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Birgit Ebbert

Brandbücher

Kriminalroman

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Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Sven Lang

Herstellung: Mirjam Hecht

E-Book: Julia Franze

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Keystone / getty images

ISBN 978-3-8392-4208-7

1

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Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte wieder auf die frische Erde zu meinen Füßen und ließ die Augen umherwandern. Der Flügelschlag eines schwarzen Vogels, der unerwartet an mir vorbeiflog, erschreckte mich. Ich atmete erleichtert auf und griff nach der Schaufel. Ein Regenguss wäre gut, dachte ich, er würde meine Spuren verwischen. Ich folgte dem schmalen Weg aus dem Wald heraus. Am Ende fuhr ich mit der Schaufel mehrfach über das feuchte Gras der Wiese, die den Wald umschloss. Nun waren auch die letzten Erdspuren verschwunden.

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Erschöpft lehnte ich die Schaufel an einen Baum. Ich betrachtete den kleinen Hügel aus schwarzer Erde, der übrig geblieben war. Seufzend steckte ich ein paar vorwitzige Haarsträhnen zurück unter das Kopftuch. Die Stille und Dunkelheit machten mir Angst. Widerwillig griff ich mit den Händen in den Erdhügel. Ich spreizte die Finger, sodass meine Hand eine Harke bildete. Damit strich ich immer wieder durch die Erde. Ein Regenwurm verfing sich zwischen meinen Fingern. Schaudernd schüttelte ich ihn ab.

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Nachdem der Hügel kaum noch zu erkennen war, richtete ich mich mühevoll auf. Ich stöhnte und stemmte meine Hände in den Rücken, der von der ungewohnten Arbeit schmerzte. Als Köchin bin ich harte Arbeit gewohnt, aber diese Aufgabe überstieg meine Kräfte. Vorsichtig blickte ich mich in der Dunkelheit um. Ich erkannte die Schatten der dicken Bäume. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Ich hatte nur eine kleine Laterne mitgenommen und auf den Schein des Mondes vertraut. Obwohl es den ganzen Tag über regnerisch und nebelig gewesen war, war er deutlich zu erkennen. Es konnte nicht lange dauern bis zum Vollmond.

Karina ließ die Karten sinken. Sie sah sich auf dem Dachboden nach einer Jacke oder Decke um. Ihr war kalt. Als sie hinaufgestiegen war, hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie sich hier länger aufhalten würde. Und dann hatte sie diese Postkarten gefunden. Fein säuberlich mit einer Banderole aus Zeitungspapier zusammengehalten. Das Zeitungsband sah braungelb aus wie diese Faksimile-Zeitung, die ihre Eltern ihrem Großvater zum 75. Geburtstag geschenkt hatten. Eine Seite der Banderole war eingerissen. Vorsichtig entfernte sie sie. Überrascht, dass die beiden Enden eingeschnitten und ineinandergeschoben waren.

Zuerst freute sie sich, sah sie doch sofort, dass die Postkarten jahrzehntealt sein mussten. Diese Art kannte sie von Flohmärkten: Schwarz-Weiß-Bilder auf schmuddelig weißem Grund mit gezacktem Rand. Solche Postkarten gab es heute nicht mehr.

Warum eigentlich nicht?, dachte Karina und erhob sich mit einem kleinen Ächzen aus der Hocke. Ihre Jeans knarrte leicht von der plötzlichen Bewegung und sie musste aufpassen, dass sie sich nicht den Kopf an einem der Balken stieß.

Sie ließ ihren Blick über den Dachboden wandern und musste lachen, als sie sich in einem alten Spiegel sah, der halb verdeckt von getrockneten Blumen an der Wand hing. In ihren dunkelblonden Haaren schimmerten grau Reste von Spinnweben. Auf ihrem hellen Haarreif vollführte eine kleine Spinne Turnübungen. Wie gut, dass sie sich nicht vor Spinnen und anderlei Kleintier ekelte. Nur die Spinnweben auf ihrer Brille störten sie gewaltig, sie nahm sie ab und wischte sie an der weiten Bluse ab, die sie über der Hose trug.

So sehe ich gleich doppelt so gut, redete sie sich ein, als die Brille wieder sauber auf ihrer Nase saß und sie sich genauer im Spiegel betrachten konnte. Ob das eine gute Idee war, den Pony wachsen zu lassen, fragte sie sich, als sähe sie ihre haarfreie Stirn zum ersten Mal. Schnell wandte sie den Blick ab und suchte etwas gegen die Kälte. Dank der spinnwebenfreien Brille entdeckte sie sofort, dass das Kissen auf dem Schaukelstuhl kein Kissen, sondern eine Decke war. Sie hüllte sich in die Decke und setzte sich mit den Postkarten in der Hand in den Schaukelstuhl.

