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Inhaltsverzeichnis

MANESSE BIBLIOTHEK DER WELTLITERATUR
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
VORWORT ZUR ERSTEN AUSGABE
ANMERKUNGEN
NACHWORT
Copyright

VORWORT ZUR ERSTEN AUSGABE

In Erinnerung an meine Mutter60

 

 

Dieses Buch gehört dir.

Damals, als du noch bei Kräften und glücklich warst, unternahmen wir einmal eine«Wunschwanderung »durch die Straßen der Stadt, wie wir es in meiner Jungenzeit oft zu tun pflegten, wenn es dämmerte. Wir zeigten auf all die Sachen in den Schaufenstern, die wir uns wünschten, wir teilten uns all die Herrlichkeiten, die nicht uns gehörten, und stritten um sie. An jenem Tag blieben wir auch vor dem Fenster eines Buchhändlers stehen. Du lasest die Titel der Bände und sagtest:«Wenn du dann einmal ein Buch schreibst, musst du meinen Namen darauf setzen.»

Und später, als du schon krank warst und wir wie so oft durch die gelichtete Allee des«Hains»spazierten – du hattest die späte Septembersonne so nötig –, da nahmst du meine Hand, und du sagtest mit einer Stimme voller Angst und Zärtlichkeit:«Wenn ich dann tot bin und du, mein Junge, ein Künstler geworden bist, wirst du dann dafür sorgen, mir versprechen, dafür zu sorgen, dass sie mich nicht ganz – nicht ganz vergessen?»

Und du weintest, Mutter, weil du sterben musstest.

Worum du mich batest, vergaß ich nicht.

Jetzt setze ich deinen Namen auf dieses Buch. Ich weiß, dass es deiner Liebe so wenig würdig ist wie deines Herzens oder deines Geistes. Doch die Erzählung wuchs in mir in Erinnerung an dich und den Ort, wo du mich geboren hast. Bis zu deinem Tod nanntest du ihn deine Heimat.

Friedlose Zeiten und fremde Mächte verwüsteten bald das lichte Fleckchen, wo du dich wohl und geborgen fühltest, wo du in Freude und bei Sonnenschein hättest leben sollen. So wie die Feinde über unsere alte Wohnstätte hereinbrachen, so brach das Unglück bald über uns herein. Und jetzt, da du schon lange tot bist, setze ich deinen Namen auf dieses Buch über die Zeit der Niederlage und unser verlorenes Zuhause.

 

Diese Erzählung wird gespeist von den Erinnerungen an mein erstes Zuhause.

Bis vor wenigen Jahren glaubte ich, nur drei deutliche und bleibende Erinnerungen an diese meine erste Zeit zu besitzen. Es waren drei Bilder, und meine Mutter stand in allen im Mittelpunkt. Ich sehe, wie Mutter in der großen Wohnstube in Adserballig61 schwarz gekleidet am mittleren Fenster saß, stumm, unbeweglich und ziemlich bleich, die weißen Hände in ihrem Schoß. Sie sprach nicht und weinte nicht. Uns Kinder ängstigte wohl die ungewohnte Trauer, und wir zupften an Mutter und fragten. Aber sie schob unsere Hände beiseite, als schmerze es sie, wenn diese auch nur ihr Kleid berührten.

Dies war die erste Erinnerung an meine Kindheit. Ich glaube, die nächste wäre ungefähr dem darauffolgenden Jahr zuzuordnen. Zusammen mit meiner Mutter liefen wir – meine Schwester und ich – einen Weg entlang und über eine Wiese, dass ich kaum mitzuhalten vermochte. Wir kamen an einen grünen Hügel und stiegen hinauf. Wir erblickten unsere Kirche, andere Kirchen und viele Häuser, die ich noch immer im Grün vor mir liegen sehe. Mutter nahm mich auf den Arm, und sie zeigte auf einen Ort nach dem anderen, bis sie wieder schwieg und nur immerfort weinte. Mich setzte sie ins Gras, während sie über das grüne Land hinwegstarrte  – in meinen späteren Kinderjahren schien mir, dass wir an jenem Tag über die ganze Insel sehen konnten.«Mutter, Mutter», sagte ich immer wieder,«warum weinst du?»

« Weil wir abreisen», antwortete sie.

Am folgenden Tag verließen wir unser Zuhause.

Die letzte Erinnerung steht damit in engem Zusammenhang. Wir waren in Horsens62, wo ich als Junge meinte, wir wären arme Leute, weil in der Stadt die Zimmer so viel kleiner waren und wir niemals Besuch hatten. Es war Abend oder Nacht, und es stürmte. Mutter kroch zitternd zu Bruder Aages Wiege – sie muss schnell aus ihrem Bett gesprungen sein, denn ich sehe sie im Nachthemd mit dem langen Haar, umringt von ihren Mädchen aus Als und uns, die wir schrien. Alle Türen standen offen und klapperten, und auch ein Fenster. Die Mädchen zitterten, sodass sie uns kaum auf dem Arm halten konnten – wir hatten fast nichts an.

