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Lilly Grünberg
Begierde
erotischer Roman

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Lilly Grünberg

Unter verschiedenen Namen hat sich die Autorin in die Herzen der Erotik- und SM-Leser aber auch in die der Fantasy-Liebhaber geschrieben. Unter dem Namen »Lilly Grünberg« sind bisher erschienen:

»Begierde« (PDA; Neuauflage »Elysion Books« 2013)

»Verführung der Unschuld« (PDA, als Lizenz auch bei Heyne und im Club Bertelsmann erschienen, Neuauflage Elysion-Books 2013)

»Dein« (Elysion-Books 2012)

»Sein« (Elysion Books 2013)

in Vorbereitung bei Elysion-Books sind u. a.: »Mein« und die »Verführung der Unschuld 2«

Mehr über die Autorin auf ihrer Homepage:

www.lilly-romane.de

Lilly Grünberg

Begierde

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ELYSION-BOOKS TASCHENBUCH

VOLLSTÄNDIGE TASCHENBUCHAUSGABE

ORIGINALAUSGABE

UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert

Mehr himmlisch heißen Lesespaß finden Sie auf:

Inhalt

Die Testamentseröffnung

Vickys Jugendfreund

Zügellosigkeit

Der Verlust der Freiheit

Die Flucht

Die Wende

Der Interessent

Jede Menge Schuldgefühle

Der Ausflug

Ein erotisches Fest

Gewissensbisse

Die Versteigerung

Die Ankunft

Gefährliche Neugierde

Die Hochzeit

Die Testamentseröffnung

Das Taxi hatte Schwierigkeiten, sich durch den dichten Berufsverkehr zu schlängeln, obwohl sich der Fahrer große Mühe gab und gerade zum x-ten Mal die Spur wechselte, wenn es dort gerade schneller vorwärts ging. Trotzdem hatte Marc den Eindruck, zu Fuß würde er mindestens genauso schnell vorangekommen. Allerdings nicht so trocken. Denn es regnete in Strömen. Natürlich hätte er auch die Straßenbahn nehmen können. Die hatte wenigstens ihr eigenes Gleisbett und hielt ihre Zeiten ein. Aber bei solch miesem Wetter wusste er die Annehmlichkeiten eines Taxis durchaus zu schätzen.

Jedes Mal, wenn er geschäftlich in seiner deutschen Heimat zu tun hatte, hatte er den Verdacht, dass es hier wesentlich mehr regnete als in Italien. Es war zumindest feuchter und kälter. Niemals hätte er geglaubt, dass ihm das eines Tages auffallen würde. Auch der Verkehr war quälender. Dabei war der Autoverkehr in Rom noch dichter als hier in Frankfurt. Aber irgendwie waren die Italiener flexibler, spontaner, kamen schneller voran, ohne jedoch im Übermaß die Verkehrsregeln zu brechen. Selbst wenn sich einer aufregte und wild gestikulierte, war das bei weitem weniger ernst gemeint als in Deutschland.

Zum wiederholten Male sah er auf seine edle Schweizer Armbanduhr. Der Termin rückte unaufhaltsam näher. Auf seiner Stirn bildete sich eine Falte und sein Blick begegnete kurz dem des Taxifahrers im Rückspiegel, der kommentarlos die Schultern hochzog. Marc hasste Unpünktlichkeit, obwohl er sich auch daran inzwischen gewöhnt haben sollte. Das Dolce vita traf durchaus auch auf das italienische Verständnis von Terminen zu. Vielleicht erfasste ihn aber auch nur zuhause dieser Wahn deutscher Pünktlichkeit.

Zuhause. Bitterkeit stieg in Marc auf, wie ein Schwall Magensäure, der überfallartig die Speiseröhre emporsteigt und einen ekligen Nachgeschmack hinterlässt. Hier war schon lange nicht mehr sein Zuhause. Zuhause war dort, wo er seit einigen Jahren lebte und arbeitete, am Rande Roms, nur eine halbe Autostunde von der Casa dell’artigianato entfernt, der Fabrik, in der er zusammen mit Antonio del Carmine anspruchsvolle Designermöbel und Accessoires für junge Reiche herstellte. Es kam ihm vor, als hätte er schon sein halbes Leben dort verbracht.

Es war eine gute Kombination. Antonios Familie mit ihrer alt ehrwürdigen, italienischen Herkunft, etabliert und angesehen, mit kaufmännischer Erfahrung über Generationen. Er selbst dagegen sorgte als »guter« deutscher Unternehmer für das Vertrauen der internationalen Kundschaft, verkörperte die angeblich typisch deutschen Eigenschaften wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Obwohl er vielen Italienern immer noch zu Deutsch war, zu steif, zu akkurat, war er manchen Deutschen bereits zu italienisch.

Marcs Anspannung stieg ins Unerträgliche. Viel zu spät hatte er den Brief erhalten, der ihn über den Tod seiner Stiefmutter und die Testamentseröffnung beim Notar informierte, obwohl er in Frankfurt ein kleines Kontaktbüro mit zwei Assistentinnen unterhielt, die seine Post sortierten und bearbeiteten, oder bei Bedarf nach Italien schickten. Aber die italienischen Postbeamten hatten gerade Mal wieder gestreikt, und so war der Brief mehrere Tage im Nirgendwo liegen geblieben.

Bedauern empfand er kaum. Seine Stiefmutter war der Scheidungsgrund seiner Eltern gewesen. Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Seine Stiefmutter war nur an dem Mann interessiert gewesen, an seiner sexuellen Ausstrahlung und seinem nicht geringen Vermögen, aber nicht an dem halb erwachsenen Sohn, einem eher lästigen Anhängsel.

Anfangs weigerte Marc sich, zu begreifen und zu akzeptieren, dass seine Eltern sich trennten. Sein Vater machte keinen Hehl daraus, dass er wechselnde Geliebte hatte, und Marc schwankte damals zwischen der Bewunderung des Vaters als toller Hecht und dem Mitleid für die gekränkte Mutter. Gerade zu dieser Zeit hätte er selbst dringend ein starkes Vorbild gebraucht, eine männliche Führungsperson, die ihm mit gutem Beispiel voranging und ihn auf das Leben vorbereitete. Oh ja, sein Vater und seine Stiefmutter bereiteten ihn durchaus auf das vor, was ihn erwarten würde. Aber anders als es wünschenswert gewesen wäre. Doch das begriff er alles erst später, als er das Verhalten seines Vaters analysierte und verurteilte. Die Streitereien, die seine Eltern lautstark ausfochten, ehe seine Mutter letztlich auszog, gellten ihm noch nachts in den Ohren, als er längst im Bett lag, der Streit vorbei war und das Haus in tiefer Stille versunken.

Zu seinem noch größeren Entsetzen verzichtete seine Mutter auf das Sorgerecht und ließ Marc bei seinem Vater zurück. Sollte das die viel gepriesene Mutterliebe sein? Er fühlte sich im Stich gelassen.

Doch nicht genug des Dramas. Zwei Wochen nach dem Auszug seiner Mutter stellte Marcs Vater ihm seine künftige Stiefmutter vor – und Victoria, genannt Vicky, seine vier Jahre jüngere Stiefschwester. Ein wenig pummelig und leichenblass, mit weit abstehenden kastanienroten Locken und zusammengepressten Lippen, hinter denen sie die Drähte ihrer Zahnspange verbarg.

