Fußnoten

Siehe Schwarzes Unheil

Liebe in schlechten Zeiten

I

Die Hochzeit von Tom Watch und Angela Trench-Troubridge dürfte eines der unbedeutendsten Ereignisse seit Menschengedenken gewesen sein. Die Vorgeschichte der beiden jungen Leute, ihre Verlobung und ihre Verehelichung, alles wies sie bis ins kleinste Detail als vollkommen typische Vertreter all dessen aus, was an den modernen gesellschaftlichen Verhältnissen am unbeachtlichsten ist. Die Abendzeitung notierte:

»St. Margaret hat eine ereignisreiche Woche hinter sich. Heute Nachmittag fand dort die dritte mondäne Hochzeit der Woche statt; zwischen Mr. Tom Watch und Miss Angela Trench-Troubridge. Mr. Watch, der wie so viele junge Männer heutzutage in der City arbeitet, ist der zweite Sohn des verstorbenen Honourable Wilfrid Watch von Holyborne House in Shaf‌tesbury; der Vater der Braut, Colonel Trench-Troubridge, ist als großer Freund der Jagd bekannt und hat mehrmals für die Konservativen in den Parlamentswahlen kandidiert. Mr. Watchs Bruder, Captain Peter Watch von den Coldstream Guards, gab den Trauzeugen. Die Braut trug einen Schleier aus alter Brüsseler Spitze, den schon ihre Großmutter getragen hatte. Der neuen Gepflogenheit folgend, in Großbritannien Urlaub zu machen, werden Braut und Bräutigam patriotische Flitterwochen in Westengland verbringen.«

Und dieser Meldung muss in der Tat nur sehr wenig hinzugefügt werden.

Angela war fünfundzwanzig, hübsch, gutherzig, lebhaft, intelligent und beliebt – und somit genau die Sorte Mädchen, der es aus irgendeinem tief in der angelsächsischen Psyche verwurzelten unergründlichen Grund außerordentlich schwerfällt, sich zufriedenstellend zu verheiraten. In den vorangegangenen sieben Jahren hatte sie alles getan, was Mädchen wie sie üblicherweise tun. In London war sie im Schnitt vier Abende die Woche tanzen gegangen, in den ersten drei Jahren auf Privatgesellschaften, in den letzten vier in Restaurants und Nachtclubs; auf dem Lande war sie zu den Nachbarn leicht herablassend gewesen und hatte Leute zum Jagdball mitgebracht, mit denen sie zu schockieren hoffte; sie hatte in einem Elendsviertel und einem Hutgeschäft gearbeitet, hatte einen Roman veröffentlicht, war elfmal Brautjungfer gewesen und einmal Patin; sie war zweimal unstandesgemäß verliebt gewesen; hatte ihre Fotografie für fünfzig Guineen an die Werbeabteilung einer Kosmetikfirma verkauft; hatte Ärger bekommen, als ihr Name in den Klatschspalten auftauchte; hatte bei fünf oder sechs Benefizmatineen und zwei Historienspielen mitgewirkt, hatte bei zwei Parlamentswahlen Stimmen für den konservativen Kandidaten geworben und hielt es, wie alle Mädchen auf den Britischen Inseln, zu Hause kaum aus.

In den Jahren der Wirtschaftskrise wurde es vollends unerträglich. Schon seit längerem legte ihr Vater zunehmenden Widerwillen an den Tag, das Haus in London zu öffnen; jetzt raunte er düster von »Sparmaßnahmen« und meinte damit seine Absicht, sich ganz aufs Land zurückzuziehen, die Anzahl der Hausdiener zu reduzieren, die Schlafzimmer nicht mehr zu heizen, Angelas Taschengeld zu kürzen und anderthalb Meilen Fischgründe in der Nachbarschaft zu erwerben, auf die er schon seit Jahren ein Auge geworfen hatte.

Vor die düstere Aussicht gestellt, auf unbestimmte Zeit weiter den Sitz ihrer Vorfahren bewohnen zu müssen, kam Angela, wie so manches vernünftige englische Mädchen vor ihr, zu dem Schluss, dass sie sich nach ihren beiden unglücklichen Liebschaften wohl kaum ein weiteres Mal verlieben würde. Das Leben würde sie nicht vor die romantische Entscheidung zwischen Liebe und Wohlstand stellen. Ältere Söhne waren in dem Jahr knapper denn je, und es gab heftige Konkurrenz aus Amerika und den Commonwealthstaaten. Ihr blieb nur die Wahl zwischen einem freudlosen Dasein mit den Eltern auf einem Landsitz und einem freudlosen Dasein mit einem Ehemann in einer Londoner Wohnung.

Der arme Tom Watch hatte Angela seit ihrer ersten Saison eine maßvolle Beachtung geschenkt. Er war in nahezu jedem Detail ihr männliches Gegenstück. Nach einem normalen Bildungsgang mit einem mittelmäßigen Studienabschluss in Geschichte hatte er eine Stelle bei einer soliden Buchprüfungskanzlei angetreten, für die er nach wie vor tätig war. Und an seinen sonnenlosen Arbeitsnachmittagen blickte er wehmütig auf seine Studentenzeit in Oxford zurück, als er noch fröhlich die üblichen universitären Erfolge gefeiert, sprich, im Hindernisrennen des Christ Church College auf einem geliehenen Jagdpferd den zweiten Platz belegt, mit den Jungs vom Bullingdon Club Möbel zertrümmert, sich nach Bällen in London bei Tagesanbruch durchs Fenster ins Zimmer gestohlen und sich mit jungen Männern, die reicher waren als er, eine schmuddelige, aber teure Studentenbude in der High Street geteilt hatte.

Als eines der begehrten Mädchen ihres Jahrgangs war Angela seinerzeit häufig zu Gast in Oxford und bei den Familien gewesen, die Tom während der Trimesterferien besuchte, und je mehr ihn das trostlose Einerlei der Jahre in seiner Buchprüfungskanzlei ernüchterte und deprimierte, umso mehr erschien sie ihm als eines der wenigen erfreulichen Überbleibsel aus seiner glorreichen Vergangenheit. Er ging immer noch hin und wieder aus, denn ein ungebundener junger Mann ist in London nie ganz ohne Wert, doch die späten Abendgesellschaften, zu denen er sich schleppte, ermattet von der Arbeit des Tages und nicht im Bilde über die Themen, an denen die Debütantinnen ihn zu interessieren versuchten, verdeutlichten ihm nur die sich stetig verbreiternde Kluft zwischen ihm und seinen früheren Freunden.

Angela war (wie gar nicht genug betont werden kann) ein durch und durch nettes Mädchen und verhielt sich immer reizend zu ihm, und er erwiderte ihr Interesse dankbar. Sie war jedoch ein Teil seiner Vergangenheit, nicht seiner Zukunft. Seine Zuneigung war sentimental, aber ohne Hintergedanken. Sie war ein Stück seiner unwiederbringlichen Jugend; nichts lag ihm ferner, als sie sich als mögliche Gefährtin im Alter vorzustellen. Insofern empfand er ihren Vorschlag zu heiraten als eine Überraschung, die ihm keineswegs angenehm war.

