Großband #3 - Chronik der Sternenkrieger (Folge 17-24)

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2017.

Inhaltsverzeichnis

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Chronik der Sternenkrieger, Band 17 bis 24 – Großband 3

www.AlfredBekker.de | postmaster@alfredbekker.de

INHALT

Band 17  Die Invasion

Band 18  Planetarer Kampf

Band 19  Notlandung

Band 20  Vergeltung

Band 21  Ins Herz des Feindes

Band 22  Sklavenschiff | Aus den persönlichen Aufzeichnungen von Captain Rena Sunfrost

Band 23  Alte Götter

Band 24  Schlachtpläne

Lesen Sie außerdem:

Übersicht über die Serie "Chronik der STERNENKRIEGER"

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Chronik der Sternenkrieger, Band 17 bis 24 – Großband 3

von Alfred Bekker

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Ein CassiopeiaPress E-Book

Die abweichenden Original-Printausgaben erschienen in der Romanreihe „Sternenfaust“

© 2005,2008,2012 by Alfred Bekker

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)

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postmaster@alfredbekker.de

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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die  STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

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Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.

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INHALT

Band 17  Die Invasion

Band 18  Planetarer Kampf

Band 19  Notlandung

Band 20  Vergeltung

Band 21  Ins Herz des Feindes

Band 22  Sklavenschiff

Band 23  Alte Götter

Band 24  Schlachtpläne

Band 17  Die Invasion

Hunderte von Raumschiffen hatten sich in der Nähe der nur von einem planetaren Nebel und einer mittlerweile evakuierten Forschungsstation umkreisten Sonne Alpha Picus versammelt. Die letzten Reserven des Space Army Corps waren hier ebenso zu finden wie Unterstützungsverbände von K'aradan, Ontiden und Genetics. Dazu die Überreste der geschlagenen Flotte des Nalhsara der sauroiden Fulirr.

Die flackernde – inzwischen schon einige Lichtmonate weit als blitzartig aufleuchtendes Fanal sichtbare – Porta von Wurmloch Alpha würde in Kürze zum Einfallstor der Etnord werden – jenen Fremden, die sich in der 50.000 Lichtjahre entfernten Region Trans-Alpha auf die Invasion vorbereiteten.

Als das erste Schiff der Angreifer erschien, wurde es optisch von den Lichterscheinungen im Nahbereich der Porta überlagert. Aber seine Energiesignaturen waren eindeutig identifizierbar und sorgten dafür, dass es beinahe gleichzeitig auf den Ortungsschirmen der Verteidiger-Schiffe erschien.

Die genaue Auswertung der eingehenden Ortungsdaten war ein Schock...

*

»Ehrenwerter Kommandant, das ist unmöglich!«, stieß der Ortungsoffizier der DRAGORRR aus. Die schuppenbewehrten Pranken des Sauroiden glitten über die der groben Anatomie der Fulirr angepassten Sensorfelder seiner Konsole. Er nahm ein paar Schaltungen vor und ließ die Ortungsergebnisse ein weiteres Mal durch den Bordrechner überprüfen.

Das Ergebnis blieb immer dasselbe.

Er drehte sich schließlich herum. Beide Zungen des Sauroiden zuckten kurz aus dem lippenlosen Echsenmaul.

»Es ist eins unserer eigenen Schiffe!«, erklärte er. »Die Daten lassen daran keinen Zweifel. Inzwischen liegt auch ein Abgleich mit den Daten anderer Schiffe vor. Eines der K'aradan-Schiffe ist nahe genug, um sogar ein optisches Signal aufnehmen zu können.«

»Auf den Schirm damit!«, forderte der Kommandant.

Sein Name war Ggarrr. Nach dem Tod von Marrashtuorr, dem ehemaligen Kommandanten der Fulirr-Flotte und der DRAGORRR, der bei der Zerstörung der Feuerwelt Samtran VIII den Tod gefunden hatte, war Ggarrr von der Konsensgemeinschaft der Restflotte des Nalhsara zum Nachfolger gewählt worden. Und zwar sowohl für die Funktion eines Oberkommandierenden der Flotte als auch für den Posten des Kommandanten der DRAGORRR.

Schon lange hatte Ggarrr sich für viel kompetenter gehalten als so manchen hohen Funktionsträger des Nalhsara.

Allerdings hatte ihm immer die Fähigkeit gefehlt, Massen von Wahlberechtigten zu begeistern. Bei den Abstimmungen, die für fast jede wichtigere Entscheidung innerhalb der Konsensgemeinschaft durchgeführt wurden, hatte er deshalb häufig den Kürzeren gezogen.

Jetzt, so schien es, schlug endlich seine Stunde. Nun konnte Ggarrr endlich beweisen, was in ihm steckte. Mit bitterer Ironie quittierte Ggarrr den Umstand, dass dies erst in einem Augenblick geschah, da so gut wie nichts mehr vom eigentlichen Nalhsara der Fulirr übrig geblieben war. Dieser Begriff wurde zwar häufig auch auf das Territorium der Fulirr bezogen, im engeren Sinn bezeichnete er aber die Konsensgemeinschaft aller Wahlberechtigten, worunter jeder Fulirr zu verstehen war, der eigenhändig die zur Teilnahme an den Abstimmungen notwendige Übertragungstechnik zu bedienen vermochte.

Die Invasion der Etnord hatte das alte Nalhsara mehr oder minder vollkommen zerschlagen. Die Zentralwelt Nabman mit ihrem legendären »Dom des Konsenses«, in den seit langer Zeit holographische Ebenbilder aller Debattenteilnehmer aus dem gesamten Siedlungsgebiet der Fulirr übertragen wurden, um dort die Entscheidungen zu treffen, war von den Invasoren erobert worden.

Die Etnord waren Parasiten.

Faustgroße Wesen, die in Wirtskörper implantiert wurden und diese über ein Netz sich rasch bildender Ganglien kontrollierten, wobei die ursprüngliche Persönlichkeit des Wirts bereits nach kurzer Zeit völlig desintegriert wurde. Ein gewisses Grundwissen konnte der implantierte Etnord dabei übernehmen. Bei manchen Spezies ergaben sich nach der Implantierung eines Etnord im Laufe der Zeit körperlich sichtbare Nebenwirkungen. Die menschlichen Kolonisten im Taralon-System beispielsweise, die den Grundstock jener Etnord-Armada bildeten, die vor kurzem über Wurmloch Beta das Siedlungsgebiet der Fulirr erobert hatte und deren zweite Hälfte sich nun anschickte, auch bei dem auf dem Territorium der Humanen Welt gelegenen Wurmloch Alpha den Durchbruch zu schaffen, wurden durch einen vollständigen Haarausfall gezeichnet.

Das Reich der Fulirr – das demokratische Nalhsara, in dem die Volksherrschaft mit einer nirgends sonst gekannten Radikalität verwirklicht worden war – hatte keine Chance gehabt, sich gegen diesen übermächtigen Gegner zu wehren.

