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Dackel

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(Foto: Maurer)

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(Foto: Neddens-Tierfoto)

Impressum

Copyright © 2011 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Gestaltung und Satz: Ravenstein und Partner, Verden

Lektorat der Originalausgabe: Maren Müller

Coverfoto: Neddens-Tierfoto

Fotos im Innenteil: Fotonatur.de, Dr. Richard Maurer, Neddens Tierfoto, Sonja Rasche, Christiane Slawik, Tierfotoagentur.de

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6420-1

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(Foto: Neddens-Tierfoto)

INHALT

Eine lange Geschichte mit Erfolg

    Die frühen Vorfahren

    Beginn der gezielten Zucht

    Erste Rassemerkmale und Gründung des Teckelklubs

Neun Rassen – ein und derselbe Hund?

    Drei Größen

    Drei Haarvarianten

        Kurzhaar

        Rauhaar

        Langhaar

    Tigerscheckung

    Der FCI-Rassestandard

    Charakter und Wesen

    Der Dackel in den Medien

Auf den Dackel gekommen

    Der richtige Hund für mich?

    Welpe oder älterer Dackel?

    Hündin oder Rüde?

    Der richtige Züchter

        Augen auf!

    Welcher Welpe passt zu mir?

Er gehört zu uns – Der Dackel als Familienhund

    Dackel und Kinder

    Dackel und ältere Menschen

    Mein Welpe wird erwachsen

    Erziehung muss sein!

    Die schönste Zeit im Jahr: Urlaub mit dem Dackel!?

Klein aber oho!

    Mein Begleithund

    Die sportliche Seite des Dackels

    Der kleinste Jagdhund

        Spurlaut

        Baujagd

        Kaninchensprengen

        Stöbern

        Schweißarbeit

Wer ist der Schönste im Land?

    Zuchtschauen und Ausstellungen

    Zucht

Was will er denn noch?

    Pflege

    Ernährung

    Gesundheit

    Mein alter Freund

Anhang

    Ein Wort des Dankes

    Inetressante Adressen für Dackelfreunde

Eine lange GESCHICHTE mit Erfolg

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Dackel können auf eine lange Geschichte zurückblicken.
(Foto: Neddens-Tierfoto)

Wohl jeder Hundeliebhaber kennt den Dackel, doch nur wenige wissen, dass der kleine Schelm zu den ältesten Hunderassen gehört.

Schon im alten Ägypten gab es Hunde mit kurzen Beinen, Stehohren und lang gestrecktem Rücken, die vorwiegend als Wachhunde dienten. Auch den Römern waren niederläufige Hunde nicht unbekannt. Bei den Damen der damaligen Gesellschaft führten sie das angenehme Leben von Schoßhunden. In der Literatur des klassischen Griechenlands kann man lesen, dass Hunde mit kurzen krummen Beinen und Stehohren zur Feldjagd eingesetzt wurden. Skelettfunde im Siedlungsraum der Germanen zeigen, dass auch hier kleine, dackelähnliche Hunde lebten.

Anmaßend wäre es zu behaupten, all diese Hunde seien direkte Vorfahren der Dackel. Dennoch können die Dackel auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Die frühen Vorfahren

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Kurzhaardackel kommen den „Urdackeln“ optisch am nächsten.
(Foto: Slawik)

Seit dem Mittelalter sind kleine, kurzbeinige Hunde als Jagdhunde nicht mehr wegzudenken. Äußerlich ähnelten sie allerdings eher einem niederläufigen Wachtelhund als dem heutigen Dackel. Diese Hunde gehörten zu den Jagdhundmeuten und wurden für die Jagd unter der Erde eingesetzt.

