cover

Über die Autorin

Stacy Eldredge leitet die Frauenarbeit von Ransomed Heart Ministries. Mit ihrem Mann John hat sie den sehr erfolgreichen Titel „Das wilde Herz der Ehe“ veröffentlicht. Über drei Millionen Exemplare ihrer Bücher wurden bislang verkauft. Sie lebt mit ihrer Familie in Colorado Springs, USA.

Wenn ihr seid, was ihr sein sollt,
werdet ihr die Welt in Brand setzen.

Katharina von Siena

Für alle Mädchen auf der ganzen Welt,
die mit einem Leben in der Liebe die Welt in Brand setzen wollen.

Inhalt

Einleitung

Kapitel 1: Der springende Punkt

Kapitel 2: Wie lautet deine Geschichte?

Kapitel 3: Die Landschaft deines Lebens

Kapitel 4: Deine Mutter und du

Kapitel 5: Sei du selbst – und niemand anderes

Kapitel 6: Geheimnisse der Schönheit

Kapitel 7: Taumelnd in die Freiheit

Kapitel 8: Verregnete Zeiten

Kapitel 9: Freundschaft

Kapitel 10: Diese Jungs!

Kapitel 11: Verschwenderische Liebe

Kapitel 12: Dein wahrer Name

Nachwort

Quellen und Anmerkungen

Einleitung

Dieses Buch ist genau das richtige für dich, wenn du dich nach mehr sehnst.

Nach mehr Freude.

Nach mehr Freiheit.

Nach mehr Hoffnung.

Mehr Heilung.

Mehr Leben!

Wenn du mehr lachen

und freundlicher sein willst.

Wenn du glücklicher sein willst.

Wenn du mehr du selbst sein willst.

Wenn du mehr lieben willst, Gott besser kennen möchtest und dich in deiner Haut wohler fühlen willst.

Ganz ehrlich, wer will das nicht?

Es gibt in uns so etwas wie eine „heilige Unzufriedenheit“. Das ist so ein unbeständiges inneres Gefühl, das nicht in Selbstverachtung endet, sondern ein leidenschaftliches Bedürfnis nach dem Gott in dir weckt, der sagt: „Das ist noch nicht alles im Leben!“

Ich möchte mehr. Und ich wette, du möchtest das auch.

Hallo erst mal! Ich bin Stacy und, zugegeben, es ist schon eine Weile her, dass ich zur Schule gegangen bin, oder dass jemand meinen Personalausweis verlangt hat, weil ich eine Flasche Wein für eine Einweihungsparty kaufen wollte. Damit du gleich Bescheid weißt: Ich habe die 50 schon überschritten. Aber ich bin weder deine Lehrerin noch deine Tante noch deine Schwester, die Leiterin deiner Jugendgruppe, deine Nachbarin oder deine Mutter. Ich habe bis jetzt schon so einige Lebenserfahrungen gesammelt und sowohl von älteren als auch von jüngeren Frauen, denen ich begegnet bin, eine Menge gelernt. Einiges davon möchte ich gerne mit dir teilen. Bist du bereit? Dann fangen wir gleich einmal mit einer ultimativen Lebensweisheit an:

Tröste dich. Es wird besser.

Du glaubst das nicht? Ist aber so. Gibt es Dinge, mit denen du gerade so richtig zu kämpfen hast? Nun, das Leben ist manchmal hart, aber ich kann dir versichern, dass es besser wird. Hand aufs Herz!

Du wirst deinen Weg finden. Du wirst dich weiterentwickeln, immer mehr den Durchblick bekommen und irgendwann die Veränderung feststellen, nach der du dich jetzt so sehr sehnst. Denn Jesus ist auch noch da. Bei Jesus ist Veränderung nicht nur möglich, sondern er verspricht sie uns sogar.

Wir alle aber stehen mit unverhülltem Gesicht vor Gott und spiegeln seine Herrlichkeit wider. Der Herr verändert uns durch seinen Geist, damit wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen.

2. Korinther 3,18

Du wirst verändert, damit du Jesus immer ähnlicher wirst. Er hat dich auserwählt, und was er in dir angefangen hat, wird er auch zu Ende führen. Du bist nicht auf dich allein gestellt. Aber dein Einsatz ist gefragt! Denn du spielst eine aktive Rolle in deinem Leben. Jesus will, dass du die Freiheit hast, du selbst zu sein, dass du dich anderen zeigst, so wie du bist, und Freude daran hast. Willst du das auch? Dann lass uns loslegen! Ich bin überzeugt: Dieses Buch hält ein paar wunderschöne Schätze für dich bereit!