Vor und zurück schaukelnd betrachtete Karina das Motiv auf der ersten Karte. Eine Kreuzung breiter Straßen war abgebildet. Am Rand der einen Straße standen dünne Männer neben dürren Bäumen. Es sah aus, als wären sie erstaunt, dass jemand sie fotografierte. An der rechten Straßenseite war ein Haus zu sehen, es erinnerte Karina an ein Gebäude, das ihr erst kürzlich aufgefallen war.

Überrascht drehte Karina die Karte um. Im ersten Moment wirkte sie, als käme sie aus dem letzten Jahrhundert. Doch das Haus mit dem kleinen Erker und den weißen Fenstern vor roten Klinkern kam ihr bekannt vor.

»1903«, las Karina. »Heidener Straße!« Karina konnte mit dem Straßennamen nichts anfangen. Sie lebte in Stuttgart und war nur für ein paar Wochen zu Besuch in der Heimatstadt ihres Vaters, um sein Elternhaus auszuräumen. Außerdem konnte sie hier in Ruhe darüber nachdenken, wie es nach ihrem Studium weitergehen sollte. Bewerbungen konnte sie überall schreiben.

Ihre Großeltern waren schon vor einigen Jahren gestorben, in dem Elternhaus des Vaters hatte bis vor Kurzem ihre Großtante gewohnt. Katharina Bessling, nach ihr war Karina benannt worden.

Katharina Bessling war die Tante ihres Vaters, die Schwester ihres Großvaters. Karina kannte sie nur von wenigen Besuchen und Telefonaten. Die Großtante, die in ihrer Familie immer nur ›Papas Tante Katharina‹ oder ›die französische Tante‹ genannt wurde, hatte lange in Frankreich gelebt und in dieser Zeit keinen Kontakt zur Familie gehabt. Umso überraschter waren alle, als sie plötzlich wieder in ihre Heimatstadt zog und sich bei ihrem Neffen und seiner Familie meldete. Seit Karina ihr auf der Beerdigung ihres Großvaters begegnet war, hatte sich zwischen ihnen eine lockere Beziehung entwickelt.

Karina starrte die winzige Schrift auf der Rückseite der Postkarte an. Die verschnörkelten Buchstaben, die ganz anders aussahen als ihre eigene Schreibschrift, verwirrten sie. Erst als sie die beiden kleinen Einsen nebeneinander sah, erinnerte sie sich an die Schönschreibstunde im Deutschunterricht. »Heute lernen wir die deutsche Schrift«, hatte ihre Lehrerin damals verkündet und merkwürdige Zeichen an die Tafel geschrieben.

»Das sind ja zwei Einsen«, hatte Karina gerufen, die sich schon als Kind mehr für Mathematik als für Deutsch interessierte. Ihre Deutschlehrerin Frau Höschle nickte ihr anerkennend zu. »Das ist eine gute Eselsbrücke«, sagte sie. »Dieser Buchstabe ist nämlich ein kleines E.« Mit diesem Lob weckte Frau Höschle Karinas Interesse an der merkwürdigen Schrift.

Während die anderen Schüler murrend die Buchstaben nachzeichneten, versuchte Karina, ihren Namen zu schreiben und dann sogar Wörter. Irgendwann beherrschte sie die Schrift so gut, dass sie sie als ihre persönliche Geheimschrift nutzen konnte. All ihre Tagebucheinträge hatte sie auf diese Weise verfasst. Sehr zum Ärger ihrer Schwester, die mit den »Hieroglyphen«, wie sie immer maulte, nichts anfangen konnte.

Karina grinste bei dem Gedanken, der ihr durch den Kopf ging: »Manchmal erfährt man erst viel später, warum man etwas lernen muss.« Das hatte ihr Großvater immer gesagt, wenn sie ihm am Telefon vorjammerte, dass sie ihrer Meinung nach wieder nur unnützes Zeug für die Schule lernen musste. Und das war nicht selten, denn Karina fand alles außer Mathematik und Physik langweilig.

Auch wenn Karinas letzte Einträge in ihr Tagebuch lange zurücklagen, konnte sie die Schrift auf der Postkarte nach einigen Anlaufschwierigkeiten erstaunlich gut entziffern. »Wieder einmal ein Beweis dafür, dass man sich gut merkt, was man als Kind gelernt hat«, murmelte Karina und rückte sich in dem Schaukelstuhl zurecht.

»Katharina Bessling«, las sie erneut in dem Adressfeld. Im ersten Moment hatte Karina nicht Katharina, sondern Karina gelesen. Wieso liegen hier uralte Karten, die an mich adressiert sind, fragte sie sich. Als sie las, was auf der Karte stand, die Beschreibung der Erde und der Nacht, wusste sie erst recht nicht, was sie davon halten sollte.