Und das trotz des außerordentlich hohen technischen Niveaus der Fulirr. In den meisten Bereichen waren die Echsenabkömmlinge ihren Nachbarn Menschen und K'aradan überlegen. Und auch die insektenähnlichen Ontiden oder die vogelartigen Qriid konnten technologisch in vielerlei Hinsicht mit ihnen nicht mithalten. Die Fulirr selbst waren natürlich in erster Linie davon überzeugt, dass sie ihren Nachbarn vor allem politisch und kulturell voraus waren – stellten deren politische Ordnungen doch für sie letztlich nur Varianten mehr oder minder autoritärer oder halbautoritärer Herrschaftssysteme dar. Zwischen dem ontidischen Königtum und der repräsentativen Demokratie der Humanen Welten bestand nach allgemeiner Auffassung nur ein gradueller Unterschied im Hinblick auf die Unterdrückung des Volkswillens.

Doch nun existierte das Nalhsara in seiner alten Form nicht mehr.

Jene Schiffseinheiten, die die furchtbare Schlacht um das Samtran-System überstanden hatte und in das Gebiet der Menschen geflohen waren, hatten inzwischen ein eigenes Datennetz zur Durchführung von Abstimmungen eingeführt.

Es war ein schwieriger Entscheidungsprozess gewesen.

Schließlich umfasste diese neue Konsensgemeinschaft nur die Besatzungen der geflüchteten Schiffe. Tausende von Fulirr-Schiffen waren in den Picus-Sektor gelangt, aber nur ein Bruchteil davon bestand aus den keilförmigen Kriegsschiffen, die mit ihren Antimateriewaffen bis vor kurzem überall gefürchtet waren. Die Mehrheit bestand aus Flüchtlingsschiffen, Transporter, Frachter, Passagier-Raumer und in aller Schnelle mit einem Überlichtantrieb hochgerüstete Raumboote. Die meisten dieser Flüchtlingsschiffe befanden sich schon längst nicht mehr im Alpha Picus System. Man hatte sie weiter zum Picus Major geschickt, wo es auf dem zweiten und dritten Planeten menschliche Kolonien gab. Dort war begonnen worden, die Schiffe nach Etnord-Infiltranten zu durchsuchen. Denn auch auf der Zentralwelt Nabman waren die Etnord durch Flüchtlinge auf den Planeten gelangt.

Gefeit davor waren natürlich auch die verbliebenen Kampfschiffe der Fulirr nicht.

Besonders misstrauisch waren die sich um Alpha Picus sammelnden Alliierten bei Nachzüglern aus dem Gebiet der Fulirr. Immer wieder trafen versprengte Flottenverbände des Nalhsara an der Grenze zu den Humanen Welten ein. Einheiten, denen es erst spät gelungen war, sich zu den sich im Alpha Picus-Gebiet sammelnden Resten der Fulirr-Flotte durchzuschlagen.

Diese Einheiten wurden natürlich ganz besonders genau unter die Lupe genommen. Hin und wieder war es tatsächlich gelungen, Etnord-Wirte zu entlarven. Man hatte diese Eindringlinge betäubt, in der Hoffnung, sie biochemisch und physiologisch untersuchen zu können.

Leider war Letzteres bisher noch nicht gelungen. Dies galt im Übrigen auch für einen Etnord, den man an Bord der DRAGORRR enttarnt hatte. Es schien einen biochemischen Mechanismus zu geben, der sämtliche genetischen Informationen innerhalb kürzester Zeit zerstörte. Was den Mechanismus auslöste, der einen Etnord in Gefangenschaft genetischen Selbstmord auf molekularbiologische Ebene begehen ließ, war noch nicht hinreichend erforscht. Auch Menschen und K'aradan hatten auf diese Frage keine befriedigenden Antworten gefunden, wobei sich Ggarrr allerdings fragte, inwiefern man den Resten der Fulirr Flotte tatsächlich sämtliche Forschungsergebnisse zur Verfügung stellte.

Ich kann sie verstehen, dachte der neue Oberkommandierende der Flotte. Haben wir uns nicht seinerzeit ebenso verhalten, indem wir lediglich so taten, als würden wir den mit uns verbündeten Säugetierabkömmlingen ernsthaft einen Zugang zu Antimateriewaffen ermöglichen und sie dann mit unvollkommenen Prototypen herumspielen ließen, die einfach nicht funktionieren konnten, weil wichtige naturwissenschaftliche Gesetze nicht erkannt und beachtet worden waren?

Der Bildschirm war bislang noch immer dunkel geblieben.

Ggarrr erhob sich vom Sitz des Kommandanten.

»Warum sehe ich nichts?«, fragte Ggarrr den Ortungsoffizier.

»Es gibt Schwierigkeiten bei der Übertragung des Signals«, erklärte dieser. »Das muss an diesen fünfdimensionalen Strahlungsausbrüchen liegen, die bei jedem Massedurchgang durch die Wurmloch-Porta zu verzeichnen sind.«

»Versuchen Sie, das Problem in den Griff zu bekommen!«, wies Ggarrr den Ortungsoffizier an und bleckte dabei seine Raubtierzähne. Er war voller Ungeduld. Die Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Das galt für die Angehörigen sämtlicher Flotteneinheiten, die in der Nähe von Wurmloch Alpha auf das Eintreffen des Feindes warteten. Aber für die Fulirr kam erschwerend hinzu, dass bei ihnen die Illusionen über die Kampfstärke des Feindes und die Möglichkeiten, ihm Paroli zu bieten, wohl am geringsten ausgeprägt waren.

Der Ortungsoffizier nahm ein paar weitere Schaltungen vor und kalibrierte die Filter der Signalerkennung neu. Endlich erschien ein Bild auf dem Panoramaschirm. Grelle Schlieren durchsetzten es. Blitzartig zuckten sie über die Bildfläche.

Auch das waren Auswirkungen der Outbursts an fünfdimensionaler Strahlung. Die Daten lagen allerdings vollkommen im Normbereich und bedeuteten auf diesem Niveau keineswegs eine Gefahr, wie es unmittelbar nach Öffnung des Wurmlochs der Fall gewesen war.

Zwischen diesen Schlieren wurde nun ein Raumschiff deutlich sichtbar.

Der Ortungsoffizier war ebenso fassungslos wie alle anderen diensthabenden Offiziere auf der Brücke der DRAGORRR.

»Ehrenwerter Kommandant, ich wage es kaum auszusprechen, aber das Schiff, dem wir begegnen ist die MIRAGRARRR – eines der modernsten Schiffe innerhalb der Flotte des Nalhsara!«

Deutlich war die keilförmige, so überaus typische Form des Fulirr-Schiffs zu sehen.

»Versuchen Sie die MIRAGRARRR etwas näher heranzuzoomen!«, befahl Ggarrr.

Der Ortungsoffizier tat sein Bestes, um das Bild des Keilschiffs zu vergrößern.

Eine kristalline, fluoreszierende Schicht, die das gesamte Schiff in einer Stärke von nur wenigen Zentimetern ummantelte, war unübersehbar...

Dann fuhr ein grellgrüner Blitz aus dem Keilschiff heraus. Es handelte sich um einen gebündelten Energiestahl, der aus Geschützmündungen hervordrang, die sich in der Peripherie des Schiffes befanden und offenbar dort eingebaut worden waren, nachdem es von den Etnord übernommen worden war.

