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THOMMI BAAKE: „Ferien im Flohzirkus“
1. Auflage, März 2017, Periplaneta Berlin, Edition Drachenfliege

© 2017 Periplaneta - Verlag und Mediengruppe
Inh. Marion Alexa Müller, Periplaneta, Bornholmer Str. 81a, 10439 Berlin
www.periplaneta.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Die Handlung und alle handelnden Personen sind erfunden.
Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Ereignissen wäre rein zufällig.

Lektorat: Marion A. Müller
Cover: Christian Puille
Bilder dieser Ausgabe : Elena Laubig, Ingo Siegner, Gritt Gottschald, Thomas Daug, Nicole Altenhoff, Claudia Milzetti, Marion Alexa Müller

Satz & Layout: Thomas Manegold

print ISBN: 978-3-95996-040-3
epub ISBN: 978-3-95996-041-0


Thommi Baake

Ferien im Flohzirkus



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Vorwort von Thommi Baake

Liebe Kinder und wenigen Erwachsenen, die dies lesen:

Ein Vorwort ist ein Wort, das vor allem anderen in einem Buch steht. Aber eigentlich ist es ja nicht nur ein Wort, sondern es sind viele Worte oder sogar Zeilen. Also eigentlich müsste es Vorworte oder Vorzeilen heißen.

Ich möchte hier jetzt gar nicht viel sagen (das äußern übrigens viele Erwachsenen vor einer Rede und dann wird sie ganz lang und langweilig).

Dies ist mein viertes Kinderbuch und ich habe, wie bei den anderen, total viel Freude beim Schreiben gehabt. Danke, dass ihr dieses Buch lest oder vielleicht schon in andere meiner Geschichten eingetaucht seid.

Toll, dass es euch gibt, denn sonst könnte ich ja keine Bücher schreiben!

Habt total viel Spaß mit meiner Fantasie und meinen Geschichten,

Euer Thommi Baake

Und hier nun noch ein Vorwort von meinem alten Freund, dem König von Bantalutalien: Ben Turi ak Tollitan.

Tschak tuli ach totelem, men tuki scharatila Thommi Baake.

Kuki san toli mentschuki satala.

Haka, haka, haka huihuihui!

Bild von Marion Alexa Müller

Bild: Marion Alexa Müller

Ferien im Flohzirkus

Ein Streichholz, mit dem hellen Holz und dem roten, strahlenden Zündkopf am Ende, bewegt sich auf und ab. Man hört ein Ächzen. Dann fällt das Hölzchen zu Boden und ein „Aua!“ ist zu vernehmen.

„Was machst du denn da?“, fragt jemand, „Ein Streichholz ist doch viel zu schwer!“

Unter dem Zündholz quält sich eine Gestalt hervor, die sich als Floh herausstellt. Und tatsächlich ist es auch ein Floh, der sogar auch noch Flo heißt. Aber ohne H hinten, wie jener Flo immer besonders betont. „Ich habe das schon einmal geschafft, ich schwör, Alta!“

Der andere Floh, es handelt sich hier um eine Floh-Frau, heißt Rian und bemerkt: „Das ist ja schön und gut, aber musst du immer diese Jugendsprache benutzen?“

Flo lächelt und sagt: „Muss ich nicht, ist aber cool und macht Spaß, Digga!“

Rian ist die Ehefrau von Flo. Sie ist manchmal genervt, dass ihr Mann so kindisch ist. Heute möchte sie den gemeinsamen Urlaub besprechen. Sie holt die Zeitungen „Floh-Express“ und „Flohburger Nachrichten“ hervor und breitet sie aus. Auf den Seiten sind Palmen, Strände und das Meer zu erkennen. „Schau mal, Schatzi, sieht das nicht toll aus?“, versucht sie ihren Mann zu begeistern.

Wer Flo allerdings kennt, weiß, dass er das nicht so mag: am Strand in der Sonne herumzuliegen. Er schnappt sich die Zeitung und entdeckt in der rechten Ecke ganz unten eine Anzeige, die ihn interessiert. Dort steht: „Ferien im Flohzirkus – Machen Sie Urlaub, bereisen Sie die Welt und treten bei uns auf!“ Flo wirft die Zeitung in die Luft und springt in die Höhe. Das können Flöhe nämlich besonders gut. Er landet erst auf der Zeitung und dann mit dieser wieder auf dem Tisch. Fast wie ein Zeitungssurfer.

