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Kleine Bibliothek der Weltweisheit
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DIE REDEN
DES BUDDHA

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Ausgewählt und
mit einem Nachwort
von
Helwig Schmidt-Glintzer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Zum Buch

Der Heilsweg des Buddha ist ein Weg zur Weisheit und zur Erlösung des Einzelnen. Am Anfang der Lehre stand die Einsicht, dass die Welt in ihrer Vergänglichkeit ein Ort des Leidens sei. Die Lehrtätigkeit des Buddha erfolgte aus unendlichem Mitleid, um Wege aus dem Kreislauf des Leidens zu finden, in dem alle Lebewesen durch ihre Unwissenheit gefangen sind. Für die Kenntnis des Buddhismus sind die Reden Buddhas grundlegend. Die wichtigsten Aufzeichnungen sind in diesem Band gesammelt.

Über den Autor

Helwig Schmidt-Glintzer war von 1981 bis 1993 Ordinarius für Ostasiatische Kultur- und Sprachwissenschaft an der Universität München und bis 2015 Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Er lebt seither als freier Autor in Hannover. Bei C.H.Beck erschien von ihm unter anderem „Der Buddhismus“ (C.H.Beck Wissen, 3. Auflage 2014).

INHALT

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 1. Die ersten Vorgänge nach Erlangung der Buddhaschaft

 2. Buddha entschließt sich, die Lehre zu predigen

 3. Die ersten Predigten

 4. Die Rede von den Flammen der Sinnenglut

 5. Der abgefallene Mönch

 6. Die Gewalt der Buddhaverkündigung

 7. Aus der Erzählung über die letzten Wanderungen des Buddha und über sein Eingehen in das Nirvana

 8. Die Lehre handelt allein vom Heil

 9. Welche Fragen Buddha nicht beantwortet

10. Die Einseitigkeit des unerleuchteten Erkennens

11. Der Gläubige und die Lehre

12. Welt und Ich

13. Die Unendlichkeit der Seelenwanderung und ihrer Leiden

14. Gibt es ein Jenseits?

15. Von den Höllenstrafen

16. Die Wesenlosigkeit des Weltdaseins

17. Das Meer der Vergänglichkeit

18. Die Vergänglichkeit des Daseins

19. Die Macht von Alter und Tod

20. Buddha und die Welt

21. Vergänglichkeit des Geistigen wie Körperlichen

22. Von den Nöten des Weltlebens

23. Edles und unedles Suchen

24. Das Gleichnis von den Mangofrüchten

25. Die beiden Räder

26. Die Gebirgskuh

27. Gleichmut gegenüber Lob und Tadel

28. Die Streitsüchtigen

29. Mit wem man verkehren soll

30. Weltglück und Erlösung

31. Glaube und Hingang des Bāhiya

32. Vom Dasein des Erlösten

33. Das Meer und die Lehre und Gemeinde der Gläubigen

34. Die Beichtfeier

35. Fromme Stiftungen

36. Die Gründung des Nonnenordens

37. Die Pflichten von Mönchen und Laien

 

Nachwort

Bibliographischer Nachweis

1. DIE ERSTEN VORGÄNGE NACH ERLANGUNG DER BUDDASCHAFT

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Zu der Zeit verweilte der erhabene Buddha zu Uruvelā, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuß des Bodhibaumes, nachdem er soeben die Erleuchtung erlangt hatte. Und der Erhabene saß am Fuß des Bodhibaumes sieben Tage lang ununterbrochen mit untergeschlagenen Beinen, die Freude der Erlösung genießend.

Der Erhabene aber gedachte in der ersten Nachtwache der Entstehung (der Weltwesenheiten) aus Ursachen, vorwärts und rückwärts: «Aus dem Nichtwissen entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen entsteht Erkennen; aus dem Erkennen entstehen Name und Körperlichkeit; aus Namen und Körperlichkeit entstehen die sechs Gebiete; aus den sechs Gebieten entsteht Berührung; aus Berührung entsteht Empfindung; aus Empfindung entsteht Durst; aus Durst entsteht Ergreifen (der Existenz); aus Ergreifen entsteht Werden; aus Werden entsteht Geburt; aus Geburt entstehen Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Kümmernis und Verzweiflung. Dieses ist die Entstehung des ganzen Reiches des Leidens.

