Aus dem Italienischen von Piero Rismondo, überarbeitet von Michael Rössner

Die Originalausgabe erschien 1904 unter dem Titel Il fu Mattia Pascal bei Edizioni Nuova Antologia in Rom.

Der vorliegenden Übersetzung liegt die auf das Jahr 1921 zurückgehende Fassung aus dem von Giovanni Macchia herausgegebenen Band 1 der Romane im Rahmen der Pirandello-Gesamtausgabe in der Reihe »I Meridiani« bei Arnoldo Mondadori, Mailand 1973, zugrunde.

E-Book Ausgabe 2016

© 2000, 2008 für diese Ausgabe:

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ISBN 978 3 8031 4213 9

Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN 978 3 8031 2603 01

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I.
Prämisse

Eines der wenigen Dinge, vielleicht sogar das einzige, was ich sicher wußte, war, daß ich Mattia Pascal hieß. Und ich zog daraus meinen Nutzen. Jedesmal, wenn einer meiner Freunde oder Bekannten seinen gesunden Menschenverstand so weit verlor, daß er mich um Rat fragen oder meine Meinung hören wollte, zuckte ich mit den Achseln, schloß die Augen halb und antwortete:

»Ich heiße Mattia Pascal.«

»Danke, mein Bester. Das weiß ich.«

»Und ist das etwa nichts?«

Mir schien das zwar, ehrlich gestanden, auch nicht sonderlich viel zu sein. Damals aber wußte ich noch nicht, was es bedeutet, nicht einmal das zu wissen, nötigenfalls nicht mehr antworten zu können:

»Ich heiße Mattia Pascal.«

Jetzt wird mich mancher bedauern (das kostet ja so wenig) und sich den grauenhaften Kummer eines unglückseligen Menschen ausmalen, der zufällig entdeckt, daß er … nichts weiß, kurzum; weder Vater noch Mutter, weder wie es sich zugetragen hat, noch wie es sich nicht zugetragen hat …; und manch einer wird sich obendrein entrüsten (das kostet noch weniger) über die Verderbtheit der Sitten, die Lasterhaftigkeit und das Elend der Zeiten, die zur Ursache so schweren Leides für einen armen Unschuldigen werden können.

Bitte, das sei jedermann unbenommen. Meine Pflicht aber ist es, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß es nicht eigentlich darum geht. Im Gegenteil, ich könnte einen regelrechten Stammbaum aufzeichnen, Ursprung und Geschlechterfolge meiner Familie darlegen und nachweisen, daß ich nicht nur meinen Vater und meine Mutter gekannt habe, sondern auch für eine weit zurückreichende Zeit sowohl Kenntnis von ihren Vorfahren als auch von deren Taten habe, die nicht unbedingt alle lobenswert waren.

Also was denn?

Nun, mein Fall ist weit seltsamer und ganz anders geartet; er ist so andersartig und seltsam, daß ich jetzt darangehe, ihn zu erzählen.

Gut zwei Jahre lang bin ich nun schon in der Bibliothek, die ein gewisser Monsignore Boccamazza anno 1803 unserer Gemeinde auf dem Totenbett vermacht hatte, beschäftigt, wobei ich nicht zu sagen wüßte, ob eher als Mäusejäger oder als Hüter der Bücher. Es ist offenkundig, daß der Monsignore den Charakter und die Gewohnheiten seiner Mitbürger nur unzureichend kannte; oder er hoffte vielleicht, seine Hinterlassenschaft werde mit der Zeit auf bequeme Weise in ihnen die Liebe zum Studium entfachen. Bis jetzt, das kann ich bezeugen, wurde sie nicht entfacht: ich sage dies zum Lobe meiner Mitbürger. Vielmehr wußte die Gemeinde dem Monsignore Boccamazza für sein Geschenk so wenig Dank, daß sie nicht einmal ihm zu Ehren irgendeine kleine Büste errichten ließ, sondern bloß die Bücher in einem großen und feuchten Magazin verstaute. Von dort wurden sie nach vielen, vielen Jahren – man kann sich denken, in welchem Zustand – hervorgeholt und in der abgelegenen kleinen Kirche Santa Maria Liberale untergebracht, die aus einem mir unbekannten Grunde entweiht worden war. Dort überantwortete man sie ohne weitere Umstände irgendeinem Faulpelz mit guten Beziehungen als Pfründe und Sinekure: der Betreffende erhielt zwei Lire pro Tag dafür, daß er sich die Bücher ansah oder auch nicht ansah und ein paar Stunden lang ihren Schimmel- und Modergeruch ertragen mußte.

Solch ein Los wurde auch mir einmal zuteil. Schon vom ersten Tag an empfand ich für diese Bücher eine derart geringe Achtung, ob es sich nun um Druckwerke handelte oder um Handschriften (es gibt einige sehr alte in unserer Bibliothek), daß ich mich nie und nimmer ans Schreiben gemacht hätte, hielte ich meinen Fall, wie gesagt, nicht wirklich für merkwürdig und überdies geeignet, einem neugierigen Leser als Lehre zu dienen, der, die seinerzeitige Hoffnung des selig im Herrn entschlafenen Monsignore Boccamazza endlich verwirklichend, zufälligerweise in diese Bibliothek käme. Ihr vermache ich mein Manuskript, allerdings unter der Bedingung, daß niemand es öffnet, ehe fünfzig Jahre seit meinem dritten, letzten und endgültigen Tod verstrichen sind.

In diesem Augenblick nämlich (und Gott weiß, wie mich das schmerzt) bin ich tot, ja ich bin schon zweimal gestorben, das erste Mal freilich irrtümlich, und das zweite Mal … Nun, ihr werdet es hören.

II.
Zweite (philosophische) Prämisse,
gleichsam als Entschuldigung

Die Anregung, oder vielmehr den Rat, mich ans Schreiben zu machen, gab mir mein Freund, der hochwürdige Don Eligio Pellegrinotto, der gegenwärtige Kustos der Bibliothek Boccamazza. Ihm will ich mein Manuskript anvertrauen, sobald es vollendet ist, sollte es je so weit kommen.

Ich schreibe hier, in der kleinen entweihten Kirche, das Licht fällt von oben, durch die Kuppelfenster, zu mir herab; ich schreibe in der Apsis, die, abgeschlossen durch ein niedriges Gatter aus kleinen Holzpfeilern, dem Bibliothekar vorbehalten ist. Indessen stöhnt Don Eligio unter der heldenmütig übernommenen Aufgabe, ein wenig Ordnung in dieses Bücherchaos zu bringen. Ich fürchte, er wird damit nie zu Ende kommen. Vor ihm hatte sich niemand die Mühe gemacht, auch nur ungefähr, wenigstens durch einen flüchtigen Blick auf die Bücherrücken festzustellen, was für Werke denn dieser Monsignore der Gemeinde vermacht habe; man glaubte, daß alle oder fast alle von religiösen Dingen handelten. Pellegrinotto hatte nun zu seiner größten Genugtuung herausgefunden, daß in der Bibliothek des Monsignore die verschiedensten Wissensgebiete vertreten waren. Nur war das Durcheinander unbeschreiblich, denn die Bücher waren aus dem Magazin wahllos, von links und von rechts, hervorgeholt und aufgestapelt worden, wie sie einem gerade unter die Hände gerieten. Diese Nachbarschaft schuf zwischen den Büchern die gewissermaßen pikantesten Verbindungen. So hatte Don Eligio Pellegrinotto, wie er mir sagte, die größte Mühe, einen höchst freimütigen Traktat Über die Kunst, Frauen zu lieben – drei Bände von Antonio Muzio Porro aus dem Jahre 1571 – von einer Biographie zu trennen, die im Jahre 1625 unter dem Titel Leben und Tod des Faustino Materucci, Benediktinermönch aus Polirone, den viele den Seligen nennen in Mantua erschien. Die Einbände beider Werke hatten sich infolge der Feuchtigkeit brüderlich aneinandergeklebt. Die Verwirrung wirkte um so größer, als im zweiten Band des so freimütigen Traktats über Leben und Abenteuer von Mönchen ausführlich die Rede war.

