Details

Sieben Jahre eines Rennfahrers


Sieben Jahre eines Rennfahrers

Eine Radsportkarriere im Dritten Reich
1. Auflage

von: Herbert Friedrich

CHF 8.00

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 08.05.2024
ISBN/EAN: 9783689120214
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 369

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Eine dramatische Geschichte um den sportlichen und sozialen Aufstieg des Radrennfahrers Otto Pagler in den 1930er Jahren - packend verwoben mit dem unaufhaltsam sich ausbreitenden Spinnennetz nationalsozialistischer Machtentfaltung.
Reales Vorbild ist der Kölner Bahnrennfahrer Albert Richter (1912-1940) - Weltmeister 1932 im Sprint der Amateure, als Berufsfahrer dann siebenfacher Deutscher Meister und zweifacher Vizeweltmeister -, der seinem jüdischen Manager die Treue hielt und der für seine Standhaftigkeit mit dem Leben bezahlte.
Ein tiefgründiger, vielschichtiger Roman, der die bis tief ins Private vordringende Indoktrination durch die Nationalsozialisten begreifbar werden lässt, der viele nicht standzuhalten vermochten.
DAS BUCH KRONE: September 1932 bis Februar 1933
1 KRONE TELEFONIERT
2. EIN ZUG FÄHRT DURCH DAS LAND
3 ANKUNFT
4 DIE SALATGASSE
5 DER „GOLDENE ANKER“ STEHT NOCH
6 KRONE IM SAAL
7 KRÜMELKARL
8 DAS KRIEGSPFERD HANS
9 IN DER „PAPPSCHACHTEL“ WIRD GEFEIERT
10 WENDEL GIBT EINEN RAT
11 DIE NACHT AM „GOLDENEN ANKER“
12 DAS MEISTERRAD VON MEISTERHAND
13 LONNY ZEICHNET
14 TREFFEN MIT TREFFKORN
15 BELGIEN
16 TREFFKORN HAT JEMANDEN BELEIDIGT
17 EIN NEUER BERUF
18 LONNY IN BERLIN
19 BASEL
20 SCHLEBAUM MARSCHIERT
21 ES GEHT GEGEN KRONE
22 ABSCHIED
23 ALLES AUF REISEN
DAS BUCH AREND. März bis Dezember 1936
1 WIEDERBEGEGNUNG
2 CHRISTIAN LEISTET WIDERSTAND
3 KAMERAD KRIEGSPFERD
4 IM „ZAUBERGARTEN“
5 DER STURZ
6 WARNUNG
7 LONNY WILL STREIT
8 DIE BAHN AM GAS
9 CHRISTIAN SUCHT DAS FEUER
10 PAGLER ALLEIN
11 ZÜRICH
12 DAS KRIEGSPFERD SOLL ZIEHEN
13 BESUCH
14 NEUES VOM VOGELMENSCHEN
15 PAGLER SUCHT FREUNDE
16 SCHOPP WIRD ENERGISCH
17 PRINZESSIN LONNY
DAS BUCH PAGLER. Oktober 1938 bis November 1939
1 ZOBEL AUF SCHORNSTEINEN
2 DER MANN AUS EISEN
3 DIE MESSER
4 BERLIN
5 DIE FOLGEN
6 CHRISTIAN KOMMT VON KÖBERLING
7 DER WIRT VOM „GOLDENEN ANKER“
8 ARTISTEN UND HELDEN
9 MAN SUCHT DIE PRINZESSIN
10 LONNY WILL ZUM RENNEN
11 HOHE ZEIT
12 DAHEIM IN VIERSDORF
13 VERDUNKELUNG
14 EIN AUFTRAG
15 DIE BRÜDER PAGLER
16 DER KURIER
17 DER KRISTALL UND DIE MESSER
Geboren am 7. August 1926 in Zschachwitz.
Volksschule in Dresden, Lehrerbildungsanstalt in Frankenberg. Ab 1944 Wehrmachtssoldat, von 1945 bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Mittelasien.
1950 war er zunächst Hilfsarbeiter, dann Lehrer in Lohmen/Pirna und in Dresden. 1957 legte er das Staatsexamen ab und studierte von 1958 bis 1961 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Seit 1961 freischaffender Schriftsteller in Dresden.
Auszeichnungen
Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden 1966
Alex-Wedding-Preis 1973
Hinter der Tür redeten sie immer noch, doch war man wohl am Ende, denn da wurden Stühle gerückt. Auch die Stenotypistin hob den Kopf. „Jetzt können Sie bald rein.“ Krone stellte sich ans Fenster, blickte in den Schulhof hinab, wo ein Lehrer Wettläufe veranstaltete, die Kinder schrien Beifall.
Er drehte sich um, weil drei, vier Herren durch das Vorzimmer zur Treppe eilten. In der Tür stand ein Graukopf allein; das musste der Bürgermeister sein. Schon sagte die Spitznasige auch: „Der Herr will zu Ihnen.“
Überrascht musterte Treffkorn den Fremden. Er hatte einen Packen Arbeit auf dem Schreibtisch liegen. Alles war Abwehr in ihm; er war froh, endlich allein sein zu können. Die Amtshauptmannschaft hatte telefonisch rückgefragt wegen der nächtlichen Polizeigeschichte. Er musste diplomatisch vorgehen und brauchte Ruhe. Dieser Mann vor ihm war ihm widerwärtig. Treffkorn öffnete den Mund zu einem „Bedaure. Kommen Sie zur öffentlichen Sprechstunde“.
Da neigte doch der andere ein wenig den Kahlkopf. „Mein Name ist Simon Krone.“ Und dann, um der Sache Gewicht zu verleihen, wucherte er mit seinem Pfunde. „Ich bin der Trainer von Radweltmeister Otto Pagler.“