Wird aber das Nichtwissen aufgehoben unter restloser Vernichtung des Begehrens, so bewirkt dies Aufhebung der Gestaltungen; durch Aufhebung der Gestaltungen wird das Erkennen aufgehoben; durch Aufhebung des Erkennens werden Name und Körperlichkeit aufgehoben […]; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Kümmernis und Verzweiflung aufgehoben. Dieses ist die Aufhebung des ganzen Reiches des Leidens.»

Solches sehend, tat der Erhabene zu dieser Zeit den Ausruf:

«Wenn ewige Ordnung sich dem Brahmanen

Enthüllt, dem heiß ringenden, dem versenkten,

Dann muß zurück jeglicher Zweifel weichen,

Wenn er erkennt alles Geschehens Bedingtheit.»

Der Erhabene aber gedachte in der mittleren Nachtwache der Entstehung der Weltwesenheiten aus Ursachen, vorwärts und rückwärts: [… es folgt die gleiche Meditation wie oben]. Solches sehend, tat der Erhabene zu dieser Zeit den Ausruf:

«Wenn ewige Ordnung sich dem Brahmanen

Enthüllt, dem heiß ringenden, dem versenkten,

Dann muß zurück jeglicher Zweifel weichen,

Wenn er erkennt aller Bedingtheit Ende.»

Der Erhabene aber gedachte in der letzten Nachtwache der Entstehung der Weltwesenheiten aus Ursachen, vorwärts und rückwärts: [… es folgt die Meditation abermals]. Solches sehend, tat der Erhabene zu dieser Zeit den Ausruf:

«Wenn ewige Ordnung sich dem Brahmanen

Enthüllt, dem heiß ringenden, dem versenkten,

Dann steht er, fortscheuchend des Bösen Heerschar,

Der Sonne gleich, die durch den Luftraum Licht strahlt.»

[…]

Der Erhabene aber erhob sich nach Verlauf von sieben Tagen aus jenem Zustand der Versenktheit und ging von der Stelle am Fuß der Ziegenhirtenfeige zum Mucalinda(baum). Dort am Fuß des Mucalinda saß er sieben Tage lang ununterbrochen mit untergeschlagenen Beinen, das Glück der Erlösung genießend. Zu der Zeit erhob sich, dem Jahreslauf zuwider, ein gewaltiger Regen, siebentägiges Regenwetter mit Kälte, Sturm und Finsternis. Da kam der Schlangenkönig Mucalinda aus seiner Behausung hervor, umwand siebenmal des Erhabenen Leib mit seinen Windungen und stand da, über seinem Haupt eine große Schlangenhaube machend: «Nicht treffe den Erhabenen Kälte, nicht treffe den Erhabenen Hitze, nicht treffe den Erhabenen die Berührung von Bremsen und Mücken, Sturm, Sonnenglut und Gewürm.» Nach sieben Tagen aber, als der Schlangenkönig Mucalinda den Himmel aufgehellt und wolkenlos sah, löste er seine Windungen vom Leibe des Erhabenen, legte seine eigene Gestalt ab, nahm eines Jünglings Gestalt an und trat vor den Erhabenen hin, mit zusammengelegten Händen den Erhabenen verehrend. Solches sehend, tat der Erhabene zu dieser Zeit den Ausruf:

«Des Freud’gen Einsamkeit selig,

Der die Wahrheit erkennt und schaut!

Keinem ein Leid antun selig,

Im Zaum sich halten überall!

 

Selig, wer Leidenschaft abtat,

Wer alles Wünschen überwand!

Der trotz’gen Ichheit Stolz zwingen

Wahrlich ist höchste Seligkeit!»