Von der Straße her hörte man das Getrampel vieler eiliger Füße und bange Hornsignale.

« Was ist das – was ist das denn, Mutter?», schrien wir.

« Das sind die Dänen, die flüchten», sagte Mutter mit ihrer gefrierenden Stimme, und wir heulten laut auf, während die Mädchen aus Als wie zwei Hunde wimmerten und wir von der Straße her unablässig Leute hörten, die liefen und liefen, und die Truppen, die flohen, und Hörner von fern und Hörner von nah – durch den Sturm hindurch.

Ich glaube, dass dieses eine Bild von Flucht, Chaos und Schande ausreichte, um mein ganzes Leben zu prägen. Noch heute spüre ich in meiner Feder die Angst dieser Minuten, wenn ich Zusammenbruch, Vernichtung, Tod und Ruin schildern soll. Schon in meiner allerersten Arbeit war dieser Eindruck stark genug, um Worte zu finden, die«sitzen».63 Und später kleidete sich derselbe Eindruck ein ums andere Mal in Bilder des Ruins – bis zu jenem Tag, als er die Macht ganz übernahm und im vorliegenden Buch vollständig ausgeformt werden wollte.

Wie verhielt es sich im Ganzen mit diesen drei Erinnerungen, die sich in meinem Hirn festsetzten? Ist ihnen das nur deshalb gelungen, weil sie auf drei bereits vorbereitete Schichten meines Gemüts trafen? Oder haben sie sich – ungewöhnlich wie sie waren – eigenmächtig gebildet und die unauflöslichen Knoten im beginnenden Gefühlsleben geknüpft?

Sicher ist eines: Leitmotiven gleich entdecke ich sie bis zum heutigen Tag in meinen Büchern. Ich bin überzeugt, dass die schwarz gekleidete Trauernde in der Stube von Adserballig  – als schwarz gekleidete Alabasterstatue sah ich sie später – den Keim zu Nina Høg und Katinka Bai64 in sich birgt. Dieser Eindruck hat deren stumme Trauer und Resignation geboren.

Ebenso tiefe Spuren hinterließ jene erste Abreise. Aufbruch, Auflösung des Heims, Wegzug und Abschied melden sich schmerzlich in allen Schilderungen – in diesem Buch bildet die Bitterkeit des Abschieds nur den Auftakt.

Vor allem aber finde ich überall – in Stoffen, Darstellung und Stil – dort, wo ich schrieb und was ich schrieb: den Lärm, das Tempo, den Schrecken jener Fanfaren, die die Truppen zur Flucht aus Horsens riefen.

 

Diese drei Erinnerungen waren, wie gesagt, bis vor einigen Jahren die einzigen, die mein Hirn aus der allerfrühesten Kindheit bewahrt zu haben schien. Aber im Ausland brachen andere durch. Und zwar als ich mich mit dem Entwurf von Stuck beschäftigte.

Jeder Künstler weiß, welche Kniffe sich ein Künstlerhirn ausheckt, um ihn, wenn er den Plan eines Werks entwirft oder mit dessen Gestaltung beginnt, von dem Vorhaben abzubringen. Es ist dies das seltsamste Doppelspiel von der Welt – das zwischen dem Künstler und seinen heuchlerischen Nerven, die aus Angst vor der bevorstehenden Mühsal seinen Plan mit tausend Kunstgriffen zu vereiteln suchen. Es ist ein ewiges gegenseitiges Überlisten, wie bei zwei pfiffigen Spielern, die beide wissen, dass der andere trickst. Nicht nur jagt das Hirn dem Künstler über Wochen beim bloßen Anblick eines Pinsels, eines Spachtels oder der Tinte einen unbezwingbaren Schrecken ein. Nein, das Hirn verwirrt ihn, indem es Stürme von fremden Bildern und Erinnerungen, die seinen Plan nicht betreffen, hervorruft. Es belagert ihn mit Einfällen und plötzlichen Entwürfen, deren Fata Morgana ihm als sichere Küste der fernen Vollendung erscheint.

Während eines solchen Duells zwischen dem Willen des Urhebers und dem Widerstand des Hirns, sich unter das Joch eines künstlerischen Plans zu beugen – gerade da geschah es, dass ein Gewimmel von Erinnerungen an das Zuhause auf der Insel Als hervorbrach.

Plötzlich sah ich Orte, Gesichter und Personen mit ihrem Gestus und Ausdruck, ich hörte Geräusche und Klänge und spürte sogar die Luft. Wie aus einem Dunkel, das sich langsam verflüchtigte und wich, eroberte ich mein erstes Heim zurück – und das gegen meinen Willen, denn ich wünschte doch, einer ganz anderen Sphäre, einem anderen Bereich anzugehören.

Dieser Ort, den ich vor dem Krieg verlassen und den ich fünfundzwanzig Jahre lang nicht wiedergesehen hatte, lag schließlich ausgebreitet vor mir, mit jedem Steg, mit jedem Busch in unserm Garten, jedem Zimmer und jeder Tapete in unserm Haus. Und ich fand das Dorf wieder mit den Höfen, wie sie dalagen, den Wegen mit ihren Hecken, dem Kirchplatz, der Schmiede am kleinen Teich und der Schule, deren Bewohner ich wieder sah.

