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Die Todesliste


Die Todesliste


1. Auflage

von: Alex Mann

CHF 3.00

Verlag: Novo Books
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 28.09.2024
ISBN/EAN: 9783961274109
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 145

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Phil Bishop kippte den Whisky herunter, wischte sich den Mund mit dem staubigen Ärmel ab und knallte das Glas selbstbewusst auf die Theke. »Noch einen.«
Während Al nachschenkte, fiel Phils Blick auf einen Fremden, der etwas abseits am anderen Ende der Bar saß. Er trug einen eleganten schwarzen Anzug mit blauer Seidenweste, Krawatte und einem blütenweißen Hemd. Er schien ganz darin vertieft zu sein, die halbvolle Flasche, die vor ihm stand, zu leeren. Dennoch fragte Phil: »Hey, Fremder. Kann ich Sie vielleicht auf einen Drink einladen?«
Der Fremde hob den Kopf, und erst jetzt konnte Phil Bishop seine Augen sehen, die bisher im Schatten der Hutkrempe verborgen gewesen waren. So klare, helle Augen hatte er bis dahin noch nie gesehen...
„Hast du´n Drink für mich, Al?“
„Klar. Das ist ein Saloon. Ich habe für jeden einen Drink, der zahlen kann. Außer für Nigger natürlich.“
„Verstehe.“ Philipp Bishop griff in die ausgebeulte Tasche seiner Jacke und tastete nach den fünf Dollarmünzen, den letzten fünf Dollar, die er besaß. Er ließ sie einzeln durch seine Finger gleiten und dachte sorgfältig nach.
Dann zog er kurz entschlossen eine der Münzen hervor und legte sie auf den Tresen.
„Gib mir einen. Vom billigsten.“
Al der Barkeeper verzog keine Miene, griff unter die Theke und holte eine volle Flasche Whisky hervor. Er zog den Korken heraus, nahm ein Glas und füllte es bis zum Rand. Dann schob er es Phil Bishop zu und nahm den Dollar.
„Macht fünfundzwanzig Cent. Willst du raushaben oder hast du vor, noch ein paar mehr zu trinken?“
Phil Bishop kippte den Whisky herunter, wischte sich den Mund mit dem staubigen Ärmel ab und knallte das Glas selbstbewusst auf die Theke. „Noch einen.“
Während Al nachschenkte, fiel Phils Blick auf einen Fremden, der etwas abseits am anderen Ende der Bar saß. Er trug einen eleganten schwarzen Anzug mit blauer Seidenweste, Krawatte und einem blütenweißen Hemd. Er schien ganz darin vertieft zu sein, die halbvolle Flasche, die vor ihm stand zu leeren. Dennoch fragte Phil: „Hej, Fremder. Kann ich Sie vielleicht auf einen Drink einladen?“
Der Fremde hob den Kopf und erst jetzt konnte Phil Bishop seine Augen sehen, die bisher im Schatten der Hutkrempe verborgen gewesen waren. So klare, helle Augen hatte er bis dahin noch nie gesehen.
„Reden Sie mit mir?“, fragte der Fremde mit einer weichen Stimme, die einen markanten Kontrast zu seiner kantigen, kalten Erscheinung bildete.
„Ja. Ich lad´ Sie ein.“
„Es tut mit leid.“ Der Fremde senkte den Blick wieder auf sein Glas und hielt das Gespräch somit für beendet.
„Was tut ihnen leid?“, fragte Phil Bishop.
Der Fremde seufzte schwer.
„Es tut mir leid, dass ich ihnen offenbar fälschlicherweise den Eindruck vermittelt habe, ich stünde ihnen für ein Gespräch zur Verfügung. Ich will einfach nur meinen Drink genießen. Also lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.“
„Ich wollte ja nur höflich sein“, sagte Phil Bishop beleidigt.
„Nein. Sie wollten jemanden, bei dem sie ihre Probleme abladen und den Sie damit vollquatschen können, nur damit Sie nicht wirklich dran denken müssen. Und um ihr Gewissen zu erleichtern, weil das eigentlich `ne unhöfliche und ziemlich miese Nummer ist, laden Sie mich auf einen Drink ein. So ist es doch, nicht wahr?“
„Dann lassen Sie es eben bleiben“, sagte Phil Bishop und zischte beleidigt ein „Arschloch“ hinterher. Er leerte sein zweites Glas und schaute dann zu Al dem Barkeeper.
„Was kostet die ganze Flasche?“
„Zwei Dollar Fünfzig. Also noch Eins Fünfzig, wenn du Sie behalten willst.“
„Kannst du rausgeben?“, fragte Phil Bishop und holte noch zwei Münzen aus seiner ausgebeulten Jackentasche hervor.
Al strich das Geld ein, schob Phil Bishop die Flasche zu und öffnete dann eine Kassette unter dem Tresen, in der er die drei Ein-Dollar-Münzen verschwinden ließ und eine Fünfzig-Cent-Münze hervorholte, die er Phil Bishop zuschob.
Dieser griff hastig nach der Münze, steckte sie in seine ausgebeulte Jackentasche und fühlte auch noch einmal nach den anderen beiden Dollarstücken. Mit einem Schlag hatte er sein verbliebenes Vermögen halbiert. Und wofür? Für billigen Fusel. Aber das war ihm jetzt auch egal.
