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 W. Ian Thomas - Kraftvolles Christsein - Leben aus der Fülle - Aus dem amerikanischen Englisch von Barbara Lux - SCM

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Vorwort zur deutschen Ausgabe von Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein

Über dieses Buch

Einleitung: Jesus neu entdecken

1. Gott auf der Erde finden

2. Bist du normal?

3. Das einzig Unentbehrliche für unser Menschsein

4. Instinkt für die Tiere, der Heilige Geist für die Menschen

5. Gottes begründete Forderungen

6. Wenn das Richtige falsch ist

7. Was für ein Christ?

8. Die zerschlagene Verbindung

9. Eine Frage der Herkunft

10. Wie das Fleisch wirkt

11. Von der Unwissenheit zur Gerechtigkeit

12. Was ist Sünde eigentlich wirklich?

13. Der vollkommene Mensch

14. Vom Himmel in uns hinein

15. Was ist das ewige Leben?

16. Jetzt erst recht!

17. Deine wahre Bestimmung

18. Wenn Gott am Werk ist

19. Was ist geistlich?

20. Der Vater hat alles im Griff

21. Bemerkenswert und außergewöhnlich

22. Die ganze Wahrheit

23. Gottes DNA

24. Dieser zuversichtliche Blick

25. Die Zeit des Schweigens ist vorbei

26. Leben, das Gott schenkt

27. Das Endergebnis echter Mission

28. Wie er uns Ruhe schenkt

29. Wahre Ruhe

30. Dein Leben ist ein Wunder

31. Was ist echte Buße?

32. Was Gott vollbringen wird

33. Entscheidungen

34. Die Stunde der Wahrheit

35. Das Vorrecht, du zu sein

36. Ausgehaucht und eingehaucht

37. Die ganze Antwort

38. Was du weißt oder nicht weißt

39. In der Schwebe

40. Der Glaube ist wie eine Kupplung

41. Das Gesetz des Glaubens

42. Wie viel kann Jesus tun?

43. Ist sündlose Vollkommenheit möglich?

44. Wenn deine Arbeit zunichte gemacht wird

45. Kirchlich stubenrein

46. Eine Seele erwacht

47. Andere können durch uns Jesus begegnen

48. Das Zeugnis eines kleinen Jungen

49. Geh, wohin du geschickt wirst

50. Steh auf und geh!

Ein letztes Wort: Der entscheidende Anstoß

Über den Autor

Major W. Ian Thomas wurde 1914 in London geboren. Nachdem er während des Zweiten Weltkrieges in der britischen Armee gedient hatte, gründete er 1947 die überkonfessionelle Missionsgemeinschaft der Fackelträger, die heute weltweit Bibelschulen und andere Einrichtungen betreibt. Er starb im Jahr 2007.

Vorwort zur deutschen Ausgabe von Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein

„Christus ist mein Leben!“ – Dies war die alles verändernde Erkenntnis des jungen W. Ian Thomas nach Jahren erschöpfender eigener Anstrengung. Dies sollte fortan auch seine befreiende und ermutigende Botschaft für ungezählte Menschen in England, Europa und der ganzen Welt sein.

Während er zuvor versucht hatte, nach besten Kräften von sich aus für Gott zu leben, entdeckte er, dass Gott ihm in Christus bereits alles gegeben hatte, was es brauchte, um mit Gott und aus seiner Kraft zu leben.

„So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,20). Dieses freudige Bekenntnis bestimmte nun das Leben des unermüdlichen Evangelisten und Begründers der weltweiten Bewegung der „Fackelträger“. Es erfüllte zugleich auch uns, die wir durch die „Fackel“ dieser christuszentrierten Verkündigung selbst zum Glauben fanden und für ein faszinierendes Leben mit dem Auferstandenen Feuer fingen.

Die anschaulichen Entfaltungen seiner Bücher sind ein wirkungsvolles Zeugnis eines solchen „kraftvollen Christseins“. Gewinnend wirkte zudem das Lebenszeugnis des Ehepaars W. Ian und Joan Thomas. Ausgerechnet den Töchtern und Söhnen ihrer ehemaligen Feinde wandten sich der englische Major und seine Frau seit dem Kriegsende zu und luden sie in ihr nordenglisches Zentrum nach Capernwray Hall ein. Wie viele werden wir sein, die wir seitdem in den internationalen Zentren der Fackelträger für dieses Evangelium von der Versöhnung in Christus entbrannten und einem „Leben aus der Fülle“ in der einladenden Gemeinschaft begegnet sind?

Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein, Tübingen

ÜBER DIESES BUCH

Ein paar Worte zum Aufbau dieses Buches: Es besteht aus fünfzig einzelnen Abschnitten, die allesamt kurz sind. Ich schlage jedoch vor, dass du nur einen pro Tag liest – und dir selbst die Gelegenheit gibst, über jeden eine Weile nachzudenken.

Im Anschluss an jeden Abschnitt findest du einige Fragen zur Anregung und Anwendung. Nimm dir Zeit sorgfältig über sie nachzudenken, denn es hilft dir dabei, das umzusetzen, was du lernst und was du als wahr erkennst – denn nur dann wirst du die befreiende Kraft der Wahrheit erleben.

Einleitung: Jesus neu entdecken

Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich mir nichts Langweiligeres vorstellen als ein Christentum ohne Christus.

Zahllose Menschen gehen nicht mehr zum Gottesdienst, weil sie es satt haben, die Riten einer toten Religion mitzumachen. Sie haben genug von dem Versuch, ein Auto mit einem leeren Tank anzulassen. Wie schade, dass es nicht mehr Menschen gibt, die ihnen zeigen, dass Jesus Christus lebt.

Ich kenne nichts, das so unglaublich spannend ist wie das Christsein: Als Christen teilen wir das Leben Jesu Christi hier und jetzt auf der Erde mit anderen. Wir sind mit ihm in die unerbittlichen und unbesiegbaren Ziele des allmächtigen Gottes eingebunden und haben die grenzenlosen, göttlichen Mittel zur Verfügung, um diese Ziele zu erreichen.

Kannst du dir etwas Aufregenderes vorstellen?

TIEF GREIFENDE EINFACHHEIT

Jede Woche erhalte ich Briefe von Menschen, die diese Begeisterung kennen und die in der Vergangenheit auf die eine oder andere Weise mit der Arbeit in Berührung gekommen sind, deren Teil ich jetzt seit mehr als siebzig Jahren bin. Es sind Menschen, die an einer unserer Konferenzen teilgenommen, eines unserer Bücher gelesen oder eine Kassette angehört haben. Sie schreiben mir, um zu erklären, was mit ihnen geschah, als sie schließlich durch die gnädige Offenbarung, die der Heilige Geist so gerne schenkt, Jesus neu entdeckten.

Es geschieht nicht auf einen Schlag. Am Anfang sind diese Menschen oft etwas verwirrt von dem, was sie hören, und es scheint einfach über ihren Verstand zu gehen. Dann kommt allmählich, Stück für Stück, die Offenbarung und dann die Stunde der Wahrheit. Es wird so klar, so göttlich offensichtlich. So vollkommen logisch. Tief greifend einfach und einfach tief greifend.

Von dieser tief greifenden Einfachheit spricht Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther. Seine Leser waren Menschen, die Christus als ihren Erlöser kannten. Sie waren wiedergeboren, ihre Namen standen im Lebensbuch des Lammes und sie waren auf dem Weg in den Himmel. Doch Paulus machte sich ernste Sorgen um sie: „Doch ich habe Angst, es könnte euch etwas von eurer reinen und schlichten Hingabe an Christus abbringen, so wie Eva von der Schlange getäuscht wurde“ (2. Korinther 11,3; Hervorhebung durch den Autor).

Paulus’ ängstliche Sorge war es, dass nichts im Leben der Korinther von der reinen und schlichten Hingabe an Christus ablenken sollte, vom Kern eines Menschen, dem Herrn Jesus selbst, der in seiner erlösten Menschheit wohnt.

WAS WIR AM DRINGENDSTEN BRAUCHEN

Diese Einfachheit zu erleben, ist das, was die ganze Kirche weltweit am dringendsten braucht. Jede christliche Gruppe, jeder missionarische Einsatz, jede Konfession muss vor allem anderen, den Herrn Jesus Christus neu entdecken und erkennen, wie unentbehrlich seine Gegenwart in den Gläubigen ist. Das bedeutet, dass wir dem auferstandenen lebendigen Herrn begegnen, der sein Leben mit uns teilt, während wir auf unserem irdischen Weg in den Himmel sind, … damit er durch uns vollenden kann, was er vor zweitausend Jahren in seinem eigenen irdischen Leib begonnen hat.

Was für ein unglaubliches Vorrecht!