Ein kurzer Überblick

Ich wünsche mir natürlich, dass du dieses Buch liest. Das wäre echt cool. Noch cooler wäre es, wenn du das Buch zusammen mit Freunden liest und ihr eure Gedanken darüber untereinander austauscht. Teile dein Leben mit anderen! Dieses Buch ist kein Ratgeber; es ist ein Buch über die Reise deines Lebens. Falls du mich trotzdem um ein paar praktische Tipps für dein Leben bitten würdest, würde ich dir Folgendes raten, und du könntest dir diese Tipps sogar auf ein Poster schreiben und an die Wand hängen:

Geh mit Köpfchen an die Sache ran. Sei stark. Sei freundlich. Zeig dich von deiner besten Seite. Sei mutig. Sei DU. Achte auf dein Inneres, auch auf deinen Körper. Erlaube dir zu träumen. Stell Fragen. Durchbrich Schranken. Schreibe kleine Dankeskärtchen. Streck dich nach der Wahrheit aus. Und nach Heilung. Folge Jesus nach.

Sei fröhlich. Lass das Leben in dir sprudeln. Kümmere dich mehr um dein Inneres als um dein Äußeres. Sag dir selbst, dass du wunderschön bist. Geh spazieren. Hab Träume. Mach einen Selbstverteidigungskurs. Sei hilfsbereit. Setz dich für andere ein, die in Not sind. Finde deine Leidenschaften. Lies ein Buch und hab Spaß dabei. Bete. Hör zu.

Finde Bilder in den Wolken. Lache über dich selbst. Schenke Fremden ein Lächeln. Sei großzügig in dem, was du gibst. Sei gastfreundlich. Sag einfach danke, sooft du kannst. Unterdrück deine Intuition, dein Bauchgefühl, nicht. Achte beim Begrüßen auf einen festen Händedruck. Sieh anderen in die Augen.

Bitte Gott, dass er dir seine Liebe zeigt. Sei achtsam. Vergib anderen, die dich verletzt haben. Trenn dich von Leuten, die keine wahren Freunde sind. Schau nicht zurück. Probier Neues aus. Geh zum Bowlen. Geh in den Zoo. Lass im Park einen Drachen fliegen. Hol dein Fahrrad noch einmal heraus. Kauf dir ein Fahrrad. Streichele einen Hund. Setze dir ein Ziel. Lebe dein Leben. Lade jemanden ein, dich ein Stück deines Weges zu begleiten.

Wenn du dich über etwas freust – sei es ein bestimmter Duft, ein Gefühl oder eine schöne Aussicht, die du genießt –, betrachte es als das, was es ist: eine Liebesbotschaft von Jesus an dich. Dann bedank dich bei ihm und sag: „Ich liebe dich auch.“

So, das waren jetzt genug Ratschläge. Lass uns jetzt zum Kern der Sache kommen … dein Herz.

Kapitel 1:
Der springende Punkt

Du selbst zu sein in einer Welt, die dich ständig anders haben will, ist die größte Errungenschaft.

Ralph Waldo Emerson

Sag mir, was hast du vor mit deinem einen ungezähmten, kostbaren Leben?

Mary Oliver

Gerade versuche ich ein bisschen zu arbeiten, aber ich passe gleichzeitig auf einen neun Wochen alten, kleinen Hund auf. Ich bin sozusagen abgelenkt. Es ist ganz schön anstrengend, auf ihn aufzupassen, aber auch total schön, denn ich habe schon lange nicht mehr so sehr gelacht. Im Moment untersucht er eine künstliche Pflanze. Er gräbt seine Schnauze in den Topf, schnappt mit seinen kleinen, scharfen Welpenzähnen nach den grünen Blättern und knurrt sie immer wieder an. Dieser Welpe ist zu hundert Prozent er selbst!

Sein Name ist Roper. Er ist ein Heeler, er ist clever und lernt, in welchen Grenzen er sich bewegen darf.

Roper verkörpert die Glückseligkeit eines Hundes. Er platzt fast vor Freude. Er ist ein so fantastischer Hund, weil er nicht versucht, etwas anderes zu sein als das, was er ist. Er ist ein Welpe. Kein junges Kätzchen und auch keine Rennmaus. Er ist kein ausgewachsener Hund. Er ist Roper, die neun Wochen alte Version von Roper. Und das ist eine sehr gute Sache. Denn genau das soll er auch sein.

Er soll ganz er selbst sein. Ich soll ich selbst sein. Du sollst du selbst sein.

