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Geisterhafter Breitengrad 49 - Die Legende vom goldenen Schlüssel

Leseprobe

Geisterhafter Breitengrad 49 - Die Legende vom goldenen Schlüssel

Horrorkabinett - Band 15
Horrorkabinett, Band 15 1. Auflage

CHF 2.00

Verlag: Novo Books
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 26.10.2024
ISBN/EAN: 9783961274154
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 87

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Eigentlich wollten Marietta und Kevin Bloomdotf nur Urlaub in Regenhütte, einem winzigen Weiler mitten im Bayerischen Wald, machen und ihrem leidenschaftlichen Hobby, dem Trailrunning nachgehen. Doch dann häufen sich seltsame und unheimliche Vorfälle, die mit einem fast 200 Jahre zurückliegenden Mord in Zusammenhang zu stehen scheinen.
Und so wird aus dem erholsamen Urlaub für die ein Nerven zerreißender Run durch eine Welt voller mystischer Tiere und Geister der Vergangenheit, die keine Ruhe finden können.

Schauplatz dieses spannenden Romans ist das real existierende „Hüttendorf 49 Grad Nord“, eine kleinen Ferienhaussiedlung aus urgemütlichen Blockhütten, sowie weitere wirklich existierende Plätze in Regenhütte, einem Ortsteil von Bayerisch Eisenstein und rund um den Großen Arber.
Sommer 2024 im Hüttendorf 49 Grad Nord
»Ob das eine gute Idee war, ausgerechnet hierher zu fahren?« Marietta Bloomdorf setzte sich seufzend auf den rustikalen Stuhl, der auf der Terrasse ihrer angemieteten Rundstammhütte stand und ließ ihre Augen über die Nachbarhäuschen des Hüttendorfes gleiten. »Ist zwar mega urig hier, aber ein kleines Quäntchen Abenteuer in unserem sauer verdienten Urlaub wäre nicht verkehrt.«
Ihr Ehemann Kevin, der sich bereits mit dem iPad beschäftigte, antwortete nicht. Er lehnte am Türrahmen und starrte auf den Bildschirm. Eine enthusiastisch wirkende Stimme drang aus den winzigen Lautsprechern und signalisierte Marietta, dass er sich ein Video über Trailrunning anschaute. Kevin war diesem Sport regelrecht verfallen. Sie mochte das Joggen über Stock und Stein zwar auch, aber in puncto Fanatismus wurde sie von ihrem gertenschlanken Ehemann eindeutig übertrumpft. Die Trendsportart wurde immer populärer und ihre Fans waren auf der ständigen Jagd nach neuen, aufregenden Touren. Insbesondere die Mittelgebirge des Bayerischen Waldes mit ihren zahlreichen Gipfeln, die die tausend Höhenmeter locker überschritten, rückten in den Fokus der Freizeitläufer. Einmal fernab von langweiligen Wegen quer durch unberührte Natur zu traben, löste bei den Sportlern einen gehörigen Adrenalinkick aus. Inzwischen gab es sogar schon Wettbewerbe, wie den Arberland Ultratrail, der die Läufereliten von weit her anlockte.
Marietta wusste, dass er ihr dennoch mit einem Ohr zuhörte, deswegen redete sie einfach weiter. »Der Ortsteil Regenhütte besteht aus dem Hüttendorf 49 Grad Nord mit dem Gasthaus, einem Campingplatz, einem Badesee und einer ehemaligen Glashütte. Das Tiermuseum, das in den Prospekten erwähnt wurde, hat leider seine Pforten geschlossen. Etwas mehr Halligalli hätte ich mir schon gewünscht.« Marietta sog tief Luft in ihre trainierten Lungen. »Hörst du mir überhaupt zu, Kevin? Ich dachte, wir könnten uns hier sieben Tage lang nach den Touren gehörig amüsieren?«
