Frank Sieren

Angst vor China

Wie die neue Weltmacht
unsere Krise nutzt

Econ

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Econ ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH

ISBN 978-3-8437-0089-4

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2011

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Heike Gronemeier, München

Satz und eBook: LVD GmbH, Berlin

Für Anke

»Oh China, bitte gehe langsamer

Bremse Dein fliegendes Tempo

Warte auf Dein Volk, seine Seele, seine Moral

und sein Gewissen

Lass die Züge nicht entgleisen

Die Brücken nicht zusammenbrechen

Die Straßen nicht zu Fallen werden

Geh langsam, damit jede unserer Seelen ihre Würde

und Freiheit entfalten kann.«

Tong Dahuan, chinesischer Blogger (China Youth Daily)

Inhalt

Vorwort

 

Kapitel 1

Die wandernden Kugelhaufen

Über deutsche Atomtechnik, auf die China nicht verzichten will

 

Kapitel 2

Ein amerikanischer Wanderarbeiter

Über das Auslaufmodell USA und die Sackgasse China

 

Kapitel 3

Das ungleiche Quartett

Über unser Öl, das die Chinesen noch dringender brauchen

 

Kapitel 4

Die ungekannten Flugobjekte

Über neue chinesische Flugzeuge, die bisher nur wir bauen konnten

 

Kapitel 5

Die leerlaufenden Gebetsmühlen

Über die guten Tibeter, die allen und sich selbst im Weg stehen

 

Kapitel 6

Die zynischen Kunden

Über Chinas Wasser, das von unserem Geiz verschmutzt wird

 

Kapitel 7

Die weltreisende Sozialprüferin

Über ››Made in China‹‹ und wie wir dafür bezahlen werden

 

Kapitel 8

Die boomenden Blasen

Über Geld, das China hat und wir nicht

 

Kapitel 9

Die prinzipientreuen Pragmatiker

Über unteilbare Werte, die von China nicht geteilt werden

 

 

Dank

 

Anhang

 

Anmerkungen

 

Literaturverzeichnis

 

Personen-, Firmen- und Institutionen-Register

Vorwort

Aus der Ferne wird manches offensichtlicher. Deshalb fühle ich mich in China auch gut aufgehoben, wenn ich etwas über Deutschland lernen will. Die Art, wie die Deutschen auf China reagieren, sagt viel aus über die aufsteigende Weltmacht, mit der wir uns immer öfter beschäftigen müssen. Sie verrät aber auch mehr über uns selbst, als manchem lieb sein dürfte: Die Deutschen neigen zu Übertreibungen. In globalen Krisenzeiten mehr denn je. Das ist nicht ungefährlich. Denn Deutschland lebt vom Export wie keine andere Industrienation. Deshalb ist es entscheidend, die globalen Veränderungen, die der chinesische Aufstieg mit sich bringt, realistisch einzuschätzen. Davon sind wir indes weit entfernt. China sei »furchterregend mächtig«, konstatierte beispielsweise ein deutscher Zeitungskommentator im Frühjahr 2011.[1] In keinem anderen europäischen Land sehen die Menschen China so negativ wie in Deutschland. Das fand ein amerikanisches Forschungsinstitut im Juli 2011 bei einer Umfrage heraus.[2] In Frankreich, England und Spanien dagegen hat die Mehrheit der Befragten sogar ein positives Bild von China – selbst in den USA, die unter Chinas Aufstieg am meisten leiden. Weltweit haben nur noch die Türken und die Japaner ein schlechteres Bild von den Chinesen.

In den 17 Jahren, in denen ich in China lebe, hat die Sichtweise der Deutschen auf das Reich der Mitte eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Erst wurde es für seine Rückständigkeit und sein politisches System belächelt und bemitleidet. Dann wurde es für sein Wirtschaftswachstum bewundert und für seine Menschenrechtsverletzungen kritisiert. Inzwischen wird es vor allem gefürchtet. Die Reaktionen auf China werden harscher. Beschäftigte in Deutschland sorgen sich um ihre Arbeitsplätze, die nach China verlagert werden könnten. Autofahrer fürchten den Rohstoffhunger der Chinesen, wenn an der Tankstelle die Benzinpreise klettern. Studenten und Azubis spüren die Konkurrenz aus Asien beim Einstieg ins Berufsleben. Mittelständler fürchten die preiswertere chinesische Konkurrenz. Deutschen Vorständen sind die mächtigen chinesischen Staatsbetriebe zuwider, die mit harten Bandagen spielen. Deutsche Politiker starren wie gelähmt auf die wachsenden Geldreserven der Chinesen, während sie selbst immer mehr Schulden anhäufen. Mit Unbehagen bemerken sie, dass die neue Weltmacht des 21. Jahrhunderts noch immer eine Diktatur ist. Produktpiraten, Cyber-Angreifer, Menschenrechtsverletzer, Rohstoffvergeuder, Neokolonialisten und Umweltverschmutzer. Das sind alles Attribute, die in Deutschland gerne verwendet werden, wenn es um China geht. Positive gibt es sehr viel weniger. Die meisten Chinesen hingegen bewundern Deutschland. Als ich neulich mit Madame Fu Ying, der für Europa zuständigen Vizeaußenministerin, einen Tee trank, erzählte sie mir, dass sie die große Ausstellung in Peking über die Zeit der deutschen Aufklärung besucht habe. Als sie an den Exponaten vorbeiging, sei ihr noch einmal deutlich geworden, durch welche »Höhen und Tiefen Deutschland gehen musste, und was dies an Unruhen, Kriegen und Kolonisierung für andere Teile der Welt bedeutet« habe. Aber »mit Gewissenhaftigkeit, Klugheit und Fleiß hat Deutschland diese schwierigen Zeiten hinter sich gelassen und dieses hohe Niveau an Demokratie und Wohlstand erreicht«. Madame Fu wunderte sich darüber, warum sich die Deutschen so schwer tun, »China, dem Spätentwickler unter den Nationen« ähnliche Entwicklungsspielräume zuzugestehen. »Wir rauschen in wenigen Jahrzehnten durch Entwicklungen, für die andere Länder sich Jahrhunderte Zeit lassen konnten«, sagte sie nachdenklich. Chinas Führung versuche, das Tempo ohne große Einbrüche zu halten und dabei internationale Konflikte und inländische Turbulenzen zu vermeiden.

»Nach dreißig Jahren erfolgreicher Reformen und der Öffnung des Landes sind Stabilität und Wohlstand endlich nach China zurückgekehrt«, fuhr sie fort. »Darauf bin ich stolz, denn das war nicht einfach.« Dass noch viel zu tun ist, bestreitet sie nicht. »Wir sind noch nicht am Ziel«, sagte Madame Fu, die vorzüglich Englisch spricht. »Wir haben unsere Reformen erst zur Hälfte umgesetzt. Ein langer Weg liegt noch vor uns.«

Viele Deutsche jedoch neiden den Chinesen ihren Erfolg. Die Alten erinnern sich an ihre Schulzeit, als man noch von der »Gelben Gefahr« sprach. Sie fühlen sich nun bestätigt. Die Bild-Zeitung fürchtete im Sommer 2011 gar eine »China-Invasion«. In einer großen Serie berichtete das Blatt, »wie die größte Wirtschaftsmacht der Welt Europa aufrollt«. Bei Bild schert man sich schon nicht mehr um die Kleinigkeit, dass die amerikanische Wirtschaft noch drei Mal so groß ist wie die chinesische. Das zeigt nur umso mehr: Die »Angst vor China« hat den deutschen Alltag erreicht. Diese Angst kann lähmen. Und schlimmer noch, zu Kurzschlussreaktionen führen.

