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Der Autor bei einem seiner kleinen Fotokurse, die er zuweilen abhält. Aufnahme: Magdalene Glück

Jürgen Gulbins ist ambitionierter Hobbyfotograf und seit vielen Jahren als Fachbuchautor zum Thema ›Digitale Fotografie‹ tätig. Elf Jahre lang hat er das Fotomagazin fotoespresso hauptverantwortlich ›gemacht‹. Er schreibt dort auch heute noch zahlreiche Artikel, hat die Verantwortung aber inzwischen an seinen Kollegen Steffen Körber übergeben.

Sind die meisten von Jürgens Büchern eher technisch orientiert und besprechen Themen wie Kamera- und Aufnahmetechniken, Bildbearbeitung, Ebenentechniken, Photoshop, Lightroom und andere technische Aspekte der digitalen Fotografie, denkt er in diesem Buch darüber nach, warum viele Amateure eigentlich fotografieren, was sie daraus für sich schöpfen und wie ihre Ausbildung und ihre Hobbys jenseits der reinen Fotografie sich in ihren Bildern niederschlagen.

Er beschreibt ebenso, wie sie auf ihre individuelle Art vorgehen. Dabei zeigt sich, dass es nicht nur ›eine‹ richtige Art der Fotografie gibt, sondern sehr viele Ausprägungen, die alle ›richtig‹ und alle ›berechtigt‹ sind. Sie tragen zur Vielfalt bei und nicht nur zur Masse der Bilder, wie wir sehen werden.

Jürgen Gulbins

Warum wir fotografieren

Sieben Fotografen, ihre Motivation und Arbeitsweise

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Jürgen Gulbins, jg@gulbins.de

Lektorat: Gerhard Rossbach

Copy-Editing: Ingrid Petrowitz (Leipzig), Alexander Reischert (Redaktion ALUAN, Köln)

Layout und Satz: Jürgen Gulbins

Herstellung: Birgit Bäuerlein

Umschlagmotiv: Magdalene Glück

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de

Druck und Bindung: mediaprint solutions GmbH, 33100 Paderborn

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN

Print:   978-3-86490-658-9

PDF:    978-3-96088-784-3

ePub:   978-3-96088-785-0

mobi:   978-3-96088-786-7

1. Auflage 2019

Copyright © 2019 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

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Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1Einleitung

Die Frage nach dem Warum

Die vorgestellten Fotografen

Die Ausrüstung

Die Fotografinnen und Fotografen

2Fotografie zum Ausgleich

Nachmachen, ohne zu kopieren

Eine andere Art von Porträt – Hände

Fokussierung ist gut, ›fotografische Breite‹ ebenso

Sammlungen und Fotopanele

Composings

Die Kunst ist das Weglassen

3Der Weg ist das Ziel

Projekt ›Makroschiene‹

Nur Spezialfotografie?

Sinn und Nutzen von Fotoclubs

4Leidenschaft ›Schwarzweiß‹

Beispiel geben mit Tieraufnahmen

Architektur in Schwarzweiß und Farbe

Immer wieder experimentieren

Die gestalterisch treibende Kraft bei Ausstellungen

5Model-Fotografie

Die Motivation für die Model-Fotografie

Das Model-Release

Die Location

Model-Fotografie als visualisierte Fantasien

Kreative Nachbearbeitung

Ein gutes Auge für lässig, frech, provokant oder sexy

6Ein Fotograf, drei spezielle Genres

Nacht- und Astrofotografie

Deep-Sky-Aufnahmen

Medizinische Dokumentation

Familienporträts

7Meine eigene Fotografie

Vom Hobby zum Berufshobby

Themenschwerpunkt Landschaftsfotografie

Von Farbe nach Schwarzweiß

Nochmals Faszination Technik – Dampflokomotiven

Interessante Details

Experimente und Composings

8Fotografie als Beruf und Hobby

Lehrjahre sind keine Herrenjahre, Selbstständigkeit auch nicht

Fotoexkursionen – halb Hobby, halb Beruf

Kalender – halb Hobby, halb Kommerz

Digital und analog

Die kommerzielle Seite

Die Ausrüstung

Die Motivation

Einige Überlegungen zur Fotografie

9Ein Bild – mehr als tausend Worte?

Optimierung oder Manipulation?

Kritik und der Umgang damit

10Erst das gedruckte Bild ist ein ›richtiges Bild‹

Drucken als kreative Phase

Selbst drucken oder drucken lassen?

Vielfältige Präsentationsvarianten

Fotoausstellungen

Ein Wort zur Bildgröße

11Resümee

Mit Limitationen leben und umgehen

Möchten Sie einzelne Limitationen überwinden?