Flöhe können fast einen Meter hoch springen. Das ist richtig gut! Findet Flo auch und hüpft beim zweiten Mal noch höher. Er ruft: „Damit werde ich im Zirkus auftreten!“

„Wie bitte?“, ist daraufhin von Rian zu vernehmen.

Flo landet vor seiner Frau und säuselt: „Schätzchen, ich möchte sooo gerne meine nächsten Ferien im Flohzirkus verbringen. Was meinst du?“ Der Mann strahlt seine Frau an.

Die schüttelt den Kopf und sagt: „Dieses Mal bekommst du mich nicht herum. Letztes Jahr haben wir ein paar Tage Urlaub bei unseren Ameisenfreunden Petra und Hugo in einem Kühlschrank verbracht. Ich möchte mal ans Meer!“

Flo lächelt und bemerkt: „Aber Rian, wir können doch an die See. Hier steht, dass der Zirkus dreimal Station am Meer macht!“

Rian wird unsicher und ihr Mann schaut sie wieder so verliebt-strahlend an. Da kann sie meistens nicht widerstehen. Sie fängt an zu kichern und sagt: „Du bekommst mich jedes Mal rum, du Gauner!“

Dann springt sie auch in die Luft und Flo hinterher. Und sie lachen und springen und sind einfach nur glücklich.

Drei Wochen später haben sie ihre Koffer gepackt und sind zum Bahnhof von Flohburg gesprungen. Der Zug tutet, als die beiden gerade noch in den letzten Wagen hüpfen. Er fährt durch ganz Flohland.

Während unsere beiden Flohfreunde durch ihre Heimat fahren, ist die Gelegenheit günstig, um etwas über dieses Land zu erzählen. Flöhe ernähren sich normalerweise vom Blut der Menschen. Irgendwann einmal, vor vielen, vielen und noch mehr vielen Jahren, hatte ein einziger Floh gesagt: „Das mache ich nicht mehr, ich bin doch kein Kannibale, ich werde Vegetarier! Da das aber hier im Menschenreich nicht geht, wandere ich aus und werde mir mein eigenes Land suchen!“

Das hat der legendäre, erste Vegetarierfloh namens Vladimir dann auch gemacht. Er hatte in der Nähe einer Höhle gelebt und war eines Tages ganz einfach in diese hineingehüpft. Drei Wochen war er unterwegs und kam, fast verhungert und verdurstet, am anderen Ende wieder heraus. Vladimir schaute und staunte, wie herrlich es dort aussah. Dann fiel er, vor lauter Hunger, mit den Worten „Heiliger Floh, ist es hier aber schön!“, um.

Als er erwachte, blinzelte er mit den Augen und konnte es kaum glauben. Vor ihm stand eine Flohfrau, die so toll, freundlich, schön und nett aussah, dass Vladimir nur ein „Heiliger Floh, bist du aber schön!“ herausbekam. Die Fremde lächelte und reichte ihm kleine Portionen von roten Früchten und orangefarbenem Gemüse. Später erfuhr er, dass es Himbeer- und Karottenstückchen gewesen waren.

Wie sollte es anders sein: Die beiden hatten sich verliebt, irgendwann bekamen sie Kinder. Diese dann auch wieder welche.

Vladimir war ein alter Floh geworden. Er hatte mit allen Flöhen, die dort inzwischen lebten, das Flohland gegründet. Alle Vegetarierflöhe waren willkommen, ob sie nun aus Deutschland, Amerika, aus arabischen Ländern oder zum Beispiel von den Fidschi-Inseln kamen. Der Flohstaat wurde ein gerechter Ort für Flöhe und niemand musste Hunger leiden. Das Land befindet sich übrigens irgendwo in einem Tal, von hohen Bergen umgeben, so dass kein Mensch es finden kann.

Der Schaffner kontrolliert die Fahrkarten unserer beiden Freunde und merkt an, dass sie noch einige Stunden unterwegs seien. Die beiden unterhalten sich, essen, trinken, spielen und genießen die Aussicht.

