Schmutztitel

Maja von Vogel
Henriette Wich

Titel

1, 2, 3 – Verbrecherjagd!

Kosmos

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

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© 2019, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-16541-6

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Maja von Vogel

Titel

Die Handy-Falle

Kosmos

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Mutige Mädchen gesucht!

Detektivtagebuch von Kim Jülich

Sonntag, 18:07 Uhr

Verdammtes Mistwetter! Es regnet schon den ganzen Nachmittag und mir ist STINKLANGWEILIG. Mein Vater hockt seit Stunden in seiner Hobbywerkstatt im Gartenschuppen und meine Mutter ist mal wieder bei einem ihrer Wohltätigkeitsbasare. Ich glaube, diesmal wird Geld für die Kinder der Dritten Welt gesammelt. Wenigstens hat sie die zwei Nervensägen mitgenommen, sodass ich ausnahmsweise mal meine Ruhe habe. Manchmal sind kleine Brüder wirklich die Pest. Vor allem, wenn es sich um rotzfreche Zwillinge handelt, die nur im Doppelpack auftauchen, so wie Ben und Lukas. Eine echte Plage!

Eigentlich wollte ich den zwillingsfreien Nachmittag nutzen, um in aller Ruhe an der Kurzgeschichte für den Schreibwettbewerb vom Jugendzentrum zu arbeiten. Die beste Geschichte wird in der Tageszeitung abgedruckt. Super, oder? Wenn ich gewinne, wäre das der erste Schritt auf meinem Weg zum Ruhm. Ich will nämlich eine bekannte und ausgesprochen erfolgreiche Krimiautorin werden. Ich liebe Krimis. Genau genommen lese ich nichts anderes. Mein ganzes Bücherregal ist damit vollgestopft. Darum will ich natürlich auch eine Kriminalgeschichte für den Wettbewerb schreiben. Aber dummerweise habe ich keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Seit Stunden sitze ich vor dem Computer und zermartere mir das Gehirn. Leider ohne Erfolg. Hilfe, ich habe eine Schreibkrise!Vor lauter Verzweiflung habe ich mir schon sämtliche Fingernägel der rechten Hand abgekaut und eine große Tüte Gummibärchen sowie Unmengen von Schokolade verdrückt. Wenn ich weiterhin so viele Süßigkeiten futtere, kriege ich bald den Knopf meiner Jeans nicht mehr zu. Aber was soll ich machen? Mein Gehirn arbeitet nun mal nur bei ausreichender Schokoladen-Zufuhr. So wie heute. Als ich gerade die zweite Tafel angefangen hatte, kam mir plötzlich der rettende Gedanke. Genau genommen waren es mehrere Gedanken:

1. Ich will eine Krimigeschichte schreiben, aber mir fällt nichts ein.

2. Anregungen aus Büchern reichen nicht.

3. Ich muss meinen eigenen Krimi erleben.

4. ICH GRÜNDE EINEN DETEKTIVCLUB!

Klasse Idee, oder? Jetzt muss ich nur noch die richtigen Leute für den Club finden. Und wenn wir dann erst mal mitten in den Ermittlungen stecken, werden die Ideen garantiert nur so sprudeln und die Kurzgeschichte schreibt sich ganz von allein.

Kim warf die Schultasche in eine Ecke ihres Zimmers, setzte sich an den Schreibtisch und schaltete ihren Computer ein. Neben dem Bildschirm lag das aufgeschlagene Jugendclub-Magazin, in dem vor drei Tagen ihre Anzeige erschienen war:

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Kim hatte ewig an der richtigen Formulierung herumgefeilt, damit sich nicht nur lauter Idioten und Wichtigtuer meldeten. Sie hatte sogar extra eine neue E-Mail-Adresse eingerichtet, weil sie auf jeden Fall erst mal anonym bleiben wollte. Was sich inzwischen auch als ausgesprochen gute Idee herausgestellt hatte, weil sich leider trotz Kims sorgfältiger Wortwahl sämtliche Spinner der Stadt gemeldet hatten. Die meisten Mails waren von Jungs – dabei hatte sie extra »Mädchen für Clubgründung gesucht!« geschrieben. Eindeutiger ging’s doch wohl nicht, oder?!

»Jungs sind echt zu dämlich«, murmelte Kim, während sie die Internetverbindung herstellte. »Hoffentlich ist heute was Vernünftiges dabei.«

Plötzlich wurde die Zimmertür aufgerissen und die Zwillinge stürmten herein.

»Dürfen wir mal an deinen Computer?«, fragte Lukas.

Kim schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab zu tun, also macht euch vom Acker.«

»Nur ganz kurz, bitte!«, bettelte Ben und schwenkte eine CD-ROM. »Wir wollen bloß das neue Spiel von Dominik ausprobieren. Das soll der absolute Hammer sein.«

Kim stieß einen genervten Seufzer aus. Konnte sie denn nicht mal fünf Minuten am Computer sitzen, ohne dass die beiden Nervensägen in ihr Zimmer platzten und ihr mit ihren dämlichen Spielen vor der Nase herumwedelten? Dabei hatte sie ihnen schon tausendmal erklärt, dass der Computer absolut und unwiderruflich TABU für jeden war, der nicht Kim Jülich hieß. Aber das schienen sie irgendwie nicht zu kapieren. Die zwei hatten leider einen totalen Dickkopf. Aber den hatte Kim auch. Darum ging sie auch auf Nummer sicher und änderte jeden Tag ihr Passwort. Lukas und Ben war es nämlich durchaus zuzutrauen, dass sie sich auch ohne Kims Erlaubnis an den Computer setzten.

»Also – was ist jetzt?«, fragte Lukas. »Dürfen wir?«

»Nein«, sagte Kim. »Vielleicht später. Aber nur, wenn ihr jetzt auf der Stelle verschwindet.«

»Blöde Kuh!«, schimpfte Lukas und stürmte aus dem Zimmer. Ben folgte ihm und knallte die Tür hinter sich zu.

Kim atmete auf, als sie die Zwillinge die Treppe hinunterpoltern hörte. Jetzt konnte sie endlich in Ruhe ihre Mails lesen. Es waren immerhin fünf neue Nachrichten eingegangen. Die ersten drei löschte sie gleich, als sie die Namen der Absender sah: Sven, Martin und Leon. Da sich die meisten Jungs immer nur wichtigmachten, aber kein bisschen Grips im Kopf hatten, waren sie für den Detektivclub absolut ungeeignet.

Kim seufzte enttäuscht. Sah ganz so aus, als wäre heute wieder nur Schrott dabei. Ohne große Hoffnung öffnete sie Mail Nummer vier.

Hallo Unbekannte,

ich bin mutig, clever und neugierig und interessiere mich für Geheimnisse und ungeklärte Vorfälle. Einige davon spielen sich sogar direkt vor unserer Nase ab … Bevor ich weitere Informationen preisgebe, würde ich aber gerne etwas mehr über dich wissen, große Unbekannte. Schlage darum möglichst bald ein persönliches Treffen vor. Wähle Ort, Zeit und ein Erkennungszeichen. (Oder kennen wir uns vielleicht schon?)

