Cover

Über dieses Buch:

Liebe ist so schön – aber auch verdammt kompliziert! Seit Marie den attraktiven Austauschschüler François zum ersten Mal gesehen hat, flattern rosarote Schmetterlinge in ihrem Bauch. Blöd ist nur, dass der Franzose mit den schönen Augen diese Gefühle nicht erwidert. Also muss Marie ihm zeigen, was in ihr steckt. Am besten bei der bald anstehenden Ballettaufführung! Da gibt es nur ein Problem: Wer so verträumt ist wie Marie, tanzt nicht wie ein eleganter, schöner Schwan – sondern gleicht eher einem verpeilten Entchen …

Eine kuschelweiche Geschichte über die erste große Liebe!

Über die Autorin:

Gabriella Engelmann, geboren 1966 in München, lebt in Hamburg. Sie arbeitete als Buchhändlerin, Lektorin und Verlagsleiterin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern zu widmen begann.

Bei jumpbooks erscheinen außerdem Gabriella Engelmanns Eine Liebe für die Ewigkeit und Kuss au Chocolat.

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eBook-Neuausgabe April 2016

Eine ältere und kürzere Fassung dieser Geschichte erschien 2009 unter dem Titel Engelsflügel in der Anthologie Süßer die Küsse nie schmecken, herausgegeben von Silke Kramer, im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg

Copyright © der Originalausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © by-studio – Fotolia.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-034-3

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Gabriella Engelmann

Verträumt, verpeilt und voll verliebt

Eine kuschelwarme Geschichte

jumpbooks

Kapitel 1

Donnerstagnachmittag

»Marie, heb dein Bein, oder ist es auf dem Boden festgewachsen?«, schreit Mademoiselle Fürschterlisch. Ich werde feuerrot. Und obwohl es mir gelingt, mein Bein in die gewünschte Position zu bringen, dürfte man selbst vom Mars aus sehen können, dass dies nicht etwa anmutig geschieht, sondern … na, sagen wir mal … ruckartig? Aber egal, Hauptsache ist doch, dass Mademoiselle nichts mehr zu meckern hat.

»Nun, Marie, immerhin scheinst du noch eine Vorstellung davon zu haben, was eine battement frappé ist.« Ihre Stimme klingt amüsiert, und irgendwo weiter hinten im Saal meine ich, ein leichtes Kichern zu hören. Na toll. Danke, Mademoiselle Fürschterlisch.

Mademoiselle heißt im wahren Leben übrigens Brettschneider. Hildegard Brettschneider, um genau zu sein. Kein Wunder, dass sie sich von uns lieber mit dem französischen Wort für Fräulein ansprechen lässt. Sie ist meine Ballettlehrerin, Mitte 50 (gefühlte 99) und war, darauf könnte ich schwören, noch nie in ihrem Leben in Frankreich. Trotzdem hat sie sich aus unverständlichen Gründen einen Akzent angeeignet. Als sie mich gerade wieder einmal vor der ganzen Klasse bloßgestellt hat, klang das daher auch eher wie »Marie, ähb deine Baihn, odar istäs auf däm Bohdän festgewachson?«. Vollkommen albern! Und ja, ich habe sogar mehr als eine Vorstellung davon, was ein battement frappé ist – nämlich kein Eisshake mit gecrushten Batterien, sondern eine Position im klassischen Tanz.

»Marie, hör auf zu träumen und konzentrier dich bitte!« (»Marie, ör auffe zu träumön und konzentrier disch bittä.«) »Wir sind schließlich nicht zu unserem Vergnügen hier! Die Weihnachtsaufführung ist in drei Wochen. Wenn du so weitermachst, muss ich dich aus der Gruppe ausschließen.«

Habe ich bereits erwähnt, dass ich Frau Brettschneider überhaupt nicht leiden kann?

Ich meine, kann man überhaupt jemanden leiden, der schlecht gefärbte rote Haare, falsche Fingernägel und mehr Goldzähne im Mund hat als meine Mutter Schmuck in der Schatulle?

Und was soll das überhaupt heißen: »Wir sind schließlich nicht zu unserem Vergnügen hier?«

Ach ja? Weshalb denn sonst, bitte schön?

Es gibt schon so vieles, das ich machen muss, worauf ich keine Lust habe: Hausaufgaben, früh aufstehen, Mathe und Physik, zur Schule gehen, egal wie mies das Wetter ist … Zugegeben, den Ballettunterricht zweimal die Woche habe ich mir selbst eingebrockt. Solange ich mich zurückerinnern kann, hatte ich immer dieses ganz besondere, warme Kribbeln im Bauch, wenn ich Bilder von Ballerinas gesehen habe. Ich finde, sie sehen wunderschön aus mit ihren Tutus und den Spitzenschuhen, die Haare streng aus dem Gesicht gekämmt und zu einem Dutt gewunden, die Hände anmutig erhoben … Wer würde bei diesem Anblick nicht ins Schwärmen geraten? Also war es für mich ganz klar, dass ich auch so werden wollte. Ob es geklappt hat, nun, das würde Mademoiselle Fürschterlisch vermutlich eindeutig verneinen. Und wenn ich ganz, ganz ehrlich bin: ich auch.