Als sie nach ungefähr acht Stunden am anderen Ende des Landes ankommen, hält der Zug. Er kann gar nicht weiterfahren, selbst wenn er will: Es gibt keine Schienen mehr und hinter dem Bahnhof türmt sich ein riesiger Berg. Sie befinden sich in einer der beiden Hauptstädte. Ja, das Flohland hat zwei davon: Flohburg, in dem unsere Freunde wohnen und Flohbrück, in dem das Ehepaar auf den Zirkus treffen soll.

Als sie aus dem Bahnhof heraustreten, können sie vor Staunen kaum atmen. Flohbrück ist eine wunderschöne Stadt. Alte, liebreizende Häuser stehen dicht an dicht rund um den Bahnhofsvorplatz. Vor ihnen sehen sie einen bunten Flohmarkt, auf dem ihre Artgenossen von Bilderrahmen, über Klamotten, bis hin zu Möbeln alles anbieten. Das Ehepaar nimmt sich an die Hände.

Als sie gerade losgehen wollen, kommt ihnen ein älterer Floh entgegen gesprungen und begrüßt sie aufs herzlichste: „Willkommen in Flohbrück und beim Flohzirkus Flohtastisch!“ Er reicht den beiden verdutzten Urlaubern seine Hand. „Kommt mit, ihr Lieben! Auf geht es zu unserem Zirkus. Wir haben nur ein paar Tage Zeit für die Proben, ehe unsere Tour in die Menschenwelt beginnt!“

Flo bekommt große Augen und Rian fragt den Flohmann, der niemand anderes als der Zirkusdirektor ist: „Wir reisen in die Menschenwelt? Davon stand nichts in der Anzeige!“

Der Flohmann lächelt und antwortet: „Wäret ihr denn dann hierhergekommen?“

„Ich ja!“, ruft Flo.

„Ich nicht!“, erwidert Rian.

Die drei springen durch die große, große Stadt. An Cafés vorbei und an Geschäften, in denen die neueste Flohmode angepriesen wird.

Nach einer guten Stunde kommen sie an den Stadtrand, die Anzahl der Häuser wird immer weniger.

Langsam wird es dunkel und dann erblicken sie vor sich ein kleines Zirkusdörfchen. Mit einem rotweiß gestreiften Zelt in der Mitte sieht es sehr schön und romantisch aus. In einem Kreis um das Zentrum stehen Zirkuswägen, in denen die Artisten wohnen und durch die Lande fahren. Auf jedem einzelnen Gefährt steht der Name des Zirkus: „Flohtastisch“.

Die drei betreten das Zirkusgelände und mit einem Mal flammen Lichter und Scheinwerfer auf. Musik setzt ein, alle Artisten kommen aus den Wägen oder dem Zelt hervor und begrüßen die beiden Neuankömmlinge. Ein Fest beginnt, bei dem unsere Freunde schon einmal sehen können, wie toll die Zirkuskünstler sind. Einige zeigen ihr Können.

Am nächsten Morgen, Flo und Rian haben einen eigenen Zirkuswagen bekommen, werden sie von Clown Flohko geweckt. Er klopft an die Tür des Wagens, öffnet sie und springt ziemlich wild und albern vor den Betten der beiden herum. Flo wacht auf und sagt müde: „Na, der ist ja witzig!“

Eine Stunde später versammeln sich alle Flohartisten im Zelt. Es kehrt Ruhe ein und der Direktor Francesco Flohriani hält eine Rede: „Meine sehr verehrten Freunde, liebe Neuankömmlinge, heute ist unsere erste, gemeinsame Probe für unsere große Menschenwelt-Zirkustournee. Hierzu begrüße ich unsere frischen Artisten: Flo und Rian! Applaus!“

Die beiden Urlauber schauen sich verdutzt an, während die anderen wild applaudieren. Es wird ruhig im Zirkusrund.

Flo platzt in die Stille hinein: „Wir sind die Einzigen?“

„Ja, mein Lieber!“, lässt sich der Direktor vernehmen. „Ihr seid die einzigen Neuen! Wahrscheinlich hat sich kein anderer hierher getraut! Vor ein paar Wochen habe ich von EUCH geträumt. Und nun seid ihr hier!“

Flo und Rian wundern sich, sagen aber nichts. Und obwohl Flöhe richtig toll springen können, hat sich bisher keiner der Künstler diese Art des Könnens ausgewählt.

