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Aus dem Leben eines Dopingdealers

STEFAN MATSCHINER
aufgezeichnet von Manfred Behr

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SPORTVERLAG

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Umschlag, Gestaltung, Satz: José Coll / Studio B.A.C.K.
Coverfoto: Johannes Kernmayer
Produktion: Christoph Loidl, Philipp Foltin
Korrektur: Thomas Lederer

Verlag: Sportverlag GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, A-1110 Wien
Vertrieb: Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH, Sulzengasse 2, A-1230 Wien
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook ISBN: 978-3-86413-128-8
ISBN: 978-3-95029-820-8

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Vorwort
Stefan Matschiner

Warum dieses Buch? Berechtigte Frage. Der Drang, ein entscheidendes Kapitel meines Leben aufzuarbeiten, Ballast abzuwerfen, endlich abzuschließen? Das Bemühen, der Öffentlichkeit die Augen zu öffnen, wie weit sich der Spitzensport von seinen Idealen entfernt hat? Ein Versuch, aus der eigenen, nach Ansicht des Gerichtes kriminellen Vergangenheit Kapital zu schlagen? Die Antwort liegt auf der Hand: Es ist eine Mixtur all dieser Motive. Und ich schäme mich für keines.

Klar sollte sich der eine oder andere Euro auf mein Konto verirren. Die österreichische Justiz hat schließlich alles dafür getan, dass ich eine Zahl ohne negatives Vorzeichen auf meinem Kontoauszug gar nicht mehr zu deuten wüsste. In der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten wird jedem ein zügiges und faires Verfahren garantiert. »Zügig« hieß in meinem Fall, dass zwischen dem Ende der Untersuchungshaft und dem ersten Verhandlungstermin fast 16 Monate vergingen. Obwohl nach spätestens drei oder vier Monaten alle Fakten auf dem Tisch gelegen waren. Die schleppende juristische Abwicklung zeitigte eher unangenehme Effekte bei meinen Versuchen, mir eine neue Existenzgrundlage zu schaffen. Egal, ob ich nach einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit Ausschau hielt oder wegen einer Starthilfe für mein Unternehmen bei der Bank vorstellig wurde – die Antwort war immer: »Sie sind unser Mann – sobald Ihr Verfahren abgeschlossen ist.«

Dabei wurde gerade dieses »Nachgehen einer geregelten Tätigkeit« bei meiner Entlassung aus der U-Haft mit Nachdruck gefordert. Ich konnte auf ein intaktes soziales Netz zurückgreifen, auf die Familie, auf Freunde, die mich nicht hängen ließen. Viele andere haben diesen Background nicht, werden fast notgedrungen wieder straffällig. Und wer es bis dahin nicht war, hat gute Chancen, es unter diesen Umständen zu werden.

Die Aufarbeitung meiner eigenen Vergangenheit entpuppte sich als wichtiger, wenngleich zum Teil schmerzlicher Prozess. Er beinhaltete das Eingestehen meines eigenen sportlichen Scheiterns und die Erkenntnis, an einer Menge Weggabelungen zielsicher die falsche Abzweigung genommen zu haben. Reue empfinde ich dennoch keine. Bedauern, dass ich über all die Jahre meine Familie sträflich vernachlässigt habe – ja. Aber Reue? Sicher nicht. Genau das hat die Richterin bei der Festsetzung des Strafmaßes als strafverschärfend gewertet. Was zu erwarten war – ich aber sah keinerlei Grund, ihr etwas vorzugaukeln. Ich hatte mit erwachsenen Menschen zu tun, mit mündigen Bürgern. Ich habe mich niemandem angebiedert, meine Kunden kamen auf mich zu, manche wollte ich mangels sportlicher Perspektive gar nicht betreuen, ließ mich dann aber nach dem x-ten Gespräch doch überreden. Oft auch deshalb, weil ich hoffte, über diesen und jenen Sportler auf Managementebene Kontakte zu anderen, auch sauberen AthletInnen zu bekommen. Denn, man mag es mir glauben oder nicht, das Beschaffen und Weitergeben von Dopingmitteln war nicht das Kerngeschäft der International Sports Agency, die ich Anfang 2004 ein zweites Mal gegründet hatte. Meine Vergangenheit als sportmedizinisch-pharmakologischer Betreuer erfüllt mich nicht mit Stolz, ich weine diesem Teil des Sportmanagementjobs keine Träne nach. Mein Tun hatte andererseits aber nichts, wofür ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt geschämt hätte. Demzufolge wird man in meiner Biografie keinen Versuch der Reinwaschung finden, nichts Beschönigendes oder gar Verklärendes. Zu wichtig war mir, mich zu befreien, mir alles von der Seele zu schreiben.

Dazu gehört, all jenen, die an der Wahrheit interessiert sind, die Augen zu öffnen, hinzuweisen auf die unüberbrückbare Kluft zwischen Sein und Schein im Hochleistungssport. Auf die Verlogenheit der Funktionärskaste, die in flammenden Ansprachen die hehren Ideale des Sports beschwört, aber, sobald die TV-Kameras abgeschaltet sind, tatenlos zusieht, wie diese achtlos mit Füßen getreten werden. Auf die allgegenwärtige Lüge, dass Fairplay eine relevante Kategorie an der Spitze der sportlichen Leistungspyramide darstellt. Auf die Parallelwelt Spitzensport, in der den Akteuren früher oder später alle Grenzen verschwimmen, jedes Unrechtsbewusstsein verloren geht, in der Dinge normal werden, die es mit Sicherheit nicht sind.

Begonnen habe ich mit der Erstellung des Manuskripts bereits während meiner Untersuchungshaft im »Grauen Haus«, der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Die Idee ist sogar noch älteren Ursprungs. »Irgendwann«, so dachte ich einige Male insgeheim, »irgendwann spreche ich diesen ganzen Wahnsinn auf einer langen Autofahrt in ein Diktiergerät und gebe es Manfred Behr. Der hat sich das mit seiner Hartnäckigkeit verdient.« Gut, dass ich es nicht getan habe, die gemeinsamen Marathonsitzungen in den Monaten nach meiner Enthaftung waren ungleich unterhaltsamer, das Frage-Antwort-Spiel eröffnete neue Blickwinkel, ich kramte viele Erinnerungen hervor, die längst verblasst waren, die mit Sicherheit der Vergessenheit anheimgefallen wären.