Bis dann,

Miss Marple

Während Kim den Text las, begann ihr Herz aufgeregt zu klopfen. Das klang total spannend! Wer sich wohl hinter dem Decknamen verbarg? Und was meinte Miss Marple mit den ungeklärten Vorfällen, die sich direkt vor ihrer Nase abspielten?Es gab nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden: Kim musste sich mit Miss Marple verabreden.

Entschlossen klickte sie auf »Antworten« und schlug ein Treffen am kommenden Freitag um vier Uhr im Café Lomo vor. Dort fand alle zwei Monate eine Hörspiel-Lounge statt, bei der sich Fans der Drei ??? trafen, Hörspiele der berühmten Detektive aus Rocky Beach anhörten und über die verschiedenen Fälle fachsimpelten. Ab und zu war Kim auch schon bei diesen Treffen dabei gewesen.

Im Café Lomo konnten sie die Clubgründung ungestört und auf neutralem Boden abwickeln. Nachdem Kim die Antwort abgeschickt hatte, öffnete sie die letzte Mail.

Hey,

hab gerade deine Anzeige gelesen. Die Sache mit dem Detektivclub klingt spannend, ich bin dabei. Wann soll’s denn losgehen?

Ciao,

Marie Grevenbroich

PS: Bitte keine Treffen montags, dienstags oder donnerstags, da hab ich nämlich Gesangsstunde, Theatergruppe und Aerobic!

Kim schnappte nach Luft. Marie Grevenbroich! Ausgerechnet Marie Grevenbroich hatte sich auf ihre Anzeige gemeldet! Das war einfach der Hammer. Kim hatte Marie schon öfter im Jugendzentrum gesehen. Marie war in der Theater-AG, die zeitgleich mit dem Schreibworkshop stattfand, an dem Kim ab und zu teilnahm. Kim hatte zwar noch nie ein Wort mit Marie gewechselt, aber sie kannte sie natürlich. Jeder kannte Marie. Sie war so eine Art Berühmtheit und wurde ständig von ihren zahlreichen Bewunderern umlagert. Die Mädchen wollten alle so sein wie sie oder (wenn das schon nicht ging) zumindest mit ihr befreundet sein. Und die Jungs fuhren sowieso total auf sie ab. Marie sah nämlich super aus, konnte verdammt gut singen und schauspielern und hatte einen berühmten Vater: Helmut Grevenbroich alias Hauptkommissar Brockmeier, der Star aus der Krimiserie Vorstadtwache.

Angeblich hatte ihr Vater superviel Geld und las Marie jeden Wunsch von den Augen ab. Doch das war nur eins von vielen Gerüchten, die über Marie kursierten, und Kim hatte keine Ahnung, ob tatsächlich etwas dran war.

Kim starrte nachdenklich auf den Bildschirm ihres Computers und überlegte, ob Marie als Clubmitglied überhaupt infrage kam. Sie schien zeitlich ja schon ziemlich eingespannt zu sein. Außerdem hatte sie im Jugendzentrum immer einen äußerst arroganten Eindruck gemacht, wenn sie perfekt gestylt zu den Theaterproben stolziert war. Wahrscheinlich war sie total zimperlich und hatte nur ihren nächsten Friseurtermin und die neueste Idealdiät im Kopf, die sie natürlich überhaupt nicht nötig hatte.

Aber dummerweise war Marie die einzige Kandidatin, die abgesehen von Miss Marple halbwegs infrage kam. Außerdem musste Kim zugeben, dass sie auch ein kleines bisschen neugierig darauf war, die berühmte Marie Grevenbroich persönlich kennenzulernen.

Nach längerem Grübeln entschied sich Kim schließlich dazu, Marie auch zu dem Treffen im Café Lomo einzuladen. Das würde auf jeden Fall interessant werden. Und wenn sich diese Tussi zu sehr aufplusterte, konnte sie sie immer noch abservieren. Schließlich war es ihr Club und sie entschied, wer Mitglied wurde und wer nicht.

Schnell tippte Kim die Antwort-Mail und klickte auf »Senden«. Dann lehnte sie sich zufrieden zurück. Der erste Schritt zur Gründung des Detektivclubs war getan. Jetzt musste nur noch der Freitag kommen.

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Ein schwieriger Start

Am Freitagnachmittag war Kim so aufgeregt, dass sie viel zu früh ihre Jacke vom Garderobenhaken nahm, um sich auf den Weg ins Café Lomo zu machen.

»Tschüss, Mama!«, rief sie nach oben, wo ihre Mutter in ihrem Arbeitszimmer saß und über irgendwelchen Klassenarbeiten brütete. Wenn sie nicht gerade Wohltätigkeitsbasare organisierte, arbeitete Frau Jülich nämlich als Lehrerin an einer Grundschule.

Kim hörte Schritte im ersten Stock und der Kopf ihrer Mutter erschien über dem Treppengeländer. »Wo willst du denn hin?«, fragte sie.

»Ich geh ins Café Lomo«, antwortete Kim. »Bin spätestens zum Abendessen wieder da.«

Frau Jülich nickte. »In Ordnung. Mit wem triffst du dich denn?«

»Mit ein paar Leuten von der Schule«, sagte Kim vage.

»Eine Arbeitsgemeinschaft?«, fragte ihre Mutter und machte ein interessiertes Gesicht. »Davon hast du ja gar nichts erzählt.«

»Na ja, so was Ähnliches«, murmelte Kim und wurde rot. Im Lügen war sie noch nie besonders gut gewesen. »Ist auch noch gar nicht sicher, ob aus dem Projekt etwas wird.«

»Wird schon klappen«, sagte Frau Jülich und lächelte Kim aufmunternd zu. »Du darfst nicht immer so pessimistisch sein. Viel Spaß, mein Schatz!«

Frau Jülichs Kopf verschwand und Kim hörte, wie ihre Mutter zurück ins Arbeitszimmer ging. Erleichtert schlüpfte sie aus dem Haus, bevor ihrer Mutter einfiel, dass sie gar nicht nach dem Thema der Arbeitsgemeinschaft gefragt hatte. Manchmal war es wirklich anstrengend, eine Lehrerin als Mutter zu haben. Ständig wollte sie alles über die Schule wissen: welche Lehrer Kim hatte und wie sie mit ihnen klarkam, wann die nächsten Klassenarbeiten anstanden, an welchen AGs und Projektgruppen Kim teilnahm und wie der Notendurchschnitt ihrer Klasse aussah. Und sobald Kim mehr als eine Drei auf dem Zeugnis hatte, befürchtete ihre Mutter, dass sie durchs Abitur fallen, keinen Job finden und ein Sozialfall werden würde. Das war doch nicht normal, oder?

