Cover.jpg

Inhalt

Die wichtigen Worte vorweg …

Rund um das Auto

Warum du immer das falsche Auto kaufst

Warum dein Gebrauchtwagen reif für den Schrottplatz ist

Warum dein Auto kaputtgeht

Warum die Verkehrspolizei hinter dir her ist

Warum du nie einen Parkplatz findest

Warum du als Radfahrer die Arschkarte gezogen hast

Warum du an der Ampel immer Rot hast

Belogen im Beruf

Warum im Vorstellungsgespräch niemand die Wahrheit sagt

Warum keiner einen Finger für dich krummmacht

Warum bei Meetings niemals etwas herauskommt

Warum alle dir die Schuld in die Schuhe schieben

Warum der Schleimer aus dem Büro nebenan befördert wird

Warum die Netten immer unter die Räder kommen

Warum alle Traumberufe die Hölle sind

Warum du heute niemanden mehr erreichst

Warum du eine Wertschätzungstasse bekommst

Warum du unbezahlte Überstunden machst

Warum dich dein Chef doch lieber fallen lässt

Familie und Freunde

Warum deine Freunde immer für dich da sind, wenn du sie nicht brauchst

Warum du dich immer um die schlimmsten Familienmitglieder kümmern musst

Warum du die Geschenke deiner Freunde niemals brauchen kannst

Warum manche Freunde so geizig sind

Warum deine Freunde es nicht möchten, dass du Erfolg hast

Warum deine Freunde hinter deinem Rücken über dich ablästern

Warum du doch wieder nichts erbst

Einkaufen

Warum heruntergesetzte Preise immer verdächtig sind

Warum teure Produkte auch nichts taugen

Warum du Mitglied im »Senator-Club« werden sollst

Warum uns Schnäppchenjäger an der Nase herumführen

Warum alle Geräte kaputtgehen, sobald die Garantie abgelaufen ist

Warum du immer vergisst, dein Abo zu kündigen

Warum manche Verkäufer gar nicht nett sind

Gesundheit und Ernährung

Warum sowieso niemand die Packungsbeilage liest oder seinen Arzt oder Apotheker fragt

Warum dein Arzt nie Zeit für dich hat

Warum dein Arzt dir überflüssigen Schnickschnack verkaufen will

Warum dir der Notdienst auch nicht helfen kann

Warum sich dein Schamane schon gar nicht auskennt

Warum alle guten Köche schummeln

Warum dich deine Diät fett macht

Warum dich Süßstoff noch fetter macht

Warum alle Lebensmittel schädlich sind

Verarscht im Internet

Warum du beim Online-Shopping jedes Mal die Hosen runterlässt

Warum immer die falschen Mails in deinem Spam-Ordner landen

Warum du deine Facebook-Freunde sperren solltest

Warum du immer irgendeinen Müll anklicken sollst

Warum du bei jeder Internetauktion zu viel hinblätterst

Der ganZe Rest

Warum alle Politiker keine Ahnung haben

Warum Wutbürger noch weniger Ahnung haben

Warum du dauernd Gebühren zahlen musst

Warum du bei Gewinnspielen immer der Verlierer bist

Warum alle anderen gedopt sind

Warum du dein Geld immer falsch anlegst

Warum die Lehrer die Zukunft deiner Kinder versauen

Warum auch Biohühner im Käfig wohnen

Warum wir uns alle selbst verarschen

Die wichtigen Worte vorweg …

Da denkst du, du hast alles richtig gemacht. Du gibst dir Mühe, bist nett zu den Leuten, informierst dich und hältst dich an die Abmachungen. Und dann? Geht alles Mögliche schief. Du rackerst dich ab, aber die anderen machen Karriere. Du kaufst Testsieger-Geräte, die nach Ablauf der Garantie die Grätsche machen. Du hungerst dich durch eine ernährungswissenschaftlich geprüfte Schlankmacherdiät und gehst auseinander wie ein stramm aufgepumpter Strandball.

Woran liegt das? Vielleicht glaubst du, es ist einfach dumm gelaufen. Etwas Unvorhergesehenes ist dazwischengekommen. Oder du hast einen Fehler gemacht. Und beim nächsten Mal, da klappt es ganz bestimmt. Doch dann geht es schon wieder schief. Und wieder. Bis du irgendwann herausfindest: Es liegt gar nicht an dir. Sondern an den anderen. Die lassen dich hängen, die tricksen dich aus. Die reden dir irgendeinen Stuss ein: Versuch doch mal dies, versuch mal jenes, bei mir hat das ganz wunderbar geklappt. Hat es aber gar nicht. Die erzählen dir das nur, um gut dazustehen. Um dich reinzulegen. Oder um dir viel Geld aus der Tasche zu leiern.