2. BUDDHA ENTSCHLIESST SICH, DIE LEHRE ZU PREDIGEN

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Als nun der Erhabene sich in Verborgenheit und Einsamkeit zurückgezogen hatte, erhob sich in seinem Geist dieser Gedanke: «Erkannt habe ich diese Lehre, die tiefe, schwer zu schauende, schwer zu verstehende, die friedvolle, herrliche, bloßem Nachdenken unerfaßbare, feine, nur dem Weisen zugängliche. In Weltlust aber verweilt die Menschheit; in Weltlust ist sie heimisch; an Weltlust freut sie sich. So ist denn der Menschheit, der in Weltlust verweilenden, in Weltlust heimischen, an Weltlust sich freuenden dies schwer erschaubar: die Verknüpfung von Ursachen und Wirkungen, die Entstehung eines jeglichen aus seiner Ursache. Und auch dies ist gar schwer erschaubar: Das Zurruhekommen aller Gestaltungen, das Fahrenlassen aller irdischen Bestimmtheit, der Untergang des Durstes, das Freisein von Verlangen, das Aufhören, das Nirvana. Wenn ich die Lehre predige und die andern sie nicht verständen: das wäre für mich Ermüdung, das wäre für mich Qual.» Und wie wenn ihm etwas Alltägliches widerführe, wurden dem Erhabenen diese Sprüche offenbar, die niemand zuvor vernommen hatte:

«Mit schwerer Müh erreicht hab’ ich’s:

Genug, ich künd’ es andern nicht.

Die in Lieben, in Haß leben,

Ihnen verbirgt die Lehre sich.

 

Was fein, tief, schwer zu schauen, zart ist,

Was dem Ird’schen zuwiderläuft,

Nicht werden’s die Begierblinden,

Die Finsternisumhüllten sehn!»

Wie der Erhabene also dachte, neigte sich sein Geist dazu in Ruhe zu verharren und die Lehre nicht zu predigen.

Da erkannte Brahma Sahampati in seinem Geist die Gedanken, die durch den Geist des Erhabenen gingen. Und er sprach zu sich: «Vergehen ach wird diese Welt, zugrunde gehen ach wird diese Welt, wenn des Vollendeten, des Heiligen, des höchsten Buddha Geist sich dazu neigt in Ruhe zu verharren und die Lehre nicht zu predigen.» Und schnell wie ein starker Mann den gekrümmten Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm krümmt: so verschwand Brahma Sahampati aus der Brahmawelt und trat vor dem Erhabenen in die Erscheinung. Und Brahma Sahampati entblößte die eine Schulter vom Obergewand, senkte sein rechtes Knie zur Erde, neigte die zusammengelegten Hände gegen den Erhabenen und sprach zum Erhabenen also: «Es möge, Herr, der Erhabene die Lehre predigen; es möge der Wohlwandelnde die Lehre predigen. Es sind Wesen, denen nur wenig Unreinheit anhaftet, aber wenn sie die Lehre nicht hören, gehen sie verloren: die werden Erkenner der Lehre sein.»

Also redete Brahma Sahampati.

Als er so geredet hatte, sprach er weiter:

«Im Magadhalande erhob sich vordem

Unreine Lehre, sündiger Menschen Machwerk.

Der Ewigkeit Tor, es ist hier! O tu es auf!

Laß hören, was, Sündloser, du erkannt hast!

 

Wer droben steht hoch auf des Berges Felsenhaupt,

Des Auge schaut weit über alles Volk hin.

So steig auch du, Weiser, empor, wo droben

Weit übers Land ragen der Wahrheit Zinnen,

Und schau herab, Leidloser, auf die Menschheit,

Die Leidende, welche Geburt und Alter quält.

 

Steh auf, steh auf, streitbarer Held, an Siegen reich!

Durchzieh die Welt, sündlos, der Scharen Führer!

Erhabner, deine Lehre künde!

Manche werden das Wort verstehn!»

Als er so redete, sagte der Erhabene zu Brahma Sahampati: «Also, Brahma, habe ich zu mir gesprochen: ‹Erkannt habe ich diese Lehre, die tiefe, schwer zu schauende, schwer zu verstehende, die friedvolle, herrliche, bloßem Nachdenken unerfaßbare, feine, nur dem Weisen zugängliche. In Weltlust aber verweilt die Menschheit; in Weltlust ist sie heimisch; an Weltlust freut sie sich. So ist denn der Menschheit, der in Weltlust verweilenden, in Weltlust heimischen, an Weltlust sich freuenden dies schwer erschaubar: die Verknüpfung von Ursachen und Wirkungen, die Entstehung eines jeglichen aus seiner Ursache. Und auch dies ist gar schwer erschaubar: Das Zurruhekommen aller Gestaltungen, das Fahrenlassen aller irdischen Bestimmtheit, der Untergang des Durstes, das Freisein von Verlangen, das Aufhören, das Nirvana. Wenn ich die Lehre predige und die andern sie nicht verständen: das wäre für mich Ermüdung, das wäre für mich Qual.› Und wie wenn mir etwas Alltägliches widerführe, o Brahma, wurden mir diese Sprüche offenbar, die niemand zuvor vernommen hatte:

