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Die Mammutjäger


Die Mammutjäger


1. Auflage

von: Eduard Storch

CHF 5.00

Verlag: Chiara-Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 06.09.2020
ISBN/EAN: 9783961272105
Sprache: deutsch

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Das Gebiet des heutigen Tschechien vor 12.000 Jahren. Das Gebiet der Flüsse Thaya, Elbe und Moldau durchzieht eine Sippe von Steinzeitmenschen in ständigem harten Kampf ums Überleben. Harte Winter, ausbleibendes Jagdwild und Hungersnot, mächtige Raubtiere und nicht zuletzt feindliche andere Sippen zum einen, großer Jagderfolg mit anschließender Völlerei zum anderen bestimmen den Jahreslauf. Überall droht Tod und Verderben, sowie das größte Übel: der Verlust des kostbaren Feuers
In spannender Romanform erzählt Eduard Štorch in wissenschaftlich korrekter Weise vom Leben im Wechsel von der Altsteinzeit zur Junsteinzeit in der Mitte Europas.
Ein Paläofiction-Roman der junge wie erwachsene Leser gleichermaßen begeistert.
Eduard Štorch (* 10. April 1878 in Ostroměř; † 25. Juni 1956 in Prag) war ein tschechischer Schriftsteller, Pädagoge und Archäologe.
Nach Abschluss des Realgymnasiums in Hradec Králové besuchte Štorch die dortige Lehrerbildungsanstalt. Danach wirkte er als Schulrat zunächst in Nordböhmen und Ostböhmen. Von 1903 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1938 unterrichtete Štorch in Prag. Bei Lubor Niederle studierte Štorch Archäologie. Daneben galt sein Interesse auch der Ethnographie und Biologie.
1935 verfasste Štorch zusammen mit Karel Čondl ein dreiteiliges Geschichtslehrbuch für die Bürgerschulen. Das sehr fortschrittliche Werk mit dem Titel „Praktisches Geschichtsbuch für die Bürgerschule“ wurde vor allem von der katholischen Kirche scharf angegriffen und führte 1936 zu einer förmlichen parlamentarischen Anfrage des Senators und Katecheten Alois Roudnický (ČSL) an die tschechoslowakische Regierung.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts publizierte Štorch eine Reihe von Büchern zur Ur- und Frühgeschichte Böhmens und Mährens. Später verarbeitete er diese Thematik in Jugendbüchern. Bekanntheit erlangte Štorch im deutschsprachigen Raum vor allem durch die in mehreren Auflagen erschienenen Erzählungen „Die Mammutjäger“, „Der Bronzeschatz“ und „Abenteuer am großen Fluß“. In Lobeč, dem Schauplatz seines Romans „Minehava“ fand er seine letzte Ruhestätte.
Die Sonne steht über dem höchsten Gipfel des Pollauer Bergkammes und badet ihre warmen Strahlen in den Wassern des großen Tieflandes. Dreimal mächtiger als in der heutigen Zeit windet sich die Thaya durch die Gegend, teilt sich in Arme, vereinigt diese dann wieder zu Seen und bildet verwachsene Sümpfe, so dass im üppigen Grün oftmals nicht zu erkennen ist, wo Wasser ist und wo festes Land.
Die Flüsse Iglawa und Schwarzawa breiten in der unabsehbaren Ebene unzählige Arme aus, und wir wissen gar nicht, wo sie sich in die Thaya ergießen. Wolken von Mücken und Fliegen schwirren über der sumpfigen Niederung und stechen unbarmherzig Tiere und Menschen, die sich in diesem weiten Land bewegen. Wer kann, flieht vor ihnen in die Wälder und auf die Berge, wo sie doch nicht in solchen Massen vorhanden sind, weil ein frischer Wind die Insektenschwärme auseinandertreibt.
Auf einer Anhöhe zwischen Thaya und Bergkamm spielt ein Haufen nackter Kinder. Vor einer Weile haben die Buben die kleinen Mädchen fortgejagt und ihnen mit Steinen gedroht; sie wollen nicht mit ihnen spielen! Aus den Buben werden doch einmal Jäger, die mit Bären, mit Mammuten und Nashörnern kämpfen — wie sollen sie sich da erniedrigen, indem sie mit Mädchen spielen, die nur Häute kauen! Die Männer sind die Herren — auch wenn sie noch so klein sind, dass sie vorläufig nicht einmal den Bogen spannen können.