Von nun an üben unsere zwei Lieblingsflöhe den ganzen Tag mit den anderen Artisten und denken sich lustige Dinge aus. Nach drei Tagen des Probens steht die Show. Flo und Rian haben sich eingelebt und viele Freunde gefunden.

Kurz bevor der Zirkus in die Menschenwelt aufbricht, geben die Künstler noch eine Abschiedsvorstellung. Sie wird ein großer Erfolg! Die Einwohner von Flohbrück reißen sich um die Karten und lachen über den Clown, über zwei Flöhe, die sich als Pferd verkleidet haben, über die Artisten, die fünffache Saltos machen und natürlich auch über Flo und Rian, die durch die Zeltdecke springen und erst nach Sekunden wieder im Zirkusrund landen. Glücklich schlafen die Künstler an diesem Abend ein.

Am nächsten Morgen brechen sie früh auf. Die Reise geht durch einen Berg. Vor vielen, vielen und nochmals vielen Jahren hatten die ersten Flöhe des Landes einen geheimen Weg nach draußen in die Menschenwelt gebaut, für Notfälle!

Nun fahren die Zirkuswägen, die vorne einen Motor haben und so etwas wie Busse sind, durch den nicht enden wollenden Tunnel. Nur alle 1000 Meter (das ist ein Kilometer) steht eine schwache Lampe. Eigentlich bringt die nicht viel und ist auch nur wieder für den Notfall gedacht. Aber der Zirkus ist ja nicht in Not. Sie sind zur großen Tour durch das Menschenreich aufgebrochen. Und so passiert während der Reise auch nicht viel.

Ihnen begegnet eine Ratte, die sich verlaufen hat und sehr hungrig ist, aber zum Glück keine Flöhe frisst. Am Ende des über 20 Kilometer langen Tunnels begegnet ihnen noch ein hübscher Schmetterling, den sie mit zum Ausgang nehmen.

Nach einer Woche Fahrt im Fast-Dunkeln kommen sie wieder ans Licht.

Die Zirkusfreunde freuen sich und staunen. Da taucht auf einmal etwas vor ihnen auf. Doch sie können ihre motorisierten Zirkuswägen nicht schnell genug bremsen. Und so krachen sie gegen etwas Großes, was sie zunächst nicht erkennen können. Als sich alle beruhigt haben, sehen sie, worauf sie gefahren sind: auf einen Menschenschuh!

Der Mensch beugt sich nach unten und spricht die Flöhe an. Dabei benutzt er eine große Lupe, um die kleinen Tiere erkennen zu können. Er spricht sie leise an, für die Flöhe ist es natürlich sehr laut. Er sagt: „Herzlich willkommen, liebe Zirkusflöhe, ich freue mich, dass Sie den weiten Weg gemacht haben, um uns Menschen zu unterhalten. Ich bin Florian und bin Ihr Begleiter auf der Tournee!“

Die Flöhe denken: ‚Gut gesprochen‘, und der Direktor lässt sich auf die Hand nehmen.

Nachdem Florian dem Chef des Zirkus‘ alles genauestens erklärt hat, trägt er die Wägen zu einer Art gepolsterten Bollerwagen, in dem sonst Kindergartenkinder bei Ausflügen sitzen. Auf ihm stehen schon ein kleiner Lebensmittelladen, ein Schwimmbädchen und ein Spielplatz für die Flöhe bereit.

Die Wägen werden vorsichtig abgesetzt und am Boden des Bollerwagens befestigt. Als die Verladeaktion beendet ist, kommen die Zirkusleute vorsichtig aus ihren Behausungen. Sie werden von einem Flohehepaar begrüßt und die beiden stellen sich vor: „Mein Name ist Stella, das ist mein Mann Alexander! Wir betreiben hier den Flohsupermarkt und das Schwimmbad.“

Da die anderen nur darüber staunen, dass sie in der Menschenwelt Flöhe kennenlernen, die anscheinend für Menschen arbeiten, spricht Alexander weiter: „Ja, wir arbeiten für die großen Lebewesen. Wir beißen sie nicht, sie lassen uns in Ruhe leben und verpflegen uns. Mit Florian verbindet uns so etwas wie eine Freundschaft.“

Gerade als der Direktor etwas sagen möchte, werden unsere Flöhe durchgeschüttelt. Der Bollerwagen setzt sich in Bewegung.

