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Über dieses Buch:

Probespiel vor Profikickern! Die Coolen Kicker trainieren wie wild auf ihrer eigenen Fußballwiese, um beim Sichtungslehrgang möglichst gut abzuschneiden. Leider haben sie die Rechnung ohne ihre Gegner gemacht. Als Erstes lassen die ihre Fußballausrüstung mitgehen. Dann hetzen sie Eberhards Schlägertruppe auf sie. Doch die Coolen Kicker drehen den Spieß um und nehmen zusammen mit Hofhund Hasso die Verfolgung auf ...

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsgeladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

Bei dotbooks erscheint von Dieter Winkler die Reihe „Coole Kicker“ mit allen Bänden:

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Neuausgabe August 2013

Copyright © der Originalausgabe 2002 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelabbildung und Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

ISBN 978-3-95520-365-8

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Dieter Winkler

Große Chance für Coole Kicker

dotbooks.

KAPITEL 1

Eberhard versuchte ihm den Ball abzujagen. Aber Frank zog so blitzschnell an dem Jungen vorbei, dass dieser gar nicht begriff, wie ihm geschah. Die Zuschauer tobten vor Begeisterung, als er auch noch Thomy und zwei weitere Verteidiger austrickste und aufs Tor zustürmte wie seinerzeit Pelé beim WM-Spiel gegen Italien.

Der Torwart sah ihm aus schreckgeweiteten Augen entgegen. Er kannte Frank, wusste, dass er der gefürchtetste Spieler der Nationalelf war und es kaum möglich war, einen von ihm abkatapultierten Ball zu halten.

Kurz bevor Frank zum Schuss kam, stürmte Eberhard mit hochrotem Gesicht erneut heran. Wahrscheinlich wollte er ihn in letzter Sekunde foulen.

»Pass auf!«, schrie Guido hinter ihm.

Aber es war schon zu spät. Gerade, als Frank das runde Leder in Richtung linkes oberes Toreck drosch, prallte Eberhard gegen ihn.

Frank wurde von den Beinen geholt. Er stürzte zur Seite und hätte sich sicherlich schwer verletzt, wenn er sich nicht im letzten Moment mit einer perfekten Judorolle abgefangen hätte. Eberhard trat nach ihm und die Menge johlte und tobte, weil Frank tatsächlich der Führungstreffer gelungen war – aber auch, weil sich Eberhard auf brutalste Weise zu rächen versuchte.

Frank kam mit einer blitzschnellen Bewegung wieder hoch Aber Eberhard dachte gar nicht daran, ihn in Ruhe zu lassen. »Ich krieg dich, du Ratte!«, brüllte er, während er versuchte, Frank mit einem weiteren Karatetritt umzunieten.

Frank konnte jedoch nicht nur viel besser Fußball spielen als Eberhard, er war auch beim Kämpfen schneller und geschickter als der kräftige Junge. Aber als er auswich, schepperte irgendetwas, und als er hochsah, bemerkte er erboste Zuschauer, die Flaschen und Essensverpackungen auf den Platz schmissen.

Wo bleibt eigentlich der Schiedsrichter?, fragte sich Frank verzweifelt, während der Lärm um ihn zu einem ohrenbetäubenden Krach anschwoll.

Da war Eberhard heran – nein, eigentlich flog er gerade zurück, weil ihn ein kraftvoller Fußtritt von Frank getroffen hatte – nein, da war er wieder, packte ihn an den Schultern und rüttelte ihn mit aller Kraft.

»Wach endlich auf, verdammt noch mal!«, schrie er.

»Nun komm doch endlich zu dir!«, schrie die Stimme. Sie klang merkwürdig hell und weiblich und als Frank die Augen aufschlug, erkannte er seine Schwester Jacki.

Eberhard musste ihn bewusstlos geschlagen haben, denn jetzt lag er in einem Bett – bestimmt in einem Krankenhaus, in das man ihn nach der Schlägerei eingeliefert hatte.

»Was ist passiert?«, keuchte er.

Bevor Jacki antworten konnte, hörte er wieder das Johlen der Menge und das hässliche Geräusch, mit dem die Getränkedosen neben ihm aufs Spielfeld auftrafen. Aber das konnte doch nicht sein! Hatte ihn Eberhard so schlimm erwischt, dass er plemplem geworden war ...?