Viele merkwürdige und überaus ansprechende Bücher hat Don Eligio Pellegrinotto, den ganzen Tag hoch oben auf der Leiter hockend, der Leiter eines Laternenanzünders, schon aus den Regalen der Bibliothek herausgefischt. Jedesmal, wenn er eines findet, wirft er es mit Schwung von seiner Höhe herab auf den großen Tisch, der in der Mitte steht; die kleine Kirche hallt davon wider; eine Staubwolke erhebt sich, aus der zwei, drei Spinnen entsetzt flüchten. Ich laufe aus der Apsis herbei, springe über das Gatter, mache zunächst mit dem Buch Jagd auf die Spinnen, über den großen, staubigen Tisch; dann öffne ich das Buch und blättere darin herum.

Auf diese Weise habe ich an dieser Art Lektüre nach und nach Geschmack gefunden. Nun sagt mir Don Eligio, ich müsse mir für mein Buch die Bücher zum Vorbild nehmen, die er in der Bibliothek ausfindig macht, das heißt, es müsse deren besonderes Aroma haben. Ich zucke die Achseln. Das könne ich mühelos, sage ich. Etwas ganz anderes halte mich ab.

Über und über mit Schweiß und Staub bedeckt, klettert Don Eligio von der Leiter, um etwas frische Luft in dem kleinen Garten zu schöpfen, den er hinter der Apsis anlegen konnte und den er ringsum mit dürren, dornigen Zweigen und spitzen Hölzern abgesichert hat.

»Ja, mein hochwürdiger Freund«, sage ich, auf der kleinen Mauer sitzend, das Kinn auf den Knauf meines Stockes gestützt, während er sich an seinem Salat zu schaffen macht. »Die Zeit scheint mir nicht mehr danach, Bücher zu schreiben, nicht einmal zum Spaß. Ich muß, auch was die Literatur betrifft, das gleiche sagen, was ich über alles andere zu sagen pflege: Verflucht sei Kopernikus!«

»Hohoho!« ruft Don Eligio aus. Er richtet sich auf, sein Gesicht ist feuerrot unter dem großen Strohhut. »Was hat denn Kopernikus mit der Sache zu tun?«

»Er hat, Don Eligio. Denn als die Erde sich noch nicht drehte …«

»Was soll das wieder heißen! Sie hat sich doch schon immer gedreht!«

»Das ist nicht wahr. Der Mensch wußte es nicht, und also war es, als drehte sie sich nicht. Für viele Menschen dreht sie sich auch heute noch nicht. Kürzlich erst habe ich mit einem alten Bauern darüber gesprochen, und wissen Sie, was er mir geantwortet hat? Das sei eine gute Ausrede für Betrunkene. Im übrigen – verzeihen Sie – darf es doch auch für Sie keinen Zweifel geben, daß Josua die Sonne zum Stehen brachte.1 Aber lassen wir das. Ich sage: Als die Erde sich noch nicht drehte und der Mensch auf ihr in griechischem oder römischem Gewand eine wunderschöne Erscheinung abgab, voll Selbstgefühl war, sich in seiner eigenen Würde gefiel, da konnte wohl, ich glaube es gerne, eine bis ins kleinste, bis in die überflüssigsten Einzelheiten gehende Erzählung Gefallen finden. Heißt es etwa nicht bei Quintilian – Sie selber haben es mich gelehrt –, Geschichte sei dazu da, um erzählt zu werden, und nicht, damit man sie unter Beweis stelle?«

»Ich leugne es nicht«, antwortet Don Eligio. »Aber es ist ebenso richtig, daß noch nie so ins Einzelne gehende, ja die heimlichsten und abseitigsten Kleinigkeiten aufzählende Bücher geschrieben wurden als seitdem – ich gebrauche Ihre Worte – seitdem die Erde sich zu drehen begonnen hat.«

»Schön! ›Der Herr Graf erhob sich frühzeitig, um punkt halb neun Uhr morgens … Die Frau Gräfin trug ein lila Kleid mit einer reichen Spitzenkrause am Hals … Teresina starb vor Hunger … Lucrezia verging vor Liebe.‹ Du lieber Gott! Was interessiert mich das? Befinden wir uns etwa nicht auf einem unsichtbaren kleinen Kreisel, den ein Sonnenstrahl peitscht; auf einem wahnsinnig gewordenen Sandkorn, das sich dreht und dreht und dreht, ohne zu wissen wozu, und ohne je ans Ziel zu gelangen? Als fände es Spaß daran, sich so zu drehen, nur um uns einmal etwas mehr Wärme, ein andermal etwas mehr Kälte spüren und nach fünfzig oder sechzig Umdrehungen sterben zu lassen – meist mit dem Bewußtsein, eine Reihe kleiner Dummheiten begangen zu haben. Kopernikus, mein lieber Don Eligio, Kopernikus hat die Menschheit vollkommen verdorben, unrettbar. Jetzt haben wir uns alle nach und nach an die neue Vorstellung von unserer unendlichen Kleinheit gewöhnt, daran, uns mit all unseren schönen Erfindungen und Entdeckungen als ein Nichts im Universum zu betrachten, als weniger denn ein Nichts; was für einen Wert sollen also Berichte über unsere Nöte haben? Ich spreche gar nicht von unseren armseligen persönlichen Nöten, sondern auch von den allgemeinen! Unsere Geschichten? – Geschichten von Würmern! Haben Sie etwas über jenen kleinen Unglücksfall auf den Antillen gelesen? Nichts. Nun, die Erde, die arme, müde geworden, sich so, wie dieser polnische Kanonikus es wollte, zwecklos zu drehen, machte eine kleine ungeduldige Bewegung und spie ein bißchen Feuer aus einem ihrer vielen Münder. Wer weiß, was ihr die Galle hatte überlaufen lassen. Vielleicht die Dummheit der Menschen, die nie so langweilig gewesen sind wie jetzt. Kurz und gut, ein paar Tausend geröstete Würmchen. Und weiter geht’s! Wer redet noch davon?«

Don Eligio Pellegrinotto weist mich freilich darauf hin, daß wir, sosehr wir uns auch abmühen, in grausamer Weise die Illusionen, die die fürsorgliche Natur uns zum Wohle geschaffen hat, fortzureißen, zu zerstören, doch nie Erfolg damit haben werden. Glücklicherweise läßt sich der Mensch nämlich leicht ablenken.