Die Wahrheit ist: Du wirst verarscht. Und weil das so gut klappt, machen das heute alle so. Na ja, fast alle. Leute wie du sind natürlich nicht so. Und Leute wie ich auch nicht (jedenfalls nicht zu dir). Nimm vielleicht noch ein paar gute Freunde dazu, nette Nachbarn, ausgewählte Familienmitglieder, gutmütige oder wenigstens kastrierte Haustiere und einige notorisch Aufrichtige, die gar nicht anders können, als ehrlich zu sein. Aber das war es dann auch schon. Alle anderen kannst du vergessen. Sie sind tagein, tagaus damit beschäftigt, dich über den Tisch zu ziehen, Mist zu bauen, dummes Zeug zu quatschen und sich hinterher rauszureden: »Nee du, das habe ich so gar nicht gesagt. Da musst du mich irgendwie missverstanden haben.«

Höchste Zeit also, dass wir uns der Sache annehmen. In diesem Buch werfen wir einen ehrlichen Blick auf die hinterhältigen Tricks der Verkäufer, die leeren Versprechungen, die ausgefuchsten und die oberplumpen Täuschungsmanöver, mit denen wir reingelegt werden sollen. Wir lüften das schmutzige Geheimnis der Leute, die beruflich an dir vorbeiziehen, die heimlich Vergünstigungen einsacken und dabei so tun, als wären sie Mutter Teresa und Mahatma Gandhi in Personalunion. Wir schauen ihnen auf die Finger, den ahnungslosen Anlageberatern, gedopten Freizeitsportlern, verlogenen Gewinnertypen, feigen Vorgesetzten und mogelnden Meisterköchen. Und ich sage es lieber gleich: Unsere Zusammenstellung ist höchst unvollständig. Du findest hier nur die Spitze des Scheißbergs, wenn ich das mal so sagen darf. Aber es ist nun einmal so: Viele, viele Menschen kommen nur halbwegs komfortabel durchs Leben, weil sie die anderen verscheißern. Auf die ehrliche Tour würden sie abstinken wie eine ungelüftete Schultoilette. Würden ihre Mitmenschen ahnen, was für unfähige, verlogene Drecksäcke sie in Wirklichkeit sind, könnten sie einpacken.

Und hier kommt unser Buch ins Spiel: Es ist kein schlecht gelauntes Motz- und Wutbuch. Es ist ein kraftspendendes Trostbuch. Ein »Smoothie für die Seele« mit einer klaren, ermutigenden Botschaft: Wenn es nicht so gut läuft, wenn ihr nicht dort steht, wo ihr eigentlich hingehört, dann könnt ihr gar nichts dafür, meine Lieben. Ihr seid einfach nur verarscht worden.

Wenn man das einmal begriffen hat, werden alle Dinge einfacher und klarer. Sonst wird uns ja ständig eingeredet, wir wären für jeden Dreck selbst verantwortlich. Ob wir karrieretechnisch durchstarten, gesund bleiben und viele Freunde finden, das hätten wir alles selbst in der Hand. Klingt erst mal ermutigend. Aber warte mal ab. Die Kehrseite ist nämlich: Wenn es nicht klappt, dann hast du versagt. Und überleg mal, was alles nicht klappt in deinem Leben, in deiner Familie, in deinem Beruf. Willst du an diesem ganzen Elend auch noch schuld sein? Da bietet unser Buch schon eine ganz andere, wesentlich überzeugendere Erklärung. In diesem Sinne wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen.

 

Matthias Nöllke, München im Herbst 2016

Rund um das Auto

Anfangen müssen wir mit dem Auto. Ganz einfach, weil es mit dem Buchstaben A beginnt. Solche Themen stehen gerne an erster Stelle. Und in diesem Buch ganz besonders. Dann können wir nämlich so tun, als wäre unser Buch irgendwie komplett. Verarschungen von A bis Z. Bis zum Z haben wir noch gut 200 Seiten Luft. Aber für das »A« gibt es kaum einen geeigneteren Kandidaten als das Auto. Denn eigentlich mögen wir unser Auto. Es ist unser Freund, unser treuer Begleiter im Straßenverkehr. Es steht geduldig mit uns im Stau. Es zischt auf der Überholspur an denen vorbei, die nicht mit uns mithalten können oder die sich feige an das Tempolimit halten. Es bringt uns zur Arbeit und wieder nach Hause, fährt vielleicht sogar mit uns in den Urlaub. Im Unterschied zum eigenen Gesicht kannst du dir dein Auto selbst aussuchen. Du entscheidest, ob du mit einem runden Babylächeln, einem selbstzufriedenen Mittelklasseschmunzeln oder mit einer fiesen Haifischfresse unterwegs sein willst. Dabei ist es natürlich kein Zufall, dass du für die Haifischfresse am meisten hinblättern musst.

Das Auto ist eine großartige Erfindung, die aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist. Da kann es gar nicht ausbleiben, dass wir gerade bei diesem Thema ständig verarscht werden.

Schon beim Autokauf werden wir über den Tisch gezogen. Aber sogar wenn nicht: Autos kosten ein Schweinegeld, Autos sind gefährlich, Autos fahren gar nicht so oft, wie man immer meint. Verkehrswissenschaftler haben herausgefunden, dass ein Auto im Schnitt mehr als 23 Stunden irgendwo rumsteht und Platz wegnimmt, der in unseren engen Städten eigentlich für andere Dinge gebraucht würde. Aber auch wenn du damit rumfährst, gibt es immer wieder Ärger. Leute hupen dich an, rasten aus, benehmen sich so, als wollten sie dich töten. Da kannst du so rücksichtsvoll fahren, wie du willst. Ja, gerade die rücksichtsvollen Fahrer werden gehasst. Weil sie mit ihrer rücksichtsvollen Art nämlich den ganzen Betrieb aufhalten. Ah, den noch reinlassen, hier noch warten. Für Tiere bremsen oder für Radfahrer, das ist keine gute Idee in einem System, das eher den Gesetzen des Dschungels gehorcht als der Straßenverkehrsordnung. Und wenn du daran zweifelst, dann frag mal die Verkehrspolizei.