Bei aller (wohl zu spät entdeckten) Liebe zur Wahrheit: Dieses Buch befriedigt voyeuristische Triebe nur sehr bedingt. AthletInnen, die nicht zu ihrer Doping-Vergangenheit stehen (mussten), wurden mit Pseudonymen (im Text mit einem * gekennzeichnet) unkenntlich gemacht. Ich sehe es nun mal nicht als meine Aufgabe an, Existenzen zu gefährden, im schlimmsten Fall zu vernichten. Welchen Sinn hätte es, einzelne Sportler an den Pranger zu stellen und zum Abschuss freizugeben? Die selbst ernannten Wächter des Sports würden doch nur wieder etwas von »schwarzen Schafen« stammeln und den Rest der Sportwelt für weitgehend sauber erklären. Diese Realitätsverweigerer erinnern mich ein ums andere Mal an den Witz mit dem PKW-Lenker, der die falsche Autobahnauffahrt benützt und völlig verdutzt zu seinem Beifahrer sagt: »Schau mal, lauter Geisterfahrer!« Der Sport ist eine Weide voller schwarzer Schafe. Anstatt sie zu brandmarken, wäre es zielführender, sich der Realität zu stellen, zu verstehen, warum sich so viele ihrer weißen Weste entledigen, woran es in diesem System krank, wie man Anreize schaffen könnte, den Sport ein bisschen weniger unsauber zu machen. Letzteres wird schwer genug.

Im Idealfall soll dieses Buch zum Nachdenken anregen, Denkanstöße liefern, vielleicht sogar eine neue Form der Diskussion über das Thema Doping im Spitzensport in Gang setzen. Ohne Emotionen und ohne Tabus. Eine Diskussion, in der man sich aller Wechselwirkungen und Interessen bewusst werden sollte, die dem System Hochleistungssport immanent sind. In der es erlaubt sein muss, alles zu hinterfragen. Denn eines sollte klar sein. Auf ewig wird der Spitzensport so nicht weitermachen können. Wenn der Sport seinen mittlerweile zweifelhaften Ruf festigt, wenn Eltern noch mehr als ohnehin schon davor zurückscheuen, ihre Kinder Sportvereinen anzuvertrauen, dann wird das dramatische Auswirkungen haben. Auf das Sozialsystem, das Gesundheitssystem, auf unsere gesamte Gesellschaft.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei all jenen entschuldigen, die ich durch mein Handeln menschlich enttäuscht habe. Freunde, vor allem Familienmitglieder. Wenn ich den einen oder anderen nicht ins Vertrauen gezogen habe, bitte ich, mir das nachzusehen, es steckte keine Strategie dahinter, vermutlich hat sich einfach nicht die passende Situation ergeben.

Beruflicherseits möchte ich zwei Namen hervorheben. Erstens den Veranstalter des Peuerbacher Silvesterlaufes, Hubert Lang. Wir hatten ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis, das 2008 einer schweren Prüfung unterzogen wurde, als Athleten auf ihn Druck machten, keine Kenianer mehr aus meiner Agentur zu engagieren. Ich habe Hubert versichert, dass an all den Gerüchten rund um meine Person nichts dran ist. Wir vereinbarten schließlich, dass er Athleten von mir verpflichtet, ich als Manager aber offiziell nicht aufscheine. Danke für deine Courage, entschuldige, dass ich dir ins Gesicht gelogen habe!

Zweitens muss ich bei den Vertretern meines Leichtathletikvereines LCAV doubrava Abbitte leisten. 2008 wurde mir zum ersten Mal die Ehre zuteil, das Elite-Feld für die Attnanger Meile zusammenstellen zu dürfen. So wie 2009, zum 25-jährigen Jubiläum. Leider wurde meine Arbeit am 1. April, einen Monat vor dem Rennen, durch meine Verhaftung abrupt beendet. Ich hoffe, die Veranstaltung nicht geschädigt zu haben, und möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass Doping in einem der besten österreichischen Nachwuchsvereine der vergangenen drei Jahrzehnte zu keinem Zeitpunkt Thema war.

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»Kriminalpolizei! Aufmachen!«

Benson! Sitz! Uuund … bleib! Mein Großer Schweizer Sennenhund neigt zu Temperamentausbrüchen. Katzen, Spaziergänger, Briefträger oder nur das Läuten an der Eingangstüre – ihn vermag beinahe alles aus der Contenance zu bringen. Dass unser Haustier in den Morgenstunden des 31. März 2009 keine ruhige Minute hatte, kann ich aber auch heute noch gut nachempfinden. Ein Blick aus dem kleinen Toilettenfenster im oberen Stock meines Laakirchner Wohnhauses genügte, um zu erkennen, dass da etwas so gar nicht seinen gewohnten Gang nahm. Neun Männer vor dem Eingangstor, die ich erst nach und nach wahrnahm, weil sie sich hinter den Mistkübeln beziehungsweise hinter dem Hauseck versteckt hatten. An einem Dienstag, um 7.30 früh, in unserer Sackgasse, in die sich nur alle heiligen Zeiten das Auto eines Fremden verirrt. Das hatte was von Ausnahmezustand.

Es bedurfte nicht allzu viel detektivischer Kombinationsgabe, um mir den tieferen Sinn dieser Menschenansammlung zu erschließen. Diese neun Herren, das war mir sofort klar, gehörten zur Sonderkommission Doping des Innenministeriums, die im Januar 2009 gegründet worden war, um die Distributionskanäle der Dopinghändler im Breitensport, in den Kraftkammern und Fitnessstudios zu zerschlagen. Und um im Spitzensport aufzuräumen. Auftrag Nummer zwei dürfte die Beamten wohl zu mir geführt haben. Sie waren gekommen, um mir, der Spinne im Netz, wie mich die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnet hatte, das Handwerk zu legen. Die Begrüßung beseitigte die letzten Zweifel: »Herr Matschiner! Kriminalpolizei! Aufmachen!«

Unvorbereitet traf mich all das natürlich nicht. Einen Monat davor war, vermeintlich unbemerkt, ein Peilsender an der Bodenplatte meines Ford Kuga angebracht worden – wie auch am Ford Focus meiner Frau Sonia. Seither hatte ich das Gefühl, dass mein Mobiltelefon verrückt spielt. Es krachte, grammelte und in unschöner Regelmäßigkeit rissen die Gespräche – meist nach exakt vier Sekunden – überhaupt ab. Üblicherweise untrügliche Zeichen für den einen oder anderen ungebetenen Zuhörer. Zudem befand sich der frühere Sportdirektor für Langlauf und Biathlon im Österreichischen Skiverband (ÖSV), Walter Mayer, seit 22. März in Justizgewahrsam. Der Konnex zwischen ihm und mir war niemandem verborgen geblieben. Wir hatten auch nie auf Geheimhaltung Wert gelegt. Hinzu kam die Aussage von Lisa Hütthaler. Die im März 2008 positiv auf Dynepo getestete Triathletin hatte mich gegenüber den Ermittlungsbehörden nach rund siebenmonatiger Nachdenkpause als ihren Dopingbeschaffer geoutet. Und schließlich war da noch Bernhard Kohl, mein ehemaliger Schützling, der gefallene Radheld. Mir war klar, dass ich mich auf ihn wohl nicht mehr verlassen können werde, über den Grad seiner Kollaboration mit der Sonderkommission konnte ich zum damaligen Zeitpunkt aber nur mutmaßen.