Das ist wahr. In gewissen Nächten, die im Kalender angezeichnet sind, läßt unsere Gemeinde die Laternen nicht anzünden, so daß wir sehr oft – wenn es bewölkt ist – im Dunkeln bleiben.

Was im Grunde nichts anderes besagen will, als daß wir auch heute noch glauben, der Mond leuchte nur zu dem Zwecke am Himmel, um unsere Nächte zu erhellen wie die Sonne unsere Tage, und daß die Sterne nur dazu da sind, uns ein herrliches Schauspiel zu bieten. Ganz sicher. Und wir vergessen oft und gern, daß wir unendlich kleine Atome sind, wir achten einander vielmehr und bewundern uns gegenseitig, ja, wir sind sogar imstande, eines kleinen Streifens Erde wegen miteinander zu raufen oder uns über Dinge zu kränken, die, wären wir wirklich von dem Wissen über das, was wir sind, durchdrungen, uns als unwägbare Nichtigkeiten erscheinen müßten.

Aus der erwähnten segensreichen menschlichen Zerstreutheit heraus – abgesehen von der Merkwürdigkeit meines Falles – werde ich also jetzt von mir reden, aber so kurz wie möglich, das heißt, ich werde nur das mitteilen, was ich für notwendig halte.

Einige dieser Mitteilungen werden mir gewiß nicht eben zur Ehre gereichen; aber ich befinde mich jetzt in einer solchen Ausnahmesituation, daß ich mich bereits als außerhalb des Lebens stehend betrachten darf – also jenseits irgendwelcher Verpflichtungen und Skrupel.

Fangen wir an.

III.
Das Haus und der Maulwurf

Ich habe zu Beginn voreilig erklärt, daß ich meinen Vater gekannt habe. Ich habe ihn nicht gekannt. Ich zählte viereinhalb Jahre, als er starb. Er war mit seinem kleinen Segelschiff nach Korsika aufgebrochen, um dort irgendwelche Geschäfte abzuwickeln, und war nicht mehr zurückgekommen. Ein Wechselfieber hatte ihn innerhalb von drei Tagen dahingerafft. Er war 38 Jahre alt. Seine Frau und seine zwei Söhne, Mattia (das wäre und war ich) und Roberto, der zwei Jahre älter ist als ich, ließ er immerhin in ansehnlichem Wohlstand zurück.

Ein paar alten Leuten im Ort bereitet es immer noch Vergnügen, der Mitwelt einzureden, meines Vaters Vermögen (das schon lange in andere Hände übergegangen ist und daher keinen Schatten mehr auf ihn werfen sollte) sei – sozusagen – geheimnisvollen Ursprungs gewesen.

Er habe es, behaupten sie, in Marseille beim Kartenspiel erworben, dem Kapitän eines englischen Frachtdampfers abgewonnen. Als jener Kapitän das ganze Geld, das er bei sich trug – und es dürfte nicht wenig gewesen sein –, verloren hatte, habe er auch noch eine große Ladung Schwefel verspielt, die er im fernen Sizilien auf Rechnung eines Kaufmanns in Liverpool (auch das wissen sie! Und der Name?) geladen hatte; eines Kaufmanns in Liverpool, der das Schiff gechartert hatte. Aus Verzweiflung darüber habe sich der Kapitän während der Rückfahrt auf hoher See ertränkt. So war der Dampfer, auch um das Gewicht des Kapitäns leichter geworden, in Liverpool eingelaufen. Zum Glück führte er als Ballast die Bosheit meiner Landsleute mit sich.

Wir besaßen Ländereien und Häuser. Mein Vater, ein abenteuerlustiger Mann voller Spürsinn, wählte für seine Handelsgeschäfte keinen festen Sitz: er war mit seinem Segelschiff dauernd unterwegs, kaufte alle möglichen Waren dort ein, wo es ihm am günstigsten und zweckmäßigsten schien, und verkaufte sie gleich wieder. Um sich zu keinen allzu großen und riskanten Unternehmungen verleiten zu lassen, legte er seine Gewinne jeweils in Grund- und Hausbesitz an, hier, im Ort, wo er sich, so hoffte er wohl, bald zur Ruhe setzen und den hart erworbenen Wohlstand friedlich und glücklich im Kreise seiner Frau und seiner Kinder genießen würde.

Zuerst kaufte er das Grundstück Due Riviere mit den vielen Oliven- und Maulbeerbäumen, dann das Gut La Stìa, nicht minder ertragreich, wo eine schöne Quelle entspringt, die für den Betrieb der Mühle verwendet wurde, ferner die ganze Anhöhe von Lo Sperone, den besten Weinberg in unserer Gegend, und schließlich San Rocchino, wo er sich eine reizende Villa bauen ließ. Im Ort selbst erwarb er, außer dem Haus, in dem wir wohnten, zwei weitere Häuser und jenes Gebäude, das inzwischen in ein Arsenal verwandelt wurde.

Sein unerwarteter Tod bedeutete unseren Ruin. Meine Mutter war unfähig, das Erbe zu verwalten. Sie nahm zum Verwalter einen Menschen, von dem sie glaubte, daß er ein wenig zu Dank verpflichtet sei, denn die Großzügigkeit meines Vaters hatte es ihm ermöglicht, in geordnete Verhältnisse aufzusteigen. Außerdem hätte ihn die Dankbarkeit, außer Arbeitsamkeit und Ehrlichkeit, keine Opfer gekostet, wurde er doch reichlich entlohnt.

Eine Heilige, meine Mutter! Sie war scheu und sanft und hatte so gar keine Ahnung vom Leben und von den Menschen! Hörte man sie reden, konnte man sie für ein Kind halten. Sie sprach nasal, und sie lachte auch durch die Nase, weil sie dabei die Lippen zusammenbiß, als schämte sie sich ihres Lachens. Sie war von ungemein zarter Konstitution und nach dem Tode meines Vaters immer kränklich. Aber sie klagte nie über ihre Leiden. Ich glaube, sie empfand sie nicht als Last, nahm sie ergeben hin wie eine natürliche Folge ihres Unglücks. Vielleicht hatte sie damit gerechnet, der Schmerz werde auch sie töten, und da konnte sie Gott nur danken, daß er sie, wenn auch noch so elend und voller Kummer, am Leben erhielt zum Wohle ihrer Kinder.

Für uns empfand sie eine geradezu krankhafte Zärtlichkeit, die ihr das Herz angstvoll schlagen ließ: wir mußten immer in ihrer Nähe sein, als fürchtete sie, uns zu verlieren. Oft ließ sie die Dienerinnen das ganze große Haus durchsuchen, wenn einer von uns sich auch nur ein wenig entfernt hatte.