Zum Glück war wenigstens ihr Vater in Sachen Schulnoten ziemlich locker. Er fand gute Noten einfach nicht so wichtig und holte ihre Mutter immer auf den Teppich zurück, wenn sie sich mal wieder zu sehr über diesen ganzen Schulkram aufregte.

Kims Vater war Uhrmacher und ein leidenschaftlicher Bastler. In seiner Freizeit saß er stundenlang in seiner Hobbywerkstatt im Gartenschuppen und bastelte Kuckucksuhren. Er hatte schon über dreihundert Stück hergestellt. Eigentlich ein ziemlich verrücktes Hobby, aber irgendwie mochte Kim die Kuckucksuhren ihres Vaters.

Kim hatte zu Hause bisher noch nichts von ihrer Idee mit dem Detektivclub erzählt. Ihre Eltern fanden es zwar toll, dass sie viel las und sogar eigene Geschichten schrieb. Aber Kim war sich keineswegs sicher, ob sie es auch toll finden würden, dass sie jetzt praktische Erfahrungen in der Detektivarbeit sammeln wollte.

Darum hatte sie beschlossen, ihre Pläne erst mal für sich zu behalten, auch wenn sie Lügen eigentlich hasste wie die Pest. Aber sie hatte ja gar nicht richtig gelogen, sondern nur ein wenig ungenau geantwortet, oder?

Während Kim den Bürgersteig entlanglief, verdrängte sie ihr schlechtes Gewissen und überlegte, wie das Treffen wohl verlaufen würde. Hoffentlich wurde es kein kompletter Reinfall. Vielleicht würde sie vor lauter Aufregung kein Wort herausbekommen und sich total blamieren. Es hatte Kim schon immer nervös gemacht, mit wildfremden Leuten reden zu müssen. Sie war einfach nicht besonders gut darin, locker mit Leuten zu quatschen, die sie überhaupt nicht kannte.

Vielleicht fanden die beiden anderen ihre Idee vom Detektivclub ja total albern und kindisch. Was, wenn sie Kim einfach auslachten? Und hinterher überall herumerzählten, dass Kim Jülich einen totalen Knall hatte? Dann könnte sie sich nirgendwo mehr blicken lassen und müsste sich bis ans Ende ihrer Tage in ihrem Zimmer verkriechen.

Bei dem Gedanken bildete sich ein dicker Knoten in Kims Magen und sie merkte, wie sie anfing zu schwitzen. Das Café Lomo kam in Sicht und Kim wurde immer langsamer. So konnte sie Miss Marple und Marie Grevenbroich auf keinen Fall unter die Augen treten, schließlich wollte sie möglichst locker und entspannt wirken. Also beschleunigte sie ihre Schritte wieder und ging zügig am Eingang des Cafés vorbei. Während sie noch eine Runde um den Block drehte, versuchte sie, sich selbst zu beruhigen. Ihre Mutter hatte recht, sie war wirklich zu pessimistisch. Sie musste positiver denken. Wenn sie von vorneherein davon ausging, dass das Treffen ein Reinfall wurde, dann würde wahrscheinlich auch genau das passieren.

Außerdem hätten sich Miss Marple und Marie Grevenbroich doch sicher gar nicht erst auf die Anzeige gemeldet, wenn sie die Idee mit dem Detektivclub total bescheuert fänden, oder?

Kim atmete einmal tief durch. Bestimmt reagierte sie mal wieder über und machte sich völlig umsonst verrückt. Das Treffen würde super laufen und damit basta.

Inzwischen war es schon fünf nach vier und Kim eilte zum Café zurück. Länger konnte sie die beiden anderen wirklich nicht warten lassen. Eigentlich hasste sie es, zu spät zu kommen. Mit wackeligen Knien ging sie auf die Tür zu, zog ein Buch aus der Jackentasche und betrat das Café.

Im Eingangsbereich blieb Kim stehen und sah sich um. Dabei umklammerte sie ihren Lieblingskrimi, Mord im Orientexpress von Agatha Christie, und kam sich ziemlich bescheuert vor. Wer lief schon mit einem vor die Brust gepressten Buch in ein Café und blieb dann wie zur Salzsäule erstarrt stehen? Als sie sich den Krimi als Erkennungszeichen für das Treffen überlegt hatte, war sie sich ziemlich witzig und originell vorgekommen. Aber nun änderte sie ihre Meinung. Es war eine total dämliche Idee gewesen.

Zum Glück war im Café Lomo nicht besonders viel los. Hinter der Theke stand ein junger Typ mit einem Ziegenbart, der sie komplett ignorierte. An einem Tisch in der Ecke saß ein Pärchen und knutschte wie wild herum. In der anderen Ecke saß ein älterer Herr und las Zeitung. Und ganz hinten hatte sich eine Gruppe Studenten niedergelassen, die jede Menge Bücher und Papierkram auf dem Tisch ausgebreitet hatten und offenbar ein Referat vorbereiteten. Dabei diskutierten sie lebhaft und machten einen irrsinnigen Lärm.

Wo waren Miss Marple und Marie Grevenbroich? Kim konnte niemanden mit einem Krimi entdecken. Marie war nirgends zu sehen und Miss Marple müsste sich schon sehr gut maskiert haben, wenn sie entweder das knutschende Mädchen, der ältere Herr oder einer der Studenten war.

Kim schluckte und war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert. Die beiden waren offensichtlich gar nicht gekommen. Vielleicht war ihnen ja inzwischen die Lust vergangen. Oder sie hatten nie ernsthaft vorgehabt, zu dem Treffen zu erscheinen. Wahrscheinlich war Marie eine zusätzliche Aerobic-Stunde dazwischengekommen. Oder sie musste sich gerade die Nägel lackieren.

Kim seufzte. Vielleicht war es ja besser so. Das Ganze hätte sowieso niemals funktioniert. Die Sache mit dem Detektivclub war eine totale Schnapsidee gewesen. So was funktionierte vielleicht in Büchern, aber nicht im richtigen Leben. Sie wollte sich gerade umdrehen und das Café unauffällig verlassen, bevor der Ziegenbart-Typ doch noch auf sie aufmerksam wurde, da schaute plötzlich ein roter Schopf hinter einer Säule hervor. Der Schopf gehörte zu einem Mädchen, das ungefähr so alt wie Kim sein musste. Es grinste und schwenkte ein Buch. Besser gesagt, ein Heft, wie Kim feststellte, als sie langsam auf das Mädchen zuging: Tim und Struppi, um genau zu sein.

»Hi«, sagte das Mädchen, als Kim bei seinem Tisch ankam.

»Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Du musst die große Unbekannte sein. Ich bin Miss Marple, aber meine Freunde nennen mich Franziska Winkler, beziehungsweise Franzi. Sorry wegen des Comics«, sie zeigte auf das Tim und Struppi-Heft, »aber das war der einzige Krimi, den ich auftreiben konnte. Ich bin nicht gerade eine Leseratte, weißt du, ist mir irgendwie zu langweilig. Ich gehe lieber reiten. Ich hab nämlich ein eigenes Pony, es heißt Tinka. Du musst Tinka unbedingt kennenlernen, sie ist total süß. Übrigens fand ich deine Anzeige echt klasse. Ich wollte immer schon mal Detektiv sein. Aber sag mal, wie heißt du überhaupt?«

Kim ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Kim Jülich«, antwortete sie und versuchte, die vielen Informationen zu verarbeiten, mit denen Franzi sie gerade bombardiert hatte. Diese Franziska Winkler schien ziemlich gern zu reden. Und ziemlich viel. Das könnte auf Dauer ein bisschen anstrengend werden. Andererseits musste Kim selbst dann vielleicht nicht so viel reden, was wiederum ganz praktisch war.

Ansonsten schien Franziska recht nett zu sein. Sie war etwas kleiner als Kim, hatte rötlich-blonde Haare und ein paar Sommersprossen im Gesicht.

»Du kommst mir irgendwie bekannt vor«, sagte Franziska.

»Kennen wir uns vielleicht aus dem Jugendzentrum? Oder gehst du auch auf die Georg-Lichtenberg-Gesamtschule?« Kim nickte. »Ich bin in der 7b. Und du?«

»7f. Wir sind ganz oben unter dem Dach«, sagte Franziska.

»Aber jetzt erzähl doch mal! Wie hast du dir das mit dem Detektivclub eigentlich vorgestellt? Sollen wir tatsächlich echte Fälle lösen? Wenn ja, dann hätte ich nämlich vielleicht schon einen. Darum hab ich mich auch sofort auf die Anzeige gemeldet …«

In diesem Moment landete ein Buch mit einem lauten Knall auf dem Tisch. Kim zuckte zusammen und starrte auf den Titel: Vorstadtwache – das Buch zum Film. Ein Muss für jeden Fan. Das konnte eigentlich nur eins bedeuten …

Langsam sah Kim auf und schaute direkt in das Gesicht von Marie Grevenbroich, die gerade ihre blonden Haare schwungvoll über die Schulter warf. Ihr Mund glänzte in dezentem Rosa, offenbar trug sie Lippgloss. Kim fand Schminken ziemlich affig, aber sie musste zugeben, dass Maries feucht glänzende Lippen klasse aussahen. Außerdem trug sie ein topmodisches Minikleid, das ihr supergut stand, und verströmte einen leichten Duft nach Maiglöckchen. Sie sah aus, als wäre sie gerade einem Modekatalog entsprungen. Oder einer Fernseh-Soap, in der sie natürlich die Hauptdarstellerin war. Kim bemerkte, wie Franziska Marie ebenfalls betrachtete und beim Anblick ihrer rosafarbenen Lippen verächtlich die Nase rümpfte.

»Hör mal, dieser Tisch ist schon besetzt«, sagte Franziska dann, »und wir führen gerade ein wichtiges Gespräch. Wenn du dich also einfach woanders hinsetzen könntest …«

Marie ignorierte Franziska einfach. Sie sah Kim mit ihren kornblumenblauen Augen durchdringend an und verkündete lässig: »Hi, ich bin Marie. Bin ich hier richtig beim Detektivclub?« Kim konnte erst mal nur nicken. Marie war in der Tat eine ziemlich beeindruckende Erscheinung. Sie wirkte total selbstsicher und erwachsen. Obwohl sie nicht älter als vierzehn sein konnte, ging sie bestimmt überall locker für sechzehn durch. Vielleicht sogar für achtzehn. Das könnte in bestimmten Ermittlungssituationen natürlich durchaus nützlich sein …

Kim räusperte sich. »Hallo, ich bin Kim. Ich hab die Anzeige aufgegeben. Und das ist Franziska.«

Franziska hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Marie feindselig an. »Wenn die auch mitmacht, muss ich mir das mit dem Club aber noch mal schwer überlegen«, brummte sie.

»Kennen wir uns?«, fragte Marie mit hochgezogenen Augenbrauen, während sie sich elegant auf einem Stuhl niederließ.

»Soviel ich weiß, gehst du nicht aufs Heinrich-Heine-Gymnasium, oder?« Kim musste zugeben, dass sie wirklich ziemlich arrogant wirkte.

Der Meinung schien Franziska auch zu sein. Sie stieß ein spöttisches Lachen aus. »Nein, auf diese Angeber-Schule gehe ich bestimmt nicht. Da laufen doch nur reiche Schnösel und arrogante Zicken herum, so wie du.« Sie wandte sich an Kim. »Mir reicht’s schon, wenn ich diese Tussi mit ihrer Leibgarde durchs Jugendzentrum stolzieren sehe. Da kann einem echt schlecht werden.«

»Dann schau doch einfach nicht hin«, erwiderte Marie mit einem sanften Lächeln. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr auf die Georg-Lichtenberg geht? Da soll es von Idioten ja nur so wimmeln. Und das Leistungsniveau ist ziemlich niedrig, oder?«

Kim entging nicht, dass Franziska kurz davor war zu explodieren. Sie musste sofort etwas unternehmen, sonst konnten sie den Detektivclub noch vor seiner Gründung begraben. Also setzte sie sich aufrecht hin und sagte mit fester Stimme: »Schluss damit, Leute. Das ist doch Kinderkram. Wir sind schließlich hier, um einen Detektivclub zu gründen, und nicht, um uns gegenseitig anzugiften, oder?«

»Richtig«, sagte Marie und auch Franziska nickte nach kurzem Zögern widerstrebend.

Einen Moment lang war Kim zu verblüfft, um weiterzureden. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so energisch sein konnte. Die beiden schienen sie tatsächlich ernst zu nehmen. Und nicht nur das, sie hörten auch noch auf sie! Das war wirklich faszinierend.

Marie und Franziska saßen schweigend am Tisch und sahen Kim erwartungsvoll an.

Also holte Kim tief Luft und erzählte, wie sie auf die Idee gekommen war, den Detektivclub zu gründen.

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Der Club wird gegründet

»Du schreibst Bücher?«, fragte Franziska beeindruckt, als Kim fertig war. »Cool!«

Kim wurde rot. »Na ja … Bücher ist etwas übertrieben. Bisher hab ich hauptsächlich Tagebuch geschrieben. Aber ich arbeite gerade an einer Kurzgeschichte. Und irgendwann würde ich gerne einen richtigen Krimi schreiben. Dafür muss ich aber erst mal ein paar Ideen sammeln und natürlich möglichst viel über die Arbeit eines Detektivs lernen.«

Franziska machte ein verblüfftes Gesicht. »Wahnsinn! Ich wusste gar nicht, dass es so aufwendig ist, ein Buch zu schreiben.«

»Ist doch logisch«, sagte Marie. »Sonst wirkt die Geschichte nicht authentisch.«

»Au-was?« Franziska runzelte die Stirn. »Kannst du nicht so reden, dass dich jeder versteht?«

Marie zog eine Augenbraue hoch. »Die meisten halbwegs gebildeten Menschen verstehen mich ohne Probleme. Zumindest die, die ein vernünftiges Gymnasium besucht haben. Authentisch heißt so viel wie glaubwürdig. Beim Fernsehen ist das genauso. Mein Vater hat sich monatelang in seine Rolle als Hauptkommissar Brockmeier eingearbeitet. Er geht sogar jetzt noch regelmäßig zur Polizei und unterhält sich dort mit den Beamten, um auf dem Laufenden zu bleiben. So was nennt man Recherche. Mit einem Kriminalkommissar hat er sich sogar richtig angefreundet.«

»Wie aufregend«, sagte Franziska und machte ein betont gelangweiltes Gesicht.