Deshalb ist es besonders wichtig, eines zu betonen: China ist kein Feind, der immer mächtiger wird und uns schließlich überrollt. Das Reich der Mitte ist allenfalls ein Wettbewerber, dem wir uns stellen müssen, wenngleich er zuweilen unerbittlich ist. Vor allem aber ist das Land ein Partner. Wir müssen versuchen, diese Partnerschaft auszubauen. Dabei sollten wir uns nicht ins Bockshorn jagen lassen: Wir müssen weiterhin von den Werten überzeugt bleiben, die wir geschaffen haben, und auch nach diesen Werten leben. Dennoch sollten wir der Versuchung widerstehen, den Chinesen unsere Überzeugungen aufzuzwingen. Vielmehr sollten wir uns den neuen Gegebenheiten stellen – auch selbstkritisch – und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Nur dann wird es uns gelingen, das Neue und Überraschende dieses globalen Wandels so umfassend und nüchtern wie möglich zu erfassen. Darum dreht sich dieses Buch. Ich will versuchen, die üblichen Sichtweisen aufzubrechen, starre Denkgewohnheiten zu hinterfragen und die Welt möglichst schon heute aus der Perspektive künftiger Generationen zu erfassen.

Chinas Weg zur Weltmacht hat tiefgreifendere Folgen für die Weltordnung als der Aufstieg Amerikas vor über hundert Jahren. Spätestens seit Mitte der neunziger Jahre ist das Land die Fabrik der Welt und der attraktivste Wachstumsmarkt für westliche Hightech-Produkte, aber auch für Luxusgüter. Deshalb wächst die chinesische Wirtschaft mit einer Geschwindigkeit, die bisher niemand für möglich gehalten hat und die den einstigen Boom der USA um ein Vielfaches übersteigt. Um die Wirtschaftskraft zu erlangen, die China von 1970 bis heute aufgebaut hat, brauchte Amerika 160 Jahre. Auch kulturell unterscheidet sich Chinas Aufstieg. Als die USA 1890 England als Wirtschaftsweltmacht ablösten, war die kulturelle Schnittmenge zwischen dem Aufsteiger und dem Absteiger sehr groß, auch wenn Amerikaner und Engländer heute gern das Gegenteil betonen. China hingegen hat andere Vorstellungen vom Zusammenleben der Menschen als der Westen. Und, ob wir wollen oder nicht, ein Teil dieser chinesischen Werte wird sich auf kurz oder lang global durchsetzen. Auch wir werden also Kompromisse machen müssen. Umfassende Kompromisse. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir uns in Zukunft bei unserer Selbstverwirklichung zugunsten der Interessen der globalen Gemeinschaft einschränken müssen.

Das liegt in erster Linie an der globalen Ressourcenlage. Im Gegensatz zu den Zeiten des amerikanischen Aufstiegs am Anfang des vergangenen Jahrhunderts sind Ressourcen und Bodenschätze weltweit viel knapper geworden. Inzwischen ist offensichtlich: Wenn wir so weitermachen, wird es nicht für alle reichen. Und weil es nicht für alle reicht, werden auch wir in Deutschland unseren Lebenswandel ändern müssen, damit sich der Lebensstandard der Chinesen dem unsrigen angleichen kann. Denn darum geht es schließlich allen aufstrebenden Ländern.

Es macht unsere Lage nicht einfacher, dass wir uns im Westen immer höher verschulden, Krise an Krise reihen und dabei immer neue Fehler machen, die unseren Spielraum am Ende verkleinern. Immerhin ist Deutschland unter den westlichen Industrienationen noch der Musterschüler. Die Arbeitslosigkeit sinkt, das Wachstum unserer Wirtschaft ist vergleichsweise hoch, ebenso die Lebensqualität. Der deutsche Sozialstaat gehört zu den fürsorglichsten der Welt. Das deutsche Modell der Kurzarbeit hat sich in der vergangenen Krise bewährt, den Unternehmen geht es gut. Doch auch wir leben auf Kosten unserer Kinder und Enkel. Die finanziellen Belastungen des Staates steigen schneller als die Steuereinnahmen. Viele deutsche Kommunen stehen vor der Zahlungsunfähigkeit. Selbst im Boomjahr 2010 machte Deutschland bei einem ungewöhnlich hohen Wachstum von 3,6 Prozent noch knapp 90 Milliarden Euro neue Schulden. Wie hoch werden die Schulden erst in »normalen« Jahren sein, zumal wenn dann noch die Lasten der EU-Krise obendrauf kommen?

Immer mehr Menschen müssen, obwohl sie einer Arbeit nachgehen, staatliche Unterstützung beantragen, weil sie sonst nicht über die Runden kommen. 2010 sank die Zahl der Arbeitslosen auf unter drei Millionen, während die der sogenannten Aufstocker auf fast 1,4 Millionen stieg.[3] Das sind über vier Prozent mehr als 2009 und sogar 13 Prozent mehr als 2007. Über 1,3 Millionen Menschen werden auf Staatskosten weitergebildet. Sie gelten nicht als arbeitslos und tauchen deshalb in den Statistiken nicht auf. Über acht Millionen Menschen würden gerne mehr arbeiten, doch sie finden keinen passenden Job. Die größten Zeitarbeitsfirmen beschäftigen inzwischen so viele Menschen wie BASF: rund 50 000.[4] Mehr Stellen werden ins Ausland verlagert, als neue in Deutschland geschaffen werden. All das führt dazu, dass die Kaufkraft der Deutschen unablässig sinkt, wenngleich von einem hohen Niveau. Die Kaufkraft der Chinesen steigt, von einem deutlich niedrigeren Niveau. Diese gegenläufigen Entwicklungen stehen für einen allgemeinen Trend in den Schwellenländern einerseits und den Industrienationen andererseits.

Da kann man es schon mit der Angst zu tun bekommen. Zumal alle anderen westlichen Industrienationen noch schlechter dastehen als Deutschland, und in einem Land wie England im August 2011 zahlreiche Städte von gewalttätigen Unruhen erschüttert wurden. Die Wut der Demonstranten richtete sich gegen einen Staat, der dem wirtschaftlichen Abschwung und dem Auseinanderklaffen der sozialen Schichten kaum etwas entgegenzusetzen hat. Es kann durchaus sein, dass wir uns im Westen an solche Bilder werden gewöhnen müssen.