Das im 16. Jahrhundert erschienene Jagdbuch „La Vénerie du Jaques du Fouilloux“ zeigt einen Stich, auf dem Erdhunde zu sehen sind, die bereits fallende Behänge (Ohren) aufweisen. In diesem Buch ist von zwei Erdhundarten die Rede, wobei den krummbeinigen gewisse Vorzüge bei der Arbeit im Bau zugeschrieben werden: „Die mit den krummen Füßen fallen weit ringfertiger und geschwinter in den Baw dann die ersten, so gerad Füße haben, sie seyn auch für die Dachs viel besser.“

Natürlich sind die Schliefer, Taxel, Dachsschliefer, Tachskriecher, Lochhündlein und Dachswürger, wie diese Erdhunde je nach Region genannt wurden, noch längst keine Dackel im heutigen Sinn. Möglicherweise hat man die völlig unterschiedlich aussehenden Hunde aber bereits als eine einzige Rasse betrachtet. Damals wurden Hunde nicht nach ihrem Aussehen bewertet, sondern nach ihren Fähigkeiten. War in Fachbüchern also von „Dachshunden“ die Rede, waren damit nicht die Hunde gemeint, die sich phänotypisch glichen, sondern diejenigen, deren Aufgabe die Jagd unter der Erde (unter anderem auf Dachse) war.

1793 erwähnt Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon, in seiner „Allgemeinen Naturgeschichte“ den krummläufigen und den geradeläufigen Dachshund. Auf Bildern in diesem Buch ist zu sehen, dass die krummläufigen Dachshunde aufgrund ihrer angewinkelten Vorderhand während des Grabens und des Laufens eher einknickten als die mit geraden Läufen. Die krummläufigen Hunde hatten im Ernstfall erheblich größere Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen. Weiterhin beschreibt Buffon, dass sowohl die krummläufigen als auch die geradläufigen Dachshunde sehr „griffig“ gegen den Dachs seien und diesen dadurch aus seinem Bau trieben. Neben der jagdlichen Befähigung berichtet der Autor von den unterschiedlichen Haarfarben. Bereits damals wiesen die Dachshunde ein großes Farbspektrum auf. Es gab schwarze,weiße, gefleckte und falbfarbene Tiere. Diese Farbenvielfalt ist dem Dackel bis in die heutige Zeit erhalten geblieben, nur die erwünschten Farben haben sich geändert.

Des Weiteren beschreibt Buffon die Dachshunde als niederläufige, etwas überbaute (also hinten etwas höher als vorn) Hunde mit lang gestrecktem Rücken. Die Brust der Dachshunde dürfe nicht zu stark sein. Auch damals war also schon bekannt, dass Hunde mit zu starker Brust Schwierigkeiten mit dem Vorwärtskommen im Bau haben. Dass sich die Hundezucht schnell weiterentwickelt hat, können wir daran erkennen, dass bereits 1797 eine weitere Haarfarbe erwähnt wird. So schreibt der Jagdschriftsteller Friedrich Ernst Jester in seinem Buch „Über die kleine Jagd“ nun von braunen Hunden. Wahrscheinlich ist mit dieser Farbbezeichnung das heutige Rot gemeint. Den Charakter der Hunde beschreibt er wie folgt: „Der Dachshund ist unter allen zur kleinen Jagd bestimmten Hunden seinem Körperbau nach der kleinste und schwächste, und doch übertrifft er sie alle an Herzhaftigkeit. Er sucht sich seinen ihm an Mut gleichkommenden, an Kräften aber im Grunde weit überlegenen Feind tief unter der Erde auf, bekriegt ihn hier auf eigenem Grund und Boden, kämpft mit ihm stunden-, ja tagelang ...“

Etwas uncharmanter illustriert ein Herr Dr. Walther das Wesen der Erdhunde. Für ihn handelt es sich dabei um „bissige, oft tückische, tapfere, aber händelsüchtige Thiere, die ein zähes Leben haben. Sie fangen mit jedem Hund Händel an, wenn er auch noch so groß ist.“

In der Literatur werden um 1800 neben den glatthaarigen Dachshunden auch stockhaarige Hunde erwähnt. Letztere sind aber nicht die unmittelbaren Vorfahren der später auf ausdrücklichen Wunsch gezüchteten rauhaarigen Dachshunde. Wem diese Hunde ihr besonderes Haarkleid zu verdanken hatten, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Die beiden Typen unterschieden sich nicht nur im Haarkleid, sondern auch im restlichen Erscheinungsbild. Die stockhaarigen Dachshunde waren größer als ihre kurzhaarigen Verwandten und ihre Beine sollen nicht mehr so krumm gewesen sein.