Wie eine Blinde hatte sie sich der Führung ihres Gatten anvertraut; nun, da er nicht mehr war, fühlte sie sich in der Welt verloren. Sie ging nicht mehr aus dem Haus, nur am Sonntag, um in der nächstgelegenen Kirche der Messe beizuwohnen, frühmorgens, von zwei alten Mägden begleitet, die sie wie Verwandte behandelte. Im Hause selbst zog sie sich in nur drei Zimmer zurück und überließ die vielen anderen der saumseligen Betreuung ihrer Dienerinnen und uns als Tummelplatz.

In allen diesen Zimmern ging von den altmodischen Möbeln, von den verschossenen Vorhängen der eigentümliche Geruch alter Gegenstände aus, gleichsam der Atem einer anderen Zeit. Ich erinnere mich, daß ich mich mehr als einmal in seltsamer Bestürzung umsah, betroffen von der schweigsamen Unbeweglichkeit dieser alten Dinge, die, schon seit vielen Jahren außer Gebrauch, ohne Leben zu sein schienen.

Zu den Leuten, die Mutter häufiger besuchten, zählte auch eine Schwester meines Vaters, eine streitsüchtige alte Jungfer mit einem Paar Marderaugen in ihrem dunklen, stolzen Gesicht. Sie hieß Scolastica. Aber sie blieb immer nur kurz, weil sie jedesmal mitten im Reden plötzlich in Wut geriet und, ohne jemanden zu grüßen, davonrannte. Ich hatte als Kind große Angst vor ihr. Ich starrte sie mit aufgerissenen Augen an, besonders wenn sie zornig aufsprang und, zu meiner Mutter gewandt, mit dem Fuß wütend auf den Boden stampfte und schrie:

»Hörst du es hohl da drunten? Der Maulwurf! Der Maulwurf!«

Sie spielte damit auf Malagna an, den Verwalter, der uns in aller Heimlichkeit den Boden unter den Füßen aushöhlte.

Tante Scolastica wollte (wie ich später erfuhr) um jeden Preis, daß meine Mutter wieder heirate. Schwägerinnen haben gewöhnlich nicht solche Ideen, noch geben sie solche Ratschläge. Sie aber war von einem bitteren und trotzigen Gerechtigkeitsgefühl durchdrungen; und mehr wohl aus diesem als aus Liebe zu uns konnte sie es nicht ertragen, daß jeder Mensch uns so ungehindert bestehlen durfte. In Anbetracht der Untüchtigkeit und Ahnungslosigkeit meiner Mutter konnte da ihrer Meinung nach nur ein zweiter Gatte Wandel schaffen. Sie hatte ihn auch schon zur Hand, in der Person eines nicht sehr eindrucksvollen Mannes namens Gerolamo Pomino.

Er war Witwer und hatte einen Sohn, der noch lebt und ebenfalls Gerolamo heißt: mein bester Freund, sogar mehr als mein Freund, wie ich noch berichten werde. Er verkehrte mit seinem Vater in unserem Haus, zu meiner und meines Bruders Berto Verzweiflung.

Sein Vater hatte als junger Mann lange Zeit um Tante Scolastica geworben, sie aber hatte von ihm – wie übrigens auch von anderen Männern – nichts wissen wollen. Nicht etwa, weil sie sich für unfähig hielt, einen Mann zu lieben, sondern weil der geringste Verdacht, der geliebte Mann könnte ihr auch nur in Gedanken untreu werden, sie dazu gebracht hätte – wie sie sagte –, ein Verbrechen zu begehen. Alle waren sie falsch, die Männer, fand sie, lauter Strolche und Verräter. Auch Pomino? Nein, der nicht. Zu spät hatte sie das erkannt. Allen andern Männern aber, die um ihre Hand angehalten und sich dann anderweitig vermählt hatten, war sie, zu ihrer wilden Genugtuung, auf irgendeinen Betrug gekommen. Nur Pomino nicht. Im Gegenteil. Der Ärmste war das Opfer seiner Frau gewesen. Ein Märtyrer.

Warum also heiratete sie ihn jetzt nicht? Welche Frage! Er war Witwer! Er hatte einer anderen Frau angehört, an die er vielleicht manchmal denken mochte. Und dann, weil … Geht doch! Man sah ihm ja, trotz seiner Schüchternheit, auf zehn Meilen Entfernung an, daß er verliebt war, verliebt in … klar, in wen, der arme Signor Pomino!

Undenkbar, daß meine Mutter je zugestimmt hätte. Es wäre ihr wie ein Sakrileg erschienen, wirklich und wahrhaftig. Möglicherweise glaubte die Ärmste gar nicht, daß Tante Scolastica es ernst meinte. Sie lachte in der ihr eigenen Art über die Temperamentsausbrüche ihrer Schwägerin und über die Ausrufe des bedauernswerten Signor Pomino, der bei den Diskussionen zugegen war und dulden mußte, daß die alte Jungfer ihn mit dem übertriebensten Lob überschüttete.

Ich kann ihn mir gut vorstellen, wie er auf seinem Sessel, als säße er auf einem Marterstuhl, hin und her wetzend immer wieder ausgerufen haben mag:

»Du lieber, heiliger Gott!«

Er war ein hübsches, sauberes Männlein mit sanften, himmelblauen Augen. Wenn ich mich nicht täusche, puderte er sich und hatte sogar die Schwäche, etwas Rot auf die Wangen zu legen, ein klein wenig nur, daß es wie ein Hauch wirkte. Sicher war er stolz, in seinem Alter noch sein volles Haar bewahrt zu haben, er kämmte es mit größter Sorgfalt, scheitelte es in der Mitte und glättete es immerfort mit den Händen.

Ich weiß nicht, wie es um unsere Geschäfte bestellt gewesen wäre, hätte meine Mutter, wenn auch gewiß nicht aus eigenem Bedürfnis, aber im Interesse der Zukunft ihrer Söhne, den Rat der Tante Scolastica befolgt und Signor Pomino geheiratet. Schlechter hätten sie gewiß nicht gehen können, als es unter der Verwaltung Malagnas (des Maulwurfs) der Fall war.

Es stimmt, daß der Großteil unseres Besitzes sich bereits verflüchtigt hatte, als Berto und ich erwachsen wurden; aber wir hätten zumindest den Rest aus den Krallen dieses Diebes retten und, ohne Not zu leiden, leben können, wenn auch nicht mehr im alten Wohlstand. Doch wir waren zwei Nichtstuer; wir wollten uns um nichts kümmern und setzten als Erwachsene das gleiche Leben fort, an das unsere Mutter uns als Kinder gewöhnt hatte.

Nicht einmal zur Schule hatte sie uns schicken wollen. Unser Erzieher und Lehrer war ein gewisser Pinzone. Eigentlich hieß er Francesco – oder Giovanni – Del Cinque, alle aber nannten ihn Pinzone. Er selber hatte sich daran so gewöhnt, daß er sich nun auch Pinzone nannte.