Es stellte sich bald heraus, dass Vicky noch viel schockierter von dem plötzlichen Zusammenschluss zur Patchworkfamilie war als er selbst, und das linderte Marcs zunächst ablehnende Haltung. Als er eines Nachts auf Toilette gegangen war, hatte er sie durch die angelehnte Zimmertür schluchzen gehört. Einen Moment lang hatte er gehorcht, und war dann doch erstmal in sein Zimmer zurückgekehrt. Aber es ließ ihm keine Ruhe.

Niemanden interessierte es, ob es Vicky gut ging, ob und wie sie mit dem Umzug zurecht kam. Er empfand Mitgefühl. In seinen Augen war sie noch ein kleines unbeholfenes Mädchen. Plötzlich fühlte er sich mit seinen sechzehn Jahren viel erwachsener.

Er war wieder aufgestanden und leise in ihr Zimmer gegangen, hatte Vicky mit seinem »Pssst, was ist denn los«, beinahe zu Tode erschreckt. Aber nachdem er sie einfach in den Arm genommen und getröstet hatte, beruhigte sie sich schnell und das Eis zwischen ihnen war gebrochen. Bis dahin hatte jeder den anderen ignoriert, als ob dieser an der veränderten Situation mitschuldig wäre.

Den Rest der Nacht hatten sie leise miteinander geredet, zeitweise Arm in Arm zusammen unter die Decke gekuschelt und am Frühstückstisch vor Müdigkeit fast synchron gegähnt. Aber nicht einmal das war ihren Eltern aufgefallen. Plötzlich gab es Geheimnisse, die sie zu einer Zweiergemeinschaft verband.

Ab da verbrachten sie viel Zeit miteinander und Marc sah es als seine Aufgabe an, sich nachmittags um Vicky zu kümmern und ihr, wenn nötig, bei den Hausaufgaben zu helfen. Da er noch nie ein Freund von Fußball und anderen Freizeitaktivitäten gewesen war, sich nur selten mit Freunden traf, fiel es gar nicht auf, wie viel Zeit er mit Vicky verbrachte.

Endlich erreichte er sein Ziel. Das Taxi hielt in zweiter Reihe neben dem dicht gefüllten Parkstreifen. Die zu spät eingeschaltete Warnblinkanlage entlockte dem nachfolgenden Fahrzeug ein wütendes Hupen. Der Taxifahrer winkte beschwichtigend in den Rückspiegel und stellte in aller Ruhe die von Marc gewünschte Quittung aus.

Das Notariat lag im zweiten Stock eines mehrstöckigen Geschäftshauses. Marc strich sich die vom Regen feuchten Haare nach hinten und prüfte den Sitz seiner Krawatte, ehe er eintrat. Er nannte der Empfangsdame seinen Namen und wurde sogleich in das Büro des Notars gebeten. Einer der Plätze am Schreibtisch war von einer Frau mit langen gelockten Haaren besetzt, die sich nun schwungvoll umdrehte, aufsprang und ihn zu seiner Verblüffung überschwänglich umarmte, links und rechts seiner Wangen einen Kuss andeutete, den intensiven Duft eines sportiven Parfums verbreitend.

»Marc. Ich freue mich ja so, dich zu sehen«, säuselte sie in sein Ohr.

Er murmelte irgendetwas wie »ganz meinerseits«, reichte dann dem Notar die Hand zur Begrüßung und setzte sich.

Die Sitzung mit dem Notar war kurz. Dieser verlas das Testament, das die Eltern gemeinsam verfasst hatten. Den beiden Stiefgeschwistern Victoria Rossmann – sie hatte ihren Nachnamen bei der Heirat der Eltern behalten – und Marc Braun wurde das nach dem Tod des zweiten Elternteils verbliebene Vermögen zu gleichen Teilen zugesprochen.

Marc hatte als Erbteil nicht viel erwartet. Als sein Vater vor zwei Jahren nach einem Unfall auf der Autobahn verstorben war, erfreute sich seine Stiefmutter bester Gesundheit und er war sicher, sie würde lange genug leben, um alle Ersparnisse zu verprassen. Mit ihrem plötzlichen Ableben als Folge eines Herzinfarkts war nicht zu rechnen gewesen.

Seine Aufmerksamkeit galt nur zur Hälfte dem Notar. Verstohlen musterte er seine Stiefschwester von der Seite. Aus dem unscheinbaren Teenager von einst war eine attraktive junge Dame geworden, die mit elegant übereinander geschlagenen Beinen den Notar anlächelte. Ihre Figur hatte angenehme frauliche Rundungen angenommen, ihr Gesicht hingegen ein wenig des weichen Babyface verloren, an das er sich erinnerte. Sie war schlank, aber nicht mager. Ihre weißliche Haut hatte ihr als Kind diverse Spitznamen eingebracht, von denen Käsekuchen und Blasskäfer die bei weitem charmantesten gewesen waren. Es war ein Erbe ihres Vaters, dessen Haut nicht nur blass, sondern auch mit Sommersprossen übersät war, übertroffen nur noch von den feuerroten Haaren. Vickys kastanienbraunes Haar, das ihr Gesicht in üppigen großen Locken umrahmte, glich dem ihrer Mutter. Jetzt, als erwachsene Frau, gab ihr die vornehme Blässe das gewisse Extra, einen Hauch von Eleganz und ließ sie ein wenig geheimnisvoll wirken.

Ab und an nickte Vicky, als verstünde sie den Inhalt des notariellen Kauderwelschs, in dem das Testament abgefasst war. Sie hat also ihre schauspielerischen Talente, mit denen sie schon früher fast jeden um den Finger wickelte, nicht verlernt. Ganz im Gegenteil, dachte Marc bitter.

Seine Stiefschwester trug ein schwarzes Kostüm mit kragenloser Jacke, darunter eine weiße Bluse mit tiefem V-Ausschnitt, der Stoff leicht transparent. Der Spitzenstoff ihres BHs zeichnete sich darunter ab, dazu trug sie hauchdünne schwarze Strümpfe und Highheels. Diese Kleidung ließ sie ein wenig älter und reifer wirken, als sie in Wirklichkeit war.

Die fein gemusterte Abschlussborte ihrer Strümpfe schaute ein kleines Stück unter ihrem viel zu kurzen Rock hervor und Marc beobachtete, dass der Notar nervös immer wieder auf Vickys Schenkel starrte. Irrte er sich, oder rutschte der Rocksaum noch ein kleines Stück höher, nur weil Vicky etwas ihre Position verändert hatte? Wenn ja, dann war es die raffinierteste Masche, scheinbar unabsichtlich mehr Bein zu zeigen, die er seit langem beobachtet hatte.

Sie öffnete die flache schwarze Handtasche, die auf ihren Beinen lag, entnahm ihr ein Notizbuch und schrieb ein paar Zeilen auf einen Zettel. Ihre Hand verdeckte den Text. Marc hätte zu gerne gewusst, was sie Wichtiges zu notieren hatte.