Als „selbstbewusst“ hätte mich in meiner Schulzeit bestimmt niemand beschrieben. Selbstsicher. Selbstbeherrscht. Furchtlos. Vielleicht sah ich nach außen hin so aus. Klar habe ich alles versucht, um diesen Eindruck zu erwecken. Ich war wohlerzogen. Aber wenn ich ein Schild vor meinem Herzen getragen hätte, dann hätte darauf gestanden: „Sag mir einfach, wer ich sein soll, und ich werde so sein.“ Meine Eltern hatten eine bestimmte Vorstellung davon, wie ich sein sollte. (Klüger! Dünner! Beliebter!) Meine Freundinnen ließen mich nur allzu gern wissen – ohne es auch nur auszusprechen –, wie sie mich haben wollten. (Lustiger! Hübscher!) Meine Schwestern durften mir sagen, wer ich sein sollte. Und nicht zu vergessen: die Jungs.

Ich ließ zu, dass andere mir sagten, wer ich sein sollte und wer nicht, und dabei hatte ich selbst noch keine Ahnung, wer ich eigentlich war.

Wir werden nicht mit einem großartigen Selbstwertgefühl in diese Welt hineingeboren. Oder vielleicht doch. Vielleicht werden wir als Neugeborenes noch bestärkt, aber dann beginnt das Leben, an unserem angeborenen, einzigartigen Wohlbefinden zu kratzen. Das Leben ereignet sich, es passieren viele – nicht immer angenehme – Dinge, schöne und unschöne Worte werden ausgesprochen, und es dauert nicht lange, bis wir herausfinden, dass wir eine bestimmte Person sein müssen, um zu überleben, und diese Person sind nicht wir selbst. Wir können nicht wirklich zu hundert Prozent und ungehindert wir selbst sein.

Sag mir einfach, wer ich sein soll, und ich versuche so zu sein.

Seufz.

Das Leben kann wirklich einsam sein.

Ich wette, du weißt, was als Nächstes kommt, nicht wahr? Ich werde dir sagen, dass du du selbst sein musst, wenn du ein Leben führen willst, das sich lohnt! Du hast recht.

Um ein lohnenswertes Leben zu führen, musst du du selbst sein. Nicht die Version, die deine Eltern, Freunde oder die Jungs dir vorschreiben. Nicht eine Version, für die es ein Update im Internet gibt. Glaub mir: Du solltest so sein, wie du wirklich bist!

Du bist du. Eigentlich kannst du auch gar niemand anders sein. Gott hat dich so gewollt. Du bist das einzige Lebewesen, das jemals so war oder so sein wird, wie du bist. Der brillante Dr. Seuss (ein US-amerikanischer Kinderbuchautor und Cartoonzeichner; Anm. d. Übers.) hat einmal gesagt: „Heute bist du du! Das ist wahrer als wahr! Niemand ist da, der mehr du ist als du!“1 Du sein bedeutet nicht die Person, die du einmal sein wirst, sondern die, die du nach Gottes Plan sein sollst.

Probleme kommen dann, wenn wir jemand anderes sein wollen. Manchmal mögen uns die anderen nicht. Manchmal mögen wir uns selbst nicht. Wir wissen genau, was uns Probleme bereitet, wo wir versagen, verletzt sind oder einfach nur ausbrechen wollen. Wir wissen, dass wir nicht hundertprozentig so sind, wie es unserer Bestimmung entspricht.

Aber hier ist die gute Nachricht: Du darfst du selbst sein, dich in deiner Persönlichkeit aber auch weiterentwickeln. Du darfst dich verändern und in den Bereichen wachsen, in denen du dich nach Veränderung sehnst.

Allein die Tatsache, dass wir uns nach Veränderung sehnen, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass wir uns verändern sollen. Unsere Unzufriedenheit mit unseren Schwächen weist auf die Tatsache hin, dass wir nicht dazu bestimmt sind, in diesen Schwächen stecken zu bleiben. (Lies die beiden letzten Sätze am besten noch einmal.)

Genau darum geht es im Leben. Du bist dazu bestimmt, dich immer weiterzuentwickeln und beharrlich das Ziel zu verfolgen, noch mehr du selbst zu sein. Das sollst du aber natürlich nicht nur aus eigener Anstrengung schaffen. Und auch nicht aus eigener Willenskraft, durch harte Selbstdisziplin oder durch eine strenge Form der Selbstverachtung. Sondern durch die Liebe Gottes.

