Cover

Kurzbeschreibung:

Es ist zum Verrückt werden! Peach braucht eine neue Wohnung, doch es ist keine in Sicht. Sie zieht kurzerhand in Dales Wohnung, die frei ist. Dort lernt sie Bradford kennen. Ein Windhund - wie sie schnell feststellt. Dass Peach genau die Frau seiner Träume ist, will sie ihm nicht abnehmen. Doch dann geschieht ein Unglück...

Titlepage

Prolog

Ihr weicher Körper drehte sich genüsslich in seinen Armen, als sie sich mit dem Rücken an seine Brust schmiegte. Er spürte ihre zarte Haut, über die er sanft mit seinen Fingerkuppen strich. Ihr Duft strömte zu ihm und er schnupperte ihm entgegen wie ein kleiner Hundewelpe, der eine Witterung aufgenommen hatte. Er spürte, wie sie sich zu ihm drehte und liebevoll seine Lippen küsste.

Seine Finger glitten durch ihr rotes lockiges Haar und es fühlte sich wie Seide an. Einzelne Haarsträhnen verfingen sich an seinem Handgelenk und er hatte Mühe, sich zu befreien. Es war, als würde sie ihn mit allen Mitteln an sich ketten.

Ihre grünen Augen leuchteten regelrecht, und obwohl es im Zimmer dunkel war, sah er, wie sie ihn mit ihren Blicken verschlang. Sie legte eines ihrer endlos langen Beine um seine Hüfte, damit sie ihm noch näher war.

Er stöhnte wohlig auf, konnte gar nicht genug von dieser Nähe bekommen. Seine Arme umfingen ihren Körper, als wollte er sie nie wieder im Leben loslassen. Sie harmonierten, als wären sie füreinander geschaffen, als würden sie sich bereits ein Leben lang kennen.

Ein tiefes Brummen riss sie aus dieser Zweisamkeit und Bradford verfluchte sein Handy. Warum musste es immer aktiv werden, wenn er mit dieser wundervollen Frau beschäftigt war?

Der nervige Ton wollte einfach nicht verstummen. Er tastete mit geschlossenen Augen nach dem Telefon und ließ das Geräusch ersterben.

Dann erst öffnete er seine Augen und blickte auf eine schwarze Wand von seidener Bettwäsche, die das Kopfkissen umspannte, das in seinen Armen lag. Keine hinreißende Frau, nur ein einfaches Kopfkissen.

Ergeben seufzte er. Er sollte wirklich weniger trinken. Aber die Illusion war so real gewesen, dass er die Frau seiner Träume schon fast hatte schmecken können.

 

1

Es war verrückt. Jede auch nur einigermaßen bezahlbare Wohnung im Großraum Boston war entweder schon vergeben, wenn sie davon erfuhr, oder eine Bruchbude. Jetzt, wo ihre Schwester Harper zu Dale King gezogen und auch noch unnötigerweise mit ihm auf Hochzeitsreise war, konnte sie die Wohnung in Somerville nicht allein halten. Also hatte Peach sie gekündigt. Nun hatte sie den Salat. Sie musste morgen hier ausziehen, hatte aber noch keine neue Bleibe.

»Peach, du kannst jederzeit in das Gästezimmer bei Dale einziehen. Es ist groß und wurde von mir eingerichtet.«

»Es hat kein Fenster. Ich kann nicht in einem Raum schlafen, der keines hat, da ersticke ich«, beschwerte sie sich.

»Oh, Peach, es ist doch nur für kurze Zeit.«

»Sie soll unser Schlafzimmer nehmen, wir sind ohnehin noch zwei Wochen weg, und bis wir wiederkommen, hat Peach bestimmt etwas gefunden!«, hörte sie Dale im Hintergrund rufen.

Nie war sie ihm so dankbar gewesen wie in diesem Augenblick. Vielleicht war diese Hochzeit doch keine so schlechte Idee gewesen.