Wir können davon ausgehen, dass sie alles über uns wissen!, dachte Ggarrr. Der Datenspeicher eines x-beliebigen Schiffs der Nalhsara-Flotte reicht für die Etnord mit Sicherheit aus, um bereits

einen Großteil unserer technischen Errungenschaften zu erfahren!

»Was ist los?«, fragte Charaban, der Erste Offizier der DRAGORRR. Er war bis zur Schlacht um das Nabman-System selbst Kommandant eines Raumschiffs gewesen, hatte sich aber nach Auffassung der neuen Konsensgemeinschaft der Rest-Flotte dabei nicht so bewährt, dass man ihm nun eines der wenigen noch kampffähigen Schiffe hätte übergeben können, von deren Erfolg schließlich das Schicksal des gesamten Raumsektors mitbestimmt wurde.

Der Ortungsoffizier war sichtlich schockiert. Er vollführte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf und seine Riechzunge schnellte aus dem lippenlosen Maul heraus, eher er in der Lage war, eine gefasste Antwort zu geben: »Das Tellerschiff der K'aradan, das in Porta-Nähe Minen zu legen hatte, existiert nicht mehr! Es wurde durch einen Laserstrahltreffer eliminiert.«

*

»Austritt aus dem Sandström-Raum ist soeben erfolgt«, meldete Lieutenant John Taranos, der Ruderoffizier des Sondereinsatzkreuzers STERNENKRIEGER II im Dienst des Space Army Corps der Humanen Welten. »Wir werden den Rendezvouspunkt in drei Stunden und zwölf Minuten erreichen. Ich werde jetzt das Bremsmanöver einleiten.«

»Tun Sie das, Lieutenant«, bestätigte Steven Van Doren, der Erste Offizier der STERNENKRIEGER. Seine Finger glitten über die Sensorfelder seiner Konsole.

Er ließ sich die Ortungsdaten anzeigen.

»Ich bekomme gerade die Signatur und die ID-Kennung der PICUS MAJOR QUEEN herein«, meldete Lieutenant Wiley Riggs, der Ortungsoffizier. »Ihre Geschwindigkeit liegt unter 0,02 LG – das bedeutet, sie muss ihr Bremsmanöver bereits vor Stunden eingeleitet haben und befindet sich bereits dementsprechend lange im Zielgebiet.«

»Sie kontaktieren uns«, sagte jetzt Lieutenant Susan Jamalkerim, die Kommunikationsoffizierin. Sie drehte sich in ihrem Schalensitz herum und wandte sich direkt an Captain Rena Sunfrost. »Ma'am, Botschafter Aljanov möchte Sie persönlich sprechen.«

»Dann schalten Sie einen Kanal frei, Lieutenant.«

»Aye, Captain.«

Im nächsten Moment erschien das Gesicht von Botschafter Aljanov auf dem Hauptschirm.

Captain Rena Sunfrost erinnerte sich noch gut daran, wie sie mit dem Botschafter bei ihrer ersten gemeinsamen Mission in schöner Regelmäßigkeit aneinander geraten war, weil sie fand, dass dieser sich teilweise in Dinge einmischte, die mit der Schiffsführung zusammenhingen und damit allein vom Captain zu entscheiden waren.

Offiziell war Aljanov allerdings ein fähiger Botschafter, der bei den Verhandlungen zur Beendigung des Qriid-Krieges sehr erfolgreich gewesen war und eindrucksvoll sein diplomatisches Geschick unter Beweis gestellt hatte. Rena war dabei gewesen und wusste es besser...

Doch durch diese Anerkennung – die Aljanov nach seiner eigenen Meinung schon lange verdient hatte – war er selbstsicherer geworden und damit sehr viel umgänglicher, wie es schien.

Der Botschafter trug eine schlichte, graue Kombination ohne irgendwelchen Schmuck, geschweige denn Orden- oder Ehrenzeichen, mit denen Aljanov nach seinem großen diplomatischen Erfolgen geradezu überhäuft worden war. Zwar war er Zivilist, aber das hatte das Oberkommando des Space Army Corps unter der Stabsleitung von Admiral Mark Akato keineswegs davon abgehalten, ihm auch militärische Auszeichnungen zu verleihen.

Und plötzlich Aljanov war in seinem Auftreten ein Mann, der zur Schlichtheit neigte. Rena hielt das für eine komplette Kehrtwendung.

»Guten Tag, Captain Sunfrost!«, begrüßte Aljanov die Kommandantin der STERNENKRIEGER. »Sobald Sie Ihr Bremsmanöver abgeschlossen haben, werde ich mit einem Shuttle der PICUS MAJOR QUEEN bei Ihnen andocken und an Bord kommen.«

»Wir freuen uns darauf, Sie an Bord der STERNENKRIEGER willkommen zu heißen. Wie kommt es...?«

»Sie wundern sich darüber, dass ich mit einer privaten Raumyacht von Picus Major III aus aufgebrochen bin? Wie zahlreiche andere private Raumschiffe wurde auch die PICUS MAJOR

QUEEN im Rahmen der Mobilisierungsgesetze vorübergehend beschlagnahmt und wird derzeit von Lieutenant Dvorak, einem Space Army Corps Offizier, kommandiert. Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, wie schlimm es seit der Abwehrschlacht gegen die vereinigten Fulirr und Naarash um den Zustand unserer Flotte steht...«

Nein, das brauchen Sie wirklich nicht, überlegte Sunfrost.

Ihr war bekannt, dass noch immer fast ein Drittel der sich noch im Einsatz befindlichen Einheiten nicht gefechtstauglich waren und mit fieberhafter Eile repariert wurden. Die restlichen in den Picus-Sektor verlegten Flotteneinheiten des Space Army Corps mussten die Lücken schließen. Sowohl Alpha Picus mit der schillernden Porta von Wurmloch Alpha als auch die Picus Major Kolonien konnten im Moment nur mäßig geschützt werden.

Dabei war die Flottenpräsenz innerhalb des restlichen Gebietes der Humanen Welten bereits auf das äußerste, gerade noch vertretbare Maß ausgedünnt worden. Das Space Army Corps und die mit ihm verbündeten Einheiten der K'aradan, Ontiden und Genetics mussten sich darauf einstellen, vom Feind in die Zange genommen zu werden. Nach der Schlacht um das Samtran-System, bei der der letzte Rückzugspunkt der Fulirr auf spektakuläre Weise zerstört worden war, sammelte sich dort ein Teil der Etnord-Armada, um sich auf weitere Vorstöße vorzubereiten. Erlittene Verluste wurden wahrscheinlich durch Einverleibung von Fulirr-Schiffen und ihrer Technik ausgeglichen. Gleichzeitig war in der Porta von Wurmloch Alpha das erste feindliche Schiff erschienen, das zweifellos nur die Vorhut eines großen Flottenverbandes war. Zwar hatte man das Minenfeld um die Porta wiederherzustellen versucht, aber man war damit noch längst nicht fertig.

