Peter Möckel

Flug 333

Thriller

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

© by Verlag Kern GmbH

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage 2015

Autor: Peter Möckel

Layout/​Satz: www.winkler-layout.de

Motive Titelbild: Mann - © lassedesignen | folotlia

Frau - © stokkete | fotolia, Flugzeug - © dell | fotolia

Lektorat: Manfred Enderle

Sprache: deutsch

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

ISBN: 9783957161-154

ISBN E-Book: 9783957161-598

www.verlag-kern.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Epilog

Prolog

Der Zigarettenrauch breitete sich langsam in seiner Lunge aus. Er nahm einen weiteren Zug, blickte aus dem Fenster und beobachtete zwei Spatzen, die sich auf dem Baum vor ihm um ein Insekt stritten. „Wir müssen hierbei mit äußerster Präzision vorgehen. Wenn wir es richtig anstellen, wird dieser Auftrag uns endlich in die Position bringen, nach der wir seit Jahren streben.“

Der General wandte sich vom Fenster ab und blickte den Mann an, in dessen Arbeitszimmer er stand. Immer wenn es darum ging, eine folgenschwere Entscheidung für die Organisation zu treffen, sprach er vorher mit ihm, ihrem Gründer. „Ich habe bereits einen Plan, wie wir an das Flugzeug kommen. Sylvana wird die Operation überwachen und dafür sorgen, dass auch danach alles glatt geht“, antwortete er dem Mann jetzt.

„Du bist sicher, dass sie dafür geeignet ist?“ Der ältere Herr nahm zwei Kristallgläser aus seinem Buchenholzschreibtisch und füllte beide zur Hälfte mit Single Malt Whiskey. Danach reichte er dem General demonstrativ einen gläsernen Aschenbecher. Dieser drückte mit einem Nicken seine Marlboro darin aus und setzte danach eines der Gläser an. „Ist sie. Ihre Vergangenheit hat mit diesem Auftrag nicht das Geringste zu tun, da können Sie sich sicher sein.“ Ihm war klar, worauf die Frage des Mannes angespielt hatte. Mit einem weiteren Zug leerte er sein Glas und stellte es zurück auf den Schreibtisch. Dann rückte er seine Krawatte zurecht, reichte dem Mann die Hand und verabschiedete sich. „Machen Sie sich keine Sorgen, es wird alles gut gehen.“ Er zog die Tür hinter sich zu und war gedanklich bereits in seinem Wagen, als er aus dem Arbeitszimmer noch einmal die Stimme des älteren Herren vernahm. „Dieser Auftrag ist zu wichtig, um sich keine Sorgen zu machen. Behalten sie im Hinterkopf worum es wirklich geht, worum es für uns beide geht.“

Kapitel 1

Es wirkte alles wie an einem ganz normalen Morgen. Anthony stand um 5 Uhr morgens auf und ging ins Bad. Er wohnte in einem zweistöckigen Haus und sein Badezimmer befand sich in der oberen Etage. Um dorthin zu gelangen, musste er lediglich seine Schlafzimmertür öffnen, ungefähr 3 Schritte waren es von da bis zur Tür seines Badezimmers. Um genau zu sein, genau 3 Schritte. Anthony hatte mitgezählt, denn er war diesen Weg schon oft gegangen. Mittlerweile schaffte er es fast schon im Schlaf, was recht praktisch war, da es um diese Uhrzeit oft noch sehr dunkel war und seine Augen rebellierten, wenn er das grelle Licht einer Glühbirne einschaltete. Wenn er allerdings erst einmal im Bad war, hatte er keine andere Wahl mehr. Nachdem er das Licht eingeschaltet hatte, blickte er meist noch ein paar Sekunden auf den Boden, damit sich seine Augen langsam an das Licht gewöhnten. So war er auch gezwungen, jeden Morgen auf die Fliesen zu starren, welche sich unter seinen Füßen kalt anfühlten. Jedesmal wenn er dies tat, dachte er daran, dass er sich endlich eine Fußbodenheizung zulegen oder mit Socken schlafen sollte. Die Fliesen waren dunkelblau mit weißen Fugen, insgesamt war das Badezimmer nicht besonders groß, es gab ein weißes Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche. Er duschte, zog sich an und ging danach die Wendeltreppe hinunter in die Küche. Seine Frau saß bereits an ihrem kleinen Holztisch und frühstückte, es war ein Samstag und seine zwei Töchter lagen noch im Bett. Er ging langsam zu seiner Frau, bückte sich leicht, küsste sie auf die Wange und flüsterte leise: „Guten Morgen.“ Sie richtete ihren Blick auf ihn, lächelte, küsste ihn und sagte: „Morgen.“ Langsam goss er sich einen Kaffee ein und setzte sich neben sie.