Und seitdem wollten mich diese Erinnerungen nicht mehr loslassen. Sie riefen weitere herbei. Sie nahmen Fleisch und Blut an. Und so wie sie beim ersten Mal plötzlich aus Schichten des Gedächtnisses jenseits des Bewusstseins hervorbrachen, so haben sie sich in Regionen meines Wesens, deren Existenz für mich im Dunkeln liegt, langsam, aber sicher und immer sicherer, unwiderstehlich just zu einem Bild des verlorenen und verwüsteten Heims vereint. Fanfarenstöße und fliehende Menschen bestimmen den Rhythmus dieses Buchs.

 

Eines will ich hier sagen.

Die Geburtsgeschichte eines Buchs wird vielen absolut gleichgültig sein. Es dürfte auch nicht an jenen mangeln, die sagen, dass ich all das nur erzähle und fabuliere, um das verehrte Publikum einmal mehr selbstzufrieden mit meinem vortrefflichen Ich zu unterhalten. Oder, dass ich versuche, die meinem Gedächtnis erwachsene Geschichte ins Relief zu setzen, indem ich mit der Deutlichkeit und angeblichen Klarheit meiner Erinnerungen posiere.

Aber das ist mitnichten so.

Ich weiß nur zu gut, dass die Deutlichkeit, die die Erinnerungen für mich haben, dem Leser völlig gleichgültig ist. Er beurteilt das Kunstwerk einzig nach dem Vermögen dieser Erinnerungen, ihn – durch das Werk – zu beeinflussen und zu überzeugen. Es ist vielleicht nicht allzu klug, ein Buch auseinanderzunehmen, um zu zeigen, was darin und dahinter steckt. Ein jedes Stück Kunst sollte möglichst frei stehen und für sich selbst sprechen.

Es wäre aber, wie ich glaube, für den Psychologen interessant, wenn die Autoren hin und wieder über die Geburt und die Wege ihrer Arbeit informierten und versuchten, die Prozesse des Hirns, die ihre Hervorbringungen lenken, zu kontrollieren, und es erhellte auch das Wesen der Kunst viel eher als gewisse, erst kürzlich erneut entbrannte ästhetische Diskussionen.

Vielleicht bekäme man so mehr als nur einen Fingerzeig, um im Halbdunkel des Seelenlebens ein jähes und fernes Licht zu entzünden.

 

Kritik und Publikum beklagten eine nicht hinnehmbare Unruhe der Darstellung und das Personengewühl in Stuck. Im vorliegenden Roman war ich bestrebt, die Unruhe einzudämmen und die Zahl der Personen zu beschränken.

Inwieweit mir das aber tatsächlich geglückt ist, wage ich nicht zu beurteilen. Unruhe und Vielfalt gründen, wie ich glaube, in der Sichtweise, die niemand verändern kann. So sehe ich es nun einmal. Ich sehe meine Personen nur in einer Abfolge von Bildern, und nur in einer Abfolge von Situationen höre ich sie sprechen. Oftmals muss ich stundenlang warten, bis sie mit einem Blick, einer Bewegung oder einem Wort ihre wirklichen Gedanken preisgeben, die ich nur erahnen kann, genauso wie ich die Gedanken lebender Menschen, mit denen ich Umgang pflege, erahnen muss.

Wenn ich mich aber nicht anstrenge, um die eine kurze Situation, in der ich sie sehe, die Bewegung, die kleine Bewegung, die sie verrät, den Tonfall, der sie entblößt, um das alles so lebendig, quicklebendig wie das Leben selbst zu machen – wie kann ich da zu überzeugen hoffen?

« Lebendig»machen, das ist das schwierige – und sicherlich oft verfehlte – Ziel. Aber das Lebendige ist doch Bewegung und Vielfalt.

Vielfalt ist unerlässlich. Tatsächlich kann man die Schule, in der Tine wohnt, nicht losgelöst von ihrer Nachbarschaft schildern. Durch die Fenster und Türen dringen die Stimmen der Nachbarn. Ihr Leben vermischt sich mit dem Leben der Schule. Wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird, werfen die Geschehnisse in der Schule Wellen über den Platz bis zum Wirtshaus und zur Schmiede, und die dortigen Angelegenheiten ihrerseits werfen Wellen zurück, sodass, um das Leben in der Schule zu verstehen, auch jenes im Wirtshaus und der Schmiede berücksichtigt sein will. Selbst jenseits der Felder, wo sich der Horizont schließt, selbst dort wollen wir wissen, dass sich das Leben fortsetzt und dass gelebt wird – ein rollender Wagen, ein bellender Hund, ein Lied, das in der Ferne erklingt, erzählen uns davon, erzählen und erinnern uns daran.