Er war von einer Magerkeit, daß einen das Schaudern ankam. Er war ungemein hochgeschossen und wäre – himmlischer Gott! – noch mehr in die Länge gewachsen, hätte sich nicht sein Oberkörper, als wäre er es müde, weiter so dünn in die Höhe zu schießen, plötzlich unter dem Nacken zu einem leichten Buckel gekrümmt, aus dem sich der Hals mühsam hervorkämpfte wie der eines gerupften Huhns, mit einem großen, heraustretenden, auf und ab gleitenden Adamsapfel. Oft schob Pinzone angestrengt seine Lippen zwischen die Zähne, als wolle er das ihm eigene schneidende Lächeln zerbeißen, zurückweisen, verbergen. Diese Anstrengung gelang nicht ganz, denn sein Lächeln, dem die Lippen den Weg versperrten, entkam durch die Augen und wirkte schneidender und spöttischer denn je.

Mit diesen seinen Augen sah er in unserem Haus wohl mancherlei, das weder Mutter noch wir sahen. Er sagte nichts, vielleicht weil er es nicht als seine Pflicht erachtete, etwas zu sagen, oder weil er – wie ich eher vermute – das, was er sah, insgeheim und mit giftigem Vergnügen genoß.

Wir konnten mit ihm tun, was wir wollten; er ließ uns gewähren. Plötzlich aber, wenn wir es am wenigsten erwarteten, verriet er uns, als dränge es ihn, sein Gewissen zu besänftigen. So beauftragte ihn Mutter eines Tages, uns in die Kirche zu führen; Ostern stand bevor, wir sollten beichten. Nach der Beichte sollten wir der kranken Gattin Malagnas einen kurzen Besuch abstatten und dann nach Hause kommen. Schönes Vergnügen! Kaum waren wir auf der Straße, als wir Pinzone zu einem kleinen Streich bewogen: wir versprachen ihm einen Liter guten Weins, wenn er uns, statt uns in die Kirche und zu Malagna zu führen, nach La Stìa gehen ließe, wo wir auf Vogelnester Jagd machen wollten. Pinzone willigte ein, überglücklich, rieb sich die Hände, und seine Augen leuchteten. Er trank, dann gingen wir auf das Gut. Ungefähr drei Stunden lang tollte er dort mit uns herum, half uns auf die Bäume klettern und kletterte selbst mit. Am Abend aber, als wir nach Hause kamen und Mutter ihn fragte, ob wir gebeichtet und Malagna besucht hätten, antwortete er mit dem unverfrorensten Gesicht der Welt:

»Nun, ich will es Ihnen sagen …« Und er erzählte ihr haargenau, was wir gemacht hatten.

Wie sehr wir uns auch für solche Verrätereien an ihm rächten, es nützte nichts. Dabei handelte es sich, wie ich mich noch gut erinnere, nicht etwa um harmlose Scherze. Berto und ich wußten, zum Beispiel, daß er vor dem Abendessen, auf der Truhe in der Vorhalle sitzend, zu schlafen pflegte. Eines Abends sprangen wir heimlich aus dem Bett, in das man uns strafweise früher als sonst gesteckt hatte, trieben ein Zinnrohr auf, das zwei Spannen lang war und die Form einer Klistierspritze hatte, füllten es mit Seifenwasser aus dem Wäschezuber, führten es an seine Nasenlöcher heran und – ziff! Wir konnten noch sehen, wie er bis zur Decke hoch sprang.

Was wir von solch einem Lehrer lernen konnten, läßt sich leicht denken. Doch lag die Schuld nicht an Pinzone allein. Um uns etwas beizubringen, verfiel er sogar, ohne Rücksicht auf Methode oder Disziplin, auf alle möglichen Mittel, die unsere Aufmerksamkeit anspornen sollten. Bei mir gelang ihm dies zuweilen, denn ich bin von Natur aus leicht zu beeindrucken. Seine Bildung aber war ganz eigentümlich, absonderlich, verschroben. So war er besonders bewandert in einer Literatur, die sich mit Wortspielen abgibt: er kannte die latinisierend-verschnörkelten Gedichte in der Manier des Fidenzio Glottocrisio, die makkaronische Dichtung, die Spottlieder nach dem Vorbild des dichtenden Barbiers Burchiello, Verse à la Leporeo, er rezitierte Alliterationen und Paronomasien, die verketteten, wiederkehrenden, rückläufigen Reime aller möglichen Dichter, die dem Herrgott den Tag stahlen, und nicht wenige sonderbare Verse verfaßte er selber.2

Ich erinnere mich, daß er uns eines Tages in San Rocchino sein Gedicht ›Echo‹ unzählige Male gegen einen Hügel rufen ließ.

Woraus ist das Frauenherz? – Erz

Was kündet ihr Blick, lieb ich sie heiß? – Eis

Was kündest du mir, Echo, meiner Klage Geleit? – Leid.3

Wir mußten sämtliche in Stanzen verfaßten Rätsel des Giulio Cesare Croce auflösen, dann die in Sonettform des Moneti und solche, ebenfalls in Sonettform, irgendeines Tagediebs, der die Kühnheit hatte, sich hinter dem Namen Cato Uticensis zu verbergen. Pinzone hatte sie alle in ein altes Heft mit vergilbten Seiten und hartem Deckel eingetragen, die Tinte, die er dabei benützte, war mit Tabak vermengt.

»Hört einmal dieses Rätselgedicht, es ist von Stigliani.4 Wunderschön! Was kann wohl gemeint sein? Hört nur!«

Ich bin zugleich eine und zwei

und zwei mach ich aus dem, was eines war.

Einer benützt mich mit seinen Fünfen

Gegen die unendlichen, die den Leuten im Kopfe schwirren.

Vom Gürtel aufwärts bin ich ganz Mund,

Und zahnlos beiße ich besser als mit Zähnen.

Zwei Nabel hab ich an gegenüberliegenden Punkten,

Die Augen hab ich in den Füßen und oft die Finger an den Augen.5

Ich glaube ihn jetzt noch vor mir zu sehen, sein Gesicht strahlte beim Aufsagen der Verse vor Verzückung, seine Augen waren halb geschlossen, seine Finger bogen sich nach innen.

Nach der festen Überzeugung meiner Mutter war das, was Pinzone uns lehrte, für unsere Bedürfnisse hinreichend; vielleicht fand sie sogar, wir hätten mehr als nötig gelernt, wenn sie uns die Rätsel des Croce oder des Stigliani deklamieren hörte. Nicht so Tante Scolastica. Da es ihr nicht gelungen war, ihren vielgeliebten Pomino meiner Mutter aufzudrängen, nahm sie nun Berto und mich aufs Korn. Wir aber fühlten uns sicher im Schutze unserer Mutter und beachteten sie gar nicht. Darüber geriet sie in so wilden Zorn, daß sie uns, hätte sie es ungesehen oder ungehört tun können, sicherlich geprügelt hätte, bis uns die Haut vom Leibe fiel. Ich erinnere mich, daß sie einmal, als sie, wie meist, wutentbrannt davonlief, in einem der unbewohnten Zimmer auf mich stieß; sie faßte mich am Kinn, preßte es mit ihren Fingern fest zusammen und sagte: »Wunderhübsch! Wunderhübsch! Wunderhübsch!« Und während sie das sagte, näherte sie ihr Gesicht immer mehr dem meinen, Aug’ in Aug’ mit mir, ließ plötzlich eine Art Grunzen hören und stieß dann zwischen den Zähnen hervor: »Hundefratze!«

Besonders auf mich hatte sie es abgesehen, obwohl ich doch dem absonderlichen Unterricht Pinzones weit aufmerksamer folgte als Berto. Es mußte wohl an meinem Gesicht liegen, das unbewegt in seinem Unmut war, und an der dicken runden Brille, die man mir aufgezwungen hatte, um das eine meiner Augen zurechtzurücken, das, ich weiß nicht warum, eigensinnig immer anderswohin blicken wollte.