Kim sah Marie mit gemischten Gefühlen an. Was für eine riesengroße Angeberin! Andererseits schien sie sich wirklich ganz gut auszukennen. Und vielleicht konnte ihnen der befreundete Kriminalkommissar von Maries Vater ja irgendwann noch mal nützlich sein. Gute Beziehungen zur Polizei waren schließlich immer von Vorteil.

»Sag mal, wie soll das mit dem Detektivclub eigentlich laufen?«, fragte Marie. »Warten wir so lange, bis uns zufällig irgendein Verbrecher über den Weg läuft? Oder soll das eher so eine Art Kaffeekränzchen werden, wo nur herumgequatscht wird? Wenn es so aussieht, bin ich nämlich gleich wieder weg. Das ist mir zu öde.«

Kim nahm einen Schluck von der eiskalten Cola, die der Typ mit dem Ziegenbart in der Zwischenzeit an ihren Tisch gebracht hatte, und runzelte die Stirn. Sie ärgerte sich über Maries überheblichen Ton, versuchte aber, sich das nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Denn wenn sie Marie vergraulte, konnte sie die Clubgründung erst mal vergessen, und das wollte sie auf keinen Fall.

»Ein Kaffeekränzchen soll das hier eigentlich nicht werden«, sagte Kim schließlich ruhig. »Ich dachte, wir könnten vielleicht die Zeitung nach spannenden Fällen durchforsten. Da stehen doch ständig Meldungen über Diebstähle, Einbrüche oder aufgebrochene Autos drin.«

Marie schien immer noch nicht so richtig überzeugt zu sein, aber bevor sie etwas erwidern konnte, schaltete sich Franziska ein.

»Das mit der Zeitung können wir uns sparen«, sagte sie und machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Ich hab nämlich schon den ersten Fall für unseren Detektivclub.«

Marie sah aus, als würde ihr eine abfällige Bemerkung auf der Zunge liegen, und Kim sagte schnell: »Ehrlich? Das ist natürlich klasse, dann können wir gleich richtig loslegen. Um was geht es denn?«

»Diebstahl«, sagte Franziska und beugte sich vor. »In unserer Klasse klaut jemand.« Sie sah Kim und Marie erwartungsvoll an.

Marie gähnte. »Klingt ja sehr spannend.«

Franziska ignorierte den Einwurf und redete weiter. »In den letzten Wochen ist mehreren Leuten aus meiner Klasse Geld gestohlen worden. Immer nur kleinere Beträge, aber insgesamt ist schon eine ganz schöne Summe zusammengekommen.«

»Und es gibt keinen Tatverdächtigen?«, wollte Kim wissen. Franziska schüttelte den Kopf. »Meistens ist das Geld in den großen Pausen verschwunden. Theoretisch könnte sich jeder in den Klassenraum geschlichen haben. Frau Pauli, unsere Klassenlehrerin, ist natürlich stinksauer. Sie hat schon damit gedroht, die Diebstähle bei der Polizei anzuzeigen, wenn sich der Dieb nicht freiwillig meldet. Also, was meint ihr? Sollen wir den Fall übernehmen?«

»Ich bin dafür«, sagte Kim. »Die Sache klingt spannend und wir haben gute Ermittlungsmöglichkeiten, weil Franziska sich sozusagen direkt am Ort des Verbrechens befindet. Was meinst du, Marie?«

Kim sah zu Marie hinüber, die gerade mit einer ihrer langen, blonden Haarsträhnen herumspielte. »Ich weiß nicht. Eigentlich hatte ich mir etwas Spannenderes vorgestellt als ein paar läppische Diebstähle unter Schülern. Das ist doch Kinderkram!«

»Dachtest du etwa, wir übernehmen gleich einen Mordfall?«, fragte Franziska spöttisch. »Wir sind doch hier nicht in irgendeiner dämlichen Fernsehserie!«

Marie zuckte zusammen und sah Franziska wütend an. »Die Vorstadtwache ist keine dämliche Krimiserie!«

»Das hab ich auch nicht gesagt«, erwiderte Franziska und grinste.

Es war nicht zu übersehen, dass Marie kurz davor war, Franziska an die Gurgel zu springen. Kim seufzte. Der Club war noch nicht einmal gegründet und schon gab es Krach.

»Hört auf, euch zu streiten, Leute«, sagte sie beschwichtigend.

»Das bringt doch nichts. Also, ich finde, so ein kleiner Diebstahl ist für den Anfang genau das Richtige. Zum Üben sozusagen. Wir müssen uns schließlich erst mal warmlaufen.« Marie seufzte. »Okay, von mir aus. Besser ein kleiner Fall als gar kein Fall.«

»Heißt das, ihr seid dabei?«, fragte Kim. »Beim Detektivclub, meine ich.«

»Na klar«, sagte Franziska und auch Marie nickte schließlich. Kim war so erleichtert, dass sie den beiden am liebsten um den Hals gefallen wäre. Ihr wurde plötzlich ganz warm vor Freude. Sie hatte es tatsächlich geschafft!

Feierlich hob sie ihr Colaglas und sagte: »Dann erkläre ich unseren Detektivclub hiermit für gegründet.«

Die Gläser klirrten, als Kim mit Franziska und Marie anstieß, und alle drei tranken einen Schluck.

Dann fragte Franziska plötzlich in die Stille hinein: »Wie soll unser Club eigentlich heißen?«

Kim machte ein ratloses Gesicht. »Keine Ahnung, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht.«

»Wir brauchen unbedingt einen guten Namen für unseren Club«, stellte Franziska fest. »Irgendwelche Ideen?«

Kim warf einen Blick auf ihre Uhr und zog eine Grimasse.