Rechtliche Limitationen

Anhänge

ALiteratur und Links im Internet

BIndex

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Die Aufnahme der Basaltformation stammt von Uwe Merker, mit gutem Auge erkannt und aufgenommen auf einer seiner recht zahlreichen Reisen – hier nach Namibia. Das Foto demonstriert, dass man Bilder auch beim harten Licht der Mittagssonne aufnehmen kann. Neben den harten Schatten, in denen aber immer noch feine Zeichnung zu erkennen ist, sind es die klaren Formen sowie die Texturen der Basaltquader, die das Bild interessant machen. Die Schwarzweißausarbeitung mit einer guten Konvertierung aus dem Farbbild heraus verleiht dem Bild seinen markanten Ausdruck.

Vorwort

Die Konzeption zu diesem Buch ging mir schon längere Zeit im Kopf herum. Sie basiert auf der Idee, aus der Vielfalt der Genres und zahlreichen unterschiedlichen Herangehensweisen, die einzelne Fotografen einsetzen, einige herauszugreifen und deren persönliche Art der Fotografie aufzuzeigen. Selbstverständlich kann nur ein kleiner Ausschnitt der gesamten Bandbreite gezeigt werden – nur einige beispielhafte Genres und nur einige der verwendeten Techniken. Die Auswahl der in diesem Buch vorgestellten Fotografen mag etwas willkürlich wirken, zumal immer neue Genres hinzukommen – etwa die Drohnenfotografie. Ich habe jedoch versucht, einige typische Genres zu zeigen, in denen sich viele Fotografen bewegen. Dazu wurden Personen ausgewählt, deren Fotografie mir so gut vertraut ist, dass mir ein qualifizierter Einblick in ihre Arbeit möglich erscheint. Das Spektrum sollte ausreichend breit sein, um dem Leser neue Ideen für die eigene Fotografie zu liefern und vielleicht sogar Anreize für neue Projekte zu geben.

Zu den Fotos

Die verwendeten Fotos habe primär ich ausgesucht. Sie zeigen deshalb in einem bestimmten Umfang meine Sicht auf die Arbeiten der vorgestellten Fotografen. Die Auswahl der Bilder wurde aber mit den betreffenden Fotografen abgestimmt. Wesentliche Teile der Bildlegenden und Informationen zu den Fotos stammen von den Fotografen selbst. Sofern nicht explizit in den Bildlegenden anders angegeben, wurden alle Bilder der betreffenden Kapitel von der Fotografin oder dem Fotografen gemacht, die ich in dem Kapitel vorstelle.

Wenn einige der ausgewählten Fotografen – inklusive meiner Person – älteren Jahrgangs sind, liegt dies daran, dass viele ambitionierte Hobbyfotografen erst nach dem Ende ihrer beruflichen Tätigkeit die Zeit finden, ihrer fotografischen Leidenschaft ausgiebiger nachzugehen. Sie tun dies dann oft auch mit einigem Zeitaufwand.

Technisches

Bei vielen der gezeigten Bilder finden Sie Angaben zur verwendeten Kamera, zum Objektiv und zu den Kameraeinstellungen. Dies hilft manchem, die Entstehung des Bilds besser nachzuvollziehen und als Anregung für eigene Aufnahmen zu nutzen.

Die Angaben in Klammern der Art [1] beziehen sich auf Quellen und Links, die Sie im Anhang A ab Seite 209 finden.

Mein herzlicher Dank

Ich möchte mich hier herzlich für die Überlassung der Bilder und der Informationen dazu bedanken. Dies gilt auch für die Zeit, in der mir die Fotografen Fragen zu ihrer Fotografie beantwortet haben. Mein Dank geht auch an meinen Kollegen Uwe Merker, der mir bei der Überarbeitung der meisten Kapitel zur Seite stand, mir half, das Buch etwas zu straffen und einige Passagen flüssiger zu formulieren.

Jürgen Gulbins, Keltern

März 2019

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Treiben wir als Fotografen nur gemütlich dahin wie diese beiden Otter im Wasser, die Sonne genießend, oder strengen wir uns an, um bessere Bilder zu erzielen? Dieses Bild wurde noch mit einer inzwischen uralten Digitalkamera, einer Nikon D100 mit einem aus analoger Zeit stammenden 50 mm-Objektiv aufgenommen. Es zeigt, dass auch mit einer älteren und – gemessen an der heutigen Technik – schlichten Kamera ansprechende Aufnahmen gelingen. (Foto: Rainer Gulbins)

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Einleitung

Die Frage nach dem Warum

Was treibt uns an zu fotografieren, Geld für die Kamera und das Zubehör wie Kameratasche, Objektive, Stativ, Blitzgerät und weitere Dinge auszugeben? Was motiviert uns früh aufzustehen, um das erste Licht des Tages einzufangen, und zu später Stunde noch hinauszugehen, um das letzte Licht, die Blaue Stunde oder gar die Sterne zu fotografieren? Das alles ginge doch einfacher und billiger mit dem Smartphone, das wir inzwischen fast immer bei uns haben und das so bequem und unproblematisch in der Handhabung ist. Die Milliarden von Fotos in Zeitschriften, im Fernsehen und in den Social Media machen unser eigenes Fotografieren scheinbar überflüssig.