Egal, ob du tankst, ob du parkst, ob du fährst, ob du in die Werkstatt musst, zur Abgasuntersuchung oder zum Idiotentest, ständig bist du in Gefahr, verarscht zu werden. Die anderen wollen dein Geld, deinen Führerschein, deine Vorfahrt. Sie stehlen dir deine Zeit und ruinieren deine Nerven. Grund genug also, dass wir uns die Sache einmal näher ansehen.

Warum du immer das falsche Auto kaufst

Damit fängt es doch schon an: Dass wir uns ein Fahrzeug anschaffen, mit dem wir jede Menge Ärger haben. Ärger, mit dem wir nicht gerechnet haben. Denn wir leben doch in Deutschland, dem Autoparadies, einem der wenigen Länder ohne Tempolimit auf der Autobahn. Bei uns gab es mal einen Bundeskanzler, der von sich behauptete, der »Kanzler aller Autos« zu sein. Man kann nicht behaupten, dass ihm das geschadet hat. Eher uns. Aber das ist eine andere Geschichte ...

So oder so: Wir Deutschen gelten als Autokenner und Autoliebhaber. Wir bauen die besten Autos, heißt es. Fast alle Arbeitsplätze hängen bei uns von der Autoindustrie ab, vor allem in der Politik. Und die Auswahl an Autos ist einfach überwältigend. Es gibt kleine, große, fette, schlanke, runde und eckige. Du kannst deinen Wagen beim Autohändler kaufen, im Internet bestellen oder einem ahnungslosen Rentner abschwatzen. Du kannst ihn leasen, sharen, in Raten abstottern oder in der Sportschau gewinnen. Echte Fans holen sich ihren Wagen direkt vom Hersteller. Wahrscheinlich, weil er dann noch richtig frisch ist. Autos gehören ja zur schnell verderblichen Ware. Kaum haben sie die Fertigungshalle verlassen, geht es schon los mit dem Verfall. Da sollte man besser keine Zeit verlieren. Außerdem treibt diese Autofans noch ein anderes Motiv. So ähnlich wie Väter glauben, sie würden eine besonders innige Beziehung zu ihren Kindern aufbauen, wenn sie schon bei der Geburt in Sichtweite sind und beherzt die Nabelschnur durchtrennen, so will auch der Autobesitzer seinen Liebling aus Blech gleich nach Fertigstellung in Empfang nehmen. Eine trügerische Hoffnung: Es sind nämlich gerade solche Kinder und solche Autos, die einem besonders ausgiebig auf der Nase herumtanzen.

Warum kaufen wir das falsche Auto? Ganz einfach: Am Anfang, da glauben wir noch, wir hätten einen guten Griff getan. Vor allem, wenn wir einen Neuwagen kaufen. Da denken wir: Das ist jetzt ein besonders ausgereiftes Modell, umweltfreundlich, sparsam, auf dem neuesten Stand der Technik. Doch Neuwagen sind gar nicht so gut, wie man immer meint. Tatsächlich sind einige Nachfolgemodelle viel schlechter als ihre Vorgänger. Hör dich nur mal um bei den alten Hasen. Die erzählen dir, dass die Zeiten, da man noch vernünftige Autos gebaut hat, schon lange vorbei sind. Die Modelle, die heute vom Band laufen, haben nicht das Zeug, irgendwann einmal zum begehrten Oldtimer zu werden wie der Opel Rekord, der Mercedes 190, der Citroen DS oder auch der Käfer. Erstens sehen die heutigen Autos so nichtssagend aus, dass in 20 Jahren damit bestimmt kaum jemand mehr herumfahren will. Zweitens wird diese Fahrzeuge in 20, 30 Jahren niemand mehr reparieren können. Mit der Software, die da drinsteckt, kennt sich dann keiner mehr aus. Teilweise ist das ja heute schon so.

Doch an solche Dinge denken wir gar nicht, wenn wir ein neues Auto kaufen. Stattdessen lassen wir uns von den Neuerungen und dem technischen Schnickschnack blenden. Ich wenigstens falle immer wieder darauf herein. Blinkende Displays, Kontrollleuchten, Kameras, Klimaanlage und Getränkehalter. Ja, bereits der Geruch nach neuem Wagen benebelt mein Gehirn. Ich lasse mich sogar von einem Rallyelenkrad beeindrucken. »Das Rallyelenkrad gehört bei dieser Ausstattung serienmäßig dazu«, verkündet der Verkäufer, als ich halb versehentlich in ein knallbuntes Fahrzeug steige, das eigentlich gar nicht infrage kommt. Aber serienmäßig – das ist das Zauberwort für alle Autokäufer. Es bedeutet so viel wie: Du bekommst hier etwas geschenkt. Ist das nicht großartig? Die Zukunft wird wunderbar. Der graue Alltag ist besiegt. Denn ich werde mit einem Rallyelenkrad zur Arbeit fahren, im Stau stehen, rückwärts einparken. Dabei ist die Sache völlig sinnlos, und der Effekt nutzt sich noch schneller ab als die Bremsbeläge. Ich meine, welcher Autofahrer, der älter ist als neun Jahre, braucht denn schon einen Rallyelenker?

