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Mauscheln, Mischpoke, zocken und koscher. Zur negativen Semantik jiddischer Lehnwörter im Deutschen


Mauscheln, Mischpoke, zocken und koscher. Zur negativen Semantik jiddischer Lehnwörter im Deutschen


1. Auflage

CHF 19.00

Verlag: Grin Verlag
Format: PDF
Veröffentl.: 23.05.2022
ISBN/EAN: 9783346649423
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 41

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Beschreibungen

Akademische Arbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Københavns Universitet, Sprache: Deutsch, Abstract: Die nachfolgende Arbeit untersucht insbesondere die „abgewandelte, negative“ Semantik der jiddischen Lehnwörter mauscheln, Mischpoke, zocken und koscher. Dabei soll der Fokus darauf gelegt werden, welche Bedeutungskomponenten für das jeweilige Lehnwort im Deutschen Referenz Korpus (DeReKo) gefunden werden können.

Mauscheln, zocken, malochen, pleite, Mischpoke. Alle diese Wörter wurden aus dem Jiddischen in die deutsche Sprache entlehnt und teilen eine auffällige Gemeinsamkeit: ihre negative, teils pejorative Semantik. Diese wurde ihnen durch die Entlehnung in die deutsche Sprache zugeschrieben.

Die ersten jiddischen Worte fanden Ende des 15. Jahrhunderts Einzug in deutsche Texte. Der Sprachkontakt betraf nicht nur die obere soziale Schicht sondern auch die vagantes, eine Bezeichnung für fahrende Studenten, die unter anderem Diebes- und Gauner-Kreisen angehörten. Jiddische Wörter wurden in deren Jargon und dadurch in das Rotwelsche aufgenommen. Der religiös motivierte Antisemitismus gegen Juden trug dazu bei, dass die Semantik der Wörter teilweise stark ins Negative verschoben wurde. Im 18. Jahrhundert wurden westjiddische Begriffe zudem von Christen in Parodien und Polemiken verwendet.

Die Propaganda der Nationalsozialisten verstärkte die negative Haltung gegenüber dem Jiddischen – sie sahen in den entlehnten jiddischen Wörtern des Rotwelschen einen Beweis für die Kriminalität der Juden. Nicht zuletzt glaubten sie an die Verhunzung und „Verstümmelung“ (Schleicher 2007) der deutschen Sprache durch den Einfluss der Juden. Sie bezeichneten den Klang des Jiddischen als mauscheln und als jüdeln/jiddeln.

Auch heute wird auf die problematische Verwendung von Wörtern jiddischen Ursprungs hingewiesen. In dem Artikel „Antisemitismus in der Sprache Mauscheln, Mischpoke, Semit*innen: Wie judenfeindlich ist unsere Sprache?“ (Die Zeit 2020) unterscheidet Ronen Steinke zwischen „guten“ und „unguten jiddischen Slangwörtern“. Der Unterschied bestehe darin, dass die Wörter so verwendet werden, wie sie Jiddischsprechende verwenden würden, oder dass sie „im Deutschen eine abgewandelte, negative Bedeutung haben.“ (Die Zeit 2020)