Das Smartphone mag das fotografische Handwerkszeug unserer Wahl sein. Was bringt uns dann jedoch dazu, aus ihm mehr herauszuholen, als was Millionen von Menschen täglich damit machen? Sie ›knipsen‹ einfach nur, ohne überlegt zu fotografieren. Die große Mehrheit der Fotografen nimmt Bilder auf, die kaum betrachtet werden, weil sie über den ganz persönlichen Bezug hinaus keine interessante Aussage haben. Solche Bilder werden nur ganz selten ausgedruckt. Eventuell landet ein kleiner Teil davon kaum oder nicht bearbeitet auf einer Social-Media-Plattform, wo die Fotos zumeist rasch durchgeblättert und dabei nur für Sekundenbruchteile betrachtet werden.

In diesem Buch möchte ich analysieren, warum manche Fotografen mehr Aufwand betreiben, möchte herausfinden, was sie antreibt, wie sie ihren persönlichen Weg zur Fotografie gefunden haben und was ihnen die Fotografie heute bedeutet. Ich möchte dabei zeigen, dass es nicht nur ›den einen Weg‹ zur Fotografie gibt, sondern eine Vielfalt von Wegen und Umwegen. Es gibt eine Vielzahl von Begabungen, Motivationen, von Gewichtungen und Vorgehensweisen. Ich zeige an Beispielen den Einsatz unterschiedlicher Techniken.

Ein persönliches Buch

Dieses Buch ist in mancher Hinsicht ein recht persönliches, weil es einige individuelle, recht persönliche Motive und Herangehensweisen der hier vorgestellten Fotografinnen und Fotografen zeigt. Weil es, stimuliert durch meine Fragen, sie zwingt, über ihre Motivationen und ihre bevorzugten Motive nachzudenken und sich bis zu einem gewissen Grad zu rechtfertigen.

Die schwierige Frage von Bruce Barnbaum

Ich habe an einer ganzen Reihe von Workshops des bewundernswerten amerikanischen Landschaftsfotografen Bruce Barnbaum teilgenommen. Dabei sollte jeder Teilnehmer (oder Teilnehmerin) etwa zehn Bilder mitbringen, um sowohl den persönlichen Arbeitsstand zu zeigen als auch die typische, persönliche Art der Fotografie. Nachdem die anderen Gruppenmitglieder schweigend die Bilder eines Teilnehmers begutachtet hatten, wurde die Fotografin bzw. der Fotograf aufgefordert zu sagen, was sie oder er mit den Bildern ausdrücken wolle, was die Motivation der eigenen Fotografie sei.

Für viele kam diese Frage zunächst überraschend und war schwierig zu beantworten. Die Gruppe hinterfragte danach offen, ob sich die Aussagen, die vorgetragene Motivation und Intention in den vorgestellten Bildern niedergeschlagen haben – zunächst unabhängig von der fotografischen Qualität der Bilder. Die Gruppen wiesen praktisch immer ein recht breites Spektrum an fotografischem Können auf. Für viele Teilnehmer schuf dies – unbeabsichtigt, aber durchaus nützlich – eine gewisse Stresssituation. Danach gab es immer eine offene Diskussion, eine Art konstruktive Bildkritik.

Diese Diskussion ist hilfreich, nützlich für beide ›Seiten‹, für die vorstellende Fotografin oder den Fotografen ebenso wie für die übrigen Teilnehmer. Bruce Barnbaum dirigierte diesen Prozess mit unglaublichem Geschick. Eine solche Diskussion nutzt dem betreffenden Fotografen, da er oder sie gesagt bekommt, was die anderen Teilnehmer in den Bildern sehen – oder eben nicht sehen. Sie zeigt natürlich auch Schwachstellen einzelner Bilder auf, verdeutlicht aber zugleich die Stärken einer Bildaussage. Sie zeigt den Gruppenteilnehmern andere Sehweisen, andere Vorgehensweisen, andere Bewertungen und Gewichtungen. Die Diskussion zeigt zugleich, wo sie in ihrem eigenen Schaffen stehen.