Hinter ihr klackte die magnetische Hülle, die den Bildschirm des iPads schützte. Kevin hatte das Video beendet. Anhand der Geräusche konnte sie erahnen, dass er nun ebenfalls die kleine Terrasse, vor der ein junger Apfelbaum seine fast schon reifen Früchte präsentierte, betreten hatte. Sanft legte sich ein durchtrainierter Arm um ihre Schultern. Sie spürte ein unrasiertes Kinn auf ihrer Wange. Der darauffolgende Kuss wirkte magisch. Kevin war ihr Traummann, wenn ihn auch viele Menschen als Spinner und Fantast bezeichneten. Seine warme Stimme drang leise an ihr Ohr:
»Und das werden wir auch, mein Liebes. Das Hüttendorf 49 Grad Nord wird in kürzester Zeit zu einem absoluten Geheimtipp in der Szene mutieren. Noch ist es relativ unbekannt. Aber jetzt, wo das Reisen innerhalb Deutschlands immer beliebter wird, kann das nicht mehr lange dauern.« Sein stoppeliger Bart kratzte über Mariettas Haut. »Das Dorf birgt nämlich eine Menge an Geheimnissen. Regenhütte ist ein mystischer Ort. Man muss nur ausgiebig recherchieren. Angeblich spukt es in der ehemaligen Glashütte. Näheres weiß ich noch nicht, werde es aber herausfinden.« Kevins Stimme gurrte, als wolle er eine Taube nachahmen. »Außerdem sollen hier in der Gegend ein paar Wege existieren, die auf keiner Wanderkarte mehr verzeichnet sind. Ich frage mich, warum? Das schreit förmlich danach, die Pfade mit den Laufschuhen zu erkunden, Liebes. Ich verspreche dir, das wird ein unvergesslicher Urlaub.«
In diesem Augenblick schlenderte Karl Schleicher vorbei. Der nette Kellner, Gärtner und Hausmeister des Hüttendorfes lächelte den beiden Neuankömmlingen zu. Seine Grübchen wirkten verschmitzt. »Na? Habt ihr euch schon eingelebt in eure Ferienbehausung?«
»Klar«, antworteten Kevin und Marietta wie aus einem Mund.
»Die Hütten sind ja megaschön eingerichtet. Mehr Gemütlichkeit geht nicht. Kevin und ich freuen uns bereits auf ein zünftiges bayerisches Abendessen im Wirtshaus und danach ein Gläschen Rotwein auf der Terrasse«, ergänzte Marietta, blickte kurz zu ihrem Mann, dann setzte sie hinzu: »Heute soll es eine sternenklare Nacht geben und der Mond wird scheinen. Wird sicher ein romantischer und mystisch angehauchter erster Ferienabend.«
Der Hausmeister rieb sich über das glattrasierte Kinn, blickte sich kurz um, als ob er Mithörer fürchtete, dann trat er auf Kevin und Marietta zu. »Das könnte sogar ziemlich mystisch werden«, raunte er leise. »Ich hoffe, ihr mögt Gruselgeschichten?«
Kevins Pupillen vergrößerten sich rasant. Neugierig spitzte er die Ohren. »Meine Frau und ich lieben unerklärliche Phänomene. Wollen Sie damit andeuten, dass es hier tatsächlich spukt?«
Hausmeister Schleicher trat einen Schritt näher und stützte sich mit der Schulter an einen der dicken Naturholzbalken, aus denen die Hütten hier gebaut worden waren. »Schwer zu sagen, ob es sich wirklich um Geisterspuk handelt«, murmelte er. »Ich weiß nur, dass das Hüttendorf auf den Resten eines Fundaments erbaut wurde, dessen Geschichte mehr als gruselig ist. Da existierte mal ein Forsthaus, das ist aber mehr als hundertfünfzig Jahre her. Nach dem Tod der Försterfamilie blieb nur noch ihr kleinwüchsiger, seltsamer Sohn, dem man satanische Kräfte nachsagte. Ein junger Glasbläser hat ihn wohl erschlagen und kam darauf selbst auf unerklärliche Weise ums Leben.« Schleicher räusperte sich, schaute sich nochmals um, dann fügte er hinzu: »Dem Mörder soll der Legende nach kurz vor seiner Tat eine graue Hündin über den Weg gelaufen sein. Das Tiermuseum hier in Regenhütte hat zwar geschlossen, aber immer wieder mal hören wir im Wirtshaus von Gästen, dass ein wolfsähnlicher Köter bei Nacht durch das Hüttendorf stromert.«