Damit diese Schule eine Illusion des Lebens schafft, müssen wir ihre Umgebung fühlen: Wir müssen die Insel Als bevölkern. Überqueren denn keine Reisenden die Kreuzung bei der Schule? Fahren nicht hunderte Wagen an der Schule vorbei auf ihrem Weg zu hunderten Heimen und hunderten Leben? Nun gut – wir müssen diese Reisenden fühlen. Ihr Kommen und Gehen, ihre Fragen, Grüße und Antworten – auch sie haben am Leben der Schule teil und gehören dazu.

Wie kann da bei all dieser Bewegung die Unruhe umgangen werden? Fängt denn – ganz im Gegenteil – nicht gerade die Unruhe diese endlose Bewegung ein, die man anstrebt? Und dann dies: dass sich der Leser«wegen des einen nicht das andere merken kann» – was macht das schon, wenn sich nur der Gesamteindruck in großen Zügen aus der Unruhe, aus der er geschaffen wurde, herauskristallisieren konnte.

Nur Vielfalt und Bewegung können mir ein Abbild des Lebens geben. Sie sind die Mittel, die ich nicht aufgeben kann. Hoffentlich gelingen mir noch Fortschritte bei der Nutzung dieser Mittel. Aber tausendfältig sind die Schwierigkeiten einer Kunst, die dem Leben direkt ins Auge blickt, und deren großer, deren letzter Ehrgeiz es ist, dieses Lebendige, dieses unbegreifliche und unbegriffene, dieses sich beständig verändernde Leben, festzuhalten.

 

Du batest mich, Mutter, darum besorgt zu sein, dass sie dich nicht ganz vergessen.

Jetzt ist meine Jugend vorbei, und alles, was ich in zehn Jahren schrieb, um zu leben, und schrieb, um zu schreiben, scheint mir mitunter so unendlich fern zu liegen und so unendlich klar zu sein.

Zwei stritten sich in all diesen Worten – und ihr Streit wird wohl nie ganz beendet werden: meine alte Familie und du, die du, neu und fremd, in sie eingetreten bist. Du trugst ihren Namen mit begeisterter Hingabe. Du liebtest ihn so wie ich. Ein Jahrhundert lang brachte diese Familie Staatsmänner hervor, die das Land nicht vergessen wird, berühmte Ärzte, die Generation auf Generation die größten und beliebtesten des Nordens waren. Aber später wurden ihre Söhne Pastoren, da sie in Ohnmacht fielen, wenn sie Blut sahen, und untätige Taugenichtse, deren leere Hirne künstlich entflammt werden mussten.

Du erzähltest mir oft von der Ehre unserer Familie. Einer ihrer großen Ärzte hinterließ mir die Erzählung von all ihren Irrwegen und Krankheiten. Er wollte – zur Belehrung – die Fäden der Familiengeschichte verknüpfen.65

Meine Familie hat mich in meiner Jugend wohl sehr, sehr geprägt.

Aber auch du, Mutter, hast das Deine beigetragen.

Stella Høg und Nina, Fräulein Agnes und Frau Katinka66 – das ist dein Blut. In diesen Gestalten lebst du, und nur du allein. Sie sind Kinder deiner Freude und Kinder deiner Sorge. Sie haben dein Gesicht und deine Stimme. Sie lieben und leiden mit deinem Herzen. Sie gingen jung ins Grab wie du und mit deinem Kummer.

Und wenn sie leben sollten – selbst wenn es nur wenige Jahre sind –, so lange wirst du nicht vergessen sein.

Auf dieses Buch setze ich deinen Namen als eine Erinnerung an die helle Zeit und dieses Zuhause, das wie hinter einer Tür aufleuchtet, die schnell geschlossen wird. Als die friedlose Zeit über unser altes Haus kam, kamen bald das Unglück und der Tod zu uns.

Herman Bang

ANMERKUNGEN

1

Herluf Berg, der Bangs Initialen trägt, tritt im Roman Stuck (1887) als fallierender Kopenhagener Theaterdirektor auf. In Stuck beschließt Bang einen Rückblick auf Herlufs glückliche Kindheit auf der Insel Als (dt. Alsen) mit jener Abschiedsszene, mit der Tine einsetzt:«Sie [Tine] lief neben dem Wagen her und streckte die Hand über das Spritzleder hinein. Dann begann Herluf zu weinen.»

2

Herr Peder: Lied aus der romantischen Tragödie Das Haus des Svend Dyring (1837) von Henrik Hertz (1798–1870). – Fure-See (Furesø): Dänemarks tiefster See nordwestlich der Hauptstadt. – Flieg, Vogel, flieg über Fure-Sees Wogen (1826), Gedicht von Christian Winther (1796–1876), Melodie von J.P.E. Hartmann. – Im Königshain: Lied aus dem Vaudeville Ein Sonntag auf Amager (1848), Text und Melodie von Johanne Luise Heiberg (1812–1890).