Der Aufstieg Chinas und unsere eigenen Probleme im Westen stellen die Welt auf den Kopf. Doch wir dürfen den Untergangspessimisten nicht auf den Leim gehen. Ebensowenig dürfen wir uns von den allzu sorglosen Verfechtern der westlichen Überlegenheit blenden lassen. Bleiben Sie also skeptisch, wenn Ihnen jemand vom weltweiten Siegeszug des westlichen Kapitalismus erzählt, der für alle genug bereithält. Der Aufstieg Chinas zeigt, dass die Marktwirtschaft so wie wir sie in den vergangenen Jahrzehnten betrieben haben, nicht mehr lange funktionieren kann. Auch wenn der globale Wettbewerb uns dazu ermuntert: Wir haben nicht genug Ressourcen, kurzlebige Konsumgüter zu produzieren und alsbald wieder wegzuwerfen, nur um sie dann in noch größerer Vielfalt wieder herzustellen. Das ist eine Spirale, die sich immer enger dreht und uns schneller, als wir denken, aus der Bahn werfen wird. Von den Folgen für nachfolgende Generationen gar nicht zu reden.

Seien Sie ebenfalls skeptisch, wenn Ihnen jemand sagt, dass alle kommunistischen Systeme früher oder später zusammenbrechen. Zwar kann man eine solche Entwicklung für China nicht ausschließen – zumal auch in China Krisensymptome wie die wachsende Schere zwischen arm und reich alarmierend sind –, aber sie ist sehr unwahrscheinlich. Das Land hat bereits bewiesen, dass es sehr große Belastungen aushalten kann. Allein in den letzten Jahren musste China reale Prüfungen überstehen: Das Erdbeben von Sichuan im Mai 2008 forderte rund 68 000 Todesopfer. In Tibet und Xinjiang brachen große Aufstände aus, die seitdem immer wieder aufflammen. Gleich mehrere Jahrhundertfluten und eine noch nie dagewesene Trockenheit plagten das Land. Vom Wasser hingen in China schon immer der Wohlstand und die Stabilität des Landes ab. Wassermangel bleibt die größte Gefahr für China. Kapitel 6 »Die zynischen Kunden« zeigt, wieso auch wir mit dazu beitragen, dass sich das Problem weiter verschlimmert.

China hat die Olympischen Spiele, das größte Massenereignis der Welt, organisiert und trotz starker westlicher Kritik zum Erfolg geführt. Die schlimmste Finanz- und Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts rollte über China einfach hinweg, ohne bedeutende Schäden zu hinterlassen, während der Westen sich nicht davon zu erholen scheint. Hinzu kommen, noch angeheizt durch die Freiheitsbewegungen in Nordafrika, die Machtkämpfe im Zuge eines Führungswechsels, der 2012 ansteht. Es ist eine Zäsur, dass künftige Spitzenpolitiker zum ersten Mal seit dreißig Jahren nicht von einem Altvorderen lange im Voraus gekürt werden. Der Reformer Deng Xiaoping, der Ende der 1970er Jahre die Öffnungspolitik Chinas einleitete, hat die auf ihn folgenden Regierungsspitzen allesamt noch persönlich ausgesucht. Selbst den 2011 amtierenden Staatspräsidenten Hu Jintao und seinen Premierminister Wen Jiabao, die erst Jahre nach Dengs Tod die Macht übernahmen, waren seine Wunschkandidaten. Deng hat auch festgelegt, dass keiner länger als zehn Jahre an der Macht bleiben dürfe. Er wollte Entwicklungen wie unter Mao verhindern. Zwar stehen die Nachfolger für Präsident und Premierminister auch diesmal schon fest, doch ihre Teams sind noch nicht endgültig besetzt. Eine Belastungsprobe für die Pekinger Führung, der es bis auf ein paar Wochen im Frühjahr 1989 immer gelungen ist, die Auseinandersetzungen zwischen Tauben und Falken hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen. Diese Zeit ist wohl nun vorbei, wie man in Kapitel 9 mit dem Titel »Die prinzipientreuen Pragmatiker« sehen wird.

Das ist einerseits ein großer Vorteil für das Land, da Probleme und Konfliktlinien endlich transparenter werden. Aber es ist auch ein großer Nachteil. Denn es wird nun aus drei Gründen komplizierter, das Land zu steuern. Wie im Westen suchen die Politiker mehr und mehr die Öffentlichkeit, um ihre Machtkämpfe auszutragen. Das Gute daran: Immer öfter lassen sie es zu, dass Missstände, Skandale und gescheiterte Regierungsprojekte in der Presse kritisiert werden. Und auch das Internet ist in China ein Massenphänomen geworden. Das chinesische Pendant zu Twitter heißt Weibo und hat hunderte Millionen Nutzer. Kurze Blogs, die sich durch Zensur nur schwer eindämmen lassen, können ganze soziale Bewegungen auslösen. So geschehen nach dem Unfall eines Hochgeschwindigkeitszuges im Sommer 2011, der über vierzig Menschen das Leben kostete. Zunächst wurde offen wie nie über den Vorfall berichtet, dann wurde die Presse jedoch an die Leine gelegt. Die Bevölkerung reagierte mit Unverständnis und Unmut, den vor allem junge Leute im Netz artikulierten. Solche Pendelbewegungen werden die chinesische Politik in den nächsten Jahren charakterisieren. Der wachsende Druck der Öffentlichkeit schränkt den Spielraum der Führung ein.

Zweitens wird das Regieren auch schwieriger, weil die Interessen der ärmeren West-, Nord- und Zentralprovinzen und die der reichen östlichen und südlichen Provinzen weiter auseinanderdriften. Während die entwickelten Regionen schon auf mehr Lebensqualität setzen statt auf hemmungsloses Wachstum, wollen die ärmeren Provinzen um jeden Preis den Anschluss schaffen und auch so reich werden wie die Küstenregionen.

Und der dritte Faktor: China ist immer stärker international eingebunden. Chinesische Firmen verschiffen ihre Güter in alle Länder der Erde und kaufen Bodenschätze von Kanada über Australien bis Südafrika. Auch die politische Kooperation wird enger. Globale Fragen, wie sie in der Klima- oder der Weltfinanzpolitik aufgeworfen werden, lassen sich ohne Peking nicht mehr beantworten. Das stellt die außenpolitisch noch kaum erfahrenen chinesischen Politiker vor große Herausforderungen.

Trotz dieser Belastungen, die China in den letzten Jahren aushalten musste, und trotz des bevorstehenden grundlegenden Personalwechsels steht kein anderes einflussreiches Land derzeit besser da. Das ist gut für uns. Denn China ist inzwischen unser wichtigster Wachstumsmarkt und wird Frankreich als unseren größten Handelspartner bald ablösen. Für die Entwicklung des Wohlstands in Deutschland ist China dann wichtiger als unser größter unmittelbarer Nachbar. Schon heute geht es Deutschland vor allem deshalb so gut, weil China boomt. Deutschland bezog 2010 Waren für gut 76 Milliarden Euro aus China – rund ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die deutschen Ausfuhren wuchsen 2010 sogar um über 40 Prozent. Umso wichtiger ist es für uns Deutsche, uns mit Blick auf China keinen diffusen Ängsten hinzugeben, sondern mitzuhelfen, dass dieser radikale Umbruch der Weltordnung friedlich verläuft.