In der Hitze des Spiels mischen sich nun aber alle Kinder doch wieder durcheinander. Und schon spielen sie lustig Verstecken — Buben und Mädchen gemeinsam. Im Spiel vergessen sie den ursprünglichsten Unterschied in der menschlichen Gesellschaft: jenen zwischen Bub und Mädel. Sie sind alle gleich geschickt, sie können gleich gut laufen, springen und auf Bäume klettern; selbst der kleinste unter ihnen hält sich tapfer und will in nichts zurückstehen.
Da ist ein Knirps zwischen den Steinen gestürzt, und nun rinnt ihm das Blut von Schulter und Stirn; auch das Knie hat er sich angeschlagen, es läuft alsbald blau an. Jetzt steht er da, die Augen voll Tränen, und krümmt sich vor Schmerz. Die anderen Buben sind schon herbeigelaufen und stehen um ihn herum. Wenn er zu weinen beginnt, werden sie ihn schonungslos auslachen! Aber der verletzte Knirps wischt sich mit der schmutzigen Hand die Augen ab, schnupft kräftig auf — und es gelingt ihm sogar, zu lächeln.
Das Gelächter der Gefährten wäre schmerzhafter als Hunger, beißender als Frost, wäre unerträglich wie das Feuer! Deshalb unterdrückt der Knirps den Schmerz und grinst recht kläglich. In seinen Kindersinn hat sich schon tief das in der Sippe von Geschlecht zu Geschlecht vererbte Jägergesetz gegraben, das besagt, dass für die Gemeinschaft wertlos ist, wer sich von körperlichen Schmerzen übermannen lässt. Zu Recht wird der Schwächling mit Gelächter bestraft, denn er ist für die übrige Sippe nichts als Ballast in ihrem schweren Kampf ums Dasein. —
Die Buben geben cs auf — aus dem Auslachen ist diesmal nichts geworden. Käfer! ist ein tapferer Bub, auch wenn er noch nicht auf Bäume klettern und weit werfen kann. Er verdient Anerkennung, und alle Buben brüllen im Chor auf Bärenart:
„Huaa! Huaa! Huaa!“
Der Kleine nimmt mit Befriedigung das derart ausgedrückte Lob entgegen und — vergisst seinen Schmerz! Er mengt sich wieder ins Spiel und hinkt nur ein bisschen.
Die Mädchen haben indessen eine Schar Rebhühner aufgescheucht, und jetzt halten alle Kinder Ausschau, wo sie niedergehen würde. Aber ein flinker Bub, etwa zwölf Jahre alt, mit einem Halsband aus einigen Knöchelchen geschmückt, zeigt plötzlich mit der Hand in die Höhe: Im hellen Blau kreist über der Niederung, dort, wo sich heute der Ort Wisternitz befindet, ein Raubvogel. Er kommt näher, fast ohne die Flügel zu bewegen; kaum sind jedoch die Rebhühner niedergegangen, stößt der große Vogel wie ein Stein zur Erde und verschwindet hinter einem Dickicht. Es dauert nicht länger, als ein Kuckuck dreimal ruft, und der Raubvogel erhebt sich wieder; in den Fängen hält er ein Rebhuhn. Er fliegt damit über den Bergkamm und verschwindet langsam in der Ferne.
„Habicht jung!“ sagt der Bub mit dem Halsband und zeigt mit der Hand in die Richtung der Pollauer Berge. Seine Stimme ist rau. Man merkt, er kann sich nur schwer ausdrücken. Seine Rede ergänzt er ausgiebig mit Gebärden, wie überhaupt alle mehr mit Händen und Mienen sprechen als mit dem Mund.
„Stoß — Rebhühner fangen!“ fordert ein Gefährte den Buben auf und nimmt gleich Richtung dorthin, wo die Rebhühner niedergegangen sind.
Stoß quiekt zustimmend und folgt seinem besten Kameraden, dem immer lustigen Eichhorn. Noch zwei Buben gehen mit, während die übrigen Kinder wieder im jungen Gebüsch herum jagen.
Die vier Buben — sie mögen alle zwischen acht und zwölf Jahre alt sein — schleichen zwischen Büschen und Felsblöcken vorwärts. Unterwegs klaubt jeder einige schöne Steine auf, um sich mit Wurfgeschossen auszustatten. Der lebhafte Stoß ist offenbar der Führer des kleinen Trupps; die anderen Buben folgen in allem seinem Beispiel.
An der Hangbiegung bleibt Stoß stehen und blickt sich um