Umso mehr wundert es mich, dass man uns in dem Augenblick, da der Beginn der Invasion durch Wurmloch Alpha gemeldet wird, zu einem ganz anderen Ort beordert, ging es Rena durch den Kopf. Dabei wusste sie es im Inneren besser. Die STERNENKRIEGER II war für ihre Größe äußerst kampfstark, doch ihre Kampfdoktrin war nicht mit der vom Rest der Flotte vereinbar, sodass sie eine taktisch nicht integrierbare Einheit darstellte.

Worum es bei der Mission der STERNENKRIEGER im Einzelnen gehen würde, war Sunfrost bisher nicht eröffnet worden. Vermutlich deshalb, weil man befürchtete, dass die Lichtjahre weit über Sandström-Funk gesendeten Nachrichten entschlüsselt und abgehört wurden. Wie weit die technischen Fähigkeiten der Etnord in dieser Hinsicht entwickelt waren, darüber konnte man bislang nur spekulieren. Aber dass die Fulirr auf dem Gebiet der Entschlüsselungstechnik besondere Kompetenzen aufweisen konnten, war bekannt. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Etnord deren Technologie vollkommen nach Elementen durchforstet hatten, die sie in ihre eigenen Systeme integrieren konnte.

Alles sprach im Moment dafür, dass dieser Aneignungsprozess fremder Technologie ausgesprochen schnell vor sich ging.

»Wir sehen uns in ein paar Stunden, wenn ich an Bord komme«, kündigte Aljanov an. »Dann werde ich Ihnen auch Einzelheiten über unsere Mission mitteilen.«

Die Verbindung wurde unterbrochen.

Rena erhob sich von ihrem Sitz. Die Geheimniskrämerei geht also weiter, ging es ihr durch den Kopf.

»Er hat sich verändert...«, meldete sich Lieutenant Commander Robert Ukasi zu Wort, der als Taktikoffizier im Gefechtsfall die Koordination der zehn schwenkbaren und von einem Waffenoffizier im Rang eines Lieutenants bemannten Gauss-Geschütze des Sondereinsatzkreuzers übernahm. Nach Sunfrost und Van Doren war Ukasi die Nummer drei in der Befehlshierarchie an Bord.

»Das scheint mir auch so, Taktik«, antwortete Rena. »Es bleibt zu hoffen, dass es sich nicht nur um eine Fassade handelt, sondern dass er tatsächlich mit seinem ›Erfolg‹ gewachsen ist.« Sie wandte sich an Van Doren. »Sie haben das Kommando, I.O. In den nächsten Stunden wird nichts Weltbewegendes geschehen – also werde ich die Zeit nutzen, um einiges von dem Routinekram abzuarbeiten, der sich angesammelt hat.«

»Aye, Captain«, bestätigte Van Doren.

»Ich bin in meinem Raum.«

Rena Sunfrost verließ die Brücke der STERNENKRIEGER II durch einen Seitenausgang, der direkt in den Konferenzraum führte. Im Gegensatz zu den räumlichen Verhältnissen, die Captain Sunfrost vom Leichten Kreuzer STERNENKRIEGER I gewohnt war, machte dieser Besprechungsraum einen geradezu großzügig angelegten Eindruck. Da er für das gesamte Offizierskorps des Schiffes Platz bieten sollte und sich dies durch Waffenoffiziere der schwenkbareren Gauss-Geschütze gut verdoppelt hatte, war diese Erweiterung auch bitter nötig gewesen.

Dafür war das eigentliche Arbeitszimmer des Captains nun so winzig, dass man eigentlich nur bei geöffneter Tür darin verweilen konnte, ohne Platzangst zu bekommen.

Rena aktivierte das Menue des Logbuchs.

Sie hinkte mit den Eintragungen hinterher, aber angesichts der Ereignisfülle der letzten Zeit war das nur allzu verständlich.

Der Captain der STERNENKRIEGER ließ sich in einem Schalensitz nieder und atmete tief durch. Nachdenklich spielte Renas linke Hand mit dem verformten Projektil, das sie als Talisman an einer Kette um den Hals trug und sich zwar nicht deutlich, aber doch sichtbar unter der Uniformjacke abzeichnete. Die andere Hand war gerade im Begriff ein Sensorfeld zu berühren, das den Spracheingabemodus des Logbuchs aktivieren sollte.

Aber Rena Sunfrost zögerte.

Sie atmete tief durch. Ein Augenblick der Ruhe – der Ruhe vor dem Sturm.

*

»So wie Sie mir das erklären, scheint das, was Sie Pazifismus nennen, zumindest nichts mit Feigheit zu tun zu haben«, stellte Nirat-Son fest.

Der 1 Meter 80 große Qriid weilte seit kurzem im Zuge einer politischen Annäherung zwischen dem Bund der Humanen Welten von Sol und dem Heiligen Imperium der Qriid als Austauschoffizier an Bord der STERNENKRIEGER. Er war ein ehemaliger Tanjaj, ein Gotteskrieger in den Diensten des Aarriid, wie das religiöse Oberhaupt auf Qriidia genannt wurde. Aber der amtierende erst vor kurzem eingesetzte Aarriid war noch ein unmündiges Kind, das zwar die qriidischen Massen in spirituelle Verzückung zu bringen vermochte, von dem man aber keine politischen Entscheidungen erwarten konnte. Traditionellerweise hatte die eigentliche Macht in den Händen des Militärs und der Priesterschaft gelegen. Aber seit die Bewegung des Predigers Ron-Nertas den entscheidenden Einfluss gewonnen hatte, war das Heilige Imperium der Qriid einem tief greifenden Prozess der inneren Wandlung begriffen.

Ron-Nertas, der Friedensbringer, hatte als Erster bezweifelt, dass der permanente Krieg zur Ausbreitung des Glaubens und zur Etablierung der Heiligen Ordnung tatsächlich dem Willen Gottes entsprach.

Und die Kriegsmüdigkeit vieler Qriid hatte offenbar dazu geführt, dass Ron-Nertas selbst die Sympathien hart gesottener Tanjaj zugeflogen waren.

Man nannte Ron-Nertas den Friedensbringer aus den qriidischen Legenden – und der Prediger hatte dem nie widersprochen.

Für Nirat-Son war der Wandel innerhalb des Heiligen Imperiums schwer zu akzeptieren. Aber er war innerlich ein loyaler Tanjaj geblieben, der dem Aarriid diente – gleichgültig welche Regierung gerade in seinem Namen herrschen mochte.

Und so hatte er lernen müssen, seinen Ärger darüber herunterzuwürgen, dass das Imperium jetzt von einer Clique von Weichlingen und Ketzern regiert wurde.

»Pazifismus hat wirklich nichts mit Feigheit zu tun«, erwiderte der in eine dunkelbraune Kutte gehüllte junge Mann, der dem vogelköpfigen Qriid gegenübersaß.

Es handelte sich um Bruder Guillermo vom Wissenschaftler-Orden der Olvanorer. Sowohl Bruder Guillermo, als auch Nirat-Son besaßen an Bord der STERNENKRIEGER einen Status, der ihnen einerseits die Privilegien von Offizieren sicherte, sie aber andererseits außerhalb der militärischen Hierarchie des Space Army Corps stellte. Bruder Guillermo nippte an dem Syntho-Drink, den er sich im Getränkeautomaten von Aufenthaltsraum A gezogen hatte.