»Was Sie nicht sagen«, entwich es Kevins angespannten Lippen. »Meinen Sie, irgendjemand hat das Vieh ausgestopft und im Museum den Urlaubern präsentiert?«
Schleicher nickte. »Das meine ich nicht, das ist wirklich so gewesen. Aber fragen Sie mal die Hannelore Kirschbaum aus der Küche oder unseren Koch, den Franzl. Die haben sich mit der unheimlichen Geschichte von Regenhütte genauer beschäftigt.« Der Hausmeister trat ganz dicht an das Urlauberpärchen heran. »Es soll irgendwo sogar ein altes Buch existieren, wo man die Legende aufgeschrieben hat. Aber verraten Sie niemandem, dass Sie den Tipp von mir haben«, flüsterte er. Kurz darauf trat er wieder in den Sonnenschein und eilte davon.
»Glaubst du das, was der Hausmeister hier erzählt hat?«, fragte Marietta ihren Gatten.
Kevin zuckte mit den Achseln. »Auf jeden Fall werde ich den Abend hier auf der Terrasse nutzen, die Sterne beobachten und den Geräuschen des Waldes lauschen. Wenn hier tatsächlich ausgestopfte Geisterhunde rumlaufen, dann kriege ich das hautnah mit.«
Marietta drehte sich zu ihrem Mann um und schaute ihm direkt in die Augen. Dann schloss sie die Lider und küsste ihn leidenschaftlich. »Du wusstest schon vorher von den Wanderwegen, die keiner mehr benutzt und von den mysteriösen Geschichten rund um Regenhütte, richtig?«, fragte sie zuckersüß. Kevin nickte grinsend.
»Klar, Google hat mir einiges verraten. Aber das, was der Herr Schleicher da gerade erzählt hat, ist noch viel spannender. Wir sollten auch zusehen, dass wir das alte Buch aufstöbern, von dem er gesprochen hat. Und spätestens morgen gehen wir beide auf Erkundungstour.«
»Okay, aber versprich mir, bei den Trails nicht zu übertreiben. Es wird einen Grund haben, warum Wege nicht mehr verzeichnet sind. Das Gelände ist teilweise verdammt steil laut der Höhenlinien in der Wanderkarte, und ich brauche keinen gebrochenen Knöchel.«
Die Augen von Kevin funkelten schelmisch. Marietta kannte diesen Blick. Ihr Ehemann neigte gern zu Übertreibungen, was seine Antwort sofort bewies: »Wir sind beide exzellente Trailrunner. Das Hüttendorf 49 Grad Nord liegt nicht im Hochgebirge, sondern im Bayerischen Wald. Die sportliche Herausforderung wird sich für unser Alter in Grenzen halten.« Kevins Stimme wurde leiser. Geheimnisvoll setzte er fort: »Sollten sich die paranormalen Geschichten rund um Regenhütte in irgendeiner Form bestätigen, werde ich der Erste sein, der mit der Stirnkamera spektakuläre Verbindungen zwischen Extremsport und lebender Fantasy ins Netz stellt. Du wirst sehen! Gleich morgen früh suchen wir mal die Tourist-Info in Bayerisch Eisenstein auf. Die Wirtin Uschi hat uns doch vorhin bei der Begrüßung schon gesagt, dass man uns dort spitzenmäßig beraten kann.« Plötzlich richtete er sich auf, dehnte die Arme wie ein Leistungssportler. »Und jetzt komm, bis zum Sonnenuntergang ist noch Zeit. Lass uns einfach mal durch das Dorf laufen. Vielleicht huscht uns ja ein ausgestopfter Wolpertinger aus dem geschlossenen Tiermuseum über die Füße?«
Marietta lachte auf und erhob sich. »Was bitte ist ein Wolpertinger?«, fragte sie.
»Das ist ein wolfsähnliches Ungeheuer mit Eulenflügeln und dem Geweih eines Rehbocks«, neckte Kevin und packte seine Frau an den Hüften, um sie zu kitzeln. Marietta kreischte auf.
Wenig später schlenderten die beiden Urlauber durch das Dorf Regenhütte. Sie bogen in die Dorfstraße ab. Niemand war zu sehen, lediglich ein Radfahrer mit Helm und Rucksack zischte an ihnen vorbei. »Mountainbikes wären jetzt auch nicht verkehrt«, bemerkte Marietta. »Da kämen wir viel weiter rum in der Gegend.«