‹Mit schwerer Müh erreicht hab’ ich’s:

Genug, ich künd’ es andern nicht.

Die in Lieben, in Haß leben,

Ihnen verbirgt die Lehre sich.

 

Was fein, tief, schwer zu schauen, zart ist,

Was dem Ird’schen zuwiderläuft,

Nicht werden’s die Begierblinden,

Die Finsternisumhüllten sehn!›

Wie ich also denke, o Brahma, neigt sich mein Geist dazu, in Ruhe zu verharren und die Lehre nicht zu predigen.»

[Nachdem Brahma zum dritten Mal bittet:]

Da blickte der Erhabene, das Zureden Brahmas vernehmend und der Wesen sich erbarmend, mit seinem Buddhaauge über die Welten hin. Und wie der Erhabene mit seinem Buddhaauge über die Welten hinblickte, sah er Wesen, denen wenig Unreinheit und denen viel Unreinheit anhaftete, von scharfen Sinnen und von stumpfen Sinnen, von guter Art und von böser Art, leicht zu unterweisen und schwer zu unterweisen, manche, die für die Gefahren des Jenseits und der Sünde ein Auge hatten. Wie in einem Teich voll Wasserrosen, blauem Lotus, weißem Lotus, die einen Wasserrosen, blauen Lotusblumen, weißen Lotusblumen, im Wasser geboren, im Wasser erwachsen, aus dem Wasser nicht hervorragen und in der Tiefe blühen – andre Wasserrosen, blaue Lotusblumen, weiße Lotusblumen, im Wasser geboren, im Wasser erwachsen, bis zum Wasserspiegel reichen – wieder andere Wasserrosen, blaue Lotusblumen, weiße Lotusblumen, im Wasser geboren, im Wasser erwachsen, über das Wasser sich erheben, vom Wasser unbenetzt: also sah der Erhabene mit seinem Buddhaauge über die Welten hinblickend Wesen, denen wenig Unreinheit und denen viel Unreinheit anhaftete, von scharfen Sinnen und von stumpfen Sinnen, von guter Art und von böser Art, leicht zu unterweisen und schwer zu unterweisen, manche, die für die Gefahren des Jenseits und der Sünde ein Auge hatten. Als er solches sah, sprach er zu Brahma Sahampati den Spruch:

«Der Ewigkeit Tor, es sei jedem aufgetan,

Der Ohren hat. Mag sich denn Glaube regen!

Vergebliche Mühe zu meiden hab’ ich

Das edle Wort noch nicht der Welt verkündet.»

Da sah Brahma Sahampati: «Der Erhabene hat mir zugesagt, die Lehre zu predigen.» Und er brachte dem Erhabenen ehrfurchtsvollen Gruß, umwandelte ihn rechtshin gewandt und verschwand von selbiger Stätte.

3. DIE ERSTEN PREDIGTEN

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Da erblickte Upaka, ein Asket der Ājāvakasekte, den Erhabenen, wie er zwischen Gayā und dem Baum der Erkenntnis seine Straße zog. Ihn erblickend, sprach er zu dem Erhabenen: «Hell, Freund, ist deiner Züge Ausdruck. Rein und klar ist deine Farbe. Wem folgend, Lieber, hast du das Weltleben verlassen? Wer ist dein Meister? Wessen Lehre bekennst du?»

Als er so redete, sprach der Erhabene zu Upaka, dem Ājīvaka, die Verse:

«Allüberwindend bin ich und allwissend;

Von allem, was da ist, bin unbefleckt ich,

Allosgelöst, befreit durch Durstvernichtung,

Erkenner bin ich selbst – wem sollt ich folgen?