Ich möchte wachsen. Ich will mich verändern. Ich möchte wahrhaftiger werden, liebevoller, authentischer, mehr ich selbst. Jesus will das auch. Er wünscht sich das auch für dich! Jesus liebt dich, so wie du bist. Er sieht dich und kennt dich und er findet dich fabelhaft. Er weiß außerdem, wie Gott dich gemeint hat, als er dich schuf. Weil er so liebevoll und barmherzig ist, will er dich gerne auf deinem Lebensweg begleiten.

Dein Herz

Das Leben ist wie eine Reise zu deinem wahren Ich – zu deinem Herzen.

Das Herz ist der Ort, wo jede Tat ihren Anfang nimmt. Dein Herz ist das Zentrum. Es wurde verletzt und das wird immer wieder vorkommen. Es kann dir großen Schmerz bereiten, und noch größer können die Schwierigkeiten sein, in die es dich bringt. Du wirst versucht sein, dein Herz zu verschließen, es zu ignorieren, zu betäuben oder sogar sterben zu lassen. Ganz gewiss wirst du dein Herz auch mal verlieren. Die Sache ist jedoch die: Du kannst eigentlich gar nicht ohne dein Herz leben. Und du bist zum Leben bestimmt.

In Wahrheit ist dein Herz der wichtigste Teil von dir. Dein Herz ist auch für Gott das Wichtigste.

Und jetzt kommts! Das sind jetzt wirklich gute Neuigkeiten. Jesus kam, um dein Herz zu gewinnen. Er kam, um dein wahres Ich zu befreien und zu erneuern. Er hat Himmel und Erde nicht dafür in Bewegung gesetzt, dass du dich anständig benimmst. Oder damit du dich besser in die Masse einfügst. Oder auf deine Manieren achtest. Nein. Er möchte dein Herz umwerben und für sich gewinnen, damit du ihn von Herzen liebst und daraus Kraft für dein Leben schöpfst.

Diese Nachricht ist echt krass.

Ich hatte gedacht, im Leben geht es darum, sich zusammenzureißen, weniger Mist zu bauen und einfach nur ein braves Mädchen zu sein, andern zu dienen, zu gehorchen, die Regeln zu befolgen. Ich hatte gedacht, das sei Gott am wichtigsten. Was hatte ich mich da getäuscht!

Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben!

Sprüche 4,23

In der Bibel werden wir dazu aufgefordert, auf unsere Gedanken und Gefühle zu achten. Nicht wie ein Wachhund, der die Herde zusammenhält, sondern wie ein fürsorglicher Hirte; „achtgeben“ ist hier also im Sinne von „hüten“, „beschützen“ und „pflegen“ gemeint. Die meisten von uns tun das nicht. Wir achten eher darauf, dass der Zeiger auf der Waage nicht zu hoch klettert, als dass wir auf unser Herz aufpassen. Das ist nicht sehr weise, denn unser Herz ist von großer Bedeutung.

Warum also ist es wichtiger als alles andere, dass wir auf unsere Gedanken und Gefühle achten? Mein Mann hat das in seinem Buch „Der ungezähmte Christ“ folgendermaßen begründet:

Gott weiß, dass unser Herz der Kern unseres Seins ist. In ihm entspringt unsere ganze Kreativität, unser Mut und unsere Überzeugungen. Es ist die Quelle unseres Glaubens, unserer Hoffnung und natürlich unserer Liebe. Dieser „Urquell des Lebens“, der in uns ist, macht unsere gesamte Existenz aus, er ist das Zentrum unseres Seins. Dein Herz ist der wichtigste Teil von dir. Ohne dein Herz kannst du nicht werden, was du sein sollst.2

Ganz am Anfang der Bibel steht: „Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. … So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie“ (1. Mose 1,26–27). Du bist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen! Hast du dich jemals gefragt, wo dieses Ebenbild in dir zu finden ist?

Dein ganzes Wesen wurde nach dem Bild Gottes erschaffen – natürlich auch dein Herz! Gott hat dich als weibliche Person erschaffen. Er will, dass du als Frau mit einem weiblichen Herzen sein Ebenbild ausstrahlst. Dein Herz ist das Spiegelbild Gottes.

Wenn ich über das Herz spreche, meine ich damit nicht deine Gefühle, deine Emotionen. Natürlich ist dein Herz der Ort, an dem deine tiefsten Gefühle entspringen, aber von dort kommen auch deine tiefsten Gedanken. Wenn ich also über das Herz spreche, dann meine ich damit den Ort, wo Jesus durch den Glauben in dir wohnt. Es ist das Zentrum deines Seins. Nirgendwo bist du mehr du selbst als in deinem tiefsten Innern.