Und der Rallyelenker ist nur ein Beispiel von vielen. Es gibt jede Menge überflüssige Extras, von denen du erst denkst: Donnerwetter, damit werde ich fahrzeugtechnisch in die Oberklasse vorstoßen. Fußraumbeleuchtung, Monitore in den Kopfstützen, Halogenscheinwerfer, die stärker sind als jede Blendrakete, und die Klimaanlage mit mehreren »Klimazonen«. So, wie im Kühlschrank die Wurst mehr Kälte braucht als das Gemüse, so kannst du auch in deinem Auto die Leute auf den hinteren Sitzen aufheizen oder runterkühlen und dich selbst natürlich auch. Du kannst es deinen Füßen schön warm machen und deinem Kopf angenehm kühl. Oder umgekehrt. Du kannst am Hintern frieren und an den Händen schwitzen. Es ist kaum zu fassen, was die sich alles einfallen lassen heutzutage, diese Autobauer. Meine Mitfahrer werden mich bewundern. Und ich werde viele Mitfahrer haben. Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn, Leute, die sich einfach mal über den neuesten Stand der Fahrzeugtechnik informieren wollen. Und wenn sie nicht wollen, dann werde ich sie zwangsweise informieren.

Natürlich kommt es nie dazu. Spätestens nach einer Woche habe ich mich an alle Annehmlichkeiten gewöhnt, wenn es überhaupt welche gibt. Und vorführen will ich sie auch nicht mehr. Natürlich nicht. Wenn man so ein Auto erst mal hat, das mit sinnlosen Extras vollgestopft ist, dann wird einem schnell klar: Diese Dinge interessieren kein Schwein. Warum auch? Vielleicht kennst du ja solche Leute, die laden dich unter einem Vorwand in ihr Auto und fahren dich kreuz und quer durch die Gegend, nur damit du die Beschleunigung, die Lautsprecherboxen und die intelligenten Scheibenwischer bewunderst. Ein Vergnügen ist das nicht. Und es kommt noch etwas hinzu: Viele dieser raffinierten Extras fangen an zu nerven.

Nimm zum Beispiel die immer zahlreicher werdenden »Fahrassistenten«: Egal, ob du losfahren, einparken oder die Spur halten willst, dein »Fahrassistent« sagt dir immer, was du zu tun hast. Entweder mit menschlicher Stimme oder er gibt irgendwelche Töne von sich, piept, gongt oder bimmelt. Das ist genauso entspannend wie ein Mitfahrer, der dauernd deine Fahrweise kommentiert und gute Ratschläge erteilt. Der mit einem Glöckchen klingelt, wenn du zu schnell fährst. Der dir brutal den Motor abwürgt, sobald du länger als drei Sekunden anhältst, und dir befiehlt: »Sprit sparen!« Der beim Einparken immer lauter schreit, je näher du einer fremden Stoßstange kommst: »Halt … HALT … HAAAAALLTT!!« Dabei ist noch ein halber Meter Platz. Denn diese »Einparkhilfen« sind so konstruiert, dass sie die Dinge überdramatisieren, lieber zu viel Panik verbreiten als zu wenig. Sei ehrlich: Was würdest du mit so einer Nervensäge machen? Du würdest sie rauswerfen. Die könnte zu Fuß nach Hause gehen.

Wir aber lassen uns Autos mit so einem eingebauten Mitfahrer andrehen. Ja, wir zahlen sogar noch einen saftigen Aufpreis dafür, dass uns dieser digitale Besserwisser dauernd reinquatscht. Aber es gibt noch eine weitere unangenehme Folge: Hast du dich auf deinen »Fahrassistenten« erst einmal eingestellt, kommst du bald nicht mehr ohne ihn aus. Wer eine »Einparkhilfe« hat, kann selbst nicht mehr einparken. Wer nur noch seinem allwissenden »Navi« mit seiner stündlich aktualisierten Weltkarte folgt, hat selbst die Orientierung verloren. Unsere »Assistenten« machen uns immer dümmer, bis wir eines Tages gar nicht mehr selbst fahren können – und ihnen ganz das Steuer überlassen. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch die Fahrtziele festlegen und uns nur noch auf den Rücksitz lassen.

So viel zum Thema Sonderausstattung. Worüber wir aber auch noch reden müssen, das sind die Automarken. Viele sind mächtig stolz, weil sie eine bestimmte Marke fahren. Diese Marke steht nämlich für eine Reihe von guten Eigenschaften. Eigenschaften, die wir selbst gerne hätten: Zuverlässigkeit, Sportlichkeit, Eleganz, Abenteuerlust, Vernunft, Originalität, Stärke, Schnelligkeit oder Verwegenheit. Wir sollen das passende Fahrzeug kaufen, damit wie durch Wunderhand dessen Eigenschaften auf uns selbst übergehen. Im Ernst glaubt das natürlich kein Mensch. Bei den anderen spricht eher einiges für das Gegenteil: Wer kauft denn einen Geländewagen, um damit durch den Stadtverkehr zu heizen? Ein echter Abenteurer bestimmt nicht. Wer entscheidet sich für ein bösartiges Raubtierauto? Doch nur jemand, der Sorge hat, man könnte ihn für harmlos halten. Und Männer mit röhrendem Porsche stehen ohnehin in dem Ruf, dass ihr Kraftfahrzeug andere Defizite wettmachen soll. Ganz im Sinne der alten Faustregel: Je mehr Pferdestärken unter der Motorhaube, desto weniger Hengst unter der Bettdecke.