»Die Idioten nehmen die ganze Nachbarschaft auseinander«, keuchte Jacki. »Das musst du dir einfach ansehen!«

Frank richtete sich vorsichtig auf, doch die erwarteten Kopfschmerzen blieben aus. »Von was sprichst du eigentlich?«

Jacki seufzte. »Du bist wohl noch nicht ganz wach? Heute ist doch Freinacht – die einzige Nacht im Jahr, in der Jungendliche ungestraft allen möglichen Krempel aus den Gärten verschleppen dürfen!«

»Oh, verdammt«, keuchte Frank »Dann haben wir ja die Nacht zum ersten Mai. Und im Mai haben wir ...«

»Den Sichtungslehrgang in Bergkirchheim.« Jacki seufzte. »Ihr Coolen Kicker quatscht ja nur noch davon, wie geil es wäre, gleich von Bayern München entdeckt zu werden.«

»Unterhaching oder 1860 wäre auch nicht schlecht.« Frank schüttelte benommen den Kopf. Er hatte einen irren Fußballtraum gehabt, aber die Geräuschkulisse war geblieben ...

Mit einem Satz war er beim Fenster. Ein wahrhaft ohrenbetäubender Lärm scholl ihm entgegen. Die beiden Kinderzimmer lagen auf der Nordseite, während seine Eltern ihr Schlafzimmer auf der Südseite hatten, sodass sie von dem Getöse wahrscheinlich gar nichts mitbekamen.

Jacki grinste spöttisch. »Nur gut, dass Papa deine Quietschentchen in die Garage eingeschlossen hat.« Jacki wollte ihn damit nur wieder mal aufziehen, doch Frank stieg voll drauf ein.

»Quietschentchen?« Frank zog eine Augenbraue hoch. »Du meinst wohl deine Gartenzwerge?«

»Die Gartenzwerge gehören Mama«, sagte Jacki würdevoll. »Und die sind jetzt in der Garage wie alles andere auch, was man verschleppen könnte ...«

»Schade«, knurrte Frank. »Ich wär gar nicht böse gewesen, wenn die kitschigen Wichtelmännchen in der Freinacht auf Nimmerwiedersehen verschwunden wären.«

»Blödmann.«

»Wieso? Letztes Jahr haben die abgedrehten Typen nicht nur die Mülleimer und Fußmatten verschleppt, sondern auch alle Gullydeckel abgehoben. Was meinst du, wie leicht dabei ein paar Gartenzwerge ins Abwasser fallen können natürlich nur so ganz aus Versehen ...«

Jacki hörte ihm gar nicht zu. Sie starrte fasziniert auf die spärlich beleuchtete Straße. »Da geht heute echt der Bär ab.« Sie deutete nach unten. »Sieh dir das mal an! Die schleppen bei Meiers sogar die Gartenbank raus!«

»Mitsamt der Oma, die da immer drauf sitzt?« Frank beugte sich ein Stück vor und blickte staunend auf zwei kichernde Jugendliche, die die Gartenbank von einem Grundstück zum nächsten trugen. »Komisch, dass sich Oma Meier das entgehen lässt«, witzelte er. »Sie ist doch sonst für jeden Spaß zu haben. Und bei so einem alten Brauch wie der Freinacht ... Eh, was ist das?« Frank fiel vor lauter Überraschung der Unterkiefer herunter. »Da sind ja Eberhard und Thomy!«

Er wirbelte herum, rannte zur Treppe und sauste wie ein Blitz hinunter. Da Eberhard und Thomy die schlimmsten Feinde der Coolen Kicker waren, hatten sie bestimmt eine größere Gemeinheit vor, als sich an ein paar Gartenwichteln zu vergreifen ...

Frank entriegelte die Haustür und stürmte nach draußen. Mit nackten Füßen lief er den kalten Betonweg entlang, bis er das Gartentor erreichte.

»Verdammt«, fluchte er.

Zwar war aus weiter Ferne das Lachen und Johlen von ein paar Jugendlichen zu hören, die gerade irgendwelche Späße trieben. Aber zu sehen waren weder die Randalierer noch Eberhard und Thomy. Trotzdem war sich Frank sicher, dass er schon bald erfahren würde, welch teuflischen Plan die beiden diesmal ausgeheckt hatten ...