Okay, vielleicht hältst du mich jetzt für verrückt, weil man dir beigebracht hat, dass das Herz hinterlistig und böse ist. Das steht nämlich in Jeremia 17,9: „Nichts ist so undurchschaubar wie das menschliche Herz, es ist unheilbar krank. Wer kann es ergründen?“ Ja, vor der Hinwendung zu Jesus ist das Herz böse. Aber wenn jemand in seinem Herzen glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der gekommen ist, um uns zu erlösen; wenn er Gott sein Leben anvertraut, dann bekommt er ein neues Herz! „Ich will euch ein anderes Herz und einen neuen Geist geben. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz“ (Hesekiel 36,26).

Gott weiß, wo es Probleme gibt, und er ist gekommen, um sich mit ihnen zu befassen. Er weiß, dass wir seine Hilfe brauchen. Er weiß, dass aus unserem Herzen Dinge kommen, die hinterlistig und böse sind, und er hat Vorkehrungen getroffen, dass das nicht so bleiben muss. Ja, wir haben immer noch mit der Sünde zu kämpfen, auch wenn wir als Christen von Gott ein neues Herz bekommen haben. Aber die gute Nachricht ist: Wir können das Böse in uns mit Gottes Hilfe besiegen.

Für den Anfang ist wichtig:

Dein Herz ist Gott am allerwichtigsten.

Dein Herz muss beschützt werden.

Du musst es gut behandeln.

Wir können so gemein zu uns selbst sein, nicht wahr? Wir sagen uns Dinge, die wir niemals einem andern Menschen sagen würden. Wir können sehr streng mit uns sein. (Unsere eigenen Fehler sind uns deutlich vor Augen, aber das Gute in uns können wir nur schwer erkennen, nicht wahr?) Die Sache ist die: Du musst nett zu dir sein, damit du auch nett zu anderen bist. Denn so wie du dich selbst behandelst, so wirst du auch andere behandeln. Neulich hatte ich die Ehre und den Kummer (jawohl, beides gleichzeitig), bei der Beerdigung des 24-jährigen Sohnes meines Freundes dabei zu sein.

Während des Gottesdienstes herrschte eine heilige Atmosphäre. Und ich meine wirklich „heilig“. Wir haben getrauert, dass er nicht mehr da ist. Wir haben sein Leben gefeiert und Gott dafür gedankt, dass der Tag kommen wird, an dem alles neu wird, an dem es keinen Abschied mehr geben wird, nie wieder.

Während des Gottesdienstes sprach keiner darüber, wie gut oder schlecht sein Zimmer aufgeräumt war, ob er immer sein Bett gemacht oder seine Kleidung weggeräumt hatte. Niemand hat ein Wort darüber verloren, wie alt er war, als er seinen Führerschein gemacht hatte. Keine Silbe über seine Schulnoten und beruflichen Erfolge.

Aber die Leute erzählten immer wieder, wie sie sich in seiner Nähe gefühlt haben. Die Geschichten über seinen Sinn für Humor nahmen kein Ende. Die Anwesenden schwärmten geradezu von seiner Liebe zu den Menschen, von seiner Leidenschaft, mit der er gelebt hatte, und von der Freude, die er verbreitet hatte – indem er sich einfach so zeigte, wie er war: einzigartig, mit all seinen Eigenarten und Unvollkommenheiten, großartig und völlig unverfälscht.

Sein Herz war das, worauf es ankam. Und auch auf dein Herz kommt es an.

Wie geht es dir heute damit? Wie geht es deinem Herzen? Wie behandelst du dich selbst? Bist du freundlich? Ermutigend? Liebevoll? Auch zu dir selbst? Jesus wünscht sich das von dir. Er hat uns aufgetragen, unseren Nächsten so zu lieben wie uns selbst. Und genau das wird passieren. Wir werden andere so lieben wie uns selbst. Wenn wir also schroff und eklig zu uns selbst sind, werden wir zu anderen genauso sein, ob wir das wollen oder nicht.

Jesus liebt dich. Er findet, dass du es ihm wert bist, dass er dich beschützt, dir nachgeht, über dir wacht, in dich investiert und sein Leben für dich gibt. Er möchte auch, dass du dich selbst liebst, auch dann, wenn es bestimmte Bereiche in deinem Leben gibt, wo du etwas ändern willst.

Nimm dir jetzt einen Moment Zeit und danke Gott für dein Leben. Bitte ihn, dass er dir hilft, dich selbst zu lieben.