Diese Brille war für mich ein wahres Martyrium. Eines Tages warf ich sie fort und ließ meinem Auge die Freiheit, hinzublicken, wohin es wollte. Auch wenn es geradeaus geblickt hätte, ich wäre dadurch nicht schöner geworden. Ich strotzte vor Gesundheit, und das genügte mir.

Als ich achtzehn wurde, war mein Gesicht von einem rötlichen gelockten Bart überwuchert, sehr zum Nachteil meiner eher kleinen Nase, die nun wie verloren wirkte zwischen dem Barthaar und meiner breiten und ernsten Stirn.

Vielleicht, wenn es in der Macht des Menschen stünde, die passende Nase zu seinem Gesicht zu wählen, oder wenn wir beim Anblick eines bedauernswerten Mannes, dessen Nase zu groß für sein abgezehrtes Gesicht ist, sagen könnten: »Diese Nase würde mir gut stehen, ich nehme sie mir« –, vielleicht, sage ich, hätte ich dann gerne meine Nase ausgetauscht, und die Augen und manch anderen Teil meines Körpers auch. Doch da ich wußte, daß man das nicht kann, fand ich mich mit meinen Gesichtszügen ab und kümmerte mich nicht mehr viel um sie.

Berto hingegen, schön von Antlitz und Gestalt (zumindest im Vergleich zu mir), konnte sich vom Spiegel nicht trennen, er putzte sich heraus, verwöhnte sich, verschleuderte sein Geld für die neuesten Krawatten, für die erlesensten Parfüms, für Wäsche und Kleider. Um ihn zu ärgern, nahm ich eines Tages aus seinem Kleiderschrank einen funkelnagelneuen Frack, eine hochelegante Weste aus schwarzem Samt, einen Klappzylinder und ging so aufgemacht auf die Jagd.

Indessen erschien Batta Malagna immer wieder bei meiner Mutter, um über die schlechten Erträge zu klagen. Er sei gezwungen, die drückendsten Schulden zu machen, um unsere übermäßigen Ausgaben zu decken und die vielen Ausbesserungsarbeiten zu bezahlen, die sich in der Landwirtschaft dauernd als nötig erwiesen.

»Da haben wir wieder eine schöne Bescherung gehabt!« sagte er jedesmal schon beim Hereinkommen.

Einmal hatte der Nebel die Oliven in Due Riviere nicht zur Reife kommen lassen, ein andermal hatte die Reblaus die Weingärten von Lo Sperone vernichtet. Man mußte amerikanische Weinstöcke einpflanzen, die gegen das Übel widerstandsfähig sind. Das bedeutete weitere Schulden. Dann kam der Rat, Lo Sperone zu verkaufen, um die Wucherer loszuwerden, die es belagerten. So wurde zuerst Lo Sperone verkauft, dann Due Riviere und dann San Rocchino. Es blieben die Häuser und das Gut La Stìa mit der Mühle. Meine Mutter wartete nur darauf, daß Malagna eines Tages käme, um ihr mitzuteilen, die Quelle sei versiegt.

Wir waren, das stimmt, Nichtstuer und gaben maßlos viel Geld aus; aber es stimmt nicht minder, daß es einen diebischeren Dieb als Batta Malagna auf der ganzen Erdoberfläche nicht gegeben hat und nicht mehr geben wird. Das ist das mindeste, was ich von ihm sagen kann, angesichts der Familienbeziehung, die mit ihm einzugehen ich gezwungen war.

Er verstand es geschickt, es uns an nichts fehlen zu lassen, solange meine Mutter lebte. Jener Wohlstand aber, und jene Freiheit, die er uns ließ, jede Laune zu befriedigen, dienten nur dazu, den Abgrund zu verdecken, in den ich nach dem Tode meiner Mutter stürzte, ich allein – denn mein Bruder hatte das Glück, rechtzeitig eine vorteilhafte Ehe zu schließen.

Meine Ehe hingegen …

»Muß ich auch darüber reden, Don Eligio, auch über meine Ehe?«

Von seiner Leiter herab antwortet Don Eligio Pellegrinotto:

»Und ob! Ganz gewiß. In gehöriger Form …«

»Was heißt gehörig! Sie wissen sehr gut, daß …«

Don Eligio lacht, und die ganze entweihte Kirche mit ihm.

»Ich an Ihrer Stelle, Signor Pascal, würde zuerst einmal ein paar Novellen des Boccaccio oder des Bandello lesen. Des Tons wegen, des Tons …«

Er hat es mit dem Ton, dieser Don Eligio. Uff! Ich schreibe einfach alles nieder, wie es kommt.

Mut also, los!

IV.
Es geschah so

Eines Tages, während der Jagd, blieb ich seltsam betroffen vor einem Strohschober stehen, der, einen kleinen Topf auf der Stangenspitze, aussah wie ein dickwanstiger Zwerg.

»Dich kenne ich doch«, sagte ich, »dich kenne ich …«

Dann, plötzlich, rief ich: »Ei! Batta Malagna.«

Ich nahm eine dreizackige Heugabel von der Erde und stieß sie ihm mit solcher Lust in den Wanst, daß der Topf beinahe von der Stangenspitze gefallen wäre. Und da war’s nun Batta Malagna, wenn er, schwitzend und keuchend, mit schief aufgesetztem Hut daherschlurfte.

Alles an ihm pflegte ins Gleiten zu geraten: die Augenbrauen und die Augen glitten hierhin und dorthin in der verzogenen Fratze; die Nase glitt auf den albernen Schnurrbart und auf den Spitzbart; vom Halsansatz glitten die Schultern herab; der schwabbelige riesige Bauch glitt fast zur Erde, denn er saß überhängend auf kurzen, gedrungenen Beinen, so daß der Schneider, um sie zu bedecken, übermäßig bequeme Hosen anfertigen mußte; und von weitem sah das aus, als trüge er tief unten noch ein Gewand und als berühre der Bauch den Boden.

Wie Malagna mit diesem Gesicht und dieser Gestalt ein solcher Dieb sein konnte, weiß ich nicht. Auch Diebe, stelle ich mir vor, müssen ein entsprechendes Auftreten haben, das er meiner Ansicht nach nicht hatte. Die Hände stets auf dem Rücken, konnte er sich mit seinem Hängebauch nur langsam bewegen und nur mit Mühe seine weiche, miauende Stimme hervorholen. Gerne wüßte ich, wie er die Diebstähle, die er dauernd zu unserem Schaden beging, vor seinem Gewissen verantworten wollte. Da er sie, wie gesagt, nicht nötig hatte, mußte er doch vor sich selber irgendeine Begründung, irgendeine Rechtfertigung finden. Vielleicht, dachte ich mir, stahl er, um sich irgendwie zu zerstreuen, der arme Mann.