Sie hatten eine besonders überlaufene und langweilige Tanzgesellschaft verlassen und aßen in einem Nachtclub geräucherten Hering. Sie waren in der vertrauten und leicht zärtlichen Stimmung, die sich zwischen ihnen immer einstellte, als Angela mit sanfter Stimme sagte:

»Du bist immer so viel netter zu mir als alle andern, Tom. Warum, frage ich mich?« Und ehe er es verhindern konnte – der Tag im Büro war ungewöhnlich aufreibend und der Tanzabend unsäglich gewesen –, war sie mit der Frage herausgeplatzt.

»Ja, gewiss doch«, hatte er gestammelt, »ich wüsste nicht, was mir lieber wäre, Angielein. Ich meine, klar, du weißt ja, dass ich schon immer verrückt nach dir war … Aber das Problem ist, dass ich es mir einfach nicht leisten kann zu heiraten. Da ist auf Jahre hinaus überhaupt nicht dran zu denken.«

»Aber ich glaube nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, mit dir zusammen arm zu sein, Tom. Wir kennen uns so gut. Uns würde das leichtfallen.«

Und ehe Tom wusste, ob es ihm passte oder nicht, war die Verlobung bereits bekanntgegeben worden.

Er verdiente achthundert im Jahr; Angela hatte zweihundert. Bei beiden war irgendwann »mehr drin«. Sie standen gar nicht so schlecht da, wenn sie nur vernünftig waren und keine Kinder kriegten. Er würde seine gelegentlichen Jagdpartien aufgeben müssen; sie musste ihr Dienstmädchen aufgeben. Auf dieser Basis beidseitigen Verzichts planten sie ihre Zukunft.

Am Tag der Hochzeit regnete es in Strömen, und nur die ganz unerschrockenen Gemeindemitglieder von St. Margaret trauten sich heraus, um sich die triste Kolonne der Gäste anzusehen, die aus den triefenden Wagen sprangen und unter der Überdachung in die Kirche stürzten. Hinterher gab es einen Empfang bei Angela zu Hause in Egerton Gardens. Um halb fünf bestieg das junge Paar in Paddington einen Zug nach Westengland. Der blaue Teppich und die gestreifte Markise wurden aufgerollt und zwischen Kerzenstummeln und Betkissen im Lagerraum der Kirche weggesperrt. Das Licht in den Gängen wurde ausgemacht und die Türen abgeschlossen und verriegelt. Die Blumen und Zweige wurden aufgestapelt, um später in einem Hospital für unheilbar Kranke verteilt zu werden, das Mrs. Watch am Herzen lag. Mrs. Trench-Troubridges Sekretär machte sich daran, silberweiße Kartons mit Hochzeitstorte an Diener und Pächter auf dem Lande zu verschicken. Einer der Zeremonienmeister begab sich eilig nach Covent Garden, um seinen Cut zum Herrenausstatter zurückzubringen, bei dem er ihn geliehen hatte. Ein Arzt wurde zu dem kleinen Neffen des Bräutigams gerufen, der als Page bei der Zeremonie mit seinen unverblümten Bemerkungen erhebliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, jetzt aber mit hohem Fieber und allerlei beunruhigenden Symptomen von Lebensmittelvergiftung darniederlag. Sarah Trumperys Zofe gab diskret den Reisewecker zurück, den die alte Dame »versehentlich« von den Hochzeitsgeschenken hatte mitgehen lassen. (Diese Marotte von ihr war allgemein bekannt, und die Detektive waren angewiesen, eine Szene beim Empfang zu vermeiden. Sie wurde neuerdings nicht mehr oft zu Hochzeiten eingeladen. Wenn doch, wurden die gestohlenen Geschenke stets noch am selben Abend oder am folgenden Tag zurückgegeben.) Die Brautjungfern trafen sich am Abend zum Essen und ergingen sich in angeregten Spekulationen über die Intimitäten der Flitterwochen, wobei die Wetten drei zu zwei standen, dass der Vollzug nicht vorweggenommen worden war. Der Great Western Express ratterte durch die regennassen englischen Grafschaften. Tom und Angela saßen trübsinnig im Erster-Klasse-Raucherabteil und besprachen den Tag.

»Wie schön, dass keiner von uns zu spät dran war.«

»Mutter war so was von nervös …«

»Ich habe John gar nicht gesehen. Du?«

»Er war da. Er hat sich im Flur von uns verabschiedet.«

»Ach ja … Ich hoffe, sie haben alles zusammengepackt.«

»Was für Bücher hast du mit?«

Eine durch und durch normale, ereignislose Hochzeit.

 

Nach einer Weile sagte Tom: »Irgendwie ist es wahrscheinlich nicht besonders unternehmungslustig von uns, dass wir einfach nach Devon in Tante Marthas Haus fahren. Weißt du noch, wie die Lockwoods nach Marokko gefahren sind und von Banditen gefangen genommen wurden?«

»Und die Randalls waren in Norwegen zehn Tage lang eingeschneit.«

»Wir werden in Devon nicht viele Abenteuer erleben, fürchte ich.«

»Na ja, Tom, um Abenteuer zu erleben, haben wir eigentlich nicht geheiratet, oder?«

Und wie es sich fügte, nahmen die Flitterwochen von dem Moment an einen merkwürdigen Verlauf.

II

»Weißt du, ob wir umsteigen müssen?«

»Ich glaube, ja. Ich habe vergessen zu fragen. Peter hat die Fahrkarten besorgt. Ich werde in Exeter aussteigen und mich erkundigen.«

Der Zug fuhr in den Bahnhof ein.

»Bin gleich wieder da«, sagte Tom und schloss hinter sich die Tür, damit die Kälte nicht hereinkam. Er ging den Bahnsteig entlang, kaufte eine westenglische Abendzeitung, erfuhr, dass sie nicht umsteigen mussten, und wollte gerade zu seinem Waggon zurückkehren, als eine Hand ihn am Arm fasste und eine Stimme sagte:

»Hallo, Watch, altes Haus! Kennst du mich noch?« Und mit etwas Mühe erkannte er das grinsende Gesicht eines alten Schulkameraden. »Hab gehört, du hast gerade geheiratet. Herzlichen Glückwunsch. Wollte dir eigentlich schreiben. Toller Zufall, dich einfach so zu treffen. Komm, lass uns einen trinken gehen.«

»Würde ich gern. Aber ich muss zum Zug zurück.«

»Massig Zeit, Mensch. Der steht hier zwölf Minuten. Einer muss drin sein.«

Während er sein Gedächtnis weiter nach dem Namen seines alten Bekannten durchforschte, ging Tom mit ihm zum Bahnhofsausschank.

»Ich wohne fünfzehn Meilen außerhalb, weißt du. Bin extra wegen dem Zug hergefahren. Erwarte Viehfutter aus London. Nichts davon zu sehen … Na, auf dein Wohl!«

Sie tranken zwei Glas Whisky – sehr wohltuend nach der kalten Zugfahrt. Dann sagte Tom:

»So, war nett, dich zu treffen. Aber ich muss jetzt zum Zug zurück. Komm mit, ich stell dich meiner Frau vor.«

Doch als sie zum Bahnsteig kamen, war der Zug fort.