Ab 2012 werden voraussichtlich Xi Jinping als neuer Staats- und Parteichef und Li Keqiang als neuer Premierminister die Geschicke des Landes lenken. Sie verfügen über ein größeres Verständnis für den Westen als ihre Vorgänger. Li, der aus einfachen Verhältnissen stammt, ist Jurist und hat in Ökonomie promoviert. Er hat sich sehr intensiv mit westlichen Wirtschaftssystemen beschäftigt. Xi, dessen Vater an der Seite von Deng in den 1980er Jahren die Sonderwirtschaftszonen entwickelte, hat Chemie und Jura studiert. Er war Bürgermeister von Shanghai, der weltoffensten Stadt Chinas, und ist mit einer berühmten chinesischen Schlagersängerin verheiratet. Beide, Li und Xi, sprechen im Unterschied zu allen ihren Vorgängern Englisch und sind mit westlichem Gedankengut vertraut.

Wenn sie die Regierungsgeschäfte übernommen haben, kann man die politische Führung Chinas nicht länger über den kommunistischen Kamm scheren. Wir müssen uns ausführlicher und differenzierter mit den konkurrierenden Denkrichtungen beschäftigen und uns drei Mal überlegen, wie wir Ereignisse in China einschätzen. Die Gefahr, dass wir mit unüberlegten Kommentaren die Falschen treffen und uns damit selbst schaden, ist viel größer als noch vor zehn Jahren. Das gilt für Politiker, wie für Journalisten, denen das innenpolitische Hemd näher ist als die außenpolitische Jacke, wie im Schlusskapitel dieses Buches nachzulesen ist. Eine machtpolitische Binsenweisheit tritt hier der politischen Vernunft entgegen: Je schwieriger die wirtschaftliche Lage im Westen ist, desto eher brauchen die Politiker einen Sündenbock. Am besten einen der weit weg ist und den man nicht anderntags im Berliner »Café Einstein« trifft. Doch wenn wir China nur kritisieren und seine Erfolge nicht anerkennen, dann schwächt das die Reformer im Reich der Mitte. Widersprechen Sie deshalb denjenigen, die unreflektiert behaupten, die Unterdrückung in China werde immer schlimmer. Den Hardlinern in Peking wird über kurz oder lang die Puste ausgehen. Immer wieder versuchen sie, ihr Volk zu gängeln und an die kurze Leine zu nehmen. Gegen die große Entwicklungsrichtung, die durch die Zwänge der Globalisierung vorgegeben ist, sind sie indes machtlos. Und diese Entwicklungsrichtung lautet: mehr Freiheit.

Finanziell und wirtschaftlich steht China im Sommer 2011 besser da als je zuvor. Darauf zumindest kann die Partei, die in diesem Jahr ihren neunzigsten Geburtstag feiert, stolz sein. Ein günstiger Zeitpunkt aber auch für Überlegungen, wie die Partei der Mehrheit des chinesischen Volkes noch besser dienen kann. Das ist übrigens eine Forderung, die nicht nur aus dem Westen an Peking herangetragen, sondern von Spitzenpolitikern innerhalb der Partei selbst vorgebracht wird.

Dennoch: Kein anderes Industrieland, aber auch kein anderes Schwellenland prosperiert mehr und ist gleichzeitig so stabil. Darum geht es in Kapitel 8 »Die boomenden Blasen«. Der Wohlstand der Menschen steigt, die wirtschaftlichen Probleme erscheinen im Unterschied zum Westen lösbar. Der Immobilienmarkt ist zwar überhitzt, doch die Blase ist viel kleiner, als viele fürchten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie platzt. Die Banken sind belastbarer als im Westen, der Staat ist solvent. Chinas Politiker handeln besonnen und vorausschauend. Die Inflation, ein globales Phänomen in Folge der Finanzkrise, ist mit 6,5 Prozent hoch, aber beherrschbar. Sie ist deutlich niedriger, als in Russland, Indien oder Brasilien. Vor allem aber haben die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre China im Verhältnis zu den USA noch mächtiger werden lassen. Das Kapitel zeigt, wie sehr China mit seinen Dollar-Reserven Washington heute schon unter Druck setzen kann. Und warum Deutschland und Europa aufpassen sollten, dass sie nicht in eine ähnliche Abhängigkeit geraten. Natürlich gibt es auch Verlierer – wie die Familie von Kris Kender aus Ohio, von der ich im Kapitel 2 erzähle. Während der deutsche Mittelstand und die deutsche Autoindustrie in China Rekordgewinne einfahren, sind in den USA ganze Industrielandstriche verödet. Die Produktion ist nach China gewandert, jetzt ziehen die Menschen hinterher. Weil sie in den USA keine Zukunft für sich sehen, suchen die Ersten ihr Glück in der Fremde. Deutschland sollte Acht geben, angesichts der Herausforderung aus Asien nicht die Fehler der USA zu wiederholen.

Widersprechen Sie, wenn Ihnen jemand sagt, die Chinesen werden unseren technischen Fortschritt noch lange nicht einholen. Dass dem nicht so ist, lesen Sie in Kapitel 1 »Die wandernden Kugelhaufen«. Der größte Gewinner des deutschen Atomausstiegs ist nämlich China. Die Ingenieure des Landes übernahmen eine besonders fortschrittliche Atomtechnologie von den Deutschen und entwickelten sie erfolgreich weiter. Aber auch die »unbekannten Flugobjekte« in Kapitel 4 zeigen, wie schnell die Chinesen technologisch aufholen. Sie bauen bereits eigene Großraumflugzeuge – und wir helfen ihnen dabei. Das bedeutet zwar nicht, dass wir unseren technologischen Vorsprung ganz verlieren werden. Aber wir werden uns in Zukunft genauer überlegen müssen, welche neuen Produkte wir entwickeln. Und wir müssen unsere Kinder besser ausbilden, damit wir innovativ bleiben. Die Zeit, in der wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen konnten, ist vorbei.

Lassen Sie sich auch nicht auf die Behauptung ein, der Westen sei fair, China unfair. Dass dies ein Trugschluss ist, lässt sich in Kapitel 3 nachlesen. In Ländern wie Afghanistan, Pakistan, dem Iran und dem Irak kämpfen China und der Westen hart um den Zugang zum Öl. Beide Seiten nehmen sich nicht viel, was Doppelmoral und Zynismus betrifft – auch wenn die westliche Öffentlichkeit dies anders bewerten mag. Ein ähnliches Phänomen lässt sich im Umgang mit Tibet feststellen, das im Zentrum von Kapitel 5 steht. Hier wird deutlich, wie nicht nur China, sondern auch Deutschland und die USA mit zweierlei Maß messen. Alle Großmächte tun dies, wenn es in ihrem Interesse ist und sie es sich leisten können. China kann es immer mehr. Amerika immer weniger.