»Mist, ich muss los. Sonst komme ich zu spät zum Abendessen. Am besten, wir verschieben die Namensfindung auf unser nächstes Treffen. Bis dahin kann ja jede schon mal ein paar Ideen sammeln.«

»Alles klar«, sagte Marie und stand auf. »Ich muss auch los. Hab gleich Aerobic. Wann findet denn das nächste Treffen statt?«

Kim überlegte. »Wir wär’s mit Sonntagnachmittag? Dann könnten wir uns auch gleich überlegen, wie wir die Sache mit den Diebstählen am besten angehen.«

»Sonntag kann ich nicht«, sagte Marie. »Da muss ich zur Theaterprobe ins Jugendzentrum.«

»Dann am Montag?«, schlug Kim vor. »Um vier?«

Marie schüttelte den Kopf. »Montagnachmittag hab ich Gesangsunterricht.«

Franziska verdrehte die Augen. »Muss man sich bei dir ein halbes Jahr vorher einen Termin holen, oder was?«

»Quatsch.« Marie holte einen Kalender aus ihrer Umhängetasche und blätterte darin herum. »Mittwoch um drei hätte ich Zeit.«

»Prima, dann sehen wir uns also Mittwoch«, sagte Kim, bevor Franziska noch eine Breitseite auf Marie abfeuern konnte. Nachdem sie beschlossen hatten, sich bei Franziska zu treffen, verließen die drei Mädchen das Café Lomo. Sie verabschiedeten sich voneinander und Marie und Franziska gingen in entgegengesetzte Richtungen davon. Kim sah ihnen nachdenklich nach. Zwei unterschiedlichere Clubmitglieder hätte sie wirklich nicht finden können. Eigentlich fand sie beide ganz nett –auch wenn Marie ein bisschen zickig war und Franziska ganz schön rechthaberisch sein konnte. Ob sie irgendwann ein richtiges Team werden würden? Oder würden sich Franziska und Marie vorher gegenseitig die Augen auskratzen?

Langsam machte sich Kim auf den Heimweg. Während sie durch den leichten Nieselregen lief, der aus dunkelgrauen Wolken auf den Asphalt fiel, musste sie plötzlich lächeln. Egal wie es mit dem Detektivclub weitergehen würde, eins war ganz sicher: Es würde alles andere als langweilig werden.

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Erwischt !

Franziska sprintete über den Schulhof in Richtung Sporthalle. Es hatte schon vor einer ganzen Weile zum Ende der großen Pause geklingelt und die meisten Schüler waren bereits in ihren Klassenzimmern verschwunden.

»So ein Mist!«, schimpfte Franziska, während sie die Eingangstür der Sporthalle aufriss und auf die Mädchen-Umkleidekabine zusteuerte. »Schon wieder zu spät.«

Franziska kam ziemlich oft zu spät, was sie normalerweise aber nicht besonders störte. Sie fand es völlig sinnlos, sich ständig abzuhetzen, bloß um auf die Sekunde genau pünktlich zu sein. Nur beim Sportunterricht sah sie das anders. Sport war ihr absolutes Lieblingsfach und davon wollte sie nach Möglichkeit keine einzige Sekunde verpassen. Schon gar nicht, wenn Volleyball gespielt werden sollte, so wie heute.

»Hoffentlich haben sie noch nicht die Mannschaften gewählt«, murmelte Franziska und betrat den Umkleideraum. Abgestandene Luft schlug ihr entgegen. Es roch muffig nach alten Turnschuhen und verschwitzten Sportsachen. Die Tür zur Sporthalle war nur angelehnt und Franziska konnte das Quietschen von Gummisohlen auf dem Hallenboden hören. Offenbar hatte das erste Spiel schon begonnen.

Franziska stellte ihre Sporttasche auf einer der Holzbänke ab und wollte sich gerade die Schuhe von den Füßen streifen, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr und drehte sich um. Im Dämmerlicht der Umkleide entdeckte sie eine Gestalt, die hinter der Bank auf dem Boden kauerte und in einem Kleiderhaufen wühlte. Wegen des Lärms, der aus der Halle hereindrang, hatte sie Franziska offensichtlich noch nicht bemerkt. Franziskas Herz begann schneller zu schlagen und ihr wurde plötzlich ganz heiß. War das etwa der Schulklassen-Dieb? Wollte er gerade wieder zuschlagen? Bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, dass jetzt noch jemand kam, um sich umzuziehen. Manchmal war es eben gar nicht so schlecht, unpünktlich zu sein. Jetzt konnte sie dem Dieb ein für alle Mal das Handwerk legen. Kim und diese eingebildete Marie würden bestimmt vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zukriegen, wenn Franziska ihnen morgen erzählte, wie sie den Dieb ganz alleine gestellt hatte …

Auf Zehenspitzen schlich Franziska zurück zur Tür und drückte auf den Lichtschalter. Grelles Neonlicht flammte auf und Franziska kniff geblendet die Augen zusammen. Als sie sie wieder öffnete, erblickte sie ein Mädchen, das wie erstarrt hinter der Bank hockte.

»Anna?«, fragte Franziska ungläubig. »Was machst du denn da?Warum bist du nicht bei den anderen in der Halle?«

Anna antwortete nicht. Sie war kalkweiß im Gesicht und starrte Franziska mit weit aufgerissenen Augen an.

»Alles in Ordnung?«, fragte Franziska und ging langsam zu ihrer Mitschülerin hinüber. Ihr Blick fiel auf die rote Kapuzenjacke, die Anna in der Hand hielt. »Sag mal, das ist doch Miriams Jacke, oder?«

Anna schlug die Augen nieder und nickte langsam. Franziska runzelte die Stirn. Konnte es wirklich sein, dass Anna die Schulklassen-Diebin war? Anna wäre so ziemlich die Letzte gewesen, die Franziska verdächtigt hätte. Sie war eindeutig nicht der Typ, der andere Leute beklaute. Schon gar nicht ihre eigenen Mitschüler. Anna war ruhig und zurückhaltend und fiel nie durch irgendetwas auf – abgesehen davon, dass sie supergut in der Schule war. Aber sie gab nie mit ihren Noten an und hatte auch kein Problem damit, andere abschreiben zu lassen. Das hatte Franziska, die meistens erst am Abend vorher anfing für Klassenarbeiten zu lernen, schon mehr als einmal das Leben gerettet.

»Du wolltest Miriam doch nicht etwa beklauen, oder?«, fragte Franziska. Als Anna weiterhin stumm wie ein Fisch vor ihr auf dem Boden hockte, fügte sie ungeduldig hinzu: »Jetzt mach doch endlich mal den Mund auf!«

Anna warf Franziska einen flehenden Blick zu. »Sag niemandem was, okay?«, bat sie mit leiser Stimme.

Franziska ließ sich neben Anna auf die Bank fallen und schüttelte fassungslos den Kopf. »Heißt das, du wolltest gerade wirklich klauen?«

Anna nickte mit gesenktem Blick. Ihre Lippen zitterten.

»Und was ist mit den anderen Diebstählen?«, fragte Franziska.

»Die zehn Euro von Lukas und das Geld von Murat und Claudia? Hast du das etwa auch genommen?«

Anna nickte wieder und Franziska merkte, wie heiße Wut in ihr aufstieg. Plötzlich wurde sie fuchsteufelswild.

»Sag mal, spinnst du?«, fuhr sie ihre Mitschülerin an. »Du kannst den Leuten doch nicht einfach ihr Geld klauen! Ich hätte echt nicht gedacht, dass du so eine Heuchlerin bist. Tust immer so, als könntest du kein Wässerchen trüben, dabei bist du in Wirklichkeit eine ganz fiese Diebin!«

Franziska war richtig laut geworden und Anna starrte ängstlich zu der angelehnten Tür. Aber die anderen waren offenbar so mit ihrem Volleyball-Match beschäftigt, dass sie nichts von Franziskas Wutausbruch mitbekommen hatten.