In dem kleinen Ort, in dem vor ihrem Vater schon ihr Großvater und ihre Großtante aufgewachsen waren, wurde gemunkelt, Katharina Bessling wäre nicht ganz bei Trost. Das hatte ihr die Frau des Zahnarztes zugeraunt, den sie aufsuchte, als sie in den vorletzten Semesterferien für einige Tage bei ihrer Großtante wohnte.

Es war auch ungewöhnlich, dass die französische Tante sich nach Jahrzehnten im Ausland wieder in diesem kleinen Ort niederließ. Zuletzt hatte sie in Frankreich gelebt, wo sie mit ihrem Lebensgefährten ein renommiertes Restaurant geführt hatte.

Wann immer Karina sich bei ihrem Vater und ihrem Großvater nach ihrer Großtante Katharina erkundigte, bekam sie als Antwort: »Frag nicht, du wirst es erfahren, wenn du es wissen musst.« Erst in den letzten Jahren war ihr klar geworden, dass ihr Großvater nur wenig Kontakt zu seiner Schwester hatte. Er konnte es wohl nicht verwinden, dass sie ihn im Zweiten Weltkrieg mit den Eltern zurückließ und nach Frankreich ging.

Mehr konnte Karina nicht in Erfahrung bringen. Auch als zuerst der Großvater und dann die Großmutter starben und ihre Großtante, die sie in Gedanken immer Tante Katharina nannte, in das Haus der Großeltern zog, wurde nicht darüber gesprochen, was ihre Großtante zurück in ihre Heimatstadt geführt hatte.

Karina erinnerte sich dunkel daran, dass ihre Eltern auf der Fahrt zu einem der wenigen Besuche bei den Großeltern davon gesprochen hatten, dass Tante Katharina ein Haus in ihrer Heimatstadt kaufen wollte. »Sie will ein ganz bestimmtes Haus haben«, hatte Karinas Vater gesagt. Karina sah sein Kopfschütteln vor sich, das zeigte, was er davon hielt.

Die erste Begegnung musste gewesen sein, als Karina 14 oder 15 Jahre alt war. Bei einem Besuch der Großmutter. Karina war sich nicht sicher, ob es beim 75. der Großmutter gewesen war.

Das Haus, in dem Tante Katharina zu jener Zeit lebte, befand sich in der Innenstadt. Es wirkte verfallen und wenig einladend, trotzdem war es der Großtante wichtig, sie und ihre Eltern durch das Haus zu führen.

»Ich habe das Haus erst einmal retten können«, hatte sie mit traurigem Gesicht bemerkt, während sie mit ihnen durch das Gebäude ging. »Lange wird es das Haus nicht mehr geben, aber ich wollte ihnen wenigstens für kurze Zeit ihr Zuhause wiedergeben.«

Karina starrte auf die Karte. Dieser Satz hatte sie damals lange beschäftigt. Wem will sie das Zuhause wiedergeben?, hätte sie am liebsten gefragt, doch ihr Vater drängte zur Eile, weil er rechtzeitig zum Kaffee bei seiner Mutter sein wollte.

»Wer hat Tante Katharina diese Karten geschickt?«, fragte Karina sich, es gab keine Anrede, und keinen Gruß am Schluss. Sehr ungewöhnlich. Sie schlang die Arme um sich und zog die Decke dichter um ihre Schultern. Es war kalt auf dem Dachboden. Überall hingen Spinnweben, als wäre schon lange niemand mehr hier gewesen.

Noch einmal betrachtete sie die Karten genau. Vielleicht deutete doch etwas auf den Absender. Diese merkwürdigen Buchstaben und Zahlen oben rechts, dort wo bei einem Brief das Datum stand, sagten ihr nichts.

Was war das denn? Ein einzelner Buchstabe auf der Karte, die sie in der Hand hielt, war unterstrichen. Das kleine c in dem Wort ›Schaufel‹. Es war deutlich zu erkennen, dass der Strich mit der gleichen Tinte gezogen worden war. Karina betrachtete die anderen Karten. Ihre Leidenschaft für Rätsel und Knobelaufgaben war erwacht. Sie hielt die nächste Karte dicht vor das Gesicht, um sie besser anschauen zu können.

Mit zusammengekniffenen Augen las sie Buchstabe für Buchstabe. Das b in dem Wort ›Arbeit‹ war eindeutig ebenfalls unterstrichen. C und B, was mochte das bedeuten? Buch, Bauch, backen.