Ein Trend zeichnet sich klar ab: China wird, mit seinen 1,34 Milliarden Menschen noch weiter an Bedeutung gewinnen. Der Westen, Europa und Deutschland werden an Bedeutung verlieren. Darauf müssen wir uns einstellen. Dazu tragen die taktischen Stärken Chinas ebenso bei wie die Fehler, die der Westen unter großem Schuldendruck gegenwärtig begeht. Die wirtschaftliche Macht ist dabei, sich in die Schwellenländer zu verlagern, vor allem nach China. Und zwar viel dramatischer, als wir glauben wollen:[5] Der Anteil der sieben größten Industrienationen an der weltweiten Wirtschaftsleistung ist in den vergangenen zwanzig Jahren von knapp 65 auf gut 50 Prozent gesunken.

Noch nie zuvor war die Angst vor China so groß und das Selbstbewusstsein der Chinesen so stark. In China ist aus Sicht der Deutschen, die im Kalten Krieg aufgewachsen sind, etwas Ungeheuerliches passiert. Etwas, das alle gewohnten Denkschemata sprengt. Die Linken in Deutschland sind verstimmt, weil ein kommunistisches Land rabiat kapitalistisch geworden ist und nun auch noch frech behauptet, dies sei »Sozialismus chinesischer Prägung«. Die Wertkonservativen und Marktliberalen stört es, dass eine kommunistische Diktatur seit Jahrzehnten wirtschaftlich so erfolgreich ist. Gleichzeitig geht die schleichende Angst um, der Westen könne die Deutungshoheit über die Frage verlieren, was gut und was schlecht, was richtig und was falsch ist für die Welt.

Am deutlichsten äußert sich die diese Angst vor China angesichts chinesischer Investitionen. Rund 80 Prozent der Deutschen wollen nicht, dass China mehr in Deutschland investiert. »Der Ausverkauf beginnt!«, kommentierte ein User namens Bayuvare auf der Internetseite der »Tagesschau« die Entwicklung: »Nachdem die falschen Propheten der neoliberalen globalen Marktwirtschaft die realen wie die Finanzmärkte ruiniert, Währungen demontiert und Länder an den Rand des Ruins gebracht haben, beginnt jetzt wohl der Ausverkauf. Es wird nicht lange dauern, dann wird Europa nach der chinesisch-kommunistischen Pfeife tanzen.«

Das ist nicht nur übertrieben, sondern falsch. Denn die weltweite Expansion chinesischer Konzerne ist auch eine Chance für Deutschland. Je mehr sich die Unternehmen Chinas und Europas miteinander verzahnen, desto besser lernen sie sich kennen. Je mehr Chinesen mit Deutschen zusammenarbeiten müssen, desto mehr sind sie gezwungen, Kompromisse zu finden. Grundsätzlicher Streit wird unwahrscheinlicher, weil mehr auf dem Spiel steht. Insofern ist die Übernahme des deutschen Computerherstellers und Aldi-Lieferanten Medion durch den chinesischen Lenovo-Konzern im Sommer 2011 gut für uns und für China. Es ist mit 629 Millionen Euro bisher die mit Abstand größte Investition eines chinesischen Unternehmens in Deutschland. Der Kauf wird rückblickend wohl als Auftakt für eine Reihe spektakulärer Übernahmen in Deutschland stehen. Vor einigen Jahren schon hatte Lenovo die Computersparte von IBM übernommen. Der Kauf von Medion mag kurzfristig einige deutsche Arbeitsplätze kosten. Doch es werden neue entstehen, weil das Unternehmen in Deutschland expandieren wird. Alleine wäre es für Lenovo nicht möglich gewesen, zu einer Weltmarke zu werden. Gleichzeitig wäre es für Medion auf Dauer schwierig geworden zu überleben. Deutschland und China geht es also besser, wenn ihre jeweiligen Unternehmen sich zusammentun.

Nicht ganz so unproblematisch sind die chinesischen Investitionen, wenn es um Euro-Staatsanleihen geht. Als ich neulich mit einem chinesischen Zentralbanker Mittagessen war, wollte er sich eigentlich über die neusten Aufs und Abs der Eurokrise informieren. Doch dann kamen wir auf die Rolle Chinas zu sprechen. »Macht euch nicht so viele Sorgen«, sagte der Mann mit ruhiger, freundlicher Stimme. »Wir Chinesen brauchen den Euro als Gegengewicht zum US-Dollar, deshalb wird der Euro nicht in ernsthafte Schwierigkeiten kommen.« Und tatsächlich: Während der neuen Krisenwelle im August 2011 kritisierten chinesische Politiker fast ausschließlich die USA, während sie Europa Unterstützung zusagten, obwohl Brüssel, aber auch die egoistischen Einzelstaaten allen Grund zur Kritik geliefert haben. Europa sollte zwar dankbar sein, dass die Chinesen an einem stabilen Euro interessiert sind und auch sonst in Währungsfragen nicht zu hastigen Reaktionen neigen. Aber natürlich nimmt die politische Abhängigkeit Europas zu, wenn die Chinesen viel Geld in den Euro investieren. Das haben die Amerikaner Mitte der 1990er Jahre auch schon unterschätzt. Es sei doch ein gutes Zeichen, wenn die Chinesen uns Geld leihen, befanden sie damals. Schließlich konnte das nichts anderes bedeuten, als dass die Chinesen an die Zukunft Amerikas glaubten. Inzwischen ist China der größte Gläubiger der Amerikaner, das Land ist sozusagen zur »Bank of Amerika« geworden. Und damit kann Peking Washington unter Druck setzen. US-Außenministerin Hillary Clinton fragte angesichts des Machtkampfes zwischen der aufsteigenden und absteigenden Weltmacht bereits: »Wie reden Sie mit Ihrem Banker Tacheles?« Wenn wir die Wahl haben, sollten wir China also eher ermutigen, europäische Unternehmen zu kaufen als Staatsanleihen. Das balanciert die Machtverhältnisse zu unseren Gunsten aus. Und das ist nötig.

Die europäische Schuldenkrise hat die Staatsschulden in der gesamten Euro-Zone innerhalb von drei Jahren um gut 1,8 Billionen Euro in die Höhe katapultiert. Daran ist nicht China schuld, daran sind wir selbst schuld. Wir können nicht weiter über unsere Verhältnisse leben, sondern müssen uns auf ein Wohlstandsniveau einstellen, das realistisch ist. Die Finanzkrise hat nur eine Entwicklung beschleunigt, die uns früher oder später ohnehin eingeholt hätte und die mit der Globalisierung der Wirtschaft zu tun hat: Wir können immer weniger allein entscheiden. Wir werden uns unsere nationale Unabhängigkeit immer weniger leisten können. Das gilt auch für eine Demokratieform, die nur in nationalen Kategorien denkt. Wir haben die Wahl. Wir können uns aus der globalen Arbeitsteilung ausklinken. Dann werden wir die gegenwärtigen Krisen allerdings auf keinen Fall erfolgreich meistern. Oder wir können unser nationales Denken aufgeben und die Demokratie globalisieren. Das bedeutet, wir brauchen stärkere weltweit agierende Institutionen. Die Gipfeltreffen der G20-Länder ist ein richtiger Schritt. Die UN muss mehr Einfluss bekommen und besser funktionieren. Die Kompetenzen des Internationalen Währungsfonds müssen ausgebaut werden. Niemand – die Amerikaner nicht, die Europäer nicht und auch die Chinesen nicht – darf in der Lage sein, in wichtigen Fragen allein zu entscheiden. Als Voraussetzung dafür muss Europa lernen, enger zusammenzuarbeiten. Und zwar so schnell wie möglich. Auch wenn wir Deutschen dann eine unbedeutendere Rolle spielen, ist das der aussichtsreichere Weg.