Während die Künstler sich mit dem Ehepaar, das in der Menschenwelt lebt, anfreunden, zieht Florian den Wagen zu der ersten Stelle, an der die Zirkusleute auftreten werden. Es ist ein Rummelplatz in der Stadt. Dort ist alles quietschbunt, laut und voller Trubel.

Flo und Rian staunen mit ihren Freunden um die Wette. Sie hören hier ein „Jedes Los gewinnt, kaufen Sie, kaufen Sie!“, da ein „Jetzt nochmal mitfahren, jetzt nochmal mitmachen, steigen Sie ein!“ und dort ein „Gruseln Sie sich hier, in unserer Zombiegeisterbahn. Kommen Sie zu uns!“.

Dann wird der Bollerwagen langsamer und eine Stimme ruft: „Ab heute Nachmittag tritt der berühmteste Flohzirkus der Welt, ‚Flohtastisch‘, bei uns auf. Kaufen Sie jetzt schon eine Karte. Nur heute und morgen! Zum Ticket bekommen Sie eine 3D-Lupe, mit der Sie alles genau und bestens sehen können! Greifen Sie zu!“

Der Bollerwagen wird in ein kleines Menschenzirkuszelt geschoben und die Flöhe bauen ihr Zelt und ihre Wägen in der Mitte auf. Nach einer kurzen Ablaufprobe findet am Nachmittag die große Premiere des Zirkus‘ statt.

Die Artisten legen eine fantastische Vorstellung hin. Die Zuschauer lachen über Clown Flohko, staunen über die Zauberin Flohkati, sind begeistert über Flo und Rians Sprünge und so weiter.

Glücklich liegen sich die Künstler danach in den Armen. Dabei bemerken sie nicht, wie ein komischer Mann, der die Vorstellung besucht hat, sich genauestens im Menschenzelt umschaut. Es sieht so aus, als plane dieser Typ nichts Gutes.

Nach einer langen Premierenfeier in ihrem Bollerwagen, der hinter einem Vorhang im Zelt steht, schlafen die Flohartisten glücklich und zufrieden ein.

Mitten in der Nacht hört man Getuschel, Fußgetrappel und dann sieht man, wie ein Messer ein Loch in die Zeltwand schneidet. Herein kommt jener geheimnisvolle Mann mit seinen zwei Kumpanen. Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtet der Gauner in Richtung von Florian, der das Zelt bewacht. Bevor der richtig aufwacht und bemerkt, was da passiert, haben ihn die beiden Komplizen bereits gefesselt und geknebelt. Schnell und ziemlich geräuschlos schnappen sich die Ganoven den Bollerwagen und können, ohne dass es jemand bemerkt, aus dem Zelt fliehen.

Doch eine Person hat es mitbekommen: Rian! Die ist wach geworden, weil sie mal auf die Flohtoilette muss. Erst hört sie die Gangster, dann sieht sie sie. Rian beobachtet alles und springt, das kann sie ja ganz hervorragend, auf den Kopf des Obergangsters. Dort verhält sie sich ganz still, denn sie will nicht, dass sich dieser fiese Kerl am Kopf kratzt und sie am Ende noch zerquetscht.

Nach einer halben Ewigkeit, Rian ist inzwischen eingeschlafen, bleiben die Flohdiebe samt Bollerwagen stehen. Die Flohdame erwacht und sieht hinunter. Die ersten Lichter in den Zirkuswagen gehen an.

Sie denkt sich: ‚Der Transport mit dem sanft ruckelnden Bollerwagen scheint alle meine Freunde im Schlaf gehalten zu haben.‘

Die Gangster schließen ein Tor eines Schuppen auf. Rian schaut sich um und sieht, dass sie mitten auf dem Land sind. Überall Felder, nur ein einzelnes Haus steht hier. Und davor befinden sie sich. Die Diebe ziehen den Wagen in den Schuppen und stellen ihn dort ab. „Mann, bin ich müde“, sagt einer der Männer.

