dies war schon herausfordernd genug, doch mein Bruder entdeckte auch, dass er schwul war. Für eine im Dritten Reich sozialisierte und auf gesellschaftliches Ansehen achtende Elterngeneration war Homosexualität damals ein schlimmer Makel. Fachärzte sollten ihn deshalb von dieser «Krankheit» heilen – natürlich ohne Erfolg. Wie er in dieser Situation auf Klaus Mann gestoßen ist, weiß ich nicht. Aber die Identifikation mit einem bekannten – auch unverstandenen und auch schwulen – Schriftstellersohn bot ihm vielleicht die Möglichkeit, sich aus einem psychisch bedrohlichen Chaos an den eigenen Haaren herauszuziehen. In einem Brief an einen Freund schrieb er von einer Fahrt nach Cannes, vom Besuch des Grabs von Klaus Mann und dem, was er dabei empfunden hat:

«Ich lebe in der Literatur. Hiermit fülle ich meine gesamte Freizeit, hierfür gebe ich mein gesamtes Geld aus und ich mache leider auch hierfür Schulden. Hier suche ich meinen Weg. Hier habe ich mein Leitbild gesucht und auch gefunden: Klaus Mann. Ihm ist es gelungen, das, was ich empfinde, auf Papier zu bannen. Er ist mir heute mein Freund […] Für mich ist er nicht tot. Er spricht aus seinen Werken zu mir. […] Seine Empfindungen sind die meinen. Ich bin oft so fürchterlich verzweifelt, bei ihm finde ich wieder Trost und Entspannung. […] In den Osterferien bin ich mit meinem neuen Wagen, den ich von meiner Mutter zu Weihnachten erhielt (VW 1500), nach Cannes gefahren. Nach Stunden der Ruhe auf dem Friedhof an seinem Grab wurde mir klar, dass hier mein Weg wirklich geworden war. Hier habe ich in etwa einen Sinn für mein Leben entdeckt.»

Diesen nicht datierten Brief muss er mit 21 geschrieben haben. Da hat er gerade seinen Führerschein gemacht, ging aber in Wiesbaden noch zur Schule. Sein Abitur wollte er ein Jahr darauf machen.

Um diese Zeit herum hat Klaus Blahak bereits eine Korrespondenz mit Erika Mann geführt, ist es zu mehrfachen Treffen und angeregten Gesprächen gekommen, auch auf der Rückreise aus Cannes. Sie hat ihm auch einen Kontakt zu Pamela Wedekind in München hergestellt. Als Abiturient hat er 1968 einen hohen Preis für seine Klaus-Mann-Leidenschaft gezahlt. Er hat seinen «Freund» als Schriftsteller im Abitur gewählt – und die Prüfung wurde mit ungenügend bewertet. Dagegen hat er erfolglos geklagt: In seinem Schriftsatz hat der Anwalt zu Recht gefragt: «Wie kann es sein, dass Klaus Blahak, der mit der Tochter von Thomas Mann in einer regen Korrespondenz steht, wegen angeblicher Defizite im Fach Deutsch das Abitur nicht besteht?» Und ohne Abitur ist auch sein Traum von einem Germanistikstudium geplatzt.

Bis zu ihrem Tod im August 1969 hat Klaus Blahak den Kontakt zu Erika Mann gepflegt, mit ihr hatte er «eine Wellenlänge». Ihr Interesse daran, das Werk Klaus Manns zu bewahren, wiederzubeleben, einem neuen Publikum zugänglich zu machen, hat sie geeint. Schon da ist der Gedanke gewachsen, die Edition Klaus Blahak zu gründen und jene Werke zu verlegen, die in der Nymphenburger Verlagshandlung noch nicht erschienen sind. Doch durch den frühen Tod Erika Manns fehlte auf Seiten der Familie Mann ein Ansprechpartner für dieses Projekt. Anita Naef bremste und vertrat die Position, Berthold Spangenberg mit seiner Nymphenburger Verlagshandlung sei der alleinige Verleger von Klaus Mann. Katia Mann dagegen machte Klaus Blahak weiter Hoffnungen. Letzendlich wurde daraus nichts, doch immerhin hat Berthold Spangenberg ihm eine Stelle in München angeboten. Am 15. Dezember 1969 hat Klaus Blahak einem guten Freund geschrieben: «Das Angebot aus München anzunehmen wäre sicher die Chance meines Lebens, mich beweisen zu können. Noch 5 Tage bis zur Entscheidung. Ich neige dazu anzunehmen.» Und dennoch hat er abgelehnt. Statt nach München zu gehen, hat er ein Angebot seines Großvaters angenommen, eine Weichenstellung, mit der er später oft gehadert hat. So ist er Angestellter des Büromöbel produzierenden Familienunternehmens Bruno Werner GmbH in Espelkamp geworden und hat später auch die Goldi Kindermöbel GmbH gegründet, die er als Geschäftsführer zu einem in dieser Branche bedeutenden Unternehmen aufgebaut hat.