»Okay, ich nehme euer Angebot an.«

»Ich werde Nolan Hobbs anrufen, er wird veranlassen, dass du einen Schlüssel bekommst. Wo hast du die ganzen Möbel untergebracht?«

»Die habe ich eingelagert, bis ich etwas Passendes finde. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Heute ist Montag, da ist der Verkehr immer besonders schlimm. Und, wie ist die Karibik so?«

»Traumhaft«, schwärmte Harper und erzählte kurz von ihrem Hotel und der Aussicht aufs Meer, bevor sie sich verabschiedeten.

Mit einem Seufzer auf den Lippen nahm Peach ihren Koffer und die Reisetasche auf, schaute sich ein letztes Mal in der leeren Wohnung um, in der sie mit Harper so glücklich gewesen war.

Nun begann ein neuer Lebensabschnitt. Harper hatte geheiratet und Peach endlich ihr Studium beendet. Bevor sie sich auf die Suche nach einem Job machte, wollte sie sich eine kleine Auszeit gönnen. Sie hatte etwas Geld gespart, denn in den Ferien arbeitete sie im Architekturbüro von Herb Stone, Harpers größtem Auftraggeber. Herb hatte ihr sogar einen festen Job angeboten, doch Peach überlegte noch, ob sie diesen annehmen sollte. War es wirklich eine gute Idee, mit ihrer großen Schwester in einem Betrieb zu arbeiten? Obwohl sie beide privat ein gutes Team waren, war Peach nicht sicher, ob das im Job auch so sein würde, denn sie waren doch sehr verschieden. Harper war zwar einige Jahre älter, doch manchmal dachte Peach, sie wäre die Erstgeborene.

Nun hatte sie zwei Wochen Zeit herauszufinden, was sie wirklich wollte.

 

~

 

»Das ist die Codekarte für die Wohnungstür. Den privaten Aufzug können Sie damit auch bedienen.« Nolan Hobbs, Dales Privatsekretär, überreichte ihr die Chipkarte, als würde es sich um ein goldenes Ei handeln. »Bitte verlieren Sie sie nicht, Ms Hanson.«

»Nolan, warum sind Sie immer so steif? Wir beide waren Trauzeugen, als Harper und Dale geheiratet haben. Sie können mich ruhig Peach nennen.«

»Wie Sie wünschen, Miss Peach. Also, wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Sie erreichen mich über das Haustelefon. Die Vorräte werden dreimal in der Woche aufgefüllt. Die Putzfrau kommt jeden Morgen. Sie brauchen sich also um nichts zu kümmern. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.« Damit verabschiedete sich Nolan.

Peach konnte ein Lächeln kaum unterdrücken. Er war so was von steif, man hätte meinen können, er wäre Brite.

Dales Wohnung im Gebäude an der 111 Huntington Avenue war wirklich außergewöhnlich. Besonders, wenn man bedachte, dass dies ein reines Bürogebäude war.

Sie machte sich daran, ihre Sachen auszupacken. Bei ihrem Gepäck hatte sie sich auf Kleidung und Kosmetikartikel beschränkt. Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis sie eine eigene Wohnung fand.

Zum Abendessen bereitete sie sich einen Tomatensalat mit Mozzarella und geröstetem Baguette zu. Die Küche gab wirklich alles her, was das Herz nur begehrte. Gerade als Peach sich darüber hermachen wollte, klopfte es.

»Na gut, Nolan! Ich teile mein Abendessen mit Ihnen, aber das darf nicht zur Gewohnheit werden!«, rief sie und öffnete die Wohnungstür. Erschrocken blickte sie den fremden Mann an, der davor stand.

»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«

Der Mann starrte sie an, als wäre sie eine Erscheinung.

»Sie sie sind rot«, stammelte er.

»Wie bitte?«

»Ihre Locken, sie sind rot«, erklärte er.