»So was aber auch. Verflixte Geschichte. Was willst du jetzt machen? Heute Abend fährt kein Zug mehr. Weißt du was, am besten übernachtest du bei mir und fährst morgen früh weiter. Wir können deiner Frau ja kabeln, wo du steckst.«

»Angela wird doch nichts passieren?«

»Ach was, Gott bewahre! Was soll einem in England schon passieren? Außerdem kannst du eh nichts machen. Gib mir ihre Adresse, und ich schicke ihr gleich ein Telegramm und sage ihr, wo du bist. Steig schon mal ins Auto, und warte auf mich.«

Am nächsten Morgen wachte Tom mit einem leicht unbehaglichen Gefühl auf. Er wälzte sich im Bett herum und betrachtete mit schläfrigem Blick das ungewohnte Mobiliar des Zimmers. Dann erinnerte er sich. Natürlich, er war verheiratet. Und Angela war mit dem Zug weitergefahren, und er hatte sich im Dunkeln viele Meilen zum Haus eines alten Bekannten mitnehmen lassen, an dessen Namen er sich nicht erinnern konnte. Bei ihrem Eintreffen war es Zeit zum Abendessen gewesen. Sie hatten Burgunder und Portwein und Brandy getrunken. Tatsächlich hatten sie ziemlich viel getrunken. Sie hatten sich an zahlreiche Internatsstreiche erinnert, an alle möglichen lustigen Anschläge auf Chemielehrer und an nächtliche Eskapaden im Londoner »43«. Wie hieß der Kerl bloß noch mal? Es war eindeutig zu spät, ihn jetzt noch zu fragen. Und überhaupt musste er los, zu Angela. Er nahm an, dass sie wohlbehalten in Tante Marthas Haus angekommen war und sein Telegramm bekommen hatte. Ein misslicher Auftakt der Flitterwochen – doch andererseits kannten er und Angela sich schon so lange … Es war ja nicht so, als ob das eine ganz frische Romanze wäre.

Kurz darauf klopfte es. »Die Jäger versammeln sich heute Morgen hier in der Nähe, Sir. Der Captain lässt fragen, ob Sie gern mitreiten würden.«

»Nein, nein! Ich muss sofort nach dem Frühstück aufbrechen.«

»Der Captain meinte, er könnte Ihnen mit einem Pferd aushelfen, Sir, und mit den passenden Sachen.«

»Nein, nein! Ausgeschlossen.«

Doch als Tom zum Frühstück hinunterkam und seinen Gastgeber dabei antraf, wie er eine Sattelflasche mit Kirschwasser füllte, zogen heimliche Fäden an seinem Herzen.

»Wir sind weiß Gott ein komischer Haufen. Alles rückt aus, der Pfarrer, die Bauern, alle möglichen Gäule. Aber meistens legen wir am Rand des Moors einen ganz ordentlichen Galopp hin. Zu schade, dass du nicht mitkommen kannst. Du solltest mal meine neue Stute ausprobieren, reitet sich phantastisch … vielleicht ein bisschen rassig für die ländlichen Verhältnisse hier …«

Ach, warum nicht? … Schließlich kannten er und Angela sich schon so lange … Es war ja nicht so, als ob …

Und zwei Stunden später galoppierte Tom bei stürmischem Wind wie ein Wilder über das übelste Jagdterrain auf den Britischen Inseln – abwechselnd Heide und Sumpf, durchsetzt mit Trittlöchern, Felsen, Gebirgsbächen und stillgelegten Kiesgruben. Die Hunde schwärmten den Hang gegenüber hinauf, die Stute lief tadellos, zu allen Seiten umstürmten ihn Bauernburschen auf zottigen kleinen Ponys, Anwaltsgattinnen auf kurzbeinigen Tinkern, pensionierte alte Kapitäne achtzehn Handbreit hoch im Sattel, Tierärzte und Pastoren, und keine Sorge beschwerte sein Herz.

Abermals zwei Stunden später saß er unter weniger glücklichen Umständen allein in der Heide, zu allen Seiten umgeben vom geschlossenen Horizont der leeren Moorlandschaft. Er war abgestiegen, um einen Gurt enger zu schnallen, und als er daraufhin über einen Hang galoppierte, um das Feld wieder einzuholen, war seine Stute in einen Kaninchenbau getreten, gestürzt, gefährlich dicht an ihm vorbei über den Boden gerollt und dann, als sie sich wieder aufgerappelt hatte, in forschem Tempo Richtung Stall gekantert, während er noch nach Luft schnappend auf dem Rücken lag. Jetzt war er ganz allein in einer wildfremden Gegend. Er kannte weder den Namen seines Gastgebers noch dessen Adresse. Er stellte sich vor, wie er von Dorf zu Dorf stapfte und fragte: »Können Sie mir die Adresse eines jungen Mannes sagen, der heute Morgen jagen war? In Eton hat er im Butcher’s House gewohnt!« Zudem fiel Tom plötzlich ein, dass er verheiratet war. Natürlich kannten er und Angela sich schon so lange … Doch es gab Grenzen.

 

Abends um acht schleppte sich ein müder Geselle in die freundlich erleuchtete Gaststube des Royal George Hotel in Chagford. Er trug durchnässte Reitstiefel und zerrissene und schmutzige Kleidung. Er war fünf Stunden lang durchs Moor geirrt und hatte Hunger. Er bekam kanadischen Käse, Margarine, Büchsenlachs und dunkles Flaschenbier vorgesetzt und zum Schlafen ein großes Messingbett, das quietschte, wenn er sich bewegte. Dennoch schlief er bis zum nächsten Morgen um halb elf.

Der dritte Tag der Flitterwochen begann verheißungsvoller. Eine trübe Sonne schien ein wenig. Steif und zerschlagen am ganzen Körper, zog Tom die immer noch klammen Reitsachen seines unbekannten Gastgebers an und erkundigte sich nach einer Verbindung zu dem fernen Dorf, wo Tante Marthas Haus stand und wo Angela ihn bestimmt sorgenvoll erwartete. Er telegrafierte ihr: »Ankomme heute Abend. Werde alles erklären. Kuss«, und machte dann ausfindig, wann die Züge gingen. Es gab genau einen Zug am Tag, der am frühen Nachmittag fuhr und ihn nach dreimal Umsteigen spätabends in einem nahegelegenen Bahnhof absetzte. Hier stieß er auf das nächste Hindernis. Im Dorf gab es keinen Wagen zu mieten. Das Haus seiner Tante war acht Meilen entfernt. Ab sieben Uhr gab es keine Telefonverbindung mehr. Nach seiner Tagesreise in den feuchten Sachen zitterte und nieste er. Offensichtlich war eine böse Erkältung im Anzug. An einen Marsch von acht Meilen durch die Dunkelheit war gar nicht zu denken. Er verbrachte die Nacht im Wirtshaus.

Bei Anbruch des vierten Tages konnte Tom nicht mehr sprechen und war nahezu taub. In diesem Zustand las ihn der Fahrer auf, um ihn zu dem Haus zu befördern, das ihm so freundlich für seine eine Flitterwoche überlassen worden war. Hier wurde er mit der Nachricht empfangen, dass Angela früh am Morgen abgereist war.

