Luis Sepulveda
Wie der Kater und die Maus trotzdem dicke Freunde wurden
Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen
Mit farbigen Bildern von Sabine Wilharm
FISCHER E-Books
Luis Sepúlveda, geboren 1949 in Nordchile, ging nach politischem Engagement in der Studenten- und Gewerkschaftsbewegung ins Exil nach Ecuador, gründete Theatergruppen in Peru, Ecuador und Kolumbien, arbeitete als Journalist. Er lebt heute in Spanien. Luis Sepúlveda schreibt Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele und Essays. Sein Werk wurde mit mehreren literarischen Preisen ausgezeichnet.
Sabine Wilharm, geboren 1954, studierte Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und arbeitet als freie Illustratorin vorwiegend für Kinderbuchverlage. Für Fischer hat sie u.a. auch Luis Sepúlvedas Kinderroman ›Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte‹ illustriert.
Willi Zurbrüggen, geboren 1949 in Borghorst, Westfalen, absolvierte eine Sparkassenlehre und arbeitete bei einer Investmentbank in Frankfurt am Main. Er bereiste den Maghreb und den Vorderen Orient, bevor er zwei Jahr in Mexiko und Mittelamerika lebte. Seit 1980 ist er freier Literaturübersetzer aus dem Spanischen. Für seine Übersetzungen hat er viele Preise erhalten.
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Erschienen bei FISCHER E-Books
Die spanische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel ›Historia de Mix, de Max y de Mex‹ beim Verlag Espasa, Madrid
© Luis Sepúlveda, 2012
By arrangement with Literarische Agentur Mertin Inh. Nicole Witt e.K., Franfurt am Main, Germany
Für die deutschsprachige Ausgabe
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2014
Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
Repro: ReproTechnik Fromme, Hamburg
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403184-2
Für meine Enkelinnen und Enkel Camila, Daniel, Gabriel, Aurora und Valentina
Man könnte sagen, dass Mix der Kater von Max ist; aber auch, dass Max der Mensch von Mix ist. Da das Leben uns jedoch lehrt, dass es nicht recht ist, als Mensch Besitzer eines anderen Menschen oder eines Tieres zu sein, sagen wir also, dass Max und Mix, oder Mix und Max einander mögen.
Max und Mix, oder Mix und Max wohnten in München in einer von schönen großen Kastanienbäumen gesäumten Straße. Diese Bäume, die im Sommer herrlichen Schatten spendeten, waren Mix’ größte Freude und Max’ größte Sorge.
Als Mix noch ganz klein war und Max und seine Geschwister einmal nicht aufpassten, lief er nach draußen auf die Straße. Dort schnupperte er sogleich die Lockungen des Abenteuers und kletterte bis in den höchsten Wipfel einer Kastanie. Oben stellte er fest, dass Hinunterklettern viel schwieriger war, als nach oben zu klettern. Da klammerte er sich an seinen dünnen Ast und miaute um Hilfe.
Max, der auch noch klein war, kletterte sofort auf den Baum, um Mix herunterzuholen. Als er die Spitze der Baumkrone erreichte, schaute er nach unten. Da wurde ihm ganz mulmig, und er merkte, dass er auch nicht mehr hinunterklettern konnte.
Ein Nachbar rief die Feuerwehr, und die kam mit einem großen roten Auto voller Leitern. Max’ Brüder, die Nachbarn und der Briefträger riefen von unten: »Nicht bewegen, Max! Nicht bewegen, Mix!«
Der Feuerwehrhauptmann mit seinem glänzenden Helm wollte wissen, wer Max und wer Mix war, bevor er die lange Ausziehleiter hinaufkletterte.
Oben hielt Max Mix fest im Arm und sagte zu ihm: »Da haben wir was Schönes angestellt, Mix. Versprich mir, dass du nie wieder in die Spitze eines Baums kletterst, bevor du nicht gelernt hast, an den unteren Ästen nach oben und nach unten zu klettern.«