Von langhaarigen Dachshunden ist erstmals 1820 zu lesen. Auf die jagdlichen Fähigkeiten hatte die Fellbeschaffenheit keinen Einfluss. Ihre Aufgaben erfüllten alle drei unterschiedlichen Dachshundtypen gleichermaßen gut.

Ab dem Mittelalter finden wir in der Literatur also zahlreiche Hinweise auf mögliche Vorfahren unserer heutigen Dackel. Von einer gezielten Zucht kann man aber noch nicht sprechen. Ganz sicher spielten Zufall und Glück eine weit größere Rolle als geplantes züchterisches Handeln, auch wenn es das vereinzelt bereits gegeben haben mag.

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Langhaardackel wurden erst Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt. (Foto: Neddens-Tierfoto)

Beginn der gezielten Zucht

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Mut, Ausdauer und Selbstbewusstsein kennzeichneten schon die Vorfahren der Dackel. (Foto: Neddens-Tierfoto)

Die Rassegeschichte des Dackels, wie wir ihn heute kennen, beginnt im 19. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde damit be-gonnen, Hunde mit ähnlichem Erscheinungsbild und ähnlichen Eigenschaften miteinander zu kreuzen.

Zu den Urahnen aller heutigen Dackel gehören nachweislich die Bracken. Sie sind hervorragende Laufhunde mit enormer Ausdauer. Zudem haben sie eine feine Nase, weshalb die Jäger sie gern für die Schweißarbeit, also die Nachsuche von angeschossenem Wild, einsetzten. Beide Fähigkeiten wollte man beim Dachshund verfestigen, und so wurden vorzugsweise kurzbeinige Bracken, sogenannte Niederlaufbracken, eingekreuzt. Das hatte zur Folge, dass sich Ende des 19. Jahrhunderts Dachshund und Dachsbracke lediglich in Größe und Gewicht unterschieden. Hunde mit einem Körpergewicht über 10 Kilogramm galten als Dachsbracken; alle, die leichter waren, zählte man zu den Dachshunden.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Fährtensicherheit und die Schärfe der Dachshunde verbessert, allerdings zunächst unabsichtlich. Auf sogenannten Försterhöfen, die es hauptsächlich in den deutschen Gebirgen gab, hielten die ansässigen Waidmänner Dachshunde und verschiedene Schweißhunde. Anfänglich vermischten sich die Hunde zufällig, doch als man feststellte, dass sich die Welpen dieser Mischwürfe gut entwickelten und die jagdlichen Fähigkeiten beider Hundetypen in sich trugen, war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur bewussten Kreuzung.

Erste Rassemerkmale und Gründung des Teckelklubs

Im Jahr 1879 wurden in Hannover erstmals einheitliche Merkmale für die neu entstandene Rasse „Dackel“ aufgestellt, die seither als Richtlinien für die Züchter galten. Elf Jahre später, am 10. Juni 1888, gründeten Premier-Leutnant Emil Ilgner und Leutnant Klaus Graf Hahn den Deutschen Teckelklub. Den ersten öffentlichen Auftritt absolvierte der neue Verein 1889 in Köln auf einer Ausstellung.

Mit der Gründung des Deutschen Teckelklubs, der sich ausschließlich der Förderung der Zucht verschrieben hatte, wurde die Einrichtung eines Dackelstammbuchs beschlossen. Interessant ist, dass die Dachsbracken einige Zeit in dieses Dackelstammbuch eingetragen wurden. Als eigenständige Rasse gewann die Dachsbracke erst 1896 mit der Gründung des „Internationalen Dachsbrackenklubs“ an Bedeutung.