Dabei sind die Marken der reine Schwindel. Die eine Marke wird angebetet, über die andere rümpfen die Leute die Nase. Völlig zu Unrecht. Denn hinter diesem ganzen Markengetue steckt viel weniger, als wir alle glauben. Hast du gewusst, dass Renault Motoren für Mercedes baut? Ich nicht. Ich hätte nicht mal gedacht, dass Renault Motoren für Renault baut. Und vielleicht stimmt das ja auch gar nicht. Manche Hersteller lassen ihre Autos auch komplett von anderen Firmen fertigen. Dazu gehören Luxusmarken wie Aston Martin. Die geben bei manchen Modellen nur ihren Namen und legen den schwindelerregenden Preis fest. Oder nimm die Automarke Saab. Die gehört schon lange nicht mehr der schwedischen Firma Saab. Die hat vor vielen Jahren ihre Autosparte an General Motors verkauft und baut lieber Waffen und Raketen. Hätte man den friedlichen Schweden auch nicht zugetraut. Ich dachte immer, die einzigen Waffen aus Schweden wären von Ikea und müssten mit dem Inbus-Schlüssel selbst zusammengeschraubt werden. Wie auch immer, General Motors hat Saab hauptsächlich genutzt, damit die Schweden für andere Automarken von GM Entwicklungsarbeiten übernehmen. Das ging auf Dauer nicht gut. Saab wurde weiterverkauft, zumindest Teile davon, ging pleite und wurde wieder neu gegründet. Irgendwie hängen die Chinesen mit drin und die Holländer. So richtig blickt da keiner durch.

VW dagegen hat eine raffinierte Schummelsoftware entwickelt, um die strengen Abgaswerte für Dieselfahrzeuge zu unterlaufen. Und das haben sie so geschickt gemacht, dass nicht mal der Vorstand was merkte. Überhaupt: Dieser Abgasskandal spricht doch eigentlich eher für VW als gegen das Unternehmen. Bei strengen Abgaswerten wird nun mal geschummelt. Sonst müsste man die Werte ja einhalten. Und das ist teuer oder geht überhaupt nicht. Wenn nicht mal VW das hinbekommt … bei den anderen Herstellern ging es offenbar auch nicht ganz sauber zu. Aber VW hat eine spezielle Software dafür ausgetüftelt. Hättest du ihnen das zugetraut? Ich nicht. Saubere Dieselfahrzeuge können sie vielleicht nicht bauen, aber mit Software kennen sie sich besser aus, als wir alle glauben. Vielleicht entwickeln die demnächst eine Software, mit der du bei Rot über die Ampel fahren kannst oder unter jedem Tempolimit durchsegelst, egal, wie schnell du fährst. Und ist nicht im Grunde jede Software eine Schummelsoftware? Textverarbeitung, Statistikprogramme, Finanzbuchhaltung. Nicht zu vergessen die Schummelsoftware schlechthin: Photoshop. Werden die jetzt auch bestraft, weil die Models, die wir in den Zeitschriften sehen, in Wirklichkeit Leberflecke haben und keine Giraffenbeine? Wo Software ist, da wird geschummelt. Verlass dich drauf. Und nicht nur bei diesen Abgaswerten, die den Autofahrern ohnehin schnurzpiepe sind. Ich meine, wer kauft sich denn einen Diesel, wenn er die Umwelt retten will? Pferdefreunde greifen im Supermarkt ja auch nicht zur Tiefkühllasagne.

Und da wir nun schon mal beim Thema VW sind: Das erste Auto, das ich mir gekauft habe, war ein Golf. Nicht gerade aufregend, ich weiß. Aber da kannst du nichts falsch machen, meinten alle möglichen Leute, die sich gut auskannten. In der Pannenstatistik vom ADAC belegte der Golf regelmäßig einen der besten Plätze und gewann goldene Lenkräder, weil er so zuverlässig war. Mit einem Golf konntest du dich überall sehen lassen. Du wurdest weder belächelt noch gehasst.

Mein Golf war anders. Nach einer kurzen Anlaufphase, in der alles verdächtig glatt lief, blieb er ständig liegen und verlangte nach Pannenhilfe vom ADAC. Ich glaube, mein Golf ist es gewesen, der die Statistik so sehr nach unten zog, dass sich der ADAC sagte: »Jetzt reicht es aber. Wir müssen die Statistik ein bisschen frisieren, damit sie wieder stimmt und wir das goldene Lenkrad nicht an irgendeinen streberhaften Japaner verleihen müssen.« Es kann natürlich sein, dass noch ein paar mehr Fahrzeuge deutscher Hersteller Probleme hatten und der ADAC noch stärker frisieren musste. Auf jeden Fall ist alles herausgekommen. Und die deutschen Hersteller haben damit gedroht, ihre goldenen Lenkräder wieder zurückzugeben, um den exzellenten Ruf der deutschen Hersteller wiederherzustellen. Das ist zwar nicht besonders logisch. Aber ich glaube, es ist ihnen gelungen. Deutsche Autos genießen nach wie vor hohes Ansehen. Die Leute glauben nämlich: Wenn schon die Deutschen schummeln, dann schummeln die anderen noch viel mehr. Was vermutlich die reine Wahrheit ist. Und so habe ich meinen Golf schließlich weiterverkauft. An einen älteren Herrn, der, wie ich gehört habe, noch viel Freude an dem Fahrzeug gehabt haben soll. Vielleicht hat er ja einen flotten Garagenwagen gesucht. Womit wir schon beim nächsten Thema wären.