„Wo fliegt ihr heute hin?“, fragte sie ihn und lächelte dabei. In diesem Moment wurde ihm klar, was er für ein Glück gehabt hatte, diese Frau zu treffen. Sie besaß das wohl schönste Lächeln, welches er je gesehen hatte, lange braune Haare und trotz ihrer vierzig Jahre ein fast faltenfreies Gesicht. Ihre Schönheit mussten ihre Töchter von ihr geerbt haben. Anthony selbst war bereits vierundvierzig und im Gegensatz zu seiner Frau, sah man ihm das auch an. Er hatte einige Falten und lange Tränensäcke, immerhin seine schwarzen Haare waren bisher von grauen Spitzen verschont geblieben. Aufgrund seines Berufes war er oft in fremden Städten unterwegs und bevorzugte es, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, abends dort in ein Fitnessstudio zu gehen, anstatt in eine Bar. Daher war er körperlich gut in Form und hatte auch eine entsprechende Figur.

„Schatz?“, fragte Lisa noch einmal, da sie von dem Mann, welcher sie einfach nur anstarrte, immer noch keine Antwort erhalten hatte. „Ähm, Rom“, antwortete er schnell, stand auf stellte seine Tasse in den Geschirrspüler und ging in den Flur. Er nahm seine Aktentasche, zog seine Jacke und Schuhe an und drehte sich, bereits im Türrahmen stehend, noch einmal um, um seiner Frau, welche nachgekommen war, einen Abschiedskuss zu geben. „Viel Glück, ich hoffe euch passiert nichts“, sagte sie und er wusste wirklich nicht, was er darauf antworten sollte. Statt etwas zu sagen, ging er wortlos zu seinem Auto, einem schwarzen Audi A6, stieg ein, öffnete das Handschuhfach und kontrollierte noch einmal, ob die 9 mm, welche darin lag, auch wirklich geladen war.

Kapitel 2

„Ob heute wohl eine Serie reißt?“, fragte Charlie den Flugbegleiter, welcher hinter ihm saß. Der Junge war gerade einmal zwanzig und noch in seiner Ausbildung, vermutlich war dies heute sein erster Flug und nun schaute er Charlie ganz verdutzt an und schien nicht zu wissen, worüber dieser sprach.

„Weißt du“, fuhr Charlie fort, „in den 10 Jahren, die ich mittlerweile mit Anthony zusammenarbeite, kam er nicht ein einziges Mal zu spät. Zu jedem Flug war er überpünktlich, fast schon zu früh, ich frage mich, was heute los ist.“

„Vielleicht hatte er eine Panne oder steht im Stau“, meldete sich jetzt der Flugbegleiter zu Wort. „Er hat ja noch 9 Minuten.“ Charlie wollte gerade etwas erwidern, als die Tür des Cockpits aufging und Timothy hereinkam: „Sorry, ich kam zu Hause nicht pünktlich weg und unser Sicherheitsmann wollte mich tatsächlich noch durch den Scanner schicken. Zum Glück konnte ich ihm erklären, dass ich dafür jetzt keine Zeit habe, sondern eine Abkürzung nehmen muss, sonst wäre ich vielleicht noch zu spät gekommen“, sagt Anthony, während er sich neben Charlie in den zweiten Pilotensitz setzte.

„Tja, unser Neuling hier meinte, du schaffst es nicht mehr“, sagt Charlie und lachte dabei. Die versuchte Antwort des Flugbegleiters: „Was? Aber ich, ich habe doch …“, wird von der Durchsage Anthonys unterbrochen: „Meine Damen und Herren, hier spricht ihr Kapitän. Willkommen zu Flug Nummer 333 auf dem Weg nach …“ und so weiter, das Ganze in 3 verschiedenen Sprachen. Nach der Durchsage hebt der Flieger ab und Anthony versinkt in seinen Gedanken. Nach ungefähr einer halben Stunde steht er auf. „Ich muss mal kurz auf die Toilette, bin gleich wieder da.“ Charlie nickt und wendet sich wieder seinen Anzeigen zu. Im Rest des Flugzeuges ist es jetzt relativ ruhig, ein paar Leute unterhalten sich, andere lesen oder hören Musik, insgesamt sind es ungefähr 80 Passagiere, welche in 2-er-Reihen nebeneinander auf Polstern sitzen, deren Bezüge eher an eine Couch aus den 60ern als an ein Flugzeug erinnern. In dieser Ruhe hören auf einmal alle Passagiere dasselbe, 2 Pistolenschüsse aus dem Cockpit der Maschine, alle starren sich an, manche realisieren bereits was dies bedeuten könnte, andere sind völlig geschockt. Im Cockpit steht Anthony ganz ruhig da, die beiden Männer hat er natürlich nicht erschossen, sondern mit einem Messer erstochen, hätte eine seiner Kugeln nicht die beiden, sondern das Flugzeug getroffen wäre dies tödlich für sie alle gewesen, die zwei Schüsse feuerte er danach mit angelegter Waffe auf sie ab, nur um den Passagieren Angst zu machen und sie den Ernst der Lage begreifen zu lassen. Während diese völlig verunsichert dasitzen macht er eine weitere Durchsage: „Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän, leider müssen wir aufgrund unglücklicher Umstände Ihren Flug umleiten, weshalb es zu Verzögerungen bei unserer Ankunft kommen wird. Wir bitten vielmals um Entschuldigung und versichern Ihnen, dass wir die Situation unter Kontrolle haben, bleiben Sie also ganz ruhig. Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Flug.“