In der Tat dürfte seine Frau ihm schreckliche Qualen bereitet haben. Sie gehörte zu jenen Frauen, die sich Respekt zu verschaffen wissen.

Er hatte den Fehler begangen, eine Frau aus besseren Kreisen zu wählen, während er selber aus der alleruntersten Schicht stammte. Hätte die Frau einen Mann von ihr ebenbürtiger Herkunft geheiratet, sie wäre möglicherweise nicht der Quälgeist geworden, der sie für ihn wurde, denn natürlich mußte sie ihm bei jeder kleinsten Gelegenheit beweisen, daß sie ihm durch Geburt überlegen war und daß man es bei ihr zu Hause so und so gehalten habe. Und Malagna tat folgsam alles so und so, wie sie es sagte – nur um ebenfalls als ein Herr aus besserer Familie zu gelten. Das kostete ihn keine geringe Anstrengung. Er schwitzte immer, war stets in Schweiß gebadet.

Dazu kam, daß die Signora Guendalina kurz nach der Heirat an einem Übel erkrankte, von dem sie nie genesen konnte, denn um zu genesen, hätte sie ein Opfer bringen müssen, das über ihre Kräfte ging: sie hätte auf nichts Geringeres verzichten müssen als auf gewisse getrüffelte Pastetchen, die ihr gar so gut schmeckten, und auf andere ähnliche Leckerbissen, und außerdem, das vor allem, auf Wein. Nicht, daß sie viel getrunken hätte, Gott behüte, sie stammte ja aus besseren Kreisen: aber sie hätte eben nicht einen einzigen Tropfen trinken dürfen.

Berto und ich waren in jungen Jahren manchmal bei Malagna zum Mittagessen. Es war für uns ein rechter Spaß, wenn er seiner Frau, mit allem schuldigen Respekt, Enthaltsamkeit predigte, während er selber mit dem größten Behagen die üppigsten Speisen verzehrte, ja geradezu verschlang.

»Ich kann es nicht zulassen«, sagte er, »daß man wegen des momentanen Genusses, den der Schlund beim Hinabgleiten eines Bissens empfindet, wie zum Beispiel dieses hier,« (und schon war der Bissen unten) »sich tagelange Beschwerden zuzieht. Was hat das für einen Sinn? Ich würde mich nachher aufs tiefste beschämt fühlen, ganz bestimmt. Rosina!« (rief er nach dem Dienstmädchen) »Gib mir noch etwas davon. Ausgezeichnet, diese Mayonnaise!«

»Mayonn.. esel!« fuhr die Signora wie eine Viper auf. »Schluß damit jetzt! Gott sollte dich einmal spüren lassen, was es heißt, magenkrank zu sein. Dann würdest du lernen, deine Frau zu respektieren.«

»Wie, Guendalina? Tu ich das denn nicht?« rief Malagna aus, während er sich etwas Wein einschenkte.

Statt jeder Antwort stand seine Frau auf, nahm ihm das Glas aus der Hand und schüttete den Wein aus dem Fenster.

»Wieso? Warum?« ächzte Malagna verdutzt.

Und seine Frau:

»Weil Wein für mich Gift ist! Hast du je gesehen, daß ich mir auch nur einen Tropfen ins Glas gieße? Wenn ja, dann nimm es mir weg und schütte den Wein aus dem Fenster, wie ich es getan habe. Verstanden?«

Verlegen lächelnd sah Malagna erst Berto kurz an, dann mich, dann das Fenster, dann das Glas; schließlich sagte er:

»Mein Gott, bist du denn ein Kind? Ich und Gewalt anwenden? Niemals, meine Liebste: du selber, aus eigener Überlegung, solltest dich beherrschen …«

»Und wie denn?« schrie die Signora. »Wenn ich die Versuchung dauernd vor Augen habe? Wenn ich zusehen muß, wie du ununterbrochen Wein trinkst, ihn genießt, ihn gegen das Licht hältst, nur um mich zu reizen? Schluß damit, sag’ ich! Ein anderer Mann würde, um mich nicht so leiden zu lassen …«

Nun denn, Malagna brachte es tatsächlich so weit: er trank keinen Wein mehr, um seiner Frau ein Beispiel von Enthaltsamkeit zu geben und sie nicht leiden zu lassen.

Dann – stahl er … Klar! Irgend etwas mußte er doch tun.

Bald jedoch kam er dahinter, daß sie, die Signora Guendalina, heimlich trank, Wein trank. Als genügte es, um jede schädliche Wirkung auszuschalten, daß der Mann ihr nicht zusah. Da begann auch er, Malagna, wieder zu trinken, aber außer Hause, um seine Frau nicht zu kränken.

Trotzdem stahl er weiter, das ist wahr. Ich aber weiß, daß er sich von seiner Frau sehnlichst eine gewisse Entschädigung für den vielen Kummer wünschte, den sie ihm bereitete; das heißt, er wünschte, daß sie sich eines Tages entschlösse, ihm einen Sohn in die Welt zu setzen. Eben! Seine Diebereien hätten dann einen Sinn gehabt, eine Rechtfertigung. Was tut man nicht alles für das Wohl seiner Kinder?

Die Frau aber verfiel zusehends mit jedem Tag, und Malagna wagte nicht, über seinen brennenden Wunsch mit ihr auch nur zu reden. Vielleicht war sie überhaupt unfruchtbar. Jedenfalls aber mußte man auf ihre Krankheit alle Rücksicht nehmen. Und wenn sie bei der Entbindung stürbe? Der Himmel bewahre uns! … Auch bestand die Gefahr, daß sie das Kind nicht austragen könne.

So fand er sich schließlich damit ab.

Wirklich? Nach dem Tod der Signora Guendalina lieferte er nicht eben den Beweis. Er beweinte sie, o ja, sehr beweinte er sie und gedachte ihrer stets mit so tiefem Respekt, daß er sie durch keine andere Dame aus besseren Kreisen ersetzen wollte, obwohl er es leicht hätte tun können. Gewiß doch, er war ja jetzt ein reicher Mann. Er nahm vielmehr die Tochter eines einfachen Gutsverwalters, ein gesundes, blühendes, kräftiges, heiteres Geschöpf; und er tat es einzig deshalb, um keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß er imstande sei, Nachkommen zu haben. Und wenn er es damit allzu eilig hatte …, na ja, man muß bedenken, daß er kein Jüngling mehr war und keine Zeit mehr zu verlieren hatte.

Oliva, die Tochter Pietro Salvonis, unseres Verwalters von Due Riviere: ich kannte sie gut, schon seit ihrer Kindheit.

Ihretwegen schöpfte Mutter die größten Hoffnungen, was mich betraf: daß ich endlich Vernunft angenommen und Geschmack an der Landwirtschaft gefunden hätte. In ihrer Freude verkannte sie die Sachlage, die arme Frau! Die schreckliche Tante Scolastica aber öffnete ihr eines Tages die Augen:

»Siehst du denn nicht, du Närrin, daß er immer nur nach Due Riviere geht?«

»Ja, wegen der Olivenernte.«

»Wegen der Oliva, du dummes Weib, wegen dieser einen Oliva, dieser einzigen Oliva!«

Da hielt Mutter mir eine regelrechte Strafpredigt: ich möge mich hüten, ein armes Mädchen in Versuchung zu führen und es für immer unglücklich zu machen. Und so weiter und so weiter.