Damit wir dieser Wiederentdeckung und diesem Vorrecht näher kommen, werden wir uns in diesem Buch ständig auf den Herrn Jesus konzentrieren, denn nur Christus ist in der Lage, ein christliches Leben zu führen. Das liegt ganz offensichtlich und einfach daran, dass er das christliche Leben ist. Wir sehen auf ihn um zu erfahren, wie er als Mensch in seiner Beziehung zum Vater gelebt hat, als er auf diese Erde kam. Er wird uns zeigen, wie wir unsere Beziehung zu ihm nach seinem Willen gestalten sollen. Er wird uns helfen, noch besser zu verstehen, was es heißt, nicht nur Christ zu werden, sondern wirklich einer zu sein. Und er wird uns eine neue Vorstellung davon geben, was Christsein wirklich bedeutet.

EIN ZIELGERICHTETES LEBEN ALS CHRIST

Weißt du, was es heißt zielgerichtet zu leben? Verspürst du das dringende Bedürfnis zu missionieren oder einen unweigerlichen Antrieb in dir, der das Leben zu dem schieren Abenteuer macht, das Gott sich von Anfang vorgestellt hat?

Oder bist du lediglich mit dem Kampf ums Dasein und das Überleben beschäftigt?

Oder noch schlimmer, bist du in einem gnadenlosen Konkurrenzkampf gefangen? Verfolgt von der Angst, in der nächsten Kurve von einem anderen überholt zu werden? Versuchst du atemlos mit Ereignissen Schritt zu halten, die schneller über dich hereinbrechen, als du sie bewältigen kannst?

In diesem Fall habe ich gute Nachrichten für dich: gute Nachrichten von einer Schatzkammer voller Sinn und Wahrheit und Weisheit, die wir in der Person Christi finden. Denn zielgerichtet zu leben bedeutet, dass wir unsere Armut gegen Christi Reichtum eintauschen … unsere Schwachheit gegen Christi Stärke. Wir tauschen den Bankrott des gefallenen Adams gegen die ganze Fülle des Lebens Christi ein und wir entdecken das schiere Abenteuer, indem wir Jesus Christus erlauben, in unseren Erfahrungen Gott zu sein, denn er ist Gott!

Deshalb reduziert man das Christentum auf eine machtlose, tote Religion, wenn man es von Christus trennt. Es wird für ihn unpersönlich und für dich unpersönlich und ist dann nur noch eine bloße geistige Übung oder eine sentimentale Floskel – und das Christentum ist keines von beiden.

Das Christentum ist Christus. Es beruht auf einem Lebensprinzip, in dem die göttliche Kraft pulsiert und das man losgelöst von Gott nicht erklären kann. Es ist im Grunde ein Wunder, obwohl es nicht Aufsehen erregend sein muss. Es ist immer übernatürlich, weil es den Horizont sterblicher Menschen übersteigt, wenn die Gegenwart von Gottes auferstandenem Sohn in uns wirkt.

So wie Jesus in dem sündlosen Menschsein handelte, das der Vater in den dreiunddreißig Jahren seines Lebens auf der Erde für ihn bereitet hatte, so will er in deinem Menschsein handeln, das ihm sich jetzt bietet. Kraftvolles Christsein ist nicht weniger als das Leben, das er damals lebte … und das er jetzt in dir lebt.

1. Gott auf der Erde finden

Stell dir vor, weit draußen im Weltraum, in einem anderen Sternensystem, gäbe es einen Planeten, der von intelligenten Lebewesen bewohnt wird. Diese Wesen und ihr Planet und ihr Sternensystem wurden natürlich von Gott geformt, der alles erschaffen hat. Doch sie wissen nicht, wie Gott ist, obwohl sie ein unstillbares Verlangen danach haben, mehr über ihn herauszufinden.

Dann erfahren sie eines Tages mit Hilfe ihrer hoch entwickelten Methoden intergalaktischer Überwachung von der Existenz eines Planeten namens Erde. Gleichzeitig sammeln sie erste Erkenntnisse über die Menschen, die dort leben. Sofort und mit großer Begeisterung setzen sie ihre Mittel ein, um ein Raumschiff zu bauen, mit dem sie eine Abordnung zur weit entfernten Erde schicken können, mit dem erklärten Ziel, dort mehr über Gott zu erfahren.