Vor der Klaue des Qriid stand ein Becher mit einem undefinierbaren, grünen Gebräu, das einen intensiven Geruch verbreitete, der dem von Eukalyptus sehr ähnlich war. Nirat-Son benutzte einen speziellen Saughalm, da für ihn die Becher der Getränkeautomaten an Bord der STERNENKRIEGER viel zu klein waren. Mit seinem Schnabel konnte er daraus ohne weitere Hilfsmittel unmöglich trinken.

»Es erfordert viel Mut, unbewaffnet und schutzlos den Kontakt mit dem Fremden aufzunehmen«, erklärte Bruder Guillermo. »Aber es senkt auch die Aggressionsschwelle. Wir Olvanorer stellen für niemanden eine Bedrohung dar. Darum werden wir tatsächlich ebenfalls selten bedroht!«

»Diese Worte hätten von Ron-Nertas stammen können«, entfuhr es dem Qriid. Er sprach ein ziemlich gutes Solar.

»Ich bin überzeugt davon, dass Ron-Nertas das Heilige Imperium in eine völlig neue Ära führen wird. Die Fortsetzung des permanenten Heiligen Krieges bis in alle Ewigkeit hätte früher oder später zum Untergang des Qriid-Reiches geführt.«

Nirat-Son rieb die Schnabelhälften geräuschvoll gegeneinander, sodass dabei ein schabender Laut entstand.

Er scheint in diesem Punkt entschieden anderer Meinung zu sein, dachte Bruder Guillermo.

Es war nicht das erste längere Gespräch, das der Olvanorer mit dem Qriidischen Austauschoffizier führte.

Mochten ihre Ansichten in vielen Punkten auch weit auseinander laufen, so empfand der Olvanorer den Austausch mit Nirat-Son doch in jedem Fall als ergiebig und anregend.

Eigentlich haben wir durchaus eine gemeinsame Basis!, war Bruder Guillermo klar. Wir glauben immerhin beide an die Allmacht Gottes, auch wenn wir für das praktische Handeln daraus sehr unterschiedliche Konsequenzen ziehen!

»Ich glaube nicht, dass Gottes Wille aus dem Prediger Ron-Nertas spricht«, meinte Nirat-Son. »Dieser Prediger und seine Clique von Weichlingen haben den Tanjaj die Initiative geraubt. Das Imperium expandiert nicht mehr, so wie es unsere Überlieferungen vorschreiben. Man könnte denken, dass diese Gedanken dem unlogischen Instinkt einer Eierlegerin entsprungen sind – und nicht dem religiösen Erweckungserlebnis eines Predigers, der plötzlich auf einer Provinzwelt auftauchte!«

Bruder Guillermo lächelte. »Mit derartigen Äußerungen sollten Sie sich an Bord der STERNENKRIEGER zurückhalten.«

»Welche Äußerung meinen Sie?«

»Die über die Unlogik der Eierlegerinnen. Bei uns herrscht Gleichberechtigung der Geschlechter und wie Sie ja inzwischen mitbekommen haben, dürften steht die STERNENKRIEGER unter dem Kommando einer Frau.«

Nirat-Son zögerte mit der Antwort und Bruder Guillermo war sich nicht so ganz im Klaren darüber, ob es vielleicht ein Übersetzungsproblem gab. Schließlich erwiderte der Austauschoffizier: »Soweit ich informiert bin, legen menschliche Frauen keine Eier.«

»Das ist richtig.«

»Das macht natürlich theologisch einen entscheidenden Unterschied. Die Stellung der Eierlegerin in der Gesellschaft und vor Gott wird unseren Heiligen Schriften durch ihre Fähigkeit Eier zu legen definiert.«

»Sind die Fähigkeit, Eier zu legen und die Möglichkeit, lebende Junge zu gebären etwa nicht vergleichbar?«, wunderte sich Bruder Guillermo, der sich intensiv mit der Religion der Qriid befasst hatte, dem aber durch die Gespräche mit Nirat-Son Facetten ihrer Kultur deutlich wurden, von denen er bislang nicht einmal etwas geahnt hatte.

»Die Fähigkeit lebende Junge zu gebären wird in unseren Überlieferungen nicht erwähnt«, erklärte Nirat-Son. »Und wir verstehen unsere Überlieferungen wörtlich und nicht etwa auf übertragene Weise – wie es die Menschen offenbar tun.«

»Mit anderen Worten – Captain Sunfrost kann sich Ihres Gehorsams sicher sein, weil sie keine Eier legt«, fasste Bruder Guillermo zusammen. Vielleicht sollte er diesen Aspekt dem Captain gegenüber mal besonders unterstreichen. Das Eisbiest wird sich freuen... In Bruder Guillermos Augen blitzte es.

»Wussten Sie, dass bei den Fulirr, Eierlegerinnen selbstverständlich höchste Regierungsämter erreichen können?«

»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genug über die Fulirr, um beurteilen zu können, ob der Untergang ihres Reiches auch mit der zeitweiligen Herrschaft von Eierlegerinnen in der Vergangenheit zu tun hat. Ich persönlich sehe das Problem der Fulirr eher in der völligen Volksherrschaft, die selbst während des Abwehrkampfes gegen die Etnord, als es um die Existenz des Nalhsara ging, jegliche Handlungsfähigkeit verhinderte.«

Ein schabendes  Geräusch wurde jetzt durch das Aneinanderreihen der Schnabelhälften erzeugt. Der Qriid senkte den Blick seiner falkenhaften Augen, die auseinander standen und einen sehr großen Gesichtskreis ermöglichten.

Dann strich sich der Austauschoffizier mit einer Klaue am Schnabel entlang.

Vielleicht eine Geste, die Nachdenklichkeit signalisieren und dem Sprecher Zeit lassen soll, dachte Bruder Guillermo. Genau wusste er das nicht. Gerade die nonverbalen Äußerungen sorgten auf beiden Seiten mitunter noch immer für Missverständnisse. Ein tiefes gegenseitiges Verständnis würde einfach Zeit brauchen. Viel Zeit...

»Das Reich der Ontiden wird übrigens zurzeit von einer Eierlegerin regiert«, setzte Bruder Guillermo noch eins drauf.