In globalen Institutionen, die nicht allein der Rücksichtslosigkeit von Weltmächten gehorchen, sondern auf der Überzeugungskraft von guten Argumenten, Koalitionen und Kompromissen beruhen, haben auch kleinere Länder eine Chance, ihre Position durchzubringen. Je früher wir also diesen Weg einschlagen, desto besser. Das hilft gegen die Angst. Auch gegen die Angst vor China.

Peking, August 2011

Kapitel 1

Die wandernden Kugelhaufen

Über deutsche Atomtechnik,
auf die China nicht verzichten will

Gasthof »Hüttwirt« in Leogang, südlich von Salzburg,
September 2010.

Auf der Eckbank in der Stube des »Hüttwirt« sitzt eine Gruppe älterer Herren. Auf ihren leer gegessenen Tellern sieht man noch die Spuren von Hirschragout in Wacholder-Gin-Sauce mit Preiselbeeren und Semmelknödeln. Es ist warm in der vollen Stube. Die Männer haben Durst. Sie sind gerade erst von ihrer Tour auf die Wilde Henne zurückgekommen, einem 2000-Meter-Berg in der Nähe. Ein Männer-Wanderverein? Ja, aber ein ganz besonderer. »Atom bleibt, Öko kommt vielleicht!«, lautet ihr Trinkspruch an diesem Abend. Sie stoßen mit frisch gezapftem Bier an. Die gutgelaunten Pensionäre gehören zur Elite der deutschsprachigen Atomindustrie. Seit 1971 treffen sie sich jährlich zum »Nuklearbergsteigen«. »Das ist noch nicht verboten«, hatte es in der Einladung geheißen.

Damals, vor einigen Monaten, war die Welt für sie in Ordnung. Wieder in Ordnung und noch in Ordnung. Wieder, weil die schwarz-gelbe Regierung gerade die Laufzeitverlängerung beschlossen hatte. Noch, weil die zum Bersten gespannten Erdplatten vor der japanischen Küste sich noch nicht verschoben hatten. Niemand sprach von Erdbeben und Tsunamis in Japan. Niemand interessierte sich für die technisch veralteten Atomkraftwerke an der Ostküste des Inselstaates. Im Gegenteil. Die Physiker und Ingenieure schauten wieder in die Zukunft. Sie sprachen von einer Renaissance, manche sogar schmunzelnd von einer »Wiederauferstehung«. Es ist eine kurze Zeit des Übermutes der alten Männer des deutschen Atomzeitalters. Sie hofften nun, dass ihr Lebenswerk doch wieder aufblüht. Auch wenn sie selbst als Forscher und Manager bereits ausgemustert wurden.

In Deutschland wird ihr Fachwissen nicht mehr gebraucht. In der ersten Phase des deutschen Atomausstiegs, Ende der 1980er Jahre, wurde beschlossen, keine neuen Kernkraftwerke mehr zu bauen. Daraufhin gab die deutsche Atomindustrie ihr Know-how an die Chinesen weiter. Es war das Know-how einer neuen Generation von Atomkraftwerken, die in Deutschland nicht mehr im industriellen Maßstab zum Einsatz kam. Diese sogenannte Kugelhaufentechnologie gilt als besonders sicher. Durch die spezielle Bauweise sei eine Kernschmelze trotz Erdbeben und Tsunami technisch ausgeschlossen, sagen die meisten Physiker und Ingenieure. Der Kern des Reaktors kühle sich bei Problemen von allein ab. Deutschland hat auf diese Technik verzichtet, China setzt sie nun ein. Neben unzähligen Windrädern, Solarfeldern und vor allem Kohlekraftwerken sollen bis 2030 über 200 Kernkraftwerke errichtet werden – 25 sind bereits im Bau.[1] Noch nie zuvor wurden so viele neue Atomkraftwerke in so kurzer Zeit errichtet. Bald schon wird China das Land mit den meisten Kernkraftwerken weltweit sein und die USA ablösen.

Der Weg der Kugelhaufen nach China könnte zum folgenreichsten Wissenstransfer der Technologiegeschichte werden. Sensibles Spitzen-Know-how wandert vom Westen in den Osten, von einem Industrieland in ein Schwellenland, von der alten in die neue Welt. In den Wochen vor dem Treffen der Nuklearbergsteiger haben sich die Chinesen bei einigen der deutschen Atompensionäre gemeldet. Die Deutschen sollen junge, chinesische Physiker ausbilden. »In der Nähe von Shanghai wird für 175 Milliarden US-Dollar ein industrieller Nuklearpark auf 130 km Fläche gebaut«, erzählt der Österreicher Michael Schneeberger. Der promovierte Physiker hat als Kernenergiespezialist bei Siemens gearbeitet, in Wien und Paris studiert, in Frankreich und Deutschland geforscht und Kernkraftwerke in Deutschland, Argentinien und Finnland gebaut. Seit 2002 ist der sonnengebräunte Hobbysegelflieger pensioniert. »In China sollen Atomkraftwerke in Serie produziert werden, man will forschen und einheimische Ingenieure ausbilden«, sagt er. Sein Kollege Wolfgang Heni war bis vor kurzem kaufmännischer Geschäftsführer der EnBW Kernkraft GmbH, der Kernkraftsparte des nach E.ON und RWE drittgrößten Energieversorgungsunternehmens Deutschlands. »Ich hätte nie gedacht, dass ich eine derartige Renaissance noch erleben würde«, staunt er angesichts des chinesischen Ausbaus der Atomkraft.

Den Grund für den Atomboom kennen die Physiker: China muss von der Kohle weg. Die Kohle verpestet die Luft. Kohle ist endlich. Zudem verstopfen die Kohlelastwagen und Eisenbahnwaggons die Verkehrswege des aufstrebenden Landes. Die Chinesen sehen Atomkraft als Umwelttechnologie. Sie wird mit gleicher Intensität wie Wind- und Solarenergie vorangetrieben.

Die deutschen Ingenieure stehen nicht zum ersten Mal mit den Chinesen in Kontakt. Manche kennen ihre Partner in chinesischen Firmen und Behörden schon fast so lange, wie sie mit den deutschen Kollegen wandern. Als Anfang der 1990er Jahre klar wurde, dass ihr Kerntechnik-Know-how in Deutschland nichts mehr wert ist, haben sie den Chinesen das Beste und Neuste ihrer Entwicklungen vermacht – unbemerkt von der Öffentlichkeit.