Weshalb die Erde? Weil unter ihren ersten Funden ein Bericht über das war, was Gott sagte, als er erstmals Menschen auf diesem Planeten erschuf – dass er sie nach seinem Bild und ihm ähnlich gemacht hat. Eine solche Enthüllung ist wirklich das Aufregendste, was diese Außerirdischen je gehört haben. Indem sie die Menschheit aus der Nähe sehen, werden sie ihren allerersten Eindruck von Gott bekommen.

Als das Raumschiff fertig und eine sorgfältig ausgewählte Abordnung bereit ist an Bord zu gehen, versammeln sich viele ihrer Artgenossen, um sie zu verabschieden und ihnen alles Gute zu wünschen.

Nach einer langen Reise durch mehrere Sternsysteme schlägt das Herz jedes Mitglieds dieser Abordnung schneller, als die Erde in Sicht kommt. Der wunderschöne blaue Planet wird immer größer, als sie sich ihm nähern. „Bald werden wir einen Menschen sehen“, sagen sie zueinander, „das Wesen, das Gott nach seinem vollkommenen Bild erschaffen hat. Wir werden zurückkehren können mit dem Wissen von Augenzeugen und einem Verständnis davon, wie Gott wirklich ist.“

Langsam und weich landet das Raumschiff auf der Erde … und die außerirdischen Wesen steigen aus.

Sie sind auf einem unbebauten Grundstück in einer Stadt gelandet (wie in irgendeiner Stadt, die du gut kennst). Sie verlassen ihr Raumschiff und gehen die Straße hinunter. Der erste Mensch, den sie zu sehen bekommen, ist ein am Bordstein ausgestreckter Betrunkener, über den sie steigen müssen (obwohl die Außerirdischen Trunkenheit gar nicht kennen) und der in seinem eigenen Erbrochenen da liegt. Die Außerirdischen versuchen mit ihm zu reden, doch der Mann stöhnt nur und dreht sich um.

Sie lassen den Betrunkenen zurück, biegen um eine Ecke und stehen plötzlich zwei verfeindeten Gruppen junger Männer gegenüber, die sich gegenseitig mit Messern bedrohen. Sie haben vernarbte Arme und einen leblosen, starren Blick in den Augen (obwohl die Außerirdischen nie von Drogenmissbrauch gehört haben).

Wie betäubt von dieser unerwarteten Gefahr wenden sich die Außerirdischen schnell in eine andere Richtung. Sie hören Geräusche aus einer offenen Tür unter einem Kneipenschild nach draußen dringen und suchen die Sicherheit des Innenraums. Die wenigen Menschen dort, die mit mürrischen Mienen in den halbdunklen Nischen des Raumes sitzen, ignorieren die Neuankömmlinge.

Das Geräusch, das die Außerirdischen gehört haben, kommt von einem Fernseher über der Bar, und auf dem Bildschirm kündigt jemand die „Nachrichten aus aller Welt“ an. Die Außerirdischen drängen sich zusammen, um eine Zusammenfassung davon mitzubekommen, was überall auf dieser Erde geschieht. In den Nachrichten, die sie hören, geht es um terroristische Bombenleger und Mörder. Es geht um Korruption in Wirtschaft und Regierung. Es geht um kindisches und dummes Verhalten von Prominenten aus Unterhaltung und Sport.

Die Außerirdischen starren entsetzt auf den Bildschirm, bis sich einer von ihnen zu den anderen umdreht und sagt: „Lasst uns von diesem Planeten verschwinden. Dieser Ort ist widerlich.“

Mit schweren Schritten gehen sie zu ihrem Raumschiff, bedrückt von dem Ekel und der Ernüchterung darüber, wie Gottes Persönlichkeit sich ihnen gezeigt hat. Und auf ihrer langen, traurigen Heimreise überlegen sie völlig ratlos, wie sie diese tragische Entdeckung ihren Freunden und Familien zu Hause mitteilen sollen.

Du und ich, wir wissen natürlich, dass sie nicht wirklich erfahren haben, wie Gott ist, sondern wie die Sünde ist. Aber war ihre Erwartung, auf unserem Planeten Gott zu entdecken, grundsätzlich falsch?

Nein, ihre Überlegung war völlig richtig, und das werden wir klarer erkennen, wenn wir die Heilige Schrift sorgfältig lesen.

Als Gott die Menschen schuf, formte er sie nach seinem eigenen Bild. […] die Menschen sind nach dem Vorbild Gottes geschaffen.
1. Mose 5,1; 9,6

 Was bedeutet es dir wirklich, dass du nach Gottes Bild und Vorbild geschaffen wurdest?