Es sollte bis zum nächsten Morgen dauern, bis sie förmlich mit der Nase darauf gestoßen wurden. Die Geschwister hatten gerade das Haus verlassen und drehten sich noch einmal zum Küchenfenster, um ihrer Mutter zuzuwinken, als Jacki einen spitzen Schrei ausstieß.

»Sieh dir das an!«, kreischte sie. »Das ist ja wohl 'ne absolute Sauerei.«

Frank begriff im ersten Moment gar nicht, was sie meinte. Doch dann fiel sein Blick auf das hell gestrichene Garagentor. »Ups«, machte er.

KIKERIKI – EUCH KICKER MACHEN WIR HIE! stand in einer ekelhaften braunen Schmiere auf dem Tor. »Ist das etwa ...?«, fragte Jacki fassungslos.

Frank nahm allen Mut zusammen und trat schnuppernd einen Schritt näher heran. »Ne, das ist nicht das, was du denkst.« Er schnupperte nochmals. »Den Geruch kenn ich von meinem Frühstücksbrot. Das ist Nutella.«

»Garagentor mit Nutella – bääh! Das schmeckt doch nicht.«

Frank nickte grimmig. »Diese Geschmacklosigkeit werden wir Eberhard heimzahlen. Vielleicht haben ja Guido und Jan dazu die passende Idee!«

KAPITEL 2

Vor dem Unterricht trafen sich Jacki und die Coolen Kicker am Eingang zum Fahrradkeller. Der blonde Jan stürmte mit hochrotem Gesicht auf die Geschwister zu und Guido schlenderte so sauer heran, als hätte man ihm zum Frühstück Knoblauch unter die Cornflakes gemischt.

»Oha.« Jacki legte den Kopf schief. »Ich glaube, die haben auch eine Begegnung der dritten Art hinter sich.«

»Ihr müsst euch mal den Mist ansehen, den uns jemand ans Garagentor geschmiert hat!«, schimpfte Jan, kaum dass er die Geschwister erreicht hatte. »Irgendwas von gackernden Hühnern und blöden Kickern.«

»Kikeriki – euch Kicker machen wir hie«, vermutete Frank

»Ganz genau. Aber woher weißt du ...?«

»Das ist doch wohl klar, oder?« »Professor« Guido verschränkte die Arme vor der Brust. »Weil Frank den gleichen Spruch am Garagentor stehen hat. Ich übrigens auch.«

»Wir haben die beiden Blödmänner sogar vor unserem Haus rumlaufen sehen!«, sagte Jacki.

Jans Augen funkelten vor Wut. »Das finde ich aber überhaupt nicht lustig. Wenn Eberhard auch ein paar coole Sprüche hören will, dann kann er sie bekommen. Jetzt gleich und unter Begleitung meiner Faust!«

»Nur nichts überstürzen!«, warnte Guido.

»Willst du den Idioten das etwa durchgehen lassen?«

»Wie bist du denn drauf?« Guido grinste breit. »Lass uns lieber auch was ganz Hinterhältiges und Gemeines ausdenken, um uns zu rächen.«

»Faust auf Schnauze finde ich gemein genug«, beharrte Jan.

»Du hast wohl immer noch nichts begriffen?« Guido blickte Jan hochmütig an. »Gewalt ist was für Idioten. Es ist doch viel besser, Eberhard eine reinzuwürgen, dass es ihn voll von den Socken haut.«

»Wenn wir das schaffen ...?«

Guido grinste siegessicher. »Sicher schaffen wir das. Wir wollten heute Nachmittag ja sowieso auf unserer eigenen Fußballwiese trainieren. Treffen wir uns also um vier dort und bereden alles weitere.«

Als sie nach ausgiebigem Garagentor-Schrubben am frühen Nachmittag Wilnshagen verließen, um mit ihren Rädern Richtung Mühlenforst hoch zu strampeln, waren Jacki und die drei Jungs voll geladen. Die Schmierereien an den Toren zu beseitigen war harte Arbeit gewesen. Dafür sollten Eberhard und Thomy bezahlen.

»Hast du denn was Heimtückisches auf Lager, Professor?«, fragte Jan hoffnungsfroh, als sie auf den zu ihrer Wiese führenden Feldweg einbogen. »Ich mein irgendwas, wie wir Eberhard platt wie 'ne Wanze kloppen können?«

»Ich brüte«, brummte »Professor« Guido.