Wachsen und Werden

Meine Freundin Julie hielt sich diszipliniert an ihren neuen Fitnessplan. Sie joggte jeden Tag brav ihre selbst verordneten Runden, auch wenn es regnete. Doch als dann wieder einmal ein anderer Jogger wie eine Gazelle an ihr vorbeilief, stöhnte sie missgelaunt.

Vielleicht ist Fitness nur für diejenigen, die fit sind, dachte sie. „Hey Gott!“, rief sie. „Es ist so schwer, sich zu ändern!“

Tief in ihrem Herzen hörte sie seine Antwort. Und wenn die Veränderung darin besteht, dass ich dir zeige, wer du wirklich bist?

Moment mal! Ist es nicht so, dass es in unserem Leben in erster Linie um Gott gehen soll – und nicht um uns selbst? Johannes der Täufer hat doch schließlich gesagt: „Christus soll immer wichtiger werden und ich als Mensch will immer mehr in den Hintergrund treten!“ (siehe Johannes 3,30).

Das ist das Merkwürdige an unserer Verwandlung. Einerseits geht es darum, uns selbst und alle Bereiche unseres Lebens Gott anzuvertrauen – auch all unsere Bemühungen, uns zu ändern, und all unseren Frust, es nicht zu schaffen. Andererseits schiebt Gott uns nicht beiseite. Er macht uns zu der Person, die wir wirklich sind. Während er unser Inneres heilt, fordert er uns dazu auf, uns den Herausforderungen des Lebens zu stellen und uns damit auf die wichtigste Reise, die ein Mensch machen kann, zu begeben. Diese Reise erfordert Mut, Glauben und vor allem die Bereitschaft, zu wachsen und loszulassen, um damit am Ende bei sich selbst anzukommen.

Ja, es scheint etwas ziemlich Widersprüchliches zu sein (aber es ist ein wunderschöner Widerspruch): Je mehr wir wie Gott werden, desto mehr werden wir wir selbst – das Selbst, das Gott im Blick hatte, als er vor Erschaffung der Welt an uns dachte. Dieses Selbst steckt in dir; es mag schwer angeschlagen und mit jeder Menge Schmutz bedeckt sein, aber es ist da. Und Jesus kommt und möchte es zur vollen Entfaltung bringen! Der Weg dorthin ist jedoch nicht easy: Wir werden immer wieder hin- und hergerissen sein zwischen Entscheiden und Nachgeben, Wünschen und Loslassen, Versuchen und Aufgeben.

Wenn du dich auf diesem Weg befindest, wirst du entdecken, dass es immer wieder Dinge gibt, die dir wie scharfkantige Steine im Weg liegen.

Scham und Disziplin führen zu nichts

Erstens: Scham ist keine Hilfe auf dem Weg, immer mehr wir selbst zu werden.

Ähnlich wie ein Koffeinschub am Morgen kann uns Scham und Selbstverachtung zwar auf den Weg der Veränderung treiben, doch wir werden bald feststellen, dass sie uns in einen Kreisverkehr ohne Ausfahrt schicken. Wenn wir morgens auf die Waage steigen und das angezeigte Gewicht uns zur Verzweiflung bringt, dann schwören wir uns, nie mehr zu viel zu essen. Die Scham ist so groß, dass wir es womöglich schaffen, bis zum Mittagessen eisern zu bleiben, aber sie wird uns nicht zur Freiheit verhelfen. Selbstverachtung, Scham und Furcht – diese Gefühle, die sich tief in unserem Inneren breitmachen – können uns niemals auf dem Weg zu uns selbst weiterbringen. Und doch versuchen die meisten von uns, die Scham als inneren Antrieb zu nutzen. Auch ich habe das getan.

Hast du es schon erlebt, dass die Scham dein innerer Antrieb war, irgendetwas zu denken oder zu tun? Geht es dir jetzt immer noch so? Wenn ja, was sagt dir diese Stimme der Scham? Wozu will sie dich antreiben? (Mit Scham meine ich einen inneren Dialog, bei dem du dich selbst tadelst, weil du nicht das bist oder das tust, was du glaubst, sein oder tun zu müssen.)

Scham führt uns nicht zu Gott hin. Tatsächlich zieht sie uns noch weiter weg von seinem liebevollen, barmherzigen Herzen. Scham ist weder ein Zeichen von Reue noch wird sie uns zu der Veränderung hinführen, nach der wir uns so sehr sehnen. Wenn wir uns selbst ständig wegen unserer Fehler und Schwächen fertigmachen, rauben wir uns damit nur die Kraft, uns zu verändern.