Warum dein Gebrauchtwagen reif für den Schrottplatz ist

Ich habe kürzlich gelesen: Die meisten Autos in Deutschland werden als Gebrauchtwagen verkauft. Das ist erstaunlich. Denn Gebrauchtwagen haben einen katastrophalen Ruf. Menschen, denen man blind vertraut, sagt man nach, man würde ihnen bedenkenlos einen Gebrauchtwagen abkaufen. Das sagt doch schon eine Menge, finde ich. Es bedeutet nämlich: Bei allen anderen wirst du gnadenlos über den Tisch gezogen.

Das ist bekannt. Und trotzdem kaufen die Leute wie wild Gebrauchtwagen. Vielleicht sollten die Hersteller gleich Gebrauchtwagen bauen. So, wie die Jeanshersteller Hosen fertigen, die schön abgetragen aussehen und sogar schon Löcher haben. Das bekommt VW doch sicher auch noch hin. Was für einen Gebrauchtwagen spricht, das ist sein niedrigerer Preis. Du fährst mit einem Neuwagen einmal um den Block, schon ist er 1000 Euro weniger wert, hat mir mal ein Autokenner verraten. Das Problem ist nur: Es gibt so wenige, die mit ihrem Neuwagen einmal um den Block fahren und ihn dann für 1000 Euro weniger wieder loswerden wollen.

Eine Alternative ist der sogenannte Jahreswagen. Dabei handelt es sich um ein Auto, das der Besitzer schon nach einem Jahr satthat. Er braucht dringend ein neues, um irgendwo Eindruck zu schinden. Meist aber bekommt er jedes Jahr ein neues Auto günstig nachgeworfen. Weil er nämlich in der Autoindustrie arbeitet oder mal gearbeitet hat oder aus anderen Gründen Anspruch auf so ein günstiges Auto-Abo hat. Eine Riesenverschwendung wäre das, wenn es nicht jede Menge Leute geben würde, die dankbar die gerade mal angewärmten Fahrzeuge übernehmen möchten. Jahreswagen sind begehrt. Daher geht es für die Altbesitzer darum, den Wagen nicht zu schonen, sondern in kurzer Zeit möglichst viel Auto »abzufahren«. Was schon verdammt viel Spaß macht. Für ihren Jahreswagen finden sie immer einen Abnehmer.

Nicht weniger begehrt ist jedoch eine ganz andere Art von Fahrzeug: der sogenannte Garagenwagen – scheckheftgepflegt und üblicherweise in Besitz eines älteren Mitbürgers, idealerweise bereits im Ruhestand, sodass er mit dem Garagenwagen nicht einmal mehr zur Arbeit fährt, sondern höchstens in die Werkstatt, um den Wagen hätscheln und pflegen zu lassen. Das lässt er sich alles in ein Heft eintragen, in das berühmte »Scheckheft«. Und wenn er am Ball bleibt, dann darf er sein Auto »scheckheftgepflegt« nennen.

»Scheckheftgepflegt« – bereits dieser Ausdruck zaubert ein Leuchten in die Augen eines jeden, der auf der Suche ist nach einem fahrtüchtigen Gebrauchtwagen. Scheckheftgepflegt – das klingt nach einer besonders edlen und aufwendigen Art, sein Auto zu verwöhnen. So, wie die Kobe-Rinder in Japan von einer Geisha täglich den Rücken massiert bekommen, weil so das sündhaft teure Fleisch so unglaublich viel leckerer wird, so werden in Deutschland die Garagenwagen mit einem Scheckheft blank gewienert. Oder besser noch, stellen wir uns vor, wie der Rentner jeden Tag in seiner Garage erscheint, um mit seinem Scheckheft sanft über den glänzenden Lack zu streichen.