Franziska wartete darauf, dass Anna irgendetwas zu ihrer Verteidigung vorbrachte. Als das Mädchen weiterhin schwieg, stand sie auf und sagte entschlossen: »Ich hole jetzt Herrn Müller aus der Halle. Vielleicht bist du bei einem Lehrer ja etwas gesprächiger.«

»Bitte nicht!«, sagte Anna leise. »Wenn du Herrn Müller holst, bin ich erledigt.«

Sie stand langsam auf und legte Miriams Jacke weg. Dann ließ sie sich neben Franziska auf die Bank sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern zuckten und Franziska war sich ziemlich sicher, dass sie weinte. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend. So plötzlich, wie Franziskas Wut gekommen war, war sie jetzt wieder verraucht. Anna tat ihr nur noch leid. Sie wirkte total verzweifelt.

Franziska seufzte und legte sanft den Arm um Annas Schultern.

»Na gut«, sagte sie. »Lassen wir Herrn Müller erst mal aus dem Spiel.«

Anna wischte sich mit beiden Händen über ihr tränenverschmiertes Gesicht und flüsterte: »Danke!«

»Kein Problem.« Franziska ließ Anna los und wühlte in ihrer Hosentasche, bis sie ein zerknülltes Taschentuch gefunden hatte. »Ist leider schon benutzt. Aber was soll’s. Besser als nichts, oder?«

Zwischen den Tränen blitzte ein klitzekleines Lächeln auf Annas Gesicht auf. »Stimmt. Vielen Dank.« Sie nahm das Taschentuch und putzte sich ausgiebig die Nase.

Franziska zögerte kurz, dann sagte sie: »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du diejenige bist, die das Geld genommen hat.«

Anna drehte das Taschentuch zwischen ihren Fingern und schaute zu Boden. »Ich wollte das eigentlich auch gar nicht«, sagte sie leise und seufzte. Plötzlich sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein schlechtes Gewissen ich habe. Ich weiß schließlich auch, dass es total mies ist, seine Mitschüler zu beklauen. Außerdem hatte ich ständig furchtbare Angst, entdeckt zu werden. Nachts konnte ich schon gar nicht mehr schlafen. Andauernd diese Albträume, aus denen ich schweißgebadet aufgewacht bin. Manchmal hab ich geträumt, dass die Polizei bei uns zu Hause klingelt und mich abholt …«

»Ich versteh das einfach nicht«, sagte Franziska. »Warum zum Teufel hast du das nur gemacht?«

Anna sackte in sich zusammen. »Das … das kann ich dir nicht sagen«, murmelte sie.

»Bekommst du zu wenig Taschengeld?«, fragte Franziska. »Das muss dir nicht peinlich sein, du kannst es mir ruhig sagen …« Aber Anna schüttelte den Kopf. »Quatsch! Deswegen würde ich doch nicht klauen!«

»Oder schuldest du jemandem Geld?«, fragte Franziska weiter.

»Vielleicht eine zu hohe Handyrechnung? So was kann einen ganz schön fertigmachen …«

Bei dem Wort »Handy« zuckte Anna zusammen. Doch dann schüttelte sie wieder den Kopf. »Nein, das ist es nicht.« Sie schluckte. »Es ist alles viel schlimmer.«

»Dann solltest du erst recht darüber reden«, sagte Franziska.

»Wenn du es mir nicht sagen willst, dann erzähl es doch deinen Eltern.«

»Das geht nicht«, sagte Anna und ließ den Kopf hängen. »Meine Mutter dreht durch, wenn sie erfährt, dass ich Geld geklaut habe.«

Das Mädchen starrte auf den Boden und machte einen völlig verzweifelten Eindruck.

Franziska dachte angestrengt nach. »Was ist mit der Vertrauenslehrerin?«, schlug sie schließlich vor. »Die hat doch Schweigepflicht. Wenn du nicht willst, dass deine Eltern von der Sache erfahren, dann erzählt sie ihnen auch nichts.«

»Ehrlich?« Anna sah Franziska unsicher an. »Ich weiß nicht …«

»Denk wenigstens mal drüber nach«, bat Franziska.

Anna nickte zögernd. Plötzlich näherten sich schnelle Schritte und die Tür zur Sporthalle wurde aufgerissen. Anna und Franziska zuckten zusammen, als Miriam ihren Kopf in die Umkleidekabine steckte.

»Da seid ihr ja!«, sagte sie. »Herr Müller meinte, ich soll mal nachsehen, wo ihr steckt. Was macht ihr denn hier?« Sie warf Anna und Franziska, die immer noch dicht nebeneinander auf der Bank saßen, einen neugierigen Blick zu.

Anna sah Franziska ängstlich an.

»Gar nichts«, sagte Franziska schnell und stand auf. »Anna geht’s nicht so gut. Ihr ist schlecht. Sie war gerade auf dem Klo und hat sich übergeben.«

»Ach so.« Miriam betrachtete teilnahmsvoll Annas kalkweißes Gesicht. »Mann, du siehst wirklich nicht gut aus. Willst du nicht lieber nach Hause gehen?«

Anna schüttelte schnell den Kopf und stand auf. »Nein, nein, geht schon wieder.«

Franziska erhob sich ebenfalls von der Bank. »Sagt Herrn Müller, dass ich gleich komme. Muss mich nur noch schnell umziehen.«

»Alles klar.« Miriam wandte sich zum Gehen. »Aber beeil dich, gleich fängt das zweite Spiel an.«

Sie verließ die Umkleidekabine. Bevor Anna ihr in die Sporthalle folgte, sagte sie leise: »Vielen Dank, dass du nichts gesagt hast. Das werde ich dir nie vergessen.«

Franziska seufzte. »Ich bin mir nicht sicher, ob das richtig war. Sollen wir nicht doch lieber zu einem Lehrer gehen?«

Anna schüttelte heftig den Kopf. »Auf keinen Fall!«

»Soll ich mal mit der Vertrauenslehrerin sprechen?«, bot Franziska an. »Oder mit deinen Eltern? Was auch immer du für ein Problem hast, es ist bestimmt gar nicht mehr so schlimm, wenn du erst mal darüber geredet hast.«

»Vielen Dank, aber ich brauch keine Hilfe«, sagte Anna. »Ich schaff das schon alleine. Versprich mir, dass du niemandem von der Sache erzählst. Keiner Menschenseele, okay? Sonst bin ich geliefert. Wenn rauskommt, dass ich geklaut habe, fliege ich garantiert von der Schule.« In Annas Augen blitzte Panik auf.