»Mrs. Watch bekam ein Telegramm, Sir, in dem stand, Sie hätten einen Jagdunfall gehabt. Sie war recht ungehalten, da sie mehrere Freunde zum Mittagessen eingeladen hatte.«

»Aber wo ist sie hin?«

»Die Adresse stand auf dem Telegramm, Sir. Es war dieselbe Adresse wie bei Ihrem ersten Telegramm … Nein, Sir, das Telegramm haben wir nicht aufgehoben.«

Angela war also zu seinem Gastgeber in der Nähe von Exeter gefahren; na, sie konnte ganz gut auf sich selbst aufpassen. Tom fühlte sich viel zu elend, um sich Sorgen zu machen. Er ging schnurstracks zu Bett.

Der fünfte Tag ging in apathischem Jammer dahin. Tom lag im Bett und blätterte teilnahmslos in den paar Büchern, die seine Tante in den fünfzig Jahren ihres kernigen Frischluftdaseins zusammengetragen hatte.

Am sechsten Tag meldete sich sein Gewissen. Vielleicht sollte er etwas wegen Angela unternehmen. Daraufhin gab der Butler zu bedenken, der Name in der Innentasche der Reitjacke sei wahrscheinlich der von Toms einstigem und Angelas jetzigem Gastgeber. Nachforschungen im Adressbuch der Gegend klärten die Sache vollends. Er schickte ein Telegramm:

»Geht es dir gut? Erwarte dich hier. Tom«, und erhielt die Antwort:

»Bestens. Dein Freund himmlisch. Komm doch dazu. Angela.«

»Im Bett schwer erkältet. Tom.«

»Tut mir leid Schatz. Sehen uns in London oder soll ich kommen. Lohnt sich kaum oder. Angela.«

»Sehen uns in London. Tom.«

Natürlich kannten Angela und er sich schon sehr lange …

 

Zwei Tage später trafen sie sich in der kleinen Wohnung, die Mrs. Watch in der Zwischenzeit für sie hergerichtet hatte.

»Ich hoffe, du hast das ganze Gepäck mitgebracht.«

»Ja, Schatz. Wie herrlich, zu Hause zu sein!«

»Morgen wieder ins Büro.«

»Ja, und ich muss hundert Leute anrufen. Ich habe mich noch gar nicht für die letzte Ladung Geschenke bedankt.«

»Hattest du’s gut dort?«

»Nicht schlecht. Was macht deine Erkältung?«

»Ist besser. Was machen wir heute Abend?«

»Ich habe versprochen, Mama zu besuchen. Dann habe ich mich mit deinem Freund aus Devon zum Essen verabredet. Er ist mit mir in die Stadt gekommen, um Viehfutter zu besorgen. Ich dachte, die Höf‌lichkeit verlangt, dass ich ihn einlade, nachdem ich bei ihm zu Gast war.«

»Unbedingt. Aber ich glaube, ich werde nicht mitkommen.«

»Nein, würde ich auch nicht an deiner Stelle. Ich habe ihr lauter Sachen zu erzählen, die dich bloß langweilen würden.«

Nach dem Besuch erklärte Mrs. Trench-Troubridge: »Ich fand, Angela sah heute Abend entzückend aus. Die Flitterwochen haben ihr gutgetan. Sehr vernünftig von Tom, mit ihr keine anstrengende Reise auf den Kontinent zu unternehmen. Man sieht ihr an, dass sie sich gut erholt hat. Dabei sind die Flitterwochen ja oft eine schwierige Zeit, besonders nach der ganzen Hochzeitshektik.«

»Was hat es mit diesem Cottage in Devon auf sich, das sie sich nehmen wollen?«, fragte ihr Gatte.

»Nicht nehmen, Liebling, sie bekommen es umsonst. Nicht weit vom Haus eines ledigen Freundes von Tom entfernt, wie es scheint. Angela meinte, es wäre ideal für sie, wenn sie hin und wieder mal Abwechslung braucht. Sie können ja wegen Toms Arbeit nie richtig Ferien machen.«

»Sehr vernünftig, wirklich sehr vernünftig«, sagte Mr. Trench-Troubridge und sank in einen leichten Schlummer, wie es um neun Uhr abends seine Gewohnheit war.

Ausflug ins wirkliche Leben

I

Der Portier des »Espinoza« kommandiert die wohl klapprigste Taxiflotte von ganz London. Er ist ein imposanter Mann; wer sich auf militärische Ehrenzeichen versteht, kann von seiner Brust eine Geschichte von Heldentum und Abenteuer ablesen: Auf der dreifachen Ordensspange versinken Burenfarmen in Asche, stürmen fanatische Krausköpfe ins Paradies, schauen hochnäsige Mandarine zu, wie ihr Porzellan zerschmettert und ihre feinste Seide zerrissen wird. Sowie er nur die Eingangsstufen des »Espinoza« hinuntergeht, steht Ihnen gleich ein Gefährt zu Diensten, das so verrückt ist wie sämtliche Feinde des großen Königreichs zusammen.

Eine halbe Krone in den weißen Baumwollhandschuh, denn Simon Lent ist zu müde, um nach Wechselgeld zu verlangen. Er und Sylvia kauern sich auf gesprungenen Federn zwischen zugigen Fenstern eng zusammen. Es war ein unbefriedigender Abend gewesen. Sie hatten bis zwei Uhr an ihrem Tisch gesessen. Doch Sylvia hatte nichts trinken wollen, weil Simon gesagt hatte, er sei pleite. Sie hatten also fünf oder sechs Stunden nur so dagesessen, mal stumm, mal streitend, und hin und wieder einen lustlosen Gruß mit einem vorüberkommenden Paar getauscht. Simon setzte Sylvia vor ihrer Haustür ab; ein Kuss, linkisch dargeboten und kühl entgegengenommen; dann zurück in die Mansardenwohnung über einer durchgehend geöffneten Werkstatt, wofür Simon sechs Guineen die Woche bezahlte.

Vor seiner Tür wurde gerade eine Limousine abgespritzt. Er quetschte sich um sie herum und stieg die schmale Treppe hinauf, über die früher einmal Stallknechte vor Sonnenaufgang pfeifend zu den Ställen hinuntergepoltert waren. (Weh den jungen Männern, die da in Marställen wohnen! Weh dem halbentflammten Junggesellen, der da von 800 Pfund im Jahr leben muss!) Auf seinem Nachttisch lag ein kleiner Stapel Briefe, die heute Abend angekommen waren, als er sich gerade umzog. Er zündete seine Gaslampe an und begann, die Briefe zu öffnen. Schneiderrechnung 56 Pfund, Trikotagen 43 Pfund; eine Erinnerung, dass sein Klubbeitrag für dieses Jahr noch nicht bezahlt war; seine Abrechnung vom »Espinoza« mit einem Zusatz, dass die Regeln – monatliche Barzahlung – strikt einzuhalten seien und ihm kein weiterer Kredit gewährt werden könne; die Bank hatte bei einer Prüfung ihrer Bücher festgestellt, dass er mit seinem letzten Scheck sein Konto um 10 Pfund 16 Shilling über das ihm zugestandene Limit hinaus überzogen hatte; das Finanzamt wollte nähere Angaben über seine Beschäftigten und deren Löhne haben (Mrs. Shaw, die ihm für viereinhalb Shilling täglich das Bett machte und den Orangensaft auf den Tisch stellte); kleine Rechnungen für Bücher, Brille, Zigarren, Haarwasser und Sylvias letzte vier Geburtstagsgeschenke. (Weh den Geschäften, die junge Männer, wohnhaft in Marställen, bedienen!)