Ich musste also auf jeden Fall mit einem Besuch der Behörden, aller Voraussicht nach sogar mit einer Festnahme rechnen. Diesen Moment wähnte ich bereits am 29. März gekommen, als ich nach meiner Rückkehr von einer Florida-Dienstreise im Zug von München nach Salzburg von deutschen Beamten in Zivil kontrolliert wurde. »Mein Gott, jetzt schaffe ich es nicht einmal mehr nach Hause«, schoss es mir ein. Ein Ausdruck meiner damaligen Verunsicherung, denn die Kontrolle stellte sich kurz darauf lediglich als Teil der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen im Zuge des NATO-Gipfels in Straßburg heraus.

Meine Nervosität hatte sich auch auf dem Flug von Tampa über Düsseldorf nach München bemerkbar gemacht. Üblicherweise hält es mich bei Transatlantikflügen kaum auf meinem Sitz, diesmal zog ich mir die Baseballmütze tief ins Gesicht und die Decke bis ans Kinn. Ich hatte schon beim Einsteigen ein riesiges Foto von mir in einer großformatigen deutschen Zeitung entdeckt ...

Zwei Tage nach diesen Schrecksekunden wurden meine Befürchtungen dann doch Realität. Noch am Vorabend hatte ich zu meiner Frau im Schlafzimmer gesagt: »Gut möglich, dass sie mich morgen in der Früh holen kommen. Ich glaube, wir sollten vielleicht noch …« Ich war mit dem morgendlichen Babydienst dran, war um sechs Uhr aufgestanden und hatte gerade unseren damals neun Monate alten Sohn Simon auf dem Arm, als die SOKO-Männer Einlass begehrten. »Was ist los?«, erwiderte ich ihre unmissverständliche Aufforderung, die Tür zu öffnen. Dabei blieb ohnehin wenig Spielraum für Interpretationen, zumal der Einsatzleiter mit dem Hausdurchsuchungsbefehl in der einen und dem Haftbefehl in der anderen Hand wedelte. »Schau, dass du das Kind abgibst«, hörte ich ihn als Nächstes sagen.

Der Moment der Festnahme ist keiner, den du wie eine Rolle auswendig lernen und dann, quasi bei der Premiere, fehlerlos abrufen kannst. Aber ich war gut präpariert, hatte mich unmittelbar nach der Rückkehr in Salzburg mit meinem Rechtsanwalt beraten. »Was sucht ihr denn überhaupt?«, machte ich gegenüber den Ermittlern auf kooperativ. »Das wirst du wohl selbst wissen«, entlarvte Einsatzleiter Franz Schwarzenbacher mein Angebot als reine Rhetorik. Ich konnte mich ruhigen Gewissens auf das Geplänkel einlassen, denn belastendes Material gab es bei mir ohnedies keines sicherzustellen. Die mich belastenden Computerdaten waren im Januar 2008 in Budapest bei einem Einbruch in mein Auto mitsamt meinem Notebook abhandengekommen oder längst von mir unwiderruflich mit einem Spezialprogramm gelöscht worden. Somit konnte ich auch der unvermeidlichen Frage nach meinem Laptop gelassen entgegensehen. Selbst wenn der nicht gerade wegen eines Festplattenschadens bei einer Computerfirma in Steyrermühl deponiert gewesen wäre. Ein Faktum, das den Beamten verdächtig erschien. Zwei rückten umgehend aus und erlebten in dem EDV-Laden einen herben Rückschlag. Die Festplatte war Minuten vorher formatiert worden, nur rund fünf Prozent der Daten konnten in der Folge rekonstruiert werden. Die von mir angebotene Sicherungs-CD, auf der alle Daten der vergangenen beiden Jahre gespeichert waren, hat merkwürdigerweise während des gesamten Ermittlungsverfahrens nie jemanden interessiert. Auch die Durchsuchung eines von mir genutzten Keller-Lagerraumes in einem Wohn- und Geschäftshaus in Steyrermühl erwies sich für die Fahnder nicht als der große Knaller. Wie denn auch, ich war in den zwölf Monaten vor der Verhaftung nie mehr dort gewesen.

Dass der Zugriff insgesamt kein spektakulärer Coup werden würde, ahnten wohl auch die SOKO-Leute. Der Anregung, bei meiner im unteren Geschoß lebenden damals 84-jährigen Oma doch bitte nicht zu neunt vorstellig zu werden, wurde prompt entsprochen. Man verzichtete sogar darauf, sie aufzuwecken. Für die alte Dame war die Situation nach Bekanntwerden des Dopingfalles Bernhard Kohl auch so schon belastend genug. Wiewohl sie, wie rund zehn weitere Personen aus meinem engsten Umfeld, durchaus Bescheid wusste über den nicht ganz so ehrbaren – aber notwendigen – Teil meiner Geschäftstätigkeit.

Das Entgegenkommen der Beamten war geradezu symptomatisch, die Sicherstellung von einer sehr korrekten, fast freundschaftlichen Atmosphäre geprägt. Vielleicht lag es an mir, an meinem guten Elternhaus, an meinem gefassten Auftreten. Die Beamten, fast ausnahmslos aus Suchtgiftdezernaten rekrutiert, waren, so schien es mir, durchaus erfreut, einmal mit nicht ganz so ruppigen Umgangsformen konfrontiert zu sein. Das freundschaftliche Miteinander gipfelte in einer etwas grotesken Situation. Man hatte mir, noch während die Hausdurchsuchung im Gange war, etwa 30 Minuten Zeit eingeräumt, mich von meiner Familie zu verabschieden und für die Überstellung ins Polizei-Anhaltezentrum Linz fertig zu machen. Nachdem die Beamten ihre Nachschau beendet hatten, kam einer der neun Ermittler, dem Dialekt nach zu urteilen aus dem inneren Salzkammergut stammend, und fragte ein wenig verlegen, ob ich für Bernhard Kohls signiertes Tour-de-France-Bergtrikot, das ihm im Rahmen der Hausdurchsuchung aufgefallen war, noch Verwendung hätte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verbeißen und machte dem Mann die Freude. Keine 30 Sekunden später stand der nächste Kohl-Verehrer vor mir. Er musste sich mit einem Jersey ohne Unterschrift begnügen. Ich hoffe, es ist beiden tatsächlich um den ideellen Wert gegangen, denn reich konnte man mit dem Textil nicht werden. Als ich Monate später mein allerletztes der gepunkteten Trikots bei E-Bay zu Geld machte, war es dem Höchstbietenden mickrige 71 Euro wert.

Den Rest der 30-minütigen Galgenfrist nützte ich für die Morgentoilette und eine Tasse Kaffee. Auch ein Anruf bei einem Vertrauten ließ sich noch einrichten. Das Telefon wurde mir erst nach Verlassen des Hauses abgenommen. Ansonsten beschäftigte mich die Frage, was denn für eine unbestimmte Zeitspanne im Gefängnis einzupacken sei. Ich orientierte mich an den Notwendigkeiten einer einwöchigen Urlaubsreise und lag damit selbstverständlich falsch. Mein erstes Fußballspiel hinter schwedischen Gardinen absolvierte ich mit geborgter Hose und geborgten Sportschuhen.