Oh ja, so wünschen wir uns das, wenn wir einen Gebrauchtwagen kaufen. Die Wirklichkeit sieht meistens anders aus. Wenn du dich mit Autos so wenig auskennst wie ich, dann brauchst du jemanden, der dich beim Autokauf unterstützt. Einen, der dich berät und begleitet. Einen, der Ahnung hat und auf deiner Seite steht. Sonst kannst du einpacken. Denn ob ein Auto noch gut in Schuss ist oder ein Fall für die Schrottpresse, das vermögen Leute wie ich nicht zu beurteilen. Deshalb nehmen sie jemanden mit. Der soll sich mal unters Auto legen. Oder auf der Karosserie herumklopfen. Unter der Motorhaube nachschauen. Und dann so was sagen wie: »1650 Euro für die Karre – und keinen Cent mehr.« Aber da wartest du vergeblich. Unsere Freunde, die sich angeblich so gut auskennen mit Autos, versagen regelmäßig, wenn es darum geht, uns vor einem Fehlkauf zu bewahren. Die einen lassen sich von dem Gebrauchtwagenhändler genauso um den Finger wickeln wie du. Sie finden den Wagen richtig klasse, handeln ihn vielleicht um zehn Euro herunter und sind noch mächtig stolz darauf. Keine echte Hilfe, wenn du eine Woche später bemerkst, dass du einen Haufen Schrott gekauft hast. Andere bemerken die Mängel zwar, aber sie sind zu höflich, darüber zu reden, solange der Verkäufer dabei ist. Erst wenn du die Sache unter Dach und Fach gebracht hast, rücken sie mit der unangenehmen Wahrheit heraus: »Also, ich hätte den Wagen nicht gekauft. Hast du dir mal den Unterboden angeguckt? Total durchgerostet!« Und schließlich gibt es noch die ausgefuchsten Taktiker, die dir eigentlich helfen wollen, das Auto runterzuhandeln. Deswegen mäkeln sie die ganze Zeit und machen alle Vorzüge runter. Am Ende traust du dich gar nicht mehr, das Auto zu kaufen. Du würdest es nicht einmal geschenkt nehmen. So was ist natürlich auch keine Lösung. Du musst aufpassen, dass dir kein Schnäppchen durch die Lappen geht.

Genau diese Befürchtung versuchen die Verkäufer auszunutzen, denen es am besten gelingt, uns irgendeine Gurke anzudrehen. Die geben sich eher ahnungslos. Bei einem PS-Profi würdest du ja misstrauisch werden. Du erwartest einfach, dass so jemand am Ende den besseren Schnitt macht. Egal, wie weit er dir beim Preis entgegenkommt. Wo ist der Haken bei der Sache?, fragst du dich immer. Bei einem Verkäufer, der sich nicht auskennt, ist das anders. Du hast ein ähnlich gutes Gefühl wie beim Rentner mit seinem scheckheftgepflegten Garagenwagen. Auch wenn das Scheckheft fehlt und die Garage. Aber du glaubst einfach, dass du der Schlaue bist. Vor allem, wenn du noch so einen Expertenfreund dabeihast. Gemeinsam versucht ihr, den unbedarften Autobesitzer runterzuhandeln. Der reagiert verunsichert. So, als wäre es ungewöhnlich, über den Preis von einem Gebrauchtwagen noch zu verhandeln. Hat der Typ überhaupt keine Ahnung? Du bist sicher: Den kriegen wir noch weich. Doch dann kommt es: Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein weiterer Interessent auf. Der Verkäufer scheint ein wenig konfus. Er bittet den anderen, sich noch ein wenig zu gedulden und mit einigen Metern Abstand zu warten. Ihr wärt noch nicht fertig. »Was wollen Sie noch über den Wagen wissen?«, erkundigt er sich freundlich. Und wenn ihr alles geklärt habt, dann fragt er treuherzig, ob du an dem Wagen Interesse hättest und wie hoch dein »Gebot« sei. In diesem Moment biegt ein dritter Interessent um die Ecke.

Natürlich, wenn das Auto nichts taugt, dann wirst du dich jetzt schnell verabschieden. Aber sonst? Gerade wenn du dich so sicher gefühlt hast, das Auto zu bekommen, wirst du jetzt einknicken. So wie ich auch. Ich würde sogar noch etwas drauflegen, um den Deal gleich abzuschließen. Hauptsache, die anderen schnappen mir den Wagen nicht noch vor der Nase weg. Da bin ich gerne bereit, ein bisschen mehr dafür zu bezahlen. Auch wenn ich mir dabei ziemlich dumm vorkomme. Aber ich will dieses verdammte Auto jetzt unbedingt haben. Auch wenn ich es nach einer Woche zum Schrottplatz bringe. Dann kann ich mir immerhin noch sagen: Wenigstens habe ich mich gegenüber den beiden anderen durchgesetzt. Endlich war ich mal der Typ mit der fettesten Brieftasche, der alle anderen ausgestochen hat. Und diesen Triumph kann mir keiner mehr nehmen.

Warum dein Auto kaputtgeht

Schon klar, früher oder später geht alles zu Bruch. Rein physikalisch muss das so sein. Aber bei den Autos, da ist das schon eine besondere Geschichte. Es gibt kaum ein Ding, das so oft und so teuer repariert werden muss wie dein Auto. Kein Wunder, denn es besteht aus so vielen kleinen und superkleinen Teilen, die so konstruiert sind, dass sie eines nach dem anderen den Geist aufgeben und du dein Auto ständig in die Werkstatt bringen musst. Viele von diesen Teilen heißen schon so, dass du ahnst: Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Bremsbeläge etwa. Oder Zündkerze. Oder Verteilerfinger. Keilriemen. Ich habe keine Ahnung, wofür diese Teile überhaupt nütze sind. Ich weiß nur, dass sie gerne immer mal wieder erneuert werden wollen. Sie gehören nämlich zu den sogenannten Verschleißteilen, die man meiner Meinung nach ohne das erste L schreiben sollte. Denn was soll denn das? Kann man die nicht ein bisschen haltbarer machen? Kann man die nicht gleich so bauen, dass die nicht ständig kaputtgehen? Und dann noch alle zu unterschiedlichen Zeiten? Können die nicht wenigstens alle gleichzeitig kaputtgehen? Dann musst du nicht ständig in die Werkstatt. Und die müssen nicht lange nach dem Fehler suchen, sondern können gleich alles auf einen Rutsch austauschen. Wodurch die Sache auch gleich viel billiger würde.