Im nächsten Text musste sie nicht lange suchen. Das unterstrichene A in der ersten Zeile stach ihr förmlich ins Auge. A, B, C. Karina sortierte die Karten in der Reihenfolge. Nun ergab der Text einen Sinn. Ihr fiel auf, dass auch die Zeichen auf dem Datumsplatz rechts neben der Anrede, denen sie bis dahin keine Bedeutung beigemessen hatte, die gleichen waren.

Karina erhob sich aus dem Schaukelstuhl. Sie zog die Schublade, in der sie die Karten entdeckt hatte, weiter auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie zu einem dicken Kartenstapel gehörten. Anscheinend hatte sich ein Dreierpäckchen beim Öffnen der Kommode verfangen und war Karina deswegen als Einziges aufgefallen.

Vorsichtig nahm Karina den Stapel aus der Schublade. Jeweils mehrere Karten waren mit einer Banderole umwickelt, die mit dieser merkwürdigen Klebstoff-Ersatz-Technik verbunden war. Die anderen Banderolen waren jedoch unbeschädigt. Vorsichtig schob Karina die Banderole vom nächsten Set. Auch diese Karten wirkten, als hätte sie jemand mit Wasserfarbe bunt angemalt. Gar nicht wie die heutigen Hochglanzpostkarten.

Alle Karten zeigten auf der Vorderseite ein Motiv aus der Heimatstadt ihres Vaters, einen Straßenzug, einen der bekannten Türme, sogar die spätromanische Kirche war zu sehen, allerdings sah der Kirchturm anders aus.

Karina wendete die Karte mit dem Kirchturm um und entdeckte auf der Rückseite die Jahreszahl ›1912‹. Vor gut hundert Jahren sah die Stadt anders aus. Hatte ihr Großvater nicht einmal davon gesprochen, dass in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs drei Viertel der Innenstadt zerstört wurden? Das passte zu dem Bild. Es musste die Kirche vor der Zerstörung zeigen.

Merkwürdig, dachte Karina und ärgerte sich darüber, dass sie das Angebot ihrer Schwester, gemeinsam das Haus auszuräumen, abgelehnt hatte. Sie wusste, dass Tante Katharina wenig mit ihrer Schwester hatte anfangen können. »Sie ist zu langweilig«, hatte sie einmal gesagt und Karina gelobt, die schon während ihres Studiums längere Zeit in den USA gewesen war und sich dort mit Jobs durchgeschlagen hatte.

»Anne ist so bodenständig wie alle hier, obwohl sie nicht hier aufgewachsen ist«, klagte Tante Katharina, dabei war sie doch selbst aus Frankreich zurück in ihre kleine Heimatstadt gezogen.

»Das ist das Alter, da wird man rührselig und sehnt sich zurück in die Heimat«, pflegte Tante Katharina zu sagen, wenn Karina nach dem Grund für die Rückkehr fragte. Doch Karina war sich sicher, dass etwas anderes dahintersteckte. Tante Katharina hatte ein Haus gekauft, das über Jahrzehnte im Besitz eines Arztes gewesen war.

Immer wieder hatte sie sich erkundigt, ob das Haus zu erwerben war. Erst nachdem der Arzt und seine Frau innerhalb von vier Monaten verstorben waren und die Erben ihre Praxis schon längst woanders eingerichtet hatten, wurde das Haus angeboten. Karinas Tante hatte es gekauft, obwohl sie bereits wusste, dass es der Sanierung der Innenstadt würde weichen müssen.

Warum es ausgerechnet dieses Haus sein musste, da­rüber hatte Tante Katharina bis zu ihrem Tod vor wenigen Wochen geschwiegen, sogar über ihren Tod hinaus, denn auch in ihrem Testament stand nichts über ihre Beweggründe.

Karina schüttelte sich. Trotz der Decke kroch die Kälte des unbeheizten Dachbodens unter ihre Kleidung. Sie griff nach dem Postkartenstapel, da fiel ihr Blick auf ein großes Schild, das neben der kleinen Kommode lag. Sofort erkannte sie die Handschrift ihres Großvaters.

»Katharinas Sachen«, las Karina und schmunzelte. Ihr Großvater hatte zu den Menschen gehört, die die Intimsphäre anderer achteten. Niemals hätte er Karinas Tagebuch gelesen, so wie er auch niemals das Schränkchen seiner Schwester durchstöbert hätte, solange sie lebte.

Die Karten gehörten also ihrer Tante, das war Karina nun klar. Sie wusste jedoch immer noch nicht, wer sie ihr geschrieben hatte.

»Vielleicht finde ich auf den anderen Karten einen Hinweis«, sagte Karina zu sich und griff nach dem Stapel Postkarten. Die kann ich aber auch unten vor dem Kamin lesen, dachte sie und schüttelte die Decke ab, ehe sie die Klappleiter herunterstieg. Es sah ganz danach aus, als könnte der Aufenthalt in dem alten Haus interessanter werden, als sie erwartet hatte.