Lange diskutieren die Rentner an diesem Abend über die mutigen Chinesen und die zögerlichen Deutschen. Irgendwann stellt Michael Schneeberger eine Frage, an die er sich wenige Monate später erinnern wird. »Wie lange wird die Laufzeitverlängerung halten? Die Deutschen sind noch immer verunsichert, und irgendwann wird wieder gewählt.«

Mondsee, Österreich, Freitag, 11. März 2011.

Michael Schneeberger ist früh auf an diesem Tag. Das Wetter ist schön, er will Langlaufen gehen. Um kurz nach halb acht schaltet er das Radio an. Und erschrickt. In Japan hat es ein schweres Erdbeben gegeben, ein Tsunami rollt auf die Hauptinsel Honshu zu. Schneeberger schaltet den Fernseher ein. Er weiß, wie alt die japanischen Atomkraftwerke sind. Viele davon wurden noch in den Sechzigern entwickelt, in den Siebzigern gebaut. Er weiß auch, dass die Sicherheitsstandards in Japan nicht so hoch sind wie in Deutschland und dass die japanischen Behörden auf die Betreiber wenig Druck ausgeübt haben. Er glaubt dennoch, dass die Kraftwerke das Beben aushalten müssten. Die Erdbebensensoren schlagen an, die Abschaltstäbe fahren ein, der Reaktor herunter. Damit ist die Kernspaltung unterbrochen. Das ist das Wichtigste. Sofort reduziert sich die Leistung des Reaktors um mehr als 90 Prozent. Wenn die Brennstäbe dann weiter gekühlt werden, ist auch das Restrisiko gering. Bei einem Stromausfall übernehmen die Dieselgeneratoren die Kühlung. Eine Explosion des Reaktorkerns, wodurch die Brennstäbe freigelegt werden können, wie 1986 in Tschernobyl, könne in Japan jedenfalls nicht passieren, glaubt Schneeberger. Der Kern ist von einem dicken Metallmantel umgeben, der noch dazu in einer Stahlbetonhülle steckt, die über einen Meter dick ist. Das war in Tschernobyl nicht so.

Doch Schneeberger ist weit weg, mit letzter Sicherheit kann er die Entwicklungen in Japan nicht beurteilen. Außerdem war ein Atomkraftwerk noch nie solchen Urgewalten ausgesetzt wie nun der Reaktor von Fukushima. Kurz nach acht erfährt Schneeberger, dass die Riesenwelle auch die Uferregion überschwemmt hat, auf der sich die einzelnen Blöcke des Kraftwerks befinden. Die Welle hat Schiffe, Häuser, Autos und Menschen mit sich gerissen. Wenig später sieht er die Bilder im Fernsehen. Eine aus dem Hubschrauber gefilmte apokalyptische Schlammwalze rollt über das Land. Schneeberger sieht aber auch, dass massive Gebäude stehen bleiben. Kurz nach neun Uhr erklärt der japanische Ministerpräsident Naoto Kan, die Lage in den Atomkraftwerken sei normal. Die Anlagen seien automatisch heruntergefahren worden. Schneeberger ist erleichtert.

Nur neunzig Minuten später geht eine neue Meldung um die Welt: Im Atomkraftwerk Fukushima I ist die Kühlung ausgefallen. Im Atomkraftwerk Onagawa bricht ein Feuer aus. Schneeberger erfasst die Tragweite dieser Ereignisse sofort.

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, Freitag, 11. März 2011.

Einige Hundert Kilometer nördlich verfolgt Professor Kurt Kugeler die Nachrichten. Er sitzt in seinem Büro an der RWTH Aachen, wo er bis vor einigen Jahren den Lehrstuhl für Reaktorsicherheit innehatte. Die blaugrünen Jalousien sind heruntergelassen. Eigentlich könnte der über Siebzigjährige jetzt in seinem Garten sitzen oder Kreuzfahrten machen. Er ist seit Jahren emeritiert. Doch auch Kugeler hat sein Leben der Kernenergie gewidmet. Als Lehrstuhlinhaber und Direktor des Jülicher Instituts für Reaktortechnik wollte er Reaktoren bauen, bei denen es keine Kernschmelze mehr geben kann. Bei denen für die Sicherheit auch keine Kühlsysteme mehr gebraucht werden und auch sonst keine Sicherheitssysteme, die ausfallen könnten. Es sollte ein Reaktor sein, bei dem die Physik die Kernschmelze verhindert, weil der Kern gar nicht heiß genug werden kann, um zu schmelzen. »Katastrophenfrei« nannte er das.[2] 1994 wollte er dies als Mitglied der Reaktorsicherheitskommission noch in das deutsche Atomgesetz schreiben lassen. »Katastrophenfrei« als Bedingung für alle deutschen Reaktoren. Er hatte gehofft, dadurch die weltweit höchsten Standards durchzusetzen. Doch am Ende war der politische Widerstand schon zu groß. Deutschland wollte keine Atomkraftwerke, auch keine sicheren. Deutschland wollte aussteigen. Der Zug war abgefahren.

Das alles ist inzwischen Geschichte. Kugeler schiebt seinen Kaffee beiseite, zieht ein kleines Notebook aus seiner schwarzen Ledertasche und beginnt, die Geschehnisse über das Internet zu verfolgen. Er trägt ein weißes offenes Hemd zum dunklen Jackett und beigefarbene Hosen. Seine goldene Brille sitzt tief auf der Nase. Auch er ist sich sicher: Der Reaktor wird halten. Doch während des Wochenendes überschlagen sich die Ereignisse. Die Japaner bekommen die Lage nicht in den Griff, alles deutet auf eine Kernschmelze hin. Am Samstagnachmittag kommt es zu einer ersten Wasserstoffexplosion, die das Gebäude von Reaktor 1 zum Teil zerstört. Weitere Explosionen in den anderen Blöcken folgen. Explosionen, mit denen niemand gerechnet hat. »Das Ende des Atomzeitalters?«, wird der Spiegel am Montag fragen.[3]

Kernforschungszentrum Jülich, 1977.

Der Siemens-Manager Johann Waldmann, zuständig für die Erschließung neuer Märkte, kommt gerade aus Venezuela zurück. Über ein schwimmendes Atomkraftwerk für große Raffinerien auf dem Orinoko hat Waldmann dort verhandelt. Er ist Mitte vierzig, hat Maschinenbau studiert und arbeitet seit 1975 bei Siemens. Es sind die goldenen Jahre der Atombranche. Im Traum hätte Waldmann sich damals nicht ausgemalt, dass er eines Tages den Ausstiegsbeschluss einer deutschen Bundesregierung erleben müsste.

Im Sommer 1977 geht es in großen Schritten voran. Nur einen Tag ist er in seinem Büro in der Werner-von-Siemens-Straße in Erlangen, wo seine Hauptabteilung angesiedelt ist. Er bereitet sich auf die nächste Reise nach Indonesien vor. Dort soll er Anlagen zur Kohlevergasung verkaufen. Und Kernkraftwerke, die den Dampf dafür liefern. Das Geschäft läuft gut für Siemens. Im Iran wurde gerade mit dem Bau des Kernkraftwerks Busher begonnen. Ein Siemens-Reaktor in Brasilien ist bereits im Bau. Mit Spanien und Argentinien verhandelt er noch. Siemens bewegt sich an die Spitze der internationalen Kerntechnik. Waldmann, verantwortlich für internationale Kooperationen, kommt kaum nach, die vielen Projekte anzustoßen.