 Was sollte man folgerichtig von jemandem erwarten, der nach Gottes Bild und Vorbild geschaffen wurde?

2. Bist du normal?

Bist du normal? Wahrscheinlich würdest du diese Frage mit ja beantworten, aber weißt du wirklich, was Normalität für einen Menschen ist?

Schließlich ist eine Kenntnis der Normalität die einzige Grundlage, anhand derer wir eine genau Diagnose erstellen können. Deshalb müssen wir ganz genau begreifen, wie Gott uns geschaffen hat, denn nur dann können wir mit unserem Verstand begreifen, was schief gelaufen ist, welche Folgen das hat und was Gott getan hat, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen.

In Psalm 8 fragt David Gott: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst […]?“ Und dann bekennt er: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan“ (Psalm 8,5-7; Luther, Hervorhebung durch den Autor). Das war der Mensch in seiner Unschuld, der Mensch im Normalzustand, der Mensch, wie Gott ihn mit Adam erschaffen hat: mit Herrlichkeit gekrönt!

Mit was für einer Herrlichkeit hat Gott den Menschen aber nun gekrönt? Gott hatte gesagt: „Wir wollen Menschen schaffen nach unserem Bild, die uns ähnlich sind“ (1. Mose 1,26). Der Mensch nach Gottes Bild sollte mit Gottes ständiger Gegenwart ausgerüstet werden, der Heilige Geist sollte in dem menschlichen Geist wohnen, damit der Mensch eben die Herrlichkeit Gottes verkörpert. Es war eine abgeleitete Herrlichkeit, die ausschließlich von der Gegenwart des Schöpfers im Geschöpf abhing. Ebenso war die Vollmacht, die der Mensch über die Erde ausüben sollte, die Vollmacht, die ausschließlich von seiner Unterwerfung unter Gottes Vollmacht herrührte.

Die Bibel sagt mehr als deutlich, dass Gott selbst (der Schöpfer im Geschöpf) der Ursprung seines eigenen Bildes sein muss. Nachdem Gott sein Schöpfungswerk mit der Erschaffung des Menschen vollendet hatte, „betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte. Und er sah, dass es sehr gut war“ (1. Mose 1,31). Was sah er in diesem Augenblick, als er den Menschen ansah, den er nach seinem vollkommenen Bild erschaffen hatte? Er sah sich selbst! Denn „Gott [schuf] die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie“ (1. Mose 1,27).

Gott selbst hatte als unser Schöpfer immer vor, in uns zu leben; es war sein erklärtes Ziel, in denjenigen gesehen und gehört zu werden, die er erschaffen hatte. Das ist der Normalzustand eines Menschen, wenn Gott selbst in ihm und durch ihn handelt. Dies ist der Zweck, zu dem er uns erschaffen hat, nämlich dass wir auf dieser Erde ein greifbarer, sichtbarer Ausdruck des Gottes sind, der ansonsten unsichtbar ist, wie uns Johannes sagt: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Johannes 1,18).

Gott hat jeden Menschen mit einem stofflichen, sichtbaren und hörbaren Köper erschaffen, in dem ein unsichtbarer Gott wohnen soll, der durch das, was dieser Mensch sagt, tut und ist, sichtbar werden will. Gott selbst muss der Ursprung dieses Handelns in uns sein, das man Gerechtigkeit nennt. Gott ist der Urheber aller Gerechtigkeit, und damit du und ich sie hervorbringen können, muss er in uns der Ursprung seines eigenen Bildes sein, die Quelle seines eigenen Handelns, der Antrieb für seine eigenen Forderungen und die Ursache seiner eigenen Wirkung.

Wenn daher irgendein Mensch ein völlig normales Verhalten zeigt, gibt es nur einen, den man beglückwünschen kann, und das ist Gott selbst. Normal ist ein Mensch dann, wenn man durch alles und jedes, was er tut, sagt und ist, Gott sehen kann.

Unserem „natürlichen“ Menschen oder dem, der wir in unserem Fleisch sind, fehlt es an Gerechtigkeit und auch an jeder echten Geistlichkeit: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden“ (1. Korinther 2,14; Luther). Der natürliche Mensch kann Gottes Geist nicht kennen, weil er dazu moralisch und intellektuell nicht fähig ist. Der natürliche Mensch ist nicht normal; er ist nicht, wie Gott den Menschen geschaffen und geplant hat. In seinem gefallenen Zustand ist er mittellos, leer und der Person seines Schöpfers entfremdet.

finden,kennen zu lernen