„Wir gehen jetzt erst mal schlafen und morgen verfassen wir einen Brief, um ein Lösegeld für den berühmten Flohzirkus einzufordern!“, erwidert der unheimliche Mann, der anscheinend der Boss dieser Bande ist.

Während die Männer sich ins Haus begeben, springt Rian flugs vom Kopf und weiter zum Schuppen. Sie findet ein kleines Loch und ist schnell beim Zirkus angekommen.

„Rian, wo warst du, ich habe mir ganz dolle Sorgen gemacht?!“, wird die Flohfrau von ihrem Mann begrüßt. Jetzt kommen alle im Zirkuszelt zusammen, um zu besprechen, wie es weitergehen soll.

Der Direktor ergreift das Wort: „Liebe Freunde, wie mir Rian soeben erzählt, sind wir entführt worden!“

Ein lautes Gemurmel setzt ein. Alle sind entsetzt, bis auf den Clown. Der sagt: „Dann müssen wir ja ganz schön wichtig sein!“

Kopfschüttelnd diskutieren sie weiter, als Flo ein Geräusch von draußen vor der Tür hört. Jemand versucht, sie zu öffnen. Jetzt flüstert eine Stimme: „Hallo, liebe Flohfreunde, seid ihr da drin?“

Die Angesprochenen schauen sich an, als die Zauberin sagt: „Das ist Florian! Wie kommt der denn hierher?“

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir ein paar Stunden in der Zeit zurückgehen.

Ihr wisst ja noch, dass die Gangster Florian gefesselt und geknebelt hatten. Kaum waren sie jedoch mit dem Bollerwagen und den Flöhen entflohen, fing Florian an, das Tuch, mit dem er geknebelt war, anzuknabbern.

Wie oft hatte sein Zahnarzt gesagt, er möge sich doch seine zwei äußerst scharfen Schneidezähne abschleifen lassen. Das hatte er nie getan und jetzt half es ihm. Er brauchte nur zwei Minuten, um das Tuch kaputt zu beißen. Das Gleiche tat er auch mit seinen Fesseln. Dann sprang er auf, holte seinen treuen Freund Maximilian Bernardino der III., einen Bernhardiner, und schnell verfolgten sie die drei Männer.

„Und nun sind wir hier, der Maximilian und ich!“, sagt Florian stolz.

„Maximilian Bernardino der III.“, bemerkt der Bernhardiner, „so viel Zeit muss sein!“

Die Flöhe lachen und sind schon wieder etwas fröhlicher. Der Direktor fragt, direkt an der Tür stehend, sehr laut nach draußen: „Lieber Menschenfreund, hast du schon einen Fluchtplan entwickelt?“

Florian muss lächeln. Er bittet alle Flöhe zur Schuppentür, dann erzählt er seinen Plan: „Liebe Freunde, die Diebe schlafen tief und fest. Natürlich können wir einfach so fliehen, ihr seid ja alle so klein, dass ihr unter der Tür durchpasst, aber wir wollen natürlich euren Zirkus nicht hierlassen.“ Zustimmendes Murmeln der Flöhe. Florian fährt fort: „Ich kann versuchen, die Tür hier aufzubrechen, aber das wird nicht geräuschlos funktionieren. Daher versuche ich, mir den Schlüssel für den Schuppen aus dem Haus zu mopsen. Dazu brauche ich die Hilfe von Flo und Rian.“

Unsere beiden Freunde schauen sich an, lächeln und sagen dann wie aus einem Munde: „Wir sind dabei!“

Rian denkt zwar noch: ‚Eigentlich sollten das hier ja Ferien im Flohzirkus sein!‘ Aber dann begibt sie sich mit ihrem Mann auf die andere Seite.

Florian erklärt allen Flöhen seinen Plan bis zum Ende. Gerade als sie aufbrechen wollen, ruft die Zauberin: „Wenn ich deinen Plan richtig verstehe, brauchst du drei Flöhe. Ich komme mit!“

Am liebsten wären gerne alle Flöhe mitgekommen, um zu helfen. Aber Florian lächelt nur und dann brechen er, Flo, Rian, die Zauberin und Maximilian Bernardino der III. zum Haus auf.