Er warf dem Fremden, der sich bereits wieder vollständig auf seinen eigenen Drink zu konzentrieren schien, einen letzten wütenden Blick zu und suchte sich dann einen Tisch in dem nahezu verlassenen Saloon, wo er sich sein Glas wieder füllte und seufzend überlegte, über welches seiner vielen Probleme er als erstes nicht nachzudenken versuchen sollte.
Dabei fiel ihm wieder der Fremde ein. Eigentlich hatte der Mann ja Recht gehabt. Eigentlich wollte er ihn nur auf ein Glas einladen, um sich seinen Frust von der Seele zu reden, ein wenig Mitleid einzuheimsen und vielleicht als Dank einen etwas besseren Drink spendiert zu bekommen, als er selbst ihn sich gerade leisten konnte.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, bemerkte Phil Bishop, dass er wieder zu dem Fremden hinüberblickte. Und seltsamerweise schaute der Fremde zu ihm. Er hatte sein Glas in der linken Hand und musterte ihn mit ausdruckslosem Gesicht. Kein Vorwurf, aber auch keine Entschuldigung ließen sich darin erkennen.
Plötzlich leerte er sein Glas, griff seine Flasche und kam mit langsamen, eleganten Schritten durch den Raum auf Phil Bishops Tisch zugeschritten. Nervös kippte Phil seinen eigenen Drink herunter.
Seine Hände fingen an zu zittern. Kalter Schweiß brach ihm aus. Suchte der Fremde etwa Streit mit ihm? Hatte er sich provoziert gefühlt, weil er zu lang zu ihm herübergestarrt hatte? Dabei war es ihm selber doch gar nicht aufgefallen.
Die Sporen des Fremden klirrten bei jedem Schritt und Phil Bishop fiel auf, dass er einen braunen Coltgürtel trug. Das Holster saß quer vor seiner linken Hüfte und der weiße Griff eines 45er ragte heraus.
Phil schluckte nervös. Was, wenn der Fremde gleich nach diesem Griff langte? Er selbst war unbewaffnet. Er besaß gar keinen Revolver.
Dann stand der Fremde vor ihm am Tisch und stellte seine mittlerweile nur noch zu einem Drittel gefüllte Whiskyflasche leise darauf ab.
„Ich möchte mich bei ihnen entschuldigen, Mister“, sagte er mit seiner samtweichen, so angenehm und freundlich klingenden Stimme und in seinem Gesicht zeichnete sich tatsächlich ein nettes Lächeln ab. „Schätze, wir alle, die in einem Saloon eine ganze Flasche für uns selbst kaufen, haben so unsere Probleme. Die einen wollen einfach nur allein sein und sie ertränken. Die anderen suchen dabei noch ein bisschen Gesellschaft. Man kann dem einen nicht verübeln, dass er dem anderen nicht anmerkt, nicht dasselbe zu wollen, oder?“
„Nein. Nein. Ganz und gar nicht“, stotterte Phil Bishop. „Sie haben Recht. Aber ich wollte Sie auch wirklich nicht belästigen, Mister.“
Der Fremde zuckte mit den Schultern. „Nun, vielleicht hat das Schicksal es ja so gewollt, dass wir uns heute hier unterhalten. In dem Fall kann ich doch das Schicksal nicht wieder vor die Tür setzen, oder nicht?“
„Ich weiß nicht“, sagte Phil Bishop unsicher. „Wenn ich daran denke, was anscheinend mein Schicksal ist, dann würde ich es nur liebend gern vor die Tür setzen.“
Der Fremde lachte hell auf. „Der war gut. Sie haben Humor. Das ist gut. Es ist wichtig, dass man seinen Humor nicht verliert, auch wenn man zur Flasche greift. Sonst wird man noch zum Trinker. Wie heißen Sie, mein Freund?“
„Philipp Bishop.“
„Philipp Bishop. Nennt man Sie Phil? Der Barkeeper nannte Sie Phil. Darf ich Sie Phil nennen?“
„Natürlich“, sagte Phil und vergaß ganz, den Fremden nach dessen Namen zu fragen. Er würde ihn nie erfahren.
„Darf ich mich setzen, Phil?“
„Natürlich.“
Der Fremde nahm sich einen Stuhl, stellte sein Glas auf den Tisch und entkorkte seine Flasche. Dann schenkte er sich und Phil ein.
„Ich bin so frei“, sagte er. „Ich glaube, meiner ist besser, als ihrer. Cheers.“
Sie stießen an und tranken.
Der Fremde sog mit geschlossenen Lidern die Luft ein. Dann öffnete er sie, zeigte seine himmelblauen Augen, bei denen man nicht wusste, ob sie besonders freundlich oder besonders kalt wirkten und fragte: „Also Phil. Worüber wollten Sie sich mit mir unterhalten?“
„Hm. Ich weiß nicht“, sagte Phil und schaute auf das leere Gläschen, dass er mit beiden Händen umklammert hielt. „Ich wollte Sie wie gesagt nicht belästigen. Und wenn Sie lieber alleine trinken wollen…“
„Aber jetzt trinke ich doch hier mit ihnen, Phil. Wir teilen uns einen Tisch und ich habe Sie nach ihren Problemen gefragt. Dass ist etwas vollkommen anderes, als wenn Sie mich zu einem Glas billigen Fusel einladen, um sie mir anschließend einfach ungefragt aufdrängen zu können. Sehen Sie das nicht auch so?“
„Da haben Sie recht.“
„Sie sind Farmer?“
„Ja.“
„Das sieht man ihnen an. Was ist das Problem? Wird die Ernte schlecht?“

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