»Dann brüte mal ein bisschen schneller ...«

Jacki lachte laut auf. »Ich weiß, was wir tun. Wir hauen jede Menge Nutella in eine alte Regentonne und tunken die beiden kopfüber rein.«

»Und dann müssen sie sich durchfressen.« Jan kicherte. »Denen soll es so übel werden, dass sie künftig schon beim Anblick eines Nutellaglases einen Schreikrampf kriegen.«

»Wo wir gerade von ›übel werden‹ reden.« Guido schloss mit seinem Rad zu Frank auf. »Mir wird ganz übel bei dem Gedanken, dass es nur noch zwei Wochen bis zum Sichtungslehrgang sind.«

»Das heißt ...?«

»Das heißt, dass wir heute nicht nur beim Rachepläneschmieden abhängen können, sondern auch das komplette Trainingsprogramm durchgehen werden.«

»Darauf wird der alte Perschke schon bestehen«, meinte Frank leichthin.

Guido schüttelte den Kopf. »Ne. Perschke hat mich vorhin angerufen: Wegen einer Familienangelegenheit musste er überraschend weg – er wünscht uns aber natürlich viel Glück und blablabla.«

»Ausgerechnet kurz vor unserem großen Auftritt«, murrte Jan. »Und was machen wir jetzt?«

»Lass dir deshalb mal keine grauen Haare wachsen.«

Guido grinste breit. »In den nächsten zwei Wochen werde ich euch schon auf Trab halten.«

»Nutellatore und jetzt auch das noch«, entfuhr es Jan. »Aber das eine sag ich dir: Lass bloß nicht wieder den Professor raushängen ...«

»Ich lass überhaupt nichts raushängen«, sagte Guido herablassend.

Eine Weile radelten sie wortlos weiter, bis Jacki schließlich erneut auf lachte. »Guckt mal, wer da kommt! Jetzt sind wir endlich komplett.«

Vom Feldweg aus der entgegengesetzten Richtung radelten ihnen zwei nur allzu bekannte Gestalten entgegen. Die eine war klein, trug eine Brille auf der Nase und hatte wild verstrubbelte Haare. An der Seite des Jungen radelte ein groß gewachsenes Mädchen mit frechem Kurzhaarschnitt und rehbraunen Augen, in die Frank stundenlang hätte blicken können.

»Luki und Karin«, stöhnte Jan. »Jetzt können wir wieder mit der Milchtüte trainieren.«

»Ich weiß überhaupt nicht, was du gegen Luki hast«, sagte Jacki. »Der gibt doch beim Fußballspielen immer sein Bestes.«

»Ja, ja, und seinem Papa gehört die Wiese, auf der wir uns unseren eigenen Fußballplatz gebaut haben«, stänkerte Jan. »Aber wenn ihr mich fragt: So kurz vor dem Sichtungslehrgang kann ich niemanden gebrauchen, der mir beim Trainieren durch die Beine wuselt.«

Das Fußballspielen war Franks Leben. Er konnte sich für alles begeistern, was mit Steilpässen, Fallrückziehern und Sturmangriffen zu tun hatte. Aber wenn es außer Fußball und den Coolen Kickern überhaupt etwas gab, das sein Herz erwärmte, dann war es Karin. Deswegen hätte er vor Behagen beinahe geschnurrt, als sie neben ihm zur Fußballwiese hoch radelte.

»Rechnet ihr euch wirklich Chancen bei der Sichtung aus?«, fragte Karin.

»Na klar«, antwortete Frank »Ein toller Erfolg wäre es doch schon, wenn wir für die Auswahlmannschaft des Landkreises entdeckt würden. Profivereine wie Bayern München sind ja fast unerreichbar.«

Karin nickte lächelnd. »Aber was ist, wenn einer von euch zu Bayern München oder Unterhaching oder so kommt, und die anderen nicht? Dann hat's euch Coole Kicker doch die längste Zeit gegeben.«

Frank kratzte sich am Kopf. »Da ist was dran. Wenn du von einem Profiverein entdeckt wirst, krallen die dich mit Haut und Haaren. Das heißt: Direkt nach der Schule reinfahren und dort am Nachmittag Schularbeiten machen und trainieren. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Freunde.«