Ja, es ist etwas sehr Gutes und Wichtiges, wenn wir unsere Schuld und unser Versagen bedauern. Wenn wir uns aber deswegen zermartern, führt das absolut zu nichts.

Zweitens: Selbstdisziplin wird uns auch nicht aus unserem Dilemma befreien.

Disziplin, insbesondere Disziplin in Sachen Glauben, ist gut. Doch wenn das unser einziges Mittel ist, um die Veränderungen zu erreichen, nach denen wir uns sehnen, dann werden wir bald feststellen, dass wir es durch bloße Anstrengung nicht schaffen, ein Mensch zu werden, der von Gottes Gnade erfüllt ist. Wir ärgern uns; wir verlieren den Mut. Und wenn wir es doch mal schaffen, aus dem einen oder anderen Kampf als Sieger herauszugehen, kann es leicht passieren, dass wir anfangen, auf andere denselben Druck auszuüben. Wir werden zu einem Menschen, der nach dem Motto lebt: „Reiß dich zusammen!“

Bei der Selbstdisziplin bleibt das „Selbst“ im Zentrum, und damit befinden wir uns bereits in einer schlechten Ausgangsposition. Unsere Bemühungen, unser Eifer, unsere harte Arbeit bringen uns vielleicht durch die Woche, aber ganz sicher nicht durchs Leben. Und doch glauben viele Christen, dass man nur auf diese Art und Weise in unserer Welt zurechtkommt.

Hast du dir schon einmal eine Liste gemacht, auf der steht, wie du leben willst? Angenommen, du hättest diese Liste: Wirst du es schaffen, diese Liste einzuhalten?

Echte Veränderung kann nicht von außen erzwungen werden. Es ist ein innerer Prozess. Hast du dir schon einmal eine Liste gemacht, auf der steht, wie du leben, essen, Sport treiben, lernen, Gott suchen, wachsen und dich verändern willst? Wie lange konntest du deine Vorsätze umsetzen? Solche Listen funktionieren für niemanden über längere Zeit, und das Ergebnis des „Listen-Einhaltens“ ist es, dass wir wieder in die Selbstverachtung zurückfallen. Das Problem ist nicht unsere mangelnde Disziplin. Das Problem liegt darin, wie wir die Sache angehen. Das Problem sind die Listen.

Übrigens haben wir Menschen eine sensationelle Begabung, Listen aufzustellen. Verhaltensregeln. Benimmregeln. Halt die Hand vor den Mund, wenn du gähnst. Lass die Serviette auf deinem Schoß liegen. Sprich nicht beim Essen und halt den Mund beim Kauen geschlossen. Unterbrich den anderen nicht. Heb die Hand, wenn du etwas sagen willst. Warte, bis du an der Reihe bist. Achte auf eine gerade Haltung.

Fängst du nicht schon beim Lesen an zu gähnen?

Was steht noch auf deiner ungeschriebenen Verhaltensliste?

Gott gab dem Volk Israel eine an sich richtig gute Liste. Lüg nicht. Stehle nicht. Begehre nicht die Frau deines Nachbarn, seinen Diener, seinen Ochsen, seinen Esel oder seine neuen Stiefel. War das wirklich zu viel verlangt? Es war eine stattliche Liste, und die Israeliten merkten bald, dass sie die Regeln auch nicht einen einzigen Tag lang befolgen konnten.

Dann kam Jesus. In seiner berühmten Bergpredigt lehrte er, dass es auf unser Herz ankommt. Er betonte, dass es genauso schlimm ist, einen Menschen im Herzen zu hassen, wie ihn umzubringen. Hm, da sitzen wir wohl alle irgendwie in der Klemme!

Eine Liste von Gesetzen, Regeln, Tipps, Techniken und Strategien bringt kein verändertes Herz hervor. Wir alle haben Bereiche in unserem Leben, in denen wir Veränderung brauchen und uns auch wünschen, doch die Veränderung wird nur dann passieren, wenn sie im Herzen geschieht.

Scrooge, der berühmte Geizkragen aus Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“ hat eine Veränderung seines Herzens erfahren und seinem Angestellten Bob Cratchit schließlich eine Lohnerhöhung gewährt. Cinderella erfuhr eine Veränderung des Herzens und ging zum Ball des Prinzen. Saulus, der wütende Pharisäer und Christenhasser, erfuhr eine Veränderung des Herzens und wurde der wichtigste Missionar für Jesus Christus. Ich erfuhr eine Veränderung des Herzens, als ich mein Leben Jesus anvertraute. Als mein Herz sein wahres Zuhause fand, veränderten sich viele Dinge schlagartig.