Nicht selten kam zu einem Bild die Aussage: »Damit kann ich (persönlich) nichts anfangen«. Dem wurde dann oft von einzelnen Teilnehmern widersprochen. Dies zeigt, dass es recht unterschiedliche Geschmäcker, Präferenzen und Bewertungen gibt, aber auch unterschiedliche ›Sehfähigkeiten‹. So wurde ein Bild zuweilen von einigen Teilnehmern ›verworfen‹ und von anderen als gut bewertet.

Die mitunter recht unterschiedlichen Bewertungen der besprochenen Bilder sind teilweise unabhängig von der Erfahrung der kommentierenden Fotografinnen oder Fotografen.

Die vorgestellten Fotografen

Alle im Buch vorgestellten Fotografen kenne ich persönlich gut. Mit einigen bin ich befreundet. Viele der Fotografen sind Mitglieder des gleichen Fotoclubs. Die Wahl fiel aber nicht auf sie, weil wir befreundet sind oder weil ich sie als Vorbilder präsentieren oder weil ich Werbung für den Fotoclub betreiben möchte. Ich habe sie vielmehr ausgewählt, um zu zeigen, wie breit das Spektrum in der (Amateur-)Fotografie ist, und beschreibe die unterschiedlichen Motivationen und Vorgehensweisen. Zur Sprache kommen auch Kamera und Zubehör sowie fotografische Techniken. Ich möchte zeigen, dass es nicht ›die Fotografie‹ gibt, sondern sehr viele unterschiedliche Arten der Fotografie, dass man nicht vom ›richtigen Fotografieren‹ und ›falschen Fotografieren‹ sprechen kann, sondern dass jeder Fotograf mit Ambitionen seinen eigenen Weg gehen kann. Er muss diesen eigenen Weg suchen, muss ihn sich selbst erarbeiten. Dies erfordert Zeit, Aufwand und ein gewisses Durchhaltevermögen. Dafür muss man experimentieren, Fehlschläge und Fehlwege in Kauf nehmen. Haben Sie keine Angst davor. Sie sollten versuchen herausfinden, was Sie gut machen, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen und wo Sie noch Lücken haben, die Sie willens sind zu schließen. Sie sollten darüber nachdenken, wie Sie Ihre Stärken ausbauen und weiterentwickeln können. Dazu gehört die Einsicht, dass es Wege gibt, die man nicht gehen kann oder gehen will.

Das Ganze mag ein wenig pathetisch klingen, ist aber sehr praktisch, sehr praktikabel. Die ›Geschichten‹ der vorgestellten Fotografen zeigen einige der Wege. Verstehen Sie dies nicht unbedingt als Ihr Vorbild, nicht als Wegweiser. Vergleichen Sie sich aber mit ihnen. Ist bei den ›Geschichten‹ etwas dabei, was Sie auch bei sich selbst finden? Was sich ausbauen lässt, was Sie gerne einmal ausprobieren würden? Oder ist etwas dabei, was auf Sie gar nicht zutrifft, was nicht Ihrem Geschmack entspricht, was Sie ablehnen, etwa weil Sie die Zeit nicht haben, das Know-how nicht besitzen, das Geld dafür nicht aufbringen können oder wollen, da Ihnen andere Dinge wichtiger sind? Es ist nicht nur nützlich zu wissen, was man tun möchte, sondern auch zu wissen, was man eben nicht tun möchte. Fotografie soll zwar Ansporn sein, aber kein Zwang. Das ist der große Vorteil der Amateurfotografie. Und was Sie heute nicht wollen oder können, kann durchaus, so Ihnen später einmal der Sinn danach steht, in einiger Zeit ein interessantes Ziel sein, etwa im nächsten Urlaub oder erst in einer späteren Lebensphase.

Ich habe die Fotografinnen und Fotografen so ausgewählt, dass sie das Spektrum an Fotografie zeigen, das möglich ist, ohne dabei den Anspruch auf Vollständigkeit zu haben. Ich interpretiere und deute in einem gewissen Umfang ihre Fotografie, ihre Bilder und ihre Herangehensweisen.

Meine Person in diesem Buch

In Kapitel 7 schreibe ich auch über mich selbst und meine Fotografie. Das Buch hat dadurch einen autobiografischen Teil. Es zeigt nicht nur meinen skizzierten fotografischen Werdegang, sondern ist bereits durch die Auswahl der vorgestellten Fotografen und ihrer Bilder recht persönlich gestaltet.

Bei allem Bemühen um Objektivität, um Neutralität, ist eine persönliche und subjektive Komponente unvermeidbar. Ohne sie wäre das Buch wahrscheinlich so technisch wie die meisten meiner anderen Bücher. Es wäre voll gepackt mit technischen, wie ich hoffe hilfreichen Informationen. Das mag oft nützlich sein, macht das Lesen aber anstrengend und ein bisschen steril.