*

»Bis Samstag«, verabschiedete sich Bruno Schulze-Möllering. Samuel Weizmann beobachtete, wie sein Freund sich die Haare aus dem Gesicht strich. Bruno war das genaue Gegenteil von ihm, wo er klein war, war Bruno groß, seine blonden Haare stachen gegen Samuels fast schwarzen Schopf ab, sogar ihre Augen waren unterschiedlich. Dennoch hatte sich zwischen ihnen in der ersten Klasse eine Freundschaft entwickelt, die trotz vieler Höhen und Tiefen die ganze Schulzeit gehalten hatte. Für Samuel war Bruno vor allem nach dem Tod seiner Mutter ein Anker.

Bruno schaute mit den klaren blauen Augen in die Welt, die ein Junge in dieser Zeit mitbringen sollte, um Erfolg zu haben. Samuel dagegen hatte die dunklen Augen seiner Eltern geerbt – und seiner Rasse, sagten seit einiger Zeit viele. Dabei gab es auch Juden mit roten Haaren oder grünen Augen. Samuel war deutlich kleiner als Bruno, der nach seinem Vater kam, einem großen, kräftigen Mann, der ebenso gut Tierarzt anstatt Allgemeinmediziner hätte werden können, zumindest von seiner Statur her konnte er es mit jeder Kuh aufnehmen.

Manchmal stellte sich Samuel heimlich vor den Spiegel und verglich sich mit Bildern aus Büchern und Zeitungen, die in ihrem Laden auslagen und die angeblich echte Juden zeigten. Außer den dunklen Haaren und Augen konnte er keine Ähnlichkeit erkennen, aber auch keinen Unterschied zu all denen, die mit einem Ariernachweis wedelten und von ihrem langen, rein arischen Stammbaum schwärmten.

Bruno winkte Samuel ein letztes Mal zu, ehe er mit großen Schritten Richtung Stadt ging. Wie fast jeden Sonntag hatte er mit ihm in der Leihbibliothek von Samuels Vater gesessen und Bücher gelesen, die sie in ihrem Alter noch nicht lesen durften.

Samuels Vater besaß eine kleine Buchhandlung in der münsterländischen Kleinstadt. Die einzige weit und breit. Da nicht alle Menschen das Geld hatten, um sich Bücher zu leisten, befand sich in einem Nebenraum eine kleine Leihbibliothek, wie es sie in vielen Städten gab.

Seit Samuel 15 war, half er in der Buchhandlung. Gelegentlich unterstützte er seinen Vater, wenn Bücher zu verleihen waren. Daher hatte er schon früh erfahren, dass es Bücher gab, die er weder verleihen noch lesen durfte.

Eines Tages hatte er seinem Freund von den Büchern erzählt. Bruno hatte so lange gedrängt, bis Samuel eine Stunde ausfindig gemacht hatte, in der seine Eltern nicht zu Hause waren. Sonntagmittags. Am Tag nach dem Schabbes, den Samuel und seine Familie ehrten, erlaubten sich Samuels Eltern einen langen Spaziergang im Grünen.

Diese Stunde nutzten die Jungen, sie schlichen sich in die Leihbibliothek und lasen aufgeregt von Frauen, die sich nach großen, starken Männern sehnten, und von dem, was Männer und Frauen miteinander hinter verschlossenen Türen taten.

Während Samuel sich schämte, wenn er sich vorstellte, dass seine Eltern so etwas auch getan hatten, konnte Bruno nicht genug bekommen und beschrieb Samuel oft Szenen, in denen er selbst der begnadete Liebhaber war. Bei der nächsten Gelegenheit, die sich ihm während des Studiums in Münster bot, wollte er überprüfen, ob an den Geschichten etwas Wahres dran sei. Das erklärte er Samuel mehr als einmal am Tag. Auch, dass er seine Chance nutzen musste, wenn er erst einmal Student war. Samuels Einwand, dass das nicht zu einem angehenden Theologiestudenten passe, wiegelte er stets ab. Mit gemischten Gefühlen sah Samuel ihrer gemeinsamen Studienzeit in Münster entgegen.

2

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Ich habe mich in der Küche verkrochen. Zum ersten Mal habe ich mich darüber geärgert, dass ich in diesem Haushalt kein Schweineschnitzel braten darf. Beim Schnitzelklopfen kann ich meine Wut gut loswerden. Ich kenne kein anderes Gericht, bei dem man klopfen kann, bis man sich beruhigt hat. Höchstens ein Omelett, für das man viel Eiweiß schlagen muss.