Dann war der Zeitpunkt gekommen, Abschied zu nehmen. Ein letzter Kuss, eine innige Umarmung zwischen Tür und Angel. Und ein paar Worte, mit denen ich uns allen Mut zusprechen wollte. »Ich bin bald wieder da, mach dir keine Sorgen, mir geht es gut, wird schon nicht so lange dauern.« Zurück blieb meine Frau, der gegenüber ich nicht nur einmal allen Ernstes, und ich glaubte wirklich daran, beteuert hatte: »Ins Gefängnis gehe ich schon nicht.« Zurück blieb auch mein Sohn Simon, dem mein letzter Blick in Freiheit galt. Was ich sah, erleichterte mir die Zeit hinter Schloss und Riegel nicht gerade. Er hatte seine Hand nach mir ausgestreckt und ich glaubte in seinen Augen einen besonderen Ausdruck zu erkennen. »Warum gehst du? Ich möchte dir noch so viel sagen.«

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Auf dem Weg zum Einzelgänger

All das, vor allem aber, was im Justizgewahrsam noch folgen sollte, erscheint mir heute fast unwirklich. Oft ertappe ich mich bei dem Gedanken: »Hey, du bist WIRKLICH im Gefängnis gesessen. Eigentlich unglaublich!« Vielleicht, weil fast 30 Jahre lang kaum etwas auf eine kriminelle Laufbahn hingedeutet hatte. Am allerwenigsten in meinem Umfeld.

Meine Mutter Ottilie hatte meinen Vater im Rahmen der Salzburger Festspiele 1974 kennengelernt. Sie, die damals 21-jährige Reisebüro-Angestellte, und er, der 31-jährige Doktor der Rechtswissenschaften und Assistent am Institut für Völkerrecht an der Uni Salzburg, damals bereits Vater einer Tochter und geschieden, wurden dabei »Opfer« eines Verkupplungsversuches. Beide hatten die Festspielkarte »zufällig« von Freunden zugesteckt bekommen. Und die hatten offenbar den richtigen Riecher. Wiewohl das gemeinsame Glück nicht allzu lange hielt, nach ein paar Monaten ging man getrennte Wege. Nicht ohne etwas Bleibendes geschaffen zu haben. Am 14. Mai 1975, zwei Wochen später als vorausberechnet, bahnte ich mir den Weg ins Leben.

Meine Mutter, in all den Jahren meines Heranwachsens Alleinerzieherin, und ich lebten zunächst mit meinen Großeltern in dem von ihnen gebauten Haus in Laakirchen. In zwei getrennten Wohneinheiten, genau dort, wo ich im Herbst 2007 mit der Sanierung, dem Umbau und der Schaffung meines eigenen Domizils begann. Mein Verhältnis zu den Eltern meiner Mutter darf als innig bezeichnet werden, mein Opa ersetzte anfangs mehr oder weniger die fehlende Vaterfigur. Sein Tod, kurz vor meinem 13. Geburtstag, hinterließ eine nicht zu schließende Lücke. Ich war plötzlich der einzige »Mann« im engsten Familienkreis.

Als ich sieben war, zogen wir in eine 75-Quadratmeter-Wohnung in Laakirchen. Für mich ein kleines Paradies. Die Grünflächen zwischen den Wohnblocks wurden von uns Kindern kurzerhand zu Fußballplätzen umfunktioniert, dort ging es nahezu täglich hoch her. Aber auch sonst ließen es sich meine Mutter und ich an nichts fehlen. Zweimal im Jahr wurde geurlaubt, einmal im Sommer, einmal im Winter. Anfangs waren die Sandstrände Italiens das Standardprogramm, dann die Felsküsten Kroatiens. Später schreckten wir auch vor autofahrerischen Kraftakten nicht zurück, bereisten Wales und England, wo wir intensiv durch London streiften. Für meine Mutter ein Heimspiel, sie hatte in Teenagerjahren zwei Jahre als Au-Pair-Mädchen in Wimbledon verbracht. Ein anderes Mal stand Irland auf dem Programm, dann wieder Griechenland, mit einem Gipfelsturm auf den Olymp als Höhepunkt. Der Trip zum »Sitz der Götter« in 2917 Meter Höhe sollte für die nächsten 20 Jahre zu meinem Leidwesen meine einzige »olympische« Begegnung bleiben.

Die Winterurlaube bestanden zunächst ausschließlich aus Hardcore-Skitagen. Wir nächtigten in kostengünstigen, privaten Pensionen im Skigebiet Kitzbühel. Den ganzen Tag wurde gefahren, die Mahlzeiten nahmen wir auf dem Sessellift ein. Als ich 13 war, überredete mich meine Mutter, unseren Aufenthalt durch die eine oder andere Skitour zu bereichern. Schon im nächsten Jahr empfanden wir nur mehr Mitleid mit den Pistenfahrern, die so dämlich waren und sich in Massen stundenlang bei den Liften anstellten, während wir die wunderschöne Bergwelt Österreichs fast allein erkunden konnten.

Mit der Vater-Thematik wurde bei uns zuhause recht offen umgegangen. Meine Mutter hatte es mir stets freigestellt, mit meinem Erzeuger Kontakt aufzunehmen. Mit 18 hielt ich die Zeit für gekommen. Ich rief ihn an, vereinbarte ein Treffen in seiner Kanzlei in Salzburg und dann stand er vor mir – Dr. Robert Aspöck. Nach und nach erfuhr ich, auf wie vielen Hochzeiten, inklusive seiner – zum damaligen Zeitpunkt – zwei eigenen, er getanzt hatte. Ich erfuhr von den beiden Halbschwestern Gudrun und Sigrid (geboren 1969 und 1980), von meinem jüngeren Halbbruder Florian (Jahrgang 1978) – und von dem beachtlichen beruflichen Werdegang meines Vaters. Nach vier Jahren als Rechtsanwaltsanwärter machte er sich 1979 selbstständig, davor hatte er seine politische Laufbahn für die FPÖ im Salzburger Gemeinderat (1976–80) und Landtag (1980–83) begonnen. Auch sportlich legte er sich mächtig ins Zeug, amtierte in den 80er Jahren als Präsident des SAK 1914 (Salzburger Athletiksport-Klub), dessen Fußballsektion von 1981–88 sechs Saisonen in der zweithöchsten Spielklasse, ein Jahr sogar in der damaligen Ersten Division, der heutigen Bundesliga, mitmischte.

Ob meine Großeltern auf lange Sicht mit ihrem potenziellen Schwiegersohn zufrieden gewesen wären? Politisch wohl nicht. Sie waren stramme Gewerkschafts- und SPÖ-Mitglieder, während er zwar nicht zum engsten Vertrautenkreis Jörg Haiders zählte, sondern aus der liberalen Ecke um Norbert Steger und Helmut Krünes kam, aber 1999 trotzdem für die Haider-FPÖ in den Bundesrat einzog. Nach dem Knittelfelder Spaltungsparteitag blieb mein Vater den Freiheitlichen treu, musste seinen Sitz nach der Niederlage seiner Partei bei der Landtagswahl 2004 aber räumen – um 2006 nochmals für zwei Jahre ins Parlament einzuziehen. Diesmal als einer von 21 freiheitlichen Mandataren im Nationalrat.