Es war der Zauberspruch, der für Krone alles bewirkte. Die Bürgermeistershand streckte sich ihm entgegen, die Tür öffnete sich weit, ein Sessel wurde Krone bequem zurechtgerückt, eine Schachtel Silverlind – fünf Pfennige das Stück! – ihm entgegengestreckt. Krone rauchte nicht. Er ächzte zufrieden. Wer hier einmal saß, hatte schon halb gewonnen.
Treffkorn aber, hinter dem eichenen Schreibtisch, forschte im Gesicht des Mannes, der mit dem Namen eines Pagler bei ihm Einlass begehrt hatte. Trainer und Weltmeister – das verfing bei Treffkorn nicht. Aber Pagler. Pagler hatte in der Nacht für zwei seiner Vorderzähne eine Nazifahne verbrannt.
Krone beeilte sich, sein Anliegen so knapp und so eindringlich wie nur möglich darzustellen. Der „Anker“, die Suche nach Pagler. Und die Nacht der langen Messer. Je weiter Krone sprach, desto mehr verspürte er, wie sich Treffkorn ihm aufschloss.
Konrad Treffkorn hörte, was ihm da vorgetragen wurde. Er stützte die Ellbogen auf die Armlehnen seines durchgesessenen Ledersessels. Langsam fiel die Anspannung von ihm ab. Auch er hatte seine Erinnerungen an den vergangenen Abend. Krones Rede weckte in ihm das Echo des eigenen Erlebens. Eigentlich hörte er dem kahlköpfigen Mann auf dem Besucherstuhl nur halb zu. Im Grunde gab er sich mehr diesem Echo hin, weil das alles nicht neu war für ihn, was Krone vorbrachte.
Noch am frühen Morgen hatte Treffkorn Nachrichten über die Verletzten der Nacht gesammelt, neun alles in allem, Blutergüsse und Prellungen.
Christian hatte am meisten gelitten. Soeben hatte er den Gemeinderat hinauskomplimentiert. Sie hatten verlangt, dass er sein Verbot zurücknähme, gewisse Plakate öffentlich anzuschlagen, die für die Hindenburgspende warben. Helft Hindenburg helfen. Der Vater des Vaterlandes, der Junker von Neudeck, zeigte sich als gütiger Geber. Fünf Monate zuvor hatte Hindenburg sämtliche militärähnlichen Organisationen von Hitlers NSDAP verboten. Zwei Monate hatte Hindenburg durchgehalten und dann alle Verbote aufgehoben. Seit Juli verhandelte er mit Hitler. Diesem Hindenburg war nicht zu helfen. Treffkorn hatte seine Hand auf die Plakate gelegt; sie blieben unter Verschluss, so lange er Bürgermeister von Viersdorf war. Und er hatte gleich noch jene dazugetan, die die Bevölkerung aufriefen, für ein neues Segelschulschiff „Niobe“ zu spenden, nachdem das alte mit Mann und Maus im Fehmarnbelt abgesoffen war.
Und da saß ihm einer gegenüber und wollte gegen die Messer angehen. Der Bürgermeister schaute auf seinen Besucher, der mit lebhaften Gesten, Recht fordernd, sein Erlebnis schilderte. Er dachte über den Namen nach, der jüdisch klang. Simon, Simon Krone, vielleicht war er Jude. Nun lauschte er konzentriert, lange, warf knapp eine Frage dazwischen. Dann kam ihm ein Gedanke.
„Lesen Sie das.“ Er schob Krone ein Blatt zu, das offensichtlich durch ein Abzugsgerät vervielfältigt worden war. Krone drehte es ins Licht. Es war das Titelblatt einer kleinen Zeitung. „Die Wahrheit“ stand handgeschrieben darüber. Dann folgten lokale Meldungen für die Viersdorfer. „Löwe im Klee.“ Der Gemeindevertreter Löwe, ein biederer Mann, Zentrumspartei, graste nachts die Kleefelder in der Aue ab, um seinen drei Dutzend Karnickeln das Futter heranzuschaffen. Ganz Viersdorf lachte auf Kosten des Löwen, des stärksten Sprechers für Hindenburg und die „Volksspende Niobe“. Auch so setzte man Gegner matt.
Treffkorn sagte: „Wir werden über die ‚Nacht der langen Messer‘ in diesem Blatt schreiben.“ Fünfhundert Stück für ganz Viersdorf, die Wahrheit über die Vorgänge im „Goldenen Anker“. Es war nicht viel, was Konrad Treffkorn dem Juden Krone zu bieten hatte. Der Viersdorfer Bürgermeister war ein armer Mann, Geld hatten die Hitlerleute.
„Einverstanden“, murmelte Krone.

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren:

El silencio de Irene
El silencio de Irene
von: María Eugenia Lorenzini Pizarro
EPUB ebook
CHF 8.00
The Blood Curse
The Blood Curse
von: Carla Winters, Dom Jonson, Raven Leblanc
ZIP ebook
CHF 10.00
Rules of Love - 3in1 eBook
Rules of Love - 3in1 eBook
von: Anne-Marie Meyer
EPUB ebook
CHF 8.00