In diesem Augenblick beendete der Notar seinen Vortrag, fragte knapp, ob sie beide das Erbe annehmen würden, und als sie nickten, reichte er ihnen ein Formular zur Unterschrift. Damit war die Sitzung beendet.

Marc schüttelte dem Notar die Hand, bedankte sich und wandte sich zur Tür. Im Augenwinkel nahm er wahr, wie Vicky den Zettel, den sie aus ihrem Notizbuch herausgerissen hatte, dem Notar reichte. Dann stolzierte sie mit einem selbstbewussten, fast als arrogant zu bezeichnenden Gesichtsausdruck an Marc vorbei, der auf sie wartete und ihr die Tür aufhielt.

»Gehen wir noch zusammen etwas trinken? Wir haben uns ja solange nicht mehr gesehen.« Vicky griff nach Marcs Arm und hängte sich bei ihm ein. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen. In den Pfützen spiegelten sich Passanten, Straßenlaternen, Schaufensterscheiben und Autos. Der Verkehr war noch genauso dicht wie eine halbe Stunde zuvor.

»Du siehst übrigens gut aus, mit der gebräunten Haut und deinen schwarzen Haaren gehst du sicher fast schon als Italiener unter ihresgleichen durch, oder?« Sie erwartete wohl keine Antwort, sondern plapperte munter weiter, während sie ihren Stiefbruder zielstrebig in ein kleines, nahe gelegenes Restaurant dirigierte. Ohne ihn nach seinen Wünschen zu fragen, bestellte sie bei dem herbeieilenden Ober eine Karaffe Rotwein, zwei Gläser und Mineralwasser.

Marc zog die Stirn in Falten. »Übernimmst du immer die Regie?«

Vicky lachte laut auf. »Na klar, wer denn sonst? Aber erzähl, was machst du so, wir haben uns schließlich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«

Marc fasste sich kurz. Er hatte keine Lust, Vicky einen allzu genauen Einblick in sein Leben zu gewähren. Er erzählte in knappen Worten, dass er mit einem Kompagnon eine Fabrik für Designermöbel leite und viel unterwegs sei, um die neuesten Modelle exquisiten Läden vorzustellen. Es bedeute viel Arbeit und wenig Freizeit, ergänzte er zurückhaltend. Er vermied bewusst Namen und Sitz der Firma zu nennen, damit Vicky keine Gelegenheit erhielt, ihn zu kontaktieren. Sie kannte nur die Adresse der deutschen Filiale. Selbst das war schon fast zuviel.

Doch viel mehr interessiere ihn, was sie mache, lenkte er von sich ab. Nach kurzem Zögern ging sie darauf ein. Denn ihre bis dahin makellose Karriere erlebte gerade einen Knick. Daran war sie zwar nicht selbst schuld, aber es nagte wohl trotzdem an ihr. Die Fluggesellschaft, für die sie als Stewardess gearbeitet hatte, war verkauft und das Flugpersonal entlassen worden. Die Bewerbungen bei Konkurrenzunternehmen liefen noch ohne Rückmeldungen. Vicky hat nach ihrer sechsmonatigen Ausbildung zum Cabin Attendant nur gut eineinhalb Jahre für dieselbe Fluggesellschaft gearbeitet. Zudem bildete jedes Unternehmen seine Stewardessen nach eigenen Vorstellungen aus, sie würde also fast von vorne anfangen müssen und die Konkurrenz der Mitbewerberinnen war groß.

»Der Tod deiner Mutter scheint dich ja relativ wenig zu berühren?«

Für einen kurzen Augenblick verfinsterte sich Vickys Miene. »Du vergisst, dass sie schon vor drei Wochen gestorben ist. Ich hatte also genügend Zeit zum Tränen vergießen. Außerdem – du hast ja keine Ahnung. Seit ich mich entschieden habe, Stewardess zu werden, lag sie mir ständig in den Ohren, dass ich einen Fehler begehe und meine Talente vergeude.«

Sie lachte kurz auf, nahm einen hastigen Schluck aus ihrem Glas, und Marc fiel auf, dass ihre Fingernägel sorgfältig manikürt und dunkelrot lackiert waren, mit einem Strasssteinchen in der Mitte.

»Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte ich irgendetwas studieren sollen. Aber ich müsste doch verrückt sein, mir vier oder fünf Jahre noch mal nichts als Lernen anzutun. Das dauert ja dann eine halbe Ewigkeit, ehe ich endlich mal zu Geld komme, mir was leisten kann und vor allem auch was von der Welt sehe.« Sie schüttelte ihre Locken, als wollte sie ihre Worte durch diese Geste unterstreichen, und strich sich eine Strähne aus den Augen. »Nein, ich treffe inzwischen meine eigenen Entscheidungen. Es gibt soviel zu sehen und zu erleben, warum sollte ich warten, bis ich alt und grau bin? Wer garantiert mir denn einen Arbeitsplatz nach dem Studium?« Als wäre es nötig, sie zu bedauern, fügte sie noch hinzu: »Ein reicher Ehemann wäre natürlich die ideale Lösung.« Dann lächelte sie und Marc war sich nicht sicher, wie scherzhaft diese Bemerkung zu verstehen war oder ob sie ihrer Mutter nacheiferte.

Vielleicht hatte er gehofft, eine andere Vicky zu treffen, als die, die er in Erinnerung behalten hatte. Aber sie hatte sich in ihrem Charakter nicht verändert.

»Und, wie geht’s weiter?« Marc verstand Vickys Haltung nicht. Er wusste, dass sie intelligent war und eine schnelle Auffassungsgabe besaß. Außerdem hatte sie viel Talent für Sprachen. Sie hätte Dolmetscherin oder Auslandskorrespondentin oder dergleichen werden können. Ausnahmsweise musste er ihrer Mutter Recht geben. Vicky vergeudete tatsächlich ihr Potential. Ihre Mutter hatte es ihr pausenlos gepredigt, bereits als Marc noch zuhause gewohnt hatte. Mach was aus dir, lerne, du bist klug.

Eigentlich interessierte ihn das alles schon gar nicht mehr. Es gab eine Zeit, da hatte er an eine Rückkehr zu alten Zeiten geglaubt und hätte sich aufrichtig gefreut, Vicky seine Schwester zu nennen. Trotz seiner mehr als brüderlichen Gefühle für sie. Aber es war vorbei.

»Und nun? Wie glaubst du, geht’s weiter?«

Mit einem schelmischen Grinsen neigte sie den Kopf zur Seite. »Es wird sich schon was finden. Mit der Erbschaft kann ich mich eine Weile über Wasser halten. Außerdem steht bestimmt bald ein Gespräch mit einem Personalchef an, vielleicht gelingt es mir, gleich den ersten um den Finger zu wickeln.« Sie leckte sich anzüglich über die Lippen und blinzelte ihn herausfordernd an.

Marc schüttelte innerlich den Kopf über ihre unverfrorene Offenheit. Also Vitamin-B. Er verabscheute diese Variante, sein Ziel zu erreichen. Er hatte für seinen Erfolg gekämpft, immer. Zwölf, vierzehn Stunden am Tag, bis zum Umfallen gearbeitet, häufig auch am Wochenende. Wusste Vicky überhaupt, was arbeiten bedeutete? Zeit für Freundschaften oder gar keine langfristige Beziehung gab es für ihn kaum. Und eine Partnerin für die Art sexueller Beziehung, die ihm vorschwebte, zu finden, war sowieso alles andere als einfach.