Man sollte also Stimmungen und Emotionen zulassen, denn ein wesentlicher Teil der nichtkommerziellen Fotografie ist durch Emotionen geprägt. Selbst ein Großteil der kommerziellen Fotografie versucht uns emotional anzusprechen – man denke nur an die Werbung und Wahlplakate mit geschönten Porträts. Und viele Amateurfotografen möchten in ihren Bildern das festhalten, was sie empfunden haben, als sie die vor ihnen liegende Szene aufnahmen. Sie kämpfen dabei mit der Herausforderung, ihre Eindrücke und Stimmungen im Bild auszudrücken.

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Fotografieren heißt, Licht und Formen zu erkennen, einen passenden Ausschnitt und die richtige Perspektive zu wählen, eventuell das Objektiv und oft den Standort zu wechseln, auf störende Elemente zu achten sowie die richtige Belichtung zu finden – also viele im Konflikt stehende Ziele abzuwägen und abzugleichen. Eine Herausforderung ist hier z. B. der Umgang mit der Mischlichtsituation – dem von außen kommenden Tageslicht und der Innenbeleuchtung durch Halogenlicht. Der Gegensatz wurde in der Nachbearbeitung bewusst verstärkt. (Vorraum der Klosterkirche in Blaubeuren)

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Muss man wirklich sein Stativ für solche Aufnahmen wie diese vom alten Heidelberger Schloss mitschleppen, Stativ und Kamera sorgfältig ausrichten, einen Kabelauslöser oder den Selbstauslöser einsetzen, um eine Aufnahmenserie für eine Panoramaaufnahme zu erstellen? Man muss, wenn man halbwegs vernünftige Ergebnisse erzielen möchte, die man anschließend in angemessener Größe zeigen oder gar ausdrucken möchte. (Panorama, aus drei Raw-Aufnahmen in Lightroom kombiniert und in Photoshop nachbearbeitet. EOS 5D Mk IV, 70–200 mm- F2,8-Zoom bei 70 mm, f/7,1, 25 s, ISO 200) (Foto: Jürgen Gulbins)

Die Ausrüstung

Für gute Fotografie brauchen Sie keine tolle Ausrüstung. Diese hilft in manchen Situationen, behindert aber in anderen. Dass man ein renommierter Fotograf ohne großartige Ausrüstung sein kann, demonstriert beeindruckend Harald Mante, der den überwiegenden Teil seiner Aufnahmen mit ausgesprochen simpler Technik erstellt hat. (Ein Artikel von Gerhard Rossbach in fotoespresso 5/2018 [1] erklärt das.)

Andere Fotografen brauchen eine aufwändigere Ausrüstung für ihre Aufnahmen – oder weil es ihre Kunden erwarten. Hierzu gehören viele Modefotografen, die mit recht teuren Mittelformatkameras arbeiten. Für sie ist das oft notwendig; es ist das Handwerkszeug ihres Berufs, ist Teil ihrer Fotografie. Und jede dieser Kameraklassen – Smartphone, Kompaktkamera, MFT, APS-C, Vollformat und Mittelformat – hat ihre speziellen Eigenschaften, was Abbildung, Schärfentiefe und andere Parameter betrifft, die man kennen und auf die man sich einlassen muss.

Dann gibt es da noch die ›Gear Heads‹, d. h. Fotografen, die viel Geld für aufwändige Technik ausgeben, ohne sie wirklich auszuspielen und ohne entsprechende Ergebnisse zu produzieren. Ich habe keinen von ihnen in dieses Buch aufgenommen – vielleicht mit Ausnahme von mir selbst :–). Wenn diese Fotografen damit glücklich werden, ist das aus meiner Sicht auch in Ordnung, solange die Familien unter dieser Kaufwut nicht leiden. Sie tragen dazu bei, dass die Fotoindustrie Geld verdient und neue, hoffentlich bessere Technik entwickeln kann. Sie gehören mit zum breiten Spektrum der Fotografie.

Von einem professionell arbeitenden Fotografen habe ich einmal folgenden Spruch gehört, über den ich sehr lachen musste:

»Sollte ich einmal vorzeitig sterben, so hoffe ich, dass meine Frau nicht so töricht ist, meine Ausrüstungskomponenten zu dem Preis zu verkaufen, den ich ihr genannt habe

Ich erkenne mich selbst ein wenig darin wieder, ohne von mir zu behaupten, ein professioneller Fotograf zu sein. Für mich ist, wie wohl für die meisten meiner Leserinnen und Leser, Fotografie ein liebes und zuweilen teures Hobby.