Dass mein Vater auch verschiedene Funktionen im Freiheitlichen Akademikerverband bekleidete, sei nur am Rande und deshalb erwähnt, weil seine vier Kinder insofern in seine Fußstapfen traten, als sie immerhin mit einem abgeschlossenen Studium aufwarten können. Was zumindest in meinem Fall nicht in jeder Phase meiner schulischen Laufbahn absehbar war. Nach einer mittelprächtigen Performance in der Hauptschule Laakirchen wechselte ich mit 14 an die Höhere Technische Bundeslehranstalt (HTBLA) Vöcklabruck, Sparte Betriebstechnik-Maschinenbau. Eine kolossale Fehlentscheidung, eine Handelsakademie oder Tourismusschule wäre nachträglich betrachtet wohl die wesentlich sinnvollere Wahl gewesen. So kam es, wie es kommen musste: Schon nach der ersten Klasse drehte ich eine Ehrenrunde. Mitte der zweiten, also nach zweieinhalb Jahren, dämmerte mir, dass ich wohl überall anders besser aufgehoben wäre. Aber auch, dass es für einen Neubeginn schon fast zu spät war. Womit ich mich dazu verdammt sah, mich bis zur Matura, also dreieinhalb weitere Jahre, durchzukämpfen.

Ich war fixer Bestandteil des schlechtesten Fünftels der Klasse und Jahr für Jahr wiederholte sich dasselbe Schauspiel. Im Frühjahr braute sich das Unheil zusammen, im Juni versuchte ich durch Kraftakte die Zahl der Nachprüfungen zu begrenzen, in den Schulferien bereitete ich mich auf ebendiese vor, im September wendete ich die Gefahr des nochmaligen Sitzenbleibens mehr oder minder souverän ab. Von den sommerlichen Lernsessions zehrte ich dann im ersten Halbjahr, bis der Kreislauf im zweiten Semester von neuem begann.

Bis zu einem gewissen Grad habe ich mir das Leben selbst schwer gemacht, mir aber die Sommerferien trotzdem nie wirklich vermiesen lassen. Wann immer ich mich zu konzentrierten Lernstunden durchringen konnte, waren die Fortschritte im Normalfall relativ schnell sichtbar. Mitverantwortlich für die wenig beglückenden Noten waren zweifellos aber auch meine sportlichen Aktivitäten. Ich häufte, in der Regel durch Wettkampfeinsätze bedingt, jede Menge Fehlstunden an, was die Lehrerschaft zwar mit Fassung trug, bei mir aber immer neue Wissenskrater entstehen ließ. Der Sport nahm mir andererseits aber auch jede Energie für jene Aufmüpfigkeit, die mich noch im ersten HTL-Schuljahr »auszeichnete«. Mit 41 Wochenstunden in der Klasse, nochmals rund zehn für Haus- und Konstruktionsübungen und dem täglichen Training fehlte es schlicht und ergreifend an den zeitlichen und körperlichen Ressourcen, um sich im Ausloten von Grenzen zu üben.

Trotz meiner überschaubaren schulischen Erfolgserlebnisse begab ich mich im Normalfall nicht ungern auf den 25 Kilometer langen Schulweg, den ich, um ein paar Minuten Morgenschlaf rauszuschinden, meist per Autostopp zurücklegte – auf die Laakirchner Pendler war immer Verlass. Meine Motivation, bis zur Matura durchzuhalten, schöpfte ich vor allem daraus, Dinge auf den Weg zu bringen, die allen zugutekamen. Nicht zuletzt deshalb ließ ich mich in der 4. Klasse auf die Kandidatenliste für die Schulsprecherwahl setzen – und wurde prompt gewählt. In der Folge gelang es mir zu verhindern, dass unsere Schulmensa zugesperrt wurde, ja ich handelte mit Lieferanten sogar die Konditionen direkt aus. Auch bei der Organisation des Maturaballes war ich, gestählt durch jahrelange Klassenkassierstätigkeit, als Vorsitzender des Organisationskomitees für die schwarzen Zahlen zuständig. Die Veranstaltung lockte schließlich 3000 Besucher an und spülte so viel Geld in unsere Kasse, dass wir als Destination für unsere Maturareise die Dominikanische Republik wählen konnten, ohne dass auch nur ein Schüler zuzahlen musste. Für mich war der Trip in die Karibik allerdings nicht das reine Vergnügen, kollidierte er doch mit der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung auf die Unter-23-Staatsmeisterschaften über 1500 Meter.

Wenn heute angesichts der grassierenden Fettleibigkeit unter Jugendlichen von Pädagogen über die Notwendigkeit einer polysportiven Ausbildung für den Nachwuchs philosophiert wird – nun, ich hab eine solche zweifelsfrei genossen. Ganz ohne ausgeklügelte Konzepte. Fußball, Schwimmen, Rad- und Skifahren, Langlauf, Skateboard, Klettern, Bergsteigen und später Mountainbiking, Berglauf, Triathlon – vor mir war kaum eine Sportart sicher und meine Mutter unterstützte sämtliche sportlichen Ambitionen. Selbst als mich mein Bewegungsdrang immer weiter von zuhause weglockte. 1990 buckelte und trat ich im Beisein eines Freundes quer durch Österreich, 1991 zum Plattensee, 1992, in Begleitung eines HTL-Lehrers und seines Sohnes, quer durch Pakistan. Unser Trip führte uns von Rawalpindi nach Peschawar, entlang der afghanischen Grenze an die Südflanke des Hindukusch und weiter nach Gilgit. Bemerkenswerte Begegnungen pflasterten unseren Weg. Auch verstörende. In der Nähe des Chaiber-Passes forderte mich ein selbst ernannter Mudschaheddin mit Nachdruck auf, ich solle mit seiner Kalaschnikow in der Gegend herumballern. Ich lehnte dankend ab, woraufhin er sichtlich amüsiert ein paar Salven abfeuerte. So richtig zu interessieren schien es ihn nicht, ob sich der eine oder andere Passant in der Schussbahn befand. Die letzte Etappe nach Islamabad mussten wir leider im Bustaxi in Angriff nehmen. Mein Fahrrad war während einer gut gemeinten Transporthilfe von der Ladefläche eines Pick-ups gefegt und schwer beschädigt worden.

Mit acht war ich Mitglied des Alpenvereins, mit zehn ging ich meine erste Skitour, mit zwölf begann ich beim SV Roitham mit geregeltem Fußballtraining. Zunächst als Tormann, dann als universell einsetzbarer Feldspieler. Mit 14 feierte ich mein Debüt in der ersten Mannschaft, freilich in der zweiten Klasse und damit in der unterklassigsten Liga, die Österreichs ohnehin nicht gerade atemberaubende Fußballlandschaft zu bieten hat. So ganz talentbefreit dürfte ich aber nicht gewesen sein. Immerhin zahlte die ASKÖ Steyrermühl Papier 1990 für mich noch nicht einmal 15-jährigen Grünschnabel die vom Verband festgelegte Leihgebührsumme von 15.000 Schilling (1.090 Euro) an den SV Roitham. Am Ende der Saison wurde der »Leasing«- in einen Kaufvertrag umgewandelt und durch einen Spielertausch abgegolten – zwei Steyrermühler wurden mit einem Matschiner aufgewogen. Nicht die sinnvollste Investition der Sportgeschichte, denn eineinhalb Jahre später hatte ich vom Mannschaftssport die Nase gestrichen voll.