Dabei gibt es Autos, die halten ewig. Die fahren schon seit der Steinzeit herum und gehen einfach nicht kaputt. Auch wenn der Fahrer sich alle Mühe gibt, sie zu schrotten. Leider gehört dein Auto nicht dazu. Dein Auto geht kaputt, immer wieder. Und zwar, wenn du am allerwenigsten damit rechnest. Wenn du es eilig hast. Oder wenn du im Urlaub bist. In einem Land, in dem man deine Sprache nicht versteht und du auch mit Englisch nicht durchkommst. Oder dein Auto streikt, wenn du zu einem wichtigen Geschäftstermin musst. Das Ungerechte ist ja: Wenn du mit der Bahn kommst, darfst du dich verspäten, wie du willst. Und alle haben noch Mitleid mit dir. Gemeinsam schimpft ihr auf die Deutsche Bahn, und alle sind zufrieden. Wenn du aber mit deinem Auto liegen bleibst, dann bist immer du selber schuld.

Natürlich kann man eine Menge selber falsch machen. Schalten ohne zu kuppeln, vergessen, das Motoröl zu wechseln, mit angezogener Handbremse losfahren, Benzin statt Diesel tanken. Oder gar nicht tanken. Solche Sachen. Sind mir alle schon passiert. Dann darf man sich nicht wundern, wenn der Wagen stehen bleibt oder gar nicht erst losfährt. Aber ich würde ja nie auf die Idee kommen, mich darüber zu beschweren. Das geht ganz klar auf meine Kappe. Wir reden hier von ganz anderen Geschichten. Wenn dein Auto einfach so kaputtgeht, auch wenn du gar nichts angestellt hast. In solchen Fällen liegt ganz klar ein »Verarschungsschaden« vor. Ein Schaden, der dich unter der Gürtellinie trifft. Weil du einfach nicht damit rechnest. Du glaubst, die Autos werden immer besser, immer sicherer, immer ausgereifter. Heute parken die Autos schon alleine ein, morgen werden sie sich ganz von alleine reparieren. Ohne dass du irgendetwas davon merkst. So erzählen es doch diese Zukunftsforscher und Trendexperten. Dabei gibt es nur einen Trend, der sich zuverlässig voraussagen lässt: Auch morgen werden uns die Autohersteller das Fell über die Ohren ziehen. Sie werden Autos bauen, die immer wieder kaputtgehen. Und die Reparaturen werden immer teurer. Denn die Autos werden nicht nur immer intelligenter, sicherer und ausgereifter, sondern vor allem auch immer komplizierter. Das heißt, sie werden immer anfälliger für Störungen. Und es wird immer teurer, diese Störungen zu beheben.

Früher, da konnte man sich zur Not auch selber helfen – wenn man sich ein bisschen auskannte. Einfach mal die Motorhaube lüften, Kabel überprüfen, Öl nachkippen oder sich unter den Wagen legen. Also, ich gehöre nicht zu diesen Leuten, die da irgendwas ausrichten können. Ich bin schon überfordert, wenn ich das Scheibenwischwasser nachfüllen muss. Ich weiß gerade mal, wo der Tank ist. Zumindest bei meinem Auto. Aber auch für solche Leute wie mich ist es einfach ein beruhigendes Gefühl, wenn sie glauben: So ein erfahrener Schrauber, der würde die Kiste schon wieder hinkriegen, egal, ob es rappelt, knallt oder zischt. Vielleicht hast du ja sogar im Bekanntenkreis so jemanden, der seine Freizeit am liebsten in der Garage verbringt. Mit seinen Schmierstoffen, Steckschlüsseln und Spezialzangen. Auf den könntest du dann zur Not ausweichen, wenn dir die Werkstatt blöd kommt. Aber das geht nun nicht mehr mit dieser ganzen Elektronik und diesem Bordcomputer-Schnickschnack. Den Fehler findest du nicht mehr unter der Motorhaube. Um ihn zu entdecken, brauchst du spezielle Diagnosegeräte. Und die stehen natürlich nicht in der Garage von deinen Kumpels, sondern nur in der superteuren Werkstatt, in der sie dir das Fell über die Ohren ziehen. Es ist wie im Krankenhaus: Da werden ja viele Krankheiten auch nur entdeckt, weil die passenden Geräte da rumstehen.

Und so hast du keine Wahl. Du bist ihnen ausgeliefert. Du musst dein Auto zu ihnen bringen oder schlimmer noch: vom Abschleppdienst anliefern lassen. Vielleicht versuchst du noch, den Eindruck zu erwecken, als würdest du dich auskennen. Weil du meinst: Dann wird es nicht ganz so teuer. Das kannst du vergessen. Es wird so teuer, dass du dir sagst: Das nächste Mal lasse ich mein Auto aber in der Slowakei reparieren. Das Problem ist nur: Um es in der Slowakei reparieren zu lassen, müsstest du erst mal hinkommen in die Slowakei. Und das ist immer schwierig mit einem kaputten Auto.

Warum die Verkehrspolizei hinter dir her ist