Die weitere Post stand dazu in krassem Gegensatz. Eine Verehrerin aus Fresno in Kalifornien schickte ein Kistchen Dörrfeigen; zwei junge Damen schrieben, sie verfassten für die literarischen Gesellschaften ihrer Colleges Abhandlungen über sein Werk, und ob er ihnen bitte ein Foto schicken könne; Zeitungsausschnitte, die ihn als einen »beliebten«, »brillanten«, »kometenhaft erfolgreichen« und »beneidenswerten« jungen Romancier bezeichneten; von einem gelähmten Journalisten die Bitte um ein Darlehen von 200 Pfund; eine Einladung zum Mittagessen von Lady Metroland; sechs Seiten schlüssig formulierter Schmähungen aus einem Irrenhaus im Norden Englands. Denn obschon keiner, der in Simon Lents Herz blicken konnte, die Wahrheit je erahnt hätte, war er auf seine Art und in seinen Grenzen ein recht berühmter junger Mann.

Der letzte Brief trug eine maschinengeschriebene Adresse, und Simon öffnete ihn mit wenig Hoffnung auf Erfreuliches. Im Briefkopf stand der Name eines Filmstudios in einem Londoner Vorort. Das Schreiben war kurz und geschäftsmäßig:

Lieber Simon Lent (eine Anredeform, die sich, wie er schon hatte feststellen können, im Schauspielgewerbe einer weiten Verbreitung erfreute),

haben Sie schon einmal daran gedacht, für den Film zu schreiben? Wir würden Ihre Meinung zu einem Skript wertschätzen, das wir gerade verfilmen. Vielleicht essen Sie morgen im Garrick Club mit mir zu Mittag und sagen mir, was Sie davon halten. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht, entweder bis morgen früh acht Uhr bei meiner Nachtsekretärin oder danach bei meiner Tagsekretärin.

Herzlich, Ihr

Darunter standen zwei mit Tinte und Feder geschriebene Wörter, die sich wie Jewee Mecceee lasen, gefolgt von der erhellenden Transskription (Sir James Macrae).

Simon las den Brief zweimal. Dann rief er bei Sir James Macrae an und teilte der Nachtsekretärin mit, dass er die Mittagsverabredung am nächsten Tag wahrnehmen werde. Er hatte kaum aufgelegt, als das Telefon klingelte.

»Sir James Macraes Nachtsekretärin am Apparat. Sir James würde sich sehr freuen, wenn Mr. Lent noch heute Abend zu ihm nach Hampstead kommen könnte.«

Simon sah auf die Uhr. Es war fast drei. »Hm … es ist schon ziemlich spät, um heute Abend noch so einen weiten Weg auf sich zu nehmen …«

»Sir James schickt Ihnen einen Wagen.«

Simon war gar nicht mehr müde. Während er auf den Wagen wartete, klingelte wieder das Telefon. »Simon«, sagte Sylvias Stimme, »schläfst du schon?«

»Nein; ehrlich gesagt, will ich gerade ausgehen.«

»Simon … sag mal, war ich heute Abend hässlich zu dir?«

»Ekelhaft.«

»Na ja, ich fand dich aber auch ekelhaft.«

»Ist ja egal. Bis demnächst.«

»Willst du dich nicht mit mir unterhalten?«

»Kann leider nicht. Ich habe zu tun.«

»Simon, wie meinst du das?«

»Kann ich dir jetzt nicht erklären. Draußen wartet ein Wagen auf mich.«

»Wann sehen wir uns – morgen?«

»Also, ich weiß es nicht so genau. Ruf mich morgen früh wieder an. Gute Nacht.«

Fünfhundert Meter weiter legte Sylvia den Hörer auf, erhob sich von dem Kaminvorleger, auf dem sie es sich in Erwartung einer zwanzigminütigen intimen Aussprache bequem gemacht hatte, und kroch todtraurig ins Bett.

 

Simon rollte durch leere Straßen in Richtung Hampstead. Er lehnte sich angenehm erwartungsvoll im Fond des Wagens zurück. Bald fuhren sie den steilen kleinen Hügel hinauf und kamen auf ein offenes Anwesen mit Fischteich und fernen Baumwipfeln, die in der Dunkelheit so schwarz und unergründlich aussahen wie ein Dschungel. Der Nachtbutler ließ ihn in das niedrige georgianische Haus ein und führte ihn in die Bibliothek, wo Sir James Macrae in ingwerfarbenen Knickerbockern vor dem Kamin stand. Ein Tisch war zum Abendessen gedeckt.

»’n Abend, Lent. Nett, dass Sie gekommen sind. Muss meine Geschäfte erledigen, wann ich gerade Zeit habe. Kakao oder Whisky? Nehmen Sie einen Happen Kaninchenpastete, die ist recht gut. Komme selbst seit dem Frühstück zum ersten Mal dazu, was zu essen. Seien Sie so lieb, und läuten Sie nach etwas mehr Kakao. So, und weswegen wollten Sie mich sprechen?«

»Äh, ich dachte, Sie wollten mich sprechen.«

»So, wollte ich? Wird schon stimmen. Miss Bentham weiß da sicher Bescheid. Sie hat den Termin arrangiert. Sie könnten mal mit dem Glöckchen da auf dem Schreibtisch läuten, ja?«

Simon läutete, und augenblicklich erschien die adrette Nachtsekretärin.

»Miss Bentham, weswegen wollte ich Mr. Lent sprechen?«

»Das weiß ich leider nicht, Sir James. Miss Harper ist für Mr. Lent zuständig. Als ich heute Abend zum Dienst kam, fand ich nur eine Notiz von ihr, ich soll so bald wie möglich einen Termin arrangieren.«

»Pech«, sagte Sir James. »Dann müssen wir warten, bis Miss Harper morgen früh kommt.«

»Ich glaube, es hatte etwas mit Schreiben für den Film zu tun.«

»Sehr wahrscheinlich«, sagte Sir James. »Muss irgend so was sein. Ich lasse es Sie unverzüglich wissen. Nett, dass Sie reingeschaut haben.« Er stellte seine Kakaotasse hin und streckte mit ungespielter Herzlichkeit die Hand aus. »Gute Nacht, mein Lieber.« Er läutete nach dem Butler. »Sanders, ich wünsche, dass Benson Mr. Lent nach Hause fährt.«

»Bedaure, Sir. Benson ist eben zum Studio gefahren, um Miss Grits abzuholen.«

»Pech«, sagte Sir James. »Aber Sie werden schon irgendwo ein Taxi oder so was kriegen.«

II

Simon kam um halb fünf ins Bett. Um zehn nach acht klingelte neben seinem Bett das Telefon.