»Gott hat sie mit einem kurzen Leben gestraft. Er wird wissen, warum...«

Bruder Guillermo lächelte mild. »Seien Sie ehrlich, Nirat-Son! Jetzt verlassen Sie aber den theologisch sicheren Boden Ihrer Überlieferung!«

Der Vogelkopf des Qriid hob sich etwas. Die grauen Augen schienen Bruder Guillermo jetzt geradezu mit ihrem intensiven Blick zu durchbohren. »Die Haltung Ihres Ordens scheint mir im Widerspruch zu der ansonsten von Ihnen propagierten Gleichberechtigung zu stehen. Schließlich nehmen Sie nur Männer auf.«

»Das ist richtig. Es ist eine Frage der Tradition. Allerdings erhalten die Ehefrauen unserer Ordensbrüder nach sechs Probejahren den Status einer Schwester.«

»Reguläre Ordensmitglieder werden sie dadurch nicht.«

»Das Leben ist voller Widersprüche«, gestand Bruder Guillermo zu. »Und mir ist durchaus bewusst, dass dieser Schwesternstatus aus einer Not heraus geboren wurde. Einerseits sollte die Tradition fortgesetzt werden, aber andererseits war es schlecht möglich, verheiratete Olvanorer für Jahre  auf irgendwelche Expeditionen zu schicken, ohne dass deren Frauen innerhalb der dabei entstehenden Gemeinschaften einen festen Status haben.«

Der Qriid sog an seinem Trinkhalm. Es gluckerte und die Menge der grünen Flüssigkeit verringerte sich um fast die Hälfte. Etwas Schaum bildete sich auf der Oberfläche des Getränks.

»Ich würde so etwas einen faulen Kompromiss nennen«, sagte er schließlich. »Ihr Menschen scheint eine Tendenz zu haben, Unvereinbares miteinander versöhnen zu wollen.«

Bruder Guillermo hob die Augenbrauen. »Da könnte etwas dran sein!«

»Ich sehe bei Ihnen persönlich übrigens noch etwas vollkommen Unversöhnliches!«

»Sie wollen auf den Gegensatz zwischen Pazifismus und dem Dienst auf diesem Kriegsschiff hinaus, nicht wahr?«

Nirat-Son nickte. »Ja, das will ich. Für mich sind das unvereinbare Gegensätze.«

»Gegensätze, die in jedem von uns existieren!«, erwiderte Bruder Guillermo. »Und wie mir der Erfolg der Prediger-Bewegung im Heiligen Imperium zeigt, sind auch die Qriid von diesen inneren Gegensätzen und Zweifeln nicht frei! Aber sie konnten lange Zeit nicht geäußert werden und jetzt besteht endlich die nötige Freiheit, dies zu tun!«

»Ein gläubiger Mensch wie Sie sollte wissen, dass es nicht auf bunte Vielfalt um jeden Preis ankommt, sondern um die Festigkeit des Glaubens geht«, erwiderte Nirat-Son sehr ernst.

Genau über diesen Punkt werden wir uns wahrscheinlich noch sehr häufig streiten, glaubte Bruder Guillermo.

Eine weibliche Stimme ließ Bruder Guillermo im ersten Augenblick regelrecht zusammenzucken.

»Vielleicht können Sie Ihren Disput für einige Zeit unterbrechen«, sagte Rena Sunfrost. Weder der Qriid noch Bruder Guillermo hatten bemerkt, wie die Kommandantin der STERNENKRIEGER den Raum betreten hatte. Zu vertieft waren sie in dieses Gespräch gewesen.

»Captain«, entfuhr es Bruder Guillermo.

»In wenigen Minuten werden wir Botschafter Aljanov an Bord nehmen und ich möchte Sie, Nirat-Son, gerne mit ihm bekannt machen.«

»Der Name Aljanov ist natürlich jedem Tanjaj ein Begriff«, erklärte Nirat-Son. Er öffnete weit den Schnabel und schlug beide Hälften anschließend mit einem klackenden Geräusch aufeinander. »Botschafter Aljanov hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass ich heute an Bord Ihres Schiffes sein kann, Captain.«

Rena nickte. »Ja, ich weiß.«

»Ich hoffe nur, dass wir dann endlich Klarheit darüber bekommen, wohin die Reise gehen wird!«, sagte Guillermo.

»Ich werde mir einen Kaffee ziehen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen an den Tisch setze?«, fragte Rena.

»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Guillermo.

*

Zusammen mit Bruder Guillermo und Nirat-Son begab sich Rena in den Vorraum der Außenschleuse. Wenig später konnten sie dort Botschafter John Aljanov empfangen.

Aljanov begrüßte Sunfrost und Bruder Guillermo mit einer Freundlichkeit, die ihm bei ihren vorherigen Begegnungen nicht zu eigen gewesen war. Vielleicht liegt es daran, dass er uns inzwischen zu seinen alten Bekannten rechnet, dachte Rena, die eine wohlwollend neutrale Haltung gegenüber dem Botschafter einnahm.

Vor Nirat-Son blieb er einen Augenblick lang stehen und gab ihm dann die Hand. Der Qriid zögerte kurz und drückte sie dann.

Er weiß genau, was diese Geste symbolisiert, war sich Bruder Guillermo sicher. War er nicht darauf vorbereitet, oder wollte er Aljanov zunächst nicht die Hand reichen.

»Ich freue mich, dass Sie an Bord sind, Sir«, sagte der Botschafter. »Gegenseitiges Verstehen ist die Basis jeden Friedens und dazu leistet Ihr Aufenthalt an Bord der STERNENKRIEGER einen Beitrag.«

»Ich weiß, dass Ihnen der Frieden zwischen Menschen und Qriid sehr an den Nieren liegt – oder sagt man in dem Fall am Herzen? Jedenfalls bin ich in dieser Hinsicht weit weniger optimistisch.«

Aljanov hob die Augenbrauen. »Warum?«

»Der Krieg ist eine Art Naturzustand des Universums. Gott hat es so geschaffen und so sehr man sich auch bemühen mag, den Frieden zu verlängern – er bleibt letztlich widernatürlich.«

»Vielleicht werden wir bei anderer Gelegenheit darüber ausführlich diskutieren können«, erwiderte Aljanov, in dessen Stirnmitte sich eine tiefe Furche gebildet hatte. Er wandte sich an Sunfrost: »Ich kann Ihnen jetzt sagen, wohin die Reise geht. Auf Grund der Gefahr, dass wir möglicherweise abgehört werden, war das bisher nicht möglich.«

»Ich bin schon auf das Äußerste gespannt«, gestand Rena.

»Unser Ziel heißt Lerols Auge!«

Die Station bei Beta Picus im Gebiet der Ontiden, durchfuhr es Rena. Was könnte es im Moment für einen Grund geben, dorthin zu fliegen? Wenn die Ontiden die Lage einigermaßen erfasst haben, sind sie gerade bei der Evakuierung!

»Ich gebe zu, dass ich nicht mit diesem Ziel gerechnet hatte«, bekannte die Kommandantin der STERNENKRIEGER. Bekomme ich eigentlich noch ein paar Details oder war's das?

Aljanovs Lächeln wurde dünn. »Sie würden sicherlich gerne Weiteres erfahren, Captain. Allerdings bin ich erst autorisiert, Sie über Einzelheiten zu informieren, sobald wir uns Lerols Auge bis auf eine halbe Astronomische Einheit genähert haben.«

»Ich hoffe, dass es für all das einen Grund gibt.«

»Seien Sie versichert: Den gibt es, Captain Sunfrost.«

*

Admiral Raimondo tickte mit den Fingern nervös auf der Außenhülle des Handheldcomputers herum, den er vor sich auf dem Schoß liegen hatte.

Der Admiral, der seine militärische Karriere im Space Army Corps für eine politische Laufbahn im Humanen Rat zurückgestellt hatte und seit Jahren schon weder ein Kommando noch eine Stabsfunktion innegehabt hatte, schlug die Beine übereinander.