»Du solltest das Geld besser gewinnbringend für die Zukunft anlegen.«

Vicky ging nicht darauf ein, sondern lenkte mit einem anderen Thema ab. Eine Weile plauderten sie noch über belangloses Zeug, verfielen in ein paar Momente der Erinnerung an gemeinsam verbrachte Ferien, vermieden aber beide – mehr oder weniger bewusst – das Thema Partnerschaft.

Marc fiel wieder die Notiz ein. »Was stand eigentlich auf dem Zettel, den du dem Notar zugesteckt hast, als wir gegangen sind?«

»Meine Handynummer«, erwiderte sie mit laszivem Augenaufschlag.

Marc runzelte die Stirn. »Du willst dich mit ihm treffen?« Es gärte wie Säure in seinen Eingeweiden, dass Vicky noch hemmungsloser geworden war, als er sie in Erinnerung hatte.

»Ja, warum nicht«, erwiderte sie hochnäsig. »Hast du nicht bemerkt, wie gierig er mich angesehen hat? Am liebsten hätte er mir bis in den Schritt geblickt!«

Warum wollte sie den geilen Bock dann treffen? »Und was sagt dein Freund dazu, dass du dich so freizügig aufführst und mit anderen ausgehst?«

Sie warf den Kopf nach hinten und lachte kokett. »Welcher Freund? Glaubst du denn, einer reicht mir? Wie langweilig. Es gibt doch so viele attraktive Männer und ich liebe die Abwechslung.«

Sie hob das Glas, prostete ihm zu, zwinkerte mit den Augen. Scheinbar zufällig schob sie den dünnen Stoff ihres Rockes ein Stück höher, gewährte ihm einen Einblick zwischen ihre Schenkel, das kleine blasse Stückchen Haut oberhalb ihrer schwarzen Strümpfe.

Marc zwang sich, ihr ins Gesicht zu sehen. Er kam kaum gegen den Drang an, entweder auf ihre Beine oder in ihren Ausschnitt zu schauen. Ihre Brüste wölbten sich verlockend. Sein Hemd wurde im Rücken feucht. Verdammt, sie war die reinste Augenweide und bei der Vorstellung, seine Hand auf die weiße Haut ihrer Schenkel zu legen und nachzusehen, ob sie überhaupt einen Slip trug, spürte er ein verlangendes Ziehen in den Lenden. Diese Haut abwechselnd zu streicheln und zu röten wäre eine wahre Freude.

Es gab viele Frauen, auch viele attraktive, aber so eine wie Vicky war ihm schon lange nicht mehr begegnet. Sie hatte Rasse. Kein Wunder, dass es für sie ein Leichtes war, die Männer zu verführen.

»Willst du damit sagen, du hast häufig wechselnde Männerbekanntschaften?«

Wenn sie nur nicht so überheblich und zufällig meine Schwester – er verbesserte sich in Gedanken – Stiefschwester, wäre. Ich würde sie wirklich zu gerne, nein – wie absurd. Letzten Endes trat Vicky in die Fußstapfen ihrer Mutter und aller anderen Frauen, die in seinem bisherigen Leben eine Rolle gespielt hatten. Alle legten denselben Egoismus an den Tag und dachten nur an ihre Vorteile. Was hatte sie erst vor wenigen Minuten gesagt? Am liebsten würde sie reich heiraten? Er malmte mit den Kiefern. Dolce vita.

»Warum sagst du es nicht gerade raus? Du hältst mich für geil und nymphoman.« Sie lachte. »Na und? Ich schäme mich nicht deswegen. Ich liebe Sex – du etwa nicht? Aber warum immer derselbe Mann? Das ist doch öde. Ich brauche den sexuellen Kick, je öfter und überraschender – desto besser. Es ist doch alles nur ein Spiel.«

Das Gespräch begann ihn zu strapazieren. Er hätte nicht kommen sollen. Allen negativen Erfahrungen zum Trotz war er im Herzen ein Romantiker und träumte ziemlich weltfremd von der einen treuen Geliebten und Ehefrau, mit der er glücklich werden würde und Kinder zeugen, obwohl Jahr um Jahr verging und die Wirklichkeit dagegen sprach. Vicky war auf dem besten Wege, seine Träume erneut ins Wanken zu bringen. Wie alt war sie jetzt? Er rechnete wortlos nach. Dreiundzwanzig. Wie viele Männerbekanntschaften hatte sie in dieser Zeit wohl schon gehabt? Ekel stieg in ihm auf. Er sollte endlich den Tatsachen ins Auge schauen. Waren nicht alle Frauen so wie sie? Wankelmütig, egoistisch, berechnend, arrogant? Er konnte ihre Äußerungen nicht einfach im Raum stehen lassen, sondern sah sich genötigt, ihr ein letztes Mal zu widersprechen, ehe sich ihre Wege unwiderruflich trennten.

»Eine feste Beziehung hat doch auch gewisse Vorteile, die du völlig außer Acht lässt, zum Beispiel Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen. Und es gibt auch Männer, die das mit fantasievollen erotischen Liebesspielen vereinen und mit denen man durchaus noch nach Jahren des Zusammenseins sexuelle Abenteuer erleben kann.«

Vicky lachte schrill auf und warf den Kopf zurück. »Wenn du einem von ihnen begegnest, schick ihn bei mir vorbei. Ich würde ihn auf der Stelle heiraten und treu werden.« Sie beugte sich vor und flüsterte. »Zu was für Spielchen bist du denn bereit? Wie spannend ist dein Liebesleben? Bist du deiner Freundin treu? Oder ab und zu scharf auf einen Blowjob nebenher? Glaub mir, ich bin gut darin. Jetzt gleich, hier?«

Sie schaute sich um und machte Anstalten, unter dem Tisch zu verschwinden. Er packte verärgert über ihre Schamlosigkeit ihr Handgelenk und zischte: »Nicht, hör auf damit, du –« Er schluckte die Schlampe hinunter.

Vicky lachte schallend.

Marc beeilte sich, sein Glas auszutrinken. Ihm reichte, was er erfahren hatte, mehr als er ertragen wollte. Er war froh, dass Vicky ihn nicht weiter nach seinem Privatleben fragte, so brauchte er nicht zu lügen, denn eine Freundin hatte er derzeit überhaupt nicht. Aber das ging Vicky nun wirklich nichts an.

Marc winkte dem Ober, um zu bezahlen und kurz darauf verabschiedeten sich beide voneinander.

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In dieser Nacht lag Marc lange Zeit wach. Ohne dass er es wollte, ging Vicky ihm nicht mehr aus dem Kopf. Seine Augen taxierten ihr Gesicht, ihr Dekollete, ihre Figur, die schlanken Beine. Ihre meergrünen Augen erwiderten selbstsicher und frivol seinen Blick. Je länger er über ihre Unterhaltung nachdachte, desto mehr ärgerte er sich über ihr Verhalten. Hatte sie nur gepokert oder wäre sie wirklich für einen Blowjob unter den Tisch gekrochen? Ob sie wohl tatsächlich gut darin war? Er zuckte erschrocken zusammen. Was für ein Gedanke!