Neben dem Deutschen Teckelklub, der noch heute besteht und die Rasse Dackel als Zuchtbuch führender Verein im VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) betreut, wurden zahlreiche weitere Rasseklubs gegründet, deren Ziel ebenfalls die Optimierung der Zucht war. Darunter der Münchner Dachshundklub, der Düsseldorfer Schliefenklub und der Sächsische Teckel- und Schliefklub. Aus den unterschiedlichen Vereinsnamen könnte man nun schließen, dass es sich immer noch um verschiedene Hunde handelte. Dies trifft aber nicht zu. Mit der Festlegung der Rassemerkmale von 1879 wurde ein nahezu einheitliches Aussehen der Tiere erreicht. Die verschiedenen Rassenamen sind in den einzelnen Regionen Deutschlands entstanden und manche von ihnen werden bis heute verwendet: Am häufigsten hört man sicher vom „Dackel“, wenngleich sich in Fachkreisen die Bezeichnung „Teckel“ durchgesetzt hat, und auch wenn vom „Dachshund“ die Rede ist, weiß jeder Kenner, von wem gesprochen wird.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Halten von Hunden als Haustiere modern. Auch der Dackel lebte nicht mehr nur auf dem Land, vorwiegend bei Jägern, sondern erreichte bei der städtischen Bevölkerung ebenfalls einen hohen Beliebtheitsgrad. Dank seiner geringen Größe „passte“ er hervorragend zu einem Leben in einer Stadtwohnung. Aufgrund der erhöhten Nachfrage wurden mehr Dackel gezüchtet und auf Ausstellungen präsentiert. Die jagdliche Eignung der Hunde verlor zunehmend an Bedeutung.

Dem versuchten die Züchter mit jagdlichem Hintergrund entgegenzuwirken. Von 1905 bis 1914 dominierte daher die „Jagdteckelbewegung“ das Zucht- und Ausstellungsgeschehen. Erst nach dem Ersten Weltkrieg einigten sich beide Lager, also Züchter von Dackeln als Begleithunden und Jagdteckeln, im Jahr 1922 auf eine gemeinsame Basis. Die Dackelzucht hatte durch den unheilvollen Krieg und die nachfolgende Inflation einen herben Rückschlag erlitten, und nun hatten sie alle nur ein Ziel: die Zucht wiederaufzubauen. Dank des unverdrossenen Einsatzes dieser Züchter gelang das auch relativ schnell. Im Dackelstammbuch von 1926 sind bereits wieder stolze 2033 Kurzhaardackel, 668 Langhaardackel und 430 Rauhaardackel verzeichnet, und 1931 waren auf der Jubiläumsausstellung in Berlin 185 Dackel gemeldet. Eine beachtliche Zahl, bedenkt man, dass die Teilnahme an solchen Ausstellungen mit erheblichem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden war. Teils mussten tagelange Bahnreisen in Kauf genommen werden.

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Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der Dackel eine Rasse mit eigenem Stammbuch. (Foto: Neddens-Tierfoto)

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Mittlerweile haben Dackel die Herzen vieler Menschen erobert und sind beliebte Familienhunde geworden.
(Foto: Rasche)

Der Zweite Weltkrieg stellte die Dackelzucht erneut vor große Probleme. Die Reichssiegerausstellung 1939 wurde wegen Kriegsbeginn abgesagt, und für die Dauer der Kriegszeit bestand ein Ausstellungsverbot, an das sich aber nicht alle Züchter hielten. Im Geheimen wurde versucht, das Zuchtgeschehen aufrechtzuerhalten. Jagdliche Prüfungen für Dackel fanden während des Krieges weiterhin statt.

Nach Kriegsende machte sich der neue Stammbuchführer Josef Chateau mithilfe seines Vorgängers im Amt Gustav Alisch daran, das Dackelstammbuch weiterzuführen. Die Folgen des Krieges kann man daran erkennen, dass die Jahrgänge 1945 bis 1947 in nur einem Band zusammengefasst werden konnten.