Manche hätten es womöglich als Ehre angesehen, als 16-Jähriger ins Unter-18-Team berufen zu werden. Mich aber nervte es unheimlich, wenn die vermeintlichen Teamstützen direkt von den Partys in die Kabine torkelten und als Erstes den Inhalt ganzer Mineralwasserflaschen zum Zwecke der »Brandbekämpfung« leerten. Es war so überhaupt nicht mein Ding, mich auf zehn andere verlassen zu müssen. Zumal einem Großteil alles andere wichtiger zu sein schien als die Mannschaft. Glücklicherweise war ich früher als erwartet genötigt, eine grundlegende Entscheidung über meine sportliche Zukunft zu treffen. Ich hatte mich im Sommer 1991, wie schon die Jahre zuvor, ein paar Monate mit Hingabe auf den Gmunden-Triathlon vorbereitet, war wild entschlossen daran teilzunehmen. Dummerweise sollte ich zeitgleich für Steyrermühls U16-Team im Einsatz sein. In einem prestigeträchtigen Vergleichskampf gegen die Altersgenossen des österreichischen Rekordmeisters SK Rapid Wien. Der Wettstreit der Argumente verlief eher einseitig – Minuten später stand die Entscheidung fest. Der Teamplayer Stefan Matschiner war in diesem Augenblick Geschichte.

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Die weiße Weste –
genau meine Kragenweite

Gewissheit zu haben, was ich keinesfalls wollte, bedeutete naturgemäß noch nicht, mir im Klaren zu sein, wohin mich meine Reise als sportlicher Einzelkämpfer führen sollte. Mal hechelte ich wettkampfmäßig den Berg mit Tourenski hinauf, mal versuchte ich mich als Straßen-, dann wieder als Bergläufer. Triathlon war mir ebenso willkommen wie wettkampfmäßiges Sportklettern. So flatterhaft ich in der Auswahl meiner Wettkämpfe war, so gewissenhaft bereitete ich mich auf jeden meiner Einsätze, egal auf welcher Ebene, vor. Wobei »gewissenhaft« in diesem Fall mit »ahnungslos« gleichzusetzen war. Die einzige Maxime, die ich in der Wettkampfvorbereitung kannte, lautete: Vollgas!

Ein Training, in dem ich mich nicht bis zur völligen Erschöpfung verausgabt hatte, konnte mir gestohlen bleiben. Ein »methodischer« Ansatz, der sich auch im Spitzensport zum Teil bis in die 70er und 80er Jahre gehalten hatte. Nur ein einziges Mal siegte der jugendliche Übermut über die selbst auferlegte Askese. Bei meinem ersten Volkslauf, 1990 in Schwanenstadt, hatte ich, wie mein um ein Jahr älterer Trainingspartner, ein halbes Grillhendl und ein großes Bier intus, als der Startschuss um 10 Uhr Vormittag ertönte. Zu dem Wettkampf »entsandt« hat uns übrigens ein Laakirchner Nachbar, der auf unsere Trainingsaktivitäten aufmerksam geworden war. Es handelte sich dabei – die Welt ist klein – um den Vater von Hannes Gruber, heute Sportkoordinator im Österreichischen Leichtathletikverband. Die Leichtathletik und ich – da musste offenbar nur zusammenwachsen, was schon zusammengehörte.

Ein Arbeitskollege meiner Mutter war es schließlich, der mich endgültig auf die richtige sportliche Fährte brachte. Er hatte mich beim Toscana-Stadtlauf in Gmunden und beim Grünberg-Gipfellauf beobachtet und war von meinem Talent zutiefst überzeugt. Der Hobbysportler riet mir, dem Triathlon und Straßenlauf abzuschwören, weil es auf der Laufbahn in jeder Hinsicht mehr zu holen gäbe, und legte mir nahe, Günther Lemmerer meine Aufwartung zu machen. Der damalige Trainer der Union Ebensee war beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Niemand Geringerer als Sigrid Kirchmann, die 1993 mit Bronze im Hochsprung für Österreichs erste WM-Medaille der Leichtathletik-Geschichte verantwortlich zeichnete, war in jungen Jahren durch seine bewährten Hände gegangen. Selbst Skistar Hermann Maier ließ sich auf Vermittlung seiner Freundin Stefanie (eine frühere Leichtathletin der Union Ebensee) in der Vorbereitung auf seine – wie sich erst nachträglich und zur Überraschung aller herausstellte – letzte Weltcupsaison von Lemmerer athletisch auf Vordermann bringen. Sein liebstes Kind aber war der Feuerkogellauf, dem er lange Jahre als Chef des Organisationskomitees vorgestanden war. Bis zum 8. August 2010, als er 13 Stunden vor dem Startschuss zur 15. Auflage bei einem Frontalzusammenstoß im Bartelkreuztunnel bei Ebensee 67-jährig aus dem Leben gerissen wurde.

Mit ein paar Monaten Verzögerung befolgte ich den Ratschlag des Bekannten meiner Mutter und präsentierte mich Günther Lemmerer auf der Laufbahn in Gmunden. Er benötigte keine wissenschaftlichen Abhandlungen oder medizinischen Gutachten, um sich, nachdem ich mich 30 Minuten im Hochsprung versucht hatte, klar festzulegen: »In der Leichtathletik taugst du nur zum Laufen.« Und auch in diesem Segment eröffnete sich mir kein allzu weites Feld. Die Langstrecke blieb mir aufgrund meiner Körpergröße von 192 Zentimetern, der Sprint mangels Schnellkraft verwehrt. Aber die Mittelstrecke, das war genau meine Kragenweite – von den 800 über meine spätere Paradestrecke, die 1500, bis zu den 3000 Metern. Ergänzt wurde mein Repertoire durch den Crosslauf im Winter.

Von jenem Frühlingstag des Jahres 1992 an, an dem mich Lemmerer je einen Testlauf über 400 und 5000 Meter absolvieren ließ, war ich Leichtathlet aus Leidenschaft. Ich erkannte rasch, dass es für mich nichts Besseres zum Abreagieren gab als das beinharte, für Außenstehende bisweilen eintönig anmutende Training eines Mittelstreckenläufers. Was mir zusätzlichen Auftrieb gab: Das Salzkammergut und seine Umgebung waren damals eines der Epizentren der österreichischen Leichtathletik, nach leuchtenden Vorbildern musste man nicht erst lange suchen. Neben der Ebenseerin Sigrid Kirchmann zählte vor allem das Gmundner Sprint-Ass Andreas Berger zu den nationalen Aushängeschildern meiner Zunft.