3

Theodor Fontane berichtete 1864 in der Kreuz-Zeitung aus Fredericia über bildliche Darstellungen der von den Dänen 1849 und 1850 über die Schleswig-Holsteiner errungenen Siege.«Große Ölbilder entstanden: der Sieg bei Fredericia am 6. Juli 1849, die Schlacht bei Idstedt am 25. Juli 1850.»Unverzeihlich fand es Fontane,«dass diese Bilder in Pariser Kunst-Anstalten, in großem Format und mit Aufwand bedeutender Kosten, tausendfältig lithographiert und mit dänischer, französischer und englischer Unterstützung in alle Welt hinaus verbreitet wurden. Das Bitterste aber war und blieb, dass man den Schleswig-Holsteinern […] diese Bilder beständig unter die Nase hängte, sodass überall im Lande, wo dänische Offiziere ihr Billard spielten oder zu Tische saßen, die Deutschen sicher sein durften, ihr Glas Wein angesichts der sämtlichen dänischen Siege von 1849 bis 1850 trinken zu müssen.»

4

Begräbnischoral von Ämilie Juliane Reichsgräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt (1637–1706), ins Dänische übersetzt u. a. von N. F. S. Grundtvig (vgl. Anm. 23) 1845; in Kapitel 10 zitiert.

5

Im Korrekturexemplar ließ Bang an dieser Stelle einen Freiraum sowie die Anweisung an den Verleger, in der Königlichen Bibliothek den«grässlichsten Gassenhauer»über den Tod Frederiks VII. zu suchen und einzusetzen.

6

Adam Gottlob Oehlenschläger (1779–1850), dän. Nationaldichter der Romantik.

7

Bang zitiert im Folgenden den Bericht der nationalliberalen Zeitung Dagbladet, 20. Dezember 1863. Frederik VII., letzter dän. König aus dem Hause Oldenburg, starb am 15. November 1863 auf Schloss Glücksborg. Sein Leichnam wurde nach Kopenhagen überführt und am 2. Dezember im Dom zu Roskilde, der Grabstätte der dän. Monarchen, beigesetzt.

8

Axel in Oehlenschlägers Axel und Valborg (1810), Königin Zoë in seiner Tragödie Die Wäringer in Konstantinopel (1827).

9

Ein Kartenspiel.

10

Whist mit Strohmann: Whist zu dritt; Robber: im Whist eine Tour von zwei Partien.

11

Frederik Paludan-Müller (1809–1876), dän. Schrifsteller. Sein bekanntestes Werk ist der Versroman Adam Homo (1841–1848).

12

Früher waren in dän. Landbezirken die Küster oftmals zugleich als Lehrer tätig.

13

Die Familie Kjærbølling auf der Insel Als diente Bang als Modell der Familie Bølling. Ein Familienmitglied gründete den Kopenhagener Zoo und verfasste eine Ornithologia Danica (1851).

14

Bekannter Weihnachtschoral von Bernhard Severin Ingemann (1850).

15

Von Hofbuchdrucker Ernst Henrich Berling 1749 gegründet, war die Berlingske Tidende um die Mitte des 19. Jh. mit einer Auflage von 8000–9000 Exemplaren Dänemarks größte Zeitung. Regierungsnah, bis 1854 konservativ, danach ein Jahrzehnt lang moderat nationalliberal, schließlich Organ der Konservativen Partei.

16

Die Ballade von Aage und Else fand in Oehlenschlägers Nachdichtung aus der Tragödie Axel und Valborg auch Eingang in Schulgesangbücher.

17

3. Strophe des Liedes Es gibt ein liebliches Land von A. G. Oehlenschläger (vgl. Anm. 6), das bis heute als dän. Nationalhymne dient.

18

Heimstatt unverheirateter Töchter des dän. Adels.

19

Das Lied von Laurids Kok (1634–1691) mit einer Melodie von Poul Edvard Rasmussen, das den Bau des Danewerks schildert und Dänemark preist, war während der Schleswigschen Kriege populär.

20

Kanevas – von griech. Kannabis (Hanf) – ist ein netzartiges Gewebe, das als Grundstoff für Handarbeiten dient.

21

Bustrup (dt. Busdorf), heute in Schleswig-Holstein. Auf dem Gemeindegebiet finden sich Siedlungsreste des größten skand. Handelsplatzes der Wikingerzeit, Haithabu. 1848 wurde die Schlacht bei Schleswig nahe Bustrup geschlagen. Gefechte am 3. Februar 1864. – Mysunde (dt. Missunde), heute in Schleswig-Holstein. Fontane 1865 in der Kreuz-Zeitung:«Missunde! welch oft genannter Name in dem langen Kampfspiel zwischen Dänemark und Deutschland. Hier, wo die breite Schlei plötzlich eine Schmälung macht, war von der Natur seit ältester Zeit der Ort vorgezeichnet, wo die angreifenden Deutschen, wenn sie das Danewerk […] nicht in der Fronte erstürmen wollten, die Umgehung in der Flanke versuchen mussten.»Die Stellung gehörte zum Ostflügel der Danewerk-Anlage. Hier hatten die Dänen 1850 die Schleswig-Holsteiner zurückgeschlagen, am 2. Februar 1864 wehrten sie einen Angriff der Preußen ab, hier floss das erste Blut.