Wenn wir eine innere Veränderung erfahren, wird diese Veränderung nach außen sichtbar werden. Aber du und ich wissen mittlerweile, dass der größte Teil unserer Heilung und Umwandlung nicht in dem Augenblick geschieht, wo wir Jesus zum ersten Mal unser Herz anvertrauen. Es passiert mitten im ganz normalen Alltag. Und genau dorthinein kommt Jesus.

Scham führt zu nichts und auch Disziplin bringt uns nicht zum Ziel. Gott lädt uns ein, uns auf einen Prozess der Veränderung einzulassen. Er will unsere innere Welt heilen, so, dass schließlich auch unsere äußere Welt verwandelt wird. Tiefe, innere Heilung, Wachstum, Verwandlung und Freiheit sind immer ein Prozess. Er beginnt erst dann, wenn wir glauben, dass wir geliebt sind.

Wie in deinem Leben, so gibt es auch bei mir Bereiche, die ich verändern will und muss. Aber ich habe eine sehr befreiende Wahrheit gelernt: Gott wird mich nicht mehr oder weniger oder anders lieben, wenn oder falls ich es schaffe, meine überschüssigen Kilos loszuwerden und mein Gewicht zu halten, wenn ich regelmäßig Sport treibe – ja, noch nicht einmal dann, wenn ich freundlicher, netter oder besser organisiert bin. Jesu Liebe zu mir, die Liebe meines himmlischen Vaters zu mir, ist unveränderbar. Ja, es stimmt, die Gemeinschaft mit ihm kann manchmal belastet sein, doch sein Herz verändert sich nicht. Er liebt mich leidenschaftlich. Noch besser: Ich glaube, er mag mich. Und übrigens steht er auch total auf dich. Ja, auf dich! Genau jetzt, in diesem Augenblick.

Da ist die Stimme der Scham, die sagt: „Eigentlich hasse ich mich. Ich würde mich am liebsten selbst loswerden.“

Die Stimme der Disziplin sagt: „Ich muss mich bessern, denn ich bin nicht gut.“

Gott aber sagt: „Ich liebe dich. Lass dich von mir wieder heil machen!“

Diese Stimme mag ich am liebsten.

Gott bringt ans Licht, wer wir wirklich sind. Das ist das „unverhüllte Gesicht“, wie Paulus es ausdrückt. All die Nebelschleier der Scham und der Sünde und des falschen Ichs, all diese Schleier, die andere Menschen auf uns gelegt haben, die glauben zu wissen, wie wir sein sollten – Gott nimmt sie fort, damit wir mit unverhülltem Gesicht seine Herrlichkeit widerspiegeln können.

Wir alle aber stehen mit unverhülltem Gesicht vor Gott und spiegeln seine Herrlichkeit wider. Der Herr verändert uns durch seinen Geist, damit wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen.

2. Korinther 3,18

Wer möchtest du werden? Wie möchtest du gerne sein? Bitte Gott, dass er dein Herz mit Hoffnung füllt, einer Hoffnung darauf, dass du tatsächlich so werden kannst.

Gemeinsam

Kann man sich wirklich verändern? Auch ganz tief im Innern? Ich glaube, ja. Ich habe es selbst schon gesehen; die Bibel verspricht es – und es passiert in meinem Innern.

Ich bin mir sicher, dass du in der Vergangenheit schon versucht und gehofft hast, dich zu verändern. Gott lädt dich heute dazu ein, erneut zu hoffen. Durch den Glauben. Wir können uns nicht selbst heilen, selbst befreien oder selbst retten. Wir können nicht aus eigener Kraft wir selbst werden. Aber wir sind nicht allein auf uns gestellt. Gott sieht uns und kennt uns. Er stärkt uns und motiviert uns, das Leben zu leben, für das er, der König der Liebe, uns geschaffen hat. Er will uns helfen, uns zu verändern und zu wachsen. Wir können das nicht alleine schaffen, aber er kann es. Er ist sehr, sehr gut darin. Und das ist genau das, was er uns versprochen hat.

Wen Gott nämlich auserwählt hat, der ist nach seinem Willen auch dazu bestimmt, seinem Sohn ähnlich zu werden, damit dieser der Erste ist unter vielen Brüdern und Schwestern.

Römer 8,29

Ich habe Folgendes gelernt:

Welpen sind einfach bezaubernd und sie haben sehr scharfe Zähne.

Wir sind unaussprechlich geliebt.

Es gibt Gründe dafür, dass wir mit bestimmten Dingen kämpfen.

Gott hat sich etwas dabei gedacht, als er dich so gemacht hat, wie du bist.