Reflexionen zur Fotografie

Sowohl in den Kapiteln zu den vorgestellten Fotografen als auch in den separaten Kapiteln zum gedruckten Bild und in jenem zu den Informationen, die man zuweilen dem Betrachter zu den eigenen Bildern geben sollte, stelle ich Überlegungen zur Fotografie an und philosophiere dabei ein wenig. Ich kommuniziere damit natürlich zunächst meine Überlegungen, Erfahrungen und fasse manchmal Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen zusammen. Ich möchte Ihnen dabei aber nicht meine Philosophie und meinen Stil aufdrängen, sondern Sie anregen, darüber nachzudenken, zu überlegen, was Sie davon akzeptieren und für sich übernehmen möchten bzw. was Sie ablehnen, in Zweifel ziehen oder wo Sie widersprechen möchten.

Versuchen Sie dabei einmal Ihren Widerspruch (so vorhanden) zu begründen. Dieses Nachdenken und Überdenken, diese Auseinandersetzung mit Vorschlägen, Sichtweisen und das Hinterfragen erweisen sich immer wieder als nützlich (und dies nicht nur in der Fotografie). Ich stehe Ihnen gerne auch für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung – per E-Mail, lieber aber noch per Telefon oder auch persönlich ›Face toFace‹.

jg@gulbins.de

Tel. +49 (0) 70 82 94 82 51

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Er schaut noch etwas kritisch auf die nachfolgend vorgestellte Fotografin und die Fotografen. Es ist ein Schausteller auf einem Mittelaltermarkt in Niefern. Der skeptische Blick gehört zum Schaustellen. Mein Blick ist da schon sehr viel positiver und optimistischer. (EOS 5D Mk IV mit 100–400 mm-Zoom, F4,5–5,6 bei 312 mm, 1/200 s, f/5,6, ISO 200) (Foto: Jürgen Gulbins)

Die Fotografinnen und Fotografen

Wie in der Einleitung dargelegt, möchte ich am Beispiel verschiedener Fotografinnen und Fotografen einen Ausschnitt aus der Vielfalt dessen zeigen, was uns zum Aufnehmen von Bildern bringt. Dabei finden wir recht unterschiedliche Ansätze. Ein Blick darauf kann dem Leser neue Blickwinkel und andere Motivationen und eventuell auch neue Motive zum Fotografieren zeigen und sollte ihn dazu anregen, das eine oder andere selbst einmal auszuprobieren oder zumindest darüber nachzudenken.

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Low-Key-Porträt, aufgenommen in einem abgedunkelten Zimmer mit Systemblitz (Olympus E-M 5D Mk II, Zuido.M 45 mm F1,8 (90 mm KB-äquivalent), f/1,2, 1/30 s, ISO 250)

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Fotografie zum Ausgleich

Sie ist eine fast typische Vertreterin der weiblichen Fotografen. Sie nimmt die Fotografie – als Hobby – ernst, aber eben nicht bierernst. Im Gegenteil, sie nutzt die Fotografie zur Entspannung, zum Stressabbau. Und wie die meisten Hobbyfotografinnen und -fotografen ist sie Autodidaktin, was die Fotografie betrifft.

Sie hat das ernsthafte, ambitionierte Fotografieren erst relativ spät begonnen, etwa mit 55. Der volle Stimulus dazu kam durch ihren Beitritt zu einem lokalen Fotoclub. Dort trifft man sich monatlich, in den meisten Fällen um eigene Bilder vorzustellen und fremde zu begutachten und zu diskutieren.

Begonnen mit recht initialen Kenntnissen zur Fotografie hat sie sehr schnell gelernt, weil sie lernen wollte. Sie hat das Wissen anderer aufgesogen wie ein trockener Schwamm. Und sie hat viel gelesen, in allen möglichen Arten von Fotobüchern, hat auch Videotutorials eingesetzt. Den größten Fortschritt hat sie aber durch ständiges Üben erzielt, durch ›Learning by Doing‹. Sie fotografiert praktisch täglich, hat ihre Kamera dabei wo immer möglich, ist ständig auf der Ausschau nach neuen Motiven und Gelegenheiten. Und sie ›traut sich‹. Sie traut sich zu experimentieren, Menschen anzusprechen und diese um Erlaubnis zu fragen, ob sie Porträts machen darf. Porträts sind nicht ihr ausschließliches Thema, aber eines ihrer Lieblingsthemen, sicher eine ihrer Stärken. Die Nähe zu den Menschen, zu den Porträtierten drückt sich in ihren Bildern aus, ob es Verwandte, Bekannte oder zunächst Fremde sind.

Sie ist eine ausgesprochen aktive Person, die abgesehen von ihrem Beruf vieles andere tut: sich um die eigene Familie kümmern, mit Inbrunst fotografieren, an Fotowettbewerben teilnehmen, lange Zeit einen Fotoclub leiten, Fotokurse organisieren und durchführen, um nur einen Teil zu nennen.