22

In der Schlacht bei Isted (dt. Idstedt) nordwestlich der Stadt Schleswig besiegten am 25. Juli 1850 40 000 Dänen 34 000 Schleswig-Holsteiner. 845 Dänen und 534 Schleswig-Holsteiner fielen.

23

Der nach dem Pfarrer und Dichter N. F. S. Grundtvig (1783–1872) benannte Grundtvigianismus war eine kirchliche Strömung und zugleich eine volkstümlich-nationale Kulturbewegung, die in Dänemarks ländlichen Regionen jahrzehntelang einen starken Einfluss ausübte.«Erst Mensch, dann Christ»war eine der Parolen Grundtvigs, der ein«frohes Christentum »propagierte. In den von Grundtvig initiierten Volkshochschulen verbrachten Schülerinnen und Schüler aus dem ländlichen Milieu einige Monate freiwillig und ohne Examenszwänge. Die Volkshochschule war keine Paukanstalt. Gepflegt wurden vielmehr die Kunst der freien Rede, die Erzählung, das Gespräch – kurzum«das lebendige Wort».

24

Bei Frederits besiegten die Dänen am 6. Juli 1849 die Schleswig-Holsteiner.

25

Hans Helgesen (1793–1858), dän. Offizier, zeichnete sich im Krieg 1848–1850 aus.

26

Olaf Rye (1791–1849), dän. Generalmajor, spielte eine entscheidende Rolle beim Sieg der Dänen in Fredericia, der die Belagerung der Stadt durch die Schleswig-Holsteiner beendete. Dabei fiel er. Vor dem Ausbruch aus der Stadt soll er sich folgendermaßen an die Soldaten gewandt haben:«Jäger! Ihr seid meine Avantgarde. Die verschanzte Linie des Feindes soll genommen werden. Ihr kennt den Feind, und ihr kennt mich. Sie muss genommen werden! Und jetzt vorwärts marsch im Namen des Herrn!»

27

Friderich Adolph Schleppegrell (1792–1850), dän. Generalmajor, fiel in der Schlacht bei Isted (vgl. Anm. 22). Grundtvig (vgl. Anm. 23) würdigte seinen Tod in einem Gedicht.

28

General Christian Julius de Meza (1792–1865) zeichnete sich im Krieg 1848–1850 aus. 1864 war er Oberbefehlshaber der dän. Streitkräfte. Er gab die Danewerk-Stellung auf, weil er einsah, dass sie nicht zu halten war, und wurde deshalb entlassen. Fontane beschreibt ihn 1865 im Morgenblatt für gebildete Leser so:«Er ist ein Mann in den Siebzigern, klein, gelb, schmächtig, mit einer gewissen Eleganz gekleidet, Spitzenmanschetten am Ärmel. Dänemark hat keinen besseren Soldaten, keinen begabteren Feldherrn, aber in erster Linie ist er eine künstlerisch angelegte, vornehme Natur […]. Die Kopenhagener haben ihn abgebildet, wie er vom Danewerk zurückreitet, ein Fortepiano vor sich, auf dem er spielt. Die späteren Untersuchungen gegen ihn haben klar erwiesen, dass die ihm anvertraute dänische Armee seiner im rechten Momente gegebenen Rückzugsordre einzig und allein ihre Rettung verdankt. Nur der eine Vorwurf trifft ihn, dass er die Danewerkstellung überhaupt für haltbar hielt oder sich doch das Ansehen gab, als ob er sie dafür halte.»

29

Patriotisches, antidt. Kriegsgedicht von Peter Faber, 1848 als Flugblatt gedruckt, Melodie von E. Hornemann. In Fredericia war 1858 das Denkmal des« tapferen Landsoldaten»von H. V. Bissen aufgestellt worden. Über diese«Kolossal-Figur»,«die, den Lorbeer in der Hand, triumphierend auf das zerschossene Geschütz des Gegners tritt», ärgerte sich Theodor Fontane in der Kreuz-Zeitung, da es sich dabei um«eine Demonstration gegen die Besiegten, ein Symbol des niedergeworfenen Schleswig-Holsteins»handele.

30

Im sogenannten Opfergang defilierten an hohen Feiertagen die Gläubigen durch den Chor und legten Geldspenden für den Pfarrer und den Küster auf den Altar. Dieser Brauch wurde 1920 abgeschafft.

31

«Hochwürden», heute nur noch als Titulatur für katholische Geistliche gebräuchlich, war früher auch eine Bezeichnung für hohe evangelische Würdenträger.

32

«Tyra Danebods Wall»: Danewerk-Festungsgürtel. Die angelsächs. Prinzessin Tyra Danebod (ca. 870 – ca. 930) wurde durch Heirat Gorms des Alten dän. Königin und soll das erste Danewerk erbaut haben.