»Okay, okay«, sagte Franziska schnell. »Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde weder einem Lehrer noch deinen Eltern etwas erzählen. Aber dann musst du mir versprechen, dass du nicht mehr klaust.«

Anna nickte, ohne Franziska anzusehen. »Versprochen.« Dann drehte sie sich um und folgte Miriam in die Sporthalle. Franziska sah ihr nach. Anna ging gebeugt wie eine alte Frau. Sie sah aus, als läge ein tonnenschweres Gewicht auf ihren Schultern.

»Was für ein riesengroßer Mist!«, murmelte Franziska und holte langsam ihre Sportsachen aus dem Rucksack. Die Lust auf Volleyball war ihr gründlich vergangen.

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Schmetterlinge im Bauch

»Auch das noch!«, fluchte Marie, als die ersten Regentropfen auf ihre frisch geföhnten Haare fielen. »Und ich hab meine Regenjacke nicht dabei!«

Sie trat kräftig in die Pedale und versuchte gleichzeitig, einen Blick auf ihre Armbanduhr zu werfen. Schon zehn nach drei. Kim und Franziska warteten bestimmt schon auf sie. Na und? Sollten sie doch! Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass die Aerobicstunde heute länger gedauert hatte. Außerdem hatte sie ja nicht ahnen können, dass Franziska so weit draußen wohnte.

»Ich hätte den Bus nehmen sollen«, schimpfte Marie, als der Regen immer heftiger wurde. Wozu hatte sie sich nach dem Sport eigentlich so sorgfältig geschminkt und die Haare geföhnt?

Je länger sie auf dem Radweg stadtauswärts durch den Regen strampelte, desto schlechter wurde ihre Laune. Warum hatte sie sich überhaupt auf diese Detektivclub-Geschichte eingelassen?Sie war mit ihren Aerobic-, Tanz- und Gesangsstunden doch wirklich gut ausgelastet! Marie seufzte. Eigentlich hatte sie mehr aus Langeweile auf die Anzeige geantwortet. Irgendwie war es nämlich ganz schön öde, immer dasselbe zu machen. Sie hatte Lust auf ein neues, aufregendes Hobby – und da war ihr Kims Anzeige gerade recht gekommen. Allerdings zweifelte sie inzwischen ein wenig daran, ob die Sache mit dem Detektivclub wirklich so spannend werden würde – zumindest wenn die beiden anderen Mitglieder Kim und Franziska hießen. Kim schien ja noch halbwegs in Ordnung zu sein. Vielleicht ein bisschen langweilig, aber dafür quasselte sie wenigstens nicht ständig dummes Zeug wie diese Franziska. Die war wirklich anstrengend!

Na ja, vielleicht wurde die Sache ja doch noch ganz interessant, wenn sie erst mal diese langweilige Diebstahlgeschichte geklärt hatten und ihren ersten richtigen Fall in Angriff nahmen. Ansonsten würde sich Marie so schnell wie möglich wieder aus dem Club verabschieden. Auf Langeweile und Kinderkram hatte sie nämlich nicht die geringste Lust.

Als sie neben dem Fahrradweg einen Wegweiser mit der Aufschrift »Tierarztpraxis Dr. Karl Winkler« entdeckte, atmete sie erleichtert auf und bog in einen von Bäumen überdachten Schotterweg ein. Jetzt hatte sie es hoffentlich bald geschafft. Der Weg bestand hauptsächlich aus Schlaglöchern, aber wenigstens wurde Marie jetzt nicht mehr so nass, weil die Bäume den Regen abhielten. Am Ende des Weges konnte sie ein kleines Haus aus roten Backsteinen erkennen. Die Haustür und die Fensterläden waren dunkelblau gestrichen, und an der Mauer rankte grüner Efeu empor. Die Fenster waren erleuchtet und warmes Licht fiel auf den regennassen Hof. Das sah richtig gemütlich aus.

Marie trat mit aller Kraft in die Pedale und erreichte in Rekordgeschwindigkeit den Hof. Sie lehnte ihr Fahrrad an die Hauswand, stieg die drei Steinstufen zu der blau gestrichenen Eingangstür hoch und drückte auf den Klingelknopf. Ein lauter Gong ertönte im Innern des Hauses und kurze Zeit später öffnete eine kleine, etwas rundliche Frau die Tür. Sie trug ihre kupferroten Haare zu einem lockeren Knoten aufgesteckt und ihre grünen Augen blitzten fröhlich. Marie wusste augenblicklich, dass es sich bei dieser Frau nur um Franziskas Mutter handeln konnte.

»Du meine Güte!«, rief Frau Winkler. »Du bist ja pitschnass! Komm schnell ins Trockene, sonst holst du dir noch den Tod.« Sie griff nach dem tropfenden Ärmel von Maries Strickjacke und zog sie ins Haus.

»Äh – hallo«, sagte Marie etwas verwirrt. »Ich … wollte eigentlich zu Franziska.« Dann fügte sie schnell hinzu: »Ich bin übrigens Marie.«

»Freut mich, dich kennenzulernen, Marie«, sagte Frau Winkler und lächelte. »Franziska und Kim warten schon auf dich. Sie haben sich in Franziskas Zimmer verzogen. Aber bevor du nach oben gehst, musst du dich erst mal abtrocknen.«

Sie schob Marie in eine große Küche, die mit alten Bauernmöbeln eingerichtet war, und verschwand. Marie blieb mitten im Raum stehen und sah sich neugierig um. Auf einer abgeschabten Eckbank stapelten sich Reitkappen, Bücher, Zeitungen und dicke Wollsocken. Unter der Bank lagen Schuhe und Reitstiefel bunt durcheinander. Auch der Esstisch verschwand beinahe unter Stapeln von medizinischen Fachzeitschriften, schmutzigem Geschirr und allem möglichen Krimskrams. Trotz der Unordnung fühlte sich Marie augenblicklich wohl. Sie hatte noch nie einen Raum gesehen, der so einladend und gemütlich wirkte.

Frau Winkler tauchte mit einem großen, blauen Frotteehandtuch in der Hand wieder auf und reichte es Marie. »Hier, damit kannst du dir die Haare und das Gesicht abtrocknen. Nicht dass du dich noch erkältest. Am besten leihst du dir ein paar trockene Klamotten von Franziska. Ich kann deine Sachen ja so lange auf die Heizung hängen …«

»Danke, das ist wirklich nicht nötig«, murmelte Marie, während sie sich mit dem Handtuch über das Gesicht fuhr und es dann um ihre tropfenden Haare wickelte. Offenbar redete Franziskas Mutter genauso gerne und viel wie ihre Tochter. Oder umgekehrt. Aber Marie fand Frau Winkler trotzdem auf Anhieb sympathisch. Sie merkte, dass sie gegen ihren Willen anfing, Franziska ein bisschen zu beneiden. Es musste toll sein, so eine nette Mutter zu haben. Marie dachte wehmütig an ihre eigene Mutter, die sie nur von Fotos kannte. Aber dafür hatte sie einen supertollen Vater, der ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Eigentlich konnte sie sich wirklich nicht beschweren …