Er saß in einem der Schalensessel, die sich im vorderen Teil der Passagierkabine einer Raumyacht mit dem Namen STAR WIND befanden. Die STAR WIND gehörte Julian Lang, dem Vorsitzenden des Humanen Rates der Humanen Welten. Im Gegensatz zu den meisten Privatraumschiffen war die STAR WIND von ihrer Bewaffnung her mit einem Raumboot des Space Army Corps vergleichbar und ein leistungsstarkes Sandström-Aggregat sorgte dafür, dass Lings Schiff ihn innerhalb einer Woche an jeden Punkt jenes fünfzig Lichtjahre-Radius um die Erde bringen konnte, den die Humanen Welten als ihr Territorium beanspruchten.

Zehn Mann Besatzung taten an Bord Dienst. Es handelte sich dabei um Lings persönliche Angestellte, nicht um Space Army Corps Offiziere. Allerdings begleitete normalerweise eine Einheit von zehn Marines den Vorsitzenden auf seinen Reisen, um bei einer Landung für seine Sicherheit zu sorgen.

Im Moment befand sich die STAR WIND allerdings auf einer Kurzreise, bei der die Anwesenheit der Marines nicht vonnöten war. Julian Langs Raumyacht befand sich im Anflug auf Spacedock 13, einer der großen Kriegswerften des Space Army Corps. Denn dort stand das ehrgeizigste Projekt in der Geschichte der irdischen Raumfahrt kurz vor seiner Fertigstellung.

Ein Projekt, das in wesentlichen Teilen auf den Einfluss Admiral Raimondos zurückging, der zunächst als einer von nur ganz wenigen an die Realisierbarkeit geglaubt hatte.

Raimondo blickte durch eines der Sichtfenster. Die STAR WIND näherte sich Spacedock 13 jetzt auf einem Kurs, der bereits Sichtkontakt erlaubte.

Die große blaue Murmel namens Erde beherrschte natürlich den Ausblick. Wie eine gigantische Kristallkugel wirkte sie aus dem Orbit.

Spacedock 13 war nur eines unter tausenden von Orbitalobjekten, die den blauen Planeten umkreisten.

Raumwerften waren ebenso darunter wie Orbitaleigenheime und Industrieanlagen, aber auch ganz herkömmliche Satelliten, die der Nachrichtenübertragung dienten.

Spacedock 13 war kaum zu sehen. Die Station verschwand beinahe hinter einem gewaltigen Objekt. Es war an Spacedock 13 angedockt und ragte gut anderthalb Kilometer in den Raum hinein. Die Form glich der eines Ypsilons. Zahllose Kleinraumschiffe, robotische Drohnen sowie einzelne Arbeiter in Druckanzügen, die mit Antriebsdüsen ausgestattet waren, schwirrten wie ein Bienenschwarm um das gigantische Teil herum.

Alle anderen Objekte im Erdorbit wirkten gegen dieses ypsilonförmige Monstrum wie Miniaturen.

»Wie ich sehe, wurden erhebliche Fortschritte gemacht«, drang Julian Langs Stimme in Raimondos Gedanken.

Der Gesichtsausdruck des Admirals hellte sich auf. »Ja, ich habe von Anfang an versucht, dieses Projekt nach Kräften zu forcieren.«

»Wer hätte ahnen können, dass vielleicht die Existenz der Humanen Welten davon abhängt!«, meinte Ling.

»Ich habe etwas in der Art befürchtet«, stellte Raimondo klar. »Ich gebe zu, dass ich natürlich nichts davon ahnen konnte, dass die STERNENKRIEGER auf ihrer Mission in Trans-Alpha auf eine parasitäre, intelligente und äußerst aggressive Spezies trifft, die sich selbst als ›Herren‹ – Etnord – bezeichnet. Aber, dass wir früher oder später auf einen Gegner treffen würden, der uns haushoch überlegen ist, daran gab es bei mir nie einen Zweifel.«

»Sie hatten diese Rolle eigentlich von den Fulirr erwartet, nicht wahr, Admiral?«

»Dem Bündnis mit ihnen habe ich nie getraut. Aber wie viele von uns würde ich jetzt etwas dafür geben, wenn sie unsere Gegner wären – nicht die Etnord!«

Ling nickte. »Ich verstehe, was Sie meinen, Admiral. Wollen wir hoffen, dass Ihr Lieblingsprojekt noch rechtzeitig fertig wird. Die Lage im Picus Sektor steht vor dem Siedepunkt. Der Angriff durch Wurmloch Alpha hat bereits begonnen.«

»Bis auf wenige Abschlussarbeiten ist das Projekt bereits fertig«, erinnerte Raimondo. »Und letztlich ist das, was gegenwärtig im Picus-Sektor geschieht nichts weiter als eine Schlacht unter vielen, die noch folgen werden...«

Lings Gesicht wurde sehr ernst. »Ich fürchte, da haben Sie Recht.«

»Wir haben zwei Eisen im Feuer, die uns vielleicht retten können«, sagte Raimondo. »Dieses Projekt – und die Geheimmission von Botschafter Aljanov...«

Julian Lang faltete die Hände, während sein Blick durch das Sichtfenster ging und den überwältigenden optischen Eindruck in sich aufnahm, den das monströse Objekt auf ihn machte.

»Wir scheinen die Rollen getauscht zu haben«, sagte er dann.

»Inwiefern?«

»Bisher schien ich der Optimist zu sein, der an eine prosperierende Zusammenarbeit der galaktischen Völker dieser Region glaubte, während Sie sich in der Rolle des schwarzsehenden Mahners gefielen, der von überallher die Gefahren heraufdämmern sah. Gefahren, denen nur durch einen kostspieligen Ausbau des Space Army Corps begegnet werden konnte!«

»Wünschen Sie sich wirklich, Ihre Position hätte sich durchgesetzt, Mister Ling?«

Ling zuckte die Achseln. »Darauf verweigere ich die Aussage. Ich könnte mich selbst belasten.«

»Immerhin haben Sie Ihren Humor angesichts der Lage nicht verloren. Das ist mehr, als ich von mir selbst behaupten kann!«

Ling fixierte Raimondo aus seinen wachen sehr aufmerksamen Augen und sagte: »Ich bezweifele, dass es irgendeine Maßnahme gibt, die uns noch retten könnte, Admiral. Weder Ihr Projekt, noch die Geheimmission der STERNENKRIEGER... Was wir bekommen, wird maximal ein Aufschub sein. Und es wird darauf ankommen, ihn zu nutzen.«

*

»Mehrere Antimateriesprengköpfe wurden gezündet«, meldete Lieutenant Joline Pranavindraman, die Ortungsoffizierin der LIBERTY.

Dieser Dreadnought stand unter dem Kommando von Commodore Thorbjörn Soldo, der die im Picus-Sektor stationierten Verbände des Space Army Corps befehligte.