»Mr. Lent? Hier ist Sir James Macraes Sekretärin. Sir James’ Wagen wird Sie um halb neun abholen und ins Studio bringen.«

»So schnell bin ich aber gar nicht fertig.«

Nachdem sie einen Moment schockiert geschwiegen hatte, sagte die Tagsekretärin: »Gut, Mr. Lent, ich will mal sehen, ob sich eine andere Regelung treffen lässt, und rufe Sie in ein paar Minuten noch einmal an.«

In der Zwischenzeit schlief Simon wieder ein. Dann weckte ihn erneut das Telefon, und dieselbe unpersönliche Stimme sprach zu ihm:

»Mr. Lent? Ich habe mit Sir James gesprochen. Sein Wagen holt Sie um Viertel vor neun ab.«

Simon zog sich hastig an. Mrs. Shaw war noch nicht da, folglich fiel das Frühstück aus. Er fand noch etwas ausgetrockneten Kuchen im Küchenschrank und aß gerade davon, als Sir James’ Wagen kam. Er nahm ein Stück, immer noch kauend, mit hinunter.

»Das hätten Sie nicht mitzubringen brauchen«, sagte eine schneidende Stimme aus dem Wageninneren. »Sir James hat Ihnen Frühstück mitgeschickt. Rasch, steigen Sie ein; wir sind spät dran.«

In der Ecke saß, in Decken gehüllt, eine junge Dame mit flottem rotem Hut; sie hatte strahlende Augen und einen sehr strengen Mund.

»Sie sind Miss Harper, nehme ich an?«

»Nein, ich bin Elfreda Grits. Wir arbeiten zusammen an diesem Film, soviel ich weiß. Aber ich war die ganze Nacht mit Sir James auf, und wenn Sie nichts dagegen haben, schlafe ich jetzt rasch zwanzig Minuten. Da in dem Korb auf dem Boden finden Sie eine Thermosflasche Kakao und etwas Kaninchenpastete.«

»Lebt Sir James eigentlich nur von Kakao und Kaninchenpastete?«

»Nein, das ist der Rest vom Abendessen. Hören Sie bitte auf zu reden. Ich möchte schlafen.«

Simon verschmähte die Kaninchenpastete, goss sich aber etwas von dem dampfenden Kakao in den metallenen Deckel der Thermosflasche. Miss Grits richtete sich in ihrer Ecke zum Schlafen ein. Sie nahm den flotten roten Hut ab und legte ihn zwischen sie auf den Sitz, verschleierte ihre Augen mit blauschattierten Lidern und gestattete dem strengen Mund, sich entspannt ein wenig zu öffnen. Ihr platinblonder windgezauster Kopf pendelte mit den Bewegungen des Wagens hin und her, während sie zwischen den zu- und auseinanderstrebenden Straßenbahngeleisen stadtauswärts fuhren. Ziegelfassaden lösten den Stuck ab, den Kachelwänden der U-Bahn-Stationen folgten solche aus Beton; unbebaute Grundstücke tauchten auf, und frisch gepflanzte Bäume säumten namenlose Alleen. Genau fünf Minuten vor ihrer Ankunft im Studio schlug Miss Grits die Augen auf, puderte sich die Nase, legte etwas Rot auf die Lippen, setzte den Hut schief auf den Kopf, richtete sich kerzengerade auf und war bereit für einen neuen Tag.

 

Sir James war auf dem Gelände bei der Arbeit, als sie ankamen. In der weißglühenden Hölle führten zwei junge Leute ein unendlich langweiliges Gespräch an einem Gestell, das wohl ein Restauranttisch sein sollte. Hinter ihnen tanzte lustlos ein Dutzend ausgemergelter Paare in Abendkleidung. Am anderen Ende der riesigen Halle waren ein paar Zimmerleute dabei, die Fassade eines Tudorhauses aufzubauen. Männer mit Augenschirmen flitzten hinein und hinaus. Überall hingen Schilder: »Nicht rauchen.« »Nicht sprechen.« »Starkstromkabel – nicht berühren.«

Miss Grits zündete sich unter Missachtung der Verbote eine Zigarette an, trat mit dem Fuß irgendeinen elektrischen Apparat aus dem Weg, sagte laut: »Er ist beschäftigt; aber wenn er mit dieser Szene durch ist, wird er sich wohl um uns kümmern«, und verschwand durch eine Tür, auf der »Kein Zutritt« stand.

Kurz nach elf Uhr fiel Sir James’ Blick auf Simon. »Nett, dass Sie gekommen sind. Kann nicht mehr lange dauern«, rief er ihm zu. »Mr. Briggs, holen Sie einen Stuhl für Mr. Lent.«

Um zwei Uhr erinnerte er sich seiner wieder. »Schon was zu essen gehabt?«

»Nein«, sagte Simon.

»Ich auch nicht. Kommt gleich.«

Um halb vier kam Miss Grits zu ihm und meinte: »Also bisher war’s ein leichter Tag. Glauben Sie ja nicht, es ginge bei uns immer so leger zu. Hier gegenüber ist eine Kantine. Kommen Sie mit, was essen.«

An einem schier endlosen Büfett drängten sich Leute in allen möglichen Kostümen und Make-ups. Verhinderte Schauspielerinnen gaben müden Blicks Tee und hartgekochte Eier aus. Simon und Miss Grits verlangten Sandwiches und wollten gerade hineinbeißen, als ein Lautsprecher über ihren Köpfen plötzlich mit alarmierender Deutlichkeit verkündete: »Sir James Macrae bittet Mr. Lent und Miss Grits in den Konferenzraum.«

»Kommen Sie mit, schnell«, sagte Miss Grits. Sie scheuchte ihn durch die Schwingtür zurück über den Hof, ins Verwaltungsgebäude und eine Treppe hinauf bis vor eine solide Eichentür mit der Aufschrift: »Konferenz – nicht eintreten.«

Zu spät.

»Sir James ist fortgerufen worden«, sagte die Sekretärin. »Sie möchten bitte um halb sechs in seinem Büro im Westend sein.«

Wieder in die Stadt zurück, diesmal per U-Bahn. Um halb sechs meldeten sie sich in Piccadilly, wo sie auf ihrer Schnitzeljagd die nächste Spur fanden. Diese führte sie nach Hampstead. Um acht Uhr waren sie endlich wieder im Studio. Miss Grits zeigte keinerlei Erschöpfungssymptome.

»Nett vom Alten, dass er uns den Tag freigibt«, meinte sie. »In der Beziehung ist gut mit ihm arbeiten – nach Hollywood. Gehen wir was essen.«

Aber sie hatten kaum die Tür zur Kantine geöffnet und den warmen Hauch einer leichten Stärkung wahrgenommen, da ertönte schon wieder der Lautsprecher: »Sir James Macrae ruft Mr. Lent und Miss Grits in den Konferenzraum.«

Diesmal kamen sie nicht zu spät. Sir James saß am Kopfende eines ovalen Tischs, umgeben von seinen verschiedenen Direktoren. Er hatte noch den Mantel an, sein Kopf hing herunter, die Ellenbogen waren auf den Tisch gestützt und die Hände im Nacken verschränkt. Seine Getreuen verharrten in mitfühlendem Respekt. Wenig später sah er auf, schüttelte sich kurz und lächelte freundlich.