Man sieht auf den ersten Blick, dass ich hier eigentlich nicht hingehöre. Ich bin kein eleganter Schwan. Mir fehlt einfach die nötige Grazie … und was mir, wenn wir schon mal bei der Selbstzerfleischung sind, auch fehlt: die Figur eines Schwans. Beziehungsweise eines Mädchens, dem man die Hauptrolle im Schwanensee geben würde. Ich bin nicht dick, aber ich bin eben auch kein Schilfrohr. Das will ich auch gar nicht sein, dafür esse ich viel zu gerne. Und besonders jetzt, ein paar Wochen vor Weihnachten, fällt es mir schwer, »Nein« zu sagen.

Wer hat überhaupt gesagt, dass eine Ballerina immer aussehen muss wie ein magersüchtiges Frettchen? Ich schiele zu Beatrice und Özlem hinüber, die rechts von mir an der Ballettstange stehen. Vermutlich träumen die beiden nicht mal von Dominosteinen und Lebkuchen und Schokoladenkringeln und …

Das ist übrigens mein zweites Problem: Ich träume zu viel. In Gedanken komme ich schnell »von Hölzken auf Stöcksken«, wie meine Oma immer sagt. In der Schule geht das natürlich nicht. Aber in der Freizeit wird es doch wohl erlaubt sein, ein bisschen zu träumen. Oder? Zugegeben, in den Ballettstunden sollte ich mich vielleicht wirklich auf meine Bewegungen konzentrieren … Andererseits: Es ist sicher ungesund, wenn man sein eigenes Kopfkino nicht dann loslaufen lässt, wenn es beginnt. Brennt dann nicht der Film durch? Wird man dann nicht wahnsinnig … oder, noch schlimmer: so biestig und unentspannt wie Mademoiselle Fürschterlisch?

Bevor nun übrigens ein falscher Eindruck entsteht: Nein, meine Gedanken kreisen nicht nur um Süßigkeiten. Mein aktueller Traumprinz ist François, der für drei Monate als Austauschschüler bei meiner besten Freundin Rieke wohnt. Oder genauer gesagt, bei ihrem 16-jährigen Bruder Thommy.

Aller Voraussicht nach wird François zusammen mit Riekes Familie unsere Ballettaufführung besuchen. Und das wird meine große Chance! Dann werde ich ihm zeigen, dass in der 14-jährigen Marie Brunkhorst eine echte Primaballerina mit Starpotenzial steckt. Dass ich grazil, biegsam, musisch und wunderschön bin.

Und natürlich klug, witzig, charmant und …

»Marie! Du hast mir schon wieder nicht zugehört!«, dringt es keifend an mein Ohr. Diese Stimmfrequenz mag ich gar nicht. Sie ist schlichtweg eine Zumutung. Schrill, laut, obernervig.

Ich ergebe mich, innerlich seufzend, meinem Ballettratten-Schicksal, nicht zuletzt, weil mir Rieke von links unsanft in die Rippen boxt und ich zeitgleich von rechts wieder ein leises Kichern höre. Also: Kinn hoch und weiter!

»Was ist nur in letzter Zeit los mit dir?«, fragt Rieke mich, als wir uns am Ende dieser quälend langen Stunde der Ballettschuhe entledigt und unsere Thermoboots angezogen haben. Grund für diesen modischen Supergau: Draußen hat es die ganze letzte Woche geschneit. Zuerst haben wir uns alle gefreut; es sah aus, als hätte jemand versehentlich eine Ladung Puderzucker über Hamburg gekippt. Dummerweise hörte er nicht mehr damit auf. Im Radio vermutete ein Moderator gestern, dass der Name des Bezirks Altona inzwischen Symbolcharakter hat, weil unsere Stadt inzwischen »allzu nah« an der Antarktis zu liegen scheint. Schneeberge, wohin man sieht. Brrrrr. Gibt es in der Antarktis eigentlich Eisbären? Wo, wenn nicht da. Dann könnte sich ja wohl mal einer hierher verlieren und Beatrice und Özlem als Zahnstocher benutzen, oder? Hihi! Ich stelle mir vor, wie die beiden nichtsahnend um die Ecke gehen, und genau in diesem Moment …

»Hallo, Erde an Marie!«, hält Rieke mich davon ab, erneut in Gedanken abzuschweifen. »Du machst gerade einen total verpeilten Eindruck. Ist alles in Ordnung mit dir?«

Ich möchte nicht darüber sprechen!