Zurzeit wurde die Befehlsgewalt über die vereinigte Flotte, die sich im Picus Sektor sammelte, jedoch von Admiral Mark Akato, dem Stabschef des Space Army Corps Oberkommandos ausgeübt. Akato befand sich zusammen mit seinem Stab an Bord des Dreadnoughts THORS HAMMER, der von Commodore Hank Ibrahim Nasomo befehligt wurde. Seit dem verzweifelten Abwehrkampf gegen die Fulirr hatte Akato das Krisengebiet nicht mehr verlassen – auch nicht, als die Sauroiden sich plötzlich zurückgezogen hatten, da sie ihr eigenes Territorium gegen die Etnord-Invasion aus Wurmloch Beta verteidigen mussten.

Vergeblich, wie sich gezeigt hatte.

Aber es war fraglich, ob dieser Abwehrkampf wirklich erfolgreicher hätte geführt werden können, wenn das Bündnis zwischen Fulirr und Humanen Welten schon früher wiederhergestellt worden wäre.

Die Wahrheit ist, dass sowohl unsere als auch ihre Chancen sehr schlecht sind, überlegte Soldo. Den

Commodore hielt es nicht auf seinem Kommandantensitz. Er stand neben der Konsole des Kommandanten, auf der er sich kurz darauf eine taktische Positionsübersicht anzeigen ließ. Sämtliche ortungstechnisch erfassten Positionen, der im Bereich von zehn Astronomischen Einheiten um die Sonne Alpha Picus herum aufgezeichneten Raumschiffe, wurden darauf angezeigt.

Die Einheiten des Space Army Corps bildeten mehrere gestaffelte Verbände aus einigen wenigen schweren Kriegsschiffen und einer jeweils größeren Anzahl von Begleitraumern. Vor allem die etwa hundert Meter langen Leichten Kreuzer waren darunter.

Zwei Jäger-Geschwader waren auch im Dauereinsatz. Diese Ein-Mann-Schiffe waren im Grunde nichts anderes, als von einem Piloten geflogene Gauss-Geschütze. Auf Grund der Tatsache, dass sie mit dem neuartigen Mesonentriebwerk ausgestattet waren, war ihr Beschleunigungsvermögen wesentlich größer als man dies bei den herkömmlichen Space Army Corps Schiffen kannte. Aber noch gab es zu wenige von ihnen.

Bisher waren bis zu höchstens zehn oder zwanzig dieser Ein-Mann-Raumjäger an Bord von Dreadnought-Schiffen stationiert. Die genaue Zahl hing jeweils damit zusammen, wie viele Hangars man für sie freigemacht hatte und auf wie viele Beiboote man im Gegenzug glaubte verzichten zu können.

Die Schiffe der Genetics unterschieden sich von den Space Army Corps Schiffen durch einen tellerförmigen Aufbau, der sich schwenken ließ, sodass ihre Gauss-Geschütze nicht starr installiert waren und jeweils die Position des gesamten Schiffes verändert werden musste, um die Geschütze auszurichten. Der technische Fortschritt der Genetiker-Föderation in den so genannten Drei Systeme, die sich von den Humanen Welten abgespalten hatte, war rasant. Und das betraf längst nicht nur den Sektor der Bio- und Gentechnik.

Wenn dieser Krieg ein paar Jahre später stattgefunden hätte, wären die Genetics vielleicht in der Lage, es mit den Etnord aufzunehmen, überlegte Thorbjörn Soldo.

Der hellhaarige Mann mit dem kurz geschorenen Haar und dem blonden Vollbart, der ihn immer ein wenig wie einen Wikinger aussehen ließ, sah aber auch die Gefahren, die in der weiteren Aufrüstung der Genetikerföderation lagen. Die Genetics hatten bereits einmal versucht ihre puren Machtinteressen im Alpha Picus-System durchzusetzen und nur der Umstand, dass gemeinsame Feinde bekämpft werden mussten, die das Wurmloch unter ihre Kontrolle bringen wollten, hatte die Zentrale des TR-Tec-Konzern, unter dessen Führung die drei Systeme faktisch standen, dazu bewogen, sich in die Abwehrfront einzureihen.

Ihre Schiffe hatten mehrere strategisch wichtige Positionen besetzt. Allerdings waren sie kaum in unmittelbarer Nähe der Porta des Wurmlochs zu finden. Dies galt im Übrigen auch für die Schiffe, die das Königreich der Ontiden geschickt hatte.

Zusammen mit den Fulirr bildeten sie in einer mittleren Distanz von einer Astronomischen Einheit einen Ring um die Porta von Wurmloch Alpha, um Eindringlinge abfangen zu können.

In vorderster Front waren einige Schiffe der K'aradan zu finden, deren Einheiten ansonsten zurückgezogener operierten.

Die Tellerschiffe der sehr menschenähnlichen Söhne Aradans waren im unmittelbaren Porta-Bereich damit beschäftigt gewesen, die Verminung dort wiederherzustellen und so den Invasoren weiterhin den Zugang in den Picus Sektor zu erschweren.

Doch die Rechnung konnte nun nicht mehr aufgehen.

»Die sind verdammt clever!«, äußerte sich Commander Damien Duvalier, der Erste Offizier der LIBERTY. »Sie schicken ein gekapertes Fulirr-Schiff, was unsere Verbündeten bestimmt zögern lässt, das Feuer zu eröffnen.«

»Und außerdem scheinen sie die Antimateriewaffen bereits bedienen zu können«, stellte Lieutenant Commander Alexis Madralides fest, ein griechischstämmiger Mann in den Dreißigern, der als Ruderoffizier auf der LIBERTY diente.

»Im Augenblick räumen sie mit Hilfe ihrer Antimateriewaffen gerade die neu errichteten Minenfelder weg«, stellte der Waffenoffizier der LIBERTY fest. Er hieß Pel Damano, war ebenfalls Mitte dreißig und galt als einer der besten Männer seines Fachs. Im Gefechtsfall übernahm er nicht nur die Kontrolle über die Geschütze des Dreadnoughts, sondern auch über die Schiffssteuerung, um die LIBERTY in die günstigste Position zu bringen.

Aber noch war es nicht so weit.

Noch kämpften die Etnord darum, überhaupt einen Durchgang durch die Porta zu bekommen. Aber in diesem Fall hatten sie sämtliche Trümpfe auf ihrer Seite...

»Wir bekommen Bilder eines K'aradan-Schiffs herein, das sich näher am Geschehen befindet und in der Lage ist, optische Aufzeichnungen zu machen«, meldete Lieutenant Commander Seiichi Ishikawa, der Kommunikationsoffizier der LIBERTY.

»Auf den Hauptschirm damit!«, befahl Soldo.

Ist ein Feind, den man tatsächlich sehen und nicht nur indirekt orten kann, vielleicht weniger bedrohlich?, meldete sich eine sarkastische Kommentarstimme in Soldos Hinterkopf.

Die Anzeige auf dem Hauptschirm wechselte. Der Nahbereich der Wurmloch-Porta war zu sehen, obwohl die LIBERTY eigentlich noch viel zu weit entfernt war, um Aufnahmen dieser Qualität machen zu können.

Zwei Dunkelzonen breiteten sich aus.

Sie verdeckten nach und nach die Lichterscheinungen, die die Wurmloch-Porta umgaben.