Er sprang aus dem Bett und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. An Schlaf war nicht zu denken. Dabei war Vicky früher ein vollkommen unbescholtenes Geschöpf gewesen, ein ehrliches und natürliches Mädchen bis – er weigerte sich, den Gedanken zuende zu führen. Ohne Ziel wanderte er mit dem Bierglas in der Hand auf und ab. Das Ein-Zimmer-Appartement, das er bei seinen seltenen Besuchen in Frankfurt bewohnte, bot nur wenig mehr Ablenkung als Radio und Fernseher. Nun, er würde sowieso nicht lange bleiben. Noch ein paar Kundentermine in Frankfurt und Köln, dann ging es zurück nach Hause – nach Italien.

Vickys Jugendfreund

Marc war gestresst. Den ganzen Tag über hatte er gebüffelt wie ein Wahnsinniger. Jetzt war sein Genick steif und in seinen Schläfen pochte es. Er rieb sich die Augen und sah dann auf die Uhr. Bereits Mitternacht vorbei. Er streckte die Arme in die Höhe und dehnte sich. Die Prüfung rückte unaufhaltsam näher. Noch zwei Wochen, dann würde sich zeigen, ob er genügend und das Richtige gelernt hatte. Mit diesem Diplom würde sich sein Traum erfüllen lassen, nach Italien zu gehen und dort seine kreativen Ideen zu Geld zu machen.

Sein Handy vibrierte. Er schaute auf das Display und lächelte. Vicky. Niemals hätte er geglaubt, dass man eine Stiefschwester derart ins Herz schließen könnte. Aber Vickys unbeschwerte fröhliche Art war wohltuend. Italien. Er war hin und hergerissen zwischen seinem Wunsch, dort zu arbeiten, und dem Schmerz, Vicky zurückzulassen. Wenn sie mit der Schule fertig war, würde er sie zu sich holen.

Als hätte er geahnt, dass sie genau jetzt ihre SMS schicken würde, hatte er im richtigen Augenblick aufgehört zu lernen. Die Info war knapp. Bitte hol mich ab.

Marc knipste die Schreibtischlampe aus und rannte polternd die alte Holztreppe hinunter. Wieder einmal waren sie am Wochenende alleine. Manchmal würde er schon gerne wissen, wohin seine Eltern dauernd fuhren. Vielleicht hatten sie heimlich ein Wochenendhaus gemietet? Aber eigentlich war er froh, wenn er sie nicht sehen musste. Für das geile Herumgetue fand er nur ein Wort passend: ätzend.

Er startete den alten Opel Escort, den ihm sein Patenonkel zum Führerschein geschenkt hatte. Nichts Besonderes und ganz gewiss nicht sein Traumauto, aber Patenonkel Peter hatte wenigstens Wort gehalten und ihm auch noch die Versicherung für das erste Jahr bezahlt, eine Aufgabe, die er eher von seinen Eltern erwartet hatte.

Eltern. Welch ein Hohn. Er hatte wohl irgendwelche Erzeuger. Aber Eltern? Es schien ihm, als sei das eine halbe Ewigkeit her. In dem Maße, wie das Interesse seines Vaters für seine Mutter abflaute und er sich mit Geliebten herumtrieb, schien auch das Interesse seiner eigenen Mutter an ihm, ihrem einzigen Kind nachzulassen. Als ob er an dem Zerbrechen ihrer Ehe schuld wäre. Natürlich hatte sie ihm erklärt, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hatte, dass sie einfach nur sehr unglücklich gewesen sei und sich deshalb vielleicht mehr zurückgezogen hatte, als für ihn als Kind verständlich war. Dennoch begriff Marc bis heute nicht, warum sie ihn beim Vater zurückgelassen hatte. Er war gar nicht um seine Meinung gefragt worden.

Sobald er sich der Innenstadt näherte, wurde der Verkehr dichter. Samstagnacht schien die halbe Stadt unterwegs zu sein. Marc seufzte und drehte das Radio lauter. Mal wieder richtig unterwegs sein, Spaß haben – diese Sehnsucht wurde immer größer. Aber er hätte es sich niemals verziehen, wenn er sich den Abschluss durch Faulheit vermasselte und damit seinen Traum. Dieses halbe Praktikumsjahr in Italien hatte viel verändert. Zusammen mit Antonio, seinem italienischen Studienkollegen, hatte er das zum Innenarchitektur-Studium gehörende Praktikumssemester in der Firma von Antonios Vater absolviert. Einer renommierten Fabrik, die Möbel im klassisch-antiken Stil herstellte. Teuer und begehrt. Allerdings nicht das, was Antonio und Marc sich vorstellten. Immerhin hatte sich der alte Del Carmine von ihren Inspirationen für neues Design überzeugen lassen und ihnen nach bestandenem Diplom seine Unterstützung zur Gründung einer eigenen Firma zugesagt. Seither gab es Träume, die Marc kaum zu träumen wagte.

Außerdem – er musste schließlich auch ein gutes Vorbild für Vicky sein, die jetzt mitten im Abitur stand und nur ausnahmsweise an diesem Abend ausgehen durfte, weil ihre beste Freundin Michaela, genannt Micky, ihren achtzehnten Geburtstag feierte. Da durfte Vicky natürlich nicht fehlen.

Vicky. Das schüchterne, ein wenig pummelige Stiefschwesterchen hatte damals bei ihrem Einzug ziemlich Angst vor dem neuen großen Stiefbruder gehabt. Während er die Pubertät gerade hinter sich gebracht hatte, stand Vicky diese Entwicklung noch bevor. Mit zusammengekniffenen Lippen war sie vor ihm gestanden, um ihre Zahnspange zu verbergen. Doch diese Zeit war längst vorbei. Inzwischen war aus ihr ein hübsches Mädchen geworden, das mit seinen nixengleichen, wässrig grünen Augen wohl manchem ihrer Klassenkameraden schlaflose Nächte bereitete.

Unwillkürlich verglich Marc jede Freundin, die er bisher gehabt hatte, mit seiner Schwester. Ja Schwester, nicht Stiefschwester. Vicky war die Schwester, die er sich schon früher gewünscht hätte – obwohl es eine Zeit gab, zu der er Mädchen blöd fand. Er grinste. Wie dumm man doch als kleiner Junge war, wenn man noch keine Ahnung von Frauen hatte! Wäre Vicky nicht zufällig seine Schwester, hätte er sie am liebsten zur Freundin gehabt. Nein, verbesserte er sich, zur Geliebten. Denn eine Freundin war sie ihm auf jeden Fall. Vielleicht war dies der Grund, warum er es nicht lange mit seinen Freundinnen aushielt. Niemals empfand er diese Vertrautheit und Nähe, die ihn mit Vicky verband. Sie waren Seelenverwandte, brauchten sich nur anzuschauen und wussten, was der andere dachte und wie es ihm gerade ging. Sie hatten doch nur sich, und sie redeten viel miteinander, über alles. Warum sie im Gegensatz zu ihren Klassenkameradinnen noch keinen Freund hatte, verstand er allerdings nicht. Es gab bestimmt genügend Bewerber, aber mehr als Kino oder Party feiern kam für Vicky nicht in Frage. Wenn er sie fragte warum, erwiderte sie, die Jungs seien alle so oberflächlich und albern, einfach zu jung für sie. Mit keinem könne sie so vorbehaltlos über alles reden wie mit ihm, was Marc natürlich schmeichelte und weitere Rückfragen zu diesem Thema meistens im Keim erstickte.