33

1852 garantierten die europ. Mächte im Londoner Protokoll den dän. Gesamtstaat. Gleichzeitig wurde Prinz Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg zum dän. Thronfolger erklärt, sofern das Haus Oldenburg im Mannesstamm erlöschen würde, was zu erwarten war. 1863 folgte der Prinz als Christian IX. dem dank seines jovialen Wesens besonders bei der Landbevölkerung beliebten Frederik VII. auf dem Thron. Christian IX. sprach Dänisch mit dt. Akzent, weshalb er vorerst unpopulär war. Der Rückzug des Heeres vom Danewerk löste verbale Angriffe auf den König aus, dessen dän. Gesinnung infrage gestellt wurde. Später gelangte er als«Schwiegervater Europas»zu Ruhm und Ehre: Seine Töchter heirateten König Edward VII., Zar Alexander III. und Herzog Ernst August von Cumberland. Ein Sohn bestieg 1863 als Georg I. den griech. Thron.

34

Carl Ploug (1813–1894), Redakteur der führenden nationalliberalen Zeitung Fœdrelandet, agitierte für die Eiderpolitik und den Skandinavismus. In Gedichten forderte er die norw. und schwed. Studenten auf, Dänemark im Krieg gegen Preußen und Österreich zu unterstützen.

35

Politiker, deren Haltung in der Schleswigschen Frage von jener der dän. Regierung abwich. C. von Scheel-Plessen war Präsident der Holsteinischen Ständeversammlung und Anführer der Holsteinischen Opposition gegen die dän. Regierung, Anhänger des alten Gesamtstaates, 1867 erster preuß. Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein. – C. A. Bluhme, Verteidiger des Gesamtstaates, verwendete sich gegen die eiderdän. Verfassung von 1863, nach dem Krieg dän. Premierminister. – C. F. Blixen-Finecke, mit Christian IX. verschwägert, versuchte im Herbst 1863 durch einen Brief an Bismarck, den er von gemeinsamen Göttinger Studententagen her kannte, zwischen Preußen und Dänemark zu vermitteln.

36

Louise Rasmussen (1815–1874), Tochter eines ledigen Dienstmädchens, fand in der Ballettschule des Königlichen Theaters Aufnahme und wurde Tänzerin. In den 1830er-Jahren lernte sie den späteren König Frederik VII. kennen und wurde dessen Geliebte. In Kopenhagen etablierte sie sich als Modehändlerin. Nach Frederiks Thronbesteigung 1848 bezog sie das Schloss Christiansborg. Zur Baronin ernannt, nahm sie den Namen Danner an. 1850 heiratete sie der König in morganatischer Ehe. Während sie von Großbürgertum, Adel und Nationalliberalen gemieden wurde, erblickte die Partei der Bauernfreunde in der Verbindung des Königs das Symbol eines neuen volkstümlichen Zeitalters. Nach dem Tod des Königs 1863 lebte sie zurückgezogen.

37

Benannt nach der dän. Prinzessin Alexandra, die am 10. März 1863 den Prinzen von Wales und nachmaligen König Edward VII. heiratete. Sie stand, auch ihres Aussehens wegen, im Blickpunkt der Presse.

38

Benannt nach Friedrich von Wrangel (1784–1877), Oberbefehlshaber der preuß.-österr. Truppen, der aus Altersgründen rasch abgelöst wurde; bekannt für seinen derben Humor.

39

Der Schauspieler Max Eisfeld, mit dem Bang 1886/ 1887 zusammengelebt hatte, hieß mit bürgerlichem Namen Max Appel.

40

Nummer 2 war die berühmteste Schanze des Krieges von 1864. Sie vermochte als einzige den preuß. Beschuss vom Broagerland zu erwidern und wurde deshalb besonders gründlich zerstört. Als Artilleriekommandant von Schanze 2 zeichnete sich der dän. Kriegsheld Anker aus, der auf der Siegessäule in Berlin im Kampf gegen eine Übermacht abgebildet wurde.

41

In der Nacht des 6. Februar 1864 (in der Kapitel 2 dieses Romans spielt) räumten die Dänen das Danewerk kampflos.

42

Die engl. Pressekorrespondenten Auberson Herbert (in Tine als Mr Arboun) und William Hall verfolgten das Kriegsgeschehen vor Ort.

43

Vom 2. bis 17. April beschossen die Preußen die Düppel-Stellung von Broager (dt. Broacker) aus mit 68 000 Granaten. Die«Särge», wie die dän. Soldaten die Schanzen nannten, wurden schwer getroffen. Nachts mussten die Soldaten die Schäden beheben. Als das Oberkommando am 9. April neue Verhaltensregeln erbat, erhielt es von der Regierung die Anweisung, Düppel«bis zum Letzten»zu halten. Währenddessen gelang es den Preußen, ihre Angriffskolonnen unbemerkt bis 500 m an die Schanzen heranzuführen.