Die unendliche Ebene dehnt sich ins Weite, den Gesichtskreis entlang von blauen Hügeln umrahmt. Gegen Nordwesten hebt sich Welle um Welle, und in weiter Ferne ruht der Himmel auf dem böhmisch-mährischen Höhenzug. Auf den Hügeln jenseits der Thaya wechseln grüne Wäldchen mit buschbewachsenen Lichtungen. Die Thaya entlang glänzen kleine Seen und winden sich stille Wasserarme. Und da, unter dem Hügel, bezeichnet eine Gruppe von Lederzelten nahe am Fluss den Lagerplatz der Sippe. Von der Feuerstelle steigt der Rauch gerade zum Himmel; keine Stimme dringt vom Lager bis zu den Buben herauf, ja man kann von hier kaum die unten sich bewegenden Jäger erkennen.
Stoß ist nun wieder vorwärts gekrochen und hat die stachligen Brombeersträucher umgangen. Er schleicht weiter, dorthin, wo er die Rebhühnerschar zu finden hofft. Seine Kameraden sind zurückgeblieben und kümmern sich augenblicklich nicht um ihn; ihre Aufmerksamkeit ist ganz von den gerade reifenden Erdbeeren in Anspruch genommen. Der Erdbeerwuchs zieht sich den ganzen Hang entlang weiter, und die Buben sind nicht imstande, der Verlockung zu widerstehen, und verzehren eifrig die roten Früchte. Sie haben es damit so eilig, dass sie sich die Erdbeeren geradezu um die Wette in den Mund schütten. Sie schmatzen und spucken die Blätter aus, die ihnen mit den Beeren in den Mund geraten sind.
Stoß schaut verächtlich auf die Erdbeernascher zurück und schreitet vorsichtig vorwärts. Geschickt nützt er jede Deckung von Bodenvertiefungen und Gesträuch aus und kriecht wie eine Eidechse auf dem Bauch über die Felsen. Er brennt vor JagdIcidcnschaft, denn er zählt sich nicht mehr zu dem Kinderkleinzeug ohne eigene Kraft, das sich nur auf das verlässt, was cs von der Mutter kriegt oder was von den erwachsenen Jägern beim Lagerfeuer weggeworfen wird. Nein, Stoß ist kein unbeholfenes Kind mehr — die Fuchszähne an seinem Halsband zeigen, dass er sogar schon mehrere ausgewachsene Füchse im Kampf überwältigt hat! Und was er bereits an weißen Hasen, an scheuen Murmeltieren und schmackhaften Lemmingen erbeutet hat, damit prahlt ein so starker und flinker Bub gar nicht mehr, das bringt ja manchmal auch ein Mädel zustande! (Gestern hat sogar der kleine Zappel, der noch nicht einmal schwimmen und auf Bäume klettern kann, einen Ziesel gefangen!) Stoß fürchtet wcdcr den listigen Wolf noch den wütenden Luchs, ja nicht einmal mit dem gefährlichen Vielfraß scheut er den Kampf!
Es wird gar nicht mehr lange dauern, dann wird er mit den großen Buben gehen wie Schwärzei und Spürnas, die kaum um einen halben Kopf größer sind als er. Bis jetzt haben ihm die erwachsenen Jäger leider noch nie erlaubt, mit ihnen zu jagen; erst neulich haben sie ihn wie einen kleinen Buben mit Steinen zurück gejagt, als er sich einem Rentierfang hatte anschließen wollen. Und dabei kann Stoß schon pirschen, kann Wildfährten verfolgen, hält das Laufen durch dichtes Gras durch und hätte bestimmt nichts verdorben! — Nun, heute wird er zufrieden sein, wenn er wenigstens ein Rebhuhn mit einem Stein treffen kann.
Holla, dort gibt Eichhorn ihm Zeichen! Da hat er sicher etwas gesichtet!
Stoß umgeht vorsichtig die Sträucher und die mit kleinen Steinchen bedeckte Stelle unter dem Felsen und hockt sich zu Eichhorn. Dieser, ein Bub gleichen Alters wie Stoß und dessen treuer Kamerad bei jeder Unternehmung, deutet mit der ausgestreckten Hand zwischen die Brombeerstauden. Dort, auf einer kleinen Lichtung im Strauchwerk, bescheint die Sonne einen Stein, und auf dem Stein liegt, lang ausgestreckt und bewegungslos, ein Fuchs.
„Fuchs schläft“, flüstert Eichhorn Stoß zu.
Die beiden Buben schleichen ein paar Schritte näher an den Stein heran. Sie drücken sich eng an die Erde und heben nur ein wenig die Köpfe über Heidekraut und Preiselbeerstauden, um besser zu sehen. Der Fuchs hat ein dichtes, glänzendes Fell; ganz gelbbraun, nur um die Schnauze und am Ende des buschigen Schweifes sind helle weiße Flecke. Ein schönes Stück...

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