»Schön, dass Sie da sind«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich nicht eher Zeit für Sie hatte. Gibt so viele Kleinigkeiten, um die man sich bei so einer Arbeit kümmern muss. Schon zu Abend gegessen?«

»Noch nicht.«

»Schlecht. Essen muss der Mensch. Man kann nur mit Hochdruck arbeiten, wenn man genug isst.«

Simon und Miss Grits nahmen Platz, und dann erklärte Sir James seinen Plan. »Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen Mr. Lent vorstellen. Seinen Namen kennen Sie sicher schon, der eine oder andere von Ihnen vielleicht auch sein Werk. Also, ich habe ihn gerufen, damit er uns hilft, und hoffe, dass er mitmacht, wenn er unseren Plan kennt. Ich will einen Film über Hamlet machen. Die Idee finden Sie jetzt sicher nicht sehr originell – aber beim Film kommt es immer auf die Herangehensweise an. Ich will eine ganz neue Herangehensweise. Darum habe ich Mr. Lent zu uns gebeten. Ich möchte, dass er uns die Dialoge schreibt.«

»Aber«, wandte Simon ein, »hat das Stück denn nicht schon Dialoge genug?«

»Ah, Sie verstehen meine Herangehensweise nicht! Es gibt eine Menge Shakespeare-Produktionen in moderner Kleidung. Nun werden wir ihn in moderner Sprache produzieren. Wie kann man vom Publikum erwarten, dass es Shakespeare genießt, wenn es mit den Dialogen vorn und hinten nichts anfangen kann? Ich habe neulich mal in dem Stück gelesen, und nicht mal ich habe was begriffen. Da habe ich sofort gesagt: ›Was das Publikum braucht, ist die Schönheit von Shakespeares Gedanken und Charakteren, aber übersetzt in die Umgangssprache.‹ Nun, und da war unser Mr. Lent hier natürlich der Mann, der sich mit seinem Namen dafür geradezu anbot. Die hochkarätigsten Kritiker haben Mr. Lents Dialogstil schon gelobt. Ich stelle mir das nun so vor, dass Miss Grits ihm als Beraterin zur Seite steht, was Fortgang der Handlung und Technik angeht, und beim Text hat Mr. Lent völlig freie Hand …«

Der Vortrag dauerte eine Viertelstunde; dann nickten die Direktoren weise; Simon wurde in einen andern Raum geführt und bekam einen Vertrag zur Unterschrift vorgelegt, wonach er ein Pauschalhonorar von 50 Pfund die Woche sowie 250 Pfund Vorschuss bekommen sollte.

»Sie sollten die Arbeitszeiten mit Miss Grits so vereinbaren, wie sie Ihnen am besten passen. Ich erwarte eine erste Fassung Ende der Woche. Und wenn ich Sie wäre, würde ich jetzt was essen gehen. Essen muss der Mensch.«

Leicht benommen taumelte Simon zur Kantine, wo zwei apathische Blondinen gerade Feierabend machten.

»Wir machen hier seit vier Uhr morgens Dienst«, sagten sie, »und die da oben haben bis aufs Nougat sowieso schon alles aufgegessen. Tut uns leid.«

An einem Riegel Nougat lutschend, fand Simon sich in dem nun ausgestorbenen Studio wieder. Rechts und links und vor ihm ragten in beängstigender Vollständigkeit die Marmormauern des Filmrestaurants in die Höhe; gleich neben ihm stand eine Flasche Champagnerimitation, noch in ihrem Kübel mit dem inzwischen geschmolzenen Eis; über ihm dehnte sich die endlose Finsternis von Gebälk und Decke.

»Das wirkliche Leben«, sagte Simon bei sich, »die Welt der Tat … der Puls des Lebens … Geld, Hunger … Realität

 

Andernmorgens wurde er mit den Worten geweckt: »Zwei junge Damen warten auf Sie.«

»Zwei?«

Simon zog seinen Morgenmantel über und ging mit einem Glas Orangensaft ins Wohnzimmer. Miss Grits nickte freundlich.

»Wir hatten ausgemacht, dass wir um zehn anfangen«, sagte sie. »Aber das ist eigentlich egal. Anfangs werde ich Sie nicht oft brauchen. Das ist Miss Dawkins, eine unserer Stenotypistinnen. Sir James dachte, Sie würden vielleicht eine brauchen. Miss Dawkins ist Ihnen also bis auf weiteres zugeteilt. Er schickt Ihnen auch zwei Exemplare von Hamlet. Wenn Sie aus dem Bad kommen, lese ich Ihnen meine Notizen für unsere erste Fassung vor.«

Aber das sollte nicht sein; noch ehe Simon sich angezogen hatte, war Miss Grits in einer dringenden Angelegenheit ins Studio zurückgerufen worden.

»Ich rufe Sie an und sage Ihnen, wann ich frei bin«, sagte sie.

Den ganzen Vormittag diktierte Simon Briefe an alle Leute, die ihm so in den Sinn kamen; alle begannen mit: »Entschuldige, dass ich diesen Brief diktiere, aber ich bin im Moment so beschäftigt, dass ich für Privatkorrespondenz kaum Zeit habe …« Miss Dawkins saß ehrerbietig vor ihrem Stenoblock. Er nannte ihr Sylvias Telefonnummer.

»Könnten Sie mal diese Nummer anrufen und Miss Lennox einen Gruß von mir bestellen? Ich würde gern im »Espinoza« mit ihr zu Mittag essen. Und bestellen Sie dort für Viertel vor zwei einen Tisch für zwei Personen.«

»Schatz«, sagte Sylvia, als sie sich trafen, »warum warst du denn gestern den ganzen Tag weg, und wer war heute früh diese Stimme am Telefon?«

»Ach, das war Miss Dawkins, meine Stenotypistin.«

»Simon, was redest du da?«

»Ach, weißt du, ich bin zum Film gegangen.«

»Schatz. Gib mir eine Rolle!«

»Also, um Besetzungen kümmere ich mich im Augenblick wenig – aber ich werde an dich denken.«

»Menschenskind, hast du dich in zwei Tagen verändert!«

»Und ob!«, antwortete Simon überaus selbstzufrieden. »O ja, das habe ich. Sieh mal, ich bin zum ersten Mal mit dem wirklichen Leben in Berührung gekommen. Die Romanschreiberei gebe ich auf. Das war sowieso nur dummes Zeug. Das geschriebene Wort ist tot – erst die Papyrusrolle, dann das gedruckte Buch, jetzt der Film. Der Künstler darf nicht mehr für sich allein arbeiten. Er ist Teil der Zeit, in der er lebt; er muss (wenn auch natürlich in ganz anderen Dimensionen, meine liebe Sylvia) allwöchentlich seine Lohntüte in Empfang nehmen wie der Proletarier. Lebensnahe Kunst erfordert das entsprechende soziale Umfeld. Kooperation … Koordination … der Herdentrieb der Gesellschaft auf ein einziges Ziel gelenkt …«

In diesem Stil fuhr Simon noch eine Weile fort, währenddessen er ein Mittagsmahl von Dickens’schen Dimensionen verzehrte, bis Sylvia mit kläglichem Stimmchen meinte: »Ich glaube, du hast dich in so eine grässliche Filmdiva verknallt.«

»O Gott«, stöhnte Simon, »so geschmacklos kann doch nur eine Jungfrau sein.«

Sie waren drauf und dran, mit einer ihrer endlosen Streitereien zu beginnen, als der Page meldete, dass Miss Grits die Arbeit unverzüglich wiederaufzunehmen wünsche.