Die hier vorgestellte Fotografin heißt Magdalene Glück. Sie ist selbstständige Hebamme, beruflich sehr aktiv. Damit kommt sie täglich mit vielen Menschen in Kontakt und hat gelernt – und wohl auch eine natürliche Begabung dafür –, mit Menschen umzugehen, auch in schwierigen Situationen.

Magdalene ist vielseitig interessiert und naturverbunden. Deshalb entstehen neben ihrem Schwerpunkt Porträtfotografie ebenso Architekturaufnahmen, wie etwa auf Seite 33 zu sehen, oder Naturaufnahmen. Es sind eher Details als die typischen Landschaftsaufnahmen. Eine Zeit lang fotografierte sie unter anderem auf ihren morgendlichen oder abendlichen Spaziergängen – eine zweite Art der Entspannung – gekonnt Schmetterlinge. Sie stellte mit den Aufnahmen recht attraktive Fotobücher zusammen. Aber mit dem bedauerlichen Rückgang der Schmetterlinge in unserer Kulturlandschaft und mit fortschreitendem Können waren es bald größere Objekte, die sie vor die Kamera nahm und noch immer nimmt. Mit ihrem Gespür für Situationskomik gelingen ihr immer wieder Aufnahmen in der Rubrik People-Fotografie.

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Magdalene Glück versteckt sich hier ein wenig hinter Ihrer Kamera. Für ein gutes Bild scheut sie es nicht, sich auf den Boden zu legen.

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Spinnennetz an einer Ähre im Morgentau. Die Wirkung der Tautropfen kommt erst bei ausreichender Größe des Bilds richtig zum Tragen. Das Bild wurde in der Nachbearbeitung weitgehend entsättigt, etwas abgedunkelt und der Kontrast der Tauperlen erhöht.
(EOS 600D, 100 mm Makro, 1/320 s, f/5,6, ISO 400)

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Mit einem wachen Auge, die Kamera fast immer zur Hand, und einem guten Gespür für eine gewisse Situationskomik gelingen Magdalene schöne Situationsaufnahmen. Deren Wirkung kommt in Schwarzweiß zumeist besser zur Geltung als in Farbe. Da die Personen im Bild nicht direkt erkennbar sind, hat man mit solcher Art von Street-Fotografie auch kein Problem mit dem Kunsturhebergesetz (kurz KUG) oder der neueren Datenschutz-Grundverordnung der EU (kurz DSGVO) bei der Aufnahme und Veröffentlichung solcher Bilder. (Kompaktkamera Sony DC-RX 100, 1/80 s, f/3,2, ISO 400)

Wie beschreibt man eine Fotografin oder einen Fotografen?

Beschreibt man sie oder ihn über die Ausrüstung? Möglicherweise auch, denn sie sagt etwas über die Person aus – sicher aber nur ein bisschen. Beschreibt man die Person über die Bilder? Die sagen schon sehr viel mehr aus, zeigen zumindest die fotografische Seite – oder einen Teil davon.

Ich habe mich entschieden, zunächst etwas über die Person zu sagen, ein wenig ihren beruflichen Hintergrund zu skizzieren, denn teilweise hat er Einfluss auf das Fotografieren. Dann zeige ich ihre Bilder und erzähle bei einigen, wie sie entstanden sind. In einem gewissen Umfang interpretiere ich auch die Bilder; weitere Interpretationen überlasse ich dem Leser. Ich möchte Sie als Leserin oder Leser explizit dazu aufrufen, die Bilder genau zu betrachten, um festzustellen, ob Sie davon angesprochen werden, ob Sie sie eher neutral sehen oder ablehnen und ob Sie darin Fehler entdecken.

Nachmachen, ohne zu kopieren

Eine typische Geschichte zu Magdalenes Fotografie ist folgende: Ich hatte ihr ein Buch des renommierten amerikanischen Fotografen Gregory Heisler mit dem Titel »50 Portraits« ausgeliehen, das mir gut gefallen hatte. Der Umschlag zeigt ein Porträt des Masseurs des Boxers Muhammad Ali. Es ist eine beeindruckende Low-Key-Aufnahme. Magdalene bat mich, den Schmutzumschlag des Buchs mit dem Porträt behalten zu dürfen. Sie wolle es als Vorlage für eine eigene Aufnahmenserie nutzen. Einige Zeit später kam sie mit dem Ergebnis.

Das Bild auf der nächsten Seite ist sicher nicht die erste Aufnahme der Serie, die mit dem Ziel ›Low-Key-Portäts‹ entstand. Solche Aufnahmen brauchen Planung und Vorbereitung sowie Übung. Und man muss die passende Person für solche Aufnahmen finden. Dunkelhäutige Menschen sind für Low-Key-Porträts wie bei Heislers Aufnahme zwar nicht unabdingbar, aber von Vorteil. Man muss zusätzlich für einen dunklen Hintergrund oder zumindest einen dunklen Raum im Hintergrund sorgen und man muss sorgfältig ausleuchten und belichten.