Inzwischen ist der Mond aufgegangen, ein heller Vollmond, der wirklich wunderschön aussieht, wie er da am Himmel hängt. Leider haben unsere Freunde keine Zeit, ihn zu bewundern. Sie schleichen und hüpfen zum offenen Fenster, hinter dem die drei Männer friedlich und nebeneinander in einem großen Bett liegen. Es sieht fast so aus, als würden sie kuscheln.

Florian steigt durchs Fenster ins Haus hinein. Leider tritt er aus Versehen auf den Schwanz eines Hundes. Der jault auf und jetzt passieren so viele Dinge auf einmal, dass ich sie ganz ruhig und hintereinander aufzählen muss.

Also, der Hund jault, Maximilian Bernardino der III. hat Mitleid, Florian erschreckt sich, die Flöhe ebenso und die Männer erwachen. Florian ruft zu seinen Freunden: „Plan B!“ Die drei Männer sagen: „Häh?!“ Der Hund beruhigt sich langsam, springt aber doch vorsichtshalber aus dem Fenster nach draußen, die Flöhe hopsen auf die Männer und die fangen ziemlich schnell an, im Zimmer herumzuhüpfen, da Flo, Rian und die Zauberin die drei mächtig, heftig und sehr fest beißen, was sonst nicht ihre Art ist.

Während sich der Bernhardiner und der Hund der Männer (es ist ulkigerweise auch ein Bernhardiner) anfreunden, geht Florian schnell zur Haustür. Dort hängen unglaublich viele Schlüssel. Es sieht fast so aus, als wäre dieses Haus ein Schlüsselmuseum.

Die beiden Bernhardiner legen sich gemütlich vor die Haustür. Bevor sie aneinander gekuschelt einschlafen, sieht Maximilian Bernardino der III. noch nach oben. Dort, vom herrlichen Mondlicht beschienen, prangt ein Schild, auf dem steht: „Schlüsselmuseum“!

Die drei Männer hüpfen vor lauter Panik durchs Fenster und fliehen über die Felder und sind auf und davon. Die drei Flöhe, die sich müde gebissen haben, sind natürlich vorher abgesprungen. Florian hat ein paar der Schlüssel in seine Hosentaschen gepackt und öffnet die Haustür. Er möchte zum Schuppen, als er aus Versehen auf den Schwanz von Maximilia Bernardina der III., so heißt die Hundedame übrigens, tritt. Die jault wieder auf und bellt: „Pass doch mal besser auf. Warum bist du denn so hektisch?“

Florian entschuldigt sich und fragt die Hündin: „Ich suche den Schuppenschlüssel, um die Zirkusflöhe zu befreien!“

„Warum hast du das nicht gleich gesagt?, fragt die Bernhardinerfrau. „Den habe ich in einem kleinen Kästchen um den Hals. Bediene dich!“

Kurzum: Florian befreit die Zirkusleute und zieht den Bollerwagen in die nächste Stadt, um die Tournee fortzusetzen.

Die Menschen sind in den nächsten Wochen bei den folgenden Vorstellungen mehr als zufrieden und feiern unsere Freunde. Am letzten Abend, nach der letzten Vorstellung, sitzen alle zusammen. Die Flöhe, die Bernhardiner und Florian tanzen, essen und unterhalten sich blendend. Mit dabei sind auch die beiden Ameisenfreunde von Flo und Rian, Hugo und Petra, die ebenfalls Zirkusleute sind. Sie leben in einem Kühlschrank bei ihrem Menschenfreund Hans und ab und zu gehen sie auf Zirkustour.

Wie es das Schicksal so will, ist der Ameisenzirkus an diesem Abend in der gleichen Stadt aufgetreten wie die Flöhe. Zusammen haben sie eine Vorstellung gegeben, die noch nie ein Mensch gesehen hat: eine Show mit singenden Ameisen, einer Floh-Ameisen-Dressur, mit Zauberern, jonglierenden Flöhen und, und, und.

Was aus Flo, Rian, der Zauberin und den anderen Flöhen geworden ist, kann ich euch nicht sagen, denn sie sitzen immer noch, vor lauter Glück, zusammen an einem Lagerfeuer, unter einem herrlichen Vollmond und feiern, feiern und feiern.