Auch in Extremsituationen musste man höflich bleiben.

Kapitel 3

Am Nachmittag des nächsten Tages, etwa gegen zwei Uhr klopften zwei Personen, ein Mann und eine Frau, in schwarzen Anzügen an Lisas Tür. Als sie öffnete, fragte die Frau: „Guten Tag, sind sie Frau Lentäja?“ Lisas Großmutter stammte aus Finnland und sie hatte ihren Namen auch nach der Hochzeit mit Anthony nicht ändern lassen, ihr gefiel er. „Ja“, antwortete sie, „was gibt es denn?“ „Miss Lentäja, es tut mir sehr leid, aber das Flugzeug Ihres Mannes wurde gestern Abend entführt, bisher haben wir keine Spur. Es tut mir wirklich aufrichtig leid.“ „Was meinen sie mit entführt … wovon reden sie da? Ich verstehe nicht …“ Völlig geschockt taumelte Lisa zurück und setzte sich auf ein kleines Bänkchen, welches in ihrem Flur stand. „Ich habe doch davon noch gar nichts gehört, weder im Radio noch im Fernsehen, wenn jemand ein Flug entführt hätte, wüsste man es doch oder?“

Die Frau setzte sich neben Lisa und erklärte ganz ruhig: „Die Medien haben davon zum Glück noch nichts mitbekommen und wir würden sie darum bitten, dass dies auch so bleibt. Momentan besteht noch keine direkte Gefahr und eine Massenpanik wäre für unsere Untersuchung nicht hilfreich. Wir würden Sie daher bitten, diese Sache für sich zu behalten, zumindest bis wir mehr wissen.“

„Für mich behalten? Ein Flugzeug mit meinem Mann darin wird entführt und ich soll es für mich behalten? Was soll ich denn meinen Kindern erzählen?“, rief Lisa und wurde langsam wütend. Wer waren diese Leute eigentlich? „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und ich verstehe, dass es für sie sehr schwer sein muss“, begann die, wie Lisa jetzt bemerkte, blonde Frau wieder, „aber verstehen Sie bitte, dass wenn es sich um Terroristen handelt, das Wohl aller und auch Ihres Mannes auf dem Spiel steht. Ich muss Sie darum bitten, es für sich zu behalten.“ Lisa nickte und schaute nun den Mann an, welcher in der Ecke lehnte und bisher noch nichts gesagt hatte. Er hatte ein breites Kreuz und graue Haare, Lisa schätzte ihn so um die fünfzig Jahre. Während er an der Wand lehnte, drehte er gelangweilt einen der Stifte, welche sie in einer Glasschüssel neben der Tür aufbewahrten, zwischen seinen Händen. Die Frau, die neben ihr saß, war jünger, fünfundzwanzig, vielleicht dreißig, mit einer eher zierlichen Statur und ihren Haaren zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Wir wissen dies wirklich zu schätzen und melden uns sofort bei Ihnen, sollten wir etwas Neues herausfinden“, sagte der Mann jetzt und deutete seiner Kollegin mit einer Handbewegung an, dass sie jetzt gehen sollten. Diese nickte Lisa noch einmal aufmunternd zu und verschwand danach mit dem Mann aus der Tür.

„Sie sah ziemlich fertig aus“, sagte der Mann bei ihrem Gang zum Auto.“

„Sie wird nicht reden, das ist das Wichtigste. Wir haben noch 12 weitere Familien denen wir diese Geschichte verkaufen müssen, wir haben keine Zeit, gefühlsduselig zu werden.“

„Warum darf das mit dem Flugzeug eigentlich jetzt noch keiner wissen?“, fragte der Mann auf einmal.

„Weil es uns jetzt noch nichts nützt“, war die knappe Antwort.

Kapitel 4