Was entstand, zu sehen auf Seite 16 und 21, sind sicher keine ›Kopien‹ der Aufnahme von Gregory Heisler. Das Konzept wurde aber aufgegriffen, das Licht sparsam und sorgsam gesetzt, die Bedeutung der Augen verstanden. In der Aufnahme auf Seite 21 wurden wie in Heislers Bild die Hände als wesentliches Element im Bild verwendet. In der digitalen Nachbearbeitung sind die Konturen verstärkt, die Augen leicht aufgehellt, die Umgebung in ein tiefes Schwarz gehüllt. Die Vision eines Low-Key-Porträts im Kopf zu haben, eine Art Prävisualisierung, vereinfacht das Fotografieren natürlich. Die Herausforderung besteht darin, sich von einem reinen Nachmachen zu lösen, das Konzept auf die aktuelle Person, Situation und Szene anzuwenden sowie eigene kreative Elemente beizutragen und diese per Kamera, Licht und Regieanweisung an den Porträtierten mit Gespür umzusetzen.

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Das Porträt auf dem Umschlag des Buchs von Gregory Heisler war der Stimulus für eine Serie eigener Low-Key-Porträts.

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Wir wissen nicht, mit welchen Mitteln Heislers Aufnahme entstand. Er lässt sich in seinem Buch dazu kaum aus, auch wenn die Story ausgesprochen lesenswert ist. Er dürfte typischerweise mit einer Mittelformatkamera im Studio gearbeitet haben. Aber die Kamera ist sicher nicht das wirklich wichtige Element.

Die Aufnahme von Magdalene auf Seite 16 entstand mit ausgesprochen einfachen Mitteln, einer APS-C-Kamera mit einem 50 mm-Objektiv bei Blende f/7,1 in einem abgedunkelten Raum. Es wurde dazu ein Systemblitz eingesetzt und dessen Licht mit zwei schwarzen Kartons auf einen recht schmalen Bereich begrenzt. Für das Porträt auf Seite 21, welches später entstand, wechselte die Fotografin zu einer relativ leichten und kleinen MicroFourThirds-Kamera und setzte dort ein 45 mm-Objektiv (90 mm KB-äquivalent) und Blende f/2,2 ein. Das Licht ist hier Tageslicht. Den dunklen Hintergrund erzielt sie einfach mit einer dunklen Decke.

Beide Bilder sind typisch für ihre Porträts: intensiv, gut komponiert und dicht an den Menschen. Der jüngere Mann auf Seite 16 ist der Vater eines der von ihr betreuten Babys, aus Nigeria stammend und als Flüchtling mit seiner jungen Familie nach Deutschland gekommen. Der Mann auf Seite 21 lebt schon lange in Deutschland. Magdalene kennt ihn über seine Kinder und über die Kirchengemeinde.

Eine noch größere Nähe zeigen auch die Schwarzweiß-Porträts eines Mannes nebenstehend und auf der nachfolgenden Seite. Diese fotografische Nähe erfordert in der Regel auch eine menschliche Nähe, selbst wenn es sich sonst um einen weitgehend Fremden handelt. Die Arbeit geht in diesen Fällen also über das reine Fotografieren hinaus, und nicht jeder Fotograf erträgt diese Nähe oder ist in der Lage, eine solche aufzubauen.

Dass man den Fotografierten nach der Aufnahme das Bild auf dem Rückendisplay der Kamera zeigt und dabei auf mögliche Einwände eingeht, ist fast selbstverständlich. Das wirkliche Bildergebnis ergibt sich zumeist aber erst nach einer digitalen Ausarbeitung. Und natürlich sollte man sich dann mit einem gedruckten Bild in angemessener Größe im Nachhinein bedanken. Dies schafft oft eine Verbindung, die es erlaubt, wiederzukommen und bei Bedarf weitere und andere Porträts zu machen.

Bei diesen Porträts und bei vielen anderen war es für die Fotografin von Vorteil, eine Frau zu sein und in den beiden ersten Fällen als Hebamme einen guten Zugang zu den Familien zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, als Frau eine Absage zu bekommen, wenn man höflich fragt, ob man ein Porträt machen darf, ist relativ gering. Man muss sich aber trauen, muss sich die Zeit nehmen, muss für die richtige Umgebung sorgen, sollte bereits vor der Aufnahme das ›Bild‹ im Kopf haben. Und man muss als Fotograf auf die Person eingehen, die man porträtieren möchte, muss Nähe zulassen, muss Nähe und Vertrauen schaffen.