»Ja, von Geburt an.« Peach nahm eine Strähne in die Hand und begutachtete sie. War irgendetwas mit ihrem Haar nicht in Ordnung?

»Entschuldigung, ich bin nur etwas verwirrt, weil ich Dale erwartet habe. Ist er da?« Der Mann konnte einfach nicht den Blick von ihrem Haar nehmen.

»Und Sie sind?«, fragte Peach herausfordernd.

Der Fremde schaute sie an, hielt ihr die Hand entgegen und schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln. »Bitte entschuldigen Sie. Ich vergesse meine guten Manieren, aber Ihr Haar hat mich wirklich verwirrt. Mein Name ist Bradford Parker. Ich bin mit Dale zum Pokern verabredet, wie jeden zweiten Montag im Monat.«

»Oh, ja, Harper hat Sie, glaube ich, schon mal erwähnt. Bitte kommen Sie doch rein. Gehört Ihnen nicht dieser SM-Schuppen, in den Dale sie damals geschleppt hat?« Sie hob belustigt die Augenbrauen.

Bradford betrat die Wohnung, bedachte sie mit einem erstaunten Blick und zog sein Jackett aus.

»Das können Sie gleich wieder anziehen, Dale ist nämlich nicht da.«

Verblüfft hielt Bradford in seiner Bewegung inne. »Sie sagten durch die geschlossene Tür gerade was von einem Abendessen.«

Nickend wanderte Peach zum Küchentresen, wo das Essen auf sie wartete.

»Ja, es gibt Salat und ofenwarmes Brot. Haben Sie Lust darauf? Ich esse nämlich nicht gerne allein. Aber wir müssen teilen, ich hatte nicht mit Besuch gerechnet.«

»Sehr gern«, bestätigte er und schaute ihr dabei zu, wie sie ein zweites Gedeck auflegte.

Er trug einen Anzug aus feiner Wolle und ein weißes Hemd, das seine Bräune hervorhob. Er sah wirklich gut aus und war charmant. So ganz anders, als Peach sich einen Bordellbesitzer vorgestellt hatte. Und ihr rotes Haar schien ihn wirklich zu irritieren.

»Darf ich fragen, wo Dale und Harper sind?« Bradford suchte aus dem Weinregal eine passende Flasche, öffnete sie und goss zwei Gläser ein. »Ich denke, der wird gut zum Essen passen.«

»Auf Hochzeitsreise. Hat er Ihnen nicht Bescheid gegeben?«

Vor Überraschung knallte Bradford die Flasche auf den Tresen. »Sie sind wo?«

»Sie haben vor einer Woche geheiratet, in Las Vegas. Vermutlich nicht der originellste Ort, aber sie waren entschlossen. Also warum länger warten?«

»Na, das war ja absehbar. Jetzt wäre nur noch zu klären, wer Sie sind.«

»Ich muss mich entschuldigen, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Peach Hanson, ich bin die Schwester der Braut.«

 

~

 

Bradford blickte sie an und konnte nicht glauben, was da aus ihrem bezaubernden Mund sprudelte. Er hatte es gewusst! Harper hatte wirklich eine Schwester! Dale, dieser Mistkerl, hatte es wohl mit Absicht verheimlicht.

»Sie sind also die Schwester. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob Harper eine hat.«

»Warum?«, fragte Peach und schob sich ein Stück Tomate in den Mund.

»Warum was?«

»Warum haben Sie sich gefragt, ob Harper eine Schwester hat?«

Sie brachte ihn wirklich in Verlegenheit.

»Ähm, weil sind Sie jünger als Harper?« Er wusste sich nicht anders zu helfen.

»Ja, sie ist älter, doch wenn Sie mich fragen, komme ich mir manchmal wie ihre Mutter vor.«

»Was machen Sie hier? Hüten Sie die Wohnung, während die beiden sich vergnügen?«

Peach trank einen Schluck Wein und schüttelte den Kopf.