Dessen Vater lernte ich wenige Monate später im Rahmen eines Pflichtpraktikums, das ich in der Schlosserei der Papierfabrik Steyrermühl absolvierte, als hilfsbereiten Kollegen kennen. Berger senior gewährte mir kaum bekannte Einblicke in den Werdegang des Hallen-Europameisters von 1989. Ein Jahr später war es mit der Heldenverehrung aber schon wieder vorbei. Andreas Berger, damals wie heute österreichischer Rekordhalter über 100 Meter (10,15 Sekunden), erlangte im Juli 1993 über Nacht zweifelhafte Berühmtheit, als er, wie der Rest der österreichischen 4-mal-100-m-Staffel (Franz Ratzenberger, Thomas Renner, Gernot Kellermayr), des Dopings mit dem anabolen Steroid Metandienon überführt wurde. Das Quartett legte eine erfrischende Offenheit an den Tag, verzichtete auf die Öffnung der B-Probe, verkniff sich aber, die Hintermänner zu nennen. Ein später Sinneswandel würde selbst heute, fast zwei Jahrzehnte später, noch ein mittelschweres sportpolitisches Erdbeben nach sich ziehen.

Ich bekam Österreichs erstes großes Doping-Desaster (davor waren lediglich sechs Athleten von internationaler Bedeutung, davon vier Gewichtheber, überführt worden) nur am Rande mit, war ich doch zeitgleich damit beschäftigt, meinen ersten regionalen Erfolgen nachzujagen. Selbige stellten sich in jenem zweiten Jahr meiner Leichtathletik-Karriere prompt ein – ich durfte mich oberösterreichischer Jugend- und Juniorenmeister über 800 und 1500 Meter nennen! 1994 folgten die Junioren-Staatsmeistertitel über die gleichen Strecken, im Jahr darauf U23-Gold über 1500 Meter – unmittelbar nach der vorhin erwähnten Maturareise in die Dominikanische Republik.

Das vorläufige Karriere-Highlight ging bereits auf die Kappe von Trainer Fritz Baldinger. Der Gymnasiallehrer hatte mich 1994 zum LCAV doubrava gelotst, nachdem ich im Winter direkt nach Schulschluss oft mit den LCAV-Athleten trainiert hatte. Der Vorteil, die Trainingseinheiten in Attnang und Vöcklabruck zu absolvieren, lag auf der Hand: Ich war ab sofort Bestandteil der qualitativ und quantitativ stärksten Gruppe von Nachwuchs-Mittelstreckenläufern, die es zu jener Zeit in Österreich gab. Dazu kam, dass lange Anfahrtswege wegfielen, weil mich der Schulbesuch ohnehin von Montag bis Samstag nach Vöcklabruck führte.

Mit dem Schulabschluss war der nächste Schritt in Richtung Professionalisierung vorgezeichnet. Im Oktober 1995 begann mein achtmonatiger Präsenzdienst beim österreichischen Bundesheer mit der Grundausbildung in Linz-Ebelsberg. In unserer Einheit war ich als Sportler der einzige Rekrut, der nach einer vierwöchigen Drillphase in eines der Sportzentren der Heeressport- und Nahkampfschule (HSNS; heute Heeressportzentren/HSZ) versetzt wurde. Im mittlerweile geschlossenen Leistungszentrum in der Wiener Blattgasse trat ich unter anderem mit Tennis-Crack Stefan Koubek und den beiden späteren Olympia-Ruderern Norbert Lambing und Raphael Hartl die restlichen sieben Monate meines Grundwehrdienerdaseins an. Eine illustre Runde, fürwahr. Was uns verband? Wir alle sahen uns irgendwann während oder nach unserer sportlichen Laufbahn mit Dopingvorwürfen konfrontiert. Früher oder später. Verschuldet oder weitgehend unverschuldet.

Stefan Koubek wurde im Dezember 2004 von der International Tennis Federation (ITF) drei Monate gesperrt, weil in seiner Dopingprobe Spuren von Triamcinolon-Acetonid gefunden wurden. Norbert Lambing war mitsamt seinen Berufskollegen Helfried Jurtschitsch und Martin Kobau elf Monate davor wegen eines erhöhten Norandrosteron-Wertes für sechs Monate aus dem Verkehr gezogen worden. Und der Name Raphael Hartl tauchte lange nach dessen Karriereende 2009 in Verbindung mit der Plasma-pheresestation Humanplasma auf. Ex-Bundestrainer Martin Keßler, Hartls langjähriger Coach, hatte nach belastenden Aussagen von Humanplasma-Geschäftsführer Rudolf Meixner und Krankenschwester Andrea Wagner zugegeben, im Vorfeld der Sommerspiele 2004 mit dem Großteil seiner wenigen Olympia-Aspiranten bei Professor Höcker und seinem Team vorstellig geworden zu sein. Den Blutabnahmen sei aber keine dopingrelevante Rückführung des Erythrozytenkonzentrates gefolgt. Interessante Variante. Und sogar wahr. Geplant war es wohl anders.

Mitte November bezog ich mein HSNS-Quartier in der Wiener Blattgasse – es sollte für die nächsten acht Jahre meine Wohnadresse bleiben. Zweimal täglich Training und ein gar nicht so kärgliches Salär, wenn man zu wirtschaften verstand. Kein Zweifel, ich war im Profitum angekommen. Aber irgendwie kam ich nicht so richtig in die Gänge. Das Stadtleben machte mir mehr zu schaffen, als ich das für möglich gehalten hätte. Nicht, was Sie denken. Den Verlockungen einer Party-Metropole vermochte ich spielend zu widerstehen. Wovon auch der erste Abschnitt meines BWL-Studiums an der Wirtschaftsuniversität Wien Zeugnis legt, den ich in der Mindestzeit von vier Semestern abhakte. Dass ich im Sport leistungsmäßig bestenfalls auf der Stelle trat, lag vielmehr an gesundheitlichen Rückschlägen, Unverträglichkeiten, deren ich einfach nicht Herr wurde. Ich war gewissermaßen allergisch auf Wien, war den Menschenschlag nicht gewöhnt, vermisste meine gewohnte Umgebung – die Natur, die Berge, Seen …

Es war die Phase, in der ich alles zu analysieren, zu hinterfragen begann, die Phase, in der ich an keinem noch so trockenen Schmöker über Trainingslehre oder – methodik im Regal vorbeigehen konnte. Dieses Faible kam nicht von ungefähr. Ich hatte von meinem ersten Trainingstag an akribisch Buch geführt über Zeiten, Umfänge und alle sonstigen Nebengeräusche. Der wissenschaftliche Background meines Sports hat mich von jeher fasziniert.

Was auch das Mitwirken an einem Projekt belegt, das ich als Viertklässler gemeinsam mit einem HTL-Professor umsetzte. Wir entwickelten über ein volles Jahr ein spezielles Computerprogramm zur Auswertung von Laktattests, das in der Pharmabranche durchaus seinen Kundenkreis fand. Wir konnten einige kleine Aufträge an Land ziehen – ein Großauftrag von Boehringer Mannheim (heute Roche Diagnostics) zerschlug sich erst in letzter Minute.