»So heißt sie also«, sagte Sylvia.

»Wenn du nur wüsstest, wie komisch du bist«, erwiderte Simon, während er die Rechnung mit seinen Initialen abzeichnete und den Tisch verließ, an dem Sylvia sich noch mit Handschuhen und Handtasche abmühte.

 

Aber wie es so ging, wurde er Miss Grits’ Liebhaber, noch ehe die Woche um war. Es war ihre Idee. Sie schlug es ihm abends in seiner Wohnung vor, als sie gerade die Reinschrift der endgültigen Version ihrer ersten Fassung korrigierten.

»Nein, wirklich!«, rief Simon entsetzt. »Nein, wirklich! Das wäre völlig unmöglich. Tut mir leid, aber …«

»Wieso? Mögen Sie keine Frauen?«

»Doch, aber …«

»Ach, komm schon«, sagte Miss Grits energisch. »Viel Zeit bleibt uns nicht fürs Amüsement …« Und als sie später das Manuskript in ihren Diplomatenkoffer packte, meinte sie: »Das müssen wir wiederholen, wenn wir Zeit haben. Außerdem lässt sich viel leichter mit einem Mann arbeiten, wenn man eine affaire mit ihm hat.«

III

Drei Wochen lang arbeiteten Simon und Miss Grits (im Stillen hieß sie für ihn trotz aller folgenden Intimitäten immer noch so) in ungetrübter Harmonie zusammen. Sein Leben lief in völlig neuen Bahnen. Er lag morgens nicht mehr im Bett und bereitete sich finster brütend auf den Tag vor; er sagte nicht mehr jeden Morgen: »Ich muss raus aufs Land und dieses Buch vollenden«, um sich dann doch allabendlich wieder zurück in dieselbe Stadtwohnung zu schleichen; er saß nicht mehr mit Sylvia beim Abendessen und stritt sich gleichgültig mit ihr; vorbei war es mit den lustlosen Aussprachen am Telefon. Stattdessen prägte unberechenbare Abwechslung seinen Alltag. Alle Augenblicke wurde er telefonisch zu Konferenzen gerufen, die dann meist nicht stattfanden – mal nach Hampstead, mal in ein Studio, einmal nach Brighton. Lange Arbeitsstunden verbrachte er damit, in seinem Arbeitszimmer auf und ab zu gehen, während Miss Grits an der anderen Wand in die entgegengesetzte Richtung lief, beide diktierend, korrigierend, Szenen umstellend, und Miss Dawkins gehorsam zwischen ihnen saß. Gegessen wurde zu den unmöglichsten Zeiten und zwischendurch stürmisch und unsentimental mit Miss Grits ins Bett gegangen. Er aß unregelmäßig und die unwahrscheinlichsten Sachen, kutschierte in Sir James’ Wagen durch die Vorstädte und diktierte irgendwo in einem verlassenen Winkel zwischen Kulissen, die dafür gebaut schienen, den Zusammenbruch der Zivilisation zu überleben, auf und ab gehend der auf Requisiten kauernden Miss Dawkins. Er tat es Miss Grits gleich, indem er ab und an in eine todesähnliche Bewusstlosigkeit sank, um beim Erwachen erschrocken festzustellen, dass um ihn herum eine Straße, eine Wüste oder Fabrik entstanden war, während er schlief.

 

Der Film machte derweil rapide Fortschritte, wuchs täglich um weitere Szenen, veränderte sich vor ihren Augen auf hundert unerwartete Weisen. Jede Konferenz brachte eine radikale Änderung der Handlung. Miss Grits las mit präziser, immer gleicher Stimme die Früchte ihrer Arbeit vor. Sir James saß da, den Kopf in die Hände gestützt, wiegte sich sacht hin und her und machte hin und wieder einem leisen Stöhnen oder Wimmern Luft; um ihn herum saßen die Experten für Produktion, Regie, Besetzung, Drehbuch, Schnitt und Finanzen, strahlten und warteten begierig auf eine Gelegenheit, des großen Mannes Aufmerksamkeit mit irgendeiner treffenden Bemerkung auf sich zu lenken.

»Also«, sagte Sir James dann, »ich finde, das können wir so machen. Irgendwelche Vorschläge, meine Herren?«

Worauf eine Pause eintrat, bis die Experten, einer nach dem andern, schließlich ihre Beiträge abzuliefern begannen … »Ich habe mir gedacht, Sir, dass es vielleicht nicht gut ist, die Handlung nach Dänemark zu verlegen. Das Publikum hat wenig Sinn für Ausländisches. Könnten wir die Geschichte nicht in Schottland spielen lassen – da ließen sich ein paar Kilts und Clanversammlungen einbauen …«

»Ein sehr vernünftiger Vorschlag. Notieren Sie sich das mal, Lent …«

»Ich finde, wir sollten die Figur der Königin weglassen. Besser, sie ist schon tot, wenn die Handlung einsetzt. Sie hält nur alles auf. Und das Publikum wird’s nicht gern haben, wenn er so über seine Mutter herzieht.«

»Ja, notieren Sie sich das, Lent.«

»Wie wär’s denn, Sir, wenn statt des Königs die Königin als Geist erscheint …«

»Ja, notieren Sie sich das, Lent …«

»Fänden Sie es nicht auch besser, Sir, wenn Ophelia Horatios Schwester wäre? Ich meine, das wäre doch pikanter, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Ja, notieren Sie sich das …«

»Ich finde, wir verlieren in den Schlussszenen das Wesentliche aus dem Auge. Immerhin ist das doch in allererster Linie eine Gespenstergeschichte …«

Und so erreichte die anfänglich so simple Geschichte ungeahnte Ausmaße. In der zweiten Woche machte sich Sir James – wenn auch zugegeben erst nach langer Debatte – die Idee zu eigen, das Stück mit der Handlung von Macbeth zu verschmelzen. Simon war anfangs gegen diesen Vorschlag, aber die drei Hexen lockten dann doch zu sehr. Der Titel wurde in Die weiße Frau von Dunsinane abgeändert, und er und Miss Grits hatten eine Woche unvorstellbare Arbeit damit, das gesamte Textbuch umzuschreiben.

IV

Das Ende kam plötzlich wie alles in dieser erstaunlichen Episode. Die dritte Konferenz fand in einem Hotel in New Forest statt, wo Sir James sich zufällig gerade aufhielt; die Experten waren stehenden Fußes per Eisenbahn, Auto und Motorrad angereist und waren müde und lustlos. Miss Grits las die neueste Textbuchfassung vor; das nahm eine Weile in Anspruch, denn es hatte jetzt das Stadium eines »weißen Skripts« erreicht, praktisch drehfertig. Sir James blieb länger als gewöhnlich in Gedanken versunken sitzen. Als er endlich den Kopf hob, sprach er nur ein einziges Wort:

»Nein.«