Das Handy vibrierte. Bin da. Warte draußen. Vicky atmete erleichtert auf. »Ich muss jetzt gehen.« Sie beugte sich vor, damit Chris sie verstand und schrie gegen die laute Musik an. Seine Antwort wartete sie nicht ab, sondern drehte sich um und bahnte sich einen Weg durch die eng tanzende, von der Hitze im Raum und vom Alkohol entfesselte Meute.

Endlich würde sie Chris entfliehen, der ihr schon den ganzen Abend auf die Nerven fiel. Micky zuliebe wäre sie gerne länger geblieben, aber ständig lag Chris ihr in den Ohren, dass er mit ihr gehen wolle, und dabei versuchte er sie abzuknutschen und zu begrapschen.

Aber Vicky konnte den Kerl nicht ausstehen. Er war blond und durchtrainiert, gut einen Kopf größer als Vicky und durchaus sehenswert. Eine Menge Mädchen liefen ihm hinterher und machten ihm eindeutige Angebote. Vicky empfand ihn jedoch nur aufdringlich und wie einen schwankenden Tanzbären, da er inzwischen ziemlich betrunken war. Selbst beim Tanzen hatte er die Flasche mit dem Alkopop nicht weggestellt, später durch ein Dosenbier ersetzt und ihr ungeniert seinen stinkenden Atem ins Gesicht geblasen. Sie wollte nur noch weg, egal ob es Micky passte, die irgendwo schrill im Hintergrund lachte.

Chris packte Vicky von hinten, legte seinen Arm um sie, direkt über ihre Brüste und hielt sie fest, in der Rechten schon wieder eine frisch geöffnete Dose. »Nun komm schon, Vicky, die Party fängt doch gerade erst an, richtig Spaß zu machen. Sei doch kein Spielverderber.«

Vicky versuchte sich zu befreien, stemmte sich gegen seine Arme und gewann tatsächlich ein wenig Freiheit, als Chris ins Wanken geriet und sie ruckartig losließ. Unter der Bewegung spritzte Bier aus der Dose heraus und über ihre Bluse.

»Verdammt, du Trottel, pass doch auf.« Vicky sah wütend an sich herunter. Die Bluse war ruiniert.

»Ist doch nicht schlimm, hab dich nicht so.« Chris trank den Rest des Bieres in einem Satz aus und warf die leere Dose schwungvoll in den überquellenden Papierkorb, der einen Meter von ihnen entfernt stand. Dann lief er Vicky hinterher, die inzwischen weiter dem Ausgang entgegen strebte, packte sie beidhändig an den Schultern, drehte sie schwungvoll zu sich um und zog sie näher zu sich, um ihr einen Kuss aufzuzwingen.

»Nein. Lass mich gehen.« Vicky wand und wehrte sich, aber Chris gab nicht nach, er lachte, packte fester zu, fasste ihr frech mit beiden Händen an die Brüste und als Vicky entsetzt zurückwich, hielt er sie am Ausschnitt fest. Es gab einen Ratsch und die Knöpfe sprangen auf Nimmerwiedersehen ab und verschwanden irgendwo am Fußboden zwischen den stampfenden, tanzenden Füßen.

Chris war so verdutzt, dass er sie nur ansah. Diesen kurzen Moment nutzte Vicky, rannte aus dem Zimmer und aus dem Haus.

Marc beugte sich hinüber zur Beifahrertür und öffnete sie, als er Vicky kommen sah. »Wie siehst du denn aus?«, schimpfte er, sobald sie im Wagen saß und er ihre schmutzige, zerrissene Bluse bemerkte, die sie sich mit beiden Händen vor der Brust zusammenhielt.

»Dieser blöde Chris, der stellt mir schon den ganzen Abend nach«, erwiderte Vicky mit hochrotem Kopf. »Die schöne neue Bluse, aber das wird er mir büßen.«

Marc runzelte die Stirn. »Wollte er dir etwa an die Wäsche? Soll ich reingehen und –«

»Nein. Bloß nicht. Fahr lieber«, entgegnete Vicky in heftiger Abwehr. »Oder willst du mich noch mehr zum Gespött der anderen machen?«

Während der Fahrt schwiegen beide. Vicky brütete verärgert über den verkorksten Abend und die kaputte Bluse nach und Marc konzentrierte sich auf den Verkehr.

»Danke fürs Abholen«, sagte Vicky artig, als sie vor ihm das Haus betrat.

»Stets zu ihren Diensten, Signorina«, antwortete Marc mit einer angedeuteten Verbeugung, während er ihr die Tür aufhielt. Die Verstimmung war ihr immer noch anzusehen.

»Hör auf, du weißt, ich find das albern. Gute Nacht.« Sie ging vor ihm die Treppe hinauf. Er sah ihr nach. Der kurze Jeansrock war verflixt eng und betonte beide Pohälften.

»Vicky?«

Sie drehte sich auf einer Stufe um und sah von oben auf ihn herab.

»Ja?«

»Was trägst du unter deinem Rock?«

Vicky zog die Schultern hoch. »Ich weiß nicht, was du meinst – einen Slip natürlich, oder glaubst du, ich gehe nackt?«

»Du weißt sehr wohl, was ich meine. Trägst du einen String?«

Vicky kicherte. »Natürlich, ich habe doch gar nichts anderes.«

»Ist dir noch nie die Idee gekommen, wie verführerisch das auf Jungs wirken muss, wenn du so einen verdammt anliegenden Rock trägst? Man sieht die –« Er presste die Lippen zusammen und unterdrückte den Rest seines Satzes. Die Rundungen deines Pos, hatte er sagen wollen. Es war nicht zu übersehen, dass sich der Stoff ein wenig in die Poritze schmiegte, wenn auch nicht viel, da der Rock insgesamt ziemlich stramm saß. Aber ihm genügte es.

»Ach ja? Was sieht man denn?« Vicky leckte sich lasziv über die Lippen und wackelte ein wenig mit ihrem Hinterteil. »Wirkt das auf dich auch?« Sie hickste in einem beginnenden Schluckauf. »Uups.«

»Du spinnst wohl, du bist meine Schwester. Außerdem hast du zuviel getrunken. Geh jetzt schlafen und gib in Zukunft besser acht, wie du dich verhältst, sonst brauchst du dich nicht wundern, wenn die Jungs durchdrehen.«

Er wandte sich ab und ging ins Wohnzimmer. Sie musste nicht mitbekommen, dass sie unbewusst ins Schwarze getroffen hatte. Ja, ihr süßer Hintern gefiel ihm, obwohl er es sehr unanständig fand, dass sie so aufreizend herumlief, und man schon fast die nackten Rundungen unter dem Saum hervorblitzen sah. Vor allem aber wollte er nicht, dass sie bemerkte, wie sehr es ihn erregte. Verdammt, es war nicht richtig, so zu fühlen. Sie war schließlich seine Schwester. Aber es wäre nicht die erste Nacht, in der er träumte, sie läge in seinen Armen und er würde sie überall liebkosen. Und noch viel mehr. Sie regte seine Fantasie auf eine Weise an, von der er nicht wusste, ob das richtig war.