Über sich selbst hat mein Bruder gesagt, dass er als Visionär vieles aus dem Bauch heraus tue. Tragfähige wirtschaftliche Konzepte waren für ihn nie das Ausschlaggebende. Wer ihn erlebt hat, auch später in seiner sehr geschmackvoll eingerichteten Wohnung in einer Gründerzeitvilla im Wiesbadener Nerotal, musste denken, dass er im Geld schwimme. In Wirklichkeit gab es Tage, wo morgens keine Lebensmittel auf dem Tisch standen. Typischerweise hatte er aber noch am Vorabend einen Kreis von Freunden ins Restaurant eingeladen. Er war einfach großzügig und liebenswert. Er war ein widersprüchlicher Mensch, aber seine Haltung ließ ihn auch über sich hinauswachsen. Seine visionären Kräfte, seine Euphorie und sein Auftreten waren oft so stark, dass er nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen überzeugen konnte, etwas zu sehen, was noch garnicht da war.

Im Mai 1970 hat ihn dann der Brief Fredric Krolls erreicht. Mit Klaus Blahak und Fredric Kroll haben sich zwei leidenschaftliche Menschen getroffen, die im Wesentlichen anderen Kriterien folgten als nur der Rationalität. Sie brannten aus individuell unterschiedlichen Gründen für diesen Klaus Mann, aber sie brannten und beflügelten sich dabei in ihrer fast noch jugendlichen Begeisterung gegenseitig. Ohne das Zusammentreffen dieser beiden würde es die KM Schriftenreihe nicht geben.

Am 23. Juni 1971 schreibt er an Kroll: «… es wird für Dich nicht unwesentlich sein, zu erfahren, dass ich am Anfang dieses Monats einen Verlag ‹Edition Klaus Blahak› gegründet habe». Schon zu diesem Zeitpunkt kündigt Blahak an: «Den Druck Deiner Dissertation halte ich dabei für vorrangig, […] ebenfalls plane ich die KM-Romane drucken zu lassen, an denen die Nymphenburger völlig uninteressiert ist.» Immerhin: Die Edition Klaus Blahak existiert nun und gemeinsam mit Fredric Kroll, Klaus Täubert und Rudolf Cyperrek entwickelt ihr Gründer das Konzept der «Klaus-Mann-Schriftenreihe». Die Mittel, ein solches Werk zu finanzieren, sind zu diesem Zeitpunkt keineswegs vorhanden, doch das Ziel ist klar. Und daran halten alle fest. Nicht einmal mehrere Kraft raubende Insolvenzen und auch nicht die Aids-Erkrankung meines Bruders können daran etwas ändern. So hat er mich mit Handschlag verpflichtet, nach seinem Tod seine Klaus-Mann-Bibliothek zu verkaufen, mit dem Erlös das Erscheinen des Bandes 6 der Schriftenreihe zu realisieren und auch sicherzustellen, dass die Schriftenreihe auf Dauer weiter lieferbar bleibt. Bei der Suche nach einer neuen Heimat für die Schriftenreihe haben viele renommierte Verlage abgewunken. Band 6 ist sechs Jahre nach dem Tod meines Bruders in der Edition Klaus Blahak, die ich in Hannover weitergeführt habe, erschienen. Er ist ihm und dem 1993 verstorbenen Rudolf Cyperrek gewidmet. Am Ende hat der Männerschwarm Verlag das gesamte Werk übernommen und auch den noch ausstehenden Teilband 4/II realisiert.

Aus der etablierten Literatur-Szene habe ich darauf das Naserümpfen gehört, dass die Schriftenreihe über den Sohn von Thomas Mann in Zukunft in einem «homosexuellen» Verlag erscheine.