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Er hat es tatsächlich getan! Herr Weizmann hat es mir erzählt und dabei mit der Zeitung in der Luft herumgewedelt, als wollte er ihn wie eine Fliege verjagen. Ich konnte der Zeitung ansehen, dass sie gelesen worden war. Dabei sollte sie verkauft werden. Niemand würde die Zeitung kaufen. Sie war voller Knicke, als hätte sie jemand zusammengeknüllt und dann wieder auseinandergezogen und glatt gestrichen. Der 30. Januar 1933 war kaum noch zu lesen.

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»Wieso hat er das getan?«, murmelte ich und schlug das Eiweiß, als wäre es der Reichspräsident, den ich am liebsten stundenlang geohrfeigt hätte. Hat er denn nicht das Buch dieses kleinen Aufschneiders gelesen? Bücher fand ich schon immer interessant. Bei uns zu Hause gab es nur die Bibel und eine Heiligenlegende. Aber die Lehrerin hat mir manchmal Bücher geliehen und ich habe heimlich ganze Seiten abgeschrieben, um die Sprache der Bücher zu üben. Aber das Buch. Das wollte ich nicht einmal geschenkt.

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Im Haus von Doktor Schulze-Möllering, bei dem ich früher in Stellung war, standen überall Bücher. Einmal hat er mich beim Lesen erwischt. Das war der Anfang vom Ende. »Dieses Buch solltest du lesen«, hat der Doktor gesagt und mir ein Buch hingehalten. ›Mein Kampf‹, habe ich gelesen. »Das Buch ist der Beginn einer neuen Ära«, meinte der Doktor. Er hat sich nicht darum gekümmert, ob ich weiß, was eine Ära ist oder nicht. Ich habe nicht gewagt, ihn zu fragen, und es später nachgeschlagen.

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Der Anfang eines neuen Zeitalters sollte das Buch sein. Das kann ich bis heute nicht verstehen. Das Buch hat mir nicht Hoffnung, sondern Angst gemacht. Und nun hat Reichspräsident Hindenburg diesen Adolf Hitler, der das Buch geschrieben hat, zum Reichskanzler ernannt. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag Eischnee geschlagen, um meine Wut und meine Angst zu zerschlagen.

Karina warf ein Holzscheit in den Kamin. Obwohl das Feuer gemütlich flackerte, war ihr beim Lesen kalt geworden. Alle Karten waren an ›Katharina Bessling‹ adressiert. Auf der Karte, die sie zuletzt gelesen hatte, stand sogar ein Datum: 30. Januar 1933. Karina fiel ein, dass sie erst kürzlich in einer Biografie über einen Physiker gelesen hatte, dass Hitler am 30. Januar 1933 an die Macht gekommen war. Geschichte war auch so ein Fach, das sie überflüssig fand, was sie nach der Schulzeit mehr als einmal bereut hatte.

Am liebsten hätte Karina gleich in einer Suchmaschine nachgeschaut, was es mit dem 30. Januar 1933 auf sich hatte. Sie konnte sich jedoch nicht von den Karten lösen und fror lieber. Anfangs war es mühsam, die deutsche Schrift zu lesen; je länger sie las, umso leichter fiel es ihr. Doch noch immer wusste sie nicht, wer ihrer Großtante die Karten geschrieben und warum sie die Karten auf dem Dachboden aufbewahrt hatte.

Karina schob sich so dicht wie möglich an den Kamin. Sie betrachtete die Vorderseite der Postkarte. »Am Markt«, las sie. Nichts auf dem Bild war ihr vertraut. Ein großer Platz mit blühenden Bäumen, einer kleinen Mauer und Häusern, wie sie sie aus der Heimatstadt ihres Vaters kaum kannte. Sie versuchte, sich an den Marktplatz zu erinnern, den man zwangsläufig überqueren musste, wenn man durch die Stadt bummelte. Kein einziges Gebäude ähnelte denen auf der Karte.

Karina wunderte sich, dass die Menschen auf den Bildern sich in ihrer Kleidung kaum von den heutigen Bewohnern unterschieden. Auffällig war, dass es keine Autos gab und keine einzige Leuchtwerbung. Sie sah die Rückseite genauer an und entdeckte ganz klein die Jahreszahl ›1930‹. Unglaublich, wie sehr sich das Aussehen der Städte in 80 Jahren verändert hatte. Damals gab es keine Leuchtreklame, keine Ampeln, kaum Autos, nur einige Menschen, die auf dem Platz standen.

»Wer hat diese Karten geschrieben?«, fragte Karina die große Puppe mit dem Porzellankopf, die in einem Sessel vor dem Sofa saß. Sie sah die anderen Karten an. Es war eindeutig immer die gleiche Handschrift.