Kevin grinste. »Wir sind Läufer, Liebes. Warte einfach mal ab. Ich bin mir sicher, dies wird ein abenteuerlicher Urlaub.«
Sie überquerten die kleine Deffernik, bogen in den Kirchweg ein und entdeckten die Kirche des Dorfes mit ihrem eigenartigen Glockenturm, der aus dem Dach zu wachsen schien. Kevin und Marietta blieben stehen. Ein Mann huschte gerade aus dem Gebäude und eilte auf die Straße zu. Als er die zwei Touristen bemerkte, die auf dem Kirchweg stehengeblieben waren, trat er auf sie zu.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte der untersetzte Typ mit dem kurzen, grauen Haar. »Sie können gern reingehen in das Gotteshaus. Es steht Besuchern offen.« Er lächelte verlegen. »Aber erwarten Sie jetzt keine wertvollen Heiligenstatuen darin. Das Gebäude war mal eine Behelfskirche, und daran hat sich im Lauf der Jahrzehnte nie was geändert. Wir Einwohner lieben die Kirche zur Heiligen Familie trotzdem.«
Das Ehepaar streckte ihm fast gleichzeitig die rechte Hand entgegen.
»Wir sind die Bloomdorfs aus Stuttgart und machen Urlaub hier«, antwortete Marietta freundlich. »Wir hatten schon die Befürchtung, auf unserem Rundgang durch Regenhütte kein menschliches Wesen zu treffen.«
Der Einheimische schüttelte beide Hände. »Ich bin der Franzl … Franz Wagner, und ich bin Koch in Hüttendorf 49 Grad Nord. Dort haben Sie sich einquartiert, richtig?«
Kevin Bloomdorfs Mundwinkel zuckten in freudiger Erregung. »Das ist ja ein Zufall«, platzte er heraus. »Sie sind der Franzl aus der Küche? Dann können Sie uns etwas über die Legenden der Regenhütte erzählen? Vorhin haben wir nämlich ihren Kollegen, den Herrn Schleicher kennengelernt. Er hat uns schon neugierig gemacht in Bezug auf seltsame Geschehnisse im Dorf. Und Sie und Ihre Kollegin Hannelore sollen sogar von einem alten Buch wissen, wo die dunklen Legenden niedergeschrieben wurden?«
Kevin spürte den Ellenbogen seiner Frau in den Rippen. Hatte er den Koch überrumpelt? Offensichtlich, denn Franzl zog blitzschnell die Hand zurück. Ein unruhiger Schatten huschte über seine Augen.
»Ich würde an Ihrer Stelle nicht den schönen Urlaub mit Gruselgeschichten verplempern«, antwortete Franz leise. »Vielleicht sollte man die uralten Geschichten einfach mal ruhen lassen, damit sie nicht wieder auferstehen.«
»Glauben Sie wirklich daran?« Kevin beugte sich näher zu dem Koch aus dem Hüttendorf. »Ich … äh … befasse mich in meiner Freizeit mit derartigen Phänomenen. Bei mir wären Ihre Hinweise bestens aufgehoben«, raunte er konspirativ, den rügenden Blick seiner Gattin ignorierend.
»Jeder hier im Dorf hat von den Vorgängen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts schon mal etwas gehört. Das Buch, das Sie ansprechen, befand sich im Rathaus von Bayerisch Eisenstein. Dort wurde es von einigen Mitarbeitern gehütet, wie ein seltenes Relikt. Aber das ist Jahre her Vielleicht kann Ihnen die Tourist-Info Auskunft geben?«
»Danke für den Hinweis, da fahren wir gleich morgen vorbei«, antwortete Kevin.
Die Bloomdorfs verabschiedeten sich und schlenderten den Kirchweg Richtung Dorfmitte zurück. Langsam wurde es finster. Die graue Hündin, die hinter ihnen über die Straße huschte, sahen sie nicht. Franz Wagner aber bemerkte das Tier, dessen Fell von Staubflusen ganz stumpf wirkte. Die Augen des Wesens stierten in das letzte Licht, als seien sie aus Glas. »Großer Gott«, säuselte der Koch. »Es geht tatsächlich wieder los.«

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