Alta, ihr werdet mir nicht glauben, was mir passiert ist 1

Alta, ihr werdet mir nicht glauben, was mir passiert ist, ehrlich! Aber wenn ich es keinem mitteile, dann platze ich. Meiner Mutter habe ich versucht, es zu erzählen. Das hätte ich auch gleich lassen können, ehrlich! Sogar mein bester Freund hat gesagt, dass ich spinne, ehrlich! Was? Warum ich immer ehrlich sage? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht!

Aber ich merke schon, ihr wollt endlich wissen, was mir passiert ist, oder?

Es war vor ungefähr drei Wochen. Ich bin morgens, wie immer, ziemlich spät aufgestanden und musste mich tierisch beeilen. Ich würde zu spät kommen, wenn nicht irgendein Wunder geschehen würde. Und meine Lehrerin, Frau Müller-Schmidt, hatte mich schon auf dem Kieker. Dann lag da so ein blöder Stein auf dem Fußweg, ein richtig fetter. Ich stolperte und wollte gerade eine astreine Bruchlandung hinlegen, als ich ein Zischen an meinem rechten Ohr hörte. Dann machte es Puff und zuerst wusste ich nicht, wo ich gelandet war. Zumindest nicht auf dem Gesicht und dem Bauch. Es war so windig. Ich hatte anscheinend die Augen vor lauter Schreck geschlossen. Jetzt öffnete ich sie und konnte es kaum glauben: Ich flog durch die Luft. Aber worauf saß ich denn?

Ich schaute mich um und realisierte, dass ich auf einem Papierflieger hockte. Neben mir ein Flugkapitän im Miniformat, mit Uniform, Mütze und allem Drumherum. ‚Und ich muss ja auch klein sein, um auf dem Papierflieger sitzen zu können‘, dachte ich dann. Ich glotzte ihn mit weit aufgerissenen und starren Augen an.

„Mach mal deinen Mund zu!“, sagte der Pilot. „Sonst fliegen da noch Fliegen rein!“ Ich schloss den Mund, konnte aber immer noch nichts sagen. Er fragte mich: „Hast du Lust, mich zu den Weltmeisterschaften der Papierflieger zu begleiten? Oder willst du lieber in die Schule?“

Ich überlegte nicht lange und antwortete: „Auf geht’s zu den Weltmeisterschaften. Meine Lehrerin wird zwar mächtig schimpfen, aber …“

Der Kapitän unterbrach mich: „Sie wird nicht motzen. Ab jetzt fliegen wir, egal was passiert, rückwärts in der Zeit. Und dann kommst du noch rechtzeitig zur Schule!“

„Praktisch!“, erwiderte ich. Dann genossen wir beide den Flug. Und wir waren sehr lange unterwegs. In der Nacht schaltete der Kapitän, der übrigens Kinito hieß, auf Autopilot. So schliefen wir und glitten gemächlich dahin. Als die Sonne aufging, landeten wir in Südamerika am Strand irgendwo in Bolivien oder so ähnlich. Ja, entschuldigt, ich hatte nicht ganz aufgepasst.

Nachdem wir uns bei den Weltmeisterschaften angemeldet hatten, ging es auch schon los. Kinito sagte: „Pass auf, lieber …! Wie heißt du eigentlich?“

Na so was, ihm hatte ich meinen Namen noch nicht gesagt und euch ja auch noch nicht. Also, ich heiße Kasimir. Alles klar? Das sagte ich ihm natürlich auch.

„Hübsch“, sagte er, „jetzt bekommst du deinen eigenen Flieger!“ Ich schluckte. Natürlich hatte ich Kinito zugesehen, wie er flog, aber ob ich das selbst konnte?

Wir gingen zu einer Halle, die direkt am Strand lag. Als ich sie betrat, sah ich die größte Sammlung von Papierfliegern, die ich je erblickt hatte. Ein paar Tausend waren es bestimmt. Als ich diese vielen Flieger sah, dachte ich, da ich ja immer noch so klein war, dass ich gut mit einem von ihnen fliegen könnte. Aber wie würde ich wieder groß werden? Ich fragte Kinito und der beruhigte mich: „Wenn wir in der Zeit zurückfliegen und an die gleiche Stelle kommen, wirst du wieder so groß wie früher. Dummerweise wirst du dann auf den Gehweg knallen. Da musst du dann versuchen, gut zu landen!“