Während die deutschen Hersteller und Verkäufer wie Waldmann in Erlangen bei Nürnberg sitzen, arbeiten die deutschen Forscher wie Professor Kugeler in Jülich, einer Stadt mit 30 000 Einwohnern, 40 Kilometer von Köln entfernt. Dort steht ein Versuchsreaktor, ein unscheinbarer grauer Bau, nicht größer als ein Getreidesilo, umgeben von einem Laubwäldchen. Hier hat auch Kugelers Doktorvater, Professor Rudolf Schulten, seinen Arbeitsplatz. Er gilt als der Vordenker der deutschen Atomforschung. Als Schulten in den fünfziger Jahren nach der Promotion bei Werner Heisenberg mit seiner Arbeit begann, unterschieden sich die deutschen Kernreaktoren kaum von den französischen und amerikanischen. Ihre gemeinsamen Vorgänger waren kleine, wassergekühlte U-Boot-Reaktoren, die das amerikanische Militär nach dem Zweiten Weltkrieg entwickeln ließ. Die U-Boot-Reaktoren sollten möglichst kleine Ausmaße haben, Sicherheit kam erst an zweiter Stelle. Als der Kalte Krieg immer realer wurde, versuchten die Amerikaner, durch Präsident Eisenhowers »Atoms For Peace«-Programm Verbündete gegen die Sowjetunion zu finden. Schnell verfügbare Kerntechnik sollte als Anreiz dienen.[4] Zeit für Experimente blieb kaum. Die U-Boot-Reaktoren wurden mit allen Schwächen zu großen Kraftwerken hochgerechnet. Die große Mehrzahl der heute betriebenen Kernkraftwerke basiert immer noch auf der Technik dieser ersten U-Boot-Reaktoren. Dabei hätte es damals schon technische Alternativen gegeben. Der amerikanische Chemiker Farrington Daniels hatte schon 1944 ein Reaktorkonzept entwickelt, das statt wassergekühlter Brennstäbe gasgekühlte, apfelsinengroße Graphitkugeln verwendete.[5] Ein solcher Reaktor wäre zwar in seinen Ausmaßen größer – aber auch sicherer gewesen. Doch in den Wirren der Nachkriegszeit kam Daniels nicht zum Zug. Deutsche Physiker und Ingenieure bekamen erst ab 1955 von den westlichen Alliierten die Erlaubnis, sich wieder mit Atomtechnik beschäftigen zu dürfen.[6] Sie sahen in der verpassten Chance der Amerikaner die Möglichkeit, im internationalen Wettbewerb aufzuholen. Im Unterschied zu den wassergekühlten U-Boot-Reaktoren wollten sie nun mit gasgekühlten und eigens für die Stromerzeugung ausgelegten Kraftwerken neue Wege beschreiten. Ganz vorn mit dabei war Rudolf Schulten. Jahrelang hatte er an neuen Materialien und Konstruktionen geforscht. Bereits in den späten 1950er Jahren entwickelte er einen Meiler, der wie bei Daniels statt Metallbrennstäben Graphitkugeln enthielt: den Kugelhaufenreaktor oder, wie man später sagen würde, den Hochtemperaturreaktor. Schulten holte den Kugelhaufenreaktor wieder aus der Mottenkiste hervor. Er hat mit großer Weitsicht einen Versuchsreaktor in Jülich konzipiert und später den Bau geleitet. Sein einflussreicher Mentor dabei war Hermann Josef Wehrhahn, der Schwiegersohn Konrad Adenauers, der sich bis heute für den Kugelhaufenreaktor einsetzt.

Schultens Reaktor erreichte mit bis zu 1000 Grad sehr viel höhere Betriebstemperaturen als die verbreiteten wassergekühlten Reaktoren und wurde dadurch auch als Lieferant von Prozesswärme für die chemische Industrie interessant. Das Land Nordrhein-Westfalen förderte die Hochtemperaturreaktor-Forschung großzügig. Die Politiker erhofften sich dadurch eine Möglichkeit zur »Veredelung« der heimischen Kohle. Mit Prozesswärme, also Dampf, aus Kugelhaufenreaktoren sollte Ruhrgebietkohle verflüssigt und vergast werden.

Im Jahr 1969 war der Kugelhaufentestreaktor in Jülich in Betrieb gegangen. Es war der erste der Welt, eine der fortschrittlichsten Nuklearanlagen überhaupt. Nach einigen Jahren Testbetrieb sah sich Schulten in seiner Entwicklung bestätigt. Das Prinzip funktionierte so, wie es die Formeln vorhergesagt hatten. Der 15-Megawatt-Versuchsreaktor schien effektiver, vielseitiger und sicherer als herkömmliche Reaktormodelle zu sein. Schulten begann, neue Pläne zu schmieden. Er träumte von Massenproduktion und Export. Mit seinen Visionen von sicherer und günstiger Energieversorgung zog er Politiker und Manager in seinen Bann. Doch bis die Visionen Wirklichkeit würden, müssten noch Milliarden in Forschung und Entwicklung fließen. Der Staat musste helfen.

Die Ölkrise von 1973 kam den Argumenten von Schulten und seinen Forschern entgegen. Der Ölpreis stieg in kurzer Zeit um 70 Prozent auf fünf US-Dollar und im Verlauf des folgenden Jahres sogar auf zwölf US-Dollar. Für Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war nun klar: »Die Welt braucht Kernenergie.« Ende der Siebziger forderte Schmidt, bis zum Jahr 2000 fünfzig neue Kraftwerke zu bauen.[7] Nun musste die Atomindustrie sogar die Politik bremsen. »Um Gottes willen, das geht nicht. Wir sind noch nicht so weit«, erinnert sich Johann Waldmann an seine Reaktion. Gleichzeitig wuchs in der Bevölkerung die Skepsis. Vielen Menschen waren die Atomingenieure zu fortschrittsgläubig, sie unterschätzten ihrer Ansicht nach die Risiken der Technologie. Worte wie »katastrophenfrei« befeuerten ihre Skepsis noch.

Freiburg, Frühjahr 1981.

Ein junger, relativ großer, aber unscheinbarer Chinese sitzt mit seinen Kommilitonen in einer Freiburger Kneipe. Das deutsche Bier schmeckt ihm, die deutsche Atomdebatte interessiert ihn sehr. Dass viele seiner Mitstudenten in Freiburg gegen Atomkraft sind, hat er schon mitbekommen. Sie gehen eigenartig emotional mit dem Thema um, findet er. Für längere Gespräche mit ihnen ist sein Deutsch noch nicht gut genug. Wang Dazhong ist erst vor einigen Wochen nach Deutschland gekommen. Jetzt lernt er Vokabeln und Grammatik am Goethe-Institut.