Für einen jungen Athleten, der verbissen um den Anschluss kämpft, war diese intensive Auseinandersetzung mit allen leistungsrelevanten Parametern aber pures Gift. Je mehr Gedanken man sich als Sportler macht, desto mehr Zweifel tauchen auf. An der Richtigkeit der eigenen Entscheidungen, an der Richtigkeit der Entscheidungen des Trainers. Der Athlet ist dazu da, Feedback zu geben, aber nicht, um permanent zu hinterfragen. Denn es gibt mit Sicherheit 18 Wege, die nach Rom führen. Nur hat man in einem Sportlerleben bei weitem nicht ausreichend Zeit, um sie alle durchzuprobieren.

Mein nächster Weg führte mich über Rom hinaus, nach Rabat, Hauptstadt Marokkos und Austragungsort der Militär-WM im Crosslauf im Frühjahr 1996. Ich wähnte mich beim Saisonhöhepunkt passabel in Form, aber am Ende waren im ungewohnt tiefen Sand einer Pferderennbahn 59 von etwa 70 Konkurrenten vor mir im Ziel. Sportlich gesehen war der Ausflug also entbehrlich, kulturell allerdings sehr lehrreich. Nicht so sehr, was Land und Leute, Königsstädte oder Souks anbelangt – zum lohnenden Studienobjekt geriet vielmehr ein Delegationsmitglied: der stellvertretende Kommandant des Leistungszentrums Blattgasse. Dass ich ihn aus nächster Nähe genießen durfte, mir die Ehre zuteilwurde, mit ihm ein Zimmer zu belegen, hing mit meinen bescheidenen Sympathiewerten innerhalb der Mannschaft zusammen. Teamküken und große Klappe – diese Kombination war bei den Routiniers nicht allzu gefragt. So wurde ich schon Minuten nach der Ankunft Zeuge, wie der Vizeleutnant eine Zweiliter-Mineralwasserflasche, die zu 50 Prozent Weißwein enthielt, aus dem Koffer zauberte. Und dann noch eine. Und noch eine. Für jeden Tag das »Einsermenü«, das Lebenselixier: halb Weißwein, halb Mineralwasser. Zur Überlebensration gesellte sich eine Flasche Schnaps. »Diese Medizin brauchen wir hier für unseren Magen«, konterte der trinkfeste Funktionär meine irritiert-ungläubigen Blicke. Zur absoluten Höchstform lief er aber dann auf einer Party beim deutschen Militärattaché auf, wo er zu unserer Verwunderung und Erheiterung unmissverständlich zu verstehen gab, dass er ein Auge auf dessen Frau geworfen hatte. Auch die Rückkehr in die Kaserne war von einem beachtlichen Alkoholpegel getragen, die damit einhergehenden lautstarken Gesänge habe ich als einen der wirklich lustigen Momente meines Sportlerlebens abgespeichert.

Die Qualifikation für diese Militär-WM erlaubte es mir durchzuatmen, die Übernahme als Kurz-Zeitsoldat war geritzt. Damals eine sechs Monate währende Zwischenstufe, ehe man im Idealfall als Militärperson auf Zeit für zunächst drei Jahre verpflichtet wurde. Doch auf den guten Winter folgte, abermals gesundheitsbedingt, ein lausiger Sommer. Ohne substanzielle Verbesserung meiner 1500-m-Bestzeit stand ich bald mit dem Rücken zur Wand. Das Einzige, was mich nach 14 Monaten vor dem Rauswurf aus der HSNS hätte retten können, wäre ein überzeugender sportlicher Befreiungsschlag gewesen. Die militärische Führung in Gestalt von Oberst Schaffer hatte eine erstaunlich präzise Vorstellung, wie so ein Befreiungsschlag auszusehen habe – 3:50 Minuten über 1500 Meter, was sechs Sekunden unter meiner bisherigen Bestleistung lag. Zu erbringen bei den U23-Staatsmeisterschaften, also ohne ernsthafte Konkurrenz. Wenn’s weiter nichts ist. Müßig zu erwähnen, dass ich nicht einmal in die Nähe dieses Limits kam.

Ende November wurde es dann ernst. An eine Weiterverpflichtung als Militärperson auf Zeit war angesichts meiner Leistungen nicht mehr zu denken. Doch allzu viel änderte sich für mich durch das erzwungene Abrüsten nicht. Ich konnte weiterhin im Bundessportheim Blattgasse, in dem sich das Heer lediglich eingemietet hatte, wohnen und alle sportlichen Einrichtungen benützen. Nur auf der Gehaltsempfängerliste stand ich nun nicht mehr. Was mich aber auch nicht weiter bekümmerte – mit den Alimenten des Vaters, der Unterstützung durch meine Mutter und den Verein konnte ich mich spielend über Wasser halten. Dennoch absolvierte ich in diesen Monaten sogar die Aufnahmeprüfung bei der Wiener Polizei. Ich bestand mit Bravour, aber letztlich kam aufgrund drastischer Sparmaßnahmen keine Sportlerklasse zustande.

Im Januar 1997 setzte ich auf neue Trainingsreize, verordnete mir das erste große Wintertrainingslager in Sarasota (Florida). Die daraus resultierende Steigerung meiner Bestleistung um drei Sekunden auf 3:53 Minuten bedeutete aber vor allem eines: Ich war immer noch weit entfernt von Gut und Böse. Das kleine Erfolgserlebnis löste bei mir die bereits bekannte Reaktion aus. Ich verlangte meinem Körper noch höhere Umfänge und härtere Einheiten ab. Ohnehin schon etwas angeschlagen, gab mir im Frühjahr 1997 eine durchzechte Nacht mit anschließendem Killertraining den Rest. Von den 20-mal 150 Metern in jeweils 18,5 Sekunden erholte ich mich das ganze Jahr nicht mehr. Gleichzeitig setzte sich bei mir die Erkenntnis durch, dass sich etwas Grundlegendes ändern müsse. Ich brauchte etwas, wodurch ich mir einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen konnte. Etwas, das nicht allen zugänglich war. Am besten eine revolutionäre Trainingsmethode.

Diese Chance tat sich auf, als ich mit meinem Läuferkollegen Reinhard Teufel ins Gespräch kam. Der hatte am Rande des Linzer Gugl-Meetings 1993 einen Kenianer kennengelernt, der ihn zu sich nach Hause einlud. Teufel nahm dankend an, verabschiedete sich nach der Matura und fand bei seiner einjährigen »Expedition« nach Ostafrika prompt mehr als Sandstrände, spektakuläre Sonnenuntergänge und eine exotische Tierwelt vor. Die bleibendsten Eindrücke hinterließ eine Kenianerin, die heute als Ehefrau und Mutter seiner Kinder mit ihm in Linz lebt. Für mich war klar: Teufels Kontakte ins kenianische Hochland könnten mir genau jenen Wettbewerbsvorteil bringen, den ich für nötig erachtete, um meine Leistungsgrenzen dorthin zu verschieben, wo ich sie haben wollte.