»Nein, ich suche in Boston eine Wohnung, und solange die beiden verreist sind, darf ich diese hier nutzen. Ich habe mein Studium beendet und jetzt, wo Harper ausgezogen ist, musste ich unsere Wohnung in Somerville aufgeben.«

»Boston hat eine Menge toller Wohnungen zu bieten.«

»Ja, aber ich muss eine finden, die auch bezahlbar ist.«

»Was haben Sie studiert?«

»Architektur. Ich werde mir erst in zwei Monaten einen Job suchen, bis dahin will ich eine passende Wohnung gefunden haben. Es gibt hier zwar ein Gästezimmer, aber es hat kein Fenster, und das ist ein No-Go. Also bin ich ein wenig in der Klemme.«

»Ein Gästezimmer?«, fragte Bradford und überlegte.

»Ja, Harper hat es für Dale eingerichtet. So haben sie sich kennengelernt.«

Er nickte und aß weiter.

»Spielen Sie nur zu zweit Poker?« Peach stellte die Teller zusammen, nachdem sie aufgegessen hatten, dann begann sie, die Küche aufzuräumen.

»Nein, natürlich nicht. Ich denke mal, dass Dale uns allen telefonisch Bescheid sagen wollte, aber ich war … verhindert.«

Er erinnerte sich an den Telefonanruf, der ihn aus seinem Traum gerissen hatte. Das, was ihm hier gegenüberstand, war allerdings tausendmal besser, denn hier stand sie leibhaftig vor ihm - die Frau, von der er immer geträumt hatte.

 

2

Irgendwie hatte sich dieser Bradford Parker schnell wieder verabschiedet. Schade, er war süß, unterhaltsam und sah fantastisch aus. Er schien ein wenig älter als Dale zu sein. Peach schätzte ihn auf Mitte dreißig. Viel hatte sie nicht über ihn in Erfahrung bringen können. Außer, dass er Dales bester Freund war und sie sich schon ewig kannten. Mehr wollte er wohl nicht über sich preisgeben. Sobald die Sprache auf seinen Club kam, wechselte er geschickt das Thema.

Nach dem Essen hatte er sich schnell verabschiedet, was Peach sehr schade fand, denn jetzt so allein hier in der Wohnung zu sitzen, machte auch nicht wirklich Spaß. Alle ihre Freunde waren nach dem Examen in Urlaub gefahren oder arbeiteten bereits.

Sie überlegte, ob sie Harper anrufen konnte, doch sie hatte Angst, die beiden zu stören. Ihr Blick fiel auf die Uhr, die an der Wand in der Küche hing. Das Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken.

Was war denn heute los? Seit sie in dieser Wohnung war, ging es hier zu wie in einem Taubenschlag.

Zügig machte sie sich auf zur Tür und öffnete.

»Bradford! Haben Sie etwas vergessen?«

Überrascht musterte Peach ihr Gegenüber, der mit einem Koffer in der Hand vor der Tür stand. »Wollen Sie verreisen?«

»Nein, darf ich reinkommen?«, fragte er und bahnte sich schon den Weg ins Wohnzimmer.

»Peach, Sie müssen mir helfen. Sie werden es nicht glauben: In meiner Wohnung gibt es einen Rohrbruch. Alle Zimmer stehen unter Wasser. Der Klempner meint, es würde über eine Woche dauern, bis das wieder behoben ist, er muss die ganze Wand im Bad aufstemmen. Ich brauche ein Zimmer.«

»Sind denn alle Hotels ausgebucht?« Peach war überrascht, denn Bradford machte nicht den Eindruck, als könnte er sich keines leisten.

»Ich kann nicht in ein Hotel. Ich hasse Hotels. Dort wimmelt es nur so von Fremden.«

»Sie leiden doch wohl nicht an Agoraphobie?«

»Und wenn es so wäre?«