 

Mein Lehrer kann niemand heißen;

Meinesgleichen nicht findet man.

An Hoheit kommt mir gleich niemand

Hienieden und im Götterreich.

 

Denn ich bin in der Welt heilig,

Ein Meister, über den nichts geht,

Höchster Buddha allein, weil’ ich

In des Nirvana kühlem Reich.

 

Auf daß der Lehre Rad rolle,

Ziehe ich hin zur Kāsistadt.

In dieser blinden Welt rühr’ ich

Die Trommel der Unsterblichkeit.»

 

«So behauptest du, mein Lieber, daß

Du der Heilige, der unendlich Siegreiche bist?»

 

«Meinesgleichen die Siegreichen

Aller Gefahr entnommen sind.

Alles Böse besiegt hab’ ich:

Sieger drum heiß ich, Upaka.»

Als er so redete, sagte Upaka der Ājīvaka: «Das mag so sein, mein Freund!» schüttelte das Haupt, nahm einen anderen Weg und ging von dannen.

Der Erhabene aber wanderte weiter von Ort zu Ort und kam nach Benares, zum Gazellenhain Isipatana, wo die Schar der fünf Mönche war. Da erblickten die fünf Mönche den Erhabenen, wie er von fern einherkam. Ihn erblickend, verabredeten sie miteinander: «Da kommt der Asket Gotama, meine Freunde, der im Überfluß lebt, dem geistlichen Streben untreu geworden ist, sich dem Überfluß zugewandt hat. Den darf man nicht ehrfurchtsvoll begrüßen oder vor ihm aufstehen oder ihm Almosenschale und Obergewand abnehmen. Doch mag man ihm einen Sitz hinstellen; wenn er will, mag er sich setzen.» Je näher aber der Erhabene zu den fünf Mönchen herankam, um so viel weniger vermochten die fünf Mönche bei ihrer Abrede zu bleiben. Sie gingen dem Erhabenen entgegen, und der eine nahm dem Erhabenen Almosenschale und Obergewand ab, der andere breitete ihm einen Sitz, wieder ein anderer brachte ihm Fußwasser, Fußbank, Fußschemel (?). Und der Erhabene setzte sich auf den Sitz, der ihm bereitet war, nieder; dort sitzend wusch der Erhabene seine Füße. Sie aber sprachen den Erhabenen mit seinem Namen an und redeten ihn an «mein Freund». Als sie so redeten, sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen also: «Sprecht nicht, ihr Mönche, den Vollendeten mit seinem Namen an und redet ihn nicht an ‹mein Freund›. Der Vollendete, ihr Mönche, ist der heilige, höchste Buddha. Tut euer Ohr auf, ihr Mönche: die Erlösung vom Tode ist gefunden. Ich unterweise euch; ich predige euch die Lehre. Wenn ihr nach meiner Unterweisung wandelt, so werdet ihr über ein Kleines das, um dessen willen edle Jünglinge ganz und gar von der Heimat lassen und in die Heimatlosigkeit gehen, diese höchste Vollendung heiligen Wandels unter Erschauen der Lehre selbst erkennen, sie von Angesicht zu Angesicht sehen und darin verweilen.»

Als er so redete, sprachen die fünf Mönche zu dem Erhabenen also: «Durch jenen Wandel, lieber Gotama, durch jene Übungen, durch jene Kasteiungen hast du nicht die übermenschliche Vollkommenheit, die volle Herrlichkeit edlen Wissens und Schauens erreichen können. Wie willst du denn jetzt, wo du im Überfluß lebst, dem geistlichen Streben untreu geworden bist, dem Überfluß dich zugewandt hast, die übermenschliche Vollkommenheit erreichen, die volle Herrlichkeit edlen Wissens und Schauens?»