44

Fontane berichtet in Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864:«In der Mitte jeder Schanze stand ein Blockhaus und neben dem Blockhaus die wohlverwahrte Pulverkammer. […] Die Blockhäuser […] waren alle zu hoch angelegt und konnten deshalb, gegen alle Berechnung, von den Kugeln der Enfilier-Batterien auf Gammelmark getroffen werden. Es ist bekannt, dass gleich in den ersten Tagen nach Eröffnung des Bombardements eine Granate vierzig bis fünfzig Mann in Schanze 2 tötete und verwundete. Den Fehler in der Anlage unterm feindlichen Feuer wiedergutzumachen war wohl unmöglich.»

45

Preuß. Geschütze nahmen am 2. und 3. April die Stadt Sønderborg unter Feuer, um die Aufmerksamkeit der Dänen vom geplanten Übersetzen von Truppen nach Als abzulenken. Etwa ein Drittel der Stadt wurde dabei zerstört.

46

Warmes Bier wurde getrunken, um den Auswurf von Bronchialsekret zu fördern.

47

Pjaltenborg war der volkstümliche Name einer ärmlichen Kopenhagener Herberge, die 1850 abbrannte, was den Poeten Adolph von der Recke (1820–1887) animierte zu Einer neuen und lustigen Weise über Pjaltenborgs Brand, zur Aufmunterung und Warnung des niederen Stands zum vorsichtigen Umgang mit Feuer, Kerzen und Zündhölzern.

48

Text von Michael Rodevald Gjørup (1830–1915), Melodie von C. C. Møller.

49

Mit dem«Dunkelhäutigen»spielt Bang auf den Berichterstatter der Times, Antonio Gallenga, an.

50

Bibelzitate aus Jes 33, 2; 34, 4–6 und 34, 10.

51

2. und 3. Strophe von Martin Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott. Kantate von Johann Sebastian Bach, BWV 80.

52

Nach der Ballade Ritter Ro und Ritter Rap (1806) des dän. Schriftstellers Jens Baggesen (1764–1826).

53

Muntere Weise über einen brutalen Mord (1848) von Adolph von der Recke (1820–1867).

54

2 km westlich der Schanzen liegt die Anhöhe Avnbjerg, wo das preuß. Oberkommando das Gefecht verfolgte. – Am 17. März wurde ein dän. Gegenangriff auf Ragebøl (dt. Rackebüll) zurückgeschlagen.

55

Vgl. Mt 10, 29:«Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Doch fällt derselben keiner auf die Erde ohne euren Vater.»

56

Die«Grünen»gelten in Anspielung auf Lk 23, 31 als Sünder, die«dürres Holz»waren, doch als Büßer wieder lebendiges,«grünes Holz»wurden, d. h. von Sünden und Kirchenstrafen befreit. Sie durften im weißen Kleid zum Abendmahl schreiten.

57

Auf brit. Initiative begannen am 25. April 1864 in London Verhandlungen über Grenzen und Teilungslinien Schleswigs. Da die Dänen nicht bereit waren, ein Schiedsgericht zu akzeptieren, und auf der Grenze beim Danewerk bestanden, endete die Konferenz ergebnislos. Daraufhin wurde der Krieg wieder aufgenommen. Dänemarks Schicksal wurde in der Schlacht auf der Insel Als im Juni 1864 besiegelt. Preußen und Österreich besetzten ganz Jütland, worauf Dänemark im Frieden von Wien Holstein und Schleswig bedingungslos abtreten musste. Die weithin vergessene Schlacht auf der Insel Als, die auch in Tine unerwähnt bleibt, wurde erst 2010 durch einen Sachbuchbestseller von Tom Buk-Swienty dem dän. nationalen Gedächtnis zurückgewonnen.

58

Strophe 1 und 4 eines Begräbnischorals von Ämilie Juliane Reichsgräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt (vgl. Anm. 24).

59

Osterchoral Grundtvigs, 1858. Bang ersetzte das Wort« Osterlamm», das sich bei Grundtvig findet, durch das Wort«Opferlamm».

60

Bang war vierzehn, als seine Mutter, und achtzehn Jahre alt, als sein Vater starb.

61

Bang wurde 1857 als Pastorensohn in Adserballig (heute: Asserballe) auf der Insel Als, Herzogtum Schleswig, geboren, wo er die ersten sechs Lebensjahre verbrachte.

62

1863 wechselte Bangs Vater als Pastor in die Kleinstadt Horsens in Jütland.

63

In Bangs erstem Roman Hoffnungslose Geschlechter (1880) stirbt der Säugling Aage in der Wiege, während dän. Soldaten durch die Straßen von Horsens vor dem Feind fliehen.

64

Figuren in Bangs Romanen Am Weg (1886) und Hoffnungslose Geschlechter.

65

Bangs Urgroßvater und Großvater waren Mediziner, während sein Vater und weitere Verwandte als Pastoren wirkten. Der Großvater veröffentlichte 1848 die Schrift Om pathologiske Stamtavler (Über pathologische Stammtafeln) in der«Bibliothek for Læger»(«Bibliothek für Ärzte»).

66

Stella Høg und Nina: Figuren in Hoffnungslose Geschlechter, Fräulein Agnes und Frau Katinka: Figuren in Am Weg.