Aber es bestand keine Gefahr. Oliva war anständig, unerbittlich anständig, denn sie wußte sehr genau, welche bösen Folgen es für sie haben würde, wenn sie nachgab. Darum, aus diesem Wissen eben, war sie frei von aller abgeschmackten, gekünstelten Scham; sie war kühn und ungeniert.

Und wie sie lachen konnte! Zwei Kirschen waren ihre Lippen. Und diese Zähne!

Von ihren Lippen kam kein Kuß, dafür bekam ich Bisse ihrer Zähne zu spüren, als Strafe, wenn ich sie an den Armen packte und nicht freigeben wollte, ehe ich nicht wenigstens auf ihre Haare einen Kuß drücken durfte.

Das war alles.

Und jetzt war sie, so schön, so jung, so frisch, Batta Malagnas Frau … Tja! Wer bringt schon die Kraft auf, einer gewissen Sorte von Glück den Rücken zu kehren? Dabei wußte Oliva genau, wie Malagna zu seinem Reichtum gekommen war! Voller Abscheu sprach sie einmal mit mir darüber; und dann ging sie hin und heiratete ihn, seines Reichtums wegen.

Ein Jahr vergeht seit der Hochzeit; zwei Jahre vergehen; von Kindern keine Spur.

Malagna, der all die Zeit hindurch in der Überzeugung gelebt hatte, daß einzig die Unfruchtbarkeit oder die Kränklichkeit seiner Gattin schuld an seiner Kinderlosigkeit gewesen sei, schöpfte nicht den entferntesten Verdacht, es könnte an ihm liegen. Und er begann, Oliva zu zürnen.

»Nichts?«

»Nichts.«

Er wartete ein weiteres Jahr, ein drittes. Vergebens. Da beschimpfte er sie ganz offen. Und nach einem weiteren Jahr, als er alle Hoffnung aufgeben mußte, mißhandelte er in höchster Erbitterung Oliva rücksichtslos. Sie habe ihn mit ihrem blühenden Aussehen betrogen, schrie er ihr ins Gesicht, betrogen und wieder betrogen; nur, um von ihr einen Sohn zu haben, habe er sie so hoch erhoben, an die Stelle gesetzt, die einst eine Dame eingenommen habe, eine wirkliche Dame, deren Andenken er andernfalls nie einen solchen Schimpf angetan hätte.

Die arme Oliva gab keine Antwort, sie wußte nicht, was sie sagen sollte; sie kam wiederholt zu uns, um ihr Herz bei meiner Mutter auszuschütten. Die sprach ihr Trost zu. Sie dürfe die Hoffnung nicht aufgeben, sie sei ja noch so jung:

»Zwanzig?«

»Zweiundzwanzig …«

Nun also, Mut! Es sei schon mehr als einmal vorgekommen, daß der Kindersegen sich erst zehn, sogar fünfzehn Jahre nach dem Hochzeitstag eingestellt hat. Fünfzehn Jahre? Er war schon jetzt alt; und wenn …

Gleich im ersten Jahr war Oliva der Verdacht gekommen, daß – wie sagt man es nur? – das Versagen mehr auf seiner Seite liege als auf ihrer, obwohl er es hartnäckig bestritt. Wie aber den Beweis erbringen? Als sie heiratete, hatte Oliva sich selber geschworen, anständig zu bleiben, und sie wollte diesen Schwur nicht brechen, auch nicht, um sich beruhigende Gewißheit verschaffen zu können.

Wie ich das alles weiß? Wie sollte ich es nicht wissen! … Ich habe doch gesagt, daß sie zu uns kam, um ihr Herz auszuschütten; ich habe auch schon gesagt, daß ich sie seit ihrer Kindheit kannte; und jetzt sah ich sie in Tränen, weil dieses alte Scheusal sie in seiner dummen und aufreizenden Anmaßung auf die unwürdigste Weise behandelte. Und … muß ich denn wirklich alles sagen? Übrigens, es blieb beim Nein; also genug darüber.

Ich tröstete mich bald. Ich hatte damals alle möglichen anderen Dinge im Sinn, zumindest glaubte ich es (was das gleiche ist). Ich hatte auch Geld, was – von allem anderen abgesehen – gewisse Gedanken fördert, die man sonst nicht hätte. Es auszugeben, half mir allerdings dieser verdammte Gerolamo Pomino II., Mino genannt, der infolge der weisen Sparsamkeit seines Vaters nie ausreichend mit Geld versehen war.

Mino folgte uns wie ein Schatten; einmal mir, einmal Berto, und er verstand es, sich mit affenartiger Nachahmungsfähigkeit zu verwandeln, je nachdem, ob er mit Berto oder mit mir zusammen war. Wenn er sich an Berto heftete, führte auch er sich sogleich wie ein Geck auf; und sein Vater, der gleichfalls Anwandlungen zur Eleganz hatte, öffnete ein wenig seinen Geldbeutel. Mit Berto aber dauerte es nicht lange. Als er sich sogar in seiner Art des Gehens nachgeahmt sah, verlor mein Bruder rasch die Geduld, vielleicht fürchtete er, durch Mino lächerlich zu werden. Er behandelte ihn schlecht, bis er ihn endlich los war. Da heftete sich Mino wieder an mich, und sein Vater schnürte den Geldbeutel wieder zu.

Ich hatte mehr Geduld, denn ich trieb öfters meinen Spaß mit ihm. Später bereute ich es. Ich mußte einsehen, daß ich seinetwegen bei gewissen Affären über die Stränge geschlagen oder meine Natur vergewaltigt oder meine Gefühle übertrieben hatte, nur, um ihn zum Staunen oder in eine peinliche Situation zu bringen; an deren Folgen ich dann natürlich selber zu leiden hatte.

Eines Tages nun, als wir auf der Jagd waren und ich ihm von Malagnas Heldentaten gegenüber Oliva erzählt hatte, sagte er, er habe unlängst ein Mädchen gesehen, die Tochter einer Kusine eben dieses Malagna, mit der er gerne eine große Dummheit begehen würde. Die Möglichkeit dazu bestehe durchaus, denn das Mädchen scheine nicht gerade spröde zu sein. Leider habe er noch keine Gelegenheit gefunden, mit ihr auch nur zu reden.

»Geh! Du hast eben nicht den Mut dazu gehabt!« sagte ich lachend.

Mino widersprach; aber er wurde nur zu rot, während er widersprach.

»Ich habe mich dafür mit der Magd unterhalten«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Und da habe ich schöne Dinge gehört. Weißt du, was sie mir gesagt hat? Daß dein mieser Malagna immerzu bei ihnen steckt. Irgendwie hat sie den Eindruck, daß er etwas im Schilde führe, zusammen mit dieser alten Hexe, seiner Kusine.«

»Im Schilde? Wieso?«