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Montag war Marc zeitig wach und fuhr Vicky zur Schule. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie ausstieg und über den Hof ins Gebäude eilte.

Er wollte gerade weiterfahren, als Michaela vor seinem Wagen über die Straße lief. Sie schaute ihn durchs Fenster an, zögerte, doch dann erkannte sie ihn, öffnete die Beifahrertür und beugte sich hinein.

»Hi, da ist ja der große Bruder, der seine Schwester viel zu früh von meiner Party abgeholt hat.«

»Hallo Micky.« Marc hatte Mühe, ihr ins Gesicht statt in den tiefen Ausschnitt zu blicken. Kein Wunder, wenn die Lehrer an dieser Schule manchmal fast durchdrehten. Viele Mädchen liefen wie kleine Lolitas herum. Eine Zeit lang hatte das Gerücht kursiert, einer der Lehrer hätte sich nachmittags mal mit dieser, dann mit jener Schülerin zu einem Schäferstündchen getroffen, was sich in besseren Noten niedergeschlagen hätte. Dann wurde dieser Lehrer eines Tages ganz plötzlich versetzt und es blieb nicht mehr als eine Anekdote übrig. Marc bedauerte den Lehrer. Wie sollte man diesem Ansturm an Verführungen auf Dauer widerstehen?

»Na, hast du dein Schwesterchen gut nach Hause gebracht? Schade, dass sie schon so früh gegangen ist, wo sie doch gerade soviel Spaß hatte.«

Marc empfand Unbehagen. In Mickys Stimme lag so ein merkwürdiger Unterton. »Was willst du damit sagen?«

Micky lachte anzüglich und riss ihre dunklen Augen mit den sorgfältig getuschten Wimpern weit auf. »Na, wie Vicky sich an den Chris herangemacht hat. Und dann hat sie ihn vor allen abserviert, das war schon ganz schön raffiniert. Zuletzt hat sie sich auch noch Bier über ihre Bluse geschüttet, nur damit sie dem Chris ein schlechtes Gewissen machen kann.«

Marc runzelte die Stirn. Das klang überhaupt nicht nach Vicky.

»Hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Da rennt sie Chris den ganzen Abend hinterher, macht ihm eindeutige Angebote, und als er nicht reagiert wie sie will, reißt sie sich selbst die Bluse auf, packt seine Hände, legt sie sich auf den Busen und schnurrt wie eine Katze. Na, der war vielleicht perplex.«

Der Kloß in Marcs Magen wurde größer. Vicky, seine liebe kleine Vicky – sollte so etwas gemacht haben? Er schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«

Micky schwang sich auf den Beifahrersitz, machte die Tür hinter sich zu und flüsterte verschwörerisch: »Welche Lüge hat sie dir denn aufgetischt? Bist du immer noch ihr gutgläubiges Brüderchen? Tja, es ist schwer, Veränderungen zu akzeptieren, gel? Vicky ist kein kleines Mädchen mehr, Marc.«

Ihre Nähe war ihm unangenehm. Er fühlte, wie in seinen Handflächen der Schweiß ausbrach.

»Kam dir ihr Auftritt nicht merkwürdig vor? Welche Geschichte hat sie dir als Erklärung aufgetischt?«

Marc schluckte nervös. »Sie hat mir genau das Gegenteil erzählt. Dass dieser Chris ihr die Bluse zerrissen und sich ihr aufgedrängt hätte, und dann hat er ihr auch noch Bier drüber gekippt, weil er betrunken …«

Micky begann zu prusten. »Entschuldige bitte, aber ein Junge, der einem Mädchen an die Wäsche will, das sich so unschuldig und wohlerzogen gibt wie Vicky, der wird doch wohl nicht wie ein Tollpatsch vorgehen. Da kann er sich ja gleich ausrechnen, dass er keinen Erfolg haben wird. Wieso sollte er also dumm sein, ihr Bier drüberkippen oder die Bluse zerreißen?«

Es widerstrebte Marc, ihr Recht zu geben, deswegen schwieg er. Zweifel an Vickys Darstellung waren berechtigt. Wenn er sich als Freund für Vicky interessieren würde, dann würde er in der Tat ganz anders vorgehen, viel romantischer, sie langsam einwickeln und verführen, bloß nichts dem Zufall überlassen und riskieren … Er holte tief Luft.

»Ach du meine Güte, ich muss jetzt wirklich los, sonst komme ich noch zu spät – also, war schön, mal mit dir zu plaudern. Ciao.«

Ehe Marc aus der dumpfen Erstarrung, die ihn befallen hatte, wieder zu sich kam, war Micky bereits ausgestiegen und klackerte auf ihren hochhackigen Sandaletten Richtung Schulhof davon. Ihr viel zu kurzer Glockenrock wippte dabei hin und her.

Eine halbe Stunde später ging auf Marcs Handy eine SMS ein.

Hi Marc, wusste gar nicht, dass du sooo süß bist. Hast du heute Nachmittag Zeit für mich? Micky.

Marc war hin- und hergerissen. Wenn er sich mit Micky treffen würde, würde sie ihm bestimmt noch mehr über Vicky erzählen. Es könnte interessant sein. Andererseits, stimmte das alles überhaupt oder hatte sie alles erfunden?

Er simste zurück: Sorry, keine Zeit, muss lernen.

Ihre Antwort war knapp und unzweideutig: Langweiler.

Das Handy dudelte die eingestellte Melodie eines italienischen Schlagers aus den 1960er Jahren und riss Marc abrupt aus seinen düsteren Erinnerungen.

»Pronto?«

Ein italienischer Wortschwall überfiel sein Ohr. »Signor Braun, como sta? – wie geht es Ihnen? Haben Sie Ihre Schwester getroffen … kaltes Wetter? … alles erledigt? … zurück?«

Marc hielt den Hörer einige Zentimeter von seinem Ohr weg, bis sich der verbale Erguss ein wenig beruhigte, dann unterbrach er Isabella, seine Assistentin. »Es ist alles in Ordnung. Wie sieht es in der Firma aus, gibt es irgendwelche Probleme?«

Isabellas Stimme verlor ein wenig von ihrer sprudelnden Fröhlichkeit, als sie antwortete. »Nein, Signor Braun, es ist alles in Ordnung. Ich wollte nur hören, wie es Ihnen geht und wann Sie zurückkommen.«

»Hm, wahrscheinlich in drei bis vier Tagen, ich weiß es noch nicht.«

»Va bene, un momento, Signor del Carmine wollte Sie auch noch sprechen, un momento, ich verbinde …«

Eine schwungvolle Melodie überbrückte die Wartezeit.

»Marco!«

Zum Glück hatte Marc das Handy nicht dicht an sein Ohr gepresst. Er kannte Antonios Art zur Begrüßung so laut in den Hörer zu brüllen, als müsste er die vielen Kilometer Entfernung durch Lautstärke kompensieren. Danach sprach er zum Glück in normaler Lautstärke weiter.