Karina stand auf, um sich einen Kaffee zu kochen. Bei Kaffee und Anisplätzchen konnte sie am besten denken. Ihre Großmutter hatte sie auf die Idee gebracht. Sie hatte ihr vor jeder Prüfung in der Schule eine Dose voller Anisplätzchen gebacken.

Rezepte!, schoss es Karina durch den Kopf. Ihre Großmutter hatte in einer Kladde Rezepte gesammelt. Jeder durfte seine Rezepte dort eintragen. Vielleicht fand sie darin einen Anhaltspunkt, wem die Schrift auf den Karten gehörte.

Während die Kaffeemaschine zischte, suchte Karina in dem Regal über der Spüle nach dem Rezeptbuch ihrer Großmutter.

»Das muss doch hier irgendwo sein«, schimpfte sie leise und zog schließlich ein Kochbuch nach dem anderen aus dem Regal.

»Na endlich!« Als die Kaffeemaschine schwieg, hatte Karina ein schwarzes Heft gefunden, aus dem einzelne Blätter hervorlugten. Sie wollte die übrigen Bücher schon zurück ins Regal stellen, da entdeckte sie hinten in der Ecke ein weiteres Heft. Es sah aus wie die Kladde ihrer Großmutter. Karina schlug es auf. Es hatte das gleiche Register wie das Heft der Großmutter, allerdings lagen keine Zettel zwischen den Seiten.

Karina nahm ihren Kaffee und beide Hefte mit ins Wohnzimmer und setzte sich vor den Kamin. Sie schlug das Heft auf, aus dem die Blätter hervorsahen. ›Anna Niehoff‹ las sie auf der ersten Seite. ›Niehoff‹ war mit Bleistift durchgestrichen, daneben stand ›Bessling‹. Die losen Zettel waren Rezepte, die ihre Großmutter nicht mehr abgeschrieben hatte.

Das war das Rezeptbuch ihrer Oma, daran hatte Karina keinen Zweifel. Sie suchte unter A und fand an dritter Stelle das Rezept für die Anisplätzchen. Rasch blätterte sie weiter zu M. Sie lächelte, als sie ihre eigene Schrift dort entdeckte. Wehmütig dachte sie an den Tag, an dem sie ihre Hinweise für die Zubereitung von Maultaschen in das Heft eingetragen hatte.

Karina schob den Gedanken weg und legte das Heft ihrer Großmutter beiseite. Keine der Schriften in der Kladde glich der auf den Postkarten. Sie nahm das zweite Heft zur Hand. ›Katharina Bessling‹, stand in Druckbuchstaben auf der Innenseite des Umschlags. Das Heft klappte von allein in der Mitte auf.

Karinas Blick fiel auf das erste Rezept auf der Seite. »Kreplach«, las sie und kam sich vor, als wäre sie wieder in der ersten Klasse und müsste einen Buchstaben nach dem anderen entziffern. Das Wort war in dieser alten deutschen Schrift verfasst wie die Postkarten. Allerdings war Karina dieses Wort völlig fremd, sodass es ihr schwerfiel, es zu entziffern.

»Kreplach«, sagte Karina laut. Noch immer kam es ihr vor, als hätte sie einen Buchstaben falsch gelesen. Die Zutaten für das Rezept konnte sie ohne Probleme entschlüsseln. »Mehl, Eier, Olivenöl, Salz«, las sie halblaut. »Das hört sich an wie ein Pastetenteig. Und eine Füllung aus Rinderhack gibt es auch. Lecker.« Sie nahm sich vor, später im Internet nach der Bedeutung des Wortes zu suchen. Viel mehr als das Rezept interessierte sie die Handschrift. Sie nahm eine der Postkarten und legte sie neben die Seite mit dem Rezept.

Das K und das E sahen gleich aus. Immer wieder kam sie mit den Buchstaben durcheinander. Schließlich holte sie einen Zettel und einen Stift und schrieb das Alphabet auf. Das K und das E strich sie durch, die waren eindeutig identisch. Nacheinander betrachtete sie alle Buchstaben. Am Ende waren es nur fünf Buchstaben, bei denen sie nicht sicher war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass die Schrift auf den Karten die ihrer Großtante Katharina war. Doch warum sollte sie Karten an sich selbst senden?

*

»Was gibt es heute zu essen?« Mit diesen Worten stürmte Samuel in die Küche. Er ging auf den Herdofen zu, auf dem ein Topf und eine Pfanne standen. Als er vor dem Herd stand, konnte er die Hitze der Flammen spüren, die unter der dicken Eisenplatte züngelten. Ein wohliges Gefühl durchfuhr ihn. Die Küche war für ihn der Inbegriff seiner Kindheit. Als er ein kleiner Junge war, hatte er seine Mutter beim Kochen beobachtet und sich alles erklären lassen.

»Du bist ein echtes Jungchen«, scherzte sie oft. Auch Samuel gefiel diese Wortmischung aus Junge und Mädchen. Als Einzelkind fühlte er sich oft wie ein Jungchen, weil er mal wie der Junge, der er war, behandelt wurde, und mal wie das Mädchen, das er aus Sicht seiner Mutter leider nicht geworden war. Er wusste, dass seine Mutter sich ein weiteres Kind gewünscht hatte. Bis zum letzten Tag ihres Lebens hatte sie von einem Mädchen geträumt und dann war es ein Mädchen gewesen, das sie umgebracht hatte. Das Neugeborene, das dann doch schon tot gewesen war, als es auf die Welt geholt wurde.

Von dem Tag an hatte sich Samuels Leben von Grund auf geändert. Nicht mehr die Küche, sondern die Buchhandlung seines Vaters wurde sein Zuhause. Nach der Schule lief er nicht mehr die Treppe hinauf in die Küche, sondern direkt durch die Glastür, über der in großen Buchstaben ›Weizmanns Buchhandlung & Leihbibliothek‹ stand, in den Laden. Nicht ohne sich mit einem Klingeln anzukünden. So konnte sein Vater ihn an jedem Tag mit »Schalom, Samuel« begrüßen, wie es in seiner Religion üblich war.

Als Samuel 16 Jahre alt wurde, hatte sein Vater Katharina eingestellt. Sie war wenige Jahre älter als er. Die beiden verstanden sich gut. Besonders ihre Liebe zu Büchern verband sie. Hinter dem Rücken seines Vaters verlieh Samuel der Köchin heimlich Bücher, die er für wichtig hielt. Hermann Hesses ›Steppenwolf‹, den Katharina in wenigen Tagen verschlungen hatte, und Thomas Manns ›Zauberberg‹, für den sie Wochen brauchte, in denen Samuel immer neue Ausreden erfinden musste, damit sein Vater das Verschwinden nicht bemerkte.

Im Gegenzug kochte Katharina für ihn all jene Gerichte, die seine Mutter zubereitet hatte, als er ein kleiner Junge war. Unter seiner Anleitung lernte sie koscher zu kochen und auch außerhalb von Jom Kippur und Simchat Thora Samuels Lieblingsspeise, Kreplach, herzustellen. Er konnte sich nie satt essen an den gefüllten Nudeln, die auch das Lieblingsessen seiner Mutter gewesen waren.

»Kreplach!«, freute er sich auch heute, als er den Topf mit dem Salzwasser und die Pfanne mit dem Hackfleisch auf dem Herd sah.

»Du kannst deinen Vater rufen«, bat Katharina Samuel, und er sah, wie sie die ersten Nudeltäschchen mit der Füllung aus Rinderhack und Zwiebeln in das Salzwasser gleiten ließ.

Rasch brachte er den Koffer, in dem er die schmutzige Wäsche aus seiner Studentenwoche in Münster transportierte, in sein Schlafzimmer. Eigentlich war es eine Abstellkammer, doch Samuel hatte lange darum gekämpft, eine eigene Schlafstelle zu bekommen.

Als er in die Buchhandlung kam, spürte Samuel gleich, dass etwas anders war als sonst. Sein Vater saß an dem kleinen Tisch und starrte auf die Zeitschrift, die vor ihm lag.

»Vater!«, rief er erschrocken. Es dauerte eine Weile, bis sein Vater reagierte. Dann drehte er sich zu ihm und gab sich Mühe, ein Lächeln in sein Gesicht zu bringen.

»Schalom, Samuel«, sagte er. Doch Samuel ließ sich nicht so leicht beruhigen.

»Was ist los?«, wollte er wissen.

Sein Vater lehnte sich zurück. »Ich habe gerade in den alten Zeitschriften geblättert«, erklärte er. »Schau her, diese beiden Bücher sind nie bis zu uns gekommen.« Er zeigte auf einen Artikel, in dem von der Beschlagnahmung der Bücher ›Sturm auf Essen‹ und ›Barrikaden am Wedding‹ berichtet wurde.

Samuel klappte die Zeitschrift zu. »1931«, las er halblaut. »Aber das ist doch gar nicht mehr wichtig. Außerdem ist das nur Arbeiterliteratur, da ist uns sicher nichts entgangen.«

»Doch«, entgegnete sein Vater schwermütig. »Das sind die Vorboten. Warte nur, ab morgen wird es jeden Tag solche Nachrichten geben und irgendwann kommen sie auch zu uns.«