Als sie so redeten, sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen also: «Der Vollendete, ihr Mönche, lebt nicht im Überfluß, ist nicht dem geistlichen Streben untreu geworden, hat sich nicht dem Überfluß zugewandt. Der Vollendete, ihr Mönche, ist der heilige, höchste Buddha. Tut euer Ohr auf, ihr Mönche: die Erlösung vom Tode ist gefunden. Ich unterweise euch; ich predige euch die Lehre. Wenn ihr nach meiner Unterweisung wandelt, so werdet ihr über ein Kleines das, um dessen willen edle Jünglinge ganz und gar von der Heimat lassen und in die Heimatlosigkeit gehen, diese höchste Vollendung heiligen Wandels unter Erschauen der Lehre selbst erkennen, sie von Angesicht zu Angesicht sehen und darin verweilen.»

[Es folgen zwei weitere Wortwechsel.]

Als sie so redeten, sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen also: «Gebt ihr mir zu, ihr Mönche, daß ich nie zuvor also zu euch geredet habe?»

«Das hast du nicht, Herr.»

«Der Vollendete, ihr Mönche, ist der heilige, höchste Buddha. Tut euer Ohr auf, ihr Mönche: die Erlösung vom Tode ist gefunden. Ich unterweise euch; ich predige euch die Lehre. Wenn ihr nach meiner Unterweisung wandelt, so werdet ihr über ein Kleines das, um dessen willen edle Jünglinge ganz und gar von der Heimat lassen und in die Heimatlosigkeit gehen, diese höchste Vollendung heiligen Wandels unter Erschauen der Lehre selbst erkennen, sie von Angesicht zu Angesicht sehen und darin verweilen.» Der Erhabene aber vermochte die fünf Mönche zu überzeugen. Und die fünf Mönche hörten von neuem auf den Erhabenen; sie taten ihr Ohr auf und richteten ihre Gedanken auf die Erkenntnis. Da redete der Erhabene zu den fünf Mönchen also: «Zwei Enden gibt es, ihr Mönche, denen muß, wer dem Weltleben entsagt, fern bleiben. Welche zwei sind das? Hier das Leben in Lüsten, der Lust und dem Genuß ergeben: das ist niedrig, gemein, ungeistlich, unedel, nicht zum Ziele führend. Dort Übung der Selbstquälerei: die ist leidenreich, unedel, nicht zum Ziele führend. Von diesen beiden Enden, ihr Mönche, sich fernhaltend, hat der Vollendete den Weg, der in der Mitte liegt, entdeckt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirvana führt.

Und was, ihr Mönche, ist dieser vom Vollendeten entdeckte Weg, der in der Mitte liegt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirvana führt?

Es ist dieser edle achtteilige Pfad, der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken. Dies, ihr Mönche, ist der vom Vollendeten entdeckte Weg, der in der Mitte liegt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirvana führt.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden. Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden, mit Unliebem vereint sein ist Leiden, von Liebem getrennt sein ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden: kurz, die fünferlei Objekte des Ergreifens sind Leiden.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens: es ist der Durst, der zur Wiedergeburt führt, samt Freude und Begier, hier und dort seine Freude findend: der Lüstedurst, der Werdedurst, der Vergänglichkeitsdurst.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: die Aufhebung dieses Durstes durch restlose Vernichtung des Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäußern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Wege zur Aufhebung des Leidens: es ist dieser edle achtteilige Pfad, der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken.

‹Dies ist die edle Wahrheit vom Leiden›: also, ihr Mönche, ging mir über diese zuvor nicht vernommenen Ordnungen der Blick auf, ging mir die Erkenntnis auf, ging mir das Verstehen, das Wissen, das Anschauen auf. ‹Diese edle Wahrheit vom Leiden muß man begreifen› … ‹Diese edle Wahrheit vom Leiden habe ich begriffen›: also, ihr Mönche, ging mir über diese zuvor nicht vernommenen Ordnungen der Blick auf, ging mir die Erkenntnis auf, ging mir das Verstehen, das Wissen, das Anschauen auf.

[…]

Und solange ich, ihr Mönche, nicht von diesen vier edlen Wahrheiten solche dreifach gegliederte, zwölfteilige, wahrhafte Erkenntnis und Schauen in voller Klarheit besaß, so lange, ihr Mönche, hatte ich auch nicht das Bewußtsein, in der Welt samt Göttern, samt Māra, samt Brahma, unter allen Wesen samt Asketen und Brahmanen, samt Göttern und Menschen die höchste Erleuchtung gewonnen zu haben.