»Comme sta

»Va bene, bestens, alles in Ordnung. Und wie läuft’s bei euch?«

»Ah, nichts Besonderes, alles nach Plan. Aber deswegen rufe ich nicht an. Du, ich muss dir unbedingt was erzählen, sonst platze ich. Ich habe eine Anzeige gelesen, die klingt wirklich interessant, vollkommen anders, das musst du dir anhören.«

Marc verdrehte die Augen. Er ahnte, was kommen würde. Seit Monaten befand sich Antonio auf Freiersfüßen, bedrängt von seinem Vater, endlich für die nächste Generation zu sorgen, aber auch selbst beseelt von dem Gedanken, die Frau fürs Leben zu finden und zu heiraten. Antonio war sogar ziemlich romantisch veranlagt und bereit, die von ihm Angebetete auf alle erdenklichen Arten zu verwöhnen. Aber obwohl er durchaus attraktiv war, regelmäßig Sport machte und auf sein Äußeres achtete, hatte er noch nicht die Richtige gefunden.

In dieser Hinsicht erging es ihm ähnlich wie Marc. Interessierte junge Damen gab es genug, aber ihnen war in der Regel nur an Geld, Prestige und Party feiern gelegen. Heiraten ja, Kinder nein. Nach wenigen Monaten stellte sich ein schales Gefühl ein, weil die gemeinsame Substanz für tägliche Gespräche und ein gefühlvolles Miteinander fehlte. Es gab eben auch einen Alltag, nicht nur Dolce far niente.

Mehrere Heiratsannoncen und Blinddates hatten eine Enttäuschung nach der anderen ergeben, was Antonio aber nicht daran hinderte, einen Tag später das Thema von neuem anzupacken. Wie immer holte er bei seiner Erzählung weit aus …

An dem Tag, an dem Micky ihm eine andere Darstellung von dem gegeben hatte, was auf der Party geschehen war, hatte er seine Stiefschwester am Nachmittag zur Rede gestellt und gefragt, welches denn nun die Wahrheit sei. Vicky hatte nichts darauf erwidert, sich weder verteidigt noch zugestimmt. Sie hatte ihn nur mit großen Augen angesehen, sich dann abrupt umgedreht und war schnurstracks in ihrem Zimmer verschwunden.

An den darauf folgenden Tagen hatten sie sich kaum gesehen. Vicky ging ihm so weit wie möglich aus dem Weg und Marc wertete dies als Schuldeingeständnis. Wenige Wochen später hatte er sein Diplom in der Tasche und zog nach Italien, nun ohne das lang empfundene Bedauern, Vicky zurück zu lassen.

Irgendwie hatte er erwartet, Vicky hätte in der Zwischenzeit etwas dazu gelernt, wieder zu den Wurzeln ihres ursprünglich liebenswerten Wesens zurück gefunden, einen netten Freund an ihrer Seite. Doch stattdessen flatterte sie ganz offensichtlich wie ein Schmetterling von einem zum anderen und spielte mit den Männern, ähnlich wie schon ihre Mutter es getan hatte. Wie viele verheiratete oder zumindest in einer festen Beziehung liierte Männer sie wohl schon verführt und anschließend verstoßen hatte? Marcs Stirn zog tiefe Furchen. Ihr fehlte eindeutig ein Mann mit starker Hand, der ihr nichts durchgehen ließe. Manchmal fragte er sich, wie es wohl früher gewesen war, als die Frauen den Männern gehorchen mussten und nichts selbst bestimmen durften. Andererseits – wahrscheinlich war es recht eintönig gewesen, nur selten von Liebe und fantasievollem Sex belebt. Er seufzte. Gab es überhaupt das, was man sich so im Allgemeinen als Glück vorstellte? Er hatte mal daran geglaubt, gehofft, er würde ein Mädchen kennenlernen, das so wie seine Stiefschwester zu Anfang war, eine liebenswürdige, warmherzige Freundin. Nein, zügellose Verführerinnen wie Vicky brauchten einen Mann mit starker Hand und festem Willen, dann würde sogar sie möglicherweise eine unterhaltsame, wenn auch vielleicht anstrengende Geliebte sein. Doch er war nicht dafür geschaffen, ihr Erzieher zu sein. Sie war erwachsen und auf sich gestellt, und er musste sie möglichst bald wieder aus seinen Gedanken verbannen.

Erschrocken zuckte Marc zusammen. Er hatte sich von seinen düsteren Gedanken ablenken lassen. Antonios Stimme erforderte wieder seine Konzentration. Er hatte sich in Fahrt geredet und war dabei lauter geworden, ganz mit dem sprühenden südländischen Temperament, das Marc liebte und manchmal auch fürchtete – wenn sie um ein Design stritten und sich nicht so schnell einig wurden.

»… ist es etwas ganz anderes. Ich spüre das, glaube mir, das ist keine normale Heiratsannounce – warte, ich lese dir mal den Text vor …«

Diesmal hörte Marc genau zu. Diese Heiratsvermittlungsanzeige klang in der Tat ein wenig anders als die vielen, die Antonio ihm in seiner verzweifelten Suche nach einer Ehefrau schon vorgelegt hatte – und sie klang dabei auch vielversprechender. Dass es so etwas gab?

»Kannst du sie bitte noch mal vorlesen?«, fragte er.

»Aaah, bist du also auch interessiert? Va bene, es wird sowieso Zeit, dass du auch eine Frau findest, sonst vertrocknet noch deine Männlichkeit.« Er lachte anzüglich. »Also …«

Während Antonio ihm erneut die Announce vorlas, sah Marc Vickys Gesicht vor sich, ihren nixenhaften Ausdruck, hörte sie kokett lachen. Würde sie sich natürlicher und aufrichtiger geben, wäre sie eine wunderschöne und begehrenswerte Frau. Die absolute Traumfrau. Selbst für ihn. Ein kalter Schauer jagte Marcs Rücken hinunter und er schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf. So ein Unsinn. Er konnte nicht zulassen, dass sie weiter mit den Männern spielte. Er musste sie auf den rechten Weg zurückbringen, aber wie?

Er konzentrierte sich auf Antonios Stimme. Der Text der Anzeige klang eigenartig. Wenn man ihn interpretierte, dann konnte man meinen – er musste fast lachen – es handelte sich nicht um ein Vermittlungsinstitut, sondern um das Verschachern von Sklavinnen.

Sie haben eine oder mehrere Enttäuschungen hinter sich? Sie suchen immer noch nach der perfekten Ehefrau, die gleichzeitig eine fantasievolle Geliebte ist? Sie legen Wert darauf, der unumstrittene und respektierte Herr im Haus zu sein? Das ist kein unerfüllbarer Wunschtraum. Vereinbaren Sie mit uns einen Termin und überzeugen Sie sich selbst. Wir vermitteln junge hübsche Frauen, die wohlerzogen sind, die Lust am Sex haben, und für die es selbstverständlich ist, ihrem Ehemann bedingungslos zu gehorchen. In jeglicher Hinsicht.

Antonio gluckste vor Freude. »Marco, kannst